In:
coloproctology, Springer Science and Business Media LLC, Vol. 43, No. 5 ( 2021-10), p. 352-362
Abstract:
Die ileopouchanale Anastomose (IPAA) ist Goldstandard bei der Proktokolektomie. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die chirurgischen Ergebnisse der Operationen des Autors einschließlich Pouchüberleben und Lebensqualität über 30 Jahre zu überprüfen. Methodik Retrospektiv wurden die Krankenunterlagen von Patienten, bei denen zwischen 1986 und 2015 eine IPAA angelegt wurde, zu Früh- und Spätkomplikationen sowie Pouchüberleben ausgewertet. Mit einer Online-Befragung wurde die Lebensqualität ermittelt. Ergebnisse In einer Gruppe von 119 Patienten, von denen 84 an chronisch-entzündlichen (CED) und 35 an nicht chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Non-CED) litten, wurde in 69 % der Pouch simultan und in 31 % metachron zur Proktokolektomie angelegt. Bei 100 Patienten wurde eine Doppelstapleranastomose mit zusätzlicher Tabaksbeutelnaht durchgeführt. Bei temporärer transanaler Dekompression mittels Kathetereinlage bei allen wurde selektiv in 68 % auf eine Loop-Ileostomie (LIS) verzichtet. Dabei ereigneten sich 3 Anastomoseninsuffizienzen ohne (4,4 %), aber auch 3 mit (9,4 %) LIS. Die perioperative Morbidität des Verschlusses der Lis war mit 33,3 % beträchtlich. Im Langzeitverlauf erlitten 36 Patienten (30.5 %) revisionspflichtige Komplikationen, deren kumulative Auftrittswahrscheinlichkeit bereits nach 15 Jahren 59,1 % erreichte. Die IPAA musste deswegen bei 16 Patienten (13,6 %) aufgehoben werden, wodurch die kumulative Kontinenzerhaltung nach 15 Jahren auf 72,9 % sank. Da in 6 Fällen mit nicht korrigierbaren funktionellen Komplikationen der Pouch zur kontinenten Ileostomie (CI) konvertiert werden konnte, lag das kumulative Pouchüberleben nach 27 Jahren noch bei 81,8 %. Die Online-Befragung ergab für die Bereiche Beruf, Sport und Reisen eine signifikante Verbesserung gegenüber vor der Proktokolektomie, für das Sexualleben dagegen keine Veränderung. Jedoch erreichten die physischen, psychologischen und sozialen Scores nicht die Werte der gesunden Altersgruppe. Obwohl mehr als 90 % mit dem operativen Ergebnis zumindest zufrieden waren, gaben nur 3 von 25 keine funktionellen Verbesserungswünsche an. Schlussfolgerung Die IPAA in Doppelstaplertechnik ist auch ohne protektive LIS ein sicheres Operationsverfahren. Die Kurz- und Langzeitmorbidität ist allerdings beträchtlich, woraus ein nicht vernachlässigbares Risiko des Kontinenzverlusts resultiert. Durch Konversion zur CI bei rein funktionellen Komplikationen kann das definitive Pouchversagen deutlich verringert werden. Trotz großer subjektiver Zufriedenheit der Operierten bleibt ihre Lebensqualität objektiv kompromittiert.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0174-2442
,
1615-6730
DOI:
10.1007/s00053-021-00534-4
Language:
English
Publisher:
Springer Science and Business Media LLC
Publication Date:
2021
detail.hit.zdb_id:
2023514-8
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