In:
Zeitschrift für Neuropsychologie, Hogrefe Publishing Group, Vol. 30, No. 1 ( 2019-03-01), p. 45-47
Abstract:
Zusammenfassung. Hintergrund: Patienten mit neurologischen Erkrankungen sehen sich mit einer Vielzahl motorischer und nicht-motorischer Problemlagen konfrontiert, die eine umfassende interdisziplinäre Behandlung erfordern. Hier greift die neurologische Rehabilitation. Psychologisch fundierte Interventionen bilden dabei einen wesentlichen Baustein der multimodalen und interdisziplinären Behandlung. In der klinischen Praxis fällt es jedoch oft schwer, aus der Vielzahl von Leitlinien zu ganz bestimmten Störungsaspekten konkrete Informationen für die Behandlung zu gewinnen und auf den Einzelfall anzuwenden. Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen zweier Projekte evidenzbasierte Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der neurologischen Rehabilitation entwickelt, die das gesamte interdisziplinäre Team darin unterstützen sollen, auf den Patienten individuell zugeschnittene Einzelfallentscheidungen treffen zu können. Methode: In Phase I des Entwicklungsprozesses wurde zunächst eine systematische Literaturrecherche (Schritt 1) und parallel eine bundesweite Befragung aller neurologischen Rehabilitationseinrichtungen hinsichtlich ihrer strukturellen und prozeduralen Gegebenheiten (Schritt 2) durchgeführt. In Phase II diskutierte und konsentierte ein interdisziplinäres Expertengremium die in Phase I erarbeitete erste Version der Praxisempfehlungen (Schritt 3). Ziel von Phase III war der Einbezug von Klinikern und Patienten, daher wurde die erste Version als Konsultationsfassung deutschlandweit an die leitenden Psychologinnen/Psychologen und Ärztinnen/Ärzte aller neurologischen Rehabilitationseinrichtungen versandt (Schritt 4) und in indikationsspezifischen Fokusgruppen mit Patienten diskutiert (Schritt 5). Rückmeldungen und Anmerkungen wurden abschließend in Phase IV mit dem Expertengremium abgestimmt und die Praxisempfehlungen final konsentiert (Schritt 6). Nachdem zunächst die Praxisempfehlungen für Patienten nach Schlaganfall entwickelt wurden, konnten in einem Folgeprojekt die Indikationsbereiche Multiple Sklerose und Idiopathisches Parkinson-Syndrom nach analogem Vorgehen in die Praxisempfehlungen Schlaganfall integriert werden. Ergebnisse: Inhaltlich unterscheiden die Praxisempfehlungen für die drei Indikationsbereiche zwei Hauptkomplexe: 1) Die Allgemeinen Vorbemerkungen einschließlich der strukturellen Rahmenbedingungen und Prozessanforderungen sowie 2) Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie. Letztere unterteilen sich weiter in die Teile A bis E, welche 34 für die neurologische Rehabilitation relevante Aspekte abdecken und z. T. weiter unterteilt sind in Empfehlungen zu Diagnostik, Therapie, Nachsorge sowie Anmerkungen, sodass insgesamt 191 verschiedene Empfehlungsbereiche vorliegen. Adressiert werden in den Teilen A bis E die Problemlagen in den Bereichen „Partizipation – Übergeordnete Ziele der Rehabilitation“ (Teil A), „Kognition“ (Teil B), „Affektivität und Verhalten“ (Teil C), „Risikofaktoren“ (Teil D) sowie „Spezifische Aspekte und Spezielle Problemlagen“ (Teil E). Mit einer durchschnittlichen Zustimmung von jeweils 97 % (Range Schlaganfall: 88–100 %; Range Multiple Sklerose/Idiopathisches Parkinson-Syndrom: 91–100 %) wurden die Praxisempfehlungen von leitenden Psychologen und Ärzten (= Schritt 4) weit akzeptiert. Diskussion: Damit umfassen die „Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der neurologischen Rehabilitation: Multiple Sklerose, Idiopathisches Parkinson-Syndrom und Schlaganfall“ detaillierte, evidenzbasierte und gleichzeitig breit konsentierte Empfehlungen, die individualisierte Einzelfallentscheidungen im gesamten interdisziplinären Team unterstützen können.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
1016-264X
,
1664-2902
DOI:
10.1024/1016-264X/a000248
Language:
German
Publisher:
Hogrefe Publishing Group
Publication Date:
2019
detail.hit.zdb_id:
2091184-1
SSG:
5,2
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