In:
Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 237, No. 02 ( 2020-02), p. 180-184
Abstract:
Hintergrund Invasive Weichteilinfektionen durch Streptokokken sind schnell fortschreitende und potenziell lebensbedrohliche Infektionserkrankungen. Diese können auch das Augenlid betreffen. Aufgrund aggressiver Virulenzfaktoren und der Synthese von Exotoxinen kann es zu Komplikationen wie der periorbitalen nekrotisierenden Fasziitis (PONF) und dem Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom (STSS) kommen. Anhand von 4 Patienten mit invasiven Lidinfektionen wird das Krankheitsbild charakterisiert. Material und Methode Bei allen Patienten erfolgte eine Fotodokumentation, Bildgebung, Labor- und Abstrichdiagnostik sowie eine intravenöse antibiotische Therapie gemäß den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sowie des lokalen Infektiologieboards. Ergebnisse Bei allen Patienten wurde Streptococcus pyogenes im Abstrich kulturell nachgewiesen. Das Antibiogramm zeigte eine Sensibilität gegenüber den gängigen intravenösen Antibiotika. Das Zeitintervall zwischen Symptombeginn und Vorstellung in der Klinik betrug zwischen 2 Tagen und 1 Woche. Alle Patienten wiesen bei Aufnahme hohe systemische Entzündungsparameter auf: Pat. 1: CRP 259 mg/l, Leukozyten 20,1 Giga/l; Pat. 2: CRP 375 mg/l, Leukozyten 15,6 Giga/l; Pat. 3: CRP 378 mg/l, Leukozyten 38,7 Giga/l; Pat. 4: CRP 483 mg/l, Leukozyten 1,7 Giga/l; Normwerte: CRP 〈 5 mg/l, Leukozyten 4,4 – 11,3 Giga/l. Bei den Pat. 2 und 3 wurde aufgrund der rasch fortschreitenden Nekrosen im Bereich von Kutis und Subkutis und der systemischen Toxizität eine periorbitale nekrotisierende Fasziitis diagnostiziert. Die Pat. 3 und 4 erfüllten die Diagnosekriterien eines STSS. Die Pat. 2, 3 und 4 mussten, trotz unverzüglich begonnener intravenöser antibiotischer Therapie, mit einer Sepsis auf eine Intermediate Care Unit bzw. Intensivstation verlegt werden. Bei Pat. 3 erfolgte ein chirurgisches Wunddébridement während des Aufenthaltes. Dank eines interdisziplinären Managements (Augenheilkunde, Infektiologie, HNO, Innere und Intensivmedizin) konnten schlussendlich alle Patienten in deutlich gebessertem Allgemeinzustand aus unserer stationären Behandlung entlassen werden. Schlussfolgerung Invasive Streptokokkeninfektionen stellen eine Herausforderung im klinischen Alltag eines Ophthalmologen dar. Ein interdisziplinäres Management sowie ein sofortiger Beginn einer hochdosierten intravenösen antibiotischen Therapie sind für den Therapieerfolg entscheidend.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0023-2165
,
1439-3999
Language:
German
Publisher:
Georg Thieme Verlag KG
Publication Date:
2020
detail.hit.zdb_id:
2039754-9
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