Andreas Steinhöfel

Mächtig Zoff zwischen Rico und Oskar

13:33 Minuten
Portät des Autoren Andreas Steinhöfel
Seine Grundidee war, einem hochbegabten Kind einen "kleinen Deppen" an die Seite zu geben, sagt der Schriftsteller Andreas Streinhöfel über die "Rico und Oskar"-Serie. © picture alliance / SuccoMedia / Franco Gulotta
Andreas Steinhöfel im Gespräch mit Andrea Gerk · 01.10.2020
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In "Rico, Oskar und das Mistverständnis" inszeniert Andreas Steinhöfel einen Streit der Freunde: Rico ist verliebt, Oskar fühlt sich vernachlässigt, alle möglichen Gefühle sind im Spiel. "Kinderliteratur ist auch eine Wunschwelt", sagt der Autor.
Wenn ein neuer Band mit dem tiefbegabten Rico und seinem hochbegabten Freund Oskar erscheint, dürfte in vielen Haushalten mit Kindern der Jubel groß sein. Schließlich konnte die Buchreihe mittlerweile über 1,6 Millionen Exemplare verkaufen und auch die Verfilmungen sind erfolgreich.
Und obwohl "Rico, Oskar und das Missverständnis" bereits der fünfte Teil der Reihe ist, ist ihr Autor Andreas Steinhöfel vor der Veröffentlichung trotzdem aufgeregt. Vor allem, weil es für ihn schwer gewesen sei, dem Freundschaftsthema noch einen neuen Aspekt abzugewinnen. Und ob das wirklich funktioniert habe, den Humor und das Zeitgefühl der Kinder zu treffen, sei vorher nie ganz klar.
Der neue Aspekt, den Steinhöfel gefunden hat, ist ein großer Streit zwischen den Freunden. Dieser entzündet sich darin, dass Rico sich verliebt und Oskar sich deshalb vernachlässigt fühlt. Über diesen Konflikt wird erklärt, dass es verschiedene Arten von Gefühlen gegenüber anderen Menschen gibt.

Die ersten Versionen der Reihe klangen sehr herablassend

Die Reihe um Rico und Oskar ist heute unglaublich erfolgreich. Dabei ist sie eigentlich nur aus einem gescheiterten Konzept entstanden, wie Steinhöfel sich erinnert:
"Die Grundidee war, etwas über ein hochbegabtes Kind zu schreiben und dem dann einen kleinen Deppen an die Seite zu geben. Ich sage das bewusst abwertend, denn das ist das, was herausgekommen ist, als ich versucht habe, das so zu schreiben.
Das hat gar nicht funktioniert, weil es zu herablassend wurde, egal wie ich es gedreht und gewendet habe. Und dann hab ich halt gedacht okay, wie fühlt sich denn der kleine Depp, wenn alle ihn für einen kleinen Deppen halten, und bin in den rein geschlüpft? Und dann hat es auf einmal fantastisch funktioniert."
Denn auch tiefbegabte Menschen seien eben denkende, fühlende und tief empfindende Wesen, wie jeder andere auch. Diese würden wahrnehmen, dass die Welt auf sie herunterschaut, wie die Großen das eh schon auf die Kleinen täten, nur eben in diesem Fall noch einmal ganz besonders. Und die Herausforderung sei gewesen, genau das zu brechen, so Steinhöfel.

Eine Wunschwelt für Kinder

Außerdem gehe es ihm darum zu zeigen, dass auch Kinder berechtigte Interessen und Anliegen hätten und nicht immer nur klein beigeben müssen. Etwas, das in der realen Welt zwar oft schwer zu realisieren sei, aber den Kindern trotzdem Möglichkeiten zeige:
"Deswegen ist natürlich in dem Fall Kinderliteratur auch eine Wunschwelt, die sich Kindern eröffnet. Die lieben Rico ja auch deshalb so sehr, weil er Erwachsenen die Stirn bietet. Und natürlich soll das auch Mut machen, das selber zu tun. Aber ich weiß aus eigener Kindheitserfahrung, dass das manchmal absolut nicht zu leisten ist. Oder dass du, wenn du’s leistest, dann danach dafür doppelt eine drauf kriegst."

Andreas Steinhöfel: "Rico, Oskar und das Mistverständnis"
Carlsen Verlag
336 Seiten, 16 Euro

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