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Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus von Petrarca bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts

2019
978-3-8233-9199-9
Gunter Narr Verlag 
Francesco Furlan
Gabriel Siemoneit
Hartmut Wulfram

Die Emigration aus politischen, wirtschaftlichen oder beruflichen Gründen und Auslandsaufenthalte aufgrund von Studienreisen oder aus Abenteuerlust bilden einen breiten, bis heute von vielen Intellektuellen geteilten Erfahrungsschatz, der zu Anfang der Frühen Neuzeit in vielfältiger und oft paradigmatischer Weise reflektiert wurde. Der vorliegende Band konzentriert sich daher auf Autoren der frühen Renaissance von Petrarca bis um ca. 1530, wobei weniger die historisch-biographische Rekonstruktion individueller Schicksale im Vordergrund stehen soll, sondern die literarische Vorstellungswelt und die verschiedenen Formen, in denen Exil und Heimatferne im Spannungsfeld zwischen ,Realität', selffashioning und antiker Tradition thematisiert wurden.

Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus von Petrarca bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts L’esilio e la lontananza dalla patria nella letteratura umanistica dal Petrarca all’inizio del Cinquecento herausgegeben von Francesco Furlan, Gabriel Siemoneit und Hartmut Wulfram Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus Herausgegeben von Thomas Baier, Wolfgang Kofler, Eckard Lefèvre und Stefan Tilg 30 Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus von Petrarca bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts L’esilio e la lontananza dalla patria nella letteratura umanistica dal Petrarca all’inizio del Cinquecento herausgegeben von Francesco Furlan, Gabriel Siemoneit und Hartmut Wulfram © 2019 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de E-Mail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISSN 1615-7133 ISBN 978-3-8233-8199-0 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 9 I. 17 37 61 II. 81 99 119 III. 139 159 Inhalt Hartmut Wulfram (Wien) Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursprünge im Trecento / Le origini nel Trecento Enrico Fenzi (Genova) Exul o peregrinus? L’esilio petrarchesco come arte della fuga . . . . . . . . . . . Philippe Guérin (Université Paris-Sorbonne Nouvelle) Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio . . . . . . . . . . . . . . . Piotr Salwa (Roma) «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio, e gli inizî della novella italiana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florenz: Cosimo de’ Medici und Filelfo / Firenze: Cosimo de’ Medici e il Filelfo David Marsh (Rutgers, New Brunswick) Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jeroen De Keyser (KU Leuven) Exiled from the Cradle of Humanism. Francesco Filelfo’s Commentationes Florentinae de Exilio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Barbara Kapeller (Wien) Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus. Mordanschlag und Exil in Francesco Filelfos Satyra 5, 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Italiener im italienischen Exil / Altri italiani in esilio in Italia Francesco Furlan (C.N.R.S., Paris) In familiæ patriæque absentia ossia D’illegittimità e sradicamento nell’Alberti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antonietta Iacono (Napoli) Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni . . . . . . . . . . . . . . . . 183 195 217 227 IV. 247 275 289 317 V. 339 361 Burkhard Krieger (Leipzig) Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo. Das ‚gefühlte Exil‘ Ludovico Emilio Boccabellas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Boris Dunsch (Marburg) Plutarchus exilium nostrum solatus est. Angelo Barbatos lateinische Übersetzung von Plutarchs Περὶ φυγῆς (1516) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Davide Canfora (Bari) Politica, esilio e ‹viaggio› culturale. L’esperienza del Machiavelli . . . . . . . . Claudia Schindler (Hamburg) Tröstende Wissenschaft? ‚Exil‘ und ‚Heimatferne‘ in Scipione Capeces Lehrgedicht De principiis rerum (1546) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Italiener jenseits der Alpen / Italiani Oltralpe Hartmut Wulfram (Wien) Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé: Wie Poggio Bracciolini nördlich der Alpen die Antike wiederfindet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefano Pittaluga (Genova) Callimaco Esperiente esule in Polonia e i suoi Carmina . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt Smolak (Wien) Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tobias Dänzer (Würzburg) Briefe aus Deutschland. Giannantonio Campanos literarische Konstruktion des Exils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Byzantiner in Italien / Bizantini in Italia Christian Gastgeber (Wien) Kulturvermittler im Exil. Byzantiner im Westen im Angesicht des Unterganges ihrer Heimat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monica Centanni (Venezia) Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt 385 423 VI. 445 459 479 499 VII. 523 545 553 567 579 Giuseppe Germano (Napoli) Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hélène Casanova-Robin (Université Paris-Sorbonne) Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ‚Zentraleuropäische‘ Humanisten und ihre Erfahrungen / Umanisti dell’‚Europa centrale‘ e loro esperienza Thomas Gärtner (Köln) Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie durch autobiographische Raumstrukturen. Zu den Amores des Konrad Celtis . . . Thomas Baier (Würzburg) Heinrich Bebel in Ingstetten. Die Heimat als Exil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Felix Mundt (Berlin) Die Fremde als Heimat. Reisen und geistige Heimat in Erasmus’ Epist. 296 und in den Briefen Petrarcas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laurence Bernard-Pradelle (Limoges) Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585): Entre traumatisme originel et création sublimée . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ungewöhnliche Reisen / Viaggi inconsueti Pasquale Sabbatino (Napoli) Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Robert Wallisch (Vienna) I nuovi mondi di Colombo e Vespucci . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhold F. Glei (Bochum) Äußere und innere Entfremdung: Der Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum des Georgius de Hungaria OP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rafael Moreira (Lisbonne) Diogo Pires (1517-1599), poète et humaniste juif de la Renaissance portugaise en exil à Raguse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Index nominum selectus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Inhalt Einleitung Hartmut Wulfram (Wien) Der staatlich sanktionierte Ausschluss aus der ‚Heimat‘, das ‚Exil‘ im engeren Sinne, ist ein Schicksal, das zu Anfang der Frühen Neuzeit nicht wenige expo‐ nierte Persönlichkeiten ereilte und von den Humanisten als ‚Männern des Wortes‘ auf vielfältige und oft paradigmatische Weise reflektiert bzw. fingiert wurde. Bei genauerer Betrachtung gilt es freilich die unterschiedlichen Ausprä‐ gungen und rechtlichen Konsequenzen der jeweiligen Verbannung zu differen‐ zieren, und sind die Grenzen zu anderen Formen von Heimatferne, wenigstens partiell und / oder der artikulierten Wahrnehmung nach, durchaus fließend. Ohne Anspruch auf systematische Vollständigkeit (im konkreten Einzelfall ist ohnehin mit Überlappungen zu rechnen) mag hier vorab die große Bandbreite historischer, soziologischer und psychologischer Konstellationen sowie das da‐ raus resultierende Potential literarischer Narrative umrissen werden. Heimat‐ ferne oder Exil im weiteren Sinne kann demnach politisch, kriegerisch, juris‐ tisch, wirtschaftlich, ‚beruflich‘, gesundheitlich oder sonst wie (mehr oder weniger) erzwungen sein, ein Individuum betreffen oder gleich ganze Familien, Religionsgemeinschaften und Volksgruppen, eine Existenz fern vom ‚ange‐ stammten Lebensraum‘ wird aber auch bisweilen (mehr oder weniger) selbst‐ bestimmt gewählt, sei es weil sie ein Entkommen aus unliebsamen persönlichen Verhältnissen verspricht, die vom Liebeskummer über öffentliche Scham bis hin zur Steuerlast reichen, sei es aus wissenschaftlichem, meist geographisch-eth‐ nologischen Erkenntnisdrang, religiösen Gründen (Pilgerfahrt) oder aus purer Reise- und Abenteuerlust. Unabhängig davon, ob dies von den beteiligten Ak‐ teuren ursprünglich so geplant war oder nicht, kann Heimatferne desweiteren auf lebenslange, ja generationenübergreifende Dauer angelegt sein (Auswan‐ derung) oder sich als nur von vorübergehender Natur erweisen, d. h. eine be‐ grenzte Anzahl von Wochen, Monaten, Jahren umfassen, und ‒ mehr oder we‐ niger selbsttherapeutisch ‒ zur inneren wie äußeren Abgrenzung gegenüber der neuen Umgebung und Vergewisserung der eigenen Identität führen oder aber umgekehrt zu kulturellen Assimilationsprozessen bis hin zur schrittweisen Los‐ 1 Aus dem Pool zahlreicher neuerer Publikationen zu diesem Themenkomplex seien etwa hervorgehoben: Andreas Bihrer / Sven Limbeck / Paul Gerhard Schmidt (Hgg.): Exil, Fremdheit und Ausgrenzung in Mittelalter und früher Neuzeit, Würzburg 2000; Her‐ mann Wiegand: Hodoeporicon, in: Harald Fricke (Hg.): Reallexikon der deutschen Li‐ teraturwissenschaft, Bd. 2, Berlin / New York 2000, 62‒64; George Hugo Tucker. Homo viator. Itineraries of Exile: Displacement and Writing in Renaissance Europe, Genève 2003; Domenico Defilippis: Modelli e forme del genere corografico tra Umanesimo e Rinascimento, in: Astrid Steiner-Weber (Hg.): Acta Conventus Neo-Latini Upsaliensis. Proceedings of the Fourteenth International Congress of Neo-Latin Studies (Uppsala 2009), Leiden / Boston 2012, 25‒79; Doerte Bischoff / Susanne Komfort-Hein: Einleitung: Literatur und Exil. Neue Perspektiven auf eine (historische und aktuelle) Konstellation, in: dies. (Hgg.): Literatur und Exil. Neue Perspektiven, Berlin / Boston 2013, 1‒19; David Marsh: The Experience of Exile Described by Italian Writers. From Cicero Through Dante and Machiavelli Down to Carlo Levi, Lewiston (NY) / Lampeter (UK) 2014; Andrea Voß: Reisen erzählen. Erzählrhetorik, Intertextualität und Gebrauchsfunktionen des adligen Bildungsreiseberichts in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2016; Doerte Bischoff / Susanne Komfort-Hein (Hgg.): Handbuch Literatur & Transnationalität, Berlin / Boston (angekündigt für Oktober 2018). lösung von dem, was man einst als das eigene Land, Staat, Volk, die eigene Sprache und Familie erachtete. 1 Die im vorliegenden Band versammelten Beiträge, die auf eine internationale Tagung zurückgehen, die vom 18. bis 21. Oktober 2016 an der Universität Wien stattfand, bewegen sich in dem soeben skizzierten, semantisch weiten Feld von Exil und Heimatferne. Schwerpunktmäßig nehmen sie die lateinische Literatur des Quattrocento (15. Jh.), wenn man so will: das ‚heroische Zeitalter‘ des itali‐ enischen Renaissance-Humanismus in den Blick, ergänzend und zur wechsel‐ seitigen Beleuchtung sind aber auch die beiden rahmenden Jahrhunderte (14. und 16. Jh.), humanistische Autoren, die nicht aus Italien stammen, sowie volks‐ sprachige und spätbyzantinische Texte gebührend repräsentiert. Der berühmte, noch ganz dem Mittelalter zugehörige Exilant Dante Alighieri wurde dagegen ebenso gezielt ausgeklammert wie später am anderen Ende des Zeitfensters die nicht unbeträchtliche Zahl an Intellektuellen, deren Migrationen primär auf dem konfessionellen Gegensatz von Katholiken und Protestanten beruhte. Obgleich bei den meisten der behandelten Prosaautoren und Dichtern einschlägige auto‐ biographische Erfahrungen zugrunde liegen, ging es den Organisatoren / He‐ rausgebern nicht in erster Linie darum, das historische Substrat zu rekonstru‐ ieren, sondern die kreativen Impulse, ideengeschichtlichen Vorstellungen und literarischen Diskursformen auszuloten, die Exil und Heimatferne im Wechsel‐ spiel von Fakten und Fiktionen, Selbst- und Fremdbeobachtung, Theorie und Praxis, zeitgenössischer Lebenswelt und der Tradition antiker Texte und Exempla (vor allem römischer, aber auch griechischer und biblisch-christlicher) jeweils entfalteten. Die insgesamt 28 Aufsätze von Forscherinnen und Forschern 10 Hartmut Wulfram aus acht Ländern, verfasst in den vier Wissenschaftssprachen Deutsch, Italie‐ nisch, Französisch und Englisch (in abnehmender Reihenfolge), wurden, um dem Leser eine bessere Orientierung zu gewährleisten, in sieben Sektionen un‐ tergliedert. Die erste Sektion „Ursprünge im Trecento“ zeigt, wie sich der „Vater des Hu‐ manismus“ Francesco Petrarca in verschiedenen Gattungen und Kontexten, mit christlichen, odysseischen und stoischen Konnotationen, bald als Heimatloser, peregrinus ubique, bald als autonomer Kosmopolit, mundanus, ein Profil gab (siehe die Beiträge von Enrico Fenzi und Philippe Guérin) und wie sein jüngerer Freund Giovanni Boccaccio und zwei von dessen Epigonen mutatis mutandis den ‚heterotopischen‘ Rahmen ihrer Novellensammlungen als narrativen Frei‐ raum nutzten (Piotr Salwa). Die zweite Sektion umfasst ebenfalls drei Beiträge und wendet sich mit Cosimo de’ Medici und Francesco Filelfo zwei mit Blick auf unsere Thematik herausragenden politischen Antagonisten zu. Während pro‐ mediceische Autoren in Briefen und Proömien zu plutarchischen Viten antiker Exilanten Cosimos geduldiges Ausharren außerhalb von Florenz (1433‒1434) heroisch überhöhten, thematisierte der versierte Literat Filelfo die postwendend erfolgte Verbannung der antimediceischen Fraktion (ab 1434) in Form von ver‐ bitterten Briefen, eines gelehrten moralphilosophischen Dialogs de exilio und einer beißenden Hexametersatire, in der Cosimo vorgeworfen wird, Filelfo selbst noch im vermeintlich sicheren Sienesischen Asyl nach dem Leben zu trachten (David Marsh, Jeroen De Keyser, Maria Barbara Kapeller). Die dritte und mit sechs Beiträgen umfassendste Sektion „Weitere Italiener im italienischen Exil“ wirft weiteres Licht auf die polyzentrische Staatenwelt der Halbinsel, innerhalb derer der Aufenthalt in der Fremde, von der Vielfalt an Dialekten einmal abgesehen, keinen grundlegenden Sprachwandel mit sich brachte (die okzidentale res publica litterarum war im behandelten Zeitraum ohnehin durch ihre lateinische Kultur vereint). Leon Battista Alberti, als illegi‐ timer Spross einer exilierten Florentiner Kaufmannsfamilie gleich doppelt ex‐ kludiert, entwickelt nach Aufhebung der Schranken ein zunehmend distan‐ ziertes Verhältnis zu den väterlichen Ursprüngen (Francesco Furlan), die beiden Epigrammatiker Porcelio de’ Pandoni (Antoinetta Iacono) und Ludovico Emilio Boccabella (Burkhard Krieger) schließen sich stark an Ovids Tristien und Epis‐ tulae ex Ponto an und schildern mit satirischen, panegyrischen und elegischen Elementen ihr wirkliches bzw. stilisiertes Exil in Mailand und Bologna, der Emi‐ grant Angelo Barbato übersetzt Plutarchs einschlägigen Traktat Περὶ φυγῆς (De exilio) elegant ins Lateinische und versieht ihn mit einem die schwierige per‐ sönliche Situation reflektierenden Widmungsbrief an Papst Leo X. (Boris Dunsch), während erst berufliche und politisch erzwungene Dislozierungen den 11 Einleitung ‚Politiker‘ Niccolò Machiavelli zum Literaten machen (Davide Canfora) und sich der Napoletaner Scipione Capece über sein Exil im nahen Salerno durch intel‐ lektuelle Betätigung hinwegtröstet, genauer: die Abfassung eines philoso‐ phisch-naturwissenschaftlichen Lehrgedichts samt autobiographischem Finale (Claudia Schindler). Die vierte Sektion fasst vier Beiträge zusammen, die untersuchen, mit wel‐ chen stereotypen Denkfiguren bzw. auf wessen literarischen Fußspuren nam‐ hafte Quattrocento-Humanisten persönliche oder imaginierte Erlebnisse im ‚barbarischen‘ Ausland nördlich Italiens beschrieben haben. Der Epistolograph Poggio Bracciolini zeigt sich in seiner Wahrnehmung bzw. Erzählung so sehr von den studia humanitatis konditioniert, dass er der Antike ‚tausend‘ Jahre nach ihrem Ende selbst am Bodensee auf Schritt und Tritt begegnet (Hartmut Wulfram), der vom Vatikan verfolgte Filippo Buonaccorsi alias Callimachus Ex‐ periens feiert als kosmopolitisch gewendeter Ovid die geistige Freiheit und eine neue Liebe in Polen (Stefano Pittaluga) und der Elegiker Angelo Poliziano ge‐ steht im Umgang mit dem moribunden Ovid den unzivilisierten Schwarzmeer‐ völkern sogar ein größeres Maß an humaner Pietät zu als den antiken Römern (Kurt Smolak). In ebenfalls stark ovidisch inspirierten Epigrammen, Elegien und Briefen, die auch vor chauvinistisch anmutenden Invektiven nicht haltmachen, werden dagegen Mensch und Natur in deutschen Landen von Giannantonio Campano, der sich so nach Italien ‚zurückschreibt‘, geradezu perhorresziert (K.S., Tobias Dänzer). Mit dem brain drain spätbyzantinischer Gelehrter nach Italien vollzieht die fünfte Sektion unseres Bandes einen erneuten Perspektivenwechsel. Griechi‐ sche Emigranten machten ‒ je nach Interessenlage der sie Aufnehmenden ‒ wechselhafte Erfahrungen durch, sei es als Vermittler antiker Sprache und Kultur, kritisch beäugte Fremdgläubige und Konvertiten oder bei ihren ver‐ zweifelten Versuchen, den Westen zum militärischen Eingreifen gegen die Türken zu bewegen (Christian Gastgeber). Der neuplatonische Philosoph Ge‐ orgios Gemisthos Plethon, dessen Gebeine 1465 symbolhaft von Mistra nach Rimini überführt wurden, vermochte auch dank seines zum Katholizismus über‐ getretenen Schülers Kardinal Bessarion wichtige Fundamente für die prisca the‐ ologia der Florentiner Akademie zu legen (Monica Centanni). Das Trauma von Flucht und Vertreibung führt im poetischen Werk des sozial gut integrierten Manilius Cabacius Rallo gleichwohl zu emotionalem Selbstausschluss von Liebe, Fest und Dichterruhm (Giuseppe Germano), während sein ebenfalls auf Latein dichtender Freund Michael Marullus, der sein idealisiertes Vaterland selbst gar nicht gekannt hat, die Exilthematik zu raffinierten Konstruktionen griechischer 12 Hartmut Wulfram und autobiographischer Identität nutzt und mit philosophischen Reflexionen verbindet (Hélène Casanova-Robin). Mit dem Überschwappen des Humanismus über Italiens Grenzen wurde in ‚Zentraleuropa‘ natürlich auch der humanistische Diskurs bezüglich Exklusion und Heimatferne unter veränderten geographischen und politischen Rahmen‐ bedingungen fortgeschrieben, wie unsere sechste Sektion illustriert. Der „deut‐ sche Erzhumanist“ Konrad Celtis gibt der römischen Liebeselegie eine neue Richtung, indem er sich, im Uhrzeigersinn seine landesgeschichtliche Germania illustrata vorbereitend, vier Liebschaften im Osten, Süden, Westen und Norden des Reiches ausmalt (Thomas Gärtner), und der Poetikprofessor Heinrich Bebel kehrt, durch die Pest genötigt, in die bildungsferne Provinz seiner Kindheit zu‐ rück, die er vorromantisch ‚bukolisiert‘, paradoxerweise aber auch als ihm fremd gewordenes Exil empfindet (Thomas Baier). Nicht minder eng ist Erasmus das Klosterdasein im heimischen Holland geworden, dem der sich zum alter Hiero‐ nymus stilisierende vir trilinguis ein internationales Wanderleben im ständigen Austausch mit Gleichgesinnten vorzieht (Felix Mundt), und Marc-Antoine Muret, vor einer Anklage wegen Homosexualität aus Frankreich nach Italien geflohen, veröffentlicht Jahrzehnte später eine Briefsammlung, die den Umzug als freiwillige peregrinatio academica erscheinen lässt (Laurence Bernard-Pra‐ delle). Die abschließende siebte Sektion fungiert als Sammelbecken für ungewöhn‐ liche Fälle von homines migrantes, die ‒ zwischen Zwang und Neigung ‒ die sprichwörtlich gewordenen Weisheiten „Wenn Jemand eine Reise thut / so kann er was erzählen“ (Matthias Claudius 1774) und „Solang Du in dir selber nicht zuhause bist, bist Du nirgendwo zu Haus’“ (Peter Horton 1975) noch einmal neu aktualisieren und in literarische Bahnen lenken. Unter starkem Einfluss von Dante und Vergil lässt Iacopo Sannazaro sein poetisches Alter Ego „Sincero“ aus Liebeskummer nach Arkadien, bukolisches Traumland und letzter Abglanz der Antike, fliehen, um bei der baldigen Heimkehr nach Neapel durch unterirdische Grotten die unerreichbare Geliebte tot vorzufinden (Pasquale Sabbatino); die Entdecker Christoph Columbus und Amerigo Vespucci verfassen dramatische Berichte über ihre Erlebnisse in der neuen Welt, die in lateinischen Überset‐ zungen durch Antikisierungen und Missverständnisse wirkungsmächtig ver‐ fälscht werden (Robert Wallisch); Georgius de Hungaria, als Lateinschüler ins Osmanische Reich verschleppt, wo er u. a. mit dem mystischen Derwisch-Orden in Berührung kommt, kehrt nach zwanzig Jahren in die christliche Welt zurück, wo er als (rekonvertierter) Dominikaner einen Traktat voll Insiderwissen über den Islam veröffentlicht, der gerade in dessen selbsterlebter Scheinattraktivität eine List des Teufels sieht (Reinhold Glei); und Diogo Pires schließlich, ein por‐ 13 Einleitung tugiesischer Sepharde, der sich genötigt sah vor der Inquisition u. a. nach Ant‐ werpen, Ferrara und Ragusa / Dubrovnik zu fliehen, feiert in neulateinischen Gedichten die unwiederbringlich verlorene Heimat mit einer Saudade, die seine jüdisch-lusitanische Doppelidentität verrät (Rafael Moreira). 14 Hartmut Wulfram I. Ursprünge im Trecento / Le origini nel Trecento 1 Fenzi 2013, 365-402. Vi si troverà anche un piú abbondante repertorio di citazioni petrarchesche. 2 Segnalo súbito gli importanti Marcozzi 2011; Marcozzi 2015, 223-237; e Gagliano 2015. Exul o peregrinus? L’esilio petrarchesco come arte della fuga Enrico Fenzi (Genova) In passato mi sono occupato in modo piuttosto diffuso del tema dell’esilio nell’opera del Petrarca e ancora mi riconosco in quanto ne ho detto, sí che non posso cominciare se non rimandando a quello studio, piú o meno diret‐ tamente presente in questo mio intervento. 1 Certo, varî contributi mi erano allora sfuggiti e altri in séguito se ne sono aggiunti, dal momento che il tema dell’esilio partecipa in maniera intima e complessa al fascio dei significati e dei valori dell’intera opera del Petrarca. 2 La direzione che oggi prenderò non mira in ogni caso a un’impossibile e fuorviante completezza; semmai, ap‐ profittando delle molte cose che ormai si sanno, vorrei cogliere alcune spe‐ ciali articolazioni di questo, ch’è certamente uno dei nodi sensibili dell’es‐ perienza petrarchesca. Alcune cose vanno súbito ripetute. Il Petrarca non ebbe personalmente a patire dell’esilio: esiliato fu invece suo padre mentre egli aveva pochi anni d’età, e certamente questo fatto condizionò la sua vita e in particolare i suoi rapporti con Firenze, ma su un piano affatto diverso. Viaggiò per buona parte d’Italia e d’Europa senza impedimenti, scelse liberamente ove risie‐ dere, fu in grado d’immaginare una serie di luoghi nei quali avrebbe potuto 3 Cito da Petrarca 2002, e dall’ed. Petrarca 2013, avvertendo che per le note resta sempre utile anche l’edizione con il solo testo inglese a cura di Conrad H. Rawski (Petrarca 1991). Quanto alle due Familiares, esse come molte altre dei primi libri hanno carattere fittizio, come da tempo ha riconosciuto Billanovich 1947, 47 sgg. 4 Al proposito ho allineato molte e decisive citazioni dalle opere di Seneca o a lui anticamente attribuite attraverso i florilegi e le opere pseudo-senecane in Fenzi 2015. Per il tema dell’esilio presso i latini m’accontento di rinviare a Brescia 2016, e alle indicazioni anche bibliografiche che se ne possono trarre. Ma è ancora utile per le numerose citazioni di Cicerone e Seneca Alfred Giesecke, De philosophorum veterum quae ad exilium spectant sententiis, Lipsia 1891, anche se guarda soprat‐ tutto al mondo greco. tranquillamente trasferirsi, e soprattutto non ebbe alcun problema a pas‐ sare per Firenze quando ebbe l’opportunità e la voglia di farlo. Questa bre‐ vissima puntualizzazione, tuttavia, non può e non deve chiudere ogni ques‐ tione, dal momento ch’è pure indubitabile che una indeterminata e addirittura sfuggente dimensione d’esilio che vorremmo meglio definire sembra informarne gli atteggiamenti e le opere. Ma per arrivare al cuore di tale dimensione occorre rompere la crosta delle esplicite dichiarazioni del Petrarca, tutte tese a dimostrare, in sostanza, che l’esilio ‹non esiste›, come risulta, per esempio, dal testo nel quale egli ha condensato il suo punto di vista, il cap. 67, De exilio, del libro II del De remediis, probabilmente scritto sullo scorcio degli anni Cinquanta e non lontano nel tempo da due lettere probabilmente fittizie dirette a un tal ‹Severo Appenninicola› per conso‐ larlo del suo personale esilio, le Fam. 2, 3 e 4. 3 La trama del discorso del Petrarca è di perfetta e prevedibile coerenza stoica e senecana in specie: l’esilio esiste solo per chi lo subisce come tale, mentre gli individui di va‐ lore non se ne lasciano minimamente turbare e sanno vivere altrettanto bene in qualsiasi parte della terra, in compagnia della loro intatta virtú che sarà proprio l’‹occasione› dell’esilio a portare in piena luce. 4 Cardine forte del discorso è quello dell’uomo come ‹cittadino del mondo› e dunque libero di scegliersi la patria che vuole, esemplarmente affidato anche a un appunto che il Petrarca scrive in margine al f. 36 v del suo codice dell’Historia Ale‐ xandri di Curzio Rufo, il Par. Lat. 5720: «la patria è qualsiasi luogo nel quale l’uomo forte abbia scelto di restare» (patriam esse ubicumque vir fortis sedem sibi elegerit). E ben si capisce come una siffatta capacità e libertà di scelta in determinate circostanze si trasformi nell’obbligo morale di sottrarsi alla complicità con i malvagi mediante l’esilio volontario, che a sua volta con‐ 18 Enrico Fenzi 5 Diciamo súbito che in questa parte centrale del capitolo del De remediis il tema platonico-agostiniano della vita quale ‹esilio terreno› dell’anima non è quello che al Petrarca direttamente interessa, anche se resta sullo sfondo quale orizzonte ul‐ timo del discorso. Egli infatti doverosamente lo inserisce nel tema dell’esilio vero e proprio e lo corrobora con una citazione di san Paolo, Hebr., 13, 14: «Non è qui che abbiamo una città destinata a durare», ma se ne serve soprattutto per sugge‐ rire una possibilità alternativa e però non del tutto coincidente rispetto all’argo‐ mento affrontato, che mantiene in ogni caso la propria terrena autonomia. Al pro‐ posito, si leggano le esemplari parole dirette a Filippo di Cabassoles per consolarlo della morte del fratello, in Fam. 2, 1, 14-15, ove la questione è perfettamente arti‐ colata attorno alla citazione di Ovidio, Fast. 2, 493, e a quella appena vista di san Paolo: «Forse la morte di tuo fratello è sembrata piú dolorosa perché l’ha colto lontano dalla patria. Ma noi non siamo degli ignoranti, e sappiamo che dal Poeta è stato detto con gran verità che «patria è al forte ogni terra»; e anche piú vero è il detto dell’Apostolo: «Non abbiamo qui una stabile dimora, ma ne cerchiamo un’altra». Queste due sentenze sembrano contrarie, ma non sono. Ognuno dei due autori, secondo il suo carattere, espresse brevemente il proprio pensiero, e seb‐ bene in modo diverso, tuttavia con egual verità. Se credi al Poeta, tuo fratello non poté morire fuori di patria; se credi all’Apostolo, tutti moriamo fuori di patria, per potere alla fine in patria tornare» (trad. Bianchi, con qualche ritocco alla punteg‐ giatura: Nisi forte fratris tui mors ideo acerbior visa est, quod eum procul a finibus patriis invasit. Sed non sumus usque adeo rerum ignari; scimus a Poeta verissime dictum esse quod «omne solum forti patria est», et tamen hoc vero verius est quod ait Apostolus: ‹Non habemus hic manentem civitatem, sed aliam [futuram] inqui‐ rimus›. Videntur hec sibi invicem adversa, sed non sunt; quisque pro diversitate lo‐ quentium satis breviter quod sentiebat expressit, et quamvis aliter atque aliter, uterque tamen vere. Si Poetam sequeris, non potuit frater tuus extra patriam suam mori; at si credis Apostolo, omnes extra patria morimur, ut sic tandem in patriam revertamur). La citazione di san Paolo torna anche in Fam. 2, 1, 14; Fam. 4, 2, 5 testo γ ; 23, 2, 34; in Petrarca 2004, 82; Petrarca 2005b, 50-52. E per altri analoghi passi, vedi Fam. 6, 3, 62; 10, 5, 2; 14, 1, 43; 21, 9, 14; 23, 4, 2, etc.; Sen. 7, 1, 95-97 e 157; 10, 5, 1, etc., e in generale le grandi opere morali del Petrarca, a cominciare dal Secretum e dal De otio. Vd. anche Rvf 285, 5, e Tr. Mortis 2, 74. templa la variante particolare della ‹vita solitaria› quale forma tutta spe‐ ciale e particolarmente eletta di auto-esilio. 5 Il primo passo, come è ovvio, sta nel precisare che si parla di un esilio decre‐ tato ingiustamente, sí che il condannato godrà almeno della consolazione di al‐ lontanarsi dai malvagi in compagnia della Giustizia, da sempre esiliata dalla terra (sia detto di passaggio, al lettore moderno riesce inevitabile riandare in ogni caso a Dante: qui si potrebbe ben ricordare la canzone Tre donne). A infliggere tale ingiusta condanna sarà dunque un tiranno, il quale caccia i buoni e favorisce i malvagi, oppure un regime di popolo che naturalmente, come sempre è stato, «odia i buoni: un tale tiranno dalle tante teste, infatti, non caccerebbe mai 19 Exul o peregrinus? 6 De rem. 2, 67, 4: bonos odit; et is quoque multiceps tyrannus nunquam sui similem pepu‐ lisset. Per il sillogismo petrarchesco che, in funzione filo-viscontea, fa di un re malvagio un tiranno, e di un ‹buon› tiranno un re, vd. Fenzi 2012, 203-205. E si accenni almeno al fatto che il Petrarca ha sempre detto e fatto capire che il potere deve essere di uno solo, e di essere avverso ai regimi repubblicani composti da oligarchie intrinsecamente ‹tiran‐ niche›: cosí, nei confronti della pochissimo amata Firenze, ma, seppure in maniera piú dolce, anche nei confronti di Venezia. 7 Cicerone, Tusc. 5, 108: Socrates quidem cum rogaretur cuiatem se esse diceret, ‹Mun‐ danum› inquit; totius enim mundi se incolam et civem arbitrabatur. 8 Tusc. 5, 109: Quanti vero ista civitas aestimanda est, ex qua boni sapientesque pelluntur? Una variante del concetto è in Fam. 20, 1, 20: «in qualsiasi parte del mondo si abbia cura della libertà altrove negletta, là è la mia patria» (siqua iam toto orbe neglecte libertatis cura est, eam in patria mea esse). 9 Theb. 8, 320: omne omini natale solum. uno che gli assomiglia». 6 Ma l’accento del Petrarca non batte tanto su chi esercita il potere e sull’esilio quale atto di condanna giuridicamente caratterizzato, ma su colui che lo subisce e però se ne appropria e lo trasforma e lo capovolge quasi fosse una sua scelta. Cosí, l’uomo forte e virtuoso autodetermina il proprio des‐ tino riconoscendosi quale ‹cittadino del mondo›, ch’è appunto il modo (racco‐ mandato soprattutto da Seneca) di svuotare dall’interno e di cancellare la nozione stessa di esilio. In un passo del capitolo De exilio il Petrarca cita prima di tutto una risposta di Socrate che leggeva nelle Tusculanae: «Socrate a uno che gli chiedeva di che paese fosse rispose: ‹Del mondo›, come colui che si riteneva abitante e cittadino del mondo intero». 7 Né vi leggeva solo questo, ovviamente, ma anche tutto il capitolo relativo, § 106-109, inteso precisamente a ridimensionare l’opi‐ nione che l’esilio sia un gran male, quando invece moltissimi illustri filosofi pas‐ sarono la vita lontani dal loro paese, e dove infine Cicerone si chiede: «Che con‐ siderazione si può avere della qualifica di cittadino in una città dalla quale gli onesti e i sapienti vengono cacciati? », e ancora aggiunge ch’è assai meglio la li‐ bertà in esilio che la servitú nel proprio paese attraverso l’esempio di Demarato, fuggito dalla tirannide che opprimeva Corinto e approdato in Italia, a Tarquinia. 8 Il nucleo del ragionamento del Petrarca e il suo generale intento dimostrativo non è diverso da quello di Cicerone e, dopo il momentaneo allargamento al motivo della vita stessa come esilio nei confronti della ‹vera› patria celeste, giunge per forza propria a incardinarsi sul concetto espresso molte volte da Seneca e dive‐ nuto topico, per esempio anche in Stazio, che a sua volta proclama: «La terra intera è il suolo natale dell’uomo». 9 Il famoso verso ovidiano, Fast. 1, 493, appena sopra ricordato, che per intero suona «Non c’è terra che non sia patria all’uomo forte, come l’acqua per i pesci» (ma il Petrarca, abbiamo visto, ne cita solo la prima parte) era già stato ripreso in un passo famoso da Dante, De vulg. el. 1, 6, 3: «noi che abbiamo per 20 Enrico Fenzi 10 «Paor dit: ‹Tu seras chaciez en exile›. Seurtez respont: ‹Le païs ne m’est contredit, mes le leuc; car tout ce qui est desouz le ciel est mon païs […] Toutes terres sont païs au proudome autresi come la mer au poisson›». Brunetto vi combina Ovidio con un passo del De remediis fortuitorum, opera allora attribuita a Seneca, ma forse di Martino vescovo di Braga, in Portogallo, alla quale il Petrarca s’è direttamente ispirato per il suo De remediis (Seneca 1878, 450: Exulabis - Non patria mihi interdicitur, sed locus. In quam‐ cunque terram venio, in meam venio. Nulla terra exilium est, sed altera patria est). Vedi De rem. 1, Praef., 10: il trattatello appare anche nella lista dei libri favoriti del Petrarca, i libri mei peculiares, tra i libri ‹morali› (vd. Ullman 1973, 113-33). E proprio a questo passo del De remediis fortuitorum, probabilmente attraverso il ‹maestro› Brunetto, aveva rinviato anche Dante, Epist. 3, 8 [5], esortando l’amico Cino da Pistoia a sopportare l’amara esperienza dell’esilio (vd. Mazzoni 1967, XXXV-XXXVI), rivendicando dunque per sé, attraverso la sentenza generale, la qualifica di «forte» e «virtuoso». 11 Didasc. 3, 20, Patr. Lat. 127, 778: Fortis autem jam cui omne solum patria est, perfectus vero cui mundus totus exilium est. patria il mondo come i pesci hanno l’acqua» (Nos autem, cui mundus est patria velut piscibus equor), ma è già in Brunetto Latini, Tresor 2, 84, 11, ov’è uno scambio di battute a proposito dell’esilio tra Paor e Seurtez (Paura e Sicu‐ rezza): «Paura dice: ‹Sarai cacciato in esilio›. Sicurezza risponde: ‹Non mi è interdetta la patria ma un luogo, perché tutto ciò che è sotto il cielo è la mia patria […] Tutte le terre sono patria per il virtuoso, come il mare per il pesce›», 10 implicitamente ripetendo quanto faceva, per esempio, Ugo di San Vit‐ tore, che spostava il nucleo del discorso verso le qualità morali dell’individuo capace di una scelta siffatta: «È forte quell’uomo per il quale la patria è dapper‐ tutto, ma è perfetto quello per il quale il mondo intero è luogo d’esilio», 11 e che, soprattutto, concentrava in un’unica espressione quella distinzione e gerarchiz‐ zazione dei due diversi esilî, quello nei confronti della patria terrena e quello nei confronti della patria celeste, alla quale anche il Petrarca, quasi dilatando dal‐ l’interno le parole di Ugo di san Vittore, rende omaggio. Ma il Petrarca, per l’appunto, preferisce restare sulla terra e insiste sul tema dell’esilio volontario, quale gesto capace di capovolgere una situazione nella quale l’ingiustizia sembra prevalere, e di ridare al soggetto dignità e libertà. Perciò esorta: «Vattene di tua volontà: cosí sarà un viaggio, non un esilio», e poco avanti: Scacciato dai peggiori, entra a far parte dei migliori, e dimostra con i fatti che non sei tu indegno della patria, ma la patria di te. Sia lei ad accorgersi di quanto ha perduto, e tu convinciti di non aver perso un bel nulla […] Siano loro a soffrire d’essere lasciati soli, mentre tu godrai d’essertene andato in compagnia. Non voltarti indietro; non pensare a tornare; non voler stare con quelli che vogliono che tu te ne vada. Insomma, 21 Exul o peregrinus? 12 De rem. 2, 67, 12: I sponte: peregrinatio erit, non exilium; ibid., 20: Pulsum te pessimis, optimis insere, neque te patria, sed patriam te indignam rebus proba. Sentiat illa quid perdidit, tu nil perdidisse te sentias […] Illi se solos linqui doleant, tu te comitatum gaudeas proficisci, neque te in tergum respicias neque reditum cogites, neque cum illis esse cupias qui te cupiunt abesse: neque demum quod a te fieri debuit, ab alio factum egre feras. In chiave piú leggera nella Fam. 9, 13, 33, Petrarca scrive a Filippo di Vitry, a proposito dei viaggi del cardinale Guy de Boulogne: «Anche se tu lo definisci un esule, a me sembra che sia un felicissimo viaggiatore» (Voces licet exulem, ille michi videbitur felicissimus peregrinus). 13 Fam. 24, 4, 2: neque tamen in vita tua quicquam preter constantiam requiro, et philosophice professioni debitum quietis studium et a civilibus bellis fugam, extincta libertate ac sepulta iam et complorata republica. non metterti nella condizione di sopportare malamente che altri facciano quello che avresti dovuto fare tu. 12 In questa chiave, trovo assai significativo il rimprovero che il Petrarca muove contro Cicerone, che per ostinazione e vanità non ha capito quando sarebbe stato il momento, per dire cosí, di battere sul tempo i nemici e di sottrarsi alla lotta mettendosi in salvo. Nella seconda delle lettere a lui dirette, la Fam. 24, 4 (pro‐ babilmente del 1345), gli scrive: «nella tua vita cerco invano solo la fermezza d’animo, la ricerca della quiete ch’è necessaria a chi vuole far professione di filosofo e la fuga dalle guerre civili, quando la libertà è morta e la repubblica già sepolta e compianta». 13 Si osservi come la parola-chiave sia qui fuga: la fuga che diventa un obbligo morale per il ‹filosofo› che abbia lucidamente previsto il venir meno delle speranze e la catastrofe che l’aspetta: allora, egli deve sottrarsi ai nemici che lo circondano, tornare a se stesso e fuggire se non vuole restare compromesso nelle follie e nei crimini della storia, e deve riscoprire nella quiete dell’isolamento la sua vocazione allo studio e alla meditazione che fanno di lui un ospite e un testimone, non un attore sul palcoscenico della lotta politica. E ancora non posso trattenermi dal citare un passo dalla Repubblica di Platone, 496c5, che largamente prefigura l’atteggiamento del Petrarca, e illustra quanto sto cercando di dire. Quando la città è irrimediabilmente in rovina, colui che fa parte di questi pochi [filosofi] e che ha gustato la dolcezza e la felicità di un simile bene, resosi conto della pazzia dei piú, del fatto che nulla vi sia di sensato nel comportamento di nessun uomo politico e del fatto che non vi sono alleati con cui intrapprendere la difesa della giustizia, senza esporsi alla morte; quando simile a un uomo caduto in mezzo a belve feroci, al furore delle quali egli rifiuta di associarsi, senza per altro essere in grado di tener testa da solo a quell’orda selvaggia, è quindi sicuro di morire prima di aver servito la sua città o i suoi amici, senza profitto né per l’una né per gli altri; dopo aver riflettuto su tutto ciò, egli si astiene dall’agire e non 22 Enrico Fenzi 14 Ha attirato la mia attenzione su questo passo Mazzoni 1967, XXXV-XXXVI. Anche Seneca elogia Lucilio per la sua intenzione di ritirarsi a vita privata, a dispetto di quel che parrebbe imporre la morale stoica. Solo a determinate condizioni, infatti, il saggio si impegnerà nella vita politica: Nec ad omnem rem publicam mittimus nec semper nec sine ullo fine, ecc. (Epist. 68, 1 sgg.). 15 Ho già toccato di questo tipico tema petrarchesco in Fenzi 2011, 49-88, e in Fenzi 2015, 11-42, dai quali riprendo e sviluppo alcune indicazioni. 16 Per questo elemento portante dell’intero mondo petrarchesco, mi limito qui a rinviare alla tarda lettera all’amico Filippo di Cabassole vescovo di Cavaillon, Fam. 24, 1, che porta il titolo: Ad Philippum Cavallicensem episcopum de inextimabili fuga temporis. si occupa che dei propri affari, e come un viaggiatore sorpreso dalla tempesta ripara dietro a un muro dal turbine di polvere e di pioggia sollevata dal vento, allo stesso modo, nel vedere gli altri traboccare di ingiustizia, egli si ritiene fortunato di trascor‐ rere l’esistenza quaggiú puro dall’ingiustizia e dall’empietà e di uscire dalla vita nella speranza, con serenità e pace dell’anima. 14 Può darsi che le ultime citazioni appaiano solo indirettamente legate al tema dell’esilio. Non è cosí. Ci danno, invece, l’orizzonte ultimo entro il quale il dis‐ corso del Petrarca sull’esilio trova il proprio posto ed esalta i suoi significati. Fissiamo, per questo, alcuni momenti importanti dai quali ripartire. 1. Seppur per pochi esempî abbiamo visto come il Petrarca presenti l’esilio come una condizione che il soggetto può assumere come una propria scelta sí da anticipare una sentenza di condanna oppure, una volta subíta, a svuotarla di senso. Ora, non c’è dubbio che la parola che piú concreta‐ mente si avvicina a un siffatto esilio sia la fuga. 2. Un tale esilio / fuga è giustificato e addirittura esaltato come un atto di lucida autodeterminazione inteso a ricostruire attorno al soggetto le con‐ dizioni della sua possibile realizzazione: in ultima analisi, le ragioni me‐ desime della propria vita e della propria felicità. La dimensione rigorosamente individuale nella quale l’esilio precipita non solo indebolisce ma propriamente recide il legame organico e viscerale del soggetto con la propria patria e la propria terra e la propria gente. L’uomo forte e virtuoso, infatti, non se ne fa condizionare: semmai, costretto all’esilio, arriva a intendere come quel legame fosse in realtà un limite ch’egli è perfettamente in grado di superare riconoscendosi come ‹cittadino del mondo›. La fuga è una parola estremamente significativa nel Petrarca, sulla quale è necessario fermarsi. 15 Non però sul campo metaforico dell’inarrestabile fuga temporis, dentro il quale sta il tema della fuga della giovinezza e della bellezza del corpo, 16 ma piuttosto su quello che qui ci riguarda da vicino della fuga vera 23 Exul o peregrinus? 17 Petrarca 1992, 168: «Non ti nascondere dietro un dito, come usa dire: quello che pensi e quello che fai, l’ho tutto sotto gli occhi. E quel tuo vantarti d’aver fuggito le città e d’aver cercato i boschi non vale come scusa, ma come mutamento di colpa. Si può arrivare allo stesso scopo per molte strade, e tu, credimi, anche se hai abbandonato la strada calcata da tutti, ti dirigi per una via traversa a quella medesima meta dettata dall’ambizione che dici di aver disprezzato. Ad essa ti conducono il disimpegno, la solitudine, la grande indiffe‐ renza per le faccende pratiche e questi tuoi studi, scopo dei quali è pur sempre la gloria» (Neu te, ut aiunt, digito contexeris; quicquid cogitas, quicquid agis, ante oculos meos est. Et quod fuga urbium silvarumque cupidine gloriaris, non excusationem sed culpe muta‐ tionem arguit. Multis namque viis ad unum terminum pervenitur; et tu, michi crede, licet calcatam vulgo deserueris viam, tamen ad eandem quam sprevisse te dicis ambitionem ob‐ liquo calle contendis; ad quam otium, solitudo, incuriositas tanta rerum humanarum, atque ista tua te perducunt studia, quorum usque nunc finis est gloria). Per questo sottile, tor‐ tuoso modo di andare in cerca della gloria mostrando di volerla evitare, vd. Girolamo, Epist. 22, 27, ad Eustochium, contro coloro che «vogliono piacere nel momento stesso nel quale mostrano di disprezzare il fatto di piacere, e in maniera stupefacente vanno in cerca di lodi mentre sembrano evitarle» (in hoc ipso placere cupiunt, quod placere contemnunt; et mirum in modum laus, dum vitatur, adpetitur), e Agostino, Conf. 10, 38, 63; De civ. Dei 5, 20. e propria. All’interno di una tale fuga possiamo azzardare, per amor di schema, due livelli, diversi ma intimamente connessi. Il primo, piú basso, la contempla come espediente per sottrarsi ai fastidî e alle contrarietà quotidiane; l’altro carica la fuga di valori morali e ne fa una scelta di vita che si sublima nell’azione riso‐ lutrice attraverso la quale l’individuo esercita al massimo grado la sua libertà: libertà di rifiutare il cumulo delle catene che il mondo gli ha stretto attorno, e di rideterminarsi secondo la propria autenticità. Nell’egloga 8, Divortium, per esempio, sin dalle prime parole (Quo fugis? ), è chiaro che proprio questa è la fuga della quale si tratta, capace addirittura di spartire in due la vita intera: il ‹prima› della giovinezza e della maturità asservite, e il ‹dopo› della libertà tardi riacquistata nella stagione che volge ormai alla vecchiaia e alla morte. Naturalmente, il livello superiore non esclude, ma integra e nobilita l’infer‐ iore. Un esempio concreto e centrale nel Petrarca. Il ritiro a Valchiusa rischiava d’essere interpretato in chiave meramente strumentale, come fuga dagli obblighi troppo diretti di un servizio gravoso e come egoistica ricerca di una ‹qualità di vita› migliore anche sul piano estetico della caotica, sporca, rumorosa vita citta‐ dina che il Petrarca tante volte descrive e condanna, e persino come astuto stra‐ tagemma per acquisire una visibilità tutta particolare, come Agostino nel Secretum obietterà a Francesco. 17 Ma, per l’appunto, il De vita solitaria ha lo scopo di con‐ ferire piena autonomia morale e ideologica a una tale fuga, che il trattato di‐ mostra essere un valore assoluto degno in sé d’essere perseguito e realizzato. Il punto sul quale vorrei insistere è però un altro. Di là dall’arco delle varie inter‐ pretazioni che lo schema tracciato contiene a stento, la fuga nel Petrarca è un’es‐ 24 Enrico Fenzi 18 Le poche eccezioni non incrinano l’assunto generale: vd. per esempio l’elogio del fratello Gherardo, che non è fuggito dal convento al tempo della peste (Fam. 26, 2), o quello dei soldati romani e di Scipione che eroicamente combatterono contro Annibale presso il Ticino (Sen. 2, 1, 11). Piú notevole il caso di Epyst. 1, 14, Ad seipsum, 71-2, ove il senso è capovolto: la fuga è quella da se stesso, verso i presunti bene esteriori, e da essa occorre finalmente tornare indietro: «continuerai a fuggire te stesso e il tuo bene, e a inseguire beni esteriori? Orsú, ferma la tua fuga! » (teque tuumque bonum fugiens aliena sequeris? / Siste, age, siste fugam! ). 19 Il Petrarca ricavava la sentenza da Aristotele, Eth. Nic. VIII 2, 1155b5: Et Heraclitus con‐ trarium conferens, et ex differentibus optimam armoniam; et omnia secundum litem fieri, da lui intesa alla luce di un pessimismo radicale che oggi potremmo ben definire come ‹leopardiano›. Vd. ora il testo in Petrarca 2013, 914-949. Ma, per le note che lo illustrano, mi permetto di rinviare anche all’antologia da me curata, Petrarca, Rimedi 2009, 144-185. perienza esistenziale quasi sempre connotata in senso positivo. 18 Il che è perfet‐ tamente coerente con il fatto -vado subito al punto - che, salendo di grado in grado, il massimo di libertà che l’individuo possa esercitare nel mondo consiste, come ho appena accennato, nell’esercizio attivo e fortemente voluto di una capa‐ cità di rifiuto attraverso il quale egli arriva a restituire sé a se stesso. Per questo la fuga, per piccola o episodica che sia, è sempre giusta: perché è sempre una scelta di libertà (anche nei confronti dei legami amorosi, visto che nel libro III del Secretum Agostino raccomanda in maniera sin quasi ossessiva a Francesco il ri‐ medio della fuga), ed è insomma, a mio giudizio, una delle chiavi essenziali per comprendere il modo tutto petrarchesco di porre la questione dei rapporti con il mondo del potere in chiave non politica ma esistenziale (lasciando dunque su un piano completamente diverso quella che è stata la concreta attività diploma‐ tico-politica da lui esercitata al servizio dei Visconti). Ma questo discorso ci tras‐ cinerebbe troppo oltre. Restiamo invece alla fuga / esilio, e osserviamo che per il Petrarca è il mondo delle cose e il mondo della storia cosí com’è fatto a imporre la fuga come l’unica arma davvero efficace per chi se ne voglia difendere. Appri‐ amo un’altra breve parentesi. Nella splendida Prefatio al libro II del De remediis il Petrarca sviluppa con ampiezza il tema dato nelle prime righe: di tutte le cose lette o ascoltate nulla gli è rimasto piú impresso nell’animo della sentenza di Eraclito secondo la quale tutto ciò che avviene è il risultato di una lotta: «Omnia se‐ cundum litem fieri». 19 Un poco grossolanamente, il mondo è in perenne guerra con se stesso, e la fatica e il dolore sono le inevitabili compagne di tutto ciò che gi‐ unge a esistere, al punto che la possibile e fragilissima felicità umana consiste nel saper usare di un unico universale ‹rimedio›: tenere il mondo a distanza, fug‐ girlo, trasferendo all’orizzonte cristiano le massime della morale stoica. E l’intero De remediis non fa che decostruire con pazienza l’inessenziale accumulo delle cir‐ costanze, non fa che togliere, eliminare per arrivare, ogni volta, al puro nucleo 25 Exul o peregrinus? 20 Le incertezze sulla data ruotano attorno al fatto che il Petrarca continua dicendo che abbandonerà la casa di Valchiusa per andarsene in un altro paese (in alias oras ibo), sí che viene fatto di collegarla a uno dei suoi distacchi dalla Provenza: ma egli cita anche Plauto (la Casina in particolare), un autore che pare abbia letto solo negli anni ’50-’51 (vd. Billanovich 1947, 49-50). 21 1, 10, 9. Cito da De Vita Solitaria 1990, 123: Quid ergo? Ad meum illud familiare consilium recurro, ut pestes quas fugare non possumus, fugiamus; in quam rem unicum solitarie vite portum ac profugium scio. 22 De remediis 2, 90, 1: De minutis tediis rerum variarum, ed. Dotti 2013, 1546: Ruris ergo silentium silvasque ama: que ferri fugarique nequeunt fugienda sunt. esistenziale dell’io che di per sé, nel suo elementare porsi come tale, è altra cosa da ciò che lo circonda e in infiniti modi lo minaccia, e solo ascoltandosi e res‐ tando fedele a se stesso può resistere a un tale micidiale assalto. Su questa essen‐ ziale, pervasiva arcatura morale poggiano molte delle riflessioni del Petrarca, e vi poggia l’egloga Divortium (del 1347: mette in scena il distacco del Petrarca dal vecchio padrone / protettore, il cardinal Giovanni Colonna), che applica al caso specifico una verità ben piú generale, dappertutto leggibile in trasparenza, e ri‐ chiamata con particolare forza al v. 19, là dove Amiclate / Petrarca supplica il Colonna: «Permettimi una fuga giustificata, e abbi pietà di me che vi sono cos‐ tretto» (iustam permitte fugam, et miserere coacti). Ma perché ‹costretto›? Dal momento che il Colonna finirà per accontentare il poeta (v. 121: I, tamen […]), dov’è piú la fuga e la coercizione? Il fatto è che il Petrarca riferisce la propria situazione personale a uno schema piú comprensivo, entro il quale è pur sempre un atto di rifiuto e di fuga a caricarsi di valori morali e a presentarsi, per questa via, come ‹obbligato›. Ecco qualche esempio significativo. In una lettera, la Fam. 5, 14, variamente datata al 1343, 1345, 1347 e 1351, lamentandosi di non poter cacciare un vecchio servo rabbioso il Petrarca scrive: quem fugare non licet, fugiam, cioè, giocando su fugare / fuggire, «visto che non posso cacciarlo, me ne fuggirò io». 20 È un caso minimo, certo, ma ecco che lo stesso gioco di parole è investito da una riflessione di tono piú serio nelle parole ammonitrici con le quali si conclude il primo libro del De vita solitaria: «Che dunque, se non ricorrere al mio solito consiglio, di fuggire dai mali che non possiamo scacciare? A ciò, l’unica salvezza e rifugio che conosco è una vita solitaria». 21 E piú tardi, di nuovo, raccomandando di mettersi al riparo dai «minuti fastidî» della vita che non si riescono a evitare altrimenti: «Ama il silenzio dei boschi: occorre fuggire dalle cose che non si possono né sopportare né scacciare». 22 Alla fine di novembre 1347 il Petrarca, arrivato a Genova da Avignone, scrive a Cola la famosa lettera con la quale gli dichiara d’abbandonarne la causa e di lasciarlo al suo destino, e tra altre cose scrive qualcosa che, ormai lo sappiamo, occupa una parte importante nella sua 26 Enrico Fenzi 23 Fam. 7, 7, 9: Quid autem torquebor? Ibunt res quo sempiterna lex statuit; mutare ista non possum, fugere possum. Per una interpretazione di questa discussa lettera, vd. Fenzi 2011. 24 Fam. 19, 7, 4. 