In:
Global Change Biology, Wiley, Vol. 28, No. 13 ( 2022-07), p. 3998-4012
Kurzfassung:
Jüngste Klima‐ und Landnutzungsänderungen haben erhebliche Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, wie z. B. Populationsrückgänge, Verlagerung von Verbreitungsgebieten sowie Veränderungen in der Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften. Nur wenige Studien bisher haben diese Auswirkungen auf unterschiedliche Taxa verglichen, insbesondere in Ermangelung an standardisierten Zeitreihendaten über lange Zeiträume. Vorhandene Datensätze sind räumlich und zeitlich oft wenig umfangreich, was Rückschlüsse, die aus solchen Studien gezogen werden können, einschränkt. Hier vergleichen wir klimatisch und landnutzungsbedingte Vorkommensänderungen bei Schmetterlingen, Heuschrecken und Libellen anhand eines umfangreichen Datensatzes mit sehr heterogenen Beobachtungsdaten, die in der mitteleuropäischen Region Bayern (Deutschland) über einen Zeitraum von 40 Jahren gesammelt wurden. Anhand von Occupancy‐Modellen stellten wir fest, dass die Occupancy (Anteil der von einer Art besetzten Standorte pro Jahr) bei 37% der Arten abnahm, bei 30% zunahm und bei 33% keinen signifikanten Trend zeigte. Schmetterlinge und Heuschrecken wiesen mit jeweils 41% der Arten die stärksten Rückgänge auf. Dagegen nahmen 52% der Libellenarten zu. Temperaturpräferenz und Habitatspezifität scheinen die wichtigsten Faktoren für die Trendentwicklungen der Arten zu sein. Wir zeigen, dass kälteangepasste Arten in allen Taxa zurückgingen, während wärmeangepasste Arten zunahmen. Darüber hinaus nahmen bei Schmetterlingen Lebensraumspezialisten ab, während Generalisten zunahmen oder stabil blieben. Unsere Ergebnisse deuten auf starke und konsistente Auswirkungen der Klimaerwärmung auf alle untersuchten Insektentaxa hin. Der Rückgang von Schmetterlingsspezialisten (im Gegensatz zu den semiaquatischen Libellen, bei denen sowohl Generalisten als auch Spezialisten zunahmen) könnte auf eine Bedrohung in terrestrischen Lebensräumen hindeuten, da das Vorkommen insbesondere von Schmetterlingsspezialisten hauptsächlich von der Lebensraumqualität und ‐fläche abhängt. Beides hat sich in den letzten Jahrzehnten in aquatischen Lebensräumen verbessert, nicht jedoch in terrestrischen Lebensräumen. Unsere Studie veranschaulicht, warum diese Taxa in der Vergangenheit unterschiedliche Trends aufwiesen, und wie wir die nachteiligen Auswirkungen anthropogener Aktivitäten auf ihre Vielfalt in Zukunft abmildern können.
Materialart:
Online-Ressource
ISSN:
1354-1013
,
1365-2486
Sprache:
Englisch
Verlag:
Wiley
Publikationsdatum:
2022
ZDB Id:
2020313-5
SSG:
12
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