UID:
kobvindex_VBRD-schfridakaka10soe22dsczu64
Content:
Zahlreiche Städte lehnen sich im 15. Jahrhundert gegen ihre Landesherren auf. Unter ihnen ist auch Soest. Das Kräftemessen zwischen dem selbstbewussten Erzbischof Dietrich von Moers und der gegen ihn als Landesherrn aufbegehrenden Stadt wird im Fall Soest überlagert von einem heftigen innerkirchlichen Konflikt zwischen dem Baseler Reformkonzil und den traditionalistischen Kräften der römischen Kurie mit Papst Eugen IV. an der Spitze. Es geht um die Frage, welche Struktur die Kirche künftig haben soll. Obwohl Piccolomini dringend rät, vor allem in der causa Soest einzugreifen, schaut Friedrich III. dem Geschehen mehr oder weniger tatenlos zu und setzt in den Augen seines Ratgebers so königliche Autorität und die Einheit des Reiches aufs Spiel. In diesem macht- und kirchenpolitischen Ringen auf zwei Ebenen brechen Rivalitäten auf, die Soest geschickt auszunutzen versteht, indem es jeweils eine Seite gegen die andere ausspielt und sich am Ende seine Selbständigkeit erkämpft. Hier erweist sich insbesondere der Stadtschreiber Bartholomäus von der Lake als kluger und zupackender Machtpolitiker - wenn auch nicht immer frei von Skrupeln.ŃAuf der Grundlage des historischen Befundes, wie ihn Wolf-Herbert Deus (Die Soester Fehde, Soest 1949) beschreibt, versucht das Festspiel "Das Kalkül", dies nun anschaulich werden zu lassen: Eine durch den Landesherrn angekündigte kräftige Steuererhöhung wird für Soest zum Anlass, einem drohenden Verlust weitreichender städtischer Rechte - und damit seiner Selbstbestimmtheit - durch Rebellion und Anschluss an Kleve zuvorzukommen. Auf Betreiben Dietrichs befasst sich das Reichskammergericht mit dem Fall. In der Folge fällt Soest zwar in die Reichsacht, lässt sich aber nicht in seinem Vorhaben beirren, zumal König Friedrich nicht ernsthaft im Sinne der Reichsacht eingreift. Daraufhin nimmt der Kölner Erzbischof die Sache selbst in die Hand und setzt die Stadt durch Einsatz von Soldatentrupps in der Börde und durch ein kirchliches Interdikt unter Druck.ŃZeitgleich tobt zwischen Basel, Florenz und Rom der innerkirchliche Konflikt um die Zukunft der Kirche, in dessen Verlauf in Florenz eine Todfeindschaft zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Papst in Rom, Eugen IV., entsteht, zwischen einem Anhänger des Reformkonzils und dem Exponent der Traditionalisten in Rom.ŃSoest nutzt diese Feindschaft entschlossen aus und erreicht die Unterstützung des römischen Papstes gegen Dietrich von Moers - und gegen König Friedrich. Papst Eugen hebt das Interdikt auf - und die Reichsacht gleich mit, was der König mit einem hilflosen Achselzucken hinnimmt.ŃAls letztes Mittel setzt Dietrich von Moers nun Söldner aus Böhmen ein, die Wilhelm von Sachsen ihm anbietet, um Soest endgültig in die Knie zu zwingen. Jedoch scheitert der Feldzug vor Soest's Mauern endgültig.ŃDie Theaterhandlung bewegt sich aber nicht nur auf der politischen Bühne, sondern spiegelt zugleich wider, was Menschen zu allen Zeiten bewegt, mögen diese friedlich oder kriegerisch ausgeprägt sein: Ihre kleinen oder großen Wünsche und Sorgen, Ehrgeiz und Risikobereitschaft, Siegen und Scheitern, aber auch Nickeligkeiten, Niedertracht, Tricksereien - und das Streben ebenso nach Macht wie nach Liebe und ganz persönlichem Glück. Und nicht zu vergessen: Die Zeit damals ist auch die Zeit, da Frauen selbstbewusst und selbständig werden, was nicht ohne familiäre und gesellschaftliche Turbulenzen geht.
Note:
Veranstalter: Soester Kulturforum e.V.
Language:
German
Bookmarklink