25 A una fuga siffatta alluderà anche il sonetto precedente, Rvf 113, 1-3: «Qui dove mezzo son, Sennuccio mio […] venni fuggendo la tempesta e ’l vento» (vd. il commento di Rosanna Bettarini, ad loc., nella sua ed. del Canzoniere, 2005, e per il vento, la nota ai vv. 71-72 dell’egloga). Sui sonetti anti-avignonesi, e in particolare l’opposizione Avignone / Valchiusa, vd. Berisso 2011, 7-24 (vd. 11: «Insomma, la topografia dei sonetti anti-avi‐ gnonesi trova eco nei Rerum Vulgarium Fragmenta (e non solo in essi) in una sottile rete di riscontri che ne dettaglia sempre piú la valenza simbolica e ideologica all’insegna di una scissione insanabile»). Ma si veda pure, specie nelle ultime pagine, Suitner 1985, 201-210. visione della vita: «Perché dovrei torturarmi? Le cose andranno cosí come l’e‐ terna legge del destino ha stabilito: non posso cambiare il corso delle cose, ma posso fuggirle […]». 23 Qui non siamo dinanzi ai ‹minuti fastidî›, ma a una situ‐ azione che impone una precisa scelta di vita e raccomanda la fuga come un vero e proprio imperativo morale: ancora nel 1356, del resto, contro i focolai di guerra che rendono insicura parte del nord-Italia, il Petrarca confessa al Nelli che non c’è miglior rimedio della fuga (quod remedii genus optimum fuga est). 24 Altre occorrenze non mancano, specie nel primo libro del De vita solitaria e nei nu‐ merosi testi che esaltano quale modello di vita il ritiro valchiusano, opposto a quello della fetida e corrotta Avignone / Babilonia: vd. tra tanti Rvf 114, 1-4: «De l’empia Babilonia, ond’è fuggita/ ogni vergogna, ond’ogni bene è fori,/ albergo di dolore, madre d’errori,/ son fuggito io per allungar la vita». 25 Spesso il Petrarca ripete ch’è opportuno fuggire dalla città, dal contatto con il volgo, dai fastidî della vita quotidiana: si veda come sia esaltata la laborum fuga sin nell’intitola‐ zione di Fam. 11, 5, e addirittura positivamente equiparato l’esilio alla fuga in Fam. 21, 9, 15: «quello che chiamano esilio non è altro che una fuga da innu‐ merevoli fastidi» (id quod exilium vocant, fugam innumerabilium curarum). Que‐ sto continuo, vario e spesso sottile ‹elogio della fuga› abilmente e sottilmente intrecciato all’‹elogio dell’esilio› che percorre le pagine del Petrarca ci fa tornare alla seconda lettera a Cicerone, Fam. 24, 4, 2, che, sopra, ha costituito uno dei punti di partenza di questo discorso, e ce lo fa meglio comprendere. Rimandan‐ doci, per esempio, al tentativo di Cola che ha finito per rimettere all’ordine del giorno il problema dei rapporti del Petrarca con i vecchi padroni e con la curia tutt’intera, e ha creato, insieme, le condizioni di non ritorno per la fuga risolu‐ trice che non solo taglia con una serie di compromissioni vecchie e nuove, ma pone, in alternativa, un’esigenza di libertà finalmente e chiaramente intesa all’ edificazione di un autonomo ed esemplare progetto di vita. L’ultimo provvisorio soggiorno in Provenza, dal giugno 1351 al giugno 1353, è una sorta di parentesi 27 Exul o peregrinus? 26 Sine nom. 2, 11: «Nel mezzo di tante tenebre non vedo cos’altro serva a te e a me oltre la fuga» (Ego enim tantis in tenebris quid tibi aut etiam quid michi preter fugam expediat non video); Sine nom. 13, 4: «Non ho niente altro da poter opporre a tante forze con‐ trastanti tranne la compassione dovuta alla madre Chiesa e, come vedi, il piacere della fuga con la quale liberare i miei occhi da uno spettacolo cosí triste» (ego enim nichil habeo quod tam multis contranitentibus prestare possim, preter commiserationem matri debitam et michi placitam - ut vides - fugam, qua oculos meos tam mesto liberem spec‐ taculo) (nell’ed. a cura di Laura Casarsa, 2010, rispettivamente 102 e 118). 27 Fam. 15, 7, 19-20: Fac quod nitidi quidam homines solent, nec homines tantum sed candida quedam animalia sordesque timentia, que ubi cavernulis egressa loca circum ceno obsita conspexerint, pedem retrahunt et intra latibulum suum se recipiunt. Tu quoque nullum quietis ac solatii locum toto orbe reperiens, intra cubiculi tui limen et intra te ipsum redi; tecum vigila tecum loquere tecum sile tecum ambula tecum sta, ne dubita solus esse, si tecum es. che non sovverte questa linea, che ne riesce, semmai, confermata. Proprio nel 1352 il Petrarca, infatti, scrive al Cavalchini che unica soluzione per entrambi è quella di fuggire dalla pestifera Avignone, e nell’aprile dello stesso anno ripete che dinanzi a quella ‹spelonca di ladroni› che la curia è diventata non esiste altro rimedio che il piacere della fuga. 26 E infine, sempre in quell’aprile, nella Fam. 15, 7 diretta a Stefano Colonna prevosto di Saint-Omer, passando in rassegna la situazione politica dell’Italia e dell’Europa, ripropone con efficace retorica il motivo dell’intima dialettica che corre tra costrizione e libertà: Fa quello che fanno gli uomini puliti, e non solo gli uomini ma anche alcuni animali di pelo candido che hanno paura della sporcizia e che, uscendo dalla tana, se vedono che il terreno attorno è lordo di fango, ritraggono il piede e tornano a riparare nel loro nascondiglio. Cosí anche tu, se non trovi da alcuna parte ove avere quiete e riposo, rientra nella tua camera e torna a te stesso: veglia con te, parla e taci con te, passeggia con te, fermati con te, e stai certo che non sei solo se stai con te […]. 27 Potremmo anche tradurre la dicotomia tra costrizione e libertà con quella tra la storia e l’individuo, che proprio attraverso le ‹prove› alle quali è costretto ha modo d’esercitare la propria libertà e d’alimentare il mito della propria separa‐ tezza intesa come la garanzia d’una superiorità criticamente ed eticamente fon‐ data nei confronti del proprio tempo. Una separatezza che definisce nettamente i contorni dell’io e della scena che gli appartiene e nella quale agisce, ricavando gran parte della sua consistenza drammatica e del suo fascino dall’originaria rottura, subíta e cercata insieme, nei confronti delle patrie possibili. Al proposito, 28 Enrico Fenzi 28 Esclusa dalla raccolta canonica delle Epystole per questa sua non ortodossa caratteristica metrica (anche se talvolta in passato confusa con quelle), è stata edita criticamente e tradotta da Feo in Feo 1991, 373-381 (n. 244. La scia del poeta. Un empolese raccoglie carmi petrarcheschi ad Avignone, a proposito del cod. Riccardiano 688 sul quale l’edizione è basata). 29 Il racconto della rischiosa fuga da Parma assediata è nella Fam. 5, 10, scritta poco dopo i fatti a Barbato da Sulmona. Va ripetuto che a Verona il Petrarca scoprí e ricopiò di suo pugno le lettere di Cicerone ad Attico, al fratello Quinto e a Bruto; che tra l’agosto e la prima metà d’ottobre riuscí, come sembra, a tornare a Parma, e che alla fine di quello stesso mese si mise in viaggio per Avignone. 30 La questione della data è stata ampiamente discussa e risolta senza dubbio alcuno, svi‐ luppando le indicazioni proposte già da Diana Magrini e Fortunato Rizzi, da Wilkins 1963, 453-460, ora in Wilkins 1978, 255-266, al quale rimando. Il Wilkins vi ricorda d’avere semplicemente ricalcato, in un primo tempo, l’opinione d’Arnaldo Foresti, che datava l’epistola al 1353 (Foresti 1928, 270-278: ora nella nuova edizione «corretta e ampliata dall’autore» a cura di Antonia Tissoni Benvenuti, 1977, 280-287; Wilkins 1955, 156-158). Conferma la data stabilita dal Wilkins anche Rico 1974, 344 n. 321, e 394-395. tra altri che si potrebbero addurre, c’è un testo che mi sembra particolarmente significativo, l’epistola in distici rimati Exul ab Ytalia. 28 Nel dicembre 1343 il Petrarca aveva acquistato in Parma la casa che già aveva abitato l’anno precedente, ma nel 1344 Azzo da Correggio vendette la città a Obizzo d’Este suscitando la reazione del Visconti che mise la città sotto assedio, determinando con ciò, da una parte e dall’altra, una fitta serie di contrapposte alleanze. Il Petrarca ne fuggí avventurosamente il 23 febbraio 1345, 29 riparando a Verona e tornando poi attraverso un lungo giro per la valle dell’Adige, il passo di Resia, il Tirolo e infine la valle del Rodano, a Valchiusa, ove giunse verso la metà di dicembre. E appunto nella primavera del 1346 indirizzò all’amico Phi‐ lippe de Cabassole, da poco tornato da Napoli con un messaggio al papa da parte della regina Giovanna, la Exul ab Ytalia, invitandolo ad abbandonare ogni im‐ pegno in senso lato politico e diplomatico e a condividere con lui la scelta di ritirarsi nella rustica quiete di Valchiusa. 30 A monte della lettera stanno dunque due esperienze drammatiche: quella napoletana del Cabassole, che aveva visto, in un crescendo di trame e tradimenti, nel settembre 1345, l’assassinio nel cas‐ tello d’Aversa del giovane Andrea d’Ungheria, marito della regina Giovanna che del crimine fu complice, e quella parmense del Petrarca medesimo, testimone diretto della continua serie di guerre tra potentati locali che dissennatamente laceravano l’Italia. L’epistola medesima, del resto, lo sottolinea con efficacia: 29 Exul o peregrinus? 31 Vv. 17-18: «Qui [a Valchiusa] a te sarà restituita Partenope, a me la dolce Parma, non scosse l’una da tradimenti, l’altra da chiamate alle armi» (qui come in seguito la trad. è di M. Feo). Per l’analisi di questa epistola vd. Dotti 1987, 136-140. 32 Vv. 1-2, e 55-56: «Esule dall’Italia, cacciato dalla furia delle lotte civili, qui mi sono rifugiato in parte spontaneamente, in parte costretto»; «Tutto questo, nobile presule, ti ha scritto nei boschi il tuo non so piú se pellegrino o esule del Sorga». Hic tibi Parthenope, dulcis michi reddita Parma, quas non insidiae quatiant nec clamor ad arma. 31 Nel suo insieme, la lettera suona come un manifesto di quell’ideologia della fuga e dell’auto-esilio quali condizioni di una vita libera e serena pur se avvolta in una realtà scellerata fatta di tradimenti e delitti, ed ha per noi un motivo di speciale interesse tanto nei versi d’esordio quanto in quelli finali: Exul ab Ytalia furiis civilibus actus, huc subii partimque volens partimque coactus […] Hec tibi per silva scripsit, dignissime presul, ille tuus, Sorge dicam peregrinus an exul. 32 Exul è, si osservi, la prima e l’ultima parola del componimento, che ne è come rinserrato, cosí come il felice modello di vita valchiusana è rinserrato entro un mondo ostile, ed è di dolente intensità lo stato d’animo di chi ha deciso di fuggire ed è contento d’averlo fatto, ma pure vede benissimo quanto la propria decisione sia frutto d’una invincibile costrizione, e insomma configuri il tragico ed essen‐ ziale paradosso secondo il quale, nella vita, le scelte di libertà sono imposte dalla necessità. Cosí, nelle verità dell’animo di chi patisce violenza anche le magni‐ loquenti sentenze della moralità stoica si incrinano, e il poeta cacciato in esilio dall’Italia dalla furia delle guerre civili è tornato a Valchiusa in parte per averlo voluto e in parte perché costretto, sí che alla fine, dopo aver illustrato le delizie del suo rifugio transalpino, deve pur ammettere di non sapere se vi dimorerà e v’invecchierà come uno straniero di passaggio, come peregrinus, oppure, in senso proprio, come esule. Cioè, in un caso o nell’altro, come un senza patria, exul ab Ytalia. Capiamo cosí come l’opposizione che abbiamo visto porre nel De remediis, 2, 67, 12, tra l’esilio e la volontaria peregrinatio: I sponte: peregrinatio erit, non exi‐ lium, non sia cosí tranquillizzante e definitiva come si vorrebbe, visto che una peregrinatio coatta mantiene qualcosa sia della fuga che dell’esilio, e ci vuole davvero molto poco perché si colori di sfumature che ne piegano il senso in una direzione o nell’altra. Naturalmente, ciò non mette in discussione il valore di quelle formule della magnanimità, che tuttavia si rivelano percorse, sotto pelle, 30 Enrico Fenzi 33 Fam. 2, 3, 1, Aliqua ergo vis dolorque aliquis interveniat oportet, ut exilium verum sit. Id si recipis, iam cernis in tua manu situm, utrum exul an peregrinus sis: si lacrimans, si mestus, si deiectus exivisti, exulem te proculdubio noveris; si vero nichil proprie dignitatis oblitus neque coactus, sed libens et eodem habitu frontis atque animi quo domi fueras, iussus exire paruisti, peregrinaris profecto, non exulas, ecc. (vd. anche Fam. 9, 13, 33, citata sopra a nota 12). Fonte letterale di Petrarca nel caso è lo pseudo-senecano De remediis fortuitorum (ma probabilmente di Martino vescovo di Braga: vd. sopra nota 10), 8, 2, 450: «La patria è dovunque tu stia bene. E ciò che fa sí che il bene sia tale non è in un luogo ma nell’uomo: voglio dire che è in suo potere determinare la sua sorte: se è sa‐ piente, sarà in viaggio, se è uno stolto, sarà in esilio» (Patria est ubicumque bene es. Illud autem, per quod bene est, in homine, non in loco est. In ipsius, inquam, potestate est, quid sit illa fortuna: si enim sapiens est peregrinatur, si stultus, exulat). Ricordo appena che la dialettica tra la peregrinatio cristiana e l’esperienza storica dell’exilium rappresenta uno dei nodi della nostra lettura di Dante, come mostra bene Brilli 2013 (ma vd. pure Brilli 2012, in specie il cap. 2, 121-270), che nelle sue belle pagine implicitamente suggerisce un possibile parallelo tra Firenze e Avignone quali civitates diaboli, e dunque, di là dalle evidenti differenze, un complesso rapporto sul tema tra Dante e Petrarca. da perturbanti vibrazioni, come a me pare di vedere, per esempio, anche nella prima lettera all’Appenninigena, ove di nuovo il discorso petrarchesco torna a battere sulla distinzione tra peregrinatio ed exilium: Occorre che intervenga un elemento di costrizione e di dolore affinché si possa parlare di vero esilio. Se lo ammetti, vedrai allora che dipende da te l’essere un esule o piuttosto un viaggiatore: se te ne sei andato piangente, triste, abbattuto, ti riconoscerai senz’ altro come un esule; se invece hai obbedito all’ordine di partire senza dimenticare la tua dignità e senza piegarti, ma con lo stesso atteggiamento sia esteriore che intimo che avevi in patria, allora sei in viaggio, non in esilio. 33 Resta dunque pur vero che per il vir forte e virtuoso ‹l’esilio non esiste›, visto che sembra possibile non viverlo come tale, ma è altrettanto vero che un tale vir non è una creatura in carne e ossa ma un modello ideale verso il quale si può tendere per tentativi, per approssimazioni necessariamente imperfette, mentre questa ra‐ dicale riduzione alla dimensione esistenziale e soggettiva lascia margine a un principio di mistificazione e persino d’ipocrisia, visto che il ‹male di vivere› non ha alternative possibili e il soggetto che proclama la propria libertà di fuggire è forse piú d’altri inchiodato alle leggi della necessità. Agostino ha definito gli stoici come degli ‹infelici con coraggio›: ecco, forse è proprio questa bella formula a tracciare l’orizzonte entro il quale sta anche la singolare percezione che il Petrarca ha della propria condizione di apolide, teorizzata, difesa, esaltata, eppure sofferta proprio in quanto ha di piú vero e profondo: il disincanto, la fuga. In altre parole, guardando alle cose dal lato di chi lo soffre, la fuga è l’intima verità dell’esilio. E il saggio - dice il Petrarca, - non ha per l’appunto altra scelta oltre questa lucida 31 Exul o peregrinus? 34 Vv. 41-42: Videris ipse tamen de te, cui celitus almum / contigit ingenium, fragilem subdu‐ cere scalmum. 35 De rem. 2, 67, 10: Exilium breve cito te patrie tue reddet, longum vero aliam tibi patriam dabit. consapevolezza, e l’esilio per lui non esiste semplicemente perché nient’altro de‐ finisce meglio l’essenziale solitudine della condizione umana e della sua in parti‐ colare: la patria è come l’abito che indossa e porta con sé nella fuga, che lo segue… Il saggio è tale perché ha imparato a sue spese a essere patria a se stesso. In altri termini, di là da applicazioni piú normali e scontate, si direbbe che il Petrarca secolarizzi la nozione cristiana dell’esilio, riportandola dal cielo alla terra. L’uomo non solo è in esilio rispetto alla sua «vera» patria celeste, ma lo è pure rispetto al mondo, cioè alla sua «vera» patria terrena, e quanto gli è dato di ricostruire at‐ torno a sé non dipende che da lui solo, proprio come il Petrarca ricorda al Cabas‐ sole: «Dovresti però cercare da te stesso, con le tue forze - e il cielo ti ha dato alto ingegno - di tirare in secco la fragile barca». 34 Il che ci immerge nell’altra sottile dialettica: da una parte sta la massima che, prima di Dante, Brunetto ripiglia da Ovidio: «Toutes terres sont païs au proudome autresi come la mer au poisson», che conferisce alla vita la dimensione ulissiaca di un perpetuo viaggio oltre ogni confine di natura geografica e politica; dall’altra sta l’invito, per restare alla me‐ tafora marina, a tirarsene fuori, da quel mare, e a godere di un porto sicuro ove ricreare la propria personale ‹piccola patria›, se è vero che un esilio breve resti‐ tuirà l’individuo alla propria patria, e uno lungo gliene farà trovare una nuova. 35 A questo punto, il discorso appena comincia, e ha davanti a sé molte strade, che piegano o superano il tema dell’esilio in direzioni particolari, che a tutta prima possono apparire persino vistosamente contraddittorie rispetto a molti degli enunciati visti sin qui. Si pensi, per non dir altro, al patriottismo tutto italico del Petrarca, declinato spesso in chiave anti-francese: sarà pur vero che patria dell’uomo è il mondo intero, come i suoi filosofi gli insegnavano, ma certo il Petrarca non riesce neppure a immaginare che Francia, Spagna, Inghilterra, e insomma l’Europa intera, valgano quanto un’Italia che resta, nonostante tutto, l’unica vera testimone della grandezza di Roma e nella quale egli riconosce l’u‐ nica patria possibile, e della quale fonda il mito. Di qui, da questo appassionato riconoscimento al quale, si può ben dire, il Petrarca ha dedicato la vita, entra in lui prepotente e prende vita (è questo un punto ben illustrato da Luca Marcozzi) il tema di un esilio vissuto non nello spazio ma nel tempo. Investendosi della missione di restauratore dell’Antichità, egli dà corpo a «una costellazione alle‐ gorica che tematizza il bando delle muse rappresentandolo come esilio della poesia e degli studî dal mondo contemporaneo», e rappresenta se stesso come l’ultimo custode dei valori che il presente rifiuta e addirittura combatte. Il tema 32 Enrico Fenzi 36 Marcozzi 2015, 235-237. della cacciata della poesia e della philosophia dal mondo del suo tempo - parallelo a quello dell’opposizione tra la Roma ideale dell’umanista e la corruzione di Babilonia - finisce per innervare nel profondo anche i Rerum vulgarium frag‐ menta, «in cui l’immagine della virtú letteralmente sbandita dal presente è una dolorosa metafora della marginalizzazione degli studia humanitatis, in cui l’e‐ silio del sapere e delle virtú è tematizzato come un esilio reale. Su questo esilio di natura esclusivamente letteraria il Petrarca incardina una rappresentazione esemplare di sé destinata a divenire un prototipo della Modernità, quella del malessere degli intellettuali nel loro tempo, del quale si sentono, per varie ra‐ gioni, esclusi, esiliati, banditi». 36 Ancora, è fortissimo il legame che corre tra quanto egli afferma sulla natura dell’esilio e la pessimistica visione di un mondo governato dalle feroci leggi del potere e della guerra, che all’individuo non lascia altro spazio che non sia quello della fuga, nutrita dagli studî e dai sogni di tempi migliori. Di qui, quella sua visione ao addirittura anti-politica, che mette al centro una nozione nuova e per qualche aspetto eversiva della felicità indivi‐ duale, che inevitabilmente si scontra con le manifestazioni di un potere che pare non abbia altro concreto effetto oltre quello di rendere rara e difficile la pace, ch’è intima aspirazione non solo del poeta e dell’intellettuale, ma dell’umanità tutta intera costretta a una sorta di fuga perenne. Sono, come si vede, strade tutte decisive per comprendere meglio la natura dell’opera del Petrarca. Ma, come del resto ho anticipato, qui ho solo cercato di accostare qualcuno dei modi intelligenti e sottili in virtú dei quali quelle che sono talvolta apparse come to‐ piche e pompose banalità sono animate da una nascosta e sofferta passione, da una vibrazione esistenziale che le riscatta e restituisce loro il fascino inquietante della verità. 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I 1,22 (in exilio genitus; cito da Petrarca 1992a, 245); la celebre Sen. autobiografica della fine del 1367 all’amico d’infanzia Guido Sette, X 2, 4 (Et primam quidem illam vite partem, tu domi tue, ego in exilio meo egi; v. Pétrarque 2002-2013 [III, 2004], 243); e l’unica Sen. XVIII, la famosa Posteritati, 13 (Pétrarque V, 2013, 241). 3 Di questo continuo e inquieto vagabondaggio, l’ultima espressione poetica, sotto il segno delle sconforto (e dell’approdo ad altra riva), in Rvf 366, 82-84: «Da poi ch’i’ nacqui in su la riva d’Arno, / cercando or questa or quel’altra parte, / non è stata mia vita altro ch’affanno» (cito da Petrarca 2 2004b). 4 V. Fam. II 3, Ad Severum Apenninicolam, Consolatoria super exilio, Petrarca 1992a, 300- 308. La missiva è datata agli anni 1354-1360 e non si sa niente del destinatario (Anto‐ gnini 2008, 361 e 437). 5 V. il testo piú impegnativo in questo senso, il capitolo di Rem. II 67, «De exilio» (Pé‐ trarque 2002, I, 826-832. Ma v. anche Fam. II 4, Ad eundem Severum et de eadem re (cfr. nota precedente), Petrarca 1992a, 308-315. Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio Philippe Guérin (Université Paris-Sorbonne Nouvelle) Totam fere usque ad hoc tempus in peregrinationibus vitam duxi (Sen. IX 2, 1) Di tutte le cose eccellenti che si sono scritte di recente sul Petrarca e l’esilio vorrei tenere a mente i tre o quattro capisaldi seguenti. 1 «Concepito e nato in esilio»: cosí scrive (e ripete) il Petrarca quando parla di se stesso; ma, esiliato, lo è per modo di dire, l’esilio stricto sensu non essendo affatto applicabile alla sua biografia. 2 Intende in realtà con questa formula espri‐ mere la percezione che ha della sua condizione esistenziale, dire il suo specifico, vagabondo, e s s e r e a l m o n d o. 3 E il riflettere sull’esilio gli consente di fare il filosofo morale stoico: sia esso quello vero e proprio, oppure quello piú lieve di chi, per necessità ‹professionali›, deve lasciare la patria suo malgrado, 4 l’esilio, se lo si considera bene, non è niente. 5 Posizione etica che si combina con la visione cristiana del nostro transitus sulla terra, esilio fuori della vera patria, 6 Pétrarque 2002, 828. Sull’orbis terre quasi domus angusta, v. anche Rem. II 125, 14, Pé‐ trarque 2002, 1108. La morte è la strada piú breve e diretta per la patria celeste (Rem. II 124, 8, Pétrarque 2002, 1102). 7 Alludiamo al concetto essenziale adoperato nel suo bel libro da Stroppa 2014: v. in par‐ ticolare 134-138; e anche 198 (a proposito di Rvf 126). 8 Infatti, mundanus sum, «sono cittadino del mondo», affermava già Socrate, secondo il celebre detto riferito da Ratio in Rem. II 67, 10 (Pétrarque 2002, 828). 9 Rem. II 67, 12, in Pétrarque 2002, 830 (a Dolor che si lamenta di essere condannato all’esilio, Ratio risponde che se vorrà, sarà un peregrinare, un viaggio, non un esilio: I sponte: peregrinatio erit, non exilium. Et memento quibusdam exitum, quibusdam vero reditum pro exilio fore.). «Esilio di questo mio peregrinare terreno» («peregrinationis exili[um]»), scrive il Petrarca in Fam. VII 12, 5, in Petrarca 1992a, 536, per definire il nostro passaggio quaggiú, in occasione della scomparsa dell’amico poeta Franceschino degli Albizzi (lo stesso che viene citato in diversi luoghi dell’opera petrarchesca: v. Rvf 287, 7 e Tr. Cup. IV, 37; e v. le Fam. VII 11 e 12). 10 La distinzione è ribadita in De rem. II 125, dove, al § 6, in Pétrarque 2002, 1104, si afferma con vigore che la patria è là dove si sta bene. Noteremo en passant, per alludere alle implicazioni edipiche dell’osservazione, che, nella famosa lettera fa‐ miliare del 1359 a Giovanni da Certaldo (Boccaccio) sulle calunnie degli invidiosi, il Petrarca sottolinea come l’ardore nello studio crebbe in Dante in ragione dell’e‐ silio, un Dante mosso dal solo desiderio di gloria, mentre il padre dello scrivente, compagno di sfortuna del primo, si rassegnò per ragioni domestiche all’ingiustizia infertagli (Fam. XXI 15, 7, in Petrarca 1992a, 1129): ove si percepisce una certa qual ambiguità, tra tenerezza filiale e una punta di disprezzo? V. Marcozzi 2015b. quella celeste cui la nostra anima è bramosa di tornare liberandosi dal carcere del corpo (il carcer exiguus di Rem. II 67, 10). 6 A quest’interim, 7 il Petrarca dedica la maggior parte del suo tempo - in un’ot‐ tica a dire il vero per lo piú profana, volta cioè a pensare la vita mondana, a cercare risposte valide per affrontare quella che è la nostra effimera sorte quaggiú. E quaggiú, per l’appunto, su questa terra, il Petrarca non ha, non vuol avere nessuna patria fissa e definitiva: è lo stesso mondo (l’orbe) che, s o c r a t i‐ c a m e n t e, 8 delimita lo spazio di un vivere che è anzitutto, per opzione consa‐ pevole, un peregrinare, un exilium-peregrinatio.  9 L’alternativa, come scelta di vita, è chiaramente delineata nella lettera fa‐ miliare II 3 già citata (la consolatoria di data incerta a destinatario forse fit‐ tizio) che fa dell’esilio il suo argomento centrale. Il modo in cui si vive tale situazione dipende da una decisione razionale del soggetto interessato (quando precisamente si fa soggetto della propria storia): o la si patisce pas‐ sivamente, questa sorte, ed è sofferenza e tristezza, è esilio vero e proprio; o si parte consenziente, trasformando l’esilio in un semplice exire, una peregri‐ natio per l’appunto, che trasfigura l’esperienza traumatica e dolorosa in oc‐ casione di crescita morale e intellettuale. 10 Noteremo anche che a questo punto si sfiora, con l’interrogazione sull’etymon (isidoriano, cioè extra 38 Philippe Guérin 11 V. Gentili 2016, 308-320, e, anche per le implicazioni politiche, Stroppa 2014, 161- 162. 12 Cfr. Fam. II 4, 26, in Petrarca 19992, 313. D’altronde, ci sono persone che non stanno mai cosí male come quando sono in patria (Rem. II 67, 12, in Pétrarque 2002, 830: Sunt quibus nusquam peius quam in patria sua sit.) 13 Cfr. Rem. II 67, 10, in Pétrarque 2002, 828. 14 Cfr. Posteritati 8, in Pétrarque V, 2013, 239. 15 Quotiens enim, convalescendi avidus atque huius consilii non ignarus, fugam reten‐ tavi! et licet varias simulaverim causas, unus tamen hic semper peregrinationum rus‐ ticationumque mearum omnium finis erat libertas; quam sequens, per occidentem et per septentrionem et usque ad Oceani terminos longe lateque circumactus sum. Quod quantum michi profuerit, vides. […] Fugi enim, sed malum meum ubique circumfe‐ rens. Cosí nel terzo libro del Secretum: v. Petrarca 1992b, 232-234. 16 Cfr. Fenzi 2013. 17 Su cui si veda Blanc 1990; Fenzi 2003, 493-517 («Tra Dante e Petrarca: il fantasma di Ulisse»). 18 Cfr. Fam. I 1, 21, in Petrarca 1992a, 245. Noteremo che gli ulixei errores vi compaiono a prossimità immediata dell’autodefinizione in veste di esule (§ 22). 19 V. per esempio Rem. II 125, 2, in Pétrarque 2002, 1104; ma le formule simili abbondano nell’opera petrarchesca: mi sia consentito rinviare a Guérin 2014. solum), un’altra costante delle scelte esistenziali petrarchesche, quella della solitudine, del ritiro solitario che appare cosí una sorta di piccolo esilio vo‐ lontario. 11 Posto sotto il segno del rifiuto di qualsiasi p i c c o l a p a t r i a, a favore di orizzonti sempre rinnovati, l’esilio, considerato cosí, è libertà, e la patria di cui sopra, che ci rinserra tra le sue mura, prigione dove sarebbe stolto voler tornare. 12 Il cielo è lo stesso dappertutto, e la condizione dell’esule risulta addirittura invidiabile. L’attaccamento alla patria considerata stricto sensu è invece indizio d’animo angusto. 13 Bisogna essere capaci di fuggire, anche dagli affetti piú consolidati, per amore della libertà. 14 E anche se, in una pro‐ spettiva penitenziale, tale fuga e tale libertà in fin dei conti si rivelano senz’ altro illusorie. 15 Peregrinus ubique, dunque, e comunque, secondo la nota formula dell’Epystola metrica III 19 a Barbato da Sulmona: peregrinus, cioè nel contempo viaggiatore e straniero. Di tale «stile di vita» 16 incarnazione esemplare appare il personaggio di Ulisse, anche per la capacità che offre di distinguersi, confrontandosi al‐ l’ingombrante autore del canto XXVI dell’Inferno. 17 La peregrinatio ulissea 18 sola consente di soddisfare appieno il visendi discendique studium. 19 L’animo forte è proprio quello che non rilutta a rimettersi continuamente in moto. Si tratta di un Ulisse il cui viaggio non conosce nessun termine preciso - né casa, né nau‐ 39 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 20 Il naufragio, però, come evento naturale, non come castigo, non è mai eventualità re‐ mota, e informa o dovrebbe informare la nostra coscienza di vivere una vita labile, fragile (Rem. I 88, sulle illusioni della prospera navigatio, in Pétrarque 2002, 380-382; e v. il simmetrico capitolo II 54, sul valore metaforico del naufragio, in Pétrarque 2002, 782- 784). V. anche la famosa descriptio tempestatis sine exemplo gravissime di Fam. V 5, in Petrarca 1992a, 442-447. 21 Cosí come concludeva al valore metadiscorsivo della figura di Ulisse evocata sulla soglia delle Familiares Carrai 2003, 171-173. V. anche, per qualche osservazione comprendente il Canzoniere, Vecce 2005, in part. 198-200 e 227-228. 22 Lasciamo da parte la questione del porto supremo, cui ci conduce il nostro viaggio (transito) terreno (il «grave exiglio» di Rvf 285, 5; quello per cui si «fugge per piú non esser pellegrino», Rvf 331, 23). 23 Valchiusa, cui è dedicato un consistente paragrafo aggiuntivo, il primo, alla fine del Testamentum: l’insistenza con cui dichiara la sua volontà che la casa valchiusana vada ai discendenti di Raymond Monet (figli o nipoti) dice l’importanza che ha in quest’attaccamento l’affetto ben documentato per la figura a suo modo familiare del fattore. 24 La casa avignonese essendo essa stessa exilium: v. Posteritati 18, in Pétrarque V, 2013, 243 (Domum voco avinionense illud exilium ubi ab infantie mee fine fueram). 25 Fam. VIII 3, 11-12, in Petrarca 1992a, 565-566. 26 Interessante rilevare l’equazione diverticulum-portus in Posteritati 22, in Pétrarque V, 2013, 245 (quando si ritrae, allorquando cercava di fuggire Avignone che lo dis‐ gustava, diverticulum aliquod quasi portum querens - ricerca conclusasi con l’ac‐ quisto per l’appunto della casa sita nella vall[is] perexigu[a] sed solitari[a] atque amen[a], que Clausa dicitur). fragio come punizione di hybris colpevole. 20 Non c’è altro termine se non quello sicuro ma imprevedibile della morte naturale. Il perlustrare di continuo contrade nuove è il motore che ci fa andare avanti. E, sul piano che ci interessa ora, quello della scrittura, propendiamo per una comprensione del processo di scrittura nel poeta che, integrando la figura dell’eroe greco, faccia il giusto posto al grande m i t o l o g e m a dell’exul-peregrinus. 21 Se vivere è scrivere, tale attività propria‐ mente vitale equivarrà a una vita-odissea nell’oceano delle literæ (in tutti i sensi), a un continuo peregrinare attraverso i segni, provocato dalla compulsione a la‐ sciarsi dietro, esule volontario, tutti i luoghi attraversati. In un modo che resta da definire con maggiore nitidezza. Ma precisiamo subito un punto. Il movimento in avanti, di f u g a, non esclude il desiderio del ritorno, la nostalgia. 22 Consideriamo l’esempio di Val‐ chiusa, il porto terrestre per eccellenza. 23 Il riparo provenzale, che consen‐ tiva di e s ili a r s i da Avignone, 24 in cerca dell’agognata, ma nella realtà dei fatti sempre temporanea, solitudine, questo havre de paix cosí propizio alla scrittura, 25 il Petrarca finirà col lasciarlo, come si sa, definitivamente. Con la decisione di volgere le spalle a Valchiusa, a un luogo che potrebbe offrire ancora diverticula amena, 26 non vi potrà tornare che come ospite straniero. 40 Philippe Guérin 27 Se la vera patria è là dove si muore, allora v. le scelte possibili per la sepoltura (il Testamentum predispone come eventuali sedi: Padova, Arquà, Venezia, Milano, Pavia, Roma, o Parma, e se altrove lo soprende la morte, vuol essere seppellito presso i frati minori; passo in cui si vede che Roma fa il suo - discreto - ingresso). E nonostante chiami regolarmente Firenze la sua patria (v. per esempio la già ci‐ tata Sen. X 2, 43, in Pétrarque III, 2004, 265; per un censimento esaustivo dei passi pertinenti, v. Fenzi 2013, 377, dove si precisa però che si tratta per lo piú di «con‐ testi ‹freddi› e auto-difensivi»). 28 O, come scrive Fenzi 2013, 397, «Petrarca si sente un italiano in esilio proprio perché è e si vuole cittadino di un’Italia che non c’è […]». Per quanto riguarda elezione della dimora come patria elettiva e Roma, dove sa che non potrà mai in realtà an‐ dare a stabilirsi, v. la grande e bella Fam. XV 8 del 1352 o 53 a Lelio (Angelo To‐ setti), in Petrarca 1992a, 858-862 (dove scrive però, § 4, 858, che siquid est quod michi placeat in terris, in Italia est; corsivo mio). Per quanto riguarda la rovina di Roma, v. Sen. IX 1 a Urbano V per il ritorno della curia a Roma, in Pétrarque III, 2004, 115-165. Mi permetto di rinviare anche a Guérin 2006, 101-137. 29 Come nella canzone di Rvf 331: «Solea da la fontana di mia vita / allontanarme, et cercar terre e mari, / non moio voler, ma mia stella seguendo; / et sempre andai, tal Amor diemmi aita, / in quelli exilii quanto e’ vide amari, / di memoria et di speme il cor pascendo» (vv. 1-6). 30 Sulla dimensione temporale dell’esilio, v. Marcozzi 2015a. 31 V. Posteritati 11, in Pétrarque V, 2013, 239. Epperò egli non riesce a eliminare un intenso senso di nostalgia, riandan‐ dolo col pensiero. Questa la dialettica tra, da una parte, la spinta, avvertita come necessità anche morale, a lasciare i luoghi dove successivamente ha eletto dimora e, d’altra parte, l’impossibilità di cancellare del tutto ciò che è stato, di reprimere definitivamente ogni fermento di doloroso richiamo del nostos. Nostalgia che, in altro modo, coinvolge anche l’Italia - quella che ap‐ pare nell’opera petrarchesca la f u n z i o n e - I t a li a, più che qualche luogo ben preciso, nemmeno la culla degli antenati. 27 Quella che si potrebbe definire n o s t a l g i a d e l f u t u r o, un futuro che affonda le radici nel passato remoto, seppellito sotto cumuli di rovine, dell’Antichità classica: questa la logica della renovatio. 28 Memoria e speme, ossia una storia amorosa. 29 L’esilio comporta di conseguenza una pregnantissima dimensione tempo‐ rale. 30 Che si radica anche nel disgusto del tempo presente, il che per l’appunto spinge il Petrarca verso l’Antichità - anche s’egli mitiga qui pure il discorso, affermando che l’amore dei suoi cari gli impedisce di desiderare d’esser nato in un’altra età. 31 Come per l’invecchiamento, allontanamento da quel che si è stato, esilio da sé che si dispiega progressivamente nel tempo, vi è deplorazione (della caduta, che suscita sgomento) ma nel contempo esultanza della (ri)scoperta del 41 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 32 Impulsi contrarî e repentini passaggi da un’opera all’altra (l’ultima concepita intrapresa per essere poi lasciata da canto), volentieri di segno opposto, ognuna delle singole opere essendo tendenzialmente orientata verso l’arrivo o il distacco, se non la fuga: cfr. su questo tema Cachey 2016, 143-155, dove vengono riportati, 144, i bellissimi versi di Rvf 331, 22-24 («Nebbia o polvere al vento, / fuggo per piú non essere pellegrino: / e cosí vada s’è pur mio destino»). Per il motivo della fuga equivalente al ritorno, v. per esempio il primo sonetto dell’aura, Rvf 194, 6 («Per ritrovar ove ’l cor lasso appoggi, / fuggo dal mi’ natio dolce aere tosco»). 33 Quei fragmenta posti proprio sotto il segno dell’esilio da sé («quand’era in parte al‐ tr’uom da quel ch’i’ sono»), ma parziale, incapace di annullare completamente il passato, senza il riaffiorare del quale, voluto anziché no, precisamente non si darebbe poesia. 34 Cfr. Marcozzi 2011, 73-74 (la frase conclusiva della parte introduttiva del saggio suona cosí, 74: «Il tema del’esilio è destinato a trovare in Petrarca un’espressione lirica nuova, che eliminerà del tutto la dimensione civica del bando e si rivolgerà all’elegia latina [Ovidio anzitutto], piú che alla lirica volgare precedente, per le metafore e le allegorie della condizione esistenziale, non contingente, di esule e pellegrino»). 35 Cfr. Rem. II 67, 22, in Pétrarque 2002, 832. 36 V. ancora Marcozzi 2011 appena citato. 37 Pensiamo al riguardo, beninteso, al caso piú clamoroso, per quel che riguarda il sostrato antico, la peregrinatio di Bucolicum carmen X. Sulle metafore che reggono la teoria pe‐ trarchesca dell’imitazione, e per un approccio sintetico della problematica in questione, mi permetto di rinviare a Guérin 2016, 255-256. 38 Aveva già detto che l’arte è frutto tanto dell’esperienza quanto della natura: v. Fam. II 9, 2, in Petrarca 1992a, 325. passato seppellito che (ri)affiora… Perpetue oscillazioni tra approdi e nuove partenze, con traduzione sul piano della scrittura dell’opera tutta. 32 Di che tipo di viaggio attraverso i segni si tratta, dunque, limitando ora il discorso ai Rerum vulgarium fragmenta? 33 Sul piano tematico, molto si è scritto, a cominciare dalla necessità per il Nostro, nel momento stesso in cui decostruisce il concetto di patria, di fare i conti con tutta una tradizione ancora recente che aveva fatto dell’esilio, li r i c i z z a n d o l o, uno dei cardini dell’ispirazione poe‐ tica. 34 Ma se l’esilio-peregrinatio, cosí come lo concepisce il Petrarca, è experi‐ mentum [sui], 35 e dunque occasione d’autoconoscenza, se l’errare ulisseo è espe‐ rienza e acquisizione di conoscenza, allora la lingua (poetica) recherà traccia (spie e indizî) anche di quell’atteggiamento fondamentale. Traccia retorica, per cominciare - ma non ci soffermeremo. 36 Serve qui però ricordare la teoria pe‐ trarchesca dell’imitazione, della mellificazione (o della setificazione), come pro‐ cesso attivo di produzione, rigorosamente sperimentale, ancorato nello studium (in tutti i sensi) di chi ci si dedica: cominciando dal viaggio attraverso i libri, le opere. 37 Impegno assiduo, al limite pericoloso: si veda il titolo eloquente della Sen. II 3 ([…] quanti laboris et periculi sit scribere […] Et experientiam matrem artium omnium esse). 38 E piú eloquente ancora, la straordinaria pagina della stessa missiva, in cui per illustrare il detto aristotelico experientia artem fecit, si 42 Philippe Guérin 39 Cfr. Sen. II 3, 17-20, in Pétrarque I, 2002, 164; e la conclusione dell’excursus in 24, 166, dopo aver ricordato che viaggiare è impresa sempre rischiosa: experientia […] artem facit, usus autem artem gignit, nutrit ac perficit. Noteremo anche en passant che ars è la scrittura, cosí come ars è la navigatio: vengono messe sullo stesso piano, sulla scia delle classificazioni medievali delle arti, vittorine per esempio. 40 V. per un primo approccio Ariani 1999, 315; e poi, per indicazioni piú tecniche, Manni 2003, 195-223; Patota 2015, 108, evoca in introduzione, per quella che sarebbe stata la lingua madre del Petrarca, l’«ambiente familiare e la colonia dei toscani, quasi tutti esuli», stabilitisi ad Avignone (ma v. già Manni 2003, 191). Lo studio piú completo sulla lingua poetica volgare del Nostro rimane Vitale 1996. Ma, per quanto riguarda le ques‐ tioni sintattiche (caratterizzate da una notevole complessità, anche nei sonetti), v. anche Tonelli 1999. 41 Cfr. Contini 1970, 173; v. anche, per il rapporto specifico con il latino, Manni 2003, 189 (e n. 10 sull’exquisita locutio e il Canzoniere). 42 V. la programmatica Fam. XV 8 già citata (Ad Lelium suum, deliberatio super electione loci ad habitandum ydonei), 15, in Petrarca 1992a, 861; e cfr. quanto si segnalava sopra n. 27 a proposito dei luoghi possibili per la sua sepoltura. volta repentinamente verso lo spettacolo che ha sotto gli occhi: il porto di Ve‐ nezia, dove si pratica su grande scala l’arte nautica, prolungando splendida‐ mente e per il bene di tutti gli esordî ancora esitanti, ma già esaltanti, degli Argonautica. 39 Qualche verifica, o piú modestamente sondaggio, per mettere l’i‐ potesi di partenza alla prova. Sorge una prima domanda, relativa alla funzione del sostrato tosco-fiorentino della lingua petrarchesca costatato dagli specialisti. 40 Non può bastare, ovvia‐ mente, una spiegazione fondata sulla lingua d’uso nell’ambiente familiare in cui crebbe il piccolo Francesco - la sua lingua poetica non è riconducibile a quella degli «usi pratici». 41 Lingua che comunque non è quella che il Petrarca parlava ad Avignone o a Valchiusa, né in Italia, dove, a parte i soggiorni a Roma o Napoli (lontano da Firenze), il suo tropismo era settentrionale e lo spingeva in terra lombarda o veneta (inter Alpes et Apenninum, l’ipotesi privilegiata come approdo della sua navigatio intorno al 1353, anno della partenza definitiva dalla Francia). 42 Ma un simile sostrato (tosco-fiorentino), perché essenzialmente la tradizione poetica cui attinge, pur radicata nell’humus provenzale (Triumphus Cupidinis IV, 40-55), saltando in sostanza i precursori siculi («fur già primi», ora sono «da sezzo», come recitano i vv. 35-36), è tosco-fiorentino («siculo-toscani» compresi, se è vero che «Guitton d’Arezzo» nel corteo dei poeti d’amore segue immediatamente Dante e «Cin da Pistoia»: si veda ibid., vv. 31-33; e anche Rvf 287 [all’esule Sennuccio, per la sua dipartita], vv. 10-11, dove l’ordine è però 43 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 43 Azzardiamo un’ipotesi per quanto riguarda questo rovesciamento: siamo nel Canzo‐ niere, per l’appunto, e non nei Triumphi, progetto dantesco (dove peraltro Guittone, là, «di non esser primo par ch’ira aggia», v. 33). E tale inversione, forse anche perché, trattandosi della visione di un corteo, il Petrarca ha bisogno di mettere in scena, per fare da pendant a Laura, le amate purché note, dotate di un’identità (di un nome proprio), nella fattispecie Beatrice e Selvaggia. Si tratta di un punto che andrebbe senz’altro ap‐ profondito. Stupisce comunque che proprio Guittone, nei Rvf, apra la mini-rassegna. 44 Per il quale si veda la famosa denegazione di Fam. XXI 15, in Petrarca 1992a, 1127-1134: un altro modo di significare la volontà di accomiatarsi, di prendere le distanze, di levare l’ancora e salpare, dissimulando l’æmulatio in opponendo; v. anche il § 17 di Sen. V 2 (sempre dedicata all’Innominato), in Pétrarque II, 2003, 135, sul vantaggio di occupare il secondo posto: Dante, eloquii dux vulgaris, mai nominato dunque neppure qui, ha il primato in materia. E il Petrarca continua cosí: «Spesso il secondo posto è piú sicuro e piú utile. C’è chi riceve i primi colpi dell’invidia, chi a rischio della sua fama ti traccia la via, uno di cui tu puoi guardare le orme e capire cosa c’è in esse da evitare e cosa da seguire, chi ti scuote e ti scrolla di dosso il torpore, chi ti sforzi di eguagliare, chi desideri sorpassare e ti dai da fare per non vedertelo sempre davanti: questi sono gli sproni dei nobili ingegni, grazie ai quali si sono avuti successi straordinari» (la traduzione di Mo‐ nica Berté è ripresa da Petrarca 2009, 39; corsivo mio). Su Dante, v. anche le conclusioni di Afribo 2009, 77-78 («Su questi aspetti inerenti a modalità decisive nella gestione profonda dell’elemento rimico, le schede e le cifre, piú che suggerire, hanno imposto all’attenzione un asse esclusivo - Dante e Petrarca; hanno configurato una lectura Dantis petrarchesca non finalizzata al singolo prelievo, alla citazione piú o meno me‐ tabolizzata, all’aneddoto, ma all’apprensione totale […]»). 45 Per Guittone nei Rvf, i rinvii puntuali alle Rime dell’aretino sono 11 in Petrarca 2 2004a; 79 in Petrarca 2 2004b; 65 in Petrarca 2005. Sull’argomento Guittone, v. anche Santagata 1990, part. 128-137. Particolarmente interessanti nella prospettiva del presente studio, si rilevano alcuni prestiti guittoniani legati al tema dell’esilio (nell’estensione data qui al termine) e di alcune delle sue formulazioni piú forti: 71, 41 («lo star mi strugge, ’l fuggir non m’aita»; 209, 8 («ma com piú me n’allungo, et piú m’appresso»). Anche i passi allusivi al suicidio (cfr. infra) sono debitori dell’aretino. 46 Per questo peregrinare immobile, v. Rvf 209, 6: «ch’ i’ pur vo sempre e non son ancora mosso». rovesciato). 43 Ed è, sul terreno volgare, proprio Guittone che, insieme con il Dante «petroso» e, piú ancora, quello della Commedia, 44 gli consente di mollare, anzi di rompere gli ormeggi che avrebbero potuto tenerlo ancorato alla p i c‐ c o l a p a t r i a della tradizione lirica sboccata nel cosiddetto Stil novo (dolce, solo dolce, e leggiadro), epigoni compresi (Sennuccio e, per quel pochissimo che se ne può sapere, Franceschino). 45 Ma si è premunito contro tale rischio, per l’ap‐ punto, coltivando la vocazione alla peregrinatio […]. 46 Ciò che di piú saldo resta della ormai contestata tesi continiana della «fio‐ rentinità trascendentale» (eco del correlativo «autobiografismo trascenden‐ tale») è probabilmente il rilievo che riguarda la «misura per nulla trascurabile 44 Philippe Guérin 47 V. Contini 1970, 187 (e per l’«autobiografismo trascendentale», 178). Manni 2003, 197- 200 e 207-208, rileva «tratti di toscanità composita», legata alla tradizione lirica, in un sistema aperto pure a voci prosastiche (già semmai introdotte in poesia tramite il filone cosiddetto comico-realistico). V. anche Vitale 1996, 522-526; Patota 2015, 130. 48 Cfr. Patota, 129. 49 Cfr. sempre la Fam. XXI 15, 12, in Petrarca 1992a, 1130: […] siquid in eo sermone a me dictum illius aut alterius cuiusquam dicto simile, sive idem forte cum aliquo sit inventum, non id furtim aut imitandi proposito, que duo semper in his maxime vulgaribus ut scopulos declinavi […] («[…] se qualche parola o espressione si trovi nei miei versi che a quelle di quel poeta o di altri sia simile o uguale, ciò avvenne non per furto o per volontà di imitare - due cose che come scogli io cercai sempre di evitare, soprattutto scrivendo in volgare […]»; corsivi miei). 50 E v. Marcozzi 2011, 83-84. 51 Cfr. G. Contini 1970, 175-176. 52 Cfr. Santagata 1990, 19: «Un poeta isolato, dunque; per non dire un poeta sradicato: privo cioè di un definito retroterra geografico e culturale che lo condizioni e di un passato municipale che lo àncori ad una specifica tradizione. Se l’umanista può trovare una patria alternativa nella Roma antica, il poeta volgare sviluppa un atteggiamento ecumenico, di accettazione (e insieme di presa di distanze) della tradizione intera. Ai suoi occhi, infatti, le scuole e le correnti nelle quali si articolava la poesia duecentesca […] non hanno piú senso alcuno: egli può dunque guardare dall’alto e con distacco all’intero corso della letteratura volgare, con una ricettività impensabile per altri prima di lui, anche per un Dante.» 53 Cfr. Vitale 1996, 529. 54 Cfr. Fam. XVI 14, 7, in Petrarca 1992a, 913. 55 Cfr. Patota 2015, 141-142. V. l’elenco stabilito da Vitale 1996, 516-521. 56 Rimandiamo di nuovo a Tonelli 1999. 57 Cfr. Afribo 2009. di defiorentinizzazione» di tale lingua. 47 In termini piú semplici, il Petrarca ri‐ fiuta recisamente l’assimilazione senza piú alla lingua m a t e r n a (quale madre, poi, o quale balia? ), al fiorentino. 48 Dall’imitazione pedissequa è sempre rifug‐ gito, specie nelle «cose volgari», come da scogli («scopul[i]»: si noti il termine mutuato di nuovo dal linguaggio della navigazione). 49 Per il servizio delle muse, esse stesse in esilio (Africa IX), 50 l’«irrequieto turista», 51 il «poeta sradicato», 52 pratica la «miscidanza»: 53 ecco il paradosso di un’appropriazione che è insieme necessario e voluto distacco, di una ricettività intimamente legata alla sua con‐ dizione di e s u l e i n li n g u a. Tratto distintivo dei grandi scrittori (Cicerone, Virgilio e successori), d’al‐ tronde, di quelli dalle proposte inedite, sono i mutamenti con i quali arricchi‐ scono la lingua 54 - coniando parole nuove, 55 imbastendo giri inediti, 56 cercando ritmi nuovi (che si allontanano dalla tradizione lirica), 57 sottoponendo il tutto a uno smanioso processo di ripresa e revisione. Ambivalenza, allora, di quest’esilio volontario in lingua, rivendicato come tale, ma con accessi di nostalgia. In realtà, vige una s t a b il e i n s t a b ili t à ricer‐ 45 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 58 Anche per trattare nell’opera poetica il tema dell’esilio, l’escursione è impressionante: dalla Bibbia all’Ovidio dei Tristia e delle Epistulæ ex Ponto, alla letteratura religiosa mediolatina, senza dimenticare i precedenti volgari di cui sopra (per un quadro completo degli ipotesti antichi, v. Marcozzi 2011). 59 V. gli esempî che dà Vitale 1996, 534-535; e Patota 2015, 128-130. 60 Rimando ai saggi citati supra, nelle note 15-19. V. anche il v. 1 della canzone 70, quella che si potrebbe dire delle successive partenze, e su cui torneremo: «Lasso me, ch’i’ non so in qual parte pieghi»: il peregrinare è anche incertezza, se non sconforto; la sua cifra linguistica, il «vario stile» illustrato anche dagli stessi incipit. Sul «vario stile» come definitorio dell’espressione lirica in quanto imitazione della varietà degli affetti, degli stati d’animo cangianti, v. Grimaldi 2014. 61 Cfr. Rvf 71, 8, nonché l’ulitma sestina, la doppia 332 e le sue variazioni sul tema. 62 Tale la funzione dei sonetti anniversario, nonché quella dei sonetti 3 (con il suo cum in‐ versum di apertura) o 211 (nel 1327, «nel laberinto intrai, né veggio ond’esca», v. 14). Sulla particolarità sintattica del cum inversum, si veda Tonelli 1999, il primo par. del cap. «Sin‐ tassi e racconto», 123-132. 63 Essa stessa, la scomparsa definitiva, iscritta in un tempo differito (tra l’evento reale e l’annuncio ricevuto un mese e mezzo dopo - cfr. la nota obituaria del Virgilio ambro‐ siano). Sulla scansione del 6 aprile (1327, data dell’incontro, e 1348, data della morte), volta a delimitare con la messima nitidezza la porzione di tempo dell’innamoramento, v. Rico 2016, 48-66. Per il ricordo in poesia del 1348 come spartiacque, v. Rvf 336, 12-14. cata del s i s t e m a, 58 che contempla la possibilità di nostalgici ritorni al fioren‐ tino. 59 La cifra che ne consegue, si sa, è il «vario stile», annunciato (ed esibito) nel sonetto proemiale dei Rerum vulgarium fragmenta, con le sue molteplici dimensioni. Ulisse rappresenta sia (in concorrenza con Enea) la forza (anzitutto d’animo, volontà indefessa d’andare avanti, in mezzo alle contrade [in]esplorate, spesso tempestose) sia, contemporaneamente, la fragilità (della condizione umana, in balia delle onde di una pericolosa navigatio). 60 L’esperimentazione poetica ne rende conto tramite il «debile stile» mutuato dal flebile carmen dell’ Ovidio pontico, il suo stile «incultus», 61 le «lappole et stecchi co la falce adunca» di Rvf 166, 8, fino allo «stile stancho e frale» di 354, 2. Se ci rifacciamo poi alla dimensione temporale accennata sopra, l’esilio è tempo transitorio tra due mete: dapprima quelle constituite da nascita e morte. Ma anche, f r a t t a l m e n t e, tra la seconda nascita al mondo del 6 aprile 1327 62 e il t e r m i n e i n d e t e r m i n a t o della morte dell’io (che dovrebbe coincidere, finendo l’esilio terrestre, con la fine dell’altro esilio, la lontananza da Laura, essa stessa figurata numerose volte vita natural durante dagli allontanamenti episodici; in‐ tervallo di tempo all’interno del quale si staglia il tempo che intercorre tra l’in‐ contro p r i m i t i v o (come si parla di s c e n a p r i m i t i v a) e la scomparsa dell’a‐ mata (6 aprile 1348). 63 Gli allontanamenti episodici cui accennavamo costituiscono altrettanti numerosi exilii, altri intervalli di tempo, in cui il cor, come abbiamo già visto sopra, si pasce «di memoria e di speme» (Rvf 331, 1 a strofa). Perfino la mo‐ 46 Philippe Guérin 64 V. per esempio Rvf 12; o i sonetti 315-317, del T(p): del Tempo, e anche, secondo un’ipo‐ tesi interpretativa suggestiva, del Triumphus pudicitie mai avvenuto nella storia dell’io nel Canzoniere, dove il futuro non avveratosi - né «pace» né «tranquillo porto» raggiunti mai - si transforma allora in imperfetto e condizionale; pare uno spazio virtuale, si de‐ linea la frontiera temporale di ciò che sarebbe potuto avvenire; sonetti seguiti, ricor‐ diamo, dal componimento frontiera - ultimo di V 1 - della catastrofe - intendere in senso letterale, secondo l’etimologia - costituita dallo sradicamento del lauro (Rvf 318). 