In:
Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 90, No. 01/02 ( 2022-01), p. 30-36
Abstract:
Hintergrund Bisher gibt es keine Studien, die das Pandemie bedingte
Belastungserleben von stationär im Vergleich zu ambulant tätigen Psychiatern untersucht hat. Es soll deshalb das Ausmaß der
Covid-19-Exposition, die Angst, das Belastungserleben und die Bewältigungsmöglichkeiten bei niedergelassenen Psychiatern im
Vergleich zu Ärzten in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken untersucht werden. Methode Zur Erfassung von Angst- und Belastungserleben wurden
E-Mail-gestützte Fragebögen mit 13 Items genutzt. Insgesamt wurden 105 niedergelassene Psychiater, und 73 Ärzte und Psychologen aus
vier Klinikern (inkl. Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) zwischen Anfang April bis Mitte Mai 2020 befragt. Ergebnis In ihrem Belastungserleben fühlten sich niedergelassene
im Vergleich zu Krankenhauspsychiatern häufiger stark eingeschränkt (52,4 vs. 32,9% p=0,010),
infektionsgefährdet (35,2 vs. 13,7%, p 〈 0,001) und
finanziell bedroht (24,7 vs. 6,9%, p=0,002). Der Anteil gut Informierter niedergelassener Psychiater war geringer (47,6 vs. 63,0%,
p=0,043) und der Anteil mit fehlender Schutzausrüstung höher (27,6 vs. 4,1%, p 〈 0,001). Bei gleichem COVID-19
Expositionsniveau (8,6 vs. 8,2%) berichteten niedergelassene Psychiater im Vergleich zu Krankenhaus-Psychiatern häufiger, wenn auch nicht
signifikant, große Angst (18,1 vs. 9,6%, p=0,114). Risikofaktoren für ein Angsterleben waren in beiden Gruppen das
Gefühl der Einschränkung (OR=5,52, p=0,025) und die erlebte Infektionsgefahr (OR=5,74, p=0,005). Keinen Einfluss
hatten das Expositionsniveau, die Klinik- bzw. Praxiszugehörigkeit, das Alter, das Geschlecht und andere Dimensionen des Bedrohungserlebens und des
Bewältigungsverhaltens. Diskussion Niedergelassene Psychiater fühlten sich im Vergleich zu
den Kollegen im Krankenhaus durch die COVID-19 Pandemie mehr belastet und bedroht. Das Erleben von Angst war abhängig vom Gefühl der
Einschränkung und der Expositionsgefahr, nicht jedoch von der Exposition, der Ausstattung mit Schutzmitteln. Für die
Ausprägung der Angst scheinen weniger objektive Indikatoren als das subjektive Erleben eine wichtige Rolle zu spielen.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0720-4299
,
1439-3522
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2022
detail.hit.zdb_id:
2037701-0
SSG:
2,1
SSG:
5,2
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