In:
Aktuelle Urologie, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 51, No. 01 ( 2020-02), p. 42-47
Abstract:
Hintergrund Geriatrische, multimorbide, immobile Patienten erhalten nach Harnverhalt oder bei signifikanter Restharnbildung häufig einen suprapubischen Katheter (SPK) auf Lebenszeit. Eine transurethrale Prostataoperation erscheint bei diesen Patienten einerseits zu risikoreich, andererseits wird die Chance auf die Restitution der Spontanmiktion als gering erachtet. Methode Es wurde bei 48 Patienten aus dem Zeitraum von 1/2015 und 6/2016, die ursprünglich einen SPK als lebenslange Harnableitung erhalten sollten und bei denen zusätzlich eine 180-Watt-XPS™-Greenlight-Laserung vorgenommen wurde, eine retrospektive Analyse vorgenommen. Geklärt werden sollte, wie oft und wann eine spätere Entfernung des SPKs möglich war und welche Einflussfaktoren die erfolgreiche spätere Entfernung vorhersagen. Ergebnisse Die untersuchten Patienten mit einem mittleren Alter von 75,46 Jahren hatten bei Aufnahme einen ISAR-Punktwert von 2,5 (0 – 6). Dies weist auf einen geriatrischen Handlungsbedarf hin. Die Patienten wiesen im Mittel 7,676 Diagnosen lt. Entlassungsbrief (2 – 27) und 14,85 Diagnosen (1 – 27) lt. DRG-Datensatz auf. Sie nahmen 6,77 Medikamente ein (0 – 14). Das mittlere Restharnvolumen betrug 600 (300 – 2 800) ml, das mittlere Prostatavolumen betrug 38 ccm (35 – 75 ccm). Bei 63,2 % dieser Patienten war nach einer mittleren Zeit von 52,39 Tagen (3 – 365) die Entfernung des simultan angelegten suprapubischen Katheters unter ambulanten Bedingungen möglich. Faktoren, die die erfolgreiche spätere Katheterentfernung vorhersagten, waren „geriatrische Gesichtspunkte“ wie der ISAR-Punktwert bei Aufnahme (p = 0,001), die Anzahl der Diagnosen im Entlassungsbrief (p = 0,023) und im DRG-Datensatz (p = 0,002), die Anzahl der Medikamente im Entlassungsbrief (p = 0,015), der Hilfebedarf (p = 0,001) und der Unterbringungsstatus im Heim (p = 0,008). Jede zusätzliche Medikation über den Mittelwert von 6,77 Substanzen hinaus verschlechterte die Chance auf eine erfolgreiche Katheterentfernung um 50 %). Schlussfolgerung Bei 63,2 % der ursprünglich nur für eine suprapubische Katheteranlage vorgesehenen Patienten konnte eine simultan durchgeführte 180-Watt-XPS-Greenlight-Laserung der Prostata die lebenslange Katheteranlage vermeiden. Dies hat positive Einflüsse auf die Lebensqualität, die Vermeidung von Katheterkomplikationen und nicht zuletzt die entstehenden Kosten. Faktoren, die die erfolgreiche Katheterentfernung vorhersagen, sind entgegen der Erwartung nicht urologische Messwerte wie Restharnvolumen oder Prostatagröße, sondern geriatrische Aspekte wie der ISAR-Score, die Multimorbidität oder Multimedikation. Diese sollten in eine entsprechende Therapieentscheidung Eingang finden.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0001-7868
,
1438-8820
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2020
detail.hit.zdb_id:
2038466-X
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