In:
Der Anaesthesist, Springer Science and Business Media LLC, Vol. 70, No. 4 ( 2021-04), p. 298-307
Abstract:
Die medikamentöse Therapie mit Sympathomimetika bildet einen Grundpfeiler der Behandlung relevanter Blutdruckabfälle, so auch der intraoperativen Hypotonie (IOH). Dieses häufige Problem ist mit Endorganschäden assoziiert, wobei Nierenversagen und eine erhöhte Rate kardiovaskulärer Komplikationen am besten dokumentiert sind. Die Datenlage verdeutlicht die Notwendigkeit, dass eine IOH schnell und konsequent therapiert werden muss. Obwohl Cafedrin/Theodrenalin (C/T) in Deutschland häufig in dieser Indikation eingesetzt wird, fehlte bislang ein Wirksamkeitsvergleich mit international verfügbaren Alternativen wie Ephedrin (E). Methoden HYPOTENS ist eine prospektive, nationale, multizentrische (53 Kliniken mit 66 operativen Abteilungen), offene, zweiarmige, nicht-interventionelle Studie zum Vergleich der Wirksamkeit von C/T und E bei der IOH-Therapie unter klinischen Routinebedingungen. Diese Studie beschreibt eine prospektiv definierte Kohorte von Patienten im Alter von ≥50 Jahren mit Komorbiditäten, deren Allgemeinanästhesie mit Propofol und Fentanyl (≥0,2 mg oder Äquivalent) eingeleitet wurde. Alle Patienten hatten intraoperativ eine therapiepflichtige IOH entwickelt und wurden nach dem jeweiligen lokalen Standard mit C/T oder E therapiert. Die primären Studienziele waren Präzision und Schnelligkeit des Blutdruckanstiegs auf einen vor der Behandlung individuell festgelegten Mindest-Zielblutdruck, ohne dabei einen relevanten Anstieg der Herzfrequenz zu verursachen. Die Therapiezufriedenheit der Anästhesisten und die Anzahl zusätzlicher Bolusinjektionen oder weiterer kreislaufstabilisierender Maßnahmen waren sekundäre Endpunkte. Ergebnisse Insgesamt 1496 Patienten wurden protokollgemäß behandelt und ausgewertet. Eine Kreislaufstabilisierung wurde mit beiden Therapieoptionen erreicht. Post-hoc-Analysen zeigen, dass der Blutdruckanstieg unter C/T ausgeprägter war und gleichzeitig weniger zusätzliche Boli der jeweiligen Substanz appliziert und zusätzliche kreislaufstabilisierende Interventionen durchgeführt werden mussten. Die Inzidenz von Tachykardien war in beiden Behandlungsgruppen vergleichbar. Unter E kam es jedoch zu einer dosisabhängigen Erhöhung der Herzfrequenz, während bei den mit C/T behandelten Patienten die Herzfrequenz stabil blieb. Die Therapiezufriedenheit der Anästhesisten war im C/T-Arm höher. Schlussfolgerung Hinsichtlich der Kreislaufstabilisierung war keine der beiden Therapieoptionen überlegen. Post-hoc-Analysen deuten darauf hin, dass C/T unter Routinebedingungen eine zielorientiertere und einfacher zu steuernde Kreislaufstabilisierung ermöglicht. Die seltener erforderlichen erweiterten Therapiemaßnahmen zur ergänzenden IOH-Korrektur stellen einen möglichen Grund für die höhere Anwenderzufriedenheit dar.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0003-2417
,
1432-055X
DOI:
10.1007/s00101-020-00877-5
Language:
English
Publisher:
Springer Science and Business Media LLC
Publication Date:
2021
detail.hit.zdb_id:
3122926-8
detail.hit.zdb_id:
1458421-9
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