ISSN:
0514-2776
Content:
Wir versuchen aus einer Lebenslaufperspektive die Arbeitsmarktsituation älterer Personen im internationalen Vergleich und beziehen dabei sowohl Frühverrentung als auch Arbeitslosigkeit ein. Zentrale Hypothese unserer Analyse ist, dass die Wirkung von Sozialpolitik auf die Beschäftigungschancen Älterer nicht einheitlich ist, sondern von der individuellen vorangegangenen Erwerbsbiografie abhängt. Datengrundlage ist der "Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe", insbesondere die Lebenslaufdaten der dritten Welle (SHARELIFE, 2008/09) aus zwölf europäischen Ländern. Unsere Analysegruppe sind männliche Befragte ab 50 Jahren. Als kontextuelle Faktoren beziehen wir isntitutionelle Frühverrentungsanreize sowie Kündigungsschutzregelungen ein. Um Interaktionseffekte zwischen sozialpolitischen und individuellen Charakteristika zu schätzen, verwenden wir Mehrebenen-Regressionen. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Mechanismen für Arbeitslosigkeit und Frührente. Unterschiede im Arbeitslosigkeitsrisiko Älterer sind vor allem auf individuelle Faktoren zurückzuführen; Personen mit vormals instabilen Erwerbsverläufen und atypischer Beschäftigung sind besonders betroffen. Das Gegenteil trifft auf Frühverrentung zu: Personen mit stabilen Erwerbskarrieren in regulärer Beschäftigung weisen hierfür eine höhere Wahrscheinlichkeit auf. Dieser Zusammenhang wird durch generöse Frühverrentungsmöglichkeiten zusätzlich verstärkt. Strikte Kündigungsschutzregelungen erhöhen dagegen die Beschäftigungswahrscheinlichkeit von Personen mit stabilen Erwerbsverläufen, allerdings nur, wenn die institutionalisierten Frühverrentungsanreize dem nicht entgegenwirken.
In:
Zeitschrift für Sozialreform, Berlin : De Gruyter Oldenbourg, 1955, 61(2015), 4, Seite 379-402, 0514-2776
In:
volume:61
In:
year:2015
In:
number:4
In:
pages:379-402
Language:
German
Author information:
Möhring, Katja
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