65 V. Marcozzi 2016, 322, sul fatto che le opere stesse del Petrarca spesso e volentieri si aprono e chiudono all’insegna di considerazioni sul tempo. 66 V. Manni 2003, 213; Vitale 1996, 358 («Fitto e già ordinato in impieghi precisi, come ormai richiedeva il sistema, l’uso del gerundio nei Rvf risponde nella sua frequenza alla tendenza particolarmente poetica all’assorbimento dell’azione in strutture nominali che agevolavano la fluidità dei dettati.») 67 Condenso qui le osservazioni di Stroppa 2014, 229 (le quali poggiano sull’analisi condotta da Fenzi sui giochi temporali della seconda boschereccia : Fenzi 2003, 65-99). 68 Per le implicazioni dal punto di vista della storia della lingua letteraria, v. Coletti 2 2000, 57- 58. 69 V. Contini 1970, 177. Esemplare Rvf 336: «Tornami a mente, anzi v’è dentro, quella [N.B. l’enjambement] / ch’indi per Lethe esser non pò sbandita, / qual io la vidi in su l’età fiorita, / tutta accesa de’ raggi di sua stella. / / Sí nel mio primo occorso honesta e bella / veggiola [N.B. l’enjambement], in sé raccolta, et sí romita, / ch’i’ grido: - Ell’è ben dessa; anchor è in vita - / e ’n don le cheggio sua dolce favella.»: o il presente dell’enunciazione come potenza illu‐ soria della memoria, immobilità e immutabilità dell’immagine mentale. Per uno splendido esempio di «risovenir», v. Rvf 196 (secondo sonetto dell’aura): qualcosa come le «gouttes de lumière cimentées» della Conclusione del proustiano Contre Sainte-Beuve. dalità del futuro anteriore (o, variante, l’ipotesi della realtà al futuro, ma un f u‐ t u r o r e m o t o) consente di proiettarsi in un tempo avvenire, in realtà mai avve‐ nuto, in cui sarebbe data la possibilità di tornare indietro con il ricordo, verso il passato. 64 Il tempo, insomma, non cessa di generare di queste frontiere: e da una data frontiera, ci si allontana, quando all’altra ci si avvicina. 65 Donde anche l’onnipresenza del tempo sospeso, i n t e r v a l l a t o, del presente durativo: di un’esperienza dell’i m m o b il e m o b ili t à, degli stati transitorî, come della memoria e dei suoi grumi di tempo rappreso. Cosí come si sottolinea il carat‐ tere durativo e iterativo (l’«incompiuto» per eccellenza, secondo i grammatici) del gerundio tanto amato dal Petrarca. 66 I tempi verbali dall’aspetto per l’appunto «in‐ compiuto» essendo inesorabilmente calamitati dal presente (altrettanto «incom‐ piuto») della memoria (della sua durativa atemporalità) all’interno della quale viene ad alloggiarsi. Tra memoria futuri e memoria del passato, sospensione al «punto senza estensione» del presente. 67 Ciò, in sintonia con l’osservazione secondo la quale il poeta, sul piano semantico dominante, quello di sostantivi e aggettivi, 68 «si è chiuso in un giro di inevitabili oggetti eterni sottratti alla mutabilità della storia». 69 47 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 70 Sul distacco dal presente, significato da toponimi e nomi di persona («completamente svuotati della loro referenzialità»), v. le interessanti osservazioni di Patota 2015, 144-146; Manni 2003, 210-211. E anche Vitale 1996, 17-22 (per esempio: «I nomi di località, dei fiumi, dei monti e dei mari, spesso con valore figurato ed embematico o in sequenze nu‐ merative sonore e realisticamente sfuggenti, sembrano appartenere a un atlante dallo spazio e dal tempo indeterminati»; «I nomi propri della mitologia, della religione, della storia, dell’arte, della letteratura, variamente mescolati, paiono […] promossi poeticamente da una vivida e generica memoria evocativa […]»). 71 V. per esempio Rvf 157 (terzo dei quattro sonetti del pianto di Laura ), la quartina iniziale, seguita dalla trasfigurazione degli elementi topici della descriptio puellæ («cristalli di me‐ moria storica», e «dinamogrammi» messi in moto dall’immaginazione poetica, come di‐ rebbe Giorgio Agamben commentatore di Aby Warburg: cfr. Agamben 2004; per un’appli‐ cazione nel campo della letteratura coeva, mi permetto di rinviare a Guérin 2008, 22-23). 72 Vale in particolare per l’assenza degli amici: la lettera è la forma di scrittura atta a colmare la distanza, una distanza che ha a che vedere con l’esilio (Stroppa 2014, part. 125-126). 73 V. Torre 2016, 192; Marcozzi 2016, 331, in cui si rimanda (come d’altronde Torre, 192) al‐ l’analisi già citata di Fenzi di Rvf 126, sulle «distese escursioni nel futuro e nel passato». Il poeta dell’oblio: tale il titolo che Giuseppe Ungaretti dà al suo principale saggio sul Petrarca: Ungaretti 1974, dove, 420, si legge, di Laura morta, che è ormai «una donna non dico in‐ differente, ma come divengono gli oggetti involati del passato, oggetti della mente, imma‐ teriali, in via di liberarsi perfino da ogni dimensione, vaghi riflessi». 74 Alludo qui ovviamente alla celebre serie Rvf 194, 196-198 (ma il discorso vale esclusiva‐ mente in realtà per i primi due sonetti citati). 75 V. Sen. X 2, 42, in Pétrarque III, 2004, 263-265, quando precisa al suo destinatario, l’amico d’infanzia Guido Sette, quanto diletto mescolato a dolore prova a rammemorarsi i luoghi visti insieme un tempo ([…] libuit michi tecum hactenus fando peregrinari transactos annos ac loca distantia, eaque maxime in quibus aliquando tecum fuit, et, quod iter pedibus aut navibus mensi sumus, calamo remetiri). La rammemorazione (attraverso la parola) apre la possibilità di esiliarsi dal pre‐ sente, segnato indelebilmente dal d i f e t t o (di Laura, di Roma: di essere); sosti‐ tuendolo con il presente di un piano ontologico altro, coincidente con il presente dell’enunciazione, è anch’essa un peregrinare nella lontananza, da un isolotto me‐ moriale a un altro. 70 Lacerti mnestici, pezzi di tempo psichico momentaneamente eternati, frammenti immobilizzati, fissati nel momento in cui stanno riaffiorando, ubbidendo alla logica del ritorno degli istanti dilatati. 71 Agli antipodi di ogni rea‐ lismo referenziale, abbiamo a che fare con una temporalità dell’entre-deux tipica delle situazioni d’esilio (anche metaforicamente concepito), 72 ch’è spazio aperto per il ricordo di ciò ch’aveva indotto oblío: 73 la dialettica già avvistata sul piano pro‐ priamente spaziale, in campo geografico, diventa quindi quella dello spazio che si fa tempo, come quando la distanza percorsa dall’aura si fa indice e misura del pe‐ riodo trascorso nell’assenza. 74 E ciò è fonte di piacere, 75 che si nutre fin dall’inizio del paradosso d’un esilio ch’è un avvicinarsi (Rvf 209, 1-8): 48 Philippe Guérin 76 Cfr. la strutturazione stessa della missiva di cui alla n. precedente, tutta giocata su tali par‐ tizioni. E Posteritati 14, in Pétrarque V, 2013, 241 (Tempus meum sic vel fortuna vel voluntas mea nunc usque partita est). Per il Canzoniere, Perrus 2000, 11, conia il sintagma «structure du discontinu». 77 Da intendere nel senso piú aderente all’etimologia: cfr. Post. 16, 243 (Non tamen sine magnis digressionibus: namque hoc tempore Carpentoras, civitas parva et illi ad orientem proxima, quadriennio integro me habuit). 78 Su cui si veda l’analisi appronditissima (e finissima) di Stroppa 2014, 214-246. 79 Causa per se stessa di un peregrinare specifico, non senza attinenze con quello globale: cfr. Rvf 161, 1 e 8, che delimitano la fronte: «O passi sparsi, o pensier vaghi [erranti …]. che mi fate ir cercando piagge e monti» (tutto questo per la «tenace memoria», il «possente de‐ sire», etc.). 80 Che Vitale 1996, 387-391, chiama anche tmesi (non in senso rigorosamente metrico, quindi; v. ivi i numerosi esempi). V. anche Manni 2003, 213. 81 A cominciare, per il lessico, dai prefissi dis- (per esempio, «desviare-disviare», «discio‐ gliere», «disfare», «disgiungere», «disparire», etc.; s- («scarnare», «scompagnare», «spol‐ pare», «spregionare», etc.): v. Vitale 1996, 489-492, 495-496. I dolci colli ov’io lasciai me stesso, partendo onde partir già mai non posso, mi vanno innanzi et èmmi, ognor adosso quel caro peso ch’Amor m’à commesso. Meco di me mi meraviglio spesso, ch’i’ pur vo sempre, et non son anchor mosso dal bel giogo piú volte indarno scosso, ma com piú me n’allungo, et piú m’appresso. I fragmenta sono inoltre la forma per eccellenza della vita «partita» dai continui esilî. 76 Partita, se non spezzettata, anche quand’è in cerca d’una sua unità. Fin dalla giovinezza, il corso dell’esistenza petrarchesca è posto sotto il segno della di‐ gressio. 77 Non insisteremo sul livello macrostrutturale (la partizione 263 / 264 e il travaglio ad essa connesso, fino alla vigilia della morte), 78 se non per ricordare che l’esilio di Laura in cielo (in realtà ritorno alla patria celeste) interviene sullo sfondo dell’esilio perpetuo dell’anima da se stessa, scissa tra i due porti antinomici verso i quali naviga: quello terreno dell’amore per Laura, o meglio della sua immagine memoriale (specie quando «sol memoria m’avanza»: Rvf 331, 10); 79 e quello di lassú raggiunto per l’appunto dall’amata. E che si ripercuote f r a t t a l m e n t e nella partizione-frantumazione a tutti i livelli, esistenziali come scrittorî. Quella dei fragmenta è in generale lingua dell’allontanamento: notiamo anche la presenza massiccia delle figure (in tutti i sensi) della distanziazione, o disgiun‐ zione (sintattica), 80 e della dissociazione, 81 della scissione, delle dicotomie e delle antitesi… 49 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 82 Cfr. le bellissime analisi di Afribo 2009, 19, o anche 32, dove scrive per esempio che «Con l’ispessimento e l’elettrificazione a catena delle componenti formali (ritmo, sintassi, suono) Petrarca riduce l’atto di forza della parola, mette in crisi il mondo dei significati univoci e referenziali, scopre il cromatismo e la nuance, merci rare in una poesia ideo‐ logicamente compatta e dogmatica come ad esempio quella stilnovista». 83 E sulla spinta all’interiorizzazione, v. a proposito dei nomi geografici e toponimi (dei significanti), l’articolo di Rigo sull’Itinerarium breve de Ianua usque ad Ierusalem et Terram Sanctam ( o Itinerarium ad sepulcrum Domini nostri Yesu Christi): Rigo 2016b. 84 Per inciso, a proposito di traslati, noteremo che l’exul è (per definizione, in senso let‐ terale) egli stesso un ‹traslato›. Sui traslati (in senso retorico), v. anche Manni 2003, 205- 206 (molti di questi traslati essendo destinati a diventare patrimonio comune per la lirica avvenire). Ungaretti 1974, 411, nota a proposito della metafora che c’è nel Pe‐ trarca «come l’obbligo per pudore o per pietà, di distogliere la memoria da una verità troppo crudele, o troppo profonda, di velarne e di difenderne il segreto […]». 85 Quando non diventi criptica, o meglio, criptata, come in Rvf 5. V. Guérin 2016, 252-253. Per le perifrasi, i modi indiretti, v. Manni 2003, 221, Patota 2015, 144. Un caso emble‐ matico: ricordiamo con Tonelli 1999, 124-125, in merito alla relazione in Rvf 2 e 3 dell’ evento successo nel dí fatale (il Venerdí Santo del 1327), che «l’incontro non viene raccontato, ma lo si arguisce per via indiretta: attraverso gli effetti, appunto, si sa che è avvenuto»; dove viene rilevato che si istituisce cosí un tempo «fuori del tempo»). 86 Cfr. Contini 1970, 190, a proposito dell’intraducibilità, proprio per tale motivo, dei versi petrarcheschi. Legherei allora tutto ciò alla crisi della referenzialità già evocata sopra, che poggia sulla particolare struttura del verso petrarchesco nelle sue componenti lessicali, sintattiche, e perfino ritmiche, con la «moltiplicazione delle sostanze e [la] loro frammentazione». 82 Come in un processo di allontanamento dagli og‐ getti del mondo nella loro prepotente corporeità, il loro spessore triviale, e quindi un esiliarsi da esso mondo, a favore del viaggio interiore nei coaguli di cos‐ cienza. 83 Il rischio di estenuazione del desiderio per colpa dell’oggetto sfuggente porta d’altronde il Petrarca in senso apparentemente contrario, ad allontanare, esiliare i n p o e s i a il detto oggetto al fine d’evitare la sua scomparsa: con perifrasi e traslati («colei che sola a me par donna», «fera bella e cruda» e «candida cerva», e, con lo stigma dell’emblema o dell’allusività, la quasi latina «arbor victorïosa trïumphale», «l’aura gentil», etc.), 84 in cui si risolve la logica paradossale di tale desiderio, e della sua espressione. 85 Se dobbiamo prendere alla lettera l’idea che ci sia e v a s i v i t à della lingua petrarchesca, 86 questa caratteristica si dà anche perché evade da ogni realtà riconducibile all’attualità e all’identità (in senso proprio, letterale: ché l’identico petrarchesco non è mai identico a se stesso, come dimostrano, per stare a un esempio lampante, i rimanti delle sestine). 50 Philippe Guérin 87 Grimaldi 2014, 189-190, «si chiede se il poeta non possa aver sovrapposto all’idea di mu‐ tatio quella di ‹delirare›, ‹allontanarsi da sé stessi›, che come abbiamo visto faceva parte della definizione medievale della lirica». 88 Cfr. Rvf 166 (9-10, «L’oliva è secca, et e rivolta altrove / l'acqua che di Parnaso si deriva»); e la «vena secca» (dopo la morte di Laura, questa volta, siccità piú assoluta ancora) di 292, sintagma di guittoniana, e ciniana, memoria (v. il commento del Santagata nell’ed. cit., ad loc.: per Guittone, O dolce terra aretina [ed. Egidi: Ahi, dolze terra aretina], 46: «secca hai quasi la vena» [Egidi: «Secca avete la vena»]; Cino, 164, Su per la costa (In morte di Dante), 5: «I’ penso ch’egli è secca quella fonte [i.e. della poesia dantesca]»). Per il motivo del si‐ lenzio visto sotto questa angolatura, v. Guérin 2016, 253. 89 Stando all’ordine del Canzoniere: 22, 30 e 66. Per un’interpretazione del «tour de force» rappresentato da questa presa di distanza, v. Perrus 2000. 90 Tra gli studî specifici dedicati a Rvf 80, v. di nuovo Perrus 2000. E su tutto ciò incombe infine il rischio dell’esilio da se stesso (cfr. per esempio Rvf 29, 36: «Da me son fatti i miei pensier’ diversi»), 87 che tra le sue diverse moda‐ lità possibili può sfociare nell’afasia, prendere la forma specifica d’un esilio nel mondo del silenzio, almeno per quanto riguarda l’espressione lirico-elegiaca degli stati interiori. 88 Procediamo, per finire, a un sondaggio piú puntuale su un singolo frag‐ mentum. Ci pare che la sestina Rvf 80 costituisca un caso esemplare di molte delle tendenze di fondo fin qui reperite. A cominciare dalla propensione cosí tipi‐ camente petrarchesca a lasciare le rive in cui è appena approdato per cercare nuovi orizzonti, spostare, respingere i limiti per riprendere la navigazione allo scopo d’esplorare nuovi paesaggi mentali ed espressivi. Vediamo nel caso presente come il Petrarca si allontani dalla tradizione o, per meglio dire, da quello ch’è solo un abbozzo di tradizione, tale tuttavia per opera e merito suo, essendosi egli cimentato con il genere-sestina a tre riprese soltanto prima di quella che intendiamo ora prendere in esame, 89 in gara con due unici pre‐ decessori, autori d’un solo componimento ciascuno: il grande Arnaldo e la figura e d i p i c a di Dante. Arnaldo cui sembra alluda il capoverso (Chi è fer‐ mato di menar sua vita, da mettere a confronto con Lo ferm voler qu’el cor m’intra); Dante onnipresente in particolare nell’asperitas (alquanto tempe‐ rata, a dire il vero) cui è improntato il componimento, ma anche per il signi‐ ficato della navigazione (che è anche riconducibile al tipo u li s s e o) qui evo‐ cata. 90 È, per l’appunto, il testo che rompe sul piano tematico con la mini-tradi‐ zione della sestina (che dice l’irretimento nei lacci dell’amore disperato, la‐ birinto senza uscita formalmente tradotto, quasi visualizzato attraverso la retrogradatio cruciata), introducendo nei Rerum vulgarium fragmenta il mo‐ tivo dell’esilio come cifra assoluta della condizione umana (quarta occor‐ 51 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 91 Seguono, uniche altre occorrenze di esilio, 94, 8 (ma nel significato precedente: qui esilio dello spirito vitale, al posto del cuore o dell’anima), 285, 5 (le visite di Laura nel suo «grave essiglio» terrestre: dove, in morte di Laura, si ritrova il significato che qui c’interessa), 331, 5. Concorrente naturale, come abbiamo visto, «pelle‐ grino», che appare talvolta per il resto della raccolta (due volte soltanto, limitan‐ doci strettamente all’io): 69, 11 e 331, 23, la bellissima occorrenza già incontrata sopra, sinonimica d’esilio terrestre («fuggo per piú non esser pellegrino»). V. Tele‐ sinski-Filippini 2013. 92 Per le altre sestine (oltre a 80 e 332) e il motivo dell’erranza: v. 30 (28-29: «[…] oggi à sett’anni / che sospirando vo di riva in riva»), 66 (e le «mille valli» del v. 34), 142 (15, «son gito per selve et per poggi», e, ovviamente, il congedo, in cui anela ad «altri poggi»), 214 (16, «Ed ò cerco poi ’l mondo a parte a parte»; 25-26, «Pien di lacci e di stecchi un duro corso / aggio a fornire»), la boschereccia («canzon nata di notte in mezzo i boschi», v. 38) sestina 237 (19, «Consumando mi vo di piaggia in piaggia»). renza del lessema dopo 21 [10], 37 [37], 45 [7], ma prima con tale signifi‐ cato). 91 Si tratta ora di dire l’inquietudine insanabile dell’esilio-peregrinatio, dell’errare che ci fa passare da punti sempre uguali, sempre diversi, 92 senz’ altro esito che quello dell’invocazione finale d’un aiuto esterno (divino). Testo dunque che in maniera particolarmente netta segna una svolta, se non una rot‐ tura, inaugurando a poca distanza dalla canzone 70 detta degli incipit (o meglio dei versi cum auctoritate, la sua propria, del Petrarca - auctoritas - compresa) un nuovo corso nell’andamento della raccolta, che vale congedo dato alle auc‐ toritates in gioco. Riprendendo, qui anche nella strutturazione g i u d i z i a r i a del discorso, la tonalità g i u d i c a n t e che informa i fragmenta fin dal primo di essi. Qualche altra rapida considerazione ancora. Se guardiamo ai verbi, in partico‐ lare ai loro a s p e t t i, ci accorgiamo che le f r o n t i e r e esterne del testo (delimitate dalla protasi, al presente d i v e r i t à u n i v e r s a l e, seguito dall’ottativo, un otta‐ tivo che diventa la preghiera s c e t t i c a dell’ultima stanza: in un presente dell’e‐ nunciazione che dice l’insanabile smarrimento; preghiera vera e propria nel con‐ gedo) iscrivono il suo tempo entro l’inizio - nel passato - della navigatio-exilio e il futuro dell’approdo finale. Costatiamo che i verbi «perfettivi» coniugati ai tempi «incompiuti» (semplici) sono resi «compiuti» dal «poi» dei vv. 4 delle strofe 2 e 3; dopodiché, con un «poi» al v. 28 che cambia completamente segno, il regime delle stanze 3 e 5 è quello dell’incompiuto che si protrae nell’attrettanto «incom‐ piuto» (i.e. tuttora in corso) del presente dell’enunciazione. E per quanto riguarda gli «imperfettivi», l’unico della serie che non rinvii (se non metaforicamente) alla soggettività, agli stati interiori (vedere, credere, sperare, temere, e anche sospirare e ardere), è il c o n c r e t o «errare» del v. 14 (messo in straordinario rilievo dal ri‐ 52 Philippe Guérin 93 Per il motivo della barca e dell’erranza, cfr. poi Rvf 132 (la sirma di S’amor non è, che è dunque quel ch’io sento? ), 189. 94 Nell’ed. Santagata, per il sonetto 272, si cita O cari frati miei, 66-69 («Legno quasi dis‐ giunto / è nostro core in mar d’ogne tempesta, / ove pur fugge porto e chere scoglia, / e di correr ver morte ora non resta»); ma il motivo è proprio quello che ispira la nostra sestina. 95 V. ibid. il commento di Santagata al v. 3 («scevro da morte con un picciol legno», oltre alla «piccioletta barca» di Par. II 1, v. Inf. XXVI, 100-102 [parla Ulisse]; aggiungiamovi il «legno» di Inf. III 93 e, meglio ancora, di Par. XIII 136-138: «e legno vidi già dritto e veloce / correr lo mar per tutto suo cammino, / perire al fine [v. 4 della nostra sestina: «non pò molto lontan esser dal fine»] a l’intrar de la foce»; un «legno» anche in Cosí nel mio parlar voglio esser aspro, 19); al v. 22 (la «gomfiata vela» e le «gonfiate vele» di Inf. VII, 13); e per «fiacchi» del v. 38, Bettarini 2005, ad loc., rimanda a Inf. VII 14. Ag‐ giungerei che i rimanti piú strettamente connessi al nostro tema sono anche danteschi: a parte l’«altra vita» del v. 23 (e Purg. XXII 32): «scogli» (Inf. XVIII 16; e «scoglio» al singolare: Inf. XXVI 17, Purg II 122, dove significa la scorza del peccato; e quando di‐ ventano «dubbiosi», v. 31, fanno pensare immancabilmente ai «desiri» di Inf. V 120); «porto» (e Inf. XV 56, «glorïoso porto»; «porti» al plurale: v. Inf. III 91, «per altri porti»); per il v. 9, «et sperando venire a miglior porto», cfr. Purg. XXX 6: «qual temon gira per venire a porto»). D’altronde, per il sintagma «gran tempo» del v. 13, Bettarini 2005 rinvia alla canzone petrosa Amor, tu vedi ben che questa donna, 48. Da aggiungervi una vaga suggestione della petrosa Io son venuto al punto de la rota, 51-52 («per ch’io son fermo di portarla [la «crudele spina»] sempre / ch’io sarò in vita […]») nel verso iniziale del nostro componimento? Si ricordi però che questa è la meno petrosa delle sestine petrarchesche: v. De Robertis 1983, 30 (anzi, De Robertis la dichiara «Assolutamente priva di riscontri generalmente petrosi»: ma come definire le parole rima - e non solo quelle - silvestres, reburræ [De vulgari eloquentia II VII, 4-5], come «scogli», «legno», «porto» [sempre combinate, si noti, con sonorità anch’esse aspre] o, all’interno dei versi, «scevro da morte», «sarrebbe da ritrarsi», «al governo anchor crede», «poi mi condusse in piú», «se non gliel tolse o tempestate», e anche «lassar» (concentrato nella produzione giovanile) al posto del piú comune «lasciare», etc.? 96 Ci pare a prima vista che la nostra sestina sia un buon esempio della presa di distanza, in direzione di una omologazione colta. Per misurare questa distanza, v. Vitale 1996, 534-535; Manni 2003, 193-203. getto), 93 che, nonostante un primo intervento divino che lo allontana dagli scogli, continua come auspicato viaggio verso il porto ultimo, sigillo di un «exilio» che trascende tutto il tempo della s t o r i a individuale narrata. Per la lingua, ora, un paio di riflessioni rapidissime. Oltre alla presenza di Guittone, 94 si ravvede (ovviamente, vien fatto di dire) quella di Dante. 95 In quanto al piano prettamente linguistico (fonetico, morfologico, sintattico), lasciamo agli specialisti il compito di determinare quanto il nostro pezzo, a prima vista levi‐ gatissimo, si discosti o meno dalle caratteristiche medie del sostrato primi‐ genio. 96 Sul piano semantico (lessemi portanti delle parole-rima in particolare), il ritorno del medesimo potenzia il gioco della variatio, cifra della peregrinatio 53 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 97 Anche se qui, le potenzialità della sestina in materia sono poco sfruttate, va notato che il piú importante dei quattro rimanti concreti della navigatio: «porto», che funziona come sostituto metaforico di «fine», sia dal punto di vista meramente esistenziale che nella prospettiva della salvazione (part. il «buon fine» dei versi 5, 18, 26, 39), questo rimante dice anche altro: come anelito al riposo (sinonimo di «pace» - l’ultima parola del Canzoniere - che si ritrova al primo v. del sonetto 317, terzo pannello del trittico del T, mentre «pace» appariva al v. 1 de 316; v. anche Rvf 234, v. 1: O cameretta che già fosti un porto), rispecchia lo stato interiore del poeta, ansioso di raggiungere la pace dell’a‐ nima riconciliata con se stessa. 98 Per quanto riguarda le allitterazioni, cosí importanti fin dal sonetto proemiale, esami‐ niamo una delle strofe, selezionata quasi a caso. La seconda, dunque - quella che apre la narrazione propriamente detta - presenta una tessitura fonica che intreccia con par‐ ticolare densità i suoni seguenti: nei primi tre versi, la sillaba «ve» di «soave» («soave», «governo», «vela» - nello stesso verso -, fino a «venire», tramite la «v» di «vita» - sostantivo collegato a «vela» dalla posizione alla rima e la quasi-assonanza). E dopo la svolta introdotta da «poi», una sfilza d’occlusive sorde alternate (anticipate all’inizio dei versi 8 et 9): «p», «c» (all’occorrenza combinate con la sibilante «s»); la ripresa della cellula «ogli» («scogli», «doglioso»); «d’intorno», «dentro»; etc. In altre parole, dulcedo ed asperitas - la figura fonetica ossimorica che è la cifra del Canzoniere. Sulle allittera‐ zioni tra guittoniane e dantesche nel Petrarca v. Afribo 2009, 71 e, sulla sestina, 76. 99 Cfr. Rvf 82-89, serie dell’amore disperato, quando non serve a nulla la fuga; serie in‐ terrotta dal ricordo stupefatto dei «capei d’oro a l’aura sparsi» di Rvf 90: nuovo ritorno indietro sui proprî passi, nuovo avvio. 100 Cfr. l’incipit di Rvf 23 come verso di chiusura della canzone 70. 101 Sulla presenza sottile, sotterranea delle teorie filosofico-mediche (in poesia) del secolo precedente, e ancora della cultura contemporanea fiancheggiatrice (della poesia), ac‐ curatamente dissimulate / dissimilate, il riferimento è oramai d’obbligo a Tonelli 2015, 153-176. attaverso i varî significati di ognuno dei significanti. 97 Anche il sistema allitte‐ rativo, particolarmente denso, va incluso nel campo della riflessione. 98 Nuova partenza, che non significa però riorientamento definitivo, decisione di non guardarsi mai piú indietro - la serie che segue (dopo 81, piú p e n i t e n‐ z i a l e ancora) basta a testimoniarlo. 99 E, per tornare un attimo a Rvf 70, non è perché vi siano tutti gli estremi del bilancio-congedo che non si c a n t e r à piú, né che ci sarà piú s o a v i t à o d o l c e z z a, combinata con l’a s p e r i t à mai dimessa. Il superamento dei punti di passaggio cui si sono voltate le spalle, e quindi le n u o v e p a r t e n z e - quelle da se stesso comprese 100 - non sono o b l í o totale: senza parlare delle tracce protratte di cavalcantiana sofferenza (o di dolenti re‐ miniscenze), 101 già le cantilene oculorum (71-73) prolungano in qualche modo il «bel guardo soave» ciniano (Rvf 70, 40); e pensiamo pure ai ritorni continui, fino alla fine della raccolta, al «dolce tempo de la prima etade» (limite estremo 54 Philippe Guérin 102 Cfr. Rvf 352, 1-8: «Spirto felice che sí dolcemente / volgei quelli occhi, piú chiari che ’l sole, / et formavi i sospiri et le parole, / vive ch’anchor mi sonan ne la mente: / / già ti vid’io, d’onesto foco ardente, / mover i pie’ fra l’erbe e le viole, / non come donna, ma com’angel sòle, / di quella ch’or m’è piú che mai presente». 103 Viene subito dopo la grande canzone 331, della speranza morta, di cui abbiamo già citato diversi versi (6, che accomuna «memoria» e «speme»; 23) e che inizia cosí: «Solea da la fontana di mia vita / allontanarme, et cercar terre et mari, / non mio voler, ma mia stella seguendo; / et sempre andai, tal Amor diemmi aita, / in quelli exilii quanto e’ vide amari […]» (corsivi miei). Sottolineiamo che la sestina doppia è posta all’insegna della súbita volta, la quale motiva e struttura l’intero componimento, con una divisione ma‐ crostrutturale che corrisponde al raddoppiamento della sestina semplice a sei stanze (il «doppio stile» del verso 39), divisione invertita però nella prima serie di strofe, che inizia con l’evocazione del presente (cfr. str.1; e poi la repentina successione-opposizione di «visse / vive» ai versi 37-38, ripresa all’interno del verso 41); delimitando crudamente un prima e dopo che è anche il prima e il dopo della scrittura (strofa 2 e segue); com‐ plicando ancora il gioco delle frontiere con un altro interim: tra la morte di Laura e quella del soggetto, invocata ai versi 43-44; ripercorrendo metadiscorsivamente tramite l’aggettivazione di «stile», a caratterizzare le «rime» (essa stessa parola-rima; sono meno sistematicamente qualificate, ma sono «basse» in 24, «roche» in 32, «lacri‐ mose» in 40, «stanche» in 61, «angosciose» in 74) tutte le fasi del suo poetare: «[i soavi sospiri e] ’l dolce stile» (3); lo stile impedito dal «duro martir» (12); l’«amoroso stile» (13); l’«agro stile» («cond[ito] di dolcezza», 20); il «cangi[ato] stile » (28); il «vario stile» (35, variante di 28 e 64; «vario», come programmato in Rvf 1; altra reminiscenza del sonetto proemiale, anzi del suo capoverso, che fa di questa poesia un primo momento di - almeno apparente - chiusura della raccolta, l’appello dell’ultima strofa, 67-70, «O voi che sospirate a miglior’ notti, / ch’ascoltate d’Amore […]»; sulla problematica della chiusura, v. Santagata 2 2004; il «debile stile» (48); il «pietoso stile» (49); il « doloroso stile» (56); il «mutato stile» (64); l’ultima occorrenza della parola prima del congedo (71), non piú metapoetica, riguarda lo «stile» («antiquo») della Morte invocata, ma sorda; e per finire, a sigillo del componimento, l’«aspro stile» (74) che ricorda l’incipit dantesco petroso citato in Rvf 70, 30. Si vede in che senso pende la bilancia e quale sia la cifra (cambiamento, variazione, mutamento). di tali ritorni: la fronte del sonetto 352, 102 e le ultime tentazioni mnesiche della canz. 359). Manca lo spazio per considerazioni dettagliate sulla sestina doppia (Rvf 332). Ma un’analisi puntuale metterebbe senz’altro in evidenza la straordinaria atti‐ tudine petrarchesca a f r a t t a li z z a r e l’esilio-peregrinatio in svariati modi lungo tutto il Canzoniere, specie nei punti nodali, strategici. 103 Ecco, a una valutazione fattasi via via piú microscopica, alcuni (alcuni sol‐ tanto) aspetti, credo significativi, del v i v e r e p e t r a r c h e s c o e s u l e i n li n g u a. Questa prima ricognizione sembra avvalorare l’ipotesi di un Petrarca che vive nella lingua, che vive la lingua inventandola giorno dopo giorno, da peregrinus; una lingua fattasi nel Canzoniere destino tendenzialmente infelice, 55 Della scrittura petrarchesca come esperimento dell’esilio 104 Oltre a Rvf 80, o 366, 82-84, v. per esempio - subito dopo la sestina doppia - Rvf 333, 2 a quartina: «Ditele ch’i’ son già di viver lasso, / del navigar per queste orribili onde; / ma, ricogliendo le sue sparte fronde, / dietro le vo pur cosí passo passo»). 105 Cosí come tenta regolarmente nell’epistolario di farci credere che ha voltato le spalle alla scrittura in volgare (v. per es. Fam. VIII 3, 13, e XXI 15, 13, in Petrarca 1992a, 566 e 1130; Sen. V 2, 4, 25, in Pétrarque II, 2003, 129 e 141). 106 Il Petrarca si rifà ad Augustinus ubi artem rerum expertarum placitarumque memoriam diffinivt, Sen. II 3, 24, in Pétrarque I, 2002, 169. specie - ma non solo - dopo la morte di Laura. 104 Un pellegrino piú ubique di quanto egli lasci intendere spesso e volentieri, ché bisogna sempre tener conto anche di ciò che d i s s i m u l a / d i s s i m il a: le contrade che vorrebbe farci credere di non aver mai perlustrato, i paesi che dimentica accuratamente di confessare essere stati da lui visitati, ma che lasciano impronte talvolta indelebili. 105 Che dire allora per concludere? Che questa prima, molto imperfetta ricognizione invita a nuovi sondaggi, su scala allargata, scavando sistematicamente altri strati. Chiama nuove partenze, condotte con metodo piú sicuro, ma anche con spirito aperto a sorprese, a scoperte di paesaggi insospettati. Per capire meglio come questo scrittore apolide (che avverte l’esilio come una condizione, anzi se ne fregia), non sia senza una terra d’elezione: l’Italia sognata della renovatio e, soprattutto, la lingua che va inventando, man mano che percorre e ripercorre tutte le terre dove ha deciso (o meno) di passare e ripassare per soddisfare la sua inarrestabile e selettiva (ma non esattamente come si credeva) curiosità, speri‐ mentando soluzioni che sono anche - e anzitutto - esperienze di vita. Che la‐ sciano tracce, vestigia improntate anche a nostalgia. La «sapientia» (in fatto di scrittura) essendo figlia della pratica («usus») e della memoria, come insegna Agostino, che «ha definito l’arte come la memoria delle cose sperimentate e che sono piaciute». 106 Bibliografia Afribo, Andrea: Petrarca e petrarchismo: Capitoli di lingua, stile e metrica, Roma 2009. Agamben, Giorgio: Nymphæ, in: Image et mémoire: Écrits sur l’image, la danse et le cinéma, Traduit par M. Dell’Omodarme, S. 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Loysen 2004. «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio, e gli inizî della novella italiana Piotr Salwa (Roma) Tra gli studî critici dedicati alla novellistica «di stampo boccacciano» numerosi sono quelli dedicati alle cornici, anche in àmbito europeo e non solo in lingua italiana. 1 La cornice, infatti, rappresenta una caratteristica essenziale di un de‐ terminato tipo di raccolta narrativa: alcune antologie e/ o storie dei generi let‐ terarî la trattano addirittura come un fondamentale criterio tipologico, distin‐ guendo le raccolte «a cornice» dalle sillogi che ne sono sprovviste. Considerata un tempo anzitutto come un espediente formale in grado di conferire all’opera letteraria la necessaria «unità», ma in buona misura di per sé sprovvisto del‐ l’interesse artistico ravvisabile nelle novelle stesse, ha poi attirato l’attenzione dei critici sia come istanza narrativa atta a suggerire una lettura o un’interpre‐ tazione dei racconti, sia come discorso in un certo senso metanarrativo che in‐ quadra e modifica ciò che vien veicolato a livelli testuali «inferiori». Tra i varî aspetti e motivi presenti nelle cornici, merita un momento di ri‐ flessione la frequente ricorrenza - quasi un luogo comune del genere - delle trame che hanno il loro nucleo nell’allontanamento dei protagonisti dai luoghi e dalle situazioni abituali della loro esistenza «normale» e quotidiana. Il «no‐ vellare» fa parte di solito di un dialogo che si svolge in circostanze insolite o addirittura singolari e drammatiche. 2 Prima tuttavia di soffermarci sui casi con‐ creti che si riscontrano in alcune narrazioni novellistiche, sarà utile ricordare una tipologia, anche sommaria, relativa all’allontanamento da un luogo consi‐ derato «naturale» per l’individuo. 3 V. Abramowska 1978. Il fenomeno vanta ormai una Sekundärliteratur sterminata, ma in questa sede vorrei riferirmi in particolare a un modesto studio di Janina Abramowska che, ispirandosi ai suggerimenti di Michail Bachtin e di Jurij Lotman, propone talune distinzioni elementari che sembrano, ai nostri fini, poter costituire un buon punto di partenza. 3 Anche se possono apparire ovvie o addirittura banali, esse permetteranno di tracciare una specie di mapping e di collocare le situazioni concrete riscontrate nelle cornici nell’ambito di un vasto spettro di possibilità virtuali. In primissimo luogo, «allontanarsi» significa dunque abbandonare lo spazio chiuso e familiare rappresentato dalla propria casa per affrontare una realtà piú o meno sconosciuta. Può trattarsi di una decisione libera oppure di una costrizione di vario tipo, mentre la destinazione può essere deliberata, ca‐ suale o forzata. Fuori dell’ambiente domestico ci si può limitare a essere osser‐ vatori passivi, ma si può anche diventare, volontariamente o meno, protagonisti di vicende eccezionali. Le opposizioni casa vs. mondo, immobilità vs. movimento, stabilità vs. rischio, abituale vs. nuovo, proprio vs. forestiero, etc., si possono associare a valutazioni diverse e contrarie, ognuno dei poli assumendo, a se‐ conda dei casi, un valore positivo o negativo, anche alla luce di pregiudizî e stereotipi di carattere ideologico. Si aggiunga infine che chi abbandona la propria casa può esser percepito come individuo che séguita ad appartenere alla propria collettività, ma altresí come un forestiero. Anche al ritorno a casa, del resto tutt’altro che scontato, si possono attribuire segni diversi: esso può equivalere negativamente a una sconfitta, a una rinuncia o alla ricerca d’un rifugio, ma nella tradizione letteraria il ritorno è di norma connotato piuttosto positiva‐ mente, essendo un indiscusso happy end vissuto senza riserve. Esso coincide con il superamento degli ostacoli, con la vittoria sull’avversario (che aveva messo a repentaglio la pace domestica preesistente), con il ritorno all’equilibrio. Il ritorno a casa può tuttavia funzionare come un happy end soltanto nelle società che godono d’una certa stabilità, in cui si avverte univocamente e positivamente la consapevolezza d’avere nel mondo un posto proprio e stabile, e un forte legame con la collettività, con la casata e con la famiglia. L’allontanamento è, indipen‐ dentemente dalle motivazioni, un’esperienza chiusa ed eccezionale, non una re‐ gola. In questo vasto e generico panorama l’esilio nel senso più specifico, benché storicamente impossibile da quantificare come fenomeno sociale, assume tut‐ tavia un significato del tutto particolare, non foss’altro perché toccò in sorte a personaggi illustri e di primo piano. La condizione di esule segnò infatti pro‐ fondamente l’esistenza o l’esperienza di grandi figure della storia e trovò es‐ 62 Piotr Salwa 4 Anche in questo caso la novellistica si riallaccia in modo piú o meno innovativo al‐ l’immaginario popolare e alla precedente tradizione narrativa e persino mitologica, ri‐ ciclando un motivo archetipico universale, carico di significati simbolici e parabolici. pressione in opere di grande valore e lunga durata. In una prima e ristretta accezione, l’esilio significherebbe inizialmente l’allontanamento forzato d’un cittadino dalla patria, una forma di punizione o repressione, dunque, ma il campo semantico del termine è andato notevolmente estendendosi, certo sotto le pres‐ sioni delle svariate situazioni reali. Esso può riferirsi ugualmente a un allonta‐ namento apparentemente volontario, ma in realtà imposto dalla logica dei fatti principalmente per evitare violenze o persecuzioni, le negative conseguenze d’una determinata situazione politica o sociale, ma anche per fuggire problemi fiscali o legali. L’esilio può riguardare singoli individui o intere etnie, può esser interno o interiore, senza uno spostamento fisico e limitato alla sfera psicologica, oppure esterno. Talvolta la differenza tra esilio ed emigrazione non sembra af‐ fatto scontata. Per evitare definizioni restrittive, nelle nostre considerazioni potremmo definire l’esilio in modo assai generico, come quello spostamento da un primo luogo «abituale» a un secondo luogo diverso ed estraneo in cui il desiderio d’abbandonare l’uno prevale decisamente sul desiderio di raggiungere l’altro. * Nella novellistica italiana i motivi connessi a quel complesso insieme d’idee o di concetti emergono fin dall’inizio. 4 Nell’esaminarne le varianti piú significative ci sembra d’uopo ricorrere a un breve questionario, in cui proponiamo di pren‐ dere in considerazione i seguenti criterî: 1. esilio volontario / esilio involontario (forzato) 2. motivazione 3. luogo di partenza (caratteristica dominante) 4. luogo d’esilio (caratteristica dominante) 5. tipo di contrasto (peggioramento / miglioramento delle condizioni di vita) 6. ritorno / non ritorno 7. esperienza positiva / esperienza negativa. Di là da ogni dubbio giustificato o persino (in questo genere di confronti) ob‐ bligatorio, il nostro principale punto di riferimento sarà ovviamente fornito dalla cornice del Decameron. In questa sede sarebbe superfluo il ricordarne dettaglia‐ tamente la trama. Si tratta del volontario e ben ponderato allontanamento dalla propria città - o patria - d’un gruppo di parenti, vicini e amici le cui motivazioni vengono esplicitate in un articolato discorso dell’«ideatrice» dell’impresa: Pam‐ 63 «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio 5 Boccaccio, Dec. I, Intr., 56. 6 Dec. I, Intr., 57. 7 Dec. I, Intr., 65. pinea. La sua lunga giustificazione dimostra che si tratta d’una decisione tut‐ t’altro che scontata. È un allontanamento privo di qualsiasi riferimento di ca‐ rattere politico - la politica è in generale poco presente sulle pagine del Decameron - e di qualsiasi forzatura umana, ma volontario, in realtà, soltanto «in superficie», in quanto a uno sguardo piú attento si rivela condizionato e operato sotto l’ineluttabile costrizione del destino, dato che la vita dei protagonisti si trova in costante pericolo, minacciata com’è dalla peste che infuria in città e dal degrado sociale che vi s’accompagna. Richiamandosi, dunque, sia alla «natural ragione» che alle leggi e all’esempio altrui, i protagonisti affermano il loro diritto di difendere la propria incolumità e - visto che rimanere sul posto si ridurrebbe a un inutile e assurdo «essere testimonie di quanti corpi morti ci sieno alla se‐ poltura recati […] o ascoltare se i frati di qua entro […] alle debite ore cantino i loro uffici» 5 - decidono che la miglior loro difesa consiste nel partire. Allonta‐ narsi sarà inoltre utile dal punto di vista morale, in quanto nella città devastata regnano la dissolutezza e la corruzione; la morte corporale vi s’accompagna alla morte spirituale, ugualmente minacciosa. E anche questo contribuisce a creare quel clima d’insopportabile oppressione in cui l’autoesilio risulta essere l’unica degna soluzione. Pampinea non manca di notare, del resto, come anche sotto tale aspetto la realtà fiorentina sia del tutto contraria alla normalità: veggiamo coloro i quali per li loro difetti l’autorità delle pubbliche leggi già condannò ad essilio, quasi quelle schernendo, per ciò che sentono gli essecutori di quelle o morti o malati, con dispiacevoli impeti per la terra discorrere […]. 6 Se in città trovano rifugio quelli che ne son stati giustamente esiliati, devono cercar rifugio in esilio coloro che non vogliono arrendersi di fronte alla corru‐ zione dilagante. Del resto i protagonisti della cornice decameroniana non fanno altro che se‐ guire l’esempio di molti concittadini: io giudicherei ottimamente fatto - dice Pampinea - che noi, sí come noi siamo, sí come molti innanzi a noi hanno fatto e fanno, di questa terra uscissimo, e fuggendo come la morte i disonesti essempli degli altri, onestamente a’ nostri luoghi in contado, de’ quali a ciascuna di noi è gran copia, ce ne andassimo a stare, e quivi quella festa, quella allegrezza, quello piacere che noi potessimo, senza trapassare in alcuno atto il segno della ragione, prendessimo. 7 64 Piotr Salwa 8 Dec. I, Intr., 77. 9 Dec. I, Intr., 74, 98. 10 Dec. X, Conclusione, 8. 11 Dec. X, Conclusione, 6. 12 Dec. I, Intr., 95. La preoccupazione nei confronti dell’onestà da servare ritorna altresí nel breve dibattito che segue la proposta: se alla nostra salute vogliamo andar dietro, trovare si convien modo di sí fattamente ordinarci, che, dove per diletto e per riposo andiamo, noia e scandalo non ne segua. 8 L’esilio scelto dai narratori decameroniani ha una durata ben limitata. Al mo‐ mento della partenza la questione non desta troppe preoccupazioni e vi s’ac‐ cenna solo in maniera indiretta: la discretissima Filomena dubita fortemente «se noi alcuna altra guida non prendiamo che la nostra, che questa compagnia di dissolva t r o p p o p i ú t o s t o e con meno onore di noi che non ci bisognerebbe», mentre Pampinea si dichiara pronta a dar a tutti l’esempio «per lo quale di bene in meglio procedendo la nostra compagnia con ordine e con piacere e senza alcuna vergogna v i v a e d u r i q u a n t o a g r a d o n e f i a». 9 Trascorsi quindici giorni dalla partenza, la gentile brigata decide di tornare sui proprî passi, non senza però - ci si dice - un animato dibattito: «i ragionamenti furon molti tralle donne e tra’ giovani, ma ultimamente presero per utile e per onesto il consiglio del re […]». 10 Di contro alla dettagliata argomentazione addotta per convincere i protagonisti alla partenza all’inizio dell’opera, alla sua fine bastano poche e generiche affermazioni: acciò che per troppa lunga consuetudine alcuna cosa che in fastidio si convertisse nascer non ne potesse, e perché alcuno la nostra troppo lunga dimoranza gavillar non potesse, e avendo ciascun di noi, la sua giornata, avuta la sua parte dell’onore che in me ancora dimora, giudicherei, quando piacer fosse di voi, che convenevole cosa fosse omai il tornarci là onde ci partimmo. 11 Nulla fa invero pensare che siano cessate le disastrose condizioni che erano state all’origine della decisione di partire e le preoccupazioni or ora menzionate non hanno certo, in quel preciso momento, una ragion d’essere piú fondata che per l’innanzi. La chiave della svolta sarebbe piuttosto da ricercarsi nel fatto che in quel breve arco di tempo s’è compiuto il senso ed è stato conseguito l’obiettivo ideale dell’allontanamento. Si conclude il ciclo che aveva dato a ciascun com‐ ponente della brigata la possibilità d’essere per una giornata «onorato e ubbidito come maggiore», 12 e con esso prende forma anche un ideale ciclo narrativo, in modo più discreto vengono messi in risalto due aspetti di quel volontario e breve 65 «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio 13 Dec. X, Conclusione, 3. 14 Dec. X, Conclusione, 4-5. 15 Dec. I, Intr., 95. 16 Dec. Proemio, 1. 17 Dec. I, Intr., 2. esilio, con un leggero ma significativo spostamento d’accenti rispetto al mo‐ mento della partenza. L’obiettivo principale della partenza - quello di «dovere alcun diporto pigliare a sostentamento della nostra sanità e della vita, cessando le malinconie e’ dolori e l’angoscie, le quali per la nostra città continuamente […] si veggono»; 13 viene confrontato con il modo in cui esso è stato raggiunto: il che secondo il mio giudicio noi onestamente abbiam fatto; per ciò che, se io ho saputo ben riguardare, quantunque liete novelle e forse attrattive a concupiscenzia dette ci sieno, e del continuo mangiato e bevuto bene e sonato e cantato (cose tutte da incitare le deboli menti a cose meno oneste), niuno atto, niuna parola, niuna cosa né dalla vostra parte né dalla nostra ci ho conosciuta da biasimare; continua onestà, continua concordia, continua fraternal dimestichezza mi ci è paruta vedere e sentire. 14 Ciò che si riferiva alla realtà fisica e corporea si trova ora in secondo piano, mentre si evidenzia l’aspetto morale e quella che potrebbe definirsi come l’«arte del vivere». Lontano dalle frenetiche preoccupazioni della vita cittadina, e con‐ sapevoli del fatto che «le cose che sono senza modo non possono lungamente durare», 15 i protagonisti hanno saputo creare durante quel breve periodo un ambiente cortese e raffinato, alto e nobile, sereno e dedito a onesti piaceri. Trovandosi per forza di cose in una situazione del tutto eccezionale, liberi loro malgrado dalle preoccupazioni della routine quotidiana, avendo a disposi‐ zione tutto il loro tempo e giornate intere, i protagonisti della cornice creano un rituale in cui uno spazio significativo viene dedicato al piacere, sia esso rappre‐ sentato dal «continuo mangiare e bere bene» o da «liete novelle» e risate, oppure da passeggiate tra paesaggi incantevoli e, ancora, da balli e canti. La narrazione che ci offre il Boccaccio mette in risalto soprattutto l’importanza del dialogo. Infatti, al lettore del Decameron, anche poco attento, non possono sfuggire le aperture al dialogo segnalate in varî luoghi del testo. L’opera si presenta già nel titolo come relazione di una serie d’incontri e di conversazioni: «Comincia il libro […] nel quale si contengono cento novelle, in diece dí dette da sette donne e da tre giovani uomini». 16 Sin dall’inizio della narrazione il Boccaccio assume apertamente un atteggiamento dialogico, intendendo istituire rapporti diretti con il pubblico da lui privilegiato, le donne, rivolgendosi direttamente a esse: «Quantunque volte, graziosissime donne, meco pensando riguardo quanto voi naturalmente tutte siete pietose[…]». 17 Alla partecipazione al dialogo e al 66 Piotr Salwa 18 Dec. VI, Intr., 11, 15. 19 Dec. X, Conclusione, 7. dibattito attorno al libro invitano palesemente le stesse, impegnate pagine del‐ l’introduzione alla Quarta giornata e della Conclusione dell’autore, ove si ri‐ chiamano alla memoria le voci, anche e soprattutto quelle ostili, che già corrono e che dialogano con il Boccaccio narratore, e ove si ribadisce l’importanza della benevolenza e dell’appoggio che l’autore attende dai proprî interlocutori. Il dialogo non soltanto caratterizza la relazione che l’autore del Decameron intende istituire con i lettori, ma al tempo stesso funziona come parte integrante dei dibattiti che si svolgono tra la lieta brigata. A metterlo in rilievo serve l’ac‐ curatissima forma da tutti rigorosamente rispettata. Il dialogare è regolato da una precisa etichetta di norme e di civiltà. Gli incontri hanno luogo sempre alla stessa ora e nello stesso luogo, si svolgono secondo procedure formalizzate e sempre uguali. La cura costante della forma fa sí che nessuno manchi di rispetto al re o alla regina della giornata, nessuno trasgredisca l’ordine nel parlare, nes‐ suno proponga temi estranei ai limiti prestabiliti, nessuno dimostri impazienza nell’ascoltare o, peggio, interrompa l’oratore. Il senso di un tale dialogo consiste fra l’altro nell’opporsi con imperturbato ordine alla disgregazione della civiltà dalla quale i narratori fuggono. L’unico disturbo viene provocato dall’irruzione, all’inizio della Sesta giornata, dei due rozzi servitori Tindaro e Licisca, respinti non solo con risa carnevalesche, fragorose ma chiaramente impregnate di un senso di superiorità, ma altresí dalla ferma decisione della regina: «mentre la Licisca parlava, facevan le donne sí gran risa, che tutti i denti si sarebbero loro potuti trarre […]. […] la reina con un mal viso le ‘mpose silenzio e comandolle che piú parola né romor facesse». 18 Al dialogo possono partecipare soltanto co‐ loro che rispettano degli alti criterî morali. Perciò, tra i rischi connessi al pro‐ rogare oltre misura l’esilio, Panfilo cita anche il seguente: «Senza che, se voi ben riguardate, la nostra brigata, già da piú altre saputa da torno, per maniera po‐ trebbe multiplicare che ogni nostra consolazion ci torrebbe». 19 L’esilio serve dunque, principalmente, in quanto prova di carattere ed espe‐ rienza che arricchisce chi la vive soprattutto grazie a una «civil conversa‐ zione» ante litteram. L’essersi sottratti alle costrizioni del quotidiano permette un dialogo piú libero, uno scambio d’idee piú aperto e piú innovativo, nonostante il rispetto delle forme. Il ritorno alla normalità avviene in una condizione morale, fisica e spirituale migliore di quella iniziale. Di nuovo, è un percorso in qualche misura analogo a quello che sono chiamati a compiere i lettori del Decameron nell’auspicio dell’autore: 67 «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio 20 Dec. Proemio, 4-6. 21 Dec. I, 1, 2-3. 22 Dec. I, 1, 7. 23 Dec. I, 1, 20 24 Dec. I, 1, 15. 25 Riprendo qui la nota distinzione proposta per il Decameron piú di un mezzo secolo fa da Padoan 1964. Questo orrido cominciamento vi fia non altramenti che a’ camminanti una montagna aspra e erta, presso alla quale un bellissimo piano e dilettevole sia reposto, il quale tanto piú viene lor piacevole quanto maggiore è stata del salire e dello smontare la gravezza. E sí come la estremità della allegrezza il dolore occupa, cosí le miserie da sopravegnente letizia sono terminate. 20 Il gran motivo della cornice riecheggia poi - e la cosa sembra piuttosto scontata - in alcune novelle della raccolta. Sebbene a volte non sembri chiara la linea di demarcazione tra esilio ed emigrazione, il senso dell’allontanamento dalla patria risulta piuttosto evidente, a cominciare dalla novella di apertura (Dec. I, 1), rac‐ contata «acciò che, quella udita, la nostra speranza in lui [sc. Dio], sí come in cosa impermutabile, si fermi e sempre sia da noi il suo nome lodato». 21 I suoi protagonisti sono italiani residenti da tempo in Francia, accomunati da un certo senso di solidarietà di fronte ad un ambiente «forestiero», anche se lontanissimi gli uni dagli altri per il loro status sociale e per le motivazioni che li hanno spinti a vivere all’estero: per ser Musciatto Franzesi, «di richissimo e gran mercatante in Francia cavalier divenuto», 22 si trattava d’una brillante carriera politica; per i fratelli fiorentini in Borgogna, «li quali quivi a usura prestavano», 23 della pos‐ sibilità di svolgere una sospetta ma lucrativa attività economica; per ser Ciap‐ pelletto, «il piggiore uomo che mai nascesse», 24 con ogni probabilità della fuga da qualche persecuzione penale, da una esplicita condanna o magari da una vendetta privata. Per tutti, l’allontanamento dalla patria offriva la possibilità di portare alla perfezione il proprio carattere: di grand’uomo d’affari, spregiudicato ed efficace, o di minuto ma spietato sfruttatore o, ancora, di perfetto depravato. Tra emigrazione ed esilio si definisce altresí lo status dei tre fratelli fiorentini (Dec. II, 3), i quali decidono di lasciare la loro città natale per non far vedere la povertà in cui erano caduti per lo smisurato e dissennato loro spendere. Anche per loro il vivere lontano dalla patria è una prova di carattere che riescono a superare, una chance che non si lasciano sfuggire di rifarsi dell’avvilimento di cui sono essi stessi colpevoli. Il modo d’intendere la funzione dell’esilio diventa piú palese nel confronto di altre due varianti del motivo, l’una ambientata nel mondo aristocratico, l’altra nel mondo comunale. 