In:
Zentralblatt für Chirurgie - Zeitschrift für Allgemeine, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 145, No. 02 ( 2020-04), p. 176-187
Abstract:
Einleitung Die Medikation des chirurgischen Intensivpatienten ist schwer kalkulierbar durch gestörte Organfunktionen, Organversagen, pathophysiologische Veränderungen bei schwerer Erkrankung und in der Sepsis, laufende Organersatz-, Nierenersatz- und Leberersatzverfahren sowie die unterschiedliche Pharmakokinetik/Pharmakodynamik (PK/PD) von medikamentösen Substanzen und zahlreichen Medikamenteninteraktionen. Ziel Interdisziplinäres Vorgehen im klinischen Alltag zur Optimierung sowohl der Vielfachmedikation als auch der laufenden medikamentösen Therapie von Patienten vor indizierten Operationen oder Interventionen sowie im Rahmen des peri- und postoperativen intensivmedizinischen Managements. Methode Etablierung einer „Drug Interaction Stewardship“ (DIS), analog und zeitgleich zur bereits etablierten Antibiotic Stewardship (ABS) in der Routine einer chirurgischen Intensivstation. Erweiterung des etablierten therapeutischen Drug-Monitorings (TDM) auf Standard-Antiinfektiva (Meropenem, Piperacillin-Tazobactam, Ceftazidim, Linezolid, Voriconazol, Fluconazol, Caspofungin), für die bisher kein TDM etabliert ist, an einer konsekutiven Patientenkohorte über einen definierten Zeitraum im Rahmen einer klinisch-systematischen „Single-Center“-Beobachtungsstudie (tertiäres Zentrum). Ergebnisse Im Zeitraum 01/2012 bis 08/2016 führten 1454 klinisch-pharmakologische Patientenvisiten zu 385 (26,5%) Änderungen einer vorher vom erfahrenen Intensivmediziner eingestellten medikamentösen Therapie, am häufigsten in 156 (10,7%) Fällen infolge einer neu kalkulierten PK/PD. 2333 Proben TDM ergaben in 1130 Fällen (48,4%) einen Talspiegel im gewünschten Bereich. In 427 (18,3%) Fällen war wegen eines zu niedrigen und in 776 (33,3%) Fällen wegen eines zu hohen Substanzspiegels eine Änderung der antiinfektiven Therapie nach Art, Dosis, Dosisintervall oder Applikationsart erforderlich. Schlussfolgerung DIS und TDM führen bei chirurgischen Intensivpatienten in einer hohen Rate zur Detektion von unerwünschten Medikamenteninteraktionen sowie inadäquaten Substanzspiegeln mit dem Ansatz für gezielte Therapieänderungen.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0044-409X
,
1438-9592
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2020
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