ISSN:
0941-3790
Content:
Ziel: Epidemiologie ist die Grundlagenwissenschaft von Public Health und Versorgungsforschung und soll qualitativ hochwertige wissenschaftliche Evidenz für die Prävention und Gesundheitsversorgung liefern. Geschlecht als soziale wie biologische Strukturkategorie der Bevölkerung spielt eine zentrale Rolle bei der Analyse epidemiologischer Fragestellungen. Welche Erfahrungen, Einstellungen, Bedürfnisse und Bedarfe hinsichtlich geschlechtersensibler Forschung die Forschenden selbst haben, ist bislang kaum untersucht. Diese Fragen waren Gegenstand einer Befragung von Epidemiologinnen und Epidemiologen in Deutschland, deren Ergebnisse berichtet werden. Methodik: Es wurde ein online-Survey unter Mitgliedern der deutschen epidemiologischen Fachgesellschaften durchgeführt und deskriptiv ausgewertet. Ergebnisse: Von den 276 Teilnehmenden (Responserate 24,6%) waren 64% weiblich, drei Viertel waren im Wissenschaftsbereich täig. Rund 70% haben Erfahrungen mit geschlechtersensibler Forschung, 83% äußerten ein mögliches Interesse, sich in Zukunft damit zu beschäftigen. Als wichtige Themen wurden das Zusammenwirken von Geschlechteraspekten mit anderen Faktoren sozialer Ungleichheit sowie der Berücksichtigung von Geschlecht in den Phhasen des Forschungsablaufs gesehen. Im Hinblick auf Erfahrungen und Bedarfe zeigten Frauen und jüngere Teilnehmende höhere Werte. Für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema wurden vor allem Workshops auf den Jahrestagungen der Fachgesellschaften sowie online verfügbare Imformationsmaterialien als wichtig erachtet. Schlussfolgerung: Bei einer niedrigen Responserate kann eine für die Fragestellung positive Selektion nicht ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass viele Epidemiologinnen und Epidemiologen an geschlechtersensibler Forschung interessiert sind und auch entsprechende eigene Erfahrungen haben. Eine kleinere Gruppe ist weniger interessiert. Weitere Qualifizierung und die Einbindung der Forschungsförderung und der Fachgesellschaften können zur Stärkung der Geschlechtersensibilität in der epidemiologischen Forschung national wie international beitragen.
In:
Das Gesundheitswesen, Stuttgart : Thieme, 1992, 78(2016), 7, Seite 460-466, 0941-3790
In:
volume:78
In:
year:2016
In:
number:7
In:
pages:460-466
Language:
German
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