25 Le due novelle sono situate direttamente l’una dopo al‐ 68 Piotr Salwa 26 Cosí è formulato il tema della giornata «nella quale, sotto il reggimento di Filomena, si ragiona di chi, da diverse cose infestato, sia, oltre alla sua speranza, riuscito a lieto fine» (Dec. II, Intr., 1). Non stupisce il fatto che in quel mondo narrativo, quando vengono a mancare la costanza e la sicurezza della pace domestica, ci si trova incondizionata‐ mente esposti alla mutevolezza della fortuna e agli imprevedibili effetti della forza del destino. 27 Dec. III, 7, 6. l’altra: nella prima (Dec. II, 8), il virtuoso conte d’Anguersa parte all’estero per fuggire le possibili e minacciose conseguenze di false accuse (si tratta essenzial‐ mente del motivo noto dalla biblica vicenda della moglie di Putifarre); nella se‐ conda (Dec. II, 9), a fuggire, sempre per via di false accuse connesse alla sfera erotica, è la virtuosa moglie del mercante Bernabò da Genova. Anch’essi su‐ perano la prova di carattere, e benché in entrambe le novelle sia in definitiva la Fortuna a decidere del lieto fine «oltre alle speranze» dei protagonisti, 26 per i narratori e per il lettore ciò non è altro che una giusta ricompensa per la loro integrità morale. Né molto diverso sembra il caso di Tedaldo degli Elisei (Dec. III, 7) che, respinto dall’amata, dopo varî e vani tentativi per riacquistarne l’a‐ more perduto, a doversi dileguar del mondo, per non far lieta colei che del suo mal era cagione di vederlo consumare, si dispose. E, presi quegli denari che aver potè, segretamente, senza far motto ad amico o a parente, fuor che ad un suo compagno il quale ogni cosa sapea, andò via […]. 27 Non tutti protagonisti decameroniani sono tuttavia in grado di superare la prova. Cosí, la fuga di tre coppie d’innamorati in cerca della libertà necessaria a vivere le loro passioni (Dec. IV, 3) finisce in una sanguinosa tragedia. Ciò non cambia, tuttavia, la prospettiva generale: l’esser lontano da casa propria è piuttosto un’occasione da sfruttare, che di solito si rivela utile; e si vedano persino casi cosí «radicali» quali il rapimento della moglie di messer Ricciardo da Chinzica (Dec. II, 10), che trova nel rapitore che se la porta via un uomo preferibile al vecchio marito, e nel rapimento l’occasione di liberarsi di lui. L’impostazione che il Boccaccio ci propone merita evidentemente il confronto con quella lunga tradizione testuale, e con l’immaginario a essa connesso, in cui l’allontanamento dalla casa e soprattutto il viaggio o la peregrinazione rappre‐ sentano metaforicamente un’acquisizione d’esperienza vitale per la statura spi‐ rituale del protagonista: a partire da racconti mitologici e biblici, attraverso le fiabe e la poesia epica, fino a Dante, ammirato maestro del Certaldese. Come sempre accade per le strategie narrative minuziosamente elaborate e poi preci‐ samente messe in opera dal Boccaccio, il loro senso andrebbe ricercato in un 69 «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio 28 Sercambi 1995, Nov. I, Intr., 5-6. La raccolta di novelle è databile ai primi anni del Quat‐ trocento. sottile gioco di analogie e innovazioni, di continuazione e rottura, di consenso e contraddizione. Si tratta, tuttavia, di un confronto che esula dai limiti del breve saggio presente. Il grandioso tessuto narrativo del Decameron diventa presto, com’è noto, una sorta di «tela aida» sulla quale dei cosiddetti epigoni s’applicheranno a sovrap‐ porre i loro «ricami», non sempre di grande eccellenza. La distanza che separa le loro narrazioni dalla raccolta boccacciana non sembra tuttavia esser sempre l’effetto di un’inconsapevole mediocrità, e potrebbe ben risultare sia da una loro particolare - e assai diversa dalle nostre - interpretazione delle novelle, sia da un calcolato tentativo di piegare il modello ai loro intenti, diversi da quelli del pur ammirato autore. In tale chiave si possono leggere anche i riferimenti al motivo che ci interessa in questa sede. Vediamone due esempî significativi. Giovanni Sercambi di Lucca sembra adottare nella cornice della propria rac‐ colta di novelle uno schema in superficie analogo a quello del Decameron: un gruppo di persone s’allontana dalla città natale per evitare la moría, proponen‐ dosi tuttavia sin dall’inizio di tornare quando i brutti tempi siano passati: […] pensonno con un bello exercizio passare tempo tanto l’arie di Lucca fusse purifi‐ cata e di pestilenzia netta; e raunati insieme, li ditti diliberonno di Lucca partirsi e per la Italia fare i loro camino con ordine bello e con onesti e santi modi. 28 Il motivo narrativo suggerito dal Boccaccio viene tuttavia sfruttato per veicolare contenuti assai diversi, in quanto l’esilio volontario dei lucchesi assume due aspetti originali: politico e religioso. Analogamente a quanto avveniva nella cornice del Decameron, si tratta di una scelta superficialmente volontaria ma, in realtà, imposta dall’incombente pericolo di morte. Tuttavia, mentre nella rac‐ colta boccacciana si trattava di un’iniziativa privata che riguardava un esiguo gruppo d’amici e di parenti, desiderosi di seguire l’esempio d’altri, simili e piú o meno anonimi gruppi, nella cornice sercambiana si tratta d’una scelta civica. La posta in gioco non è solo la propria vita ma il destino dell’intera comunità, e la morte incombente non è soltanto quella materiale, ma altresí quella spirituale. Anzi, la questione della morte fisica e la problematica materiale della peste sem‐ brano presto respinti in secondo piano da considerazioni di carattere spirituale e moralizzante. Lo preannunciano già le parole con cui il Sercambi dà inizio al proprio racconto: È la natura umana creata e fatta da Lui a Sua somiglianza acciò che tale umana natura la celestiale corte debbia possedere, se di peccati non è ripieno; e quando per follia 70 Piotr Salwa 29 Nov. I, Intr., 1. 30 Nov. I, Intr., 4. 31 Nov. I, Intr., 5. 32 Nov. I, Intr., 7. dessa dal celestie paradiso è privata non se ne dè dare colpa se non ad essa umana natura, e simile se E’ li dàe diversitadi per li nostri peccati comissi […]. 29 L’epidemia di peste non è altro, infatti, che una severa e collettiva punizione dei peccati mandata da Dio; per sottrarsi al pericolo d’annientamento, la comunità deve rompere con il passato e rinascere dando prova di corretta condotta morale: neuna medicina può riparare, né ricchezza stato né e altro argomento che prender si possa sia sofficiente a schifar la morte altro che solo il bene, ch’è quello che da tutte pestilenzie scampa; e quella è la medicina che salva l’anima e ‘l corpo. 30 Per questo, appunto, alquanti omini e donne, frati e preti et altre della città di Lucca […] diliberonno, se piacer di Dio fusse, […] prima accostarsi con Dio per bene adoperare e da tutti i vizii astenersi; e questo faccendo la pestilenzia e li altri mali che ora e per l’avenire si spettano, Idio per sua pietà da noi cesserà. 31 Nell’allontanarsi dalla città contagiata, i protagonisti sercambiani non soltanto vogliono fuggire un luogo nefasto, ma anche intendono avvicinarsi all’agognata meta spirituale seguendo l’insegnamento del loro nuovo leader: poiché diliberati siemo per campare la vita e fuggire la peste, debiamo eziandio pensare di fuggire la morte dell’anima, la quale è piú d’averne cura che lo corpo. E acciò che l’uno e l’altro pericolo si fugga, è di necessità pigliare la via di Dio e’ suoi comanda‐ menti e, con quelli savi modi che si denno, guidare le nostre persone. 32 Da una parte, lo star lontano dalla patria coincide con il compimento d’un lungo viaggio di carattere penitenziale, con un’importante tappa romana dedicata soprattutto a pratiche devozionali. Dall’altra, quell’esperienza serve a mettere a punto la nuova organizzazione sociale e politica dei lucchesi. Infatti, per poter mantenere il giusto rigore morale, essi s’organizzano in una società di tipo si‐ gnorile: dopo aver scelto un preposto, tutti gli giurano ubbidienza, gli affidano la gestione delle finanze comuni e la scelta dell’itinerario. È lui che comanda per l’intera durata della permanenza fuori Lucca, è lui che nomina i responsabili dell’organizzazione del viaggio, è lui che stabilisce il ritmo delle giornate. Non si tratta, di contro al Decameron, semplicemente d’assegnare i compiti alla ser‐ vitú, bensí di nominare veri e proprî funzionarî del nuovo potere signorile. Del 71 «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio 33 Le cronache del Sercambi rimangono tuttora una delle piú importanti fonti per la storia lucchese (Sercambi 1892, 2015). 34 Il Sercambi svolge il duplice ruolo di narratore/ autore: esterno (che stende «lo presente libro», il quale formalmente si presenta come relazione di viaggio scritta a termine delle pergrinazioni) e interno (che durante il viaggio racconta le novelle/ exempla ai com‐ pagni). Ambedue i ruoli gli vengono affidati dal preposto. 35 Cfr. Salwa 1986. 36 Giovanni Sercambi fu un impegnato e attivo politico locale, sostenitore della potente famiglia dei Guinigi che nel 1400 riuscí a instaurare a Lucca la propria signoria, grazie per l’appunto a un colpo di Stato orchestrato dal Sercambi, in quel tempo gonfaloniere di giustizia della repubblica. Nel personaggio del preposto è facile riconoscere l’idealiz‐ zata immagine di Paolo Guinigi (cfr. Salwa 1991, 25-27). raffinato clima d’uguaglianza e di reciproco rispetto che regnava nel Decameron non rimane alcuna traccia. In tale contesto cambia anche la funzione attribuita all’atto del narrare: esso non deve servire ad altro che all’indottrinamento degli ascoltatori e tale delicata missione viene affidata esplicitamente e personalmente a un fedele e autorevole portavoce del preposto. L’unico narratore è poi facil‐ mente identificabile, grazie all’acrostico che si trova in un «piacevole so‐ netto» iniziale, nello stesso Sercambi, noto tra i suoi concittadini come storico e cronachista. 33 La brigata sercambiana non dialoga, ma ascolta e impara, limi‐ tandosi a lodare gli insegnamenti morali, condannare i vizî e concedersi a volte qualche risata. La voce del narratore unico, e autore della relazione del viag‐ gio, 34 è accompagnata esclusivamente da canzoni e poesie moralizzanti; se ci sono tracce di polemiche e divergenze d’opinione, esse sono e rimangono velate e allusive. 35 Le analogie tra simile raffigurazione fortemente ideologica - e ide‐ alizzata, poiché il nuovo assetto sociale e politico implicitamente s’identifica, nella narrazione sercambiana, con la volontà di Dio - e il reale impegno politico dell’autore sembrano confermare quest’interpretazione. 36 Siccome l’unico ma‐ noscritto pervenutoci dell’opera è mutilo e tronco, nulla sappiamo del ritorno in patria dei lucchesi. Ma le reali vicende storiche di Lucca e l’instaurazione del potere signorile appoggiata dal Sercambi sembrano offrire una soluzione all’e‐ nigma. Per il Sercambi, dunque, l’esilio è una scelta, che si direbbe inevitabile e ovvia, operata dai giusti di fronte a una corruzione che scatena l’ira di Dio, e contro la quale non si scorgono rimedî diversi. Per fuggire il peccato ci si deve sottoporre a un periodo di prova e di perfezionamento. Se i pragmatici e concreti obiettivi sono per l’autore consoni all’attuale situazione politica della patria, la fase del‐ l’esilio li nobilita e li sublima. Non stupisce il fatto che in un’opera di cosí evidente carattere politico il mo‐ tivo dell’esilio o quello del bando ritornino in numerose novelle. Nel mondo 72 Piotr Salwa 37 Il problema fu di grande attualità nella Lucca del Sercambi e riguardava anche la sua posizione personale nel nuovo assetto politico della città. Nelle croniche egli si lamenta lungamente dei danni che gli reca la fedeltà al signore (cfr. Sercambi 1900a, II, CCCLXXIV-CCCLXXXVIII: Del danno che Iohanni Sercambi di Lucha ha ricevuto per essere stato amico della casa de’ Guinigi e del Signore Paolo Guinigi) e dedica un ampio spazio alla questione anche nella cosiddetta Nota ai Guinigi (in Sercambi 1892, 397-407). narrativo sercambiano l’esilio di un protagonista e di un gruppo di persone consente d’individuare e di caratterizzare un determinato momento storico, quasi a confermare il ruolo emblematico che il fenomeno ebbe nella realtà po‐ litica toscana dell’epoca (cfr. Nov. CV, 5: «nella nostra città, molti cittadini luc‐ chesi per male stato di Lucca si partirono», CXXVIIII, 5: «essendo in Vinegia per lo male stato di Lucca andati a stare»), oppure serve a descrivere piú general‐ mente la condizione politica e sociale (cfr. Nov. CXXXVI e CXXXVII). L’esilio sembra quasi una condizione «abituale» nell’instabile mondo dei potenti (cfr. Nov. CXXXVIII, 9: «i Rossi di Parma furono cacciati»). E il tema ritorna addi‐ rittura in una delle canzoni (Nov. CXXXVII, 3) : chi caccia e chi è cacciato e tel che piglia quel ch’un altro leva cosí non mai han tregua i corpi governati di fortuna. Ben nota all’autore sembra la precaria condizione dell’esiliato (cfr. Nov. LXXI, 6: «Dante di Firenze non potendo stare in Firenze, né in terra dove la Chiesa potesse, si riducea il preditto Dante alcuna volta con quelli della Scala, et alcuna volta al Signore di Mantova, e tutto il piú al duge di Lucca, cioè con messere Castruccio Castracani»; CXVIII, 9: «stando i preditti […] oggi in un luogo do‐ mane in uno altro come li sbanditi fanno»), mentre in una serie di novelle viene messa in risalto la conflittualità provocata dal ritorno degli esiliati in patria (cfr. Nov. CXXXVI, CXXXVII, CXXXVIIII e CXLV). 37 L’esilio emerge anche nei rac‐ conti di tipo fiabesco, ove dà luogo a una serie d’avventure miracolose (cfr. Nov. LXXXXVI) o porta a una esemplare presa di coscienza, quando l’umilia‐ zione subita insegna al figlio dell’imperatore il vero valore del proprio ruolo sociale (cfr. Nov. LXV). Il bando non è tuttavia solo l’«appannaggio» dei potenti: è una frequentissima forma di punizione per varî tipi di trasgressione o di reati comuni (cfr. Nov. LXXXXII, LXXXXIIII e LXXXXVIIII) applicata anche a persone di modesta con‐ dizione sociale. Sembra che per il Sercambi si tratti d’una soluzione incompiuta o lasciata a metà: il trasgressore non può piú far male ed è quindi «neutraliz‐ zato», ma ciò non equivale alla giustizia, soprattutto se il malfattore può no‐ 73 «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio 38 Lo prova bene il breve testo (Nota ai Guinigi) in cui il Sercambi formula alcuni consigli circa il governo della città. Le questioni relative ai «fuorusciti» propri e agli stranieri residenti in patria sono trattate in maniera sorprendentemente spregiudicata e prag‐ matica. 39 L’unica edizione critica della raccolta è Ser Giovanni, 1974. Per quanto riguarda le at‐ tribuzioni e le proposte relative all’autore, v. Esposito 1974, VIII-XIII; Stoppelli 1977; e Casadio 2016. 40 Ser Giovanni 1974, Pec. Proemio, 14-22. 41 Per una sintesi, riferita al Pecorone, della ricchissima bibliografia in merito v. Salwa 2004. nostante tutto godersi ugualmente i frutti dei proprî reati (cfr. Nov. LXXXXII). Spesse volte il bandito commette nuovi crimini che portano all’unica, per il nar‐ ratore, giusta soluzione finale ch’è la pena capitale (cfr. Nov. CXV, 57: «li fé tagliare la testa come la ragion vuole»; e CXXXIII, 20: «con belli et onesti modi la donna morire fé»). Si potrebbe sostenere che nella raccolta novellistica del Sercambi il motivo dell’esilio / allontanamento focalizzi due aspetti dell’intero suo progetto narra‐ tivo. Da una parte si tratta d’una forte carica idealizzante e moralizzante: l’ab‐ bandono dello spazio domestico può equivalere all’abbandono dei vizî quotidiani e di routine, al rinnovamento spirituale e alla ricerca d’una vita nuova e migliore. Dall’altra, invece, l’esilio è intrinseco elemento della realtà sociale e soprattutto politica che va affrontato con mezzi pragmatici ed efficaci. Si tratta di fenomeni e situazioni fondamentalmente diversi e che vanno valutati, e soprattutto gestiti, con criterî diversi. 38 La terza raccolta che vorrei ricordare in questa sede è Il Pecorone di ser Gio‐ vanni Fiorentino, opera rimasta finora sostanzialmente anonima in quanto nessun tentativo d’individuarne l’autore storico ha portato a risultati soddisfa‐ centi. 39 In proposito, una delle piste da seguire sarebbe, secondo taluni esegeti, per l’appunto legata al motivo dell’esilio, che nel Proemio della raccolta appare in modo tale da meritare che vi ci si soffermi. Come nei casi precedenti, anche in questo il narratore si autopresenta: […] r i t r o v a n d o m i i o a D o à d o l a , i s f o l g o r a t o e c a c c i a t o d a l l a f o r t u n a, come per lo presente libro leggendo nello fotturo potrete udire, e avendo inventiva e caggione da potere dire, cominciai questo negli anni di Cristo M C C C L X X V III , essendo eletto per vero e sommo apostolico della divina grazia papa Urbano sesto, nostro ita‐ liano; regnando lo ingesuato Carlo quarto, per la Dio grazia re di Buemmia, e impe‐ radore e re de’ Romani. 40 La breve presentazione è ricca di puntuali riferimenti politici: nell’inquieto anno 1378 a Firenze si ricorreva piú frequentemente del solito a condanne al bando che dovevano colpire collettivamente, a ondate, gli avversari politici. 41 Nel de‐ 74 Piotr Salwa 42 Pec. VIII, 3-4. 43 Pec. Proemio, 1-10. finire o caratterizzare in modo succinto e adeguato quel momento storico, l’au‐ tore si serve spontaneamente dei riferimenti alle massime autorità politiche, a lui ben note. Anche la scelta di Dovadola per rifugio sembra alludere a condizio‐ namenti di carattere politico: si trattava infatti d’un feudo dei conti Guidi, casata ben presente nelle vicende politiche toscane e fiorentine. La problematica poli‐ tica ritornerà poi massicciamente nelle novelle, piú della metà delle quali ri‐ prende brani interi della Cronaca del Villani, che viene introdotta nel discorso come «uno morale e alto ragionamento». 42 Tutto ciò non permette tuttavia di precisare meglio le condizioni dell’esilio del narratore, e la lettura delle novelle «del presente libro» risulta da questo punto di vista deludente. La ques‐ tione rimane sospesa e perciò, come tante altre del Pecorone, ambigua fino alla fine. Le allusioni politiche s’intrecciano tuttavia ad altre di ben diversa natura. L’autore intraprende il proprio compito apparentemente sulla scia del Boc‐ caccio: per dare alcuna stilla di refriggero e di consolazione a chi sente nella mente quello che nel passato tempo ho già sentito io, mi muove zelo di caritevole amore a principiare questo libro, nel quale, per la grazia di Dio e della sua santissima Madre, tratteremo di uno frate e d’una sorore, i quali furono profondatissimamente innamorati l’uno dell’altro, come per lo presente potrete udire; e sepponsi sí saviamente mantenere, e si seppon portare il giogo dello isfavillante amore, che a me dierono materia di seguire il presente libro. 43 Il giovane uomo menzionato dal narratore non è poi altro che l’autore stesso, come si può facilmente desumere dal nome, Lauretto, che n’è un semplice ana‐ gramma. Pur ammettendo che il suo esilio avesse motivazioni politiche, va ri‐ levato ch’esse non sembrano avergli causato dolori sufficienti a raccontarne piú estesamente le miserie. Il soggiorno a Dovadola, nei pressi di Forlí, luogo delle antiche passioni dell’autore, l’ozio forzato di questi e il molto tempo libero a sua disposizione, sembrano tuttavia aver ben ravvivato in lui la memoria delle cose passate: la raccolta di novelle sarebbe in un certo senso un by-product, un im‐ previsto effetto dell’esilio. Notiamo infine che, contrariamente alle raccolte ci‐ tate in precedenza, nel Pecorone non si accenna al ritorno in patria e, in questo senso, non v’è alcun lieto fine. Non è infatti quello l’obiettivo del narratore, che raggiunge il proprio scopo nel momento stesso in cui ricorda la felicità passata: e’ detti due amanti con singularissimo diletto piú e piú volte s’abbracciorono insieme con molte amorose e dolcissime parole […]. E cosí il detto frate Oretto ebbe dalla 75 «Cacciato e isfolgorato dalla fortuna»: Variazioni sul tema dell’esilio 44 Pec. XXV, 2, 123-132. 45 Cfr. Muscetta 1967, 1968. 46 Pec. Proemio, 12-14. 47 Pec. Proemio, 10-12. 48 Cfr. Salwa 1996. Saturnina quella consolazione e quel diletto che onestamente si può avere. E cosí puoson fine a’ lor disiati e dilettevoli ragionamenti, e ciascuno si partí con buona ventura. 44 La funzione dell’esilio sembra interamente esaurirsi nell’occasione materiale e nello stimolo psicologico da esso offerti per tornare con la mente ai momenti felici del passato. «Ricordarsi i tempi felici nella miseria» non è motivo di dolore, ma induce riflessione, pace e consolazione. Un sapiente atteggiamento mentale permette di trovare anche nell’esclusione forzata dal proprio ambiente abituale - nella condizione di uomo «isfolgorato e cacciato dalla fortuna» - un tempo di serena tregua dalle stressanti battaglie quotidiane. Appare coerente con quest’ impostazione il fatto che il motivo dell’esilio compaia alquanto sporadicamente nelle novelle, sia quelle «familiari» della prima parte della raccolta che quelle “storiche” desunte dalla Cronaca del Villani, non diventandovi mai cen‐ trale e riducendosi, anzi, a pochi e scontati ricordi delle reciproche «cac‐ ciate» delle varie fazioni politiche nelle città d’Italia, oppure a far da sfondo ad avventurose vicende di carattere fiabesco. Ciò che può invece sorprendere è la consolazione che offre a se stesso lo sfortunato autore / amante. Carlo Muscetta suggerí decennî fa che vi si rinve‐ nisse addirittura un intento parodistico. 45 Il ricordo rievocato con nostalgia è infatti una strana storia, psicologicamente immotivata, in cui i due amanti, «per mitigar la fiamma dell’ardente amore, del quale ismisuratamente ardieno», 46 s’incontrano castamente nel parlatoio di un convento e si raccontano vicende‐ volmente delle novelle, all’inizio spesso salaci e poi di carattere storico-erudito, talvolta smisuratamente lunghe ma comunque presentate come «la leggiadra inventiva e la vaga maniera e l’innamorati ragionamenti che insieme te‐ neano». 47 Irrisolta rimane la questione delle vistosissime incongruenze del Pe‐ corone, e impossibile il dire s’esse siano un involontario effetto dell’incapacità del narratore, o costituiscano messaggi cifrati od obliqui da scoprire, oppure risultino da un assemblaggio approssimativo di due testi preconfezionati ed ete‐ rogenei. 48 Le osservazioni sin qui presentate non sono che l’abbozzo d’uno studio del‐ l’uso del motivo dell’esilio fatto dalla novellistica italiana dei primi secoli. Nel pur specifico e limitato campione preso in esame si rispecchia la parentela della 76 Piotr Salwa novella con la cronaca, con l’aneddotica, con la fiaba e con la parabola. Nel riflettere varî usi e manipolazioni diverse, esso ben illustra, soprattutto se con‐ frontato con la letteratura umanistica e d’ispirazione «alta», da un canto, l’ec‐ cezionale versatilità del racconto novellistico e ricorda, dall’altro, come ogni convenzione possa esser trasgredita e tradursi in amplissimo e multiforme dia‐ pason trascorrente dal sublime all’umile. Bibliografia Abramowska, Janina: Peregrynacja, in: Michał Głowiński / A. Okopień-Sławińska (edd.): Przestrzeń i literatura, Wrocław 1978, 125-158; poi in Ead.: Powtórzenia i wybory: Studia z tematologii i poetyki historycznej, Poznań 1995, 294-340. Boccaccio, Giovanni: Decameron, Edizione critica secondo l’autografo hamiltoniano a cura di Vittore Branca, Firenze 1976. 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Sercambi, Giovanni: Le Croniche di Giovanni Sercambi lucchese, Pubblicate sui mano‐ scritti orignali a cura di Salvatore Bongi, Lucca 1892; ora anche in versione moderna: Croniche di Giovanni Sercambi lucchese, dal volgare all’italiano, A cura di Giorgio Tori, Lucca 2015. Ser Giovanni: Il Pecorone, A cura di Enzo Esposito, Ravenna 1974. Stoppelli, Pasquale: I sonetti di Giovanni di Firenze (Malizia Barattone), FM - Annali dell’Istituto di Filologia moderna dell’Università di Roma 1, 1977, 189-221. Stoppelli, Pasquale: Malizia Barattone (Giovanni di Firenze) autore del Pecorone, Filo‐ logia e critica 2, 1977, 1-34. 78 Piotr Salwa II. Florenz: Cosimo de’ Medici und Filelfo / Firenze: Cosimo de’ Medici e il Filelfo 1 On the late medieval and Renaissance mechanisms of exile in Italy, see Starn 1982 and Ric‐ ciardelli 2007. For a survey of the topic in Roman and Italian literature, see Marsh 2014. Asor Rosa 2011 continues the Risorgimento tradition of privileging vernacular works, and omits any discussion of the Quattrocento. 2 Pade 2007, vol. 1, 346. The reference is to Brown 1961, 189 = Brown 1992, 7. But Themis‐ tocles did not in fact return from exile after he was ostracized in 472 or 471. Camillus is famously celebrated by Livy as parens patriae conditorque alter urbis (Ab urbe condita 5, 49, 7). Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero David Marsh (Rutgers, New Brunswick) In the violent and volatile politics of medieval and Renaissance Italy, exile was a common punitive measure employed by rulers and regimes. But in political terms, the most important exile in the Florentine Quattrocento was that of Cosimo de’ Medici in 1433, which led to his return the following year and the consolidation of Medici power that would dominate Tuscany for three centuries. Like other exiles in Western history, and like the numerous fuorusciti of the Italian peninsula, Cosi‐ mo’s experience of exclusion was reflected in various literary works that illumi‐ nated an individual’s banishment in the wider context of history. 1 A central series of texts in the Quattrocento discussion of exile was provided by Plutarch’s lives of the ancient Greeks and Romans. In her magisterial study of the translations, translators, and dedicatees, Marianne Pade concludes: In pre-Medicean Florence and Venice the humanists working on Plutarch were them‐ selves, to some degree, designers of the ‘myths’ of their city. In the Florence of the Me‐ dici and later in papal Rome that was probably less the case, but for various reasons they still used classical Antiquity to support the political claims of self-representation of those in power. It was important for Cosimo de’ Medici to present himself as the republican statesman who had saved his country from great danger by freeing it from a tyrant’s rule. As Alison Brown has shown, the humanists cleverly supported that image by dedicating to him Lives whose eponymous heroes had freed their country from tyrants (Timoleon), rebuilt it after a disaster (Camillus), or, after saving it from great danger, had suffered exile and then returned (Themistocles). 2 3 Bracciolini 1984‒1987, vol. 2, 181‒188 (Epist. II 5, 1 = 31 December 1433) and 192‒197 (Epist. II 5, 3 = 28 October 1434). On Poggio’s use of Cicero’s post-exile speeches, see Martelli 1989, 11-13. Indeed, Alison Brown’s classic study of Cosimo as Pater Patriae singles out three sources for this image: two letters addressed to the banker by Poggio Bracciolini, and the prefaces to Plutarchan lives by Antonio Pacini and Lapo da Castiglion‐ chio. But she is most concerned with the image of Cosimo as the leading re‐ publican statesman, so that she mentions the theme of exile only in passing. As is well known, this classicizing adulation reached a highpoint thirty years later, when the Signoria posthumously awarded Cosimo the title Pater Patriae, “Father of the Country”, an honor once awarded to Cicero, which in 1465 Verrocchio carved on his burial slab in San Lorenzo. Poggio Bracciolini On 31 December 1433 Poggio addressed a consolatory letter to Cosimo de’ Me‐ dici in exile, and then wrote a second letter on 28 October 1434, shortly after Cosimo’s return. 3 As John W. Oppel has argued, these two letters reveal Poggio’s strategy of aligning himself with the Medici faction and indeed becoming their spokesman. The humanist, who was nine years older than the great banker, strove to consolidate his Florentine base after the crisis of the Roman papacy: for in May 1434 Poggio had like Eugenius IV escaped from Rome, only to be captured and then released by pirates. In his letter of consolation, Poggio tells Cosimo that he is neither the first nor the last just man to suffer exile at the hands of violent factions: Illa vero cogitatio praecipuam vim habere potest ad te confirmandum; neque primum extitisse, neque postremum fore, qui benemeritus de patria civis fuerit explusus. Habes refertos historicorum libros eorum exemplis, quos excellentes ac singulares viros inique mulctavit sua respublica, cum ob res bene gestas summa praemia mererentur […] Nolo insistere domesticis exemplis, ne quam offensionem contrahat oratio. At‐ tamen si quis praeterita tempora scrutetur diligenter, inveniet plure egregios cives invidia et contentione civili magis quam culpa se suis civitatibus fuisse eiectos. (For this thought, in truth, may have the greatest power to fortify you: that you are not the first nor will you be the last well-deserving citizen to be expelled from his native land. You have the books of the historians, filled with examples of those excel‐ lent and singular men who were roughly handled by the respublica, when, on account of their good deeds, they merited the greatest rewards […]. I will not insist on familiar examples, lest someone take offense. However, if anyone examines past time diligently 82 David Marsh 4 Text and translation in Oppel 1974, 232, citing Poggio, Epistolario, ed. Tonelli, vol. 2, 43- 44. Cf. Bracciolini 1984-1987, vol. 2, 185‒186 (Epist. II 5, 1). 5 Bracciolini 1984-1987, vol. 2, 186-187 (Epist. II 5, 1); cf. Brown 1961, 188‒189 = Brown 1992, 7; Oppel 1974, 232. he will find many outstanding citizens who, more through jealousy and civil strife than for their own fault, were expelled from their countries). 4 Poggio continues by adducing ancient examples but, as Oppel notes, cites only Roman examples of famed exiles - Camillus, Scipio, Rutilius, and Cicero - since he had apparently not yet begun to study Greek: Sed non fuit nostre solum civitatis hec labes et ignominia, verum aliarum quoque, quarum facta summopere admiramur. Respublica romana, ut de Grecis sileam ac Barbaris, etiam tum cum omni virtutum genere florentem Annales describunt, hoc morbo ingratitudinis laboravit. Referam paucos, quo sermo effugiat satietatem. Non tulit sua etas neque virtute neque probitate neque rebus gestis Furio Camillo superiorem. Hic tamen tribunorum et plebis iniquitate pulsus in exilium abiit et quidem eo tempore, quo maxime patria suo auxilio egebat. Quid egerit superior Africanus in patria ex faucibus Hanibalis liberando, qua fuerit animi moderatio, qua continentia et morum gravitate vixerit, non est ignotum tibi; hunc tamen tri‐ bunorum insania exulare coegit. Publius Rutilius integerrimus vir fuit ac sanctis‐ simus, quem quia iustior videretur quam vulgi opinio ferret, urbe eiecerunt, cuius in hoc precipue claruit virtutis splendor, quod cum ei per Syllanam victoriam li‐ ceret in patriam redire, perpetuum sibi exilium elegit, recusans in eam urbem re‐ verti, in qua plus arma quam leges valerent. Nequitia Clodii conservatorem patrie expulit M. Tullium Ciceronem, quem postea gloriari solitum accepimus se Italie humeris in patriam reportatum. Quamplures preterea historie memorant summos ac clarissimos viros simile exitum sortitos. Sed hos quatuor tantum retuli, ne mi‐ reris casum tuum, cum videas tot patrie conservatores talia suorum meritorum premia reportasse. 5 (Such disgrace and degradation is not found in our country alone, but also in others whose actions completely amaze us. To leave out the Greeks and barba‐ rians, the Roman republic suffered from the disease of ingratitude even when the annalists describe it as flourishing with every kind of virtue. I shall only relate a few examples to avoid boring you. In his day no one surpassed Furius Camillus in virtue, honesty, and great deeds. But the villainy of the tribunes and the mob drove him into exile precisely when the country needed his aid. You are aware what the elder Scipio Africanus achieved in freeing his country from the jaws of Hannibal ‒ with what moderation, self-control, and high principles he lived. And yet the 83 Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero 6 Pade 2013, 540. Cf. also Brown 1961, 189. 7 On Pacini’s versions, see Pade 2007, vol. 1, 266-268 (discussion); vol. 2, 55-56 (preface to Camillus); 87-91 (preface to Timoleon). Pacini also composed a funeral oration for Lorenzo de’ Medici which invokes Camillus and Cicero as fathers of their country: see Brown 1961, 190 = Brown 1992, 9. For the version of Camillus dedicated to Gianfrancesco Gonzaga c. 1433 by Ognibene da Lonigo, see Pade 2007, vol. 1, 229-230 (discussion) and vol. 2, 53-54 (preface). madness of the tribunes forced him into exile. Publius Rutilius was a very upright and blameless man, but because he seemed more just than public opinion would bear, they expelled him from the city. The splendor of his virtue shone all the more because, after Sulla’s victory allowed his return to his country, he chose perpetual exile, refusing to go back to a city in which arms were more powerful than laws. The villainy of Clodius banished Marcus Tullius Cicero, the savior of his country, although we learn that later he often boasted that he had been carried back to his homeland on Italy’s shoulders. Besides these, history records numerous lofty and famous men who shared a similar fate. But I have only mentioned these four so that you will not wonder at your plight, seeing that so many saviors of their coun‐ tries received such rewards for their merits). Antonio Pacini Concerning Cosimo’s exile and return, the Ciceronian model is invoked by An‐ tonio Pacini of Todi, often called Antonius Tudertinus. A translator of several of Plutarch’s Lives, Pacini dedicated two of them to the Medici brothers, Cosimo and Lorenzo. As Marianne Pade observes, Pacini’s version of the Camillus was “dedicated to Cosimo’s brother Lorenzo, but implicitly addressing also Co‐ simo himself, who was frequently compared to Camillus after his return from exile.” 6 For Cosimo de’ Medici, Pacini translated the Timoleon sometime after 1434: for Pacini’s preface not only cites Cosimo’s contributions to the republic, but extols his triumphant return from exile. 7 In the following passage, the hu‐ manist’s themes of the banker’s return (reditus), his personal esteem (dignitas), and the role of the “senate” clearly evoke Cicero’s orations Post reditum ad se‐ natum and Post reditum ad Quirites: Quid igitur dubii est, praestantissime Cosma, ut quemadmodum non solum in hac re publica tua, sed tota Italia consilio, auctoritate, opibus ac nominis claritate, quod apud omnes nationes celebratur, omnibus praestas, sic, si Romae aut Athenis natus fuisses, omnes egregios illos viros, Scipiones, Camillos, Fabricios ceterosque an‐ teisses, cum divino ingenio, summa integritate summaque gravitate, omnibus vir‐ tutibus, ut uno verbo absolvam, praeditus sis et di atque homines, praeter quos 84 David Marsh 8 Pade 2007, vol. 2, 88. The war with Lucca lasted from 1429 to 1433. On the Medicis’ reluctant support of the war, see Najemy 2006, 270. livor edax excruciat, te ament, te observent. Quis dubitat nisi te hanc rem pub‐ licam in bello Lucensi tu vigilantia, consilio, prudentia tuisque opibus servavisse? Quis neget neminem nunquam fuisse, qui plus gloriae in reditu ad patriam ha‐ buerit quam tu, in qua tanta bonorum civium benivolentia, tam incredibili popu‐ larium voluntate una cum fratre tuo summo viro et singulari receptus es, tanta populari caritate? Cum iam omnes admirabili desiderio tui tenerentur atque animi augerentur, ut senatus omnes invidos omnesque, qui contra te egerant, in exilium eiecerit, necnon infinita nomina multorum, quos invidiosa illa et nepharia relega‐ tione tua adversus te sensisse creditum est, a senatu ac magistratibus abdicata sunt atque deleta, continere non possum me quin in hoc sermone nostra versetur oratio. […] Sed nec illud quod magna admiratione dignum est praetereundum, quod nescio quomodo illis, qui contra reditum tuum contraque rem publicam arma capesse‐ rant, e manibus nullis repugnantibus arma ceciderant. Verum profecto deum im‐ mortalem hoc et cetera, quae ad te spectabant, egisse arbitror, ut pietati tuae au‐ xilium ipse praestaret et huic rei publicae, quae iam in faucibus tyranni indies prolabebatur, prospiceret atque consuleret. At tu pro dignitate tua extra patriam vitam ducere poteras, patria autem sine te libera esse non poterat. 8 (Can there be any doubt, most excellent Cosimo, that you surpass everyone, not only in this city but in all of Italy, by your judgment, authority, wealth, and by your fame that is celebrated in all nations. Indeed, if you had been born in Rome or Athens, you would have surpassed all those outstanding men - the Scipios, Camilluses, Fabricii, and others - for you possess divine wisdom, and the highest integrity and gravity - in a word, all the virtues - so that gods and men (except for those tormented by consuming envy) love and revere you. Who can doubt that only you saved our republic in the war with Lucca by your vigilance, discern‐ ment, prudence, and wealth? Who can deny that no one ever enjoyed more glory than you in returning to your country, where with your brother, an excellent and remarkable man, you were welcomed by the greatest goodwill of the best citi‐ zens, the most incredible sympathy of the masses, and the great love of the people? Everyone was gripped by such astonishing desire for you and their zeal was so heightened that the senate sent into exile all those envious men and all those who opposed you. What’s more, countless names of the masses - men known to have acted against you by that invidious and nefarious banishment - were abolished and deleted by the senate and the magistrates. Hence, I cannot contain myself in wri‐ ting this discourse […]. Neither should I omit that fact most worthy of admira‐ tion, namely, that somehow those who had taken up arms against your return and 85 Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero 9 Pade 2007, vol. 2, 89. 10 Pade 2007, discussion vol. 1, 269-274 at 272-274; text vol. 2, 49-52 (In a later dedication to Humphrey of Gloucester, Lapo mentions a translation of Camillus that does not survive: see vol. 1, 272). Cf. also Brown 1961, 188-189 = Brown 1992, 7. the republic laid them down without any opposition. Indeed, I believe that im‐ mortal God did this and other actions on your behalf, so that he would confirm your sense of duty, and protect and sustain the republic, which was slipping daily into the tyrant’s maw. By virtue of your dignity, you could live outside your country, but without you the country could not be free). Returning to the theme of his Plutarchan translation, Pacini adds a comment on Timoleon, who defeated the enemy and expelled the Sicilian tyrants: Hic ille Timoleon Corinthius est, qui nobilissimam Siciliae insulam profligatis Car‐ thaginensium copiis expulsisque omnibus tirannis in libertatem redegit […]. (This famous Timoleon from Corinth, having scattered the forces of the Carthaginians and driven out all the tyrants, restored the noble island of Sicily to freedom). 9 The parallel with Cosimo is hard to miss. Lapo da Castiglionchio By the 1430 s Italian humanists were translating vast amounts of Greek literature into Latin, and the Lives of Plutarch offer a window into the political and cultural world of classical studies in the Quattrocento. One of the most productive of the new generation of translators was the short-lived Lapo da Castiglionchio (1406‒ 1438), a Florentine whose search for patronage was consistently frustrated. In 1434‒1436 he made a version of Plutarch’s Themistocles that he sent to Cosimo de’ Medici. 10 His dedication draws exaggerated parallels between the Greek ge‐ neral and the Florentine banker. Where Poggio preferred to cite Roman examples, Lapo says that on the subject of exile he chooses to discuss eminent Greeks: Ad clarissimum virum et sapientissimum civem Cosmam Medicem Lapi Castelliunculi prooemium in Themistoclis vitam incipit feliciter. Themistoclis Atheniensis clarissimi et sapientissimi ducis vitam latine interpre‐ tatus ad te missurus eram, humanissime Cosma, cum eius exilii recenti memoria multorum ducum et principum civitatum cladibus in mentem mihi revocatis in eam sum, quam saepe soleo, dubitationem compulsus, fortuna ne magis an virtute con‐ silioque opus esset iis, qui in florentissimus rebus publicis administrandis sine pe‐ 86 David Marsh 11 Pade 2007, vol. 2, 50. riculo vellent et cum dignitate versari. Nam cum me ad Graecorum summos viros, malo enim externa in tali re commemorare quam nostra, mente et cogitatione con‐ verto, video pene innumerabiles, in quibus iudicio omnium summa dignitas, summa virtus fuisset, quique in rebus perditis suo consilio et sapientia a gravissimis peri‐ culis ac prope interitu patriam vendicassent, partim interemptos esse a suis ci‐ vibus, partim eiectos, quosdam etiam privatos honoribus misere atque ignomi‐ niose vixisse. Quo in loco huius ipsius, quem dico, Themistoclis fuga et persecutio et Miltiadis carcer aliorumque complurium omni dignitate principum non dissi‐ miles exitus subeunt. Quae quidem ego saepe numero mecum repetens vehe‐ menter indignari soleo, qui maximis laboribus periculisque suis salutem et incolu‐ mitatem caeteris peperissent, tantum abfuisse ut digna suis virtutibus praemia reportarent, ut, quibus saluti fuissent et a quibus ornandi erant, ab ii, ut scelerati et impii, plecterentur […]. 11 (To the most renowned and wise citizen Cosimo de’ Medici, Lapo da Castiglionchio’s preface to the Life of Themistocles begins auspiciously. Having translated into Latin the Life of Themistocles, a most renowned and wise Athenian general, I was going to send it to you, most humane Cosimo, but the recent memory of his exile called to mind the ruin of many generals and rulers of republics. I was seized by a doubt that often occurs to me, namely, whether those who seek to administer flourishing states without danger and with dignity have greater need of good fortune or of virtue and judgment. Now, when I turn my attention to the greatest of the Greeks (for on this topic I prefer to review foreign rather than domestic examples), I see nearly countless men universally regarded as endowed with great distinction and great virtue, whose judgment and wisdom in desperate time saved their countries from great perils and near de‐ struction; yet some of them were killed by their fellow citizens, some exiled, and some stripped of their honors to live in distress and disgrace. On this topic, there occur to me the exile and hunting down of the aforementioned Themistocles, the imprisonment of Miltiades, the similar fates of other rulers of every rank. Now, as often as I review such things, I am usually shaken by violent indignation. For men who have obtained the safety and well-being of others by their own great labors and perils, far from reaping the rewards of their virtues are punished by those wicked and impious citizens who, owing their safety to them, should have honored them). 87 Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero Nam acer et diligens gubernator nihil expavescit, sed fortis contra vim tempes‐ tatis insurgit […]. Quem sapientem aegregiumque civem proponere sibi in re pub‐ lica decet, siquid indigne patitur, non se abicere, sed fortunae et tempori cedere et ad aliam oportunitatem se et suas vires servare, qualem Athenis Aristidem fuisse accepimus, et e nostris Furium Camillum, qui et pulsi irae civium concesserunt, et cum oportuna res cecidit, saluti non defuerunt. Itaque talium virorum quottidie magis gloria claret. A quorum institutis nihil tu mihi aberasse videris, qui nulla tua culpa seditionibus et quasi fluctibus civitatis eiectus patriae iniurias ita tulisti, ut in ea exilii calamitate fortunam tuam indolerent omnes, constantiam probarent, sapientiam mirarentur. Itaque meritissimo communi civium consensu et voluntate summa cum gloria in patriam revocatus perspicue declarasti tibi eiusmodi casum non delicti supplicium, sed illustrandae virtutis materiem extistisse. (A brave and diligent helmsman fears nothing, but boldly rises up against the fury of the tempest […]. A wise and distinguished citizen in the state should hold up such a model, and if he suffers some injustice, should not be downcast but should yield to fortune and the moment, reserving himself and his strength for another occasion. Such, we hear, was Aristides of Athens, and Furius Camillus among the Romans: both of them yielded to the citizens’ wrath and went into exile, but when the right moment arrived they looked to their survival. The glory of such men shines forth more every day. You seem to me to follow their example, for through no fault of your own you were exiled by the republic’s factional strife and rough seas, as it were, but you bore the insults of your country so well that in the di‐ saster of exile everyone lamented your ill fortune, lauded your constancy, and wondered at your wisdom. Hence by the well-deserved consensus and goodwill of all the citizens you were recalled in glory to your homeland, and you manifestly showed that what befell you was not punishment for a crime but material for dis‐ playing your virtue). Lapo comments that Cosimo’s positive view of exile was not shared by The‐ mistocles, who in all other respects was the greatest of Greek generals: Quae una ex omnibus virtutibus Themistoci defuit, caeteris tamen ita excelluit, ut eum cunctis Graeciae ducibus anteferre non dubitem. Quare, etsi non me latet, quam imprudenter agam, qui tibi in hac tanta occupatione vitae atque urbis meis scriptis obstrepere audeam, praesertim cum tibi quottidie assit Leonardus Arre‐ tinus princeps eloquentiae huius aetatis, decus et ornamentum Latinae linguae, Ambrosius abbas, Nicolaus Nicolus, Poggius, Carolus Arretinus, doctissimi et elo‐ quentissimi viri, qui te suis scriptis teneant, quorum sermonibus tuae assidue mul‐ centur aures, decrevi tamen meorum laborum ac vigiliarum tibi aliquid impartire, 88 David Marsh 12 Ibid., 52. 13 Ibid. haud nescius ad summorum principum colloquia tenuissimos interdum homines admitti solere. 12 (While Themistocles lacked this one virtue, he so far excelled in all the others that I would place him above all the other Greek generals. Now, I am aware how im‐ prudently I act in daring to disturb you with my writings when you are busy with your career and politics, especially since every day you meet Leonardo Bruni - the prince of eloquence in our age and the glory and ornament of the Latin language - Ambrogio Traversari, Niccolò Niccoli, Poggio, and Carlo Marsuppini, all most learned and eloquent men whose writings engage you and whose conversation continually charms your ear. All the same, I resolved to share with you some product of my labors and studies, knowing that lesser men are sometimes ad‐ mitted to the circle of great rulers). Fretus igitus tua humanitate Themistoclis res gestas a me nuper ex Plutarcho versas, quod praeclarae mihi visae sunt atque imitatione imprimis dignae, ad te mitto, ut ex iis, si quid ad tuum usum pertinebit, deligere possis et te eum virum pietate simul et felicitate superasse laeteris. In quo si minus tibi meus labor gratus erit, debebis tamen eas et Themistoclis nomine et Plutarchi auctoritate libenter legere; itaque ut facias, te et oro et obsecro et me, si haec probari abs te perce‐ pero, plura ac maiora tuo nomine aggressurum esse profiteor. 13 (Trusting in your generosity, I send you the deeds of Themistocles that I recently translated from Plutarch, since they seemed excellent and quite worthy of imita‐ tion. If something in them proves useful to you, you may select it for imitation, and will rejoice that you surpass this man in both piety and happiness. If any of my work displeases you, you should still gladly read these deeds, encouraged by Themistocles’ reputation and by Plutarch’s authority. I beg and beseech you to do this, and if I see that you are pleased, I promise that I shall undertake more and more important things in your name). We may note that Guarino of Verona had already translated Plutarch’s Themis‐ tocles in 1417 and dedicated his version to the Venetian admiral Carlo Zeno (1333-1418). His dedication says nothing about exile. Instead, he characterizes Themistocles as a great statesman and general, and adds that his teacher Manuel 89 Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero 14 Pade 2007, vol. 2, 48: Themistoclis scilicet vitam, quam nuper a me ex Graeco in Latinum sermonem versam tuo nomini dedicavi. In ea vero lectitanda mirifice te oblectaturum esse confido, cum aliis de causis tum quia summae prudentiae virum, maximae auctoritatis civem, eximiae integritatis praetorem, incredibilis prudentiae consiliarium, rei denique militaris instructissimum imperatorem aspicies. Accedit praeterea mira quaedam in hoc hominum tempore varietas, rerum humanarum permutatio, fortunarum vicissitudines, ancipites variique casus, admiratio, metus, spes, laetitia, maeror, quae, ut a summo viro, gravissimo philosopho Manuele Chrysolora praeceptore meo accepi, non sine quadam animi delectatione lectorem alliciunt, tenent, afficiunt. Quanta autem in perlegendis his‐ toriis utilitas, commoditas, humanae vitae institutio atque voluptas sit, dicere omitto […] (“I have dedicated to you the life of Themistocles, which I recently translated from Greek into Latin. I am sure that when you read it you will be wonderfully pleased, for you will behold a man of the highest wisdom, a citizen of the greatest authority, a magistrate of outstanding integrity, a counselor of incredible prudence, and finally a commander well versed in the art of war. What’s more, in this period we find an amazing variety - changes in human affairs, reversals of fortunes, wavering and shifting events, wonder‐ ment, fear, hope, happiness, and grief - all of which, as I learned from my teacher, the august philosopher Manuel Chrysoloras, give intellectual pleasure that attracts, grips, and affects the reader. I refrain from describing how much benefit, usefulness, lessons for life, and pleasure the reading of history affords us […]”). Chrysoloras had stressed the inspiration one derives from the study of history and biography. 14 Francesco Filelfo After Cosimo’s return to Florence, the most noted humanist victim of the 1434 purge was Francesco Filelfo, a friend of Palla Strozzi who first took refuge in Siena and later in Milan at the court of Visconti, the traditional enemy of the Florentine republic. The most vocal and prolific of Medici adversaries, he res‐ ponded to his misfortune in at least three literary genres: first, in various letters destined to form 48 books of Epistolae Familiares; then in poems he included in Book 5 of his Latin Satyrae; and third, in the Latin dialogue Commentationes Florentinae de exilio that he dedicated to the Milanese count Vitaliano Borromeo (1391-1449). While most of Filelfo’s writings express an implacable hatred, in 1440 he composed two letters proposing a reconciliation between Florence and Milan. In Epistle 4, 2, dated 1 July 1440 and addressed to the “senate and people of Florence,” Filelfo deplores the plight of Florentine exiles, for which he blames the kind of civil discord that plagued ancient Athens and Rome: Quid Atheniensium civitate illustrius? Quid praeclarius? Quid denique gloriosius? Quid splendidius? Haec bonarum omnium et laudatissimarum artium inventrix ac 90 David Marsh 15 Filelfo 2015, vol. 1, 234. 