Zusammenfassung
Eine 54-jährige Patientin wurde zur weiteren Abklärung deutlich gesteigerter Östradiolwerte (>4300 pg/ml) vorgestellt. Aufgrund der erhöhten Werte wurde bereits extern eine beidseitige Adnexektomie durchgeführt, welche jedoch ein unauffälliges histopathologisches Ergebnis erbrachte. Auch in der postoperativen Kontrolle waren die Östradiolwerte weiterhin unverändert hoch. Die übrigen Hormonparameter (Anti-Müller-Hormon, Inhibin B, Östron, Dehydroepiandrosteron) waren altersentsprechend niedrig, was auch dem klinischen Bild entsprach (klimakterische Symptome). In der Annahme, dass hier möglicherweise eine Kreuzreaktivität gegen irreguläre Antikörper vorliegen könnte, veranlassten wir eine Kontrolle mit aus dem Schaf gewonnenen Antikörpern. Diese ergab einen unauffälligen Östradiolspiegel (<5 pg/ml). Mithilfe eines Fluoreszenzenzymimmunoassays konnten auch in der Tat die irregulären Antikörper bestätigt werden.
Bei klinisch implausiblen Werten macht es daher durchaus Sinn, zunächst das jeweilige Testsystem zu prüfen, bevor unnötige therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden.
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Segerer, S.E. Der rätselhafte Fall. J. Gynäkol. Endokrinol. CH 23, 31–32 (2020). https://doi.org/10.1007/s41975-020-00128-1
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