In:
Das Gesundheitswesen, Georg Thieme Verlag KG, Vol. 83, No. 05 ( 2021-05), p. 357-362
Kurzfassung:
Hintergrund Seit 2011 müssen dem Robert Koch-Institut (RKI) nach dem
Infektionsschutzgesetz (IfSG) regelhaft nur noch labordiagnostisch bestätigte Norovirus (NoV)-Gastroenteritisfälle, nicht aber z. B. klinisch-
epidemiologische gemeldet werden, weshalb sich die ohnehin schon bestehende Untererfassung von NoV-Fällen in Deutschland deutlich verstärkt haben dürfte.
Fragestellung Um das Ausmaß der Untererfassung zu diskutieren, wird in diesem Beitrag fallbeispielhaft dargestellt, inwieweit bei Gastroenteritisausbrüchen in
Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen überhaupt labordiagnostische Nachweise zur Klärung des Infektionsauslösers erfolgen. Interessant für die
Abschätzung der arbeitsmedizinischen Bedeutung von NoV-Gastroenteritis ist auch der Anteil des erkrankten Personals. Material und Methoden Von allen pseudonymisierten
Gastroenteritis-Ausbruchsdaten, die 2 lokalen Gesundheitsämtern zwischen 2011 und 2015 gemeldet wurden, wurde retrospektiv der Anteil labor-diagnostisch
bestätigter NoV-Ausbrüche und -Fälle einschließlich gemeldeter Beschäftigter in Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen (Altenpflegeheime,
Kindertagesstätten, Schulen) errechnet. Ergebnisse Es wurde nur bei wenigen Gastroenteritisausbrüchen in
Kindertagesstätten eine ätiologische Erregerabklärung durchgeführt, weshalb nur 6% und weniger als NoV-Ausbrüche klassifiziert werden konnten. In
Altenpflegeheimen wurde rund die Hälfte der Ausbrüche NoV-klassifiziert, in Krankenhäusern fast alle. Beschäftigte machten bei NoV-Ausbrüchen bis zu 23% der
Erkrankten aus. Schlussfolgerungen Der geringe Umfang labordiagnostischer Untersuchungen
bei Gastroenteritisausbrüchen in Kindertagesstätten und Schulen impliziert eine erhebliche Anzahl an versteckten NoV-Fällen. Aufgrund des Anteils infizierter
Beschäftigter in Ausbrüchen sollten NoV auch als arbeitsmedizinische Fragestellung stärker in den Fokus gerückt werden. Weitere, größer angelegte
Prospektivstudien sind erforderlich, um diese ersten Erkenntnisse empirisch zu untermauern.
Materialart:
Online-Ressource
ISSN:
0941-3790
,
1439-4421
Sprache:
Deutsch
Verlag:
Georg Thieme Verlag KG
Publikationsdatum:
2021
ZDB Id:
1101426-X
SSG:
20,1
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