16 Filelfo 2015, vol. 1, 237. parens. Haec belli pacisque disciplina domi forisque insignis. Haec et dignitate et opibus in universum terrarum orbem praepollens atque admirabilis, ubi ad id magni‐ tudinis ac virium ascendisset, ut nulla re prorsus ad foelicitatem egere videretur, nonne mox, posteaquam partium studia fovere, factiones conplecti, pestiferas aemulationes ambitionesque civium alere coepisset, repente ac praeceps in obscuram et sordidam servitutem corruit? Nam de Romanis quis est qui nesciat eos, alia nulla causa quam contrariis inter se voluntatibus et studiis, periisse funditus? Sive enim incipiamus do‐ minatu regio, ab ipso usque Romulo repetentes, sive post exactos reges, senatus ac populi principatum consyderemus, intueri licet quantis ii semper in tempestatibus ac fluctibus iactarentur, quantis laborum et calamitatum praemerentur molibus ob in‐ festas inter se mentes atque contentiones. 15 (What is more illustrious than the city of Athens? What more splendid? What, in a word, more glorious? It was the inventor and begetter of all the fine and noble arts; distinguished in the practice of war and peace both at home and abroad. It was eminent and admirable throughout the world for its importance and wealth. But when it had risen to such greatness and power that it seemed to lack no element of happiness, and soon had fostered the heat of partisanship, embraced factions, and nourished the deadly rivalry and ambition of its citizens, did it not suddenly plunge headlong into obscure and sordid servitude? Is there anyone who does not know how the Romans were utterly destroyed by their conflicting desires and parties? Whether we begin with the royal kingdom going back to Romulus himself, or after the expulsion of the kings, when we contemplate the rule of the senate and people, we see clearly that because of their hostile passions and rivalries the Romans were continually tossed by great tempests and rough seas, and overwhelmed by massive struggles and disasters). He calls for sympathy on the part of the Florentine commune: Est enim his istis innocentibus et fortissimis vestris civibus, quos solo patrio eiecistis, caritate patria nihil carius, nihil antiquius. Qui si exilium suum patriae conducturum arbitrarentur, modice aequissimoque animo patria carerent. Sed cum manifesto cer‐ nunt per huiuscemodi naufragium suum civitatis Florentinae non modo miserabilem iacturam, sed etiam extremam summersionem atque interitum, ut et se patriae et pa‐ triam pristinae libertati dignitatique restituant, omni ope, omni opera moliuntur. Cui enim obscurum sit quibus hominibus vos talis ac tantos viros in praesentia parere oportet, qui Florentinum populum omni pecunia exhauriunt, diminuunt dignitate, spoliant gloria, libertate privant. Haec dolent viri optimates, haec ingemiscunt, haec queruntur. Nullo in vos odio sunt affecti, nulla simultate. 16 91 Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero 17 Filelfo 2015, vol. 1, 243-244, 249. 18 Filelfo 2015, vol. 1, 248. On this letter, see also Brown 1961, 190 = Brown 1992, 9. The anecdote is told in Plutarch, Aristides 8, 3. (Those innocent and courageous citizens, whom you expelled from their homeland, hold nothing dearer or more important than love of their country. If they thought that their exile would aid their country, they would forego it with moderation and equan‐ imity. But since they clearly see that their disaster entails not only the pitiful ruin of the city of Florence, but its final downfall and demise, they strive by every means and method to restore themselves to their homeland, and their homeland to its former freedom and dignity. Is it not clear to everyone that you great men must presently obey such fellows as drain the Florentine people of all their money, diminish their dignity, strip them of glory, and rob them of freedom? The men of the best party lament, bewail, and protest this. They bear you no hatred, no animosity). In a passionate appeal, Filelfo calls for two related measures of reconciliation: Duo vobis faciunda censeo, viri Florentini, quo rectissime et pacatissime vobis ves‐ traeque civitati consultum sit, ut et civis vestros, viros optimatis, quos exules agitis, in urbem recipiatis, et cum hoc divino principe, Philippo Maria Anglo, in gratiam redeatis. 17 (I believe that you must do two things, men of Florence, to take most just and peaceful measures for your city: you must welcome back to the city your fellow-citizens, the optimates, whom you have exiled; and you must make peace with this divine ruler Filippo Maria Anglo Visconti). In Epistle 4, 3, written only three days later and addressed to Cosimo de’ Medici, the accomplished Hellenist cites a Plutarchan anecdote as an exemplum of rivals - both famous exiles, we recall - who set aside personal differences for a common good: Aristides Atheniensis, cognomento iustus, cum legatus una cum Themistocle, qui cum ei erant inimiciciae, mitteretur. Ubi ad Atticae fines ventum est, ‘Vis, ait, o Themis‐ tocles, nostras hic inimicicias relinquamus? Nam si videbitur, eas rursus cum rever‐ terimus, capiemus.’ Et pie ut semper Aristides, et quam prudentissime monuit. Intel‐ ligebat enim utilitati publicae nullo sane pacto per eos consuli posse, qui privato inter se odio dissiderent, at par esse privatam causam publicae semper cedere […]. Cum his igitur de rebus mihi tecum agendum esset, quae et ad publicam pertinent et ad tuam utilitatem, ut […] idem te monerem quod Themistoclem Aristides, operae precium duxi […]. Ex Mediolano. IIII Nonas Iulias M C C C C X X X X . 18 92 David Marsh 19 Ibid., 103, quoted and translated in Brown 1961, 190 = Brown 1992, 9. (Aristides of Athens, nicknamed the Just, was sent on an embassy together with The‐ mistocles, with whom he was on bad terms. When they came to the border of Attica, he said, “Themistocles, would you like us to forget our differences? If you agree, we may resume them after our return.” Thus Aristides offered advice that was pious, as usual, and extremely practical. For he saw that men divided by private hatred could in no wise serve the public good, but should regard their private interest as equal to the public […]. Since I needed to discuss these matters with you, I thought it worth‐ while to advise you just as Aristides did Themistocles […]. 4 July 1440). If only Cosimo would pardon the exiles, he would truly become the Father of his Country: Si malueris patriae exules civis restituere quam id pervicacius expectare, ut patriam ipsi pristinae libertati dignitatique restituant, tum eris sane adversante nemine in re‐ publica princeps, tum pater patriae appellabere, tum omnes te colent, omnes admira‐ buntur. (If you prefer to restore the exiled citizens to their patria instead of awaiting with determination for them to restore their patria to its ancient liberty and dignity, then you will most certainly, with no opposition, be called princeps of the republic and Pater Patriae, then all will honor you, all admire you). 19 These two missives seem to represent an isolated moment in which Filelfo thought that Cosimo might be open to compromise. But in several poems in Book 5 of the Satyrae, written in 1435 or shortly thereafter, Filelfo reflects on the exile of the Florentine optimates. Emblematic in this regard is Satire 5, 5, which addresses Onofrio Strozzi, son of the famous Palla and with him an in‐ terlocutor in Filelfo’s dialogue On Exile. In the poem, which Filelfo sent on 25 January 1435 from Siena to Strozzi in Padua, Filelfo observes that envy afflicts only the most distinguished citizens, and he cites the legendary exiles (listed by Valerius Maximus) Theseus, Scipio, Themistocles, and Camillus: Nec mirum est livor si vos exegit ab urbe. Semper enim sequitur virtutem livor et una gloria quae radiis livorem splendida perdit denique. Thersitae nemo, nemo invidet Uti. Thesea quin etiam, quod vulgo fertur, Athenae ingratae nimiumque leves iecere parentem; Scipiadae, patriam quem servavisse ruentem et Poenum pressisse ferum dirumque rebelli 93 Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero 20 Satire 5, 5, 52-67, in Filelfo 2005, 293-299 at 297; notes at 482-486; on the date, see ibid. X X V . imposuisse iugum perhibent, stat gratia tanti exilium meriti. Pateris nil durius omnes quam clari consuere viri. Damnata Camilli est pietas, cunctis invisa Themistoclis ingens gloria: nimirum plebs omnis semper et omnes ingrati stulti. Satis est quod perfidus olim ipse etiam exilio livor rubet, atque fatetur vos indigna pati, verum Pallanta verendum. 20 (Small wonder if envy drove you all from the city. Virtue is always attended by envy, as well as by glory That in the end destroys envy with its glowing rays. No one envies Thersites, no one envies Nemo [Niccoli]. But Theseus, the story goes, was expelled by Athens, Ungrateful and fickle to her father. As for Scipio, Who, they say, saved his collapsing country and laying low The fierce Punic horde and placed a dire yoke on the rebel - The reward for such merits was exile. You suffer nothing Harsher than what all famed men usually suffer. Camillus’ piety was damned, and Themistocles’ vast glory Was hateful to all: for all the mob and all fools are forever Ungrateful. Suffice it that treacherous envy some day Blush in exile, and confess your wrongful suffering, And let Palla be revered). Dedicated to Rinaldo degli Albizzi, the leader of the exiled optimates, Satire 5, 8 was probably written in early 1440, when Albizzi lead troops into Tuscany. (In the event, the Medici forces would triumph at Anghiari on 29 June 1440.) Filelfo’s conclusion preaches Stoic forbearance while suggesting that Filippo Maria Vis‐ conti aid the optimate cause: Quidquid Deus optimus offert, nos alacris id ferre decet. Permisit ab urbe nos pelli patria, modice toleravimus omnes exilii aerumnas. Reditum nunc monstrat in urbem calle brevi, nemo quem speravisset inire. Ingrediamur iter, qua nos Deus ipse vocavit! 94 David Marsh 21 Satire 5, 8, 93-100, in Filelfo 2005, 316-323: dating (early 1440? ), 316; text, 323; for the dating, see also notes 496-502. 22 Satire 5, 1 (1436), 83-87, in Filelfo 2005, 267-273 at 272; notes 473-475. Non etenim sine mente Dei, sine numine certo, auxilium nobis properat praestare Philippus. 21 (Whatever God the Best offers us, let us Cheerfully accept. From our country, He allowed us to be driven, and we modestly bore All the hardships of exile. Now he shows how to return home By a shortcut that none had hoped to take. Let us enter this path, to which God himself has called us! It is not without God’s plan or divine aid That Filippo hastens to bring us aid). Like Petrarch, Filelfo uses his verse epistles as a form of political negotiation. The first satire of Book 5 (1436) addresses Filippo Maria Visconti, the duke of Milan. In a letter of 13 April 1436, written in Siena to the duke’s secretary Giovan Francesco Gallina, Filelfo characterizes his poem as a “satire-exhortation in verse” (satyrica exhortatio versibus ⟨a⟩ me scripta). Genoa has revolted, but Filelfo calls upon the duke to pardon the rebels, and to aid the exiled Florentines. Filippo Maria’s clemency was already demonstrated by his freeing Alfonso of Aragon, taken prisoner in the naval battle at Ponza (5 August 1435): Carcere solvisti qui cum tibi semper amicus Ante fuit, nulla se causa reddidit hostem. Liberet exilio tua munificentia, qui te hostili ex animo quo semper inarserat armis, et studiis et amore pio servetque colatque. 22 (You freed from prison a man who was always your friend Before, but who without cause became your enemy. Let your generosity free that person who without the animosity that long kindled him in war, would protect and honor you with zeal and pious love). The next poem in Book 5 is addressed to pope Eugenius IV, who had fled to Florence to escape the wrath of the Roman mob. Filelfo consoles him for this misfortune, but deplores his role in Cosimo de’ Medici’s repatriation. As Filelfo narrates the events in his dialogue On Exile, Rinaldo degli Albizzi had planned a coup against the Florentine government, which envisioned an amnesty for the 95 Cosimo de’ Medici: The Exile as Hero 23 Satire 5, 2, 56-61, in Filelfo 2005, 274-280 at 278; notes 475-478 at 477. It is likely that Giovanni Vitelleschi was responsible for the pope’s disarming Rinaldo degli Albizzi. Cf. also Filelfo, Oration to the Exiles Against Cosimo de’ Medici 1437, unedited but excerpted in Filelfo 2005, 477-478 (three excerpts illustrating Satire 5, 2, addressed to Eugenius IV). 24 In various letters dating from 1440 to 1444, he mentions the composition of the work: Epist. 3, 41 = 6 July 1440 to Joannes Cornelius: Placuisse tibi meos De exilio libros plu‐ rimum laetor. Ex Mediolano. Pridie Nonas Iulias Mccccxxx; Epist. 5, 37 = 30 September 1444 to Joannes Olzina: mitto continuo tibi dono secundum quem edidimus De exilio librum, ubi De infamia disseruimus. Nunc enim tertius liber versatur in manibus, qui De paupertate inscribitur. […] Ex Mediolano. Pridie Kal. Octobres Mccccxliiii. Medici faction. At the pope’s request, the conspirators surrendered their wea‐ pons, thus facilitating Cosimo’s return. Exculpating the pontiff, Filelfo suggests that it was the pope’s entourage - by implication, cardinal Giovanni Vitelleschi - that fostered the Medici return and reprisals, which led to the exile of the noble Florentine optimates: Hinc est prima mali labes, hinc omnis origo exilii cladisque fluit. Namque illa latronis impia sacrilegi mox coniuratio Mundi, subsidiis adiuta tuis potiusve tuorum (non etenim talem se servantissimus aequi polluerit meus Eugenius) […] Nobilitas veneranda suis e sedibus omnis Truditur insidiis; patriis fugit exul ab oris […] 23 (Hence the first stain of evil, hence the whole origin Of exile and ruin flowed. For soon the impious plot Of the sacrilegious brigand Cosimo, With your aid or rather your colleagues’ aid (For my Eugenius, most observant of what’s right, Would not have defiled himself so) […] All the august nobility is driven from its seat By treachery, and flees from its homeland as an exile). Filelfo’s most extensive reflections on exile are found in his dialogue Commen‐ tationes Florentinae de exilio, initially planned as a series of ten dialogues. In the event, the humanist completed only three books, presumably abandoning the project after the 1440 defeat of the optimates and their Milanese allies at Anghi‐ ari. 24 As his interlocutors, Filelfo casts a number of prominent Florentines, and he sets the dialogue during the early days of Cosimo’s return in 1434, just before the author and many of the so-called “optimates” were forced to leave Florence. 96 David Marsh 25 Boschetto 2012, 87-92. In the first dialogue, On the Misfortunes of Exile (De incommodis exilii), the anti-Medici optimates Rinaldo degli Albizzi, and Palla and Nofri Strozzi are joined by several humanists, including Leonardo Bruni, Poggio Bracciolini, and Giannozzo Manetti. In the next two dialogues, On Disgrace (De infamia) and On Poverty (De paupertate), these interlocutors are joined by Francesco Soderini, Rodolfo Peruzzi, and Niccolò Della Luna. 25 The dialogue treats of exile in a slightly detached fashion, since Rinaldo degli Albizzi and the two Strozzis have not yet left their native Florence. But in this work by a disgruntled adversary, the political vicissitudes of Cosimo de’ Medici hardly inspire any laudatory references to the great men of antiquity. If history is written by the victors, then satire is written by the losers. Bibliography Asor Rosa, Alberto: La letteratura italiana e l’esilio, Bollettino di italianistica. Rivista di critica, storia letteraria, filologia e linguistica 8, vol. 2 (Speciale), Rome 2011. Boschetto, Luca: Società e cultura a Firenze al tempo del Concilio: Eugenio IV tra curiali, mercanti e umanisti (1434‒1443), Rome 2012. Bracciolini, Poggio: Lettere, ed. Helene Harth, 3 vols., Florence 1984-1987. Brown, Alison: The Humanist Portrait of Cosimo de’ Medici, Pater patriae. Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 24, 1961, 186-221. Reprinted in Brown 1992, 3-52. Brown, Alison M: The Medici in Power: The exercise and language of power, Florence / Perth 1992. Filelfo, Francesco: Satyrae. I (Decadi I-V), ed. Silvia Fiaschi, Rome 2005. Filelfo, Francesco: Collect Letters. Epistolarum Familiarium libri LXVIII, ed. Jeroen De Keyser, 4 vols., Alessandria 2015. Marsh, David: The Experience of Exile Described by Italian Writers: From Cicero through Dante and Machiavelli Down to Carlo Levi, Lewiston 2014. 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Starn, Randolph: Contrary Commonwealth: The Theme of Exile in Medieval and Re‐ naissance Italy, Berkeley 1982. 98 David Marsh 1 For an overview of Filelfo’s life and works, and for basic bibliography see Viti 1997; references to all more recent editions are to be found in the prolegomena of De Keyser 2015b. 2 For Filelfo’s Greek culture see Calderini 1913. Exiled from the Cradle of Humanism Francesco Filelfo’s Commentationes Florentinae de Exilio Jeroen De Keyser (KU Leuven) “Ainsi, la première chose que la peste apporta à nos concitoyens fut l’exil. Et le narrateur est persuadé qu’il peut écrire ici, au nom de tous, ce que lui-même a éprouvé alors, puisqu’il l’a éprouvé en même temps que beaucoup de nos concitoyens.” (Albert Camus, La peste) The Italian humanist Francesco Filelfo (1398-1481), 1 who during a seven-year stay in Constantinople achieved a high degree of proficiency in Greek and who in 1427 returned to Italy with numerous Greek manuscripts in his luggage, 2 came to Florence shortly after his return from the East. Initially sponsored as a teacher at the Florentine Studio by, among others, Palla Strozzi, Leonardo Bruni and Cosimo de’ Medici. Soon he clashed with the humanists supported by Cosimo, especially Niccolò Niccoli, Carlo Marsuppini and Poggio Bracciolini. By October 1433, when Cosimo was exiled to the Veneto, Filelfo appeared secure, having sided with the triumphant aristocratic party. But on Cosimo’s recall less than a year later, in September 1434, a regime change took place, and Filelfo found himself exiled from the city along with the aristocrats. In the early 1440’s, when already firmly established at the court of Filippo Maria Visconti in Milan, Francesco Filelfo composed his Commentationes Flo‐ 3 Basic publications on the Commentationes are Ferraù 1986; Cao 1997 (with a complete preceding bibliography); Heitzmann 2000; Cao 2001; Blanchard 2007; De Keyser 2011; and De Keyser / Blanchard 2013. These first paragraphs are based on the latter two. I would like to thank Scott Blanchard for correcting my English. 4 Cfr. De Keyser 2011 for the transmission history of the Commentationes. 5 A good case in point is the Sphortias, Filelfo’s epic poem about Francesco Sforza’s con‐ quering of Milan. Cfr. De Keyser 2015a and 2016 for an introduction and further refe‐ rences. 6 Filelfo was the first Renaissance reader of Sextus’ works, of which he owned the Bib‐ lioteca Medicea Laurenzia’s ms. Plut. 85.19. Cfr. Cao 2001 for an analysis of the use he made of it in the Commentationes. 7 Cfr. De Keyser / Speranzi 2011 for a discussion of Filelfo’s Epistolographi Graeci ma‐ nuscript and his use of it in the Commentationes. rentinae de exilio. 3 This unfinished consolatory dialogue in three books focuses on the fate of the Florentine oligarchs, especially Palla Strozzi, his son Onofrio, and Rinaldo degli Albizzi, who were forced into exile at the return to power of Cosimo de’ Medici. Interlacing their arguments with long philosophical digres‐ sions, the participants discuss the unhappy condition of exile and poverty, while trying to define what precisely makes for virtuous behaviour. The Commentationes were originally planned to take up ten books, but Filelfo apparently abandoned the work after writing only three: the first on the incon‐ veniences of exile in general (De incommodis exilii); the second on infamy (De infamia); and the third on poverty (De paupertate). From a marginal note in one of the few manuscripts transmitting the Commentationes, we know the original lay-out of the entire work: the other seven books were supposed to be addressing slavery, contempt, untimely old age, illness, prison, death and misery. Ordo decem librorum: Liber primus summatim De incommodis exilii, Liber II De in‐ famia, Liber III De paupertate, Liber IIII De servitute, Liber V De contemptu, Liber VI De intempestiva senectute, Liber VII De aegrotatione, Liber VIII De carcere, Liber VIIII De morte, Liber X De miseria (Florence, Biblioteca Nazionale Centrale, ms. II.II.70, f. 4 v ). 4 It is unclear why the remaining books were left unwritten, since even the ex‐ isting three were composed at a time when the hopes of the expatriated aris‐ tocrats for a reestablishment of themselves in Florence were already unlikely to be realised - but quite a few of Filelfo’s other major writings fell short of their projected length as well. 5 Filelfo includes in his text numerous long selections and shorter quotes from various Greek authors, among others Euripides, Sextus Empiricus, 6 the pseud‐ epigraphic Cynic Epistles, 7 Plutarch and Aristotle, producing perhaps the most accomplished and creative use of Greek texts in the first half of the Quattrocento. The dialogues move from discussions of the contemporary political scene in 100 Jeroen De Keyser 8 For an overview and analysis of Filelfo’s ongoing feud with Poggio Bracciolini, see De Keyser 2015c. 9 Cfr. Blanchard 2007 for an analysis of this theme. Florence to anecdotes containing witty observations about famous men, to li‐ terary passages translated from ancient Greek sources, and to rather technical philosophical discussions, such as the analysis of the summum bonum or ulti‐ mate good in Book 2, which turns out to rely heavily on a discussion of Aris‐ totle’s Nicomachean Ethics by the medieval philosopher Albert the Great. There are also brief comical interludes, the purpose of which is to poke fun at the rival humanist and Cosimo supporter Poggio Bracciolini, who is consistently depicted as a greedy nitwit, glutton and drunk. 8 In the first book of the Commentationes Filelfo quotes widely from a range of literary works, both classical and Christian, in order to disprove that exile is an unhappy condition in which to live. The discussion then skips to an analysis of pleasure and its role in human happiness, and to the notion of world citizenship, of worldly life as a state of exile from a homeland that is only truly to be found beyond earthly experience. 9 The figure of Rinaldo degli Albizzi dominates the discussion in book two, with an extensive passage consisting in Ridolfo Peruzzi’s rendering of Rinaldo’s speech before Pope Eugenius IV on the eve of the Medici coup, trying to convince the pope to take the aristocrats’ side. The second part of the book is designed to provide a deeper understanding of the nature of ‘praise’ as an outcome of vir‐ tuous behaviour. One should pursue right or virtuous action for its own sake, and even though allegations of infamy may come from their fellow citizens, the aristocrats must avoid concerning themselves with how they appear to others; they must instead continue to behave as virtuously as possible. In book 3, the accent is on the ethical dimensions of poverty and wealth. Filel‐ fo’s interlocutors are looking for an understanding of wealth that is both socially acceptable and philosophically tenable. The guiding light for this dialogue is Leo‐ nardo Bruni, who had supported Filelfo’s career when the latter arrived to teach in Florence in the late 1420s. Bruni expounds on the Stoic definition of wealth and maintains that wealth is acceptable when it is linked to virtue. * In the third book, when discussing the differences between voluntary and in‐ voluntary action - drawing for the greater part on Aristotle’s Eudemian Ethics and on the Magna Moralia - Palla Strozzi has just argued that “Since we have now completed - not so much carefully as briefly - one of the three parts in one of which we classed the voluntary (appetency, itself being tripartite), two parts 101 Exiled from the Cradle of Humanism 10 All references to and quotes from the Commentationes text are to the books and para‐ graphs as published and translated in De Keyser / Blanchard 2013. remain, choice and reasoning: let us briefly skim over these lest we annoy our friend Poggio with this prolix discourse of ours” (3, 125). 10 Poggio at once quips that he is done with this hair-splitting, since he is hungry and running to a banquet “both prolix and elegant is in readiness; that is where all my reasoning and choice reside” (3, 126). Rinaldo replies that if Poggio were like Socrates rather than Epicurus, he “would have judged this learned and wise discourse of our friend Palla far preferable to all the rest of your delicacies. But you define every‐ thing by the standard of pleasure - not that of the mind, which perhaps even Epicurus recognised, but rather that of the body, by which the senses, gently soothed and as it were lulled to sleep, are customarily moved.” When Poggio is gone, Leonardo Bruni states that he would love to hear Palla continue his ex‐ planations, “in particular the part where you expounded for us doctrines from the outstanding philosophical schools” (3, 127), on which, so he confesses, he did not expect Palla to deliver such a detailed and learned discourse. Palla replies with an anecdote (3, 129-130): At noli mirari, Leonarde. Num es oblitus quod dicere solitum tradunt Philolaum: esse quosdam sermones nobis meliores? Non enim de prophetis et Sibyllis hominibusque afflatis modo intelligi id arbitror oportere, sed de iis omnibus qui quemadmodum ego apud vos gravissimos eruditissimosque viros loquuntur aliquid supra se. Sermo hic profecto meus non est, sed maximi illius sapientissimique viri, quo tu et ego doctore olim amicoque usi sumus, Manuelis Chrysolorae, cuius neptem Theodoram, modes‐ tam et pudicam adolescentulam, Iohannis Chrysolorae filiam, Franciscus Philelfus his noster uxorem habet. Cum enim per id temporis quo illustris ille summusque philo‐ sophus Graecam sapientiam Florentiae doceret, et nostra haec urbs et universa prope Tuscia pestilentiali morbo laboraret, institui mutandi aeris gratia ruri tantisper agere, donec illa caeli inclaementia mitior Florentiae redderetur. Itaque invitatus a me Ma‐ nuel, ut erat vir omni humanitate humanior, rus una mecum profectus est, ubi quandiu Florentiam pernicies illa vexavit, mansit assidue. Nam ruri quod est mihi in Casentino, erat aer saluberrimus. (Do not be surprised, Leonardo. Have you forgotten what Philolaus is reported to have said: some discourses are better than we are? I think this must be understood not only about prophets and Sibyls and inspired men, but also about all those who say some‐ thing over their heads, as I just did in your presence, you who are the most serious and erudite of men. You see, this discourse is not mine but that of a very great and wise man whom you and I once had as a teacher and a friend, Manuel Chrysoloras, 102 Jeroen De Keyser 11 For the importance of Chrysoloras and his role in the return of Greek studies in the West, cfr. Maisano / Rollo 2002 and Wulfram 2012. 12 Cfr. the paper of Piotr Salwa in this volume. whose grandniece Theodora, a modest and chaste young woman, daughter of John Chrysoloras, our friend Francesco Filelfo here has as his wife. For at the time when that distinguished and supreme philosopher was teaching Greek wisdom in Florence, and this city of ours and practically all Tuscany was suffering from plague, I decided for the sake of a change of air to spend time in the countryside until the rigors of the climate softened in Florence. Therefore, on my invitation, Manuel, being a man more humane than all humanity, set out with me for the countryside, where he remained constantly for as long as the plague was attacking Florence, for the air was very sa‐ lubrious at my estate in the Casentino). Reading the framing of this anecdote about Manuel Chrysoloras, 11 one recalls Gio‐ vanni Boccaccio’s frame story about the plague raging in Florence in 1348, fifty years before Chrysoloras’ sojourn in the city, and about the allegra brigata leaving town and escaping the lethal disease in order to indulge in some storytelling. 12 So far scholarship has not, to my knowledge, pointed to any correspondences bet‐ ween Filelfo and Boccaccio, but alongside this narrative element, I believe some more parallels can be drawn. First of all, in the initial setting of his Commenta‐ tiones in the first book, Filelfo points out that (1, 6): Quoniam igitur aliquando cum Florentiae agerem, evenit ut quorundam clarissi‐ morum et optimorum civium et eorundem gravitate doctrinaque praestantium de exilio commentationi disputationique familiariter interessem, quae decem deinceps continuis diebus ab illis dicta eleganter, erudite, divinitus audieram, in decem itidem libros contuli. (Once when I was living in Florence, I happened to be present at a friendly discussion and debate among some of the finest and most distinguished citizens, who were like‐ wise among the most excellent in authority and learning; the topic was exile. So I later set down in ten books what was said eloquently, learnedly, and with inspiration by these men on ten successive days). The number of interlocutors staged in the three books of Commentationes that Filelfo in the end actually wrote are only nine, but while not participating in the conversations as he recorded them, Filelfo himself may be considered the one who completed the company to ten, which also happens to be the number of speakers during the ten-day long symposium we see related in Boccaccio’s Decameron. Filelfo’s deliberate interest for significant numerical choices and patterns can be determined beyond all doubt: his collection of satires, for example, consists 103 Exiled from the Cradle of Humanism 13 For Filelfo and Dante cfr. Bosisio 2017, with further references. Filelfo’s lecturing on vernacular authors, in the tradition of Boccaccio, has been considered one of the reasons for his conflict with Cosimo’s classicist supporters: “Wie es scheint, nahmen die An‐ feindungen damit ihren Anfang, dass Filelfo 1431 nicht nur über die antiken Klassiker Vorlesungen hielt, sondern - auf Anregung einiger der herrschenden Oligarchen - als erster humanistischer orator mit der lectura Dantis eine von Boccaccio begründete Tra‐ dition wieder aufnahm” (Heitzmann 2000, 261). 14 All references to Filelfo’s letters are to the serial numbers as in the critical edition of the entire canonical collection in De Keyser 2015b. 15 Edition of this satire in Fiaschi 2005, 28-34. of ten books of ten satires each - all of them running to exactly one hundred verses in length. And all completed books of his Sphortias, an epic poem about the conquering of Milan by Francesco Sforza, run to exactly 800 verses, while Filelfo initially wanted the epic poem to comprise twenty-four books, matching Homer’s canonical number of books in both the Iliad and Odyssey. It is a legitimate question, though, whether it would have been plausible for Filelfo to practice imitation of Boccaccio in his oeuvre. A striking aspect of Fi‐ lelfo’s prolific writings is indeed that he hardly ever dwells on any of the tre corone. For sure, this silence should not be interpreted as an implicitly negative attitude, since Filelfo was allegedly the first humanist who ever lectured on Dante and Petrarch. 13 Still, the passages in his Latin writings where he explicitly mentions one of the three canonical vernacular authors are very few. He is even rather dismissive of his efforts in this respect: in a letter sent to Giovanni Andrea Bussi on 13 February 1471 (PhE·33.05), 14 Filelfo states that he cannot comply with Bussi’s wish to obtain a copy of Filelfo’s commentary on Petrarch’s poems, which he once produced at the request of Filippo Maria Visconti, since he does not have the text at hand (anymore), nor does he know where it is (Petis tu quidem quae quondam ducis Philippi iussu in Ethruscas Francisci Petrarcae delicias commentati sumus. Ea mihi non sunt, neque cui sint novi.). Interestingly, however, in one of his earliest satires (1, 5), written probably in 1436, shortly after his Florentine period, Filelfo attacks Niccoli - Utis, as he is nicknamed, ‘Nobody’ - who allegedly dismisses Chrysoloras, Dante and Pe‐ trarcha (Additur huic dius Dantes suavisque Petrarca, 38), Leonardo Bruni, An‐ tonio Beccadelli (Panormita), Guarino, Cencio de’ Rustici, Antonio Loschi, Flavio Biondo, Giovanni Aurispa and Giannozzo Manetti, while he usually only praises people of his own kind, “pederasts and drunks” (cinaedos / ac madidos, 46b-47a), such as Poggio Bracciolini and Carlo Marsuppini. Furthermore, so Filelfo claims, Niccoli does not refrain from criticizing major classical writers like Ovid, Statius, Lucan and Virgil and even Cicero himself. 15 104 Jeroen De Keyser 16 Cfr. Baldassarri 1994. 17 While Filelfo is providing numerous exempla of prominent figures in Antiquity suffe‐ ring exile, he remains silent on the fate of Dante Alighieri himself, whose exile from Florence would have made an obvious addition. When Filelfo’s son Gian Mario com‐ posed his Vita Dantis, though, he was clearly inspired by his father’s Commentationes in his description of Dante’s exile. For example, Gian Mario’s Nam et Publius Virgilius Mantuae natus, Neapoli sepultus est, et Lucius Annaeus Seneca, vir Stoicus, et Lucanus eius fratris filius, Romae mori quam Cordubae maluerunt. Idem de M. Annaeo Seneca, et de Statio legitur, et de Alcmane Iyrico poeta, qui se maluit Spartiatam quam Sardianum, et de Euripide, qui, patria relicta, apud Archelaum diem obiit, et de Aeschylo Atheniensi, quem Sicilia sepelivit, et de Homero, qui non finivit consenescens apud Smyrnam, et de multis, quos enumerare gravor (Solerti 1905, 168) echoes Francesco’s Commentationes (1, 208-209): Qua ratione ductus P. Virgilius Maro, natus Mantuae, Brundusii mortuus, Neapoli sepultus est. L. Annaeus Seneca, vir Stoicae disciplinae, et Lucanus poeta, eius fratris filius, Romae mori quam vivere Cordubae maluerunt. Itemque M. Annaeus Seneca, cuius adhuc extant luculentissimae tragoediae, Romam Cordubae praeposuit. Eodem etiam modo Statius aliam ipse sibi patriam delegit quam ei natura contigisset. Alcuman, inter lyricos non vulgaris poeta, Spartiatam se longe maluit quam Sardianum. Euripides, qui et ipse patriam laudibus ad caelum extulisset, in Macedoniam profectus apud Archelaum vita defunctus est. Fuit et Aeschylus Atheniensis, at eundem Sicilia sepellivit. I am much obliged to Maxime Maleux for pointing out these parallels. Within the context of this grotesque attack on Niccolò Niccoli, perhaps the über-classicist of his era, it may seem remarkable that Dante and Petrarch are placed on the same level as both the founding fathers of the humanism move‐ ment and the Latin classics, yet we should bear in mind that Dante and Petrarch were Latin writers as well. However, apart from the above-mentioned tepid re‐ mark about Filelfo’s previous occasional interest in Petrarch, the topic of the opposition between ancients and moderns, between Latin and volgare, that is, the central issue of Leonardo Bruni’s important Dialogi ad Petrum Paulum Histrum, 16 seems absent from Filelfo’s writings. In Filelfo’s mind that issue was not really an issue: for him it was crystal clear that Latin was the only language and literature that mattered. Although he considered Tuscan the superior ver‐ sion of the volgare, he asserted that the volgare was to be used only in casual communication that was not to be transmitted to the posteri. A more relevant distinctive element, according to Filelfo, was the role of Greek. Filelfo always fashioned himself as a Graecus, and as he was producing writings in both lan‐ guages and seeking prominence in more literary genres than anybody else, the issue whether it was possible to equal, let alone surpass the ancients, is answered by Filelfo by producing his own versatile oeuvre, not by settling any quarrel about Latin and volgare. 17 105 Exiled from the Cradle of Humanism 18 Et omnium primum illud mihi videor indubitato posse ac dilucide affirmare: nihil magis abhorruisse a communi loquendi Romanorum consuetudine quam hanc vulgarem linguam, qua nunc omnis utitur Italia. Nam si huiusmodi sermone prisci Romani illi essent usi, exta‐ rent aliqua eorum scripta, aliqui libri aut versu aut soluta oratione, qualia videmus hac tempestate volumina plurima perdocte et eleganter scripta ab iis, qui proximis temporibus claruere: duobus Guidonibus Florentinis, Dante Aldigerio, Francisco Petrarca, Iohanne Boc‐ cacio et Asculano Ciccho aliisque quamplurimis, quorum monimenta nulla unquam me‐ moria obscurabit. Itaque lingua haec vulgaris, qua nunc universa loquitur Italia (tametsi in alia quam in alia eius regione deterius), nihil habet omnino commune cum vetusto illo ser‐ mone, qui Ciceronis memoria erat in usu. Cfr. Tavoni 1984 for the complete dossier con‐ cerning the Questione della lingua, and Mazzocco 1993 and Schadee 2018 for further dis‐ cussion. Only once, in a letter sent to Lorenzo de’ Medici on 29 May 1473 (PhE·37.02), does Filelfo briefly mention Boccaccio, along with Guido Cavalcanti, Guido Guinizelli, Dante, Petrarch, and Cecco d’Ascoli. While he is praising all these writers, the context is one in which Filelfo adamantly denies that the ancient Romans could ever have spoken anything like “this vulgar language which is now used all over Italy,” for if they did, there would be traces of it, that is, “poetry or prose writings such have been produced in a most learned and elegant way by the writers of our times, and which will never be erased from human me‐ mory.” Therefore, the modern-day vernacular has nothing whatsoever in common with the language used in Cicero’s times. 18 * While it might thus be doubted that Filelfo had an interest in Italian verna‐ cular literature great enough to see him really engaging in literary imitatio and aemulatio with it, the presentation of the Chrysoloras anecdote as a ga‐ thering of friends leaving Florence during a plague epidemic, within the whole narrative concept of a ten-day frame story, must almost inevitably have summoned a recollection of the Decameron in the mind of Filelfo’s read‐ ers. A more interesting parallel, though, beyond the decadal formalism, is in my opinion the immediate cause of the escape to the countryside. The plague that is driving away both Boccaccio’s bunch in the Decameron and Chryso‐ loras with Palla from Florence, has a metaphoric counterpart in the Com‐ mentationes as a whole. When describing how the aristocrats’ exile came about, Filelfo relates how the imminent fall of the aristocratic republic in Florence was first avoided by the noble class, who “resolved to come to the rescue of the failing state and quench the crisis as if it were a public plague (et eam veluti publicam pestem extinguere) by the moderate punishment of a single individual. Therefore, they banned for ten years to the Veneto the 106 Jeroen De Keyser hottest spark and instigator of all those fires, Cosimo de’ Medici, son of Gio‐ vanni, without bloodshed, torture, proscription, or loss besides” (1, 8). Yet after Cosimo had been banned, Filelfo continues, “without warning that clever and crafty old fox, Cosimo de’ Medici - that deceiver, poisoner, and blasphemer, than whom no one, in my opinion, is more dangerous or cri‐ minal or more skilled at every kind of villainy and evil - when he met with his kindred spirit Giovanni Vitelleschi, who, as patriarch of Alexandria and likewise cardinal, condottiere or rather monstrous beast (atrocissima belua) in the service of Pope Eugenius, just now suffered due punishment - Cosimo de’ Medici, I say, that unholy criminal, relying not so much on the daring and strength as the deceit and intrigue of the aforementioned Giovanni Vitelles‐ chi, whom he easily bribed, once again roused, kindled, and raised the deadly fires of civil feuds (pestiferos civilium bellorum ignis), strife, sedition and war that by now were slumbering and practically snuffed out, and he cast the state into such woes that by now it is all but enslaved, nay, it is manifestly enslaved, as you see” (1, 11). Halfway through the first book, when describing the fatal danger of riches without virtue, Filelfo cites the telling example of Cosimo de’ Medici: “There is no need for us to recall for this purpose the examples of our ancestors. In this very city of ours we have seen many [examples of riches without virtue] at various times, but in our time we have the greatest example of all in Cosimo de’ Medici, who, through the power of the money he has procured and continues to procure for himself by all manner of outrage and crime, has inflicted upon the republic innumerable disasters, conflagrations, and plagues (quantas pestes)! Were he stripped of his money, he would have done no harm, and not only would he have been able to do no harm, but perhaps he would not even have desired to do so. For when he understood that his efforts would be in vain, he would clearly have preferred to follow reason rather than impulse so as to take better care of himself and his interests (rationem quam libidinem sequi, quo rectius rebus suis sibique consuleret)” (1, 99). The same opinion about the risks of riches without virtue is expressed in a passage in book 3, where Filelfo points out that Jesus Christ possessed nothing on earth and taught us that the kingdom of heaven belongs to the poor, while hell is the destiny of the rich: “It is worthwhile for us to be poor in our spirit but rich in the Spirit of God if we should wish to achieve true blessedness. It is appropriate for us to be poor in all those matters by which we are provoked to destructive emotions, which are like savage beasts in the body (quibus in pesti‐ feras animi permotiones quasi efferatas corporis beluas irritamur). No one doubts 107 Exiled from the Cradle of Humanism 19 Letters mentioning the Commentationes are PhE·03.41, 05.20, 05.37, 07.18, 07.47, 09.04, 10.23, 10.43, 10.48, 10.53, 11.22, 12.11, 12.15, 12.16, 12.19, 12.21, 12.83, 14.41, 17.01, 17.14, 18.07, 18.09, 18.25, 33.36. that the riches of the world are among them, since they draw people into other diseases of base appetite, but especially into pride” (3, 96). Although the comment is generic, it is not far-fetched to consider it an echo of the criticism of the immensely rich Cosimo: in both passages the allegation is that those following the savage beasts that are their raging emotions, and of their greed in particular, rather than reason, are suffering a disease, a plague that makes it impossible for them to be virtuous persons. Apart from conveying the plague image as a symbol for the pernicious role of Cosimo de’ Medici and his confederates, Filelfo also uses it for depic‐ ting the condition humaine and our relegation to this earthly prison in ge‐ neral. He evokes it when describing the ordeals of life - the fear of which, however, is nothing else than a self-inflicted punishment. “For the mind, being subject to pain and pleasure, fear and desire, is afflicted day and night as if by some savage inner demons (intimis quibusdam et efferatis beluis). For even if the mind were to alleviate its diseases (eas pestes) somewhat with the pharmacopeia of reason, yet it can never be rid of its torments altogether; for as long as it is housed in the body, it can never be free of the passions it receives from the body” (1, 189). * The associatively layered imagery of Florence suffering the plague called Co‐ simo, who himself, as an extremely rich man, falls inevitably victim to the plague of his virtue-inhibiting emotions, is a recurring theme in Filelfo’s letter collec‐ tion as well. 19 Filelfo himself had to flee in exile from Florence, but in the year before the political turmoil that made him do so came about, on 1 May 1433, when they were still on speaking terms, Filelfo wrote one of his three letters to Cosimo de’ Medici himself. While the letter (PhE·02.42) mainly concerns the troubles which Filelfo’s rivals Niccolò Niccoli and Carlo Marsuppini were causing him, there is a quite interesting passage where Filelfo moves from a reference to an actual plague epidemic that made Cosimo and his family take refuge in Verona to an elaborate metaphorical use of the plague imagery. Filelfo wishes that the plague would have been locked up in the city of Florence, which would then have con‐ tained its “pestiferous poison”. Yet that is not how things went: Cosimo was followed by two men whose souls are “more pestiferous than any plague,” Nic‐ colò Niccoli and Carlo Marsuppini, who infected Cosimo himself with their “pes‐ 108 Jeroen De Keyser 20 Utinam ea omnis morbi contagio Florentiae muris tanquam labyrintho quodam sese oc‐ clusisset neque longius pestiferum virus suum emisisset! Sed longe secus videre videor ac‐ cidisse. Duo enim te sunt secuti, quorum animus omni est pestilentia pestilentior: Nicolaus Nicolus et Carolus Arretinus. Horum tu consuetudine usus, minus tibi cavens ea es pestiferi morbi contagione usqueadeo interceptus, ut iam tuae spontis haud esse videaris, sed perinde atque in potestate positus aliena, ea si minus facias, at assentiaris omnia quae assentatores levissimi ac facinorosissimi nebulones voluerunt. 21 At nullis meis nec studiis nec officiis nec meritis potui te alium reddere quam esses et natura factus et diuturna inveterataque consuetudine confirmatus, quippe qui tibi magnae laudi ducas, si praestare id queas, ut viri omnes docti et boni tua opera et industria Florentia extrudantur. Itaque et Chrysoloran meum gloriaris Florentia esse a te expulsum, et Gua‐ rynum et Aurispam ambos turpiter eiectos. Reliquum esse Philelfum unum, quem aut brevi exulem facias aut male afficias. tiferous disease” and so to speak put a spell on him, so that they had Cosimo in their power, which made him comply with whatever those two flatterers and scoundrels wanted him to do. 20 The second and last letter (PhE·02.31) to Niccolò Niccoli that was included in the epistolarium is dated to a few weeks earlier, to wit 13 April 1433. Filelfo urges Niccoli to drop his unfounded accusations and agitation against him and he accuses Niccoli of “considering it an honour to manage to ban all good and learned men from Florence” and of “being proud of having chased Manuel Chrysoloras and kicked out Guarino and Giovanni Aurispa, leaving only Filelfo to be shortly exiled or harmed.” 21 * Not long afterwards, Filelfo was indeed forced to leave Florence. He describes his motivations for moving in two letters sent from Siena, where he first took refuge: on 28 February 1436 to Giuliano Cesarini (PhE·02.66), declining the car‐ dinal’s invitation for him to act as interpreter at the Ecclesiastical Council if it were held in Basel or anywhere else outside Italy. “However, if the possibility exists that the council will take place in Italy, I will follow your advice and accept your kind offer, provided that it is safe for me to attend. For Florence I must avoid like the plague (Florentia mihi non secus vitanda est quam pestilitas quaedam ac pernicies), due to the snares laid by those who have made it their foremost mission to eliminate all good and learned men. In fact, you know how I have been treated and what I need to watch out for.” The next letter is dated to 11 April 1436 and addressed to Leonardo Bruni (PhE·02.67), who had informed Filelfo through his friend Lapo da Castiglionchio that he deeply regretted Filel‐ fo’s leaving Florence: “Although I enjoyed living in Florence (for many reasons, but most of all because of you, learned and excellent man that you are), I am happier now that I have left the place, knowing as I do that many snakes lurk 109 Exiled from the Cradle of Humanism among the flowers, and venomous and malicious ones at that (inter istos flores multae viperae delitescunt, et eae quidem venenosae ac pestiferae). For the restraint and patience with which I always put up with the traps set by my enemies have not escaped your notice. So, in order to escape a perpetually imminent disaster, I took refuge from those continually troubled waters in the next anchorage, Siena, where I will remain until a more favorable wind takes me to a safer port. For I see that even here I cannot lead a life that is secure enough, on account of the city’s proximity to those who (as it appears to me) hate the fact that I am alive.” Filelfo’s worst fears came through: not much later the Medici sent a merce‐ nary to Siena in order to assassinate (or mutilate) their nemesis Filelfo. He relates the incident in a letter to his former pupil Enea Silvio Piccolomini (PhE·03.04, 28 March 1439): “As to the identity of the assassin, it is well-known; as to the identity of the person who hired him, however, although nothing is certain, the finger is being pointed at the Medici and Cosimo, not only because his clan has always opposed me, but also because his brother Lorenzo has openly acted against me on many occasions. A few months later, Cosimo himself was first imprisoned on account of the civil strife, and then banished to Venice, without any further complaint from the populace. The civil unrest calmed down for a while as a result, until Cosimo, having bribed the leaders of the republic, was invited back to the city a year later. Then all law, both human and divine, was thrown into chaos. All the aristocrats were either banished or outlawed. Plun‐ dering, mugging, and murdering ensued. I witnessed this in person and realised the danger I was in by staying in the great shipwreck that was Florence, since I had already been shipwrecked before, in a manner which had come, so to speak, like a bolt from the blue.” The first three letters of book 4 of Filelfo’s epistolarium are closely connected, yet too long to be discussed in detail here. Strangely enough, the second and the third letter predate the first one, since PhE·04.01 is sent on 11 July 1440 to Rinaldo degli Albizzi, one of the Florentine aristocrats who had been exiled after Cosi‐ mo’s return to power in 1434. In this letter, Filelfo informs Rinaldo that Filippo Maria Visconti is willing to send troops to help the exiled Florentine aristocrats recapture their hometown. In PhE·04.02, sent on 16 June 1440 to the Senate and people of Florence, Filelfo states that he has always admired Florence and che‐ rishes the memory of the honours bestowed on him. He condemns discord and encourages the Florentines to readmit the exiled aristocrats and to reconcile with Filippo Maria Visconti. In PhE·04.03, sent on 4 July 1440, to Cosimo de’ Medici himself, Filelfo refers to the preceding letter and urges Cosimo to follow Filelfo’s advice: he should readmit the exiled aristocrats and make peace with 110 Jeroen De Keyser Filippo Maria Visconti. In both these long letters Filelfo again uses the plague imagery to convey the threat posed by factional tendencies. In PhE·04.02 Filelfo states that enhancing the presence of partisanship, factions, baleful rivalries and ambitions of the citizens (posteaquam partium studia fovere, factiones complecti, pestiferas aemulationes ambitionesque civium alere coepisset) will inevitably make the city collapse. In his concluding remarks he argues that while money and manpower can favour a city’s well-being when its citizens are living in concord, “in the presence of civil discord and factions, all those assets are quite detrimental and destructive” (haec omnia et detrimentosa admodum sunt et pes‐ tifera). In PhE·04.03, then, Filelfo urges Cosimo to count his blessings rather than to strive for ever more power, causing shipwreck for his hometown. Indeed, he continues, people who want to dominate cause “private and public animosity, pernicious factions (pestiferae factiones), sedition, and even civil war,” bringing their fatherland down. * This mental landscape of Filelfo’s staging Cosimo de’ Medici as a pestiferous beast that cannot contain its appetites and passions, as a ‘Cosmic plague’ threat‐ ening the city with his unreasonable ambitions and thereby with detrimental factionalism, is the background against which we see Palla Strozzi and Manuel Chrysoloras leaving a pestilential Florence to find the answer to an essential question that goes to the core of our condition humaine, and asking themselves how to cope with it. Indeed, the passage quoted above, where we saw Strozzi and Chrysoloras arrive in the Casentino, continues as follows (3, 131-132): Et quoniam ad quietem veneramus, non ad laborem, ocio magis quam negocio stu‐ debam, idque ob eam maxime rationem, ut viro illi quem ego, ut nosti, plurimum venerabar, iucunditati essem in ea calamitate temporum, non molestiae. Tum ille postridie ex quo eo loci perveneramus, circiter meridiem, cum amota mensa simul sederemus in porticu, magno cum silentio, ad me conversus: ‘Cur non nostri, o Pallas,’ inquit, ‘similes sumus? ’ Ad quod ego dictum veluti excitatus non sine pudore sub‐ didi: ‘Cur istud, o Manuel? ’ Tum ille: ‘Scis enim agere proprium esse hominis. Nam caetera animalia, quoniam ratione carent, agere non dicuntur, quemadmodum ne pueri quidem ob tenerae aetatis imbecillitatem, nec etiam ii qui sanae mentis non sunt. Solos agere dicimus, qui rationis ductu id faciunt. Nam appetitio nobis est communis cum beluis, quae mentis inopes ad sensum omnia referunt.’ Et ita vir ille doctissimus et optimus nihil omisit quod ad totius hominis vitam, quod ad bene beateque vivendum pertineret. Quare non ipse meum quicquam locutus sum, sed quae ex Manuele Chry‐ solora audisse memini. 111 Exiled from the Cradle of Humanism (And since we had come for rest, not for work, I was eager for leisure rather than busi‐ ness, especially because I wished to be at that calamitous time a source of pleasure ra‐ ther than a burden to that man, whom, as you know, I deeply venerated. Then, the day after our arrival, around midday, after dinner, we were seated together in the portico. Amid the deep silence he turned to me and said, “Why, Palla, are we not like our‐ selves? ” Stimulated by this question, I replied, not without embarrassment: “How so, Manuel? ” He replied: “You know that action is proper to man. For other animals, lacking reason, are not said to act, just as children are not, by reason of the weakness of their tender years, or the insane. We only say that they act who do it under the guidance of reason. For we have appetency in common with beasts, who, being devoid of mind, re‐ late everything to the senses.” And thus that most learned and best man omitted nothing relevant to the life of the whole man, to living well and blessedly. Therefore I did not say anything of my own, but what I remember hearing from Manuel Chrysoloras). This scene is an illumination of the Commentationes Florentinae de exilio as a whole, a miniature mirroring the nine aristocrats and Filelfo meeting for a dia‐ logue about their condition in exile, assisting each other in their soul-searching and looking for strategies to cope with life after the doomsday that made them all - including the narrating author - leave Florence, the cradle of Humanism. It is no coincidence that in this context Manuel Chrysoloras is quoted as the ultimate auctoritas concerning how one should approach life, the vir omni hu‐ manitate humanior, by whom - as Leonardo Bruni underscores in his immediate reply to Palla’s anecdote - “eloquence, buried already for so many centuries, was called back among the Latins as if from the underworld to the light, and so too were all the cultivated disciplines of the mind.” In other words, Chrysoloras was the founding father of the studia humanitatis that came into being in the blessed city of Florence before the pestiferous Cosimo and his allies such as Niccolò Niccoli chased them away, along with the aristocrats, such as Chryso‐ loras’ former pupil Palla Strozzi, and their good friend Francesco Filelfo, who happened to have the founding father Chrysoloras’ niece Theodora as his wife. In this passage we see a rare illustration of the narrator introducing himself into the text as a character relevant to the overall story. Filelfo does this only on three other occasions in the whole narrative of the Commentationes Florentinae de exilio: twice to fashion himself as a Graecus (in the first instance he has Palla Strozzi quote some verses of Hesiod “that our friend Filelfo has translated for us” (1, 23), and in the second he has Poggio admit to Manetti that he “would easily prove to you how much value Homer attached to the strength and power of wine, if, like you, I had learned Greek from Filelfo, namely by those very verses which Niccolò Niccoli frequently praises to the skies,” soon thereafter also mentioning Chrysoloras’ Greek classes (1, 160). 112 Jeroen De Keyser 22 The fifth book of Filelfo’s satires is also largely dedicated to the episode when the aris‐ tocrats were exiled from Florence, albeit without displaying the plague imagery shared by the Commentationes and the letters. The third occasion is when having listed famous people from antiquity who left their homeland to become successful elsewhere, Filelfo mentions as an initial contemporary example “Jacob Bucellus, a Florentine citizen of noble family, who could have lived most honorably in his homeland, the maternal uncle of our friend Francesco Filelfo, [but who] chose Tolentino as his homeland” (1, 210): Et ne invidere nostrae tempestatis hominibus putemur: Iacobus Bucellus, et civis Flo‐ rentinus et nobili familia natus, qui honestissime in patria esse posset, nostri huius Francisci Philelfi maternus avus, Tholentinum sibi patriam delegit, fuitque apud Rho‐ dulfum illum seniorem - quo et ipsi fortunatissimo imperatore et Picentes iustissimo principe usi sunt - omnium primus. The exemplum is not fortuitous: Filelfo’s claiming of noble Florentine ancestors is all the more relevant when we know that in his satires he liked to dwell upon the non-Florentine origin of the Medici. 22 In the Commentationes too Filelfo re‐ fers three times to the Mugello background of the Medici. In book 3, for example, when Bruni points out that one would prefer to be noble rather than wealthy, Rinaldo degli Albizzi replies: “You are joking with us, Leonardo, as if you were not aware that Cosimo and Lorenzo de’ Medici have no qualms putting wealth not only before nobility but also before virtue” (3, 33). Bruni, however, begs to differ, stating that Rinaldo must be the joker, as he is talking about “freeborn men and Florentines, not natives of the Mugello and tame beasts (de Mucellen‐ sibus et servilibus beluis) who, since they were born, reared, and educated in obscurity never know how to act in broad daylight.” * In all this mirroring of historical reality and fictional narration, of frame story and related anecdotes, in this mise-en-abyme of allusions, cross-references and striking similarities, something should be said about the enigmatic question at the heart of our passage: “Why, Palla, are we not like ourselves (Cur non nostri similes sumus)? ” The phrase similis sui in classical Latin usually describes something that pos‐ sesses an inherent resemblance to itself. This apparent tautology - how can some‐ thing not resemble itself? - can be illustrated with a passage in which Cicero de‐ scribes human degeneration from natural law (De legibus 1, 29). He remarks that, were it not for moral depravity, “no one would be so like himself, as all people would be like one another (sui nemo ipse tam similis esset quam omnes sunt om‐ 113 Exiled from the Cradle of Humanism 23 Filelfo’s letter PhE·05.57 was allegedly sent on 31 October 1444 to Rinaldo - who ac‐ cording to most reference works would have passed away in 1442. The parallel case of Lapo da Castiglionchio (il Giovane), to whom Filelfo writes his last letter (PhE·03.09) on 12 April 1439, while he allegedly passed away in October 1438, illustrates the prob‐ lematic (probably revised, if not fictitious) dating of some of Filelfo’s letters. nium).” Universal self-similarity, in other words, coincides with the deeply moral state of humans as endowed by nature. So the issue is that we are not like our‐ selves, that some of us do not live in concordance with our true human nature. The staging of Chrysoloras is indeed the justification of Palla’s explanation about appetency. He argues, with Chrysoloras, the vir omni humanitate huma‐ nior, that action and reason are proper to man, while “we have appetency in common with beasts (communis cum beluis), who, being devoid of mind, relate everything to the senses.” It will be clear from various quotes above that the use of the word belua is hardly to be taken neutrally here, and that this is another example, albeit implicit this time, of the dehumanizing of Filelfo’s opponents, who are not capable of mastering their appetites and passions. True human nature is another universe, the one of Boccaccio, where “Umana cosa è aver compassione degli afflitti,” to quote the opening words of the Deca‐ meron. In Boccaccio’s world, the plague cannot be controlled by any human act, nor can human love be governed by will. Both pestilence and desire overpower human ingegno. Boccaccio has the plague overcome every umano provedi‐ mento: the intellect is powerless, human ingenuity is unavailing. The tension between eros and thanatos, between pestilence and passion as it can be seen in the Decameron, has mutated in Filelfo’s Commentationes to an opposition be‐ tween belua and ratio, between the plague of passion and the mental liberation assured by reason, by the wisdom of Greek philosophy - a wisdom of which Filelfo is the herald, as a familiaris of Chrysoloras, the founding father of Greek studies and thereby of Humanism. At the end of the Decameron, Boccaccio’s brigata returns to Florence. For Filelfo’s exiled aristocrats, there was no such happy end in sight; perhaps that is one of the reasons why the Commentationes was due to remain an unfinished symphony. When after the Battle of Anghiari in 1440 it had become clear that they would not reconquer Florence, Filelfo even went as far as blaming the aristocrats themselves for having failed in their attempts to return to Florence. And he did so in a letter Rinaldo degli Albizzi, his former hero. 23 * 114 Jeroen De Keyser 24 Onofrio was himself one of the principal interlocutors in the Commentationes, and the addressee of Satire 5, 5 (cfr. Fiaschi 2005, 293-299). Filelfo also wrote a Greek poem eulogising Palla Strozzi (De Psychagogia 3, 8) and had dedicated another one to Palla himself when he was still alive, also addressing his exile (De Psychagogia 1, 3); for both poems cfr. Cortassa / Maltese 1997, 34-35 and 125-126. The theme of exile is notably absent from Filelfo’s later writings - a silence that may be considered telling, since there are clear indications that he did indeed consider himself exiled from Florence, where as a young scholar he had been able to take up such a prominent position. The only exception is letter PhE·30.01, sent on 31 January 1469 to Federico da Montefeltro, where Filelfo cites the exemplum of Marcus Marcellus, who quite happily lived his exile in Mytilene because his newly won otium allowed him to dedicate his time to philosophy and the study of the virtues, freed as he was of all passions of the soul (cunctis animi perturbationibus vacuus se totum philosophiae contemplandisque virtutibus dedidisset). Filelfo’s waning interest for the exile theme is also reflected by the fact that his Commentationes remain almost unmentioned after 1462. In March of that year Filelfo asks Cardinal Jean Jouffroy of Arras to deliver a copy of the work to Prospero Colonna (PhE·18.07 and 18.09) and in June of the same year, in the long letter PhE·18.25 consoling Onofrio and Gianfrancesco Strozzi on the pas‐ sing away of their father, Palla Strozzi, he refers to the Commentationes for his description of how an extraordinary philosopher Palla showed himself in the disputes that Filelfo tried to record as much as his memory allowed. 24 The only mention beyond that year is a letter from 7 October 1471 to Gasparino Ardizio, whom he asks to return a copy of the Commentationes. The reason Filelfo seems to have grown rather reticent about the work might have been his ongoing negotiations with the Medici about a return to Florence. In fact, Filelfo maintained good contacts with Piero de’ Medici, and after courting Lorenzo il Magnifico for many years, he was finally invited back to teach at the Studio - while the protagonists in the Commentationes in real life had not been able to return and were forced to settle for the consolation of Greek philosophy. How ironically full became the circle then, when Filelfo himself in the end, after those protracted negotiations with the Medici - and at the same time ha‐ ving ‘negotiated’ the fall-out of his provocative, Medici-bashing satirical and consolatory writings - in the summer of 1481 finally was allowed to return to Florence, only to meet his own sudden death. And so it happened that Filelfo’s severely-suffered and ever-deplored exile from the — pestiferous — cradle of humanism, which he had been writing off for the better part of his career, came to an end at the same time as his exile in this worldly prison. To quote Albert 115 Exiled from the Cradle of Humanism Camus’ La peste one more time: “Si c’était l’exil, dans la majorité des cas c’était l’exil chez soi.” Bibliography Baldassarri, Stefano Ugo (ed.): Leonardo Bruni. Dialogi ad Petrum Paulum Histrum, Fi‐ renze 1994. Blanchard, W. Scott: Patrician Sages and the Humanist Cynic. Francesco Filelfo and the Ethics of World Citizenship, Renaissance Quarterly 60, 2007, 1107-1169. Bosisio, Matteo: “Difficile e pericolosa pugna”: la lectura Dantis di Francesco Filelfo, in: Rencontres de l’Archet, Morgex 2017, 121-128. Calderini, Aristide: Ricerche intorno alla biblioteca e alla cultura greca di Francesco Fi‐ lelfo, Studi italiani di filologia classica 20, 1913, 204-424. Cao, Gian Mario: Tra politica fiorentina e filosofia ellenistica; il dibattito sulla ricchezza nelle Commentationes di Francesco Filelfo, Archivio Storico Italiano 45, 1997, 99-126. 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Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus Mordanschlag und Exil in Francesco Filelfos Satyra 5, 6 Maria Barbara Kapeller (Wien) Sicis ipse venenisque utatur, ego autem ingenio et arundine. 1 Francesco Filelfo Als der italienische Humanist Francesco Filelfo (1398-1481) Ende des Jahres 1434 in der Hoffnung, einer Bestrafung durch Cosimo de’ Medici zu entgehen, Florenz verließ, sollte ihm Siena als Ort der Zuflucht dienen. 2 Cosimo war sei‐ nerseits gerade aus der Verbannung und an die Macht zurückgekehrt, und die Angst Filelfos, sein Leben in Florenz würde nach dem Wiederauftauchen der Medici auf der politischen Bühne der Stadt in Gefahr schweben, war durchaus berechtigt, hatte er doch in ihrer beinahe elf Monate währenden Abwesenheit kein Blatt vor den Mund genommen, was seine wahre Gesinnung der Familie gegenüber anbelangte. 3 So gab vor allem die Satyra 4, 1, in der sich der Tolen‐ tiner, 4 während sich Cosimo und seine Anhänger im September 1433 in Gefan‐ genschaft befanden und auf ein Urteil über ihr weiteres Schicksal warteten, gegen eine Verbannung und für deren Todesstrafe aussprach, Grund zur An‐ nahme, dass diese Meinungsäußerung im Falle einer Rückkehr der Medici mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ohne Konsequenzen für ihn bleiben würde. 5 6 Filelfo gibt einen ausführlichen Bericht in dem Brief an Enea Silvio Piccolomini vom 28. März 1439 (Epist. 3, 4 = Filelfo 2015, vol. 1, 194-197; Robin 1991, 169-172). 7 Ob die Intention hinter dem Angriff tatsächlich in der Ermordung Filelfos bestand oder dieser lediglich gewarnt bzw. mit einer Narbe ‚gebrandmarkt‘ werden sollte, wird aus‐ führlich diskutiert in Robin 1991, 17-22. Im Zentrum des vorliegenden Aufsatzes steht jedoch nicht die Rekonstruktion historischer Tatsachen, sondern der Text als literari‐ sches Konstrukt. 8 D’Addario 1960. 9 Walter 2011, 25-45. 10 Zur Bestrafung zahlreicher Anhänger der Medici-Opposition nach Cosimos Rückkehr, u. a. in Form von Verbannung oder Entzug der politischen Rechte, Kent 1978, 136-140. 11 Vgl. die Übersicht in De Rosmini 1808, 108. Eine besondere Provokation stellte die Sat. 5, 1 dar, in der Filelfo im April 1436 Filippo Maria Visconti, den Herzog von Mailand, aufforderte, den florentinischen Exilierten zu helfen und das Volk von Florenz vom Tyrannen Cosimo zu befreien (Fiaschi 2005, 267-273; Ludwig 2008, 236; Viti 1997). Zu Sat. 4, 1 und 5, 1 siehe auch Heitzmann 2000. 12 De Rosmini 1808, 81-84; Viti 1997. 13 Ebd. 14 Broccardi war zu jener Zeit Leiter des Studios in Florenz und stand politisch auf der Seite der Medici. 15 De Rosmini 1808, 83-83; Viti 1997; Nisard 1860, 38-44; Filelfo, Epist. 3, 4 (siehe oben Anm. 6). Auch war am 18. Mai des Vorjahres bereits ein Attentat auf Filelfo verübt worden, hinter dem er Cosimo als Anstifter vermutete. 6 Dieser, so Filelfo, habe den sicarius Filippo da Casale mit seiner Ermordung beauftragt, ein Plan, der jedoch gescheitert sei, da er lediglich eine Wunde im Gesicht davongetragen habe. 7 Aufgrund dieser äußerst heiklen Situation bevorzugte es Filelfo, Cosimos Rache, die neben dem Anführer der verdrängten oligarchischen Partei, Rinaldo degli Albizzi, 8 auch zahlreiche andere seiner Unterstützer, wie etwa Palla Strozzi, 9 traf, zuvorzukommen und sein Heil im Exil zu suchen. 10 Da Filelfo dort seine medicifeindliche Haltung nicht einstellte und die ver‐ hasste Partei auch aus der Ferne literarisch bekämpfte und provozierte, 11 kam es zu einem weiteren Vorfall, den er nur dank glücklicher Umstände über‐ lebte: Anfang Mai des Jahres 1436 begab sich derselbe Meuchelmörder, der ihn schon fast genau drei Jahre zuvor tätlich angegriffen hatte, mit identi‐ schem Auftrag nach Siena. 12 Dank eines aufmerksamen Freundes, Pietro Gio‐ vannetti, dem die Person verdächtig erschien, konnte das geplante Verbre‐ chen jedoch verhindert werden. 13 Dem Festgenommenen, der unter Folter gestand, von Girolamo Broccardi 14 beauftragt worden zu sein, wurde zur Strafe die rechte Hand abgehackt. 15 Der Humanist nahm diese Affäre zum Anlass, um eine Satire an Cosimo de’ Medici zu richten, den, so glaubte er, wahren Auftraggeber des Mordver‐ 120 Maria Barbara Kapeller 16 Filelfo teilt die Fertigstellung der Alfonso d’Aragona gewidmeten Satyrae am 5. Oktober 1450 Iñigo d’Avalos mit (Epist. 7, 25 = Filelfo 2015, vol. 1, 387). Die wohl umfassendste Beschäftigung mit dem Werk wird Fiaschi 2005 verdankt, die die Sa‐ tiren der ersten fünf Dekaden kritisch ediert, kommentiert und eingeleitet hat; siehe auch Ludwig 2008 mit einer Übersicht über den Inhalt aller 100 Satiren sowie Solis de los Santos 1989 und Nisard 1860. 17 Zur Datierung Fiaschi 2005, XI und 301-302 sowie Ludwig 2008, 230-248. 18 Filelfo steht mit seinen Satyrae formal zweifelsohne in der römischen Nachfolge (Haye 2003, 129-150). In Bezug auf andere Kriterien aber weicht er von der klassi‐ schen Satire ab. Fiaschi hebt zwei Neuheiten der Filelfo’schen Satire hervor: Die erste betrifft die Einführung einer pädagogischen Haltung des Autors, der des Öf‐ teren die Rolle des Erziehers einzunehmen und Ratschläge zu erteilen scheint, wobei er häufig auf die Technik des Du-Stils und die Dialogform zurückgreift; die zweite Neuerung fasst sie wie folgt zusammen: „La seconda e più importante inno‐ vazione […] consiste nell’aver ampliato, attraverso l’invettiva politica, i confini di questo genere letterario, portandolo a congiungersi con l’oratoria“ (Fiaschi 2005, XLII). Als Gegenbeispiel nennt sie Horaz und Persius, die es bevorzugt hätten, sich aus dem öffentlichen Bereich zurückzuhalten und ihre Satiren anderen Themenfel‐ dern zu widmen, und Juvenal, der ebenfalls Gefahren vermeiden wollte und des‐ wegen nur über die Toten gesprochen hätte. Filelfo hingegen scheue nicht davor zurück, in seinen Texten gegen den politischen Machthaber und dessen Anhänger vorzugehen und sie dabei auch noch namentlich zu nennen (Fiaschi 2005, XLI- XLII). 19 Zur humanistischen Invektive Rao 1992 und Helmrath 2010; zur historischen Ent‐ wicklung Neumann 1998, 549-561, speziell in der griechisch-römischen Literatur Koster 1980. 20 Fiaschi 2005, 300. suchs (Sat. 5, 6). Filelfo arbeitete von 1431 bis 1449 an der umfangreichen Sammlung seiner Satyrae (insgesamt 100 Gedichte zu je 100 Hexametern, paritätisch verteilt auf 10 Bücher), die wie kaum ein anderes Werk einen Eindruck von der politischen und kulturellen Atmosphäre des italienischen Quattrocento vermitteln, wobei mit der strikten Form der von großer vari‐ etas gekennzeichnete Inhalt konstrastiert. 16 Die fünfte Dekade, die u. a. das zeitgenössische Geschehen in Florenz und Siena reflektiert, sticht durch ihren politischen Charakter hervor. In diesen Kontext gehört auch die Satyra 5, 6, die vermutlich noch im Jahr des vereitelten Anschlags verfasst und in Um‐ lauf gebracht wurde. 17 Die Satyra 5, 6, in der Filelfo wie auch in anderen Gedichten mit den Grenzen der Gattung spielt, 18 weist so zahlreiche Merkmale einer Invektive auf, 19 dass sie als „l’invettiva più feroce dell’intera raccolta“ bezeichnet worden ist. 20 Anhand einer eingehenden Analyse ausgewählter Textstellen soll im Folgenden aufgezeigt werden, wie und unter Einsatz welcher rheto‐ 121 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus 21 Die folgenden Ausführungen berühren sich mit Kapitel 4.1.1 meiner unveröffent‐ lichten Diplomarbeit „Die Darstellung des Gegners in ausgewählten Invektiven Francesco Filelfos“, Universität Wien, 2016. 22 Filelfos Satiren zitiere ich grundsätzlich nach Fiaschi 2005. Die Sat. 5, 6 findet sich mit kleinen Auslassungen auch in Nisard 1860, 110-112. 23 Ebenfalls an Cosimo adressiert sind die Satyrae 1, 3; 2, 1; 3, 2; 4, 1; 4, 9; 5, 9 und 7, 7. 24 Zur Verwendung der Anrede Mundus bzw. Cosmus Fiaschi 2005, LII. rischer und stilistischer, aber auch lexikalischer Mittel Filelfo die für ihn be‐ sonders aufwühlenden Ereignisse in Siena literarisch verarbeitet hat. 21 Bereits die Eröffnungsverse der Satire greifen das Thema des Mordanschlags auf (Sat. 5, 6, 1-4): 22 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus, in faciem quicunque tuo mihi nomine quondam inflixit vulnus, quo me sicarius aura privaret tandem et tanta te mole levaret. (Unheilvoller Mundus, dein Philipp, der mir einstmals in deinem Namen eine Wunde im Gesicht zugefügt hat, durch die der Mörder mich schließlich des Atems berauben und dich um eine so große Last erleichtern wollte, ist gerade zurückgekommen). Sie tun dies durch eine kurze Allusion auf den erneuten Mordversuch und die Reminiszenz an jenen von 1433 gleich doppelt. Gleichzeitig mit den Ver‐ brechen wird auch der Mann, der sie angeblich angeordnet hat, eingeführt: Cosimo. Durch seine direkte Ansprache gleich mit dem ersten Wort, einem verächtlichen Munde, dem kurz darauf das Adjektiv dire nachgestellt wird, wird er als Adressat der Satire eindeutig definiert. 23 Mundus ist ein von Fi‐ lelfo für Cosimo häufig verwendetes Epitheton, das sich auf die Etymologie von „Cosimo“, nämlich κόσμος, zurückführen lässt. 24 Der Autor spielt mit dem Ausdruck voller Ironie auf Cosimos Hochmut an, denn dieser meine, die ganze Welt zu beherrschen. Die Verbindung tuus […] Philippus weist den sicarius, der Filelfo namentlich bekannt ist, fast als wäre er ein altbekannter Freund, eindeutig seinem Auftrag‐ geber zu. Mit der auffallend dichten Verwendung von Possessiv- und Personal‐ pronomina in diesen vier Versen schafft der Tolentiner zudem eine klare Distanz zwischen sich und dem politischen Machthaber: tuus, tuo und te stehen in Ge‐ 122 Maria Barbara Kapeller 25 Noch deutlicher wird das Verfahren von Cicero in seiner Rede In Pisonem angewendet. Um die Vergehen des Piso noch schlimmer wirken zu lassen, stellt er in 1-63 vor deren Schilderung jeweils zuerst sich selbst in gutem Licht dar. Die sehr häufige explizite Verwendung von ego sowie die Positionierung von ego, me und mihi am Satzanfang betonen den Gegensatz zwischen ihm und Piso auf sprachlicher Ebene. gensatz zu mihi und me. 25 Dennoch beschreibt Vers 4 eine Gemeinsamkeit beider: Sowohl Filelfo als auch Cosimo wäre im Falle des Gelingens des Attentats etwas weggenommen worden - dem einen sein Lebensatem, dem anderen eine Last: quo me sicarius aura / privaret […] et tanta te mole levaret. Das Motiv der Last zieht sich auch in der nun folgenden rhetorischen Frage weiter, die Filelfo ebenfalls direkt an Mundus richtet (5-6): Quur adeo tibi nostra gravis, tibi nostra dolori / est vita, et tantos affert tibi, perdite, luctus? („Warum ist dir mein Leben so beschwerlich, so schmerzhaft und bringt dir so große Trauer, Verdorbener? “). Auch hier steht tibi […] tibi […] tibi wieder im klaren Gegensatz zu dem vom Autor verwendeten nostra […] nostra. Cosimo wird als Leidtra‐ gender dargestellt, der Filelfos Existenz ertragen muss, die ihm gravis und dolori ist und die ihm, als Höhepunkt der trikolonischen Klimax, tantos luctus bringt. Diesem seinen Leiden wollte er wohl mit den beiden geplanten Mordanschlägen ein Ende setzen. Der gesandte sicarius sollte ihn endlich davon befreien, was allerdings weder beim ersten Versuch noch beim zweiten während Filelfos Exil in Siena gelungen war. In den folgenden, von Filelfo selbst vorgeschlagenen Antworten auf die in 5- 6 gestellten Fragen tritt zum ersten Mal explizit das Thema des Exils zum Vor‐ schein (7-11): Num quia quo possum faveo quos ieceris urbe, consilio atque fide? Quod quae mihi praemia Sena munere pro pulchro statuit communia mecum immerito patria pulsis et fraude fugatis esse volo, nulloque inopes discrimine servo? (Etwa, weil ich, wo ich kann, die, die du aus der Stadt geworfen hast, durch Ratschlag und Treue unterstütze? Weil ich will, dass die Vorzüge, die mir Siena zum schönen Geschenk bestimmt hat, den unverdient aus der Heimat Verstoßenen und durch Be‐ trug Vertriebenen mit mir gemeinschaftlich sind, und ich ohne Unterschied den Mit‐ tellosen diene? ). Als variatio für quos ieceris urbe verwendet Filelfo hier die alliterierenden Aus‐ drücke patria pulsis und fraude fugatis. Alle drei Wendungen suggerieren eine unrechtmäßige Verhängung des Exils, das nur durch Betrug durchgesetzt 123 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus 26 Zum Studio fiorentino Davies 1998. 27 Neumahr 2002, 42. 28 Durch eine starke Gehaltsreduzierung versuchte die Medici-Gruppierung Filelfo von seinem Posten zu vertreiben, eine Intrige, die im Oktober 1431, als Marsuppini Filelfos Posten übernahm, auch kurzzeitig Erfolg hatte; der Tolentiner konnte aber bereits im Dezember 1431 auf den Lehrstuhl zurückkehren (Ricci 1970, 872). Filelfo reagierte auf die Geschehnisse mit einer heftigen Invektive gegen Marsuppini (Sat. 1, 6). 29 Ricci 1970; Parker 1993, 53-58; Neumahr 2002, 42-47; Bosisio 2017, 121-127. worden sei. Filelfo stellt sich selbst als guten Samariter dar, der seinen Leidens‐ genossen consilio atque fide zur Seite stand. Das Adverb immerito unterstreicht, dass sich die Exilanten unverdient in ihrer Lage befanden: sie sind zu Unrecht vom ‚bösen‘ Cosimo verstoßen worden. Die Vorgeschichte zu Filelfos Exil begann mit seiner Anstellung am Stu‐ dium Florentinum 26 im April 1429, die von Palla Strozzi und Persönlich‐ keiten wie Cosimo de’ Medici, Niccolò Niccoli, Ambrogio Traversari und Le‐ onardo Bruni befürwortet worden war. Seine Vorlesungen fanden zwar allseits großen Anklang, doch geriet Filelfo schon bald „in die Mühlen des Florentiner Ränkespiels“. 27 Immer heftiger und häufiger wurden die Ausein‐ andersetzungen mit den anderen Gelehrten, beispielsweise mit Carlo Mar‐ suppini, der versuchte, Filelfo seine Stelle am Studio streitig zu machen. 28 Spielten anfangs noch Differenzen in kulturellen Fragen die Hauptrolle, so gewann mit der Zeit die politische Dimension die Oberhand. Filelfo gelang es nicht, sich angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen der Partei der Albizzi und der aufstrebenden Familie der Medici neutral zu verhalten. Er schlug sich auf die Seite der schwächeren Partei von Rinaldo degli Al‐ bizzi, womit er sich Cosimo de’ Medici und dessen gesamte Anhängerschaft, neben Marsuppini auch Poggio Bracciolini und Niccoló Niccoli, zum Feind machte. Ausschlaggebend war 1431-1432 Filelfos lectura Dantis im Studio, in der er mit Dantes traditionalistischer Sichtweise übereinstimmte, die für die Werte des bürgerlichen Patriotismus stand und mit der republikanischen Oligarchie in Verbindung gebracht wurde. 29 Wie erwähnt gipfelte die Au‐ seinandersetzung im Attentat vom 18. Mai 1433, das Filelfo Cosimo zur Last legte. Da dieser aufgrund seines zu großen Machteinflusses noch im selben Jahr von der Signoria ins Exil geschickt wurde, schien die Lage vorerst ent‐ schärft. Bereits elf Monate später jedoch, am 6. Oktober 1434, gelang Cosimo die Rückkehr, was seinen endgültigen Sieg über die oligarchische Partei der Albizzi und Filelfos Abschied aus Florenz bedeutete. Doch zurück zur Satyra 5, 6, wo Filelfo wie folgt fortfährt (12-14a): An quia te satyrae cruciant, quibus undique notus / factus es et nunquam de te stupefacta 124 Maria Barbara Kapeller silebit / posteritas probrisque tuis? („Oder weil dich die Satyrae quälen, durch die du überall bekannt geworden bist und die erstaunte Nachwelt niemals schweigen wird über dich und deine Schandtaten? “). Die dritte Antwort besagt, dass Cosimo womöglich von Filelfos Satiren heimgesucht wird, da diese dafür sorgten, dass er und seine Schandtaten nicht nur zum damaligen Zeitpunkt in aller Munde waren, sondern auch die Nachwelt noch lange beschäftigen würden. Dafür verantwortlich zeichnet Filelfo selbst, dessen Genugtuung un‐ verkennbar zwischen den Zeilen durchschimmert. Mit der durch das que er‐ zeugten engen Verbindung von te und probris tuis wird Cosimo auch syntaktisch auf eine Stufe mit seinen Schandtaten gestellt und letztlich über sie definiert. In den probra schwingen zwar wiederum die beiden Mordversuche mit, doch meint Filelfo nicht nur die ihm persönlich zugefügten Untaten, sondern auch jene, die Cosimo dem Volk von Florenz angetan habe. Um welche Vergehen es sich genau handelt, bleibt allerdings offen. Der Dichter wirft stattdessen die Frage Fugis, improbe, nomen / immor‐ tale, fugis? auf (14b-15a). Der Kyklos, gebildet von fugis […] fugis, um‐ schließt eine Einheit, die den Ruf oder Namen Cosimos, nomen, ins Zentrum stellt, der ewig, immortale, sein werde. Durch die morphologischen Entspre‐ chungen von improbe und immortale, die jeweils das Negationspräfix im-, ein kurzes o in der Mitte und die Endung -e enthalten, entsteht der Ein‐ druck, als verweise eben dieses improbe auf den besagten unsterblichen Namen. Anschließend fährt Filelfo mit seinen Fragen fort: Nec quantum fama superstes / ferre voluptatis secum solet, improbe, sentis? (15b-16, „Bist du dir nicht bewusst, wieviel an Annehmlichkeit dauerhafter Ruhm mit sich zu bringen pflegt, Unverschämter? “). Erneut kommt der Vokativ improbe zum Einsatz, wodurch die frühere Beschimpfung bekräftigt wird. Zwei Beispiele von antiken Berühmtheiten, die durch ein Verbrechen unsterblichen Ruhm erlangt hätten, folgen in den Versen 17-22: Nonne ausus quidam templum inflamare Dianae? Nonne tulit regi faeralia fata Philippo Pausanias, clarum quo longa in saecula nomen aptus, item gelidi post tristia fata sepulchri viveret et, probitas quam non dabat ulla diurnam, redderet aeternam scelus indelebile famam? (Hat es nicht jemand gewagt, den Tempel der Diana anzuzünden? Hat nicht Pausanias dem König Philipp das todbringende Schicksal gebracht, damit er, indem er einen über viele Jahrhunderte hinweg berühmten Namen erwarb, auch nach dem traurigen Schicksal des kalten Grabes weiterlebe und ein unauslöschliches Verbrechen seinem 125 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus 30 Die Interpunktion gegenüber der Edition von Fiaschi wurde geringfügig geändert. In‐ haltlich vgl. Commentationes Florentinae de exilio 2, 167 (= Filelfo 2013, 298-300): Fuerunt praeterea (et hodie sunt) non nulli qui vel per facinora famosi esse quam ignorari maluerint. Et ut Medices omnis reliquaque istiusmodi prodigia sileamus: memoriae proditum est Pau‐ saniam adolescentem, ubi ex Hermocle audisset alia nulla expeditiore via se nominis ce‐ lebritatem consequi posse quam si virum illustrem aliquem occidisset, continuo Philippum regem interemisse. Quo quidem facinore factum est ut is Philippi gloria illico gloriosus efficeretur. Sed hunc vel dolor iniuriae vel alia quaepiam privata causa movere fortasse potuit. At est inventus qui Ephesiae Dianae templum, toto orbe conspicuum atque admi‐ rabile, incendere non dubitaret, quo per consumptionem praeclari operis nomen suum cla‐ rissimum redderet („Ferner gab es - und gibt es noch heute - einige, die es bevorzugen würden, durch Schandtaten berühmt zu sein anstatt unbekannt zu bleiben. Und damit wir über all die Medici und die übrigen Ungeheuer dieser Art schweigen: Es ist der Nachwelt überliefert, dass der junge Mann Pausanias, sobald er von Hermocles gehört hatte, er könnte die Berühmtheit seines Namens auf keinem anderen Weg bequemer erreichen, als wenn er irgendeinen berühmten Mann töten würde, unverzüglich den König Philipp beseitigte. Durch diese Schandtat freilich geschah es, dass dieser dank Philipps Ruhm sofort berühmt wurde. Doch diesen könnte vielleicht der Schmerz über ein Unrecht oder irgendein anderer privater Grund bewegt haben. Ein anderer aber trug keine Bedenken, den Tempel der Diana von Ephesos, auf der ganzen Welt bekannt und bewundert, nur deshalb anzuzünden, damit er seinen Namen durch die Zerstörung des berühmten Werks sehr berühmt machte“). Ruhm, den Rechtschaffenheit ihm nicht einmal für einen Tag bescherte, Ewigkeit verleihe? ). 30 Als Erstes nennt Filelfo hier eine unbestimmte Person, quidam, die es gewagt habe, den Tempel der Diana in Brand zu stecken. Natürlich ist damit Herostratos gemeint, der seinen Namen durch diese Tat unsterblich machen wollte, was ihm augenscheinlich auch gelang, muss Filelfo doch nicht einmal seinen Namen nennen. Die zweite Begebenheit aus der Antike, auf die Filelfo Bezug nimmt, ist die Ermordung des makedonischen Königs Philipp II. durch Pausanias, einem Mitglied seiner Leibwache. Auch Pausanias kam so zu einem viele Jahrhunderte währenden Nachruhm - man beachte die abbildende Wortstellung clarum longa in saecula nomen -, den er auf rechtschaffene Weise niemals erworben hätte. Als unausgesprochener Dritter in dieser Reihe fungiert Cosimo, doch fehlt seinen Untaten das Format, um von sich aus ewige Berühmtheit zu erlangen. Dass sich aushilfsweise Filelfos Satyrae um Cosimos Ruhm bemühen, weiß dieser freilich nicht zu schätzen. Statt sich Filelfo dankbar zu erweisen, ersinne er dessen Tod: Ipse tuae studeo famae; tu, perfidus, atrum / ingratusque mihi loetum struis aere doloque (23-24). Mit dem Begriffspaar aere doloque wird ein‐ 126 Maria Barbara Kapeller 31 Die Vokabel aes lässt sich an dieser Stelle sowohl mit „Geld“ als auch im Sinne von „eherne Waffe“ übersetzen. Einerseits hat Cosimo wohl den sicarius bezahlt, andrerseits hat dieser Filelfo mit einem Messer attackiert. Da in v. 25 auch von Geld, nummos, gesprochen wird und eine Wiederholung der Idee in so kurzem Abstand eher unwahr‐ scheinlich scheint, ist „Schwert“ bzw. „Messer“ vorzuziehen. Möglicherweise spielt Fi‐ lelfo aber auch bewusst mit der Doppeldeutigkeit. 32 Ov. Ib. 246-247b: ‚Fata canet vates qui tua,‘ dixit, ‚erit.‘ / Ille ego sum vates (‚Es wird einen Dichter geben, der dir dein Schicksal singen wird‘, sagte sie [= Clotho]. Ich bin jener Dichter). deutig darauf angespielt, dass Cosimo einen Auftragsmörder engagiert habe. 31 In nur zwei kurzen Versen wird er so als treuloser und undankbarer Mörder charakterisiert, der voller Arglist selbst davor nicht zurückschreckt, andere durch Bestechung zu Verbrechen anzustiften. Dies sei jedoch bloße Geldver‐ schwendung: Nil tamen efficias: nummos consumis et artem (25). Seien ihm, Fi‐ lelfo, die Sterne nämlich günstig gesonnen, verhindern sie ohnehin die feram necem und Cosimo bemühe sich vergeblich; bedrohen sie ihn aber mit dem Tod, dann würden Filelfos cautio et ingenii vigor indefessus sowie seine acris cura und sein labor vigil nicht zulassen, dass die saeva astra sich durchsetzten (26-27). Auf diese Weise wird Cosimo die Macht über Leben und Tod genommen, die dieser zu haben glaubt. Filelfo schreibt sie stattdessen teils dem Schicksal, teils sich selbst zu. Voll Ironie sich auf die Kosten-Nutzen-Rechnung einer elenden Kaufmannsseele einlassend, fordert der Humanist den Bänker Cosimo wenig später dazu auf, das Geld und Gold, mit dem er die Heimat unterdrücke, lieber zu sparen: Nummis parce tuis, patriam quibus opprimis; auro / parce, quadru‐ plator! (32-33a). Im Anschluss flicht Filelfo allgemeine Gedanken über den Tod ein, der nur ein Mittel sei, um die Seele aus ihrem Gefängnis, dem Körper, zu befreien und sie dorthin zurückkehren zu lassen, von wo sie gekommen sei (33-50). Der Ex‐ kurs leitet inhaltlich geschickt zur zweiten Hälfte der Satire über, wo sich zu‐ nächst die Reihe der rhetorischen Fragen fortsetzt: Quidnam mihi triste minaris / adventare canens supremi temporis horam, / […]? / Num biberis Clarii, dic vates, numinis undas? Nachdem Filelfo hat wissen wollen, warum ihm Cosimo seine letzte Stunde androhe, fragt er ihn ironisch, ob er von der Quelle des Clarius, ein Beiname des Wahrsagegottes Apoll, getrunken habe, und nennt ihn einen Propheten, vates (50-53), um gleich darauf seinerseits eine unheilvolle Warnung auszusprechen: Verum / oro, cave ne te brevior iam deserat annus (54b-55). Co‐ simo möge sich vorsehen, dass er nicht selbst bald sterben werde. Fast genau in der Mitte des Gedichts, das wie jede Filelfische Satyra hundert Verse zählt, er‐ folgt eine Art Peripetie. Der Dichter, der in Anlehnung an Ovids Ibis selbst zum vates zu werden scheint, 32 spricht eine Mahnung aus, die eigentlich das Gegenteil 127 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus 33 De Rosmini 1808, 85; Viti 1997. 34 Die Beschimpfung des Gegners als belua ist seit Plautus belegt: Salve et tu. Quid de argentost? Abi sis, belua (Most. 569); Neque ego taetriorem beluam / vidisse me umquam quemquam quam te censeo (607b-608); iube / obi<cere> argentum ob os inpurae beluae (618b-619); iam postulabas te, impurata belua, / totam Siciliam devoraturum insulam? (Rud. 543-544). impliziert. Das, wovor er den Adressaten warnt, entspricht dem, was er sich in Wahrheit erhofft, wie die nachfolgenden Verse explizit bestätigen: Illa mihi magna est magni faciunda voluptas, / quod te summa quidem nobis auctoribus unum / pestis perniciesque manet (56-58a). Dass Cosimo Tod und Untergang drohen, pestis perniciesque, und zwar auf Veranlassung Filelfos, bereitet diesem das größte Vergnügen, voluptas. Tatsächlich hatte sich der Humanist 1436 mit anderen Exilierten zusammengeschlossen, um erstmals konkrete Schritte gegen Cosimo und seine Anhänger zu unternehmen. 33 Die Gruppe setzte ihrerseits einen Meuchelmörder auf Cosimo, Marsuppini und Girolamo Broccardi an, wo‐ rauf die Formulierung nobis auctoribus anspielt. Doch die Anschläge scheiterten allesamt, woraufhin Filelfo auch offiziell verurteilt, d. h. aus Florenz verbannt wurde. Was in den nachfolgenden Versen geschildert wird, erinnert an ein apoka‐ lyptisches Szenario oder an Kampfszenen aus den großen Epen. Zu Lande und zu Wasser klirren die Waffen, die Kriegsgöttin Bellona drängt, Mars spornt die Pferde an: Terraque marique / arma fremunt, Bellona premit, Mars ferreus ultro / urget equos (58b-60a). In Parallele zur Formulierung Bellona premit ist der Satz cuncti premunt: odiis te iustis, baelua, cuncti, / tetra, probi poenisque premunt gesetzt (60b-61a). Cosimo wird zu einer hässlichen Bestie erklärt, der alle Tüch‐ tigen mit gerechtem Hass und Strafen zusetzten. 34 Auffällig ist hierbei die p-Alliteration, probi poenisque premunt, die bereits in Vers 58 mit pestis perni‐ ciesque eingeführt wurde. Der Plosivlaut vermittelt den Eindruck, als würde Fi‐ lelfo die Worte geradezu ausspucken. Eine weitere Vorhersage im gleichen Tenor folgt auf dem Fuß: Dabis, impie, dignum / supplicium patriae atque bonis, nec longa moratur / hora (61b-63a). Cosimo, der hier mit dem Vokativ impie bedacht wird, würde schon bald eine Strafe ereilen, die seiner Heimat und den Guten würdig sei. Die unheilvolle Atmosphäre erreicht gleich darauf ihren Höhepunkt (63-67): Brevi videas ardenti forcipe corpus, Munde, tuum, periture, trahi tremulumque secari undique membratim, spectantibus undique plausu civibus et superum magnae solventibus arae vota piosque greges pro libertate recepta. 128 Maria Barbara Kapeller 35 Zur Darstellung der Todesszenarien im Ibis Williams 1996, 81-103. 36 Vgl. Ov. Ib. 533: aut lacer […] manibus spargare tuorum (Oder du sollst, von den Händen der Deinigen zerstückelt, […] zerstreut werden); 185: sectos […] artus (die zerschnittenen Glieder); 273-274: sic aliquis tua membra secet, Saturnus ut illas / subsecuit partes, unde creatus erat (So soll jemand deine Glieder abschneiden, wie Saturnus jene Teile unten abgeschnitten hat, von denen er gezeugt worden war); 453-454: attonitusque seces, ut quos Cybeleia mater / incitat, ad Phrygios vilia membra modos (Verzückt sollst du wie die, die Mutter Kybele anstachelt, zu phrygischen Rhythmen die wertlosen Glieder ab‐ schneiden). 37 Vgl. Ov. Ib. 165: carnificisque manu, populo plaudente, traheris (Von der Hand des Hen‐ kers wirst du unter dem Beifall des Volkes fortgeschleppt werden). 38 In Wahrheit wurde Cosimo von den niedrigen Schichten und dem Bürgertum geschätzt. Dass er seine Macht nicht gewaltsam ausübte, bescherte ihm verbreitet Anerkennung. Auch seine Rückkehr aus dem Exil 1434 wurde vom Volk gefeiert (Cesati 1999, 24). (In Kürze mögest du, todgeweihter Mundus, sehen, wie dein zitternder Körper mit einer glühenden Zange auseinandergezogen und stückweise an allen Seiten zer‐ schnitten wird, während die Bürger zuschauen und von allen Seiten Beifall klatschen und während sie am großen Altar der Götter Gelübde erfüllen und gottgefällige Herden opfern für die wiedererlangte Freiheit). Durch eine genüsslich-sadistische Beschreibung, wie Cosimo grausam zu Tode kommen wird, entlädt sich der ganze Hass, den Filelfo gegen den Mann hegt, der einen Meuchelmörder für seine Ermordung angeheuert hat. Sowohl der Ton als auch die detailgetreue Darstellung der Szene erinnern stark an Ovids Ibis. 35 Bereits im ersten Vers wird das ‚Todeswerkzeug‘ genannt, eine glühende Zange, ardenti forcipe, mit der zuerst an Mundus’ zitterndem Körper, corpus tremulum, gezogen wird, trahi, bevor dieser Stück für Stück, Glied für Glied, membratim, zerrissen bzw. wörtlich: „zerschnitten“ wird, secari. 36 Der angesprochene Co‐ simo, Munde, erhält das Attribut periture, „der du zugrunde gehen wirst“. Die t-Alliteration von tuum […] trahi tremulumque bildet die affektive Betroffenheit des Sprechers ebenso ab wie die oben erwähnte des p-Lauts. Cosimos Folter und Hinrichtung spielen sich unter Applaus seiner zuschauenden Mitbürger ab, spectantibus […] plausu civibus, 37 die als Dank für die wiedererworbene Freiheit, libertate recepta, die dafür gelobten Votivgaben darbringen und Tiere opfern. Cosimos Tod bereitet also nicht nur dem Dichter Freude (vgl. voluptas in v. 56), sondern auch den Florentinern, die endlich von einem schrecklichen Ungeheuer befreit sind. 38 Obgleich Filelfo ein ihm als Individuum widerfahrenes Verbrechen zum Anlass der Satire nahm, verknüpft er sein persönliches Schicksal mit dem‐ jenigen eines Kollektivs, der Bürger von Florenz. Die von Filelfo für Cosimo imaginierte Hinrichtung entspricht zugleich der Bestrafung, die von den Florentiner Statuten von 1415 für Staatsumstürzler vor‐ 129 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus 39 Fiaschi 2005, 589. 40 Vgl. Ov. Trist. 5, 9, 17: naufragiumque meum tumulo spectarit ab alto. 41 Im Laufe der Zeit haben sich gewisse Topoi herauskristallisiert, derer sich die verschie‐ denen Invektivenschreiber mit besonderer Vorliebe und Häufigkeit bedienen. Den bisher einzigen Versuch, diese „Schmähtopik“ zu systematisieren, unternimmt Süss 1910, 245-267, der anhand ausgewählter griechischer und lateinischer Texte zehn Ge‐ sichtspunkte unterscheidet. Vgl. auch die Typologie lateinischer Schimpfwörter von Opelt 1965. gesehen war. 39 Der Dichter stellt sich somit einen Tod vor, den üblicherweise ‚Revolutionäre‘ erleiden mussten, ja er selbst würde der Hinrichtung zuschauen, wobei der gefesselte Cosimo ihn vom hohen Wagen aus sehen und um Gnade flehen würde: Ipse tuam spectabo necem, quemque, impie, porro / audis invitus curru spectabis ab alto / vinctus, et ‚Oh! ‘ clamans ‚Miseri, miserescite Mundi! ‘ (70- 72). 40 Zum wiederholten Male wird hier der Adressat der Invektive mit impie angesprochen, und die Fügung tuam necem nimmt auf feram necem aus Vers 28 Bezug, mit dem Unterschied, dass es jetzt um Cosimos öffentliche Exekution, nicht um Filelfos hinterhältige Ermordung geht. Der Einsatz der direkten Rede gestaltet die Schilderung sehr lebhaft und zeugt von der emotionalen Ergriffen‐ heit des Sprechers, der Cosimo anschließend die Frage stellt, wie er sich wohl dereinst fühlen wird, wenn er ihn sieht und sich daran erinnert, dass er ihm sein Schicksal vorausgesagt hatte (73-77): Quid tibi tunc animi cum me prope videris, olim quem ventura tibi noris cecinisse latroni fata, quibus lueres commissa piacula dirus proditor, eversor patriae, cunctisque profanus hostis et infestus decoret quos aurea virtus? (Wie ist dir dann ums Herz, wenn du mich aus der Nähe siehst, und den erkennst, der dir, dem Dieb, gesungen hat, dass der Tod kommen wird, mit dem du die begangenen Verbrechen büßen wirst, unheilvoller Verräter, Zerstörer des Vaterlandes, und allen, die die goldene Tugend schmückt, ein gottloser und bedrohlicher Feind? ). An dieser Stelle wird Cosimo als latro bezeichnet (74), womit Filelfo den Invek‐ tiventopos des Diebstahls bedient. 41 Schwerwiegend und traditionsreich sind auch die Beschimpfungen als dirus proditor, als eversor patriae und cunctisque profanus hostis et infestus (75-77), wobei das Adjektiv dirus den Vokativ dire aus Vers 1 wieder aufnimmt und proditor ebenso wie eversor mit dem Genitivattribut patriae zu verbinden ist: Cosimo wird zum Verräter und Vernichter des Vater‐ 130 Maria Barbara Kapeller 42 Dieser Vorwurf kann mit dem sechsten Topos nach Süss 1910, 250-251 in Verbindung gebracht werden, dem feindlichen Verhältnis des Gegners zu seiner Stadt / seinem Staat. 43 Filelfo inspiriert sich an dieser Stelle möglicherweise an Cicero, der Gabinius in Prov. 6, 14 als hostis rei publicae, Piso in Pis. 31, 78 als hostis ac proditor, Gabinius und Piso in Vatin. 10, 25 als nefarii patriae proditores, domestici hostes und in 7, 18 als non consules, sed proditores huius civitatis ac pestes bezeichnet (vgl. Opelt 1965, 135). Auch in Cic. Sull. 5, 1, 5 findet sich ein ähnlicher Wortlaut: infestus bonis omnibus, hostis patriae videretur. Filelfo setzt Cosimo somit auf lexikalischer Ebene in Relation zu Persönlich‐ keiten der Antike, die wegen verschiedener Vergehen dem Ideal eines vir bonus denkbar fernstanden. 44 Fiaschi 2005, 301. 45 Vgl. Nisard 1860, 47 und zur sexuell diffamierenden Topik Süss 1910, 249-250. lands gestempelt, 42 das Filelfo ebenso wie viele andere durch dessen Schuld ver‐ lassen musste. Zudem sei Cosimo allen, die sich durch die goldene Tugend, aurea virtus, auszeichneten, ein frevelhafter und bedrohlicher Feind (77), eine Geg‐ nerschaft, die impliziert, dass er als Vertreter des vitium angesehen werden muss. 43 Die nächste Frage enthält die erneute Anschuldigung, dass es Cosimo zusetze, dass Filelfo den Exilanten finanzielle Unterstützung zukommen lasse, exulibusne doles, quoniam substantia quantum / nostra sinit praebemus opem mo‐ nitisque favemus? (78-79), gefolgt von den provozierenden Fragen Odisti offi‐ cium? Virtus tibi pulchra dolori est? (80). Das Thema moralischer Rechtschaf‐ fenheit, virtus, wird hier weitergeführt, wobei ihr diesmal das Attribut pulchra als variatio zum vorherigen aurea zugeteilt wird. Die virtus anderer ist für Co‐ simo etwas, das ihm Schmerz bereite, und auch pflichtbewusster Hilfsbereit‐ schaft, officium, begegne er mit Hass. Der florentinische Machthaber erscheint so als Gegenbild eines ciceronischen vir bonus. Sollte der Leser geglaubt haben, dass der Höhepunkt Filelfischer Bosheit be‐ reits mit dessen Beschreibung von Cosimos grausamem Tod erreicht worden sei (63-67), so sieht er sich nun in den Versen 81-82 getäuscht, die das bisher Vor‐ getragene um Facetten grober Gemeinheit und Obszönität bereichern: Oderis et doleas, rumparis, et intima laxent / pendentis testes cum spurco viscera pene. Die konzessiven Konjunktive oderis und doleas nehmen das Vokabular aus Vers 80 wieder auf. Das nachfolgende rumparis kann entweder rückbezogen werden und dann psychisch so viel wie „du sollst vor Missgunst platzen“ 44 bedeuten oder aber es markiert eine physische Verletzung, die mit dem anschließenden Wunsch korrespondiert, Cosimos Geschlechtsteile mögen funktionslos werden. Mit diesem direkten Angriff auf Cosimos Männlichkeit scheint Filelfo jegliche Hemmung und Respekt verloren zu haben - Nisard spricht sogar von „science pornographique“ -, zugleich bewegt er sich jedoch in den vorgezeichneten Bahnen antiker Invektiventopik. 45 131 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus Ab Vers 83 schildert Filelfo die Verurteilung des sicarius Philipp, der vergeb‐ lich um die Hilfe seines Auftraggebers Mundus fleht. Auch Philipps Bestrafung erfolgt unter Beifall des Volkes, populi plausu (89), womit ein klarer Rückbezug zu Vers 65 und damit eine Parallelität zwischen Cosimo und dem Meuchel‐ mörder hergestellt wird. Philipp wird jene rechte Hand abgeschnitten, mit der er einst auf Anweisung des Medici Filelfos Gesicht verwundet und durch eine Narbe entstellt hatte: Flaenti truncatur dextra Philippo / illa tuo faciem qua dudum vulnere nobis / foederat (92b-94a). Abschließend wird Cosimo ermahnt, er solle sich endlich seinem Verbrechen stellen und sich daran erinnern, dass es eine göttliche Macht gebe, der nichts verborgen bleibe, die den ganzen Geist sehe, Geheimnisse erkenne und über alles urteile und die dem Schuldigen und dem Frommen gleichermaßen zurückerstatten würde, was sie verdienen (96-100a): Pone modum sceleri tandem, numenque memento esse aliquod latuisse nihil quod possit, et omnem quod videat mentem secretaque cernat, et omnes iudicet, ac referat pariter sontique pioque pro meritis. Der Schlussvers der Satire verdeutlicht jedoch durch das nachklappende Surdo narratur fabula Mundo (100b) die Sinnlosigkeit der Ermahnung: Mundus bleibt für Filelfos Worte taub. Dass er kein aktiver Zuhörer ist, wird durch die Passiv‐ konstruktion unterstrichen. Der Dichter scheint, erschöpft nach all den Belei‐ digungen und Verunglimpfungen, zu resignieren. Zugleich schließt sich mit dem letzten Wort, Mundo, der Kreis zum Anfang der Satire, die mit dem Vokativ Munde (1) begann. Fassen wir zusammen: Filelfo nimmt das Attentat von 1436 als Ausgangs‐ punkt für eine scharfe Invektive gegen Cosimo de Medici, den er mit Munde (1; 35; 64), perdite (6), improbe (14 und 16), perfidus (23), ingratus (24), quadruplator (33), vates (54), baelua tetra (60-61), impie (61 und 70), dirus proditor, eversor patriae, profanus hostis et infestus (75-77) anspricht. Die häufige und regelmä‐ ßige Verwendung von Schimpfwörtern und Verheißungen trägt zu dessen aus‐ schließlich negativem Gesamtbild bei. Mundus ist für Filelfo nicht nur die Person, die ihn tot sehen wollte, sondern auch ein Verräter des Vaterlandes, verantwortlich für das schwere Schicksal zahlreicher Menschen, die seinet‐ wegen ins Exil gehen mussten. Filelfo, selbst davon betroffen, unterstützt die Exilanten finanziell und durch Ratschläge und glaubt daher, Cosimo ein Dorn im Auge zu sein. Auch quält er ihn angeblich mit seinen Satiren. So entsteht der Eindruck eines leidtragenden Cosimos, der Filelfos Existenz sowie seine Invek‐ tiven ertragen muss. Der Satiriker spricht sich auf diese Weise sehr viel Macht 132 Maria Barbara Kapeller 46 Cosimo starb 1464 im Alter von 69 Jahren eines natürlichen Todes, vermutlich an einem Nierenversagen (Rosendahl 2013, 51). 47 Dazu Kent 2000, 23-27. zu, indem er meint, Einfluss auf seinen Antagonisten auszuüben. Jegliche Hoff‐ nung auf Besserung Cosimos, Inbegriff des vitium, wird jedoch am Ende der Satire ausgeschlossen, da dieser als surdus die Anschuldigungen gegen ihn gar nicht hören kann bzw. will. Filelfo lässt Cosimo im Rahmen der Satyra 5, 6 qualvolle Torturen erleiden und einen grausamen Tod sterben, womit er die Rollen gewissermaßen neu verteilt bzw. vertauscht: Der Mann, der dem Dichter angeblich nach dem Leben trach‐ tete, wird zu demjenigen, der stirbt, während die ursprüngliche Zielscheibe ge‐ planter Mordanschläge als Zuschauer danebensteht. Die Darstellung dieser ima‐ ginierten Hinrichtung ist voller Hass und Pathos und lässt die starke emotionale Involviertheit des Autors erkennen. Filelfos Wunschvorstellung entspricht nicht der Realität, 46 sie wird jedoch, zumindest zum Teil, in der tatsächlich vollzogenen Handamputation Philipps, der gewissermaßen als Stellvertreter Cosimos fun‐ giert, realisiert. Das Exil gewinnt vor dem Hintergrund des zweiten Mordanschlags bei Filelfo eine neue Dimension: Obgleich er sich in Siena, fern des eigentlichen Konflikt‐ herds Florenz, wohl größtenteils in Sicherheit wiegte, machten die Mordab‐ sichten seiner Gegner nicht einmal vor dieser ‚Grenze‘ Halt. Räumlich nicht weit genug von der Arnostadt entfernt gelegen, bot Siena für Filelfo keinen Ort der absoluten Sicherheit, was ihm wohl auch bewusst war. Der sicarius Philipp hat diese geographische, aber auch metaphorische Grenze überschritten und somit Filelfos Lebenswelt in Siena mit jener in Florenz verschmelzen und eins werden lassen. Das Exil war zwar ursprünglich nicht eine Bestrafung, die jemand aktiv über ihn verhängt hatte, sondern ‚freie‘ Wahl, insofern man diesen Begriff für Filelfos Situation, mit der er sich bei der Rückkehr der Medici konfrontiert sah, an‐ wenden kann. Dennoch war es durch die Umstände erzwungen und notwendig. Einzig seine Meinungsfreiheit ließ er sich auch im Exil nicht nehmen, wie die Satyra 5, 6 bestens vor Augen führt. Eben diese wurde ihm jedoch beinahe zum Verhängnis, denn Cosimos Haltung gegenüber den Werken der Humanisten kann als widersprüchlich bezeichnet werden: Einerseits gab er sich als gönner‐ hafter Mäzen und Förderer der Literatur, andrerseits tolerierte er diese - was den Inhalt betraf - nur bis zu einem gewissen Punkt. 47 Gerade dieser Aspekt, das Thema der Meinungsfreiheit, verleiht der Satyra 5, 6 auch in heutiger Zeit große Aktualität. 133 Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus Festzuhalten sind einige Parallelitäten zwischen dem politischen Machthaber Cosimo und dem Humanisten Filelfo. Zunächst wechselten sie sich im wirkli‐ chen Leben mit dem Exil ab: Cosimo kehrte aus seinem zurück, woraufhin jenes Filelfos seinen Anfang nahm. Man könnte beinahe sagen, dass Filelfo die Rolle von Cosimo als Exilanten übernahm. In der fiktiven Welt der Satire übernimmt hingegen Cosimo Filelfos Rolle als Todgeweihter, d. h. er ist nun derjenige, nach dessen Leben getrachtet wird. Die Schicksale der beiden werden so auf einer Metaebene von Literatur und Realität miteinander verflochten. Auch später hielt der Hass Filelfos auf Cosimo und seine Partei noch geraume Zeit an, wenngleich die Invektiven allmählich nachließen. Cosimo selbst freilich hob die Verbannung des Tolentiners nie auf. Erst sein Enkel Lorenzo de’ Medici holte Francesco Filelfo kurz vor dessen Lebensende 1481 zurück nach Florenz. Literaturverzeichnis Bosisio, Matteo: „Difficile e pericolosa pugna“: La lectura Dantis di Francesco Filelfo, in: Atti delle Rencontres de l’Archet Morgex, 14-19 settembre 2015. Pubblicazione della Fondazione „Centro di Studi storico-letterari Natalino Sapegno - ONLUS“, Turin 2017. Cesati, Franco: Die Medici. Die Geschichte einer europäischen Dynastie, übersetzt von Felicia Letsch, Florenz 1999. 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Weitere Italiener im italienischen Exil / Altri italiani in esilio in Italia 1 Benché l’autenticità del celebre doc. che tale indicazione riporta (Genova, Archivio Ga‐ slini Alberti, b. 6, fasc. 3, cc. 1 r -3 v - cfr. Ceschi 1948 e 1950) sia stata negli ultimi anni (ma prima e con piú stringente argomentazione d’ogni altro da Massalin 2004) recata in dubbio (e il doc. stesso estromesso dal Corpus epistolare e documentario di Leon Bat‐ tista Alberti [Alberti 2007]), la particolare questione dell’identificazione in esso della madre dell’Alberti con la «nobile et bella vidova Biancha Fieschi» è stata a parer nostro accantonata con argomenti perlopiú sprovvisti d’ogni solido fondamento, in assenza di un’adeguata indagine circa motivazioni e contesto del falso, e senza spiegare donde il suo autore abbia tratto i molteplici dati storicamente verisimili o persino sorprenden‐ temente esatti da lui raccolti - e raccolti persino in assenza di motivazioni in plausibile rapporto coi proprî scopi, com’è per la notizia stessa da lui fornita circa la data di nascita dell’Alberti, che (sebbene priva dell’indicazione del giorno, e dunque ridotta a «lo feb‐ braio de lo 1404», il che rende peraltro assai improbabile che la Storia letteraria della Liguria dello Spotorno possa esser stata sul punto la sua fonte, di contro a quanto in‐ dicato da Massalin 2004, 244) l’autografo oroscopo di questi (conservato a c. I Ir del cod. Conv. Sopp. I ix 3 della Nazionale fiorentina) certifica in toto fededegna. La stessa Mas‐ salin (Massalin 2008a, 259, n. 97) riconosce del resto che, sebben falso, il documento edito dal Ceschi conserva «valore letterario e storico per tutte quelle indicazioni so‐ stanzialmente corrette che riporta», etc. In tale situazione naturalmente benvenuto sa‐ rebbe lo studio che riprendendo ab imo la questione ne chiarisse convincentemente i persistenti lati oscuri, se del caso dimostando destituita di fondamento, e come tale definitivamente da archiviare, l’identificazione in parola, notoriamente l’unica di cui a tutt’oggi si disponga. In familiæ patriæque absentia ossia D’illegittimità e sradicamento nell’Alberti Francesco Furlan (C.N.R.S., Paris) Di padre fiorentino ma esule, morto in Padova quand’egli era ancora adole‐ scente, e di madre genovese quasi neppur conosciuta, che lo lasciò orfano nei primissimi suoi anni, l’Alberti, si sa, non ebbe quasi famiglia, né ebbe moglie o figli. Nato al di fuori del matrimonio, illegittimo (seppur riconosciuto) frutto della relazione verosimilmente per piú anni intrattenuta a Genova dal padre e dalla giovane vedova di una locale famiglia, sia essa o meno da identificarsi in Bianca di Carlo Fieschi, 1 egli ebbe bensí un fratello cui sempre fu legato, Carlo, 2 A certificarlo pleno de iure, e perciò oggettivamente, sta con ogni evidenza il testamento del padre Lorenzo di Benedetto Alberti, rogato in Padova il 27 maggio 1421 dal notaio Nicolò Cavedon (da ultimo edito e illustrato da Benigni 2007a), l’unica testimonianza giuridica‐ mente probante di cui si disponga al riguardo, che notoriamente assegna l’assai cospicuo lascito di 4.000 ducati d’oro «pro uno» ai «naturales tantum» suoi figli «Carolus et Bap‐ tista», ivi (oltreché nell’annotazione del 2 maggio 1436 dallo stesso notaio inserita sul mg. del doc. a ricordare il rilascio ai due fratelli d’una «particula», ossia ‹estratto› del testa‐ mento medesimo) significativamente citati in quest’ordine. Nessuna delle indicazioni su‐ scettibili d’esser interpretate come contrarie a tutt’oggi rinvenute in docc. letterarî o can‐ cellereschi (se ne veda una rassegna in Alberti 2015, pp. 49 ss.) gode di tale status giuridico, nessuna può ricondursi a conoscenza diretta di fatti e date o può interpretarsi in pienezza di termini alla stregua d’una testimonianza resa al riguardo, neppure quelle a vario titolo ascritte all’autore dei libri de Familia, che peraltro ben si prestano a una diversa lettura (in proposito, ma per il solo dialogo volgare dell’umanista, si veda almeno Furlan 2003, 139 e passim), e per le quali non si può escludere categoricamente neanche un errato convinci‐ mento dell’interessato, che pur (decretorum doctor mondato altresí dal defectus d’illegittimi natali) dispose nell’età matura di un qualche giuridico titolo per esser preposto al fratello; per nessuna di esse, infine, può realmente escludersi il rischio d’approssimazioni ed errori quali quelli ch’è giocoforza rilevare nei piú antichi docc. notarili fiorentini riguardanti l’Al‐ berti (cfr. Böninger 2007a: nella procura rilasciata il 24 settembre 1431 a tre notai fiorentini per questioni relative alla chiesa di S. Martino a Gangalandi il giovane umanista vien fatto discendere da un Lorenzo di Niccolò, anziché da Lorenzo di Benedetto) e persino fra le carte dei congiunti che di lui dànno notizia (cfr. Massalin 2008a, 255 e 275, nonché tav. 6 f.t., riproducente la c. 2 v della missiva Alberti 4 5 11, fasc. A degli Archivi Alberti La Marmora conservati presso il Centro Studî «Generazioni e Luoghi» di Biella: scrivendo a Caterina Alberti nei primi anni Cinquanta del secolo, Francesco di Bivigliano inserisce «Messere Batista di Lorenzo» fra i «giudici» di «chasa nostra»). 3 Si veda al riguardo il trattamento riservato dallo stesso suo editore all’esile corpus letterario di Carlo (in Alberti 2015), nella cui silloge Marco A. Costantino rileva (Co‐ stantino 2017, 285) un’ombra non soltanto costante, ma «davvero troppo ingombrante» del piú celebre fratello. 4 Su cui si vedano almeno Böninger 2008, 398 ss.; e Francesco Alberti 2008. 5 Su di lui, si può vedere Boschetto 2016. ma nei confronti del quale, pur di lui certamente maggiore d’età, 2 si comportò costantemente con atteggiamento di protezione quasi paterna - tant’è che il nome stesso di Carlo di Lorenzo Alberti appare sostanzialmente legato all’opera di Battista. 3 Fra i congiunti o affini o parenti meno stretti uno o due soltanto se ne distinguono in positivo, Francesco d’Altobianco (1401-1479), dedicatario del terzo libro de Familia e figura non ignota alla cultura quattrocentesca, 4 e Ber‐ nardo d’Antonio (1435-1495), con cui Battista spartí negli ultimissimi suoi anni la proprietà del palazzo avito in Santa Croce a Firenze. 5 Con gli altri, con tutti o quasi gli altri, ebbe ben piú conflitti, anche d’estrema durezza e assai aspri - l’autobiografia o Vita allude persino a un tentativo d’omicidio -, che pacifiche frequentazioni o intese qualsiasi. 140 Francesco Furlan 6 E.g., tra i mille possibile riscontri si veda De re ædificatoria, IX 1: «quando […] patriæ fami‐ liæque condecorandæ non minus quam lautitiæ gratia nostra ornamus» (Alberti 1966a, 783 - tondo nostro). Da tali telegrafici cenni può, io credo, già inferirsi come la presenza, pur relati‐ vamente frequente nei primi scritti volgari dell’umanista, della propria famiglia d’origine, si situi per l’Alberti in una dimensione assai astratta e quasi mitica, e come in concreto essa si sia ben presto tradotta in un’autentica assenza, in prosieguo di tempo da lui ineluttabilmente accettata e fatta propria. Anticipando quanto in parte vedremo meglio nel séguito, potremmo aggiungere o affermare che della famiglia, che in sostanza non ebbe, l’Alberti scrisse quasi come della patria, che in sostanza non si riconobbe, o finí col non riconoscersi: ne scrisse (e vi pensò) insomma ini‐ zialmente, o soprattutto inizialmente, ma molto meno in séguito - nella mentalità non meno che nella società del tempo, e perciò negli stessi suoi scritti, «famiglia» e «patria» sono infatti strettamente unite e pressoché inscindibili. 6 * Sporadicamente dalla metà circa del Cinquecento, ma con costanza pressoché as‐ soluta da un secolo e piú a questa parte, dell’Alberti si ripete che nacque in esilio e in esilio si formò, visse in esilio, o perlopiú in esilio, e in esilio altresí morí. L’«esilio» (< lat. exsilium < exsul, i.e. ‹proscritto›, ‹bandito› o per l’appunto ‹esiliato›) non è peraltro se non da una «terra», anche proprio nell’accezione toscana e rinascimen‐ tale di ‹città›, da una «patria» insomma (< lat. patria, femm. sostantivato dell’agg. patrius, -a, -um, sottintendente terra, e dunque col significato di ‹luogo o paese na‐ tale› ovvero, e in senso piú stretto, di ‹luogo o paese del padre›). Ma qual è, quale fu la patria dell’Alberti? In un’accezione strettamente etimologica del termine essa fu certamente Firenze, terra avita, poiché città natale del padre Lorenzo e del padre di questi Benedetto, nonno (paterno) di Battista; in un’accezione appena piú larga, e certamente piú consona all’uso moderno del termine, italiano ma non soltanto italiano, essa fu non meno certamente Genova, suo accertato luogo di nascita, e luogo - di contro a quanto talvolta si sottintende - tutt’altro che casuale, posto che l’unico parente cui sempre egli rimase legato, il fratello Carlo per l’appunto, ebbe i natali nella medesima città, prima ancora di lui e secondo ogni probabilità da una stessa madre - una donna, sia detto per inciso, che le tradizioni del tempo e gli stessi interessi politici ed economici della consorteria mai avrebbero consentito a Lorenzo di «torre per sua» in matrimonio. Chi prescinda da ciò, viene a negare il piú fondamentale degli elementi costituenti la personale identità dell’Alberti, de facto disconoscendone il presupposto primo della nascita stessa. E nega e disco‐ nosce altresí il peso a un tempo simbolico e reale degli affetti e dei legami materni, non meno personali che familiari - peso storicamente attestato in una lunga o lun‐ 141 In familiæ patriæque absentia 7 Cfr. Sestan 1974; e Furlan 2004, in part. p. 15 et passim. 8 Con la sola eccezione di Carlo di Pietro di Bartolomeo di Caroccio di Lapo, peraltro situato entro il piano medesimo di Baptista e/ o Carlo di Lorenzo di Benedetto di Nerozzo di Al‐ berto, nessuna occorrenza dell’uno o dell’altro nome si riscontra cosí nell’albero genealo‐ gico della famiglia Alberti dal nostro umanista tracciato di suo pugno intorno al 1438-1440 nella pergamena Alberti 4 4 6 (olim Clas. V ii 19) dei citt. Archivi Alberti La Marmora: cfr. Bertolini 2007, 166 e (per la riproduzione fotografica) 441 ss. 9 Fra gli altri, da McLaughlin 2013, 6; e Marsh 2014, 123. ghissima serie di casi concreti, 7 e tanto piú forte e quasi ovvio da risultare di norma preponderante nel caso di figli «naturali», a richiamare il quale basterà qui rian‐ dare ai medesimi due figli di Lorenzo, i fratelli Carlo e Battista, e rilevare come né l’uno né l’altro di essi porti un nome che in un modo o nell’altro rinvii alla famiglia paterna - nel cui àmbito risultano tutt’altro che radicati, e anzi sostanzialmente sprovvisti d’attestazione 8 - ovvero alla patria di Lorenzo, laddove il primo ripete con ogni probabilità il nome del nonno materno e il secondo quello del santo protettore o patrono della città natale di entrambi, non di Firenze cioè, come spesso si è detto e scritto, 9 ma di Genova. Qual è dunque, o quale fu, la patria dell’Alberti? Invero, e almeno in pienezza di termini, né l’una né l’altra di tali due città. Rileviamo ancora come nei suoi scritti l’aggettivo «patrius, -a, -um» ricorra, anche nel femminile sostantivato «patria», non troppo di rado e, per esempio, altresí in diretta relazione con la lingua da lui adottata nell’opera senz’altro per noi piú interessante, i libri de Familia intendo - lingua de‐ finita con decisione (oltreché con apprezzabile precisione etimologica) come «pa‐ trius sermo» in Vita, 13. Basta però ricordare come l’espressione sia per il solito, in terra di Francia, tradotta con «langue maternelle» per misurare tutta la distanza che indiscutibilmente intercorre fra il senso etimologico del termine che ci interessa e ogni sua piú moderna accezione. E per misurare nel contempo tutta la complessità e la difficoltà dell’impresa di chi si accinga a indagare i concreti sentimenti e legami del grande umanista servendosi di spogli lessicali o linguistici, e intenda dunque pog‐ giare la propria analisi sull’improprio, nel nostro caso, fondamento della frequenza di questo o quel termine e di questa o quell’espressione nella sua opera scritta. Tanto piú che non sembra possano rinvenirvisi determinazioni o specificazioni del termine «patria» quali sarebbero, e.g., gli aggettivi «fiorentina» o «genovese». In particolare, nessun accenno al luogo di nascita e, parallelamente, nessuna ri‐ vendicazione di fiorentinità, né invero di qualche speciale o semplicemente signifi‐ cativo proprio legame con Firenze o con Genova, è dato di rinvenire nell’autobio‐ grafica Vita, ov’è viceversa sottolineata la radicale estraneità iniziale dell’Alberti alla lingua toscana, l’originaria sua recisa non conoscenza di quel «patrius sermo» ch’egli avrebbe iniziato a usare, spintovi dallo specifico fine ch’era allora il suo, ma senza realmente possederlo, soltanto nella prima o primissima redazione dei libri de 142 Francesco Furlan 10 Cfr. Bertolini 2001: 105 s. Assai deboli, perché palesemente forzate e sprovviste d’ogni pos‐ sibile ancorché indiretta conferma nell’opera e nella biografia dell’Alberti, ci paiono le altre ipotesi accennate in McLaughlin 2013, 7 s., che cioè la singolare scelta di quel «prænomen» possa in qualche modo alludere al «Marzocco», il leone araldico fiorentino, o al papa san Leone Magno. Per la prima di esse si vedano altresí Bätschmann / Schäublin 2000, 22-23 e Gorni 2002, X X X , n. 13; cfr. inoltre Wulfram 2016, 10. 11 Alberti 1994, II 1298-1301. 12 Cfr. Mclaughlin 2013, 9 et passim. 13 Cfr. Marsh 2014, 126: «citizen of the world». Familia… nel trentesimo suo anno d’età, precisa l’umanista, nel 1433-1434 in‐ somma, e a Roma (Vita, 13). Sul piano simbolico, assai significativo è del resto lo spesso elettivo «prænomen» dall’Alberti adottato almeno dagli anni Trenta (e al piú tardi nella seconda reda‐ zione della Philodoxeos fabula): «Leo», per l’appunto, o «Leone». Non v’è infatti a parer nostro alcun dubbio sul fatto ch’esso rinvii - giusta un’ipotesi condivisa dalla Bertolini e dalla Massalin che trova palese riscontro nella stessa coloritura pa‐ dano-veneta, e fors’anche veneta tout court, delle poche sue epistole volgari super‐ stiti, 10 oltreché nel rilievo dall’umanista concesso nella propria autorappresenta‐ zione al motivo delle ali - a Venezia e alla tradizionale raffigurazione in veste, per cosí dire, di «leone alato» dell’evangelista che ne fu il simbolo universale. Peraltro, che agli occhi dell’Alberti «Leo» / «Leone» avesse, in quanto «prænomen», delle non trascurabili virtú intrinseche, e quali fossero tali virtú, è accertabile nel famoso passo del secondo de Familia in cui Lionardo afferma che ne’ buoni ingegni uno leggiadrissimo nome [è] non minimo stimolo a fare che desi‐ derino aguagliarsi come al nome, cosí ancora alla virtú 11 - passo redatto nello stesso torno di tempo in cui quel «prænomen» veniva defini‐ tivamente assunto dall’Alberti, che del resto, di contro a quanto si è sostenuto, 12 se ne serví non tanto come autore quanto nell’autorappresentazione di se stesso in vesti per cosí dire ufficiali, cioè non semplicemente familiari e informali; e lo prova un significativo luogo dell’autobiografia (Vita, 85-86), ov’egli deliberatamente al‐ terna i due nomi «Baptista» e «Leo» nel pungolare se stesso a produrre. Sicché (un po’ come per il Petrarca) la sola, l’unica vera patria dell’Alberti sembra situarsi in massima parte fuori dal tempo e dallo spazio in cui concretamente egli vive, avere precipua dimensione storica e culturale, intellettuale e artistica, e ricon‐ dursi in un modo o nell’altro alla memoria o alle memorie dell’antico e, nell’antico, alla romanità. Uomo senza vera patria, l’Alberti fu infatti, senz’altro a suo modo ma inequivocabilmente, quel «cittadino del mondo» che il Marsh ritrova nel testa‐ mento da lui lasciatoci. 13 143 In familiæ patriæque absentia 14 Cfr. ibid., 123 s.: «Alberti had to construct his identiy on precarious foundations that were undermined by the ancestral banishment from Florence of his childhood, by his exclusion from full participation in the Alberti family, and by the rejection of his projects and wri‐ tings by Florentine kinsmen and scholars. Hence, given Alberti’s penchant for autobio‐ graphy, the theme of exclusion runs like a leitmotif [sic] through all of his literary works». * Lo stesso studioso individua in una duplice esclusione, della famiglia da Firenze e dell’umanista dalla famiglia (s’intenda in entrambi i casi la famiglia paterna) da un lato e, dall’altro, nel rifiuto della sua opera e delle sue iniziative da parte delle élites intellettuali e politiche fiorentine, le «precarie» fondazioni della personalità dell’Al‐ berti - il cui penchant per l’autobiografia sarebbe all’origine del Leitmotiv ch’entro la sua opera conseguentemente formerebbe il tema dell’esclusione. 14 Che quelli indicati dal Marsh siano o possano essere i tre pilastri, per cosí dire, su cui precariamente poggiarono le «fondazioni della personalità» albertiana po‐ trebbe apparire una semplice constatazione se in essa e dietro di essa non ricono‐ scessimo il postulato, invero mai dimostrato, dell’intrinseca «fiorentinità» dell’Al‐ berti, e dunque di un suo legame profondo, insieme biologico e culturale, piú ancora che con la città e il dominio di Firenze, con una stirpe, una tradizione, un patri‐ monio giuridico, tecnico-artistico e letterario riconoscibili con chiarezza e in pie‐ nezza di termini come fiorentini; nel qual caso, giova rilevare, persino in assenza di concreti, materiali interessi, dovremmo ritrovarvi quella sorta di dipendenza ideale, nel contempo psicologica e affettiva, in cui siffatto legame di norma si traduce. Ritengo che uno spassionato esame dei dati reali in nostro possesso induca a dubitare fortemente della validità e del fondamento stesso di tale postulato. Che in gran parte crederei peraltro riconducibile a un’assai tarda riscrittura e invero misti‐ ficazione storiografica d’origine fiorentina compiutasi, benché con taluni estempo‐ ranei e disorganici accenni precedenti, che un primo e cosciente intento traducono soltanto negli anni di Lorenzo, in Età ducale e granducale, regnante Cosimo I de’ Medici (1519-1574, duca di Firenze dal ’37 e granduca di Toscana dal ’69), col Va‐ sari e col Bartoli innanzitutto - l’uno e l’altro dei quali pur reca vistose, inequivo‐ cabili tracce dell’autentico ostracismo riservato all’opera e al nome stesso dell’Al‐ berti nella Firenze a lui contemporanea, e in quella anche delle generazioni immediatamente successive: basti qui accennare all’accusa di pratica incapacità lanciata dal Vasari al tanto di lui piú grande architetto e umanista, e all’esclusione, fra le altre non pochissime opere, dell’intera serie dei dialoghi volgari mimetici dalla silloge degli scritti dell’Alberti edita dal Bartoli con l’incongruo titolo d’Opuscoli morali. 144 Francesco Furlan 15 Laddove notoriamente editoriali, e in toto sprovviste cosí d’ogni fondamento sui codici come d’ogni valenza documentaria, sono quelle delle due edizioni romane del Momus del 1520 o, prima ancora, quelle dei codd. Typ. 24 della Harvard University Library, che venetizzan‐ dolo definisce «absurdement» l’autore del Tyrsis «patricius Florentinus» (Gorni 2002, xxix), e Add. 38090 della British Library, che l’Istorietta amorosa attribuisce a un «m. Baptista di m. Lorenço degli Alberti ciptadino fiorentino» (cfr. Grayson 1973, 403). Né con‐ traddice quanto suaccennato, perché certamente posteriore alla morte dell’Alberti e perciò riconducibile a iniziative in nessun modo a questi risalenti, è l’indicazione «fiorentino» che compare accanto al suo nome in taluni codd. volgari quattrocenteschi d’àmbito per l’ap‐ punto fiorentino: e.g., è questo il caso delle due sole occorrenze rinvenibili nella tradizione dei libri de Familia, entrambe relative al libro III del dialogo ed entrambe ricorrenti entro la medesima, e palesemente spuria, intitolazione ivi premessa al proemio di quel libro: «Padre di famiglia. Compilato per messer Batista alberti fiorentino. Et directo a Francesco alberti suo chonsorte» (Ricc. 2975 bis , c. 1 r e, con trascurabili varianti grafiche, Magl. XXI 90, c. 1 r della seconda numerazione - quest’ultimo cod. assemblato e trascritto da Giovanni di Matteo Strozzi, che vi si sottoscrive a c. 64 r della stessa seconda numerazione datando la fine del proprio lavoro al 20 marzo 1482 - nello stile comune 1483 -, un trimestre appena prima di concludere la trascrizione anche dell’unico teste sopravvisuto del De iciarchia, il Laur. Pal. 112). E da una tarda aggiunta del copista deriva altresí l’attribuzione della Frottola nel laurenziano cod. XC inf. 35 1 a «messer Batista degli albertj fiorentino» (Gorni 2002, xxxvii), come chiarisce la posizione assai bassa occupata dal ms. nello stemma codicum della redazione minor di quel testo, della cui tradizione esso rappresenta peraltro, con altri quattro testimoni almeno, uno soltanto dei tre rami (cfr. da ultimo Gorni 2003, 255; l’esi‐ stenza d’un ulteriore ma adespoto teste richiama infatti, sulla scorta dell’Iter Italicum del Kristeller, Bertolini 2004a, 221, n. 5). Ma non è certo del tutto casuale che tali speciose indi‐ cazioni e/ o precisazioni traggano sovente origine nella Firenze laurenziana. Invero, mai l’Alberti si dice «Florentinus» o «fiorentino», né «fiorentino» o «Flo‐ rentinus» lo dicono i codici manoscritti, non almeno quelli al suo laboratorio o a lui direttamente legati, né quelli da essi immediatamente discesi, pur non pochissimi e non meno volgari che latini, e neanche i codici, perlopiú volgari, di tradizione fio‐ rentina a lui contemporanei. E «fiorentino», o «Florentinus», non lo dicono neppure le intitolazioni delle prime e piú antiche stampe, quelle uscite lui vivente, che pur non esitano a definirlo «poeta laureato», o quelle degli altri incunaboli noti, ivi compresa la fiorentinissima (nell’operazione editoriale tutta, ma in primis nella dedicatoria del Poliziano a Lorenzo) editio princeps del De re ædificatoria. 15 È del resto evidente che l’evocare l’esilio, fisico e materiale, oppure sentimentale e intellettuale, implica il riconoscimento preliminare di una «patria» insieme reale e ideale. Col che torniamo alla fondamentale domanda già posta: è davvero fioren‐ tino l’Alberti? è davvero, l’Alberti, legato a Firenze come città e come terra, come cultura e come tradizione artistica e intellettuale? a Firenze piú che ad altri luoghi, piú che a Bologna, a Roma, a Ferrara, a Mantova, a Venezia, etc.? Se ci tenessimo alla vulgata dal Vasari e dal Bartoli costruita in ottemperanza al tenace disegno propagandistico perseguito dal duca Cosimo I e ai connessi suoi desiderata di ri‐ 145 In familiæ patriæque absentia 16 Si veda tuttavia quanto annotato in Furlan 2004, 55, n. 54. scrittura storiografica, dovremmo con ogni probabilità concludere per il sí. Ma è quella la realtà? è davvero in quella vulgata la verità storica? Soffermiamoci brevemente sui libri de Familia, per molteplici riguardi lo scritto del‐ l’Alberti per noi piú significativo, l’unica sua opera non di poco momento in cui venga espressamente da lui posto il problema della propria ascendenza e famiglia, della propria patria e della propria terra, e dunque la sola sua opera di vasta portata in cui il tema dell’esilio risulti anche esplicitamente trattato, e ne segni indelebil‐ mente molte pagine e passi e molte o moltissime riflessioni. Se dunque è lecito so‐ stenere che i dialoghi Sulla famiglia nascano in certo modo proprio dal tentativo del loro autore di metter radici, umanamente e psicologicamente, in seno a una deter‐ minata famiglia e a una ben precisa terra, quelle non già della madre (allusa, entro l’opera dell’Alberti, forse soltanto nella Vidua, non senza peraltro una qualche irri‐ verente ironia 16 ), ma del padre Lorenzo (principale interlocutore del primo Atto del libro I, ove dialoga coi congiunti Lionardo e Adovardo) e, soprattutto, del nonno paterno Benedetto (significativamente presente nell’opera per il tramite soprattutto dell’emblematico suo discorso riportato da Lorenzo a I 143-255), il quale è altresí protagonista della breve intercenale Divitiæ; se è senz’altro lecito scorgere nei libri de Familia un simile tentativo, anche va rilevato e detto ch’esso in massima parte abortí ineluttabilmente non appena portato a conoscenza dei parenti, i quali vi op‐ posero il reciso rifiuto su cui si dilunga la Vita, piú volte definendoli «ingrati» o «improbi» (§ 27) e «iniqui» (§ 69), e ricordando dolorosamente come «inter omnes Albertos» appena uno degnò di leggere i «librorum tituli» dell’opera, peraltro ancora incompleta, offerta loro - ciò che ben s’attaglia a quanto è dato sapere circa la circo‐ lazione e la fortuna di quei dialoghi. Abortito che fu, quel tentativo venne poi ben presto, se non in toto abbandonato, quanto meno messo in sordina, e piú tardi ri‐ preso solo assai parzialmente, e solo tramite la fondamentale ridefinizione iscritta nei Profugia o nel De iciarchia, dialoghi non già «domestici e familiari» ma tutt’al piú «amichevoli», segnati dall’abbandono definitivo del quadro familiare e dalla ricerca di un possibile, seppur improbabile orizzonte cittadino, i cui interlocutori non son piú, né piú posson essere, degli Alberti stricto sensu; messo dunque in sordina e su‐ perato, quel tentativo, da tematiche e scritti (il Momus e il De re ædificatoria, princi‐ palmente) che volgono ad altro l’attenzione e lo sforzo creativo dell’umanista. D’altro canto, non può certo negarsi che quel tentativo sia stato sin dall’inizio e con estrema chiarezza inquadrato, col Prologus, nel piú vasto orizzonte, culturale e psicologico insieme, in cui tutta la produzione seguente dell’Alberti andrà con naturalezza a iscriversi, quello appunto della romanità - di una romanità palesemente ridefinita come italicità e, in tal modo, riconquistata e fatta propria: la celeberrima disserta‐ 146 Francesco Furlan 17 Cfr. Alberti 2007, 115; e si veda altresí ibid., 114-116, la relativa Scheda n° 6 di Marta Pavón Ramírez. Non sembra peraltro sia stato sinora rilevato come la rimozione giudirica del «defectus natalium» di Battista, e la conseguente sua inserzione de iure tra gli Alberti, trasci‐ nasse con sé altresí la giuridica sua iscrizione entro l’originaria patria o nazione della fami‐ glia paterna, donde l’automatica o quasi, nella cancelleria pontificia e nell’ambiente gravi‐ tante attorno a essa, sua designazione in quanto «Florentinus» - che tuttavia, fra i docc. notarili o cancellereschi contemporanei all’Alberti, compare a nostra conoscenza solo nel Motuproprio con cui Niccolò V lo eleva il 7 dicembre 1449 a «lector in audentia» nel con‐ tempo conferendogli il beneficio della pieve di San Lorenzo nel Mugello (cfr. Pavón Ramírez 2007, 221: «Baptista de Albertis, clericus Florentinus»); fra le analoghe, sporadiche attesta‐ zioni letterarie contemporanee e le carte notarili posteriori alla morte dell’Alberti la rile‐ viamo invece nel De Europa (in Opera quæ extant omnia, Basileæ, ex Off. Henricpetrina, M D L X X I , 459: «Albertus Florentinus») e nei Commentarii (Piccolomini 1984, XI, 2232: «Bap‐ tista Florentinus») di Enea Silvio Piccolomini, oltreché nelle Constitutiones da Antonio Grassi assemblate circa l’esecuzione del legato testamentario con cui l’Alberti disponeva la fonda‐ zione in Bologna di un collegio per studenti (in Alberti 2005, 56a = c. 7 r del cod.: «Baptista de Albertis civis et clerichus Florentinus»). Viceversa, con tale designazione non dovrà in alcun modo confondersi l’almeno relativamente piú frequente, nei docc. a lui contemporanei, identificazione dell’insigne umanista in «Baptista Laurentii de Albertis de Florentia», ove la precisazione «de Florentia» va riferita alla patria di Lorenzo e piú ancora della di lui fami‐ glia, come chiarisce fra l’altro la reciproca quietanza che Battista e Marco Parenti si rila‐ sciano il 29 dicembre 1462 innanzi al notaio fiorentino Griso Griselli, che significativamente identifica quegli come «Venerabilis vir dominus Baptista Laurentii de Albertis de Florentia» e, nel séguito immediato, questi come «Marcus de Parentis civis Florentinus» (cfr. Boschetto 2007a, 280 - tondo nostro; e Boschetto 2007b, 318, per l’accostamento di quasi identiche identificazioni nella quietanza del 13 ottobre 1468 dall’uno all’altro rilasciata). A palese, seppur non necessaria riprova, può citarsi il lodo arbitrale dall’Alberti pronunciato il 7 no‐ vembre 1468 coi congiunti Bernardo d’Antonio e Francesco d’Altobianco in una lite che qui non servirà menzionare: rogato in Firenze dal notaio Bartolomeo Leoni in assenza di Fran‐ cesco d’Altobianco, il relativo atto identifica assai eloquentemente e l’uno di séguito all’altro il nostro umanista come «Baptista olim Laurentii de Albertis scriptor apostolicus», e il con‐ giunto Bernardo come «Bernardus olim Antonii Ricciardi de Albertis civis Florentinus» (cfr. Böninger 2007b, 336, ove peraltro civis è trascritto per una svista come cives, e 589 per la riproduz. fotogr. del doc. - nostro il tondo nelle citazioni). zione su virtú e fortuna che di quel Prologus costituisce la parte maggiormente sa‐ liente non lascia invero, al riguardo, dubbio alcuno. Assai piú e assai meglio d’ogni altra sua opera, i libri de Familia traducono ed esprimono quindi il tentativo di un Alberti ancor relativamente giovane e, in‐ somma, scrittore della prima propria maturità - la concezione, la redazione e la diffusione medesima dell’opera da parte del suo autore sono infatti integralmente comprese fra il ’33 e il ’41 - di iscriversi, invero per taluni riguardi persino a viva forza, nella tradizione e nella patria fiorentine del padre Lorenzo e del nonno pa‐ terno Benedetto, della famiglia insomma di cui, recentemente purgato «in pre‐ sentia […] pape» dal proprio giuridico peccato d’origine da Biagio da Molin, por‐ tava ora con fierezza il nome - gli Alberti. 17 Nel palese suo tradurre problematiche 147 In familiæ patriæque absentia 18 Cfr. soprattutto Modigliani 2013; nonché Furlan 2013 - tr. port. di Sylvie Giraud (Giraud 2013); Id. 2016, xiii-xx e xxvi s. in particolare. 19 Si veda in proposito soprattutto Arfanotti 2007b. e interessi pressoché esclusivamente tecnico-artistici e architettonici da un lato, e ludici dall’altro, la produzione dell’ultimo trentennio di vita dell’Alberti, ormai quasi per intero in latino ed esplicitantesi soprattutto, per la sua parte scritta, nella con‐ cezione, redazione, revisione del De re ædificatoria da un canto e del Momus dal‐ l’altro, che le ultime ricerche filologiche provano non esser mai stati pubblicati o diffusi dal loro autore, il quale vi lavorò viceversa sino alla morte (1472), 18 attesta dal canto suo con chiarezza il superamento e il sostanziale abbandono del disegno, in‐ discutibilmente perseguito dall’Alberti negli anni Trenta del Quattrocento, di una propria re-inserzione o piú semplicemente di un proprio reale inserimento nell’àm‐ bito familiare della consorteria degli Alberti non meno che in quello dell’originaria loro patria fiorentina e toscana, come membro de iure della prima e come fattivo «civis» o «concivis» della seconda. Opere, l’una e l’altra, a Roma legate e a Roma, secondo ogni probabilità, in massima parte redatte e lungamente rielaborate, riviste, corrette, Momus e De re ædificatoria appaiono in concreto infinitamente piú italiche e classiche che fiorentine o toscane. E se sporadici accenni alle terre d’Etruria o di Toscana sono, fra i molti altri, ben naturalmente anche in esse rinvenibili - il memorabile ten‐ tavivo operato a I 26-31 dal proteiforme protagonista del Momus di spegnere con la predicazione il culto degli dèi che l’avevano esiliato, tentativo che si vuole ironicamente espletato in Etruria, ne costituisce un pregevole esempio -; se d’altra parte la tarda composizione dei libri de Iciarchia prolunga e porta a com‐ pimento il geniale polittico dei dialoghi italiani dell’umanista, nel contempo dissolvendone la dimensione familiare in quella, urbana e sociale, della rete d’a‐ micizie o d’alleanze, nella fattispecie fiorentine, concretamente additata come indispensabile non meno alla famiglia che all’individuo; è chiaro per noi che sarebbe un errore scorgervi o leggervi altro da quel generico permanere di taluni, materiali e perlopiú concreti interessi dell’Alberti a Firenze e in Toscana che i documenti biografici noti attestano con bastante chiarezza, non meno chiara‐ mente attestando la sussistenza di paralleli, concreti interessi e ideali legami dell’Alberti in tutta una serie d’altri luoghi, da Roma a Padova e da Bologna a Mantova - città, quest’ultima, ov’egli non a caso progetta, ancora nei primi mesi del ’70, d’acquistar una o piú proprietà. 19 E, ciò, quand’anche acconsentissimo a considerare esaurite e ormai spente le strette relazioni da lui avute con Ferrara fino almeno al ’50 e alla morte di Leonello d’Este, o con Rimini fino alla morte di Sigismondo Pandolfo Malatesta nel ’68, e quelle intessute altresí con l’Italia aragonese e insulare, con Napoli oltreché con Palermo e la Sicilia, di cui quasi 148 Francesco Furlan 20 Il «Patriarchatus Gradensis», di cui il Molin era notoriamente insignito, aveva in‐ fatti allora (ma già dal 1105) la propria sede in San Silvestro a Venezia. Può del resto esser utile ricordare qui che quel patriarcato sarebbe stato soppresso soltanto 19 anni piú tardi, con la bolla Regis æterni dell’8 ottobre 1451, da Niccolò V, che ne trasferí titolo e prerogative al nuovo «Patriarchatus Venetiarum» fissandone la cattedra nella basilica di San Pietro in Castello (ov’essa rimase peraltro fino al 1807, quando venne traslata nella basilica di San Marco, in precedenza - com’è noto - cappella palatina del doge). 21 Cfr. Lorenzo de’ Medici 1977, 275-278, n° 78 (Ep. a Ludovico Gonzaga del 22 maggio 1471). nulla di preciso si sa - i superstiti documenti dicono invece ben poco d’altri luoghi ancora, e in primis di Venezia, che conserva e, ancor piú, ha conservato per secoli documenti e codici albertiani di primaria importanza, in non piccola parte autografi o idiografi e postillati o glossati, e con cui è pertanto giocoforza supporre che l’Alberti mantenesse sino alla morte uno speciale e forte legame, stretto con ogni evidenza negli esordî stessi della propria vita activa; vi rinviano infatti i tratti fondamentali della sua formazione (l’accentuato peso dell’aristo‐ telismo), della medesima sua lingua naturale (la citata veneticità delle lettere volgari), di molti suoi ricordi (quando nell’àmbito di una bellissima similitudine indica in De familia, II 1987 ss. un porto per antonomasia, è quello di Venezia che ricorda e descrive) ed eloquenti simboli (come s’è visto, a suggerire un’intima preferenza e una personale adesione trasceglie, fra i mille possibili prænomina, il simbolico ed esclusivo nome di Venezia: Leo o Leone); né può essere del tutto casuale che lo stesso suo impiego in curia, e la conseguente fine dei suoi forti disagi economici, e persino la bolla con cui il veneto papa Eugenio IV lo mon‐ dava, il 7 ottobre 1432, dal difetto della nascita illegittima, gli siano stati ottenuti, non già da un qualsiasi principe della Chiesa, ma dal veneto patriarca Biagio da Molin, suo protettore. 20 Neppure è da ritenersi privo di significato il fatto che taluni dei suoi stessi ultimi soggiorni a Firenze siano stati determinati o richiesti, non già da suoi interessi fiorentini, o da interessi di fiorentini o della Firenze contemporanea nei confronti suoi e della sua opera ma, al contrario, dalla persistenza dei forti suoi legami con territorî e ottimati e governi da Firenze distinti e lontani: em‐ blematico può a tal proposito ritenersi il caso del suo intervento per la tribuna della Santissima Annunziata, effettuato a partire dal 1467 ca., e dunque paral‐ lelamente alla redazione dei tre libri de Iciarchia, per conto e per volontà di Ludovico Gonzaga, che ne era il patrono e che seppe imporre il nome dell’Alberti a dei fiorentini perlomeno assai riluttanti a servirsi di lui - parzialmente edita (e commentata) dal Fubini, la corrispondenza al riguardo scambiata da Lorenzo de’ Medici col Gonzaga è sotto ogni riguardo eloquente. 21 149 In familiæ patriæque absentia 22 Cfr. rispettivamente Alberti 2005 (con fedele riproduzione dell’originale); nonché Benigni 2007b; ed Arfanotti 2007a, 328 s. in particolare. 23 Secondo la plausibilissima ipotesi di Prayer 2005, 91 - che evoca altresí esplicita‐ mente il «mistero che si nasconde dietro la decisione presa nel 1468» (ibid.). 24 Soltanto dopo aver disposto i legati relativi al completamento della cappella di S. Martino a Gangalandi, al palazzo avito in Santa Croce e alla «domus» da acquisire in Bologna «ad usum studii seu collegii», e soltanto dopo aver disposto altresí una serie di lasciti minori, l’Alberti «in omnibus […] aliis suis bonis mobilibus et inmo‐ bilibus […] instituit […] heredem suum universalem […] Bernardum Antonii Rizardi de Albertis de Florentia» (Alberti 2005, 57a = c. 8 r del cod. cit.) - il quale risulta perciò (non certo universale, come da piú parti erroneamente asserito, ma per l’ap‐ punto) parziale suo erede. * Come può chiarire, fra l’altro, un semplice confronto tra le disposizioni tes‐ tamentarie di Battista (Roma, 19 aprile 1472) e quelle del di lui biscugino Ber‐ nardo d’Antonio di Ricciardo Alberti (Firenze, 16 maggio 1495), 22 che in virtú del lodo arbitrale pronunciato da Marco Parenti nell’ottobre del ’68 con l’u‐ manista spartisce per poco piú di tre anni il palazzo fatto costruire nell’o‐ dierna via de’ Benci dal nonno di questi Benedetto, e che l’Alberti - eviden‐ temente a lui, negli ultimissimi suoi giorni, piú che ad altri legato in conseguenza di quello stesso «misterioso» lodo 23 - nomina suo parziale erede, 24 laddove la fiorentinità di Bernardo e lo stesso suo legame con gli al‐ bertiani «lares et penates» fiorentini sono palesi e indubbî, la postulata fio‐ rentinità di Battista appare, alla morte di lui, perlomeno assai sfumata e, certo, piú stemperata ancora del legame ch’egli allora intrattiene col ramo fioren‐ tino della famiglia di cui porta il nome: basti, al riguardo, richiamare (1) come nessuno dei ben tre esecutori testamentarî dall’Alberti nominati (il cardinal Niccolò Forteguerri, Antonio Grassi bolognese e il pisano Mattia Palmieri) sia un suo consanguineo, (2) come lo specifico legato istituente un collegio di studî in Bologna evidenzî innanzitutto un duraturo, fortissimo legame ideale con l’Emilia, e infine (3) come la disposizione con cui espressamente e senza sorpresa alcuna egli ordina d’esser sepolto in Padova (in sepulchro patris sui) ratifichi e sigilli definitivamente la defiorentinizzazione, per cosí dire, tanto sua quanto del ramo paterno della famiglia. E ciò, giusta quanto a ben vedere già enunciava l’autocertificazione in proposito consegnata al De iciarchia, se‐ condo ogni probabilità l’ultimissimo scritto dell’Alberti, laddove Battista af‐ ferma che 150 Francesco Furlan 25 De iciarchia (Alberti 1966b, 185-286: 204). 26 Ci pare infatti che la postuma, ma squisitamente politica candidatura dell’Alberti al‐ l’iscrizione, per cosí dire, nei ruoli della fiorentinità venga posta per la prima volta proprio dalla princeps del De re ædificatoria, e nasca dunque in una città a lui ostile e in un ambiente, quello laurenziano, che con la sola eccezione del Landino ben poco si curava del suo nome, ma che seppe vantaggiosamente appropriarsene sospintovi dal vivissimo interesse che quell’opera allora suscitava nell’élite politica e intellet‐ tuale d’Italia e d’Europa, quella dei Bernardo Bembo e Mattia Corvino o degli Es‐ tensi, oltreché dei Montefeltro e degli Aragonesi, cui sono riconducibili, con l’ecce‐ zione del Laur. Plut. LXXXIX sup. 113, quasi tutti i codici sopravvissuti del trattato e il solo idiografo albertiano di quel testo pervenutoci; e ci pare per l’appunto che tale candidatura sia stata posta tentando (nell’assordante silenzio del Poliziano circa ogn‐ ’altro suo scritto) di confinare comunque il nome dell’Alberti a quella sola sua opera da un lato e, dall’altro, sia stata posta per entro un preciso disegno d’autopromo‐ zione politico-culturale di cui abbiamo (a cominciare dalla cosiddetta Raccolta ara‐ gonese) altri e non meno palesi né certissimi docc. - disegno che dovette ben essere di lí a poco in sostanza abbandonato dinnanzi al disastro delle Guerre d’Italia e al declinare (provvisorio) delle fortune di casa Medici, ma che sarebbe poi stato ripreso e con indubbia determinazione e coscienza generalizzato (per l’appunto, almeno per quanto riguarda l’Alberti, soprattutto col Vasari e col Bartoli) sotto il duca Cosimo. Dei costumi della terra [sc. la città di Firenze] mai accadde a me altrove ragionarne; e sonci come forestiere, raro ci venni e poco ci dimorai. 25 Era quanto i fiorentini contemporanei dell’Alberti, e quelli anche delle prime generazioni seguenti, ben sapevano e fecero caparbiamente valere nella multi‐ forme, mai contraddetta censura con cui tentarono di sotterrarne l’opera e nel‐ l’autentico ostracismo con cui ne colpirono il nome medesimo, deliberatamente taciuto - si sa - non soltanto nelle carte di Giovanni di Paolo Rucellai, ma persino laddove, come nelle Vite di Vespasiano da Bisticci, ci si vedeva costretti ad ac‐ cennare all’una o all’altra delle molteplici sue iniziative. È quanto a ben vedere traluce nella stessa editio princeps del De re ædificatoria, che insieme anticipa d’un soffio, fiorentinizzandola, un’iniziativa chiaramente nell’aria in molti luoghi d’Italia, e non soltanto d’Italia, e censura tutto il resto della multiforme produzione albertiana; 26 ed è quanto, ancora, la stampa tardissima, della metà dell’Ottocento, e per iniziativa di un non toscano, il Bonucci, della serie intera dei suoi dialoghi volgari, o la circolazione manoscritta e a stampa essenzialmente extra-fiorentina della massima parte della sua opera latina inequivocabilmente dimostra a chi ancora volesse dubitarne. * 151 In familiæ patriæque absentia 27 Lo stesso, vivo apprezzamento della città avita proprio di quel Prologus (cfr. De pic‐ tura, in Alberti 1973, 5-107: 7: «poi che io dal lungo essilio in quale siamo noi Alberti invecchiati, qui fui in questa nostra sopra l’altre ornatissima patria ridutto, compresi in molti […] essere a ogni lodata cosa ingegno da non posporli a qual si sia stato antiquo e famoso» - corsivo nostro) palesemente esprime, prima e piú d’ogni altra cosa, l’orgoglio ancor fresco di chi s’è appena visto ascritto de iure a una famiglia e a una patria sin lí negategli, e traduce pertanto con chiarezza quel tentativo - ch’è sotto ogni riguardo necessario tener a mente per cogliere l’esatto significato del passo, che non avrebbe alcun senso voler prendere alla lettera, invero persino rischi‐ ando di farlo risuonare alquanto ridicolo in un autore poco piú che trentenne. Si veda tuttavia, e contrario, Cardini 2007, passim. 28 Ossia il tardo quattrocentesco cod. It. 1692 (olim R 7224) della parigina Bibliothèque nationale de France (segnalato già da Michel 1930, 22, sub xii), e il cinquecentesco cod. CCLXXIII (245) della veronese Biblioteca Capitolare (su cui si veda almeno Antonucci 2005). Capolavoro del dialogo albertiano, e del dialogo rinascimentale tout court, i libri de Familia impostano dunque e al tempo stesso chiudono o archiviano il tentativo dall’Alberti compiuto negli anni Trenta di fiorentinizzarsi. Non sarà inutile rilevare al riguardo come in quel medesimo torno d’anni, e a ben ve‐ dere con identica forzatura, quel tentativo trovi espressione altresí nella de‐ dica al Brunelleschi, 27 non già e non certo del De pictura, né già sic et simpli‐ citer della redazione volgare di quel trattato sotto ogni riguardo fondativo e rivoluzionario, ma di un solo esemplare di tale redazione del De pictura: il codice oggi II iv 38 (olim Magl. XXI 119) della fiorentina Biblioteca Nazionale Centrale, codice, com’è noto, legato allo scrittoio o al laboratorio personale dell’autore stesso, dal quale non sembra, vivente l’Alberti, esser mai uscito; ed esemplare, dunque, mai presentato al destinatario, al Brunelleschi. Eloquente in tal senso è il fatto stesso che di quella redazione volgare, che quasi non circolò e di cui si perse ben presto, nell’Europa del Rinascimento e a Firenze stessa, ogni notizia o memoria - come ho altrove già rilevato, le versioni italiane del Domenichi prima (1546 e 1565) e del Bartoli poi (1568) seguono, in ogni senso del termine, l’editio princeps del testo latino stampata a Basilea nel 1540! -, siano noti solo due altri testimoni manoscritti, 28 e ch’essi siano entrambi in toto indipendenti dal succitato codice recante il Prologus al Brunelleschi. Come la presentazione cosí anche la dedica a questi della riduzione in volgare del trat‐ 152 Francesco Furlan 29 Cfr. Bertolini 2011, 61-63 (per la descrizione del cod. di cui è questione) nonché 104, 111 e 152 (per i tre diversi stemmata codicum dell’assai esigua tradizione proposti dalla curatrice, che esprime la propria preferenza per l’ultimo di essi, pur indiscutibilmente lacunoso e perciò stesso di ben ridotta utilità). Di pugno di Lorenzo Vettori, la trascri‐ zione in tale cod. del De pictura (e dello stesso Prologus al Brunelleschi) «non può», a parere della Bertolini, «essere anteriore al 1441» ed è «forse piú precisamente databile verso il 1443» (ibid., p. 63); secondo la studiosa, inoltre, fine della trascrizione stessa del Vettori sarebbe stata «l’archiviazione» degli scritti dall’Alberti composti «prima del trasferimento della curia a Roma nel 1443» e dunque «a conclusione […] del piú lungo soggiorno fiorentino» dell’umanista (ibid.). Il che induce altresí a credere che il perduto originale albertiano del Prologus al Brunelleschi abbia costituito, per il Vettori, un mo‐ dello separato e diverso da quello, coincidente invece con l’archetipo della superstite tradizione (i.e. la copia di lavoro dell’Alberti), del testo volgare del De pictura, e che dunque neppure l’originale Prologus sia mai uscito dal laboratorio del suo autore. Sul Vettori, si vedano in particolare Massalin 2008b (cui si deve il riconoscimento in quella di Lorenzo Vettori della mano principale del cit. cod. II iv 38 della Nazionale Centrale fiorentina, per la cui descrizione si veda anche Bertolini 2004b); e Chessa 2014. 30 Cfr. Furlan 2005. tato dovette, insomma, restare un progetto non mandato ad effetto, un’idea in prosieguo di tempo abbandonata dall’autore. 29 Ma torniamo ai libri de Familia che, dicevamo, impostano e insieme sostan‐ zialmente archiviano il tentativo albertiano di fiorentinizzarsi. Lo fanno dando vita a un dialogo il cui autore entra direttamente in gara coi massimi rappre‐ sentanti della tradizione classica greco-romana - e giudica persino, nell’ultimo libro, d’averli inequivocabilmente superati. 30 L’ardito, arditissimo disegno del‐ l’opera, e piú ancora forse del suo libro de Amicitia, l’imprudente genialità di cui l’Alberti dà prova nella sua esecuzione - tanto piú imprudente in quanto ac‐ compagnantesi ad altre sue rivoluzionarie prove, prima fra tutte quella della dimostrazione della grammaticalità del volgare e della sua derivazione dal latino nel Della lingua toscana, dimostrazione dolorosa per una parte non piccola dell’élite umanistica del tempo e dolorosissima per Leonardo Bruni in particola‐ re -, suscitarono contro di lui, com’è noto, la spietata, tenacissima censura dell’establishment culturale umanistico e dell’intelligencija fiorentina tutta in occasione del Certame dell’ottobre 1441. Il verdetto dei giudici umanistici e della Firenze ufficiale, verdetto senza ap‐ pello e, come tutto induce a credere, rinnovato e fatto valere in molteplici oc‐ casioni lungo l’intero secolo seguente (e oltre) a Firenze, non lasciò all’Alberti altra scelta che quella d’archiviare definitivamente il tentativo compiuto - ten‐ tativo di fiorentinizzazione e, in un senso, acclimatazione nell’ancestrale patria del padre. E invero la sua opera seguente e i decennî da lui vissuti dopo di allora testimoniano di un’almeno progressiva sua appropriazione e valorizzazione di una patria piú vera e piú ampia, quella di una classicità dinamicamente intesa e 153 In familiæ patriæque absentia 31 La complessiva interpretazione qui proposta trova a parer nostro un deciso riscontro persino in un’attenta lettura del cit. saggio dedicato all’Alberti e Firenze da R. Cardini (Cardini 2007), che pur mossovi da opposto intento, e spingendosi perciò - incurante d’ogni congruità semantica - sino a riferirsi ripetutamente a Firenze come alla «citta d’origine» (non già degli Alberti, ma) dello stesso Battista (e.g., cfr. ibid., 228 e 257), o a enfatizzare oltremodo la dissonante, nell’ambiente laurenziano, voce del Landino, per il cui esclusivo e implausibile tramite avrebbe «la “patria” pagato all’Alberti il meritato risarcimento» (ibid., 265), si trova a dover esplicitamente ribadire, fra l’altro, che «tutte le opere giovanili dell’Alberti […] documentano una formazione, ed esprimono posi‐ zioni, del tutto estranee agli orientamenti della nuova cultura e letteratura fioren‐ tina» (ibid., 257); che Intercœnales e Momus «colpiscono al cuore la cultura ufficiale di Firenze» risultando nei suoi cfr. insieme «aggressive e destabilizzanti» (ibid., 259); che «non c’è tendenza dell’Umanesimo, della cultura letteraria e della letteratura allora vigenti a Firenze che l’Alberti non faccia letteralmente a pezzi» (ibid., 231); o ancora che il grande umanista «né con la propria famiglia né con la città d’origine né con la cultura fiorentina, mai si identificò del tutto; neanche nell’opera che testimonia il massimo sforzo a lui possibile in tale direzione: i libri De familia», e «restò sempre, insomma, uno sradicato» (ibid., 228). di un’italicità senza confronto sfaccettata e ricca. Col che, sia lecito concludere, egli superava, archiviandolo, anche l’originario suo sentimento d’esclusione e d’esilio - quel sentimento che tanta parte aveva per l’appunto avuto nella con‐ cezione del De familia e nell’adozione stessa del volgare -, facendo del persi‐ stente, oggettivo proprio sradicamento quella definitiva, e privilegiata, condi‐ zione di riflessione, di creazione e di scrittura, non meno che d’alterità intellettuale e creativa, cui l’intera sua opera in ultima analisi rinvia. 31 Bibliografia Alberti, Carlo: Tutti gli scritti, edizione critica e commento a cura di Alberto Martelli, Firenze 2015. Alberti, Francesco d’Altobianco: Rime, edizione critica e commentata a cura di Alessio Decaria, Bologna 2008. Alberti, Leon Battista: L’architettura [De re ædificatoria]. Testo latino e traduzione a cura di Giovanni Orlandi. Introduzione e note di Paolo Portoghesi, Milano 1966. Alberti, Leon Battista: Opere volgari, vol. 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Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni Antonietta Iacono (Napoli) Negli anni tra il 1455 ed il 1456 Porcelio de’ Pandoni 1 progettò di mettere insieme una raccolta di Epigrammata in onore di Francesco Sforza, il principe che s’era mostrato disposto ad accoglierlo presso la sua corte per il tramite di due perso‐ naggi di gran prestigio, l’umanista Francesco Filelfo e il primo secretario ducale Cicco Simonetta. La raccolta, che ci è giunta in piú redazioni testualmente e strutturalmente diverse, è a me nota nella forma documentata da tre testimoni allestiti dall’autore stesso o sotto la sua supervisione e rilevanti per valore do‐ cumentario: 1. Berlin, Staatsbibliothek, Lat. qu. 390=B membr., sec. XV, 250×170mm, cc. I+52+I; miniature a bianchi girari che interessano esclusivamente le lettere iniziali (cc. 2 r , 8 r , 17 r , 24 r , 32 r , 37 v , 43 r , 48 r ). Sul piatto anteriore nel margine superiore si legge la nota Cl(arissimi) poetæ laureati ab imp(eratore) Fe‐ derico III. Porcelii Epigrammata sunt hæc anno D(omi)ni 1452 (apud) agrum Bri‐ xiensem. A c. 2 r compare il titolo della raccolta: Epigrammata Porcelii poe / tæ laureati de summis / imperatoris laudibus Francisci Sfortiæ Mediolanen / sium ducis.  2 2. Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Urb. Lat. 708=U membr., sec. XV, 237×165, cc. I+57+I, miniato in oro e colori; stemma sforzesco, tit. Porcelii poetæ laureati Epigrammata parva incipiunt; a c. 53 r : Finit per Porcelium poetam laureatum / anno Domini 1456 seguito da un carme di dedica Illustrissimo Mediolanen‐ sium duci Francisco Sfortiæ (inc. Accipe tranquillæ quæ do tibi præmia pacis; expl. vivet et æternum gloria vatis ope). 3 4 L’autografia delle continue correzioni e aggiunte fu ipotizzata da Mercati 1938, 289- 290; e sostenuta poi da Cappelli 2004, 216. 5 Le otto sezioni della silloge di Epigrammata sono dedicate, nell’ordine, al cardinal Pros‐ pero Colonna, ad Alfonso il Magnanimo, al pontefice Niccolò V, al duca di Milano Fran‐ cesco Sforza, al figlio dell’umanista stesso, Lorenzo, al condottiero Niccolò Piccinino, a Ferrante figlio del Magnanimo e duca di Calabria, e di nuovo ad Alfonso il Magnanimo. 3. Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Lat. 2857=V cart., sec. XV, 170×240, cc. IV+44+III; fascicolazione irregolare; a c. 44 v si legge finit tertius (liber) 1456 dopo un carme, che qui non reca titolo (inc. Accipe tranquillæ quæ do tibi præmia pacis; expl. vivet et æternum gloria vatis ope). Contiene una raccolta di Epigrammata del Pandoni, che mostra una sostanziale convergenza con il contenuto dell’Urb. Lat. 708. La data, 1456, che si legge alla c. 44 v , ma anche a c. 1 r defilata nel margine superiore destro, concorda con quella recata dal codice Urb. Lat. 708 (c. 53 r ). 4 Il codice berlinese è un manoscritto membranaceo con miniature a bianchi girari che interessano esclusivamente le lettere iniziali (cc. 2 r , 8 r , 17 r , 24 r , 32 r , 37 v , 43 r , 48 r ). Il testo d’impianto è vergato in un’elegante umanistica ricorretta da altra mano identificata come quella del Pandoni. Nella pagina incipitaria (2 r ) il serto retto da due angeli appena abbozzati (con le sole ali colorate in oro) destinato ad accogliere lo stemma del dedicatario è stato lasciato vuoto: lo stemma man‐ cante nella carta d’apertura svela che la progettata copia di dedica non fu ulti‐ mata e che non arrivò mai nelle mani di un destinatario. L’allestimento del codice subí un arresto e da pregevole copia di dedica esso si trasformò in copia di lavoro, nei cui margini e interlinea l’autore operò una fitta serie di correzioni e aggiunte testuali. Alla mia valutazione emerge che nell’originario progetto di allestimento (poi abbandonato) la ricorrenza delle capolettere miniate doveva scandire l’ar‐ ticolazione della raccolta posta dall’autore sotto il nome di Francesco Sforza in otto sezioni, ciascuna aperta da un carme proemiale indirizzato a un illustre destinatario. 5 Il codice, per vicende personali del poeta e sotto l’incalzante opera di revisione esercitata sui testi, si trasformò in un contenitore di componimenti pensati e scritti per persone di rango e ambienti cortigiani, componimenti, però, anche soggetti a riutilizzi e riscritture funzionali agli interessi contingenti del‐ l’autore stesso. La complessa stratificazione dell’opera di composizione e di re‐ visione dei singoli carmi rende difficile la datazione del piano originario d’al‐ lestimento del codice, sicché, senza addentrarmi nella questione, mi limito a indicare la data ipotizzata per la sua messa a punto nel 1466, data dopo la quale il codice rimase nello scrittoio del Pandoni destinato a fornire via via testi da modificare per essere attualizzati e acconciati ai nuovi progetti di vita, di pub‐ 160 Antonietta Iacono 6 A quell’anno è infatti databile l’Epytaphion F(rancisci) Sforciæ armipotentis (inc. Hic armis summaque animi virtute fideque; expl. Scipio duxque ducum militiæque decus) che si legge a c. 11 v . Altri riferimenti spostano il piano cronologico di strutturazione della silloge e di composizione dei carmi agli anni Cinquanta del Quattrocento: per esempio, un carme composto per le nozze del Panormita con Laura Arcelli, che si legge a c. 51 v (tit. Connubium Panhormitæ poetæ et uxoris Lauræ nomine; inc. Casta Panormythæ so‐ ciata est Laura poetæ; expl. Hæc eadem posthac nomen in astra feret) è chiaramente databile ad anni prossimi all’evento generalmente situato nel 1455; e un carme indiriz‐ zato Secretariis et scribis Leonelli marchionis Ferrariæ ad quos mittit hystoriam Ptelerae et Amphitrionis legendum et a se editam che si legge alle cc. 36 v -37 r di B (inc. Non ludunt tantum pedibus mea numina claudis; expl. populus in liquidis ardua crescit aquis) pre‐ suppone che Leonello d’Este, Signore di Ferrara (morto nel 1450), fosse ancora vivo all’epoca in cui il poeta inviava in dono ai suoi segretarî, con questo carme, anche il poemetto intitolato Bellum Thebanorum cum Telebois: cfr. Frittelli 1900, 102-103. 7 Nella silloge documentata dal codice berlinese confluirono anche carmi datati a molti anni prima, ma rivisitati dal poeta e ricopiati in una forma ibrida: un caso esemplare in questo senso è rappresentato dal carme che nel codice berlinese si legge senza titolo alle cc. 43 r -44 r (inc. Iam mea Pegaseæ rediere in carmina vires; expl. et duce me nomen ibit in astra tuum). Esso si presenta nel codice con una redazione ibrida in cui da un lato celebra Ferrante d’Aragona, citandolo esplicitamente (vv. 7-8 Phœbe pater, iam sume lyram et depone sagittas, / Ad don Ferdini carmina sume lyram), e dall’altro si riferisce ad un puer anguiger (v. 15) che va identificato in Galeazzo Sforza. Non a caso nel cod. Urb. Lat. 708, a cc. 39 v -40 r , il carme si legge in una redazione compiutamente declinata in senso milanese e dedicata, per l’appunto, a Galeazzo primogenito del duca Sforza. Su queste tecniche di riuso vd. Iacono 2017a, 169-177; e Iacono 2018b. blico, di studio dell’umanista. 6 Il codice berlinese, quindi, per l’operazione di revisione che l’autore effettua sui carmi è portatore d’una silloge struttural‐ mente instabile, perché soggetta a modifiche testuali mirate al riutilizzo di testi composti anche in tempi lontani. 7 Il codice Urb. Lat. 708 si presenta come una copia di dedica, sorvegliata dal‐ l’autore stesso, che interviene sul testo dei componimenti con una serie di ac‐ curate aggiunte, piccoli aggiustamenti e correzioni. Esso presenta, sí, molti punti di contatto col codice berlinese, ma ha una storia profondamente diversa. La nota anno Domini 1456 recata alla c. 53 r lo colloca alla corte sforzesca, e il carme-epigrafe che si legge alle cc. 53 r-v (lo stesso che si ritrova a c. 44 v di V) pone la silloge di Epigrammata sotto il nome del duca e ne ribadisce il carattere di dono destinato all’illustre destinatario: Accipe tranquillæ quæ do tibi præmia pacis, Ausoniæ o sydus spesque decusque lyræ. Incipiam posthac, o nostro tempore Cæsar, Prælia et Anguigeri bella severa ducis 161 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 8 Il codice, infatti, accoglie nelle cc. 54 r -57 r tre carmi d’ambiente urbinate dedicati a Fe‐ derico di Montefeltro, a Ottavio e Bernardino Ubaldini: Illustri militiæ regis imperatori Federico Monfeltro et Urvini comiti Porcelius poeta felicitatem (inc. Venisti tandem, prin‐ ceps Federice, venusto; expl. ut tua, dive puer, facta futura canam); Octavio Ubaldino ami‐ corum principi (inc. Octavi egregia qui tollis laude poetam; expl. gentis Ubaldinæ gloria quanta tua est); Berardino Ubaldino puero optimo ingenio prædito (inc. Scire velim quid agas tu qui bonitate parentem; expl. proque tua ingenii nobilitate dedi). Non saprei dire se l’aggiunta in appendice di questi tre carmi possa essere attribuita all’autore stesso: la mano che trascrive i carmi in questione è la stessa che trascrive in impianto la sezione principale del codice, anche se con caratteri leggermente piú serrati. 9 Cfr. Iacono 2017b, 53-55. 10 Cfr. Frittelli 1900, 59-61. Sfortigenasque acies et partos marte triumphos Sanguineo et vera gloria quanta tibi. Sic, dux et princeps, totum volitabis in orbem Vivet et æternum gloria vatis ope. In definitiva, quest’elegante libello dalla struttura coerente e monografica fino a c. 53 8 è il risultato dell’attività d’un poeta pienamente assorbito dall’ambiente milanese, da storie personali di speranza, di ricerca di mecenati, d’amicizie e, al solito, anche d’irriducibili ostilità. Il codice Vat. Lat. 2857 contiene una raccolta di Epigrammata che sembrerebbe scandita in tre libri, se si accolgono i suggerimenti delle notazioni (che a me sembrano autografe) che si leggono a c. 15 v : finit primus liber; a c. 16 r nel margine superiore: 2 us lib(er) incipit; a c. 28 v : liber tertius incipit; e a c. 44 v : tertius <liber> finit. Denso di correzioni, espunzioni e varianti dovute anch’esse alla mano dell’autore il codice presenta una raccolta di Epigrammata imparentata con quella esibita dall’Urbinate. A Milano e alla corte degli Sforza il Pandoni dovette approdare nel 1456 9 e trovare un ambiente accogliente e due protettori - come già ricordato - nel segretario ducale, Cicco Simonetta, e nell’umanista Francesco Filelfo. Anche la permanenza milanese era, però, destinata a durare poco, dal 1456 all’aprile del 1459, e a esser turbata da inimicizie con gli intellettuali dell’entourage sforzesco. Infatti, una serie di carmi ingiuriosi rivolti contro Pier Candido Decembrio do‐ cumenta l’odio viscerale del Pandoni nei confronti di quell’intellettuale potente e autorevole alla corte milanese, un odio alimentato forse per via indiretta dal Filelfo, notoriamente ostile a quell’umanista. 10 E presto dovettero incrinarsi anche i rapporti col Filelfo, che già in una lettera del novembre del 1456 chiedeva 162 Antonietta Iacono 11 Cfr. Filelfo 2016, 13.39, 670: «Franciscus Philelfus Porcellio salutem. Verborum exercitato peritissimoque artifici verbis opus non est, præsertim ei, qui non Latinam solum, sed etiam Græcam sapit calliditatem. Itaque rogo te ut libentissime tibi commodata fide bona restituas. Vale. Mediolani, ex æ dibus nostris, III Kalendas Decembres M C C C C L V I ». 12 Cfr. Gabotto 1890, 1-15. 13 Su quell’opuscolo vd. Rozza 2017, 93-101. 14 Ringrazio don Giacomo Cardinali della Biblioteca Apostolica Vaticana per la preziosa consulenza offertami nella decrittazione del titolo, peraltro in qualche punto ancora da decifrare. al Pandoni di restituirgli quanto gli aveva prestato (non si sa se soldi o roba), 11 cui si aggiungono alcuni epigrammi a contenuto osceno e ingiurioso sia di Fran‐ cesco sia di Gianmario Filelfo volti a suscitare il pubblico ludibrio nei confronti del poeta. 12 Quando questi si allontanò da Milano è difficile dire con esattezza, ma dalla lettera di dedica dell’opusculum aureum de Talento datata 1° febbraio del 1459 e indirizzata a Cicco Simonetta si ricava ch’egli si trovava sicuramente ancora a Milano in tale data. 13 In tutti e tre i codici la raccolta di epigrammata si apre con lo stesso carme (inc. Ibit ad Insubrum superatis Alpibus urbem UV, Ibit ad Insubrum superatis fluctibus urbem B; expl. Dat Latio leges et favet ingeniis BUV), che in U reca il seguente e piuttosto articolato titolo: Poeta discedens ab urbe Roma se / confert ad Illustr(issimum) militiæ impera(torem) / F(ranciscum) S(fortiam) ac veniam petens ab ampliss(imo) P(atre) / pr(incipe) Cardi‐ nali Columna ostendit in / hac epistula quare urbem Romam et Neapolim pa / triam deserat cum summa laude et gloria / Sforcigenæ imperatoris; in V il titolo, anch’esso dettagliato e di difficile lettura: Ad amp(lissimum) p(rincipem) d(ominum) Prosperum cardinalem Columnam de abitu / poetæ ab urbe Roma et a patria Parthenope ut se conf(erat) / Ad ill(ustrissimum) pr(incipem) Fr(anciscum) S(fortiam) Vicecomitem inclytum militiæ imp(eratorem) / et Mediolani ducem ob (…)rum et virtutem et vitæ / claritatem incipit; 14 e in B, infine, reca il titolo: Ad cardinalem / de Columna lege felicter de abitu ab ur / be et patria / Parthenope. Il carme proemiale si presenta come un addio alla città di Napoli, patria del poeta, e come proposizione di un nuovo progetto di vita, il trasferimento a Milano presso la corte di Francesco Sforza, che viene celebrato per le virtú guerriere e per la giustizia e la pace che regna nei territorî sotto il suo dominio, ed è esaltato come nuovo Augusto portatore d’una novella e tà dell’oro - una celebrazione 163 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 15 Cfr. Delle Donne 2005, 29-57. 16 Cfr. Iacono 2017b, 44-46. topica in ambito umanistico, ma di grande impatto ideologico. 15 Si apre cosí in forma personale ed esistenziale, ma anche con toni encomiastici, una raccolta di Epigrammata che si presenta nel segno dello Sforza, dal momento che il titolo del codice di Berlino pone in rilievo proprio l’aspetto laudativo e celebrativo della silloge de summis imperatoris laudibus Francisci Sfortiæ Mediolanensium ducis; perché nella carta d’apertura di U campeggiano le iniziali del duca nel segno di un’apostrofe a lui, per l’appunto Francisco Sfortiæ, rivolta perché legga feliciter i versi destinatigli, ed infine nel segno sempre dello Sforza, a cc. 53 r-v di U e a c. 44 v di V, il carme-epigrafe sigilla la raccolta. L’epigramma longum presenta una struttura complessa che in termini gene‐ rali si può riassumere in tre momenti. La prima parte si configura infatti come un’appassionata apostrofe al cardinal Prospero, membro dell’illustre famiglia dei Colonna ch’ebbe un ruolo non secondario nella formazione romana del poeta e che nel corso degli anni Trenta del Quattrocento fu punto di riferimento po‐ litico e ideologico importante per l’umanista. 16 Questa sezione del carme si pre‐ senta anche come un addio alla città di Roma, che il poeta delinea in una des‐ crizione tutta focalizzata sulle tracce della sua antichità e, quindi, fortemente caratterizzata in senso antiquario, secondo una sensibilità specifica del Pandoni. La seconda parte esalta in toni aulici il duca di Milano e la sua corte, una corte dove vivono intellettuali che rinnovano con le loro opere la grande tradizione della classicità legata ai nomi di Cicerone, Sallustio e Virgilio, e dove vive de Mecenate propago Cicco Simonetta, che il Pandoni considera e celebra come suo patrono. In tale sezione egli rinnova la promessa di un canto indirizzato al duca, un canto che concederà al Signore di Milano gloria ed eternità pari a quella degli antichi eroi (vv. 131-144 UV=103-116 B): Tunc ego Phœbeo lætus modulabor œstro Et statuam sexto grandius ire pede. Tunc tibi cantabunt mea numina, Phoebus et alma Cecropis et Musæ turba vocata novem; Hic acies, hic bella, duces populosque subactos, Unde tibi æternum, Sfortia, nomen erit, In quem pene omnes coniuravere Latini Et rex et regis miles et arma ducum. Hic patris imperium et tituli scribemus arma, Hic genus omne tuum Sforcigenasque deos. 164 Antonietta Iacono 17 Con tali parole il Panormita definisce il Magnanimo nel De dictis et factis: cfr. Panormita 1538, 105-106. In proposito vd. Cappelli 2005, 153-175; Cappelli 2008, 97-120; e Cappelli 2016, 35-60. 18 Raffinatezza, magnificentia e lusso, segnalati nella trattatistica come le cifre piú carat‐ teristiche della regalità alfonsina, sono dal Pandoni significativamente stigmatizzate come vizî e prova della decadenza morale della città. La codificazione dell’etica edoni‐ stica e raffinata della corte alfonsina trova il suo prodotto piú significativo nei «libri delle virtú sociali» del Pontano (De liberalitate, De beneficentia, De magnificentia, De splendore, De conviventia: cfr. Pontano 1999), che si possono considerare, su questo spe‐ cifico versante, il punto d’approdo del lungo processo d’elaborazione di quel mito al‐ fonsino che condizionò in maniera incisiva e organica la valutazione dei contemporanei (ma anche quella moderna) di quel sovrano certo d’eccezione. Il Pandoni sembra qui riproporre una valutazione dei costumi lussuosi della corte aragonese secondo una dis‐ torsione che trova sintonia con una austera morale conservatrice, come mostra, per esempio, la ripresa di tale motivo nell’opera - piú tarda però - di Tristano Caracciolo: cfr. Iacono 2012, 335-343. Per una valutazione storica e generale del fenomeno rimando a Vitale 2002. Cantabo armatas convexo umbone phalanges Et Venetum pulsos in sua regna duces. O mihi si liceat divo sub principe vitam Ducere, quas acies, quæ fera signa canam! La parte finale segna una vera e propria svolta all’interno del componimento: in essa, infatti, il poeta adotta un tono polemico, satirico e invettivo, dichiarando le ragioni che lo hanno costretto ad allontanarsi dalla sua patria, Napoli, di cui traccia un fosco quadro che significativamente capovolge il mito d’una città edenica, luogo quasi di un paradiso in terra e specchio d’una corte magnifica e coesa intorno a un sovrano virtutum omnium viva imago, 17 e condanna le mode allogene importate dai príncipi aragonesi in quanto lontanissime dall’austerità del mos maiorum della tradizione napoletana. 18 Significative varianti testuali e strutturali concorrono a distinguere le versioni dell’epigramma tràdite dai testimoni a me noti, dal momento che B reca una redazione brevior di 176 versi, e UV recano una redazione longior sostanzial‐ mente convergente di 204 versi. Le divergenze redazionali macroscopiche si possono cogliere nel quadro sinottico che fornisco di séguito: UV 1-76 77-86 87-88 con differenze testuali 89-90 91-94 con differenze testuali 95-98 →→ → →→ B1-76 mancanti 77-78 mancanti 79-82 83-86 165 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 19 Cfr. Iacono 2017b, 43. I vv. 3-4 dell’epitaffio sono dal Pandoni rifusi nell’autocelebra‐ zione contenuta nell’elegia Divo Pio II pontifici maximo de illustribus poetis et oratoribus sui temporis (vv. 123-144) pubblicata in Laurenza 1906, 213-223, sulla quale vd. Cap‐ pelletto 1997, 241-266. 20 Il carme si legge in B a c. 17 r sotto il titolo Porcelii poetæ sepulcrum; e in Firenze, Biblioteca Nazionale Centrale, cod. Conv. Soppr. J IX 10 (240), a c. 97 r sotto il titolo Epygramma vatis Porcelii. 99-110 111-120 121-122 123-126 127-128 129-204 → → → mancanti 87-96 mancanti 97-100 mancanti 101-176 Senza addentrarmi in una valutazione strettamente filologica delle varianti strutturali e testuali mi limito qui a rilevare che i versi mancanti nella versione brevior sono generalmente rivolti alla celebrazione e all’encomio del duca e dell’entourage sforzesco, e che la porzione iniziale con l’apostrofe al cardinal Prospero Colonna e l’addio a Roma, agli amici e alla famiglia (vv. 1-60 UVB), come la porzione finale in cui il poeta spiega le ragioni del proprio allontamento da Napoli (vv. 173-204 UV=145-176 B), sono testualmente e strutturalmente convergenti nei tre testimoni. Il legame insieme con Napoli e con Roma spiega il congedo doppio escogitato dal poeta, rivolto dapprima in toni accorati e malinconi nella parte iniziale a Roma, alla sua famiglia e agli amici d’ambiente romano, e poi con toni invettivi nella parte finale a Napoli, sua patria d’origine. In piú luoghi della propria poesia, infatti, il Pandoni chiamò Napoli esplicitamente come sua patria, non mancando però di rimarcare il proprio legame con Roma, dove trascorse una parte impor‐ tante della vita e, certamente, gli anni della formazione. 19 Cosí, in un autoepi‐ taffio il Pandoni si celebra come poeta che canta laudes vatumque ducumque e ricorda Parthenope come sua patria, dichiarando d’appartenere alla casata dei Pandoni e citando lo stesso suo legame con Roma: Qui cecini egregias laudes vatumque ducumque condor in hoc tumulo carmine perpetuo: Porcelius nomen, Pandonus sanguine. Romam incolui egregiam, patria Parthenope. Hic sita sit coniux dignissima vate marito hic soboles quanta est; hic sua posteritas. 20 166 Antonietta Iacono 21 L’attribuzione d’origini romane al Pandoni si trova peraltro variamente attestata: il Filelfo, per esempio, ch’ebbe col poeta stretti rapporti, in una lettera lo definí Porcellius Romanus: cfr. Filelfo 2016, 13.22, 654 - 655; e in Dialoghi, 68 Giraldi da Ferrara ne ricordò la produzione elegiaca, epigrammatica ed epica appellandolo a sua volta Porcelius Ro‐ manus. 22 L’epigramma si legge nel cod. Urb. Lat. 708, a c. 41 r . In proposito vd. Iacono 2017b, 43- 45; e Zannoni 1895, 105. 23 Cosí lasciano intendere la dedica del carme al cardinal Colonna e i vv. 3-10 (UVB) in‐ dirizzati al Colonna stesso che, secondo una prassi tipica del poeta, promettono una futura opera dedicata alla storia di casa Colonna, nonché l’apostrofe finale (vv. 197-198 UV; 169-170 B): «Ergo vale, o præsul divina e prole Columnæ, / solus honestatis splendor honorque lyræ». Prospero Colonna (Roma, 1410-Roma 24 marzo 1463), creato cardinale dallo zio Martino V nel 1426, fu letterato, umanista e amante dell’archeologia; possedette inoltre una ricchissima biblioteca. Su di lui vd. Petrucci 1982, 343-344. 24 Cfr. Pfisterer 2002; Rozza 2017. 25 Il codice B reca il verso nella lezione «O decus et patriæ gloria solæ tuæ». In un altro epigramma, poi, il poeta confermava che la dolce Parthenope lo aveva generato dalla stirpe dei Pandoni, non senza confessarvi, ai vv. 3-6, probabil‐ mente in risposta a chi lo credeva veramente nato a Roma, 21 di non essere romano per nascita e di non potersi, perciò, dire discendente di Enea: Non sum, confiteor, Romana natus in urbe nec pater Æneas sanguinis auctor erit; sed me Pandonio peperit de sanguine dulcis Parthenope, patrio virgo sepulta solo. 22 Dedicato al cardinal Prospero Colonna, 23 per lunghezza, contenuti e varietà d’intonazione l’epigramma proemiale esibisce una caratteristica Gattungsmi‐ schung: l’autobiografia nel solco della poesia esilica di Ovidio, la satira mora‐ leggiante d’intonazione patetica derivata da Giovenale, l’ekphrasis erudita ali‐ mentata da interessi antiquarî specifici e attualmente oggetto di particolare attenzione da parte degli studiosi dell’umanista. 24 Il poeta motiva (nei versi 173- 196 UV=145-168 B) la propria partenza da Napoli lasciando intendere d’aver preso una decisione non facile, costretto da nemici che gli avevan reso la vita impossibile nella corte napoletana nonché dall’imbarbarimento suscitato dai costumi importati da príncipi stranieri, estranei all’austero mos maiorum della nobiltà napoletana; e annuncia, inoltre, il progetto di trasferirsi presso la corte del duca Sforza (vv. 1-10 UVB): Ibit ad Insubrum superatis fluctibus urbem, Ibit ad Anguigerum Musa beata ducem. Nec sine te tumeant pictæ data vela carinæ, o decus, o sacræ relligionis honor. 25 167 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 26 Il piú antico mecenate del Pandoni fu il cardinal Ottone Colonna, che a partire dal 1417 fu pontefice col nome di Martino V. Ai Colonna egli rimase fedele anche durante la rivolta che costrinse Eugenio IV alla fuga. Nel governo rivoluzionario istituito alla fuga di questi egli fu cancelliere del comune e venne inviato a Basilea nel mese di giugno del 1434 a difendere l’operato del popolo romano. Pagò poi tutto ciò con una lunga pri‐ gionia, che dovette aver inizio nell’ottobre del 1434. Cfr. Cappelli 2014, 736-740; e Iacono 2017b, 44-46. 27 Su questa sezione dell’epigramma rimando ai particolari di Iacono 2018a, in c.d.s. Non tamen incipiam divina a prole tuorum Nec quantum volites docta per ora virum: Ad mea si quando spirabunt carmina Musæ, cantabo generis nomen et arma tui. Namque ubi Phœbeo fuerim percussus œstro, Gaudebit tanti nominis auctor avus. Nel congedarsi dal cardinal Colonna, membro della famiglia illustre e potente cui s’era legato sin dagli anni della formazione romana, 26 il poeta saluta Roma, sua seconda patria, descritta passo passo in una mappa di antiquitates connotanti la città, care insieme a lui e al destinatario del carme (vv. 15-30 UVB): 27 Destituo septem collis urbemque Quirinam Et qui Tarpeia summus ab arce tonas; Destituo delubra deum et laquearia tecti Ærea et æratas per loca sacra fores; Destituo insignes arcus mirasque figuras Et conscriptorum marmora viva patrum, Quin et cælatas mira novitate columnas, in quibus Augusti Cæsaris ossa cubant; Destituo celebris spectacula vana theatri quin etiam veterum monumenta virum, et vos, o Phidiæ divi opus aut Polycleti, marmora Salmatica [sic! ] candidiora nive. Destituo Charites Pario de marmore nudas, par quibus est ætas, par quoque forma quibus; destituo tandem pompas clarosque triumphos et vetus imperium cæsareosque deos. Ci troviamo qui dinanzi a una vera e propria mappa di Roma che parte dall’ovvia celebrazione dei sette colli e del mito di fondazione della città stessa, e si snoda in un itinerario che illustra monumenti mirabili e connotanti il panorama del‐ l’antica capitale, ma rende anche omaggio al cardinal Colonna, ai suoi interessi 168 Antonietta Iacono 28 Cfr. Wren Christian 2010, 37-64. 29 L’espressione Tarpœia arx designa, a mio avviso, il Tarpeius mons indicante il Campi‐ doglio in Varr. Ling. 5, 41; Liv. 1, 55, 1; Prop. 4, 1, 17; Mart. 9, 41; e il saxum Tarpeium che in Liv. 6, 20, indica il punto della rocca dal quale si precipitavano i delinquenti. 30 L’enfasi data nel distico ai laquearia tecti, i soffitti a cassettoni dei delubra deum (enfasi sottolineata dalla clausola dell’esametro ripresa da Verg. Æn. 8, 25), mi ha indotto a ipotizzare che il poeta voglia alludere per l’appunto alla basilica di San Pietro: in par‐ ticolare, i lavori effettuati sotto il pontificato di Niccolò V secondo il progetto di Ber‐ nardo Rossellino prevedevano, per l’appunto, la copertura delle cinque navate dell’an‐ tica basilica costantiniana con volte a crociera. I lavori iniziati nel 1450 subirono un ulteriore rallentamento in seguito alla morte del papa. Al v. 18 UVB, le porte bronzee destinate a loca sacra vanno identificate a mio parere nei due battenti del portale centrale in bronzo progettato dal Filarete allievo del Ghiberti, e fuso tra il 1443 ed il 1445. A proposito dei laquearia tecti ærea si potrebbe avanzare anche l’ipotesi ch’essi siano da identificare con il tetto della chiesa di San Marco voluta da Paolo Barbo, poi papa Paolo II, che tra il 1466 ed il 1467 fu ricoperto di tegole bronzee con lo stemma papale. Ma la datazione tarda della ricostruzione mi induce a scartare tale identificazione. Sul palazzo Barbo vd. Christian 2010, 262-265. 31 Al di sotto dell’epigrafe si trova la porta che conduce alla cella interna al basamento, dove vennero collocate le ceneri di Traiano. Cfr. Dion. 68, 16, 3. 32 Sul palazzo Colonna vd. Safarik 1999; e Serio 2008, 91-92. Il riferimento alla colonna in funzione celebrativa della famiglia si rintraccia già nel giovanile poemetto Bos prodigi‐ osum: cfr. Frittelli 1900, 18. di collezionista e antiquario, alla storia della sua casata. 28 Nell’ordine il poeta cita infatti anzitutto il tempio di Giove Capitolino (v. 16 UVB) attraverso l’a‐ postrofe diretta al dio che tuona dall’alto della rocca Tarpea, 29 e poi il piú im‐ portante luogo della città santa, la basilica di San Pietro, evocata attraverso pre‐ ziose e allusive perifrasi nel distico 17-18 (destituo delubra deum et laquearia tecti / ærea et æratas per loca sacra fores, UVB). 30 La visuale piú generale del distico successivo, 19-20 UVB, che apre uno squarcio sul panorama delle rovine della città attraverso le ovvie citazioni d’archi, statue e ritratti degli eroi della storia antica, inclina poi di nuovo nel distico successivo (vv. 21-22 UVB) al riferimento puntuale e dettagliato, attraverso la rievocazione della colonna di Traiano (Quin et celatas mira novitate columnas, / in quibus Augusti Cæsaris ossa cubant), resa ben identificabile dall’artificio della decorazione e dalla notizia che le ossa d’un imperatore vi riposano nel basamento. 31 La citazione della colonna Traiana, ben inserita nel panorama d’antiquitates romane, è anche un omaggio al dedicatario, il cardinal Colonna, e alla sua potente famiglia, che secondo una tradizione proprio da quella colonna aveva tratto il nome, dal momento che la dimora storica della famiglia Colonna era situata sul Quirinale, in prossimità proprio dell’antico monumento. 32 Emerge una peculiare tensione celebrativa, esplicita nei vv. 7-8 UVB nei quali il poeta promette per l’appunto un’opera in cui, se opportunamente ispirato dalle muse, canterà generis nomen et arma del cardinal 169 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 33 L’identificazione del monumento citato come scultura in un marmo piú bianco della neve è svelata a mio avviso proprio dal riferimento alla sua problematica attribuzione (a Fidia e/ o a Policleto) e potrebbe esser identificato nel gruppo dei Dioscuri sito in piazza del Quirinale, che l’epigrafe posta sul basamento attribuiva però a Fidia e/ o a Prassitele. Non saprei dire se la sostituzione di Policleto a Prassitele sia dovuta a una svista del poeta, a pure ragioni metriche o a una vera e propria scelta del Pandoni sostenuta dalle competenze antiquarie ch’egli aveva. Nel campo della numismatica e della storia dell’arte, in anni prossimi al componimento di cui è questione, il poeta compose in ambiente sforzesco due opere innovative, il De talento, ch’egli mise in cir‐ colazione nel 1459, e il De re fuxoria, in volgare e indirizzato nel 1459-60 a uno specialista del settore, l’architetto Antonio Filarete: cfr. Pfisterer 2002, 121-151; e Rozza 2017. 34 Nella zona, la famiglia Colonna aveva abitato varî palazzi a partire dal 1430; di essi, il piú imponente era una sorta di fortezza costruita dentro le rovine del tempio di Serapide. La trasformazione del palazzo in loggia-belvedere accogliente un’imponente collezione d’antichità era iniziata sin dagli anni di Martino V: cfr. Wren Christian 2010, 48-52. 35 Il gruppo scultoreo donato da Prospero al cardinal Francesco Todeschini Piccolomini fu trasferito intorno al 1502 a Siena e collocato - con un nuovo piedistallo marmoreo opera di Giovanni di Stefano - nel duomo della città, e piú precisamente nella Libreria fondata nel 1495 per accogliervi la preziosa biblioteca d’Enea Silvio Piccolomini. Sulla figura di Francesco Todeschini Piccolomini, nipote di Pio II, e papa anch’egli col nome di Pio III, vd. Sanfilippo 2015; sull’opera di Giovanni di Stefano rimando a Tavolari 2009, 166-170; infine, sulla Libreria Piccolomini vd. Settis / Torraca 1998. Colonna. Nei due distici successivi (vv. 23-26 UVB) egli menziona ancora in termini allusivi un teatro famoso che senza troppi problemi può esser identifi‐ cato nell’anfiteatro Flavio, e una scultura di marmo attribuibile a Fidia o a Po‐ licleto, di piú problematico riconoscimento. 33 Nel distico successivo (vv. 27-28 UVB) l’autore dice addio anche a un monumento rappresentante le Cariti scolpite nude nel marmo pario, e ancora (vv. 29-30) alla storia stessa di Roma, ai suoi trionfi, all’antico potere e agli dèi protettori dei Cesari. Anche questo passo cela un’allusione celebrativa alla famiglia Colonna, e nello specifico al cardinal Pro‐ spero che, appassionato archeologo, nel palazzo romano di famiglia sul Quiri‐ nale, la cosiddetta Loggia dei Colonnesi, 34 esponeva già alla metà del Quattro‐ cento un’antica scultura raffigurante le Cariti rinvenuta nel giardino del palazzo stesso o forse in un sito archeologico sui colli Albani posseduto dalla fa‐ miglia. 35 La porzione successiva inclina a toni piú drammatici e sentimentali, e apre in maniera inattesa uno spaccato della vita familiare del poeta, che nelle tristi cir‐ costanze dell’addio evoca le figliolette e la devota e schiva moglie (vv. 31-36 UVB): Præterea dulces, patris pia pignora, natos Desero et uxoris ora pudica meæ 170 Antonietta Iacono 36 In proposito vd. Iacono 2017b, 52. 37 Nell’epigramma che si legge in B, cc. 21 v -22 r , sotto il titolo Petro Valentino a quo petit Ovidium de Fastis, il Pandoni rivolge ad un non identificato amico la richiesta d’inviargli l’antico manoscritto dei Fasti ovidiani. Ne riproduco di séguito i vv. 7-12: «Te penes esse ferunt calamo rescripta vetusto, / De fastis certe copia nulla mihi. / Hos per siquis amor, siqua est reverentia vatum, / Concedas denos non magis ipse dies. / Mox liber ipse domum repetet dominumque reviset / Gaudebitque sacri vatis amicitia». 38 L’esplicita definizione di epistula che ricorre nel complesso titolo del carme in U (Poeta discedens ab urbe Roma se confert ad Illustr(issimum) militiæ imperatoris F(rancisci) S(fortiæ) ac veniam petens ab ampliss(imo) p(atri) pr(incipi) cardinali Columna ostendit in hac epistula quare urbem Romam et Neapolim patriam deserat cum summa laude et gloria Sforcigenæ imperatoris) concorre a evocare scenarî ovidiani e agganci con la poe‐ sia dell’esilio del poeta classico. All’umanista non poteva esser sfuggito come Ovidio stesso indicasse nel genere epistolare la migliore forma di comunicazione letteraria consentita a un esule, affermando in Pont. 2, 6, 3: «exulis hæc vox est: præbet mihi littera linguam, / et si non liceat scribere, mutus ero». Bisque duæ flebunt, me discedente, puellæ, quarumque maior nunc patris orat opem. Ut cito labenti succrescunt gramina rivo, sic adolet nostra virgo quaterna domo. La scena (segnata dall’unica similitudine che si registra nel carme) apre uno spiraglio sulla poco nota dimensione intima e domestica del Pandoni: le quattro figlie (quattro appunto, come si ricava anche da altri carmi, cui va aggiunto il figlio maschio Laurentius o Laurus, come il poeta alternativamente lo chiama) 36 sono presentate dal poeta in lacrime, mentre la maggiore di esse reclama giu‐ stamente il conforto e la presenza del padre. La similitudine, che accosta le figlie all’erba che cresce veloce lungo il corso d’un ruscello, riconcinna con abilità il ricordo d’Ovidio, Amores 2, 16, 9-10 (versi non a caso autobiografici che rievo‐ cano Sulmona fertile di biade e di viti, ricca d’erbe sempre rinascenti per lo scorrere di ruscelli), e in realtà l’intero passo è tramato di tessere classiche che mostrano di prediligere Ovidio (cfr., per esempio, gramina rivo e Ov., Met. 9, 656; patris pia pignora natos e Ov., Fast. 3, 775: patres sua pignora natos), un auctor ben presente al Pandoni, anche nella sua produzione piú ardua, rappresentata per esempio dai Fasti di cui il poeta reclamava copie agli amici corrispondenti. 37 Ovidio vi risulta un modello di calzante ispirazione soprattutto nei passi in cui piú incisiva risulta la topica dell’addio, della lontananza, del congedo disperato: la specifica movenza dell’addio alla moglie e alle figlie risulta infatti, a mio av‐ viso, ispirata da reminiscenze ovidiane, che restano sullo sfondo come apporti tematici (per esempio, Ov. Trist. 3, 3, 18; o 3, 4, 59 per il riferimento alla moglie), ma forniscono anche piú decisivi apporti (per esempio, Trist. 1, 3, 17 per l’addio alla moglie). 38 171 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 39 L’accorto ed enfatico riferimento alla moglie e alle figlie si presta a esser letto come erudita rivisitazione d’una precisa topica della letteratura dell’esilio. In proposito mi limito a ricordare i riferimenti alla moglie e ai figli nelle Ad familiares di Cicerone (con particolare attenzione per Fam. 14, 2, 3; 14, 3, 2), e l’accorata citazione della moglie in Ov., Trist. 3, 3, 18; 3, 4, 59. Sulla poesia esilica di Ovidio rimando a Formicola 2017, 15- 34 (e relativa bibliografia). All’addio alla moglie e alle figlie 39 segue il congedo dalla cerchia degli amici romani, che mostra quanto il Pandoni fosse inserito nei circoli culturali della città, e in particolare negli ambienti della curia pontificia (vv. 37-62 UVB): Quinetiam linquo tristes abiturus amicos, de quorum multis Cambius unus erat. Mirantur patres abitus interque loquuntur Deque patrum sermo plurimus ore cadit. Nemo tamen potuit tacitam cognoscere mentem, Nemo meæ potuit certior esse viæ. Consilium solus nosti et mea pectora solus, Melchior, o phidibus altera Musa meis. Me quamvis Tybris, me quamvis Martius ultro Sæpe vocet Campus et vocet urbis amor, Etsi nulla meam succendit gloria mentem, Ibit ad Anguigerum Musa vocata ducem. Iam tandem ad vates deflexit lumina divus Cæsar: adeste novem numina magna deæ! Imperat Augustus vivitque hoc tempore Cæsar: Surge, age, Musa, redi; surge, age, vive, Maro. Inde mihi venient animo vigilata sereno Carmina fatidico, carmina digna deo. Hic tuus, hic vates dicar, dignissima coniunx, Ne careas titulo nominis ipsa mei. Cessabunt luctus, suspiria nulla subibunt, Nulla tuas tinget roscida gutta genas. Hic stringunt lachrymas trepidæ, mea cura, puellæ, Nullaque de patris omine tristis erit. Accedo miræ laudis succensus amore Me trahit Anguigeri gloria summa ducis. Laddove di difficile identificazione risulta il Cambius pur citato con particolare enfasi, il Melchior del v. 44 (UVB) potrebbe invece esser facilmente identificato in Melchiorre Bandini da Camerino, cavaliere del Sacro ordine gerosolimitano, se‐ 172 Antonietta Iacono 40 Il Pandoni celebra Melchiorre nell’Elegia de illustribus poetis et oratoribus sui temporis defi‐ nendolo ai vv. 43-44 Nec tu mel vatum mihi non celebratus abibis / Melchior Aonidum qui sacra templa colis: cfr. Laurenza 1906, 215. Al Bandini il poeta dedica anche un carme che si legge in B, a c. 26 v , sotto il titolo Fratri Melchiori cancellario Rhodio (inc. Quid tua nos totiens properare ad limina prodest; expl. Melchior, hic Fabius semipoeta tuus). 41 Cfr. Coppini 1997. gretario e visitatore per l’Ordine in Francia nel 1446, presidente e procuratore ge‐ nerale nella curia di Roma sotto Paolo II, nel 1451 sicuramente legato di Niccolò V, e amico carissimo del poeta che in piú luoghi dell’opera ne tesse le lodi. 40 A quei passi che aprono uno spiraglio sulla dimensione piú intima e affettiva del poeta, l’orditura poetica affianca poi versi d’atmosfera cortigiana, una dimensione cui il Pandoni sintonizzò la sua vita, la sua poesia, la sua attività culturale. L’arrivo alla corte di Milano è immaginato da lui come l’approdo agognato che metterà fine alle sue miserie e alla disperazione della moglie e delle figlie (55-58 UVB): Hic tuus, hic vates dicar, dignissima coniunx, ne careas titulo nominis ipsa mei. Cessabunt luctus, suspiria nulla subibunt, nulla tua tinget roscida gutta genas. L’ultima sezione del carme è animata da una ispirazione drammatica, fortemente invettiva e satirica, che si traduce anche in una strenua orditura retorica e in forti coloriture che rimandano al modello della satira di Giovenale. Un modello che, di contro al canone satirico classico che dichiarava sempre gli archetipi, non è mai esplicitamente citato dal poeta, ma emerge nell’intensa, violenta e sofferta intonazione. Il contesto improprio in cui è calata l’ispirazione invettiva ci mette dinanzi a uno dei tanti risultati della contaminazione di generi e forme cui gli umanisti amarono sottoporre la lezione dei classici, riattualizzandola e rifunzi‐ onalizzandola. 41 E d’altra parte il Pandoni non era nuovo al genere satirico, dal momento che nel codice Conv. Soppr. J IX 10 (240) della Biblioteca Nazionale Centrale fiorentina, una delle piú complete raccolte dell’opera in versi del Pan‐ doni, si legge alle cc. 44 r -55 r un lungo e complesso componimento (tuttora ine‐ dito) che reca sin dal titolo la definizione di Satyra (inc. Mene tibi facilem quondam caput orbis et una; expl. casta cupidine penetrarant tela sagictæ). A Gio‐ venale riconduce senz’altro la tragica pittura della dilagante corruzione sociale che imbarbarisce Napoli (173-176 UV→145-148 B): Nam mea Parthenope iam facta est barbara: mores, Lingua habitusque virum barbariem redolet. Non possum mores patriæ sufferre vetustæ, Non possum Crassos Tantalidesque pati. 173 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 42 Cfr. Iuv. 3, 21-57. Da un lato, la satira III di Giovenale - con il suo complesso quadro di Roma come città in cui non c’è piú luogo per lavori onesti; anzi, in cui chi è onesto non può piú vivere 42 - offre una trama su cui poggiare la denuncia del decadimento di Napoli; dall’altro, la prima satira dello stesso Giovenale, soprattutto nei vv. 87- 117, fornisce l’apporto retorico dell’indignatio. L’uso del modello classico non è un mero ricalco, ma è come incanalato a rappresentare, in un’intensa attualiz‐ zazione, comportamenti e atteggiamenti (177-188 UV→149-160 B): Hic nullus rerum pudor aut reverentia divii Nullaque servatur gratia, nulla fides. Strangulat hic omnes funesta pecunia, vincit Bella Venus, vincit et Ganymedis amor. Es leno impurus, placet alea, fallis amicos, Es tandem dignus fulmine? Divus eris! Quid refert viris tanto indulgere labori Quidve bonas artes edidicisse iuvat? Non est virtuti quisquam locus, usquam triumphat Sanguinis atra sitis et comes invidia. Corrupti mores, corrupta tempora magni Principis in patriam qui tulit arma meam. La matrice giovenaliana è svelata nella contaminazione dei versi 12-13 della de‐ cima satira: «sed pluris nimia congesta pecunia cura / strangulat et cuncta exupe‐ rans patrimonia census», che dà vita al verso sentenzioso Strangulat hic omnes funesta pecunia (v. 179 UV→151 B). Il recupero della preziosa tessera giovenaliana definisce il contesto poetico in cui l’autore intende muoversi nel costruire il com‐ plesso epilogo del carme: l’appoggio alla satira retorica di Giovenale legittima a un tempo l’orditura retorica dei versi e il temperamento incline al patethikon, in cui s’incunea anche la reale esperienza esistenziale dell’uomo e del poeta. L’alta mo‐ ralità di cui il poeta si fa rappresentante e che lo costringe ad allontanarsi da una patria pure amata, onorata ed esibita come cifra d’identità e d’appartenenza vi spiega l’assoluto predominio della feroce denuncia moralistica, della decadenza del costume e della politica a Napoli e alla corte dei sovrani aragonesi. Il lusso d’oltre‐ mare importato dalla corte aragonese, la magnificentia esaltata dagli umanisti come la cifra connotante il regno di Alfonso, sono proposti in una luce negativa e con‐ siderati come la causa del disfacimento e della decadenza morale della città, dove non c’è piú posto per la virtú e su tutto trionfa la sete di sangue e l’invidia sua 174 Antonietta Iacono 43 Il verso 186 UV→158 B è costruito attraverso l’accostamento incrociato di due versi sug‐ gestivi che rimandano al Seneca tragico: Oct. 144: sanguinis diri sitis (ma cfr. anche Prud., Ham. 1, 396) e Herc. O. 613: prodire paras, comes invidia est. 44 Il motivo del sovrano straniero proveniente dai confini della terra era stato applicato al Magnanimo già da Guarino Veronese, che in una lettera dell’ottobre del 1442 non esitava a dichiarare le proprie riserve nei suoi confronti: cfr. Guarino Veronese 1915, II, 427. L’in‐ degnità d’Alfonso a esser re si rintraccia come motivo topico anche in certa poesia popo‐ lare toscana coeva: cfr. Flamini 1891, 131-132. 45 Sul poemetto vd. Iacono 2017b, 63-90. compagna, sanguinis atra sitis et comes invidia. 43 Il riferimento a mores, lingua ha‐ bitusque virum che puzzano di barbarie ha una sua pregnanza: si appunta infatti sugli specifici cambiamenti che investirono la società napoletana con l’entrata d’un sovrano straniero (e barbaro) che portava con sé i suoi funzionari da una terra lontana, innestando Napoli e il regno all’interno del sistema politico e ammi‐ nistrativo della corona d’Aragona. 44 Il Pandoni si appropria di motivi precisi della propaganda filo-aragonese e li rilegge in una prospettiva satirica e negativa alla luce del tipico moralismo suntuario che condannava le innovazioni di comporta‐ menti sociali come mode cortigiane e ne identificava, cosí, la paternità nei cos‐ tumi d’una corte allogena, estranea al mos maiorum napoletano. Ci troviamo, dunque, dinanzi a una vera e propria palinodia con doppia partitura, politica e moralistica, che pare voler rinnegare un decennio e piú di lodi e celebrazioni per Alfonso composte dal poeta, a partire dal Triumphus Alfonsi regis, il poemetto con cui l’umanista si presentò al Magnanimo ottenendone il favore. 45 Un passo del se‐ condo canto proprio del Triumphus ci offre un significativo termine di paragone per tale palinodia (vv. 94-120): Sed tua Parthenope regum certissima sedes Quæ tibi Romanos dederit servata triumphos, Hanc cecinit regis memorandam in sæcula laudem: ‹Rex, decus Hesperiæ, genus alto e sanguine regum Innumeros populos et regna ingentia centum Qui subigis, proavos imitatus et alta parentum Nomina, quo incolumi nullum sperare timorem Possumus, o Siculi, spes tandem et gloria, salve. Salve iterum dive Cæsar, salve omnibus une, Une tamen dilecte Deis. Tibi sidera et auster Militet æthereus, tua Mars tibi vota secundet, Fortunetque armatus iter seu lætus ad Indos, Ad Thetidis seu pergis aquas gelidosque Triones, Seu Libyem irrigui terres trepida ostia Nili, 175 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 46 Cito da Nociti 1895, XXII-XXIII. 47 Su tale rappresentazione e sui suoi supporti ideologici rimando a Cappelli 2016, 168- 175; e Iacono 2017b, 79-82. 48 In proposito vd. Barreto 2013, 95-103. 49 Cfr. Iacono 2017b, 80-81. ut tua Cæsareis veneremur gesta triumphis. Te mage nemo pius, bello nec clarior; adde Iustitiam sanctamque fidem et moderamina rerum. Dicam equidem in medium felicia tempora, dicam Felicem hanc patriam et qui te sub Cæsare vivunt. Te duce, parta quies populis, te pacis amatæ Auctoremque ferunt; duce te, virtusque pudorque Iam subeunt; periere simul scelus omne nefasque Et scelerum damnata fides, periere tyramni, Et, duce te, fulvi redierunt sæcla metalli. Tu pacis fundator ades, nisi numina fallant, Læta vetus veteres faciet tibi Roma triumphos Altaque Cæsareas statuent Capitolia pompas›. 46 Il poeta vi poneva sulla scena la città di Napoli che, personificata, prendeva la parola per rivolgere al vincitore Alfonso una lunga e accorata apostrofe cele‐ brativa all’interno del trionfo allestito per il re conquistatore. I vv. 96-120 del Triumphus celebravano infatti Alfonso non solo quale re di stirpe essa stessa regale e guerriero vittorioso, ma anche quale pacis fundator, secondo uno dei motivi piú fortunati del mito del Magnanimo, quello del re pacificatore e garante di pace. 47 L’iconografia alfonsina acquisí a tal punto il motivo che nelle medaglie coniate dal Pisanello il ritratto d’Alfonso è accompagnato dall’epigrafe Trium‐ phator et pacificus; nelle iscrizioni dell’arco di trionfo Alfonso volle che fosse posta l’epigrafe «Alphonsus rex Hispanus, Siculus, Italicus, pius, clemens, in‐ victus»; e nella pagina iniziale splendidamente miniata del codice 831 della fio‐ rentina Biblioteca Riccardiana contenente i Gesta di Bartolomeo Facio, cam‐ peggia affianco alla figura di un guerriero su un cavallo bardato di rosso la scritta «Alfonsus rex pacis». 48 All’esaltazione del valore guerriero del Magna‐ nimo il poeta fa seguire nel Triumphus - ancora per bocca di Parthenope - il catalogo delle virtú di pietas, iustitia, fides, temperantia che il re incarna, an‐ nunciando poi i tempi nuovi che la città s’accingeva a vivere sotto la guida del re e della sua dinastia come novella e tà dell’oro (v. 116: Et duce te fulvi redierunt sæcla metalli), un’epoca di pace, priva di scelleratezze e di tirannie, secondo un topos particolarmente caro alla storiografia dinastica aragonese. 49 176 Antonietta Iacono 50 Cfr. Cappelli 2016, 43-77. 51 Il Panormita aveva per esempio affermato nel De dictis et factis Alfonsi regis che «Sola Hi‐ spania Romæ atque Italiæ imperatores ac reges dare solita est. At quales imperatores aut quales reges? Traianum, Adrianum, Theodosium, Archadium, Honorium, Theodosium al‐ terum», e inserito Alfonso in quella linea dinastica celebrandolo addirittura come un cam‐ pione che superava tutti i suoi predecessori per una religio ch’egli voleva vera e unica sa‐ pientia: «postremo Alfonsum, virtutum omnium vivam imaginem, qui cum superioribus his nullo laudationis genere inferior extet, tum maxime religione, id est vera illa sapientia, qua potissimum a brutis animalibus distinguimur, longe superior est atque celebrior». Cfr. Pan‐ hormita 1538, 105-106. Sulla Laus Hispaniæ come topos della Laus Alphonsi vd. Delle Donne 2016, 34-41. Di contro al preludio celebrativo contenuto nell’antico poemetto composto un decennio prima, tra il ’43 e il ’44, in questo componimento il poeta individua nello sfarzo della corte alfonsina l’esca della dissolutezza che aveva travolto senza limiti la città, in piena sintonia con la letteratura non allineata (188-196 UV→161-168 B): Emicat Astræi pennata per æthera virgo Virgoque virginibus it comitata tribus. Hei mihi, nulla sacris dantur sua dona poetis, Virtutum nulla præmia, nullus honos. Unus adulator socium ducit agmina et aures Principibus hic solus datque adimitque sacri. Non sic cognomen Tarquinum odere Quirites, nomen ut exorret nescia turna meum. Rispetto al mito della Napoli alfonsina il capovolgimento è perfetto: alla città sede di scuole d’antica tradizione sapienziale, alla capitale d’un regno governato da un principe che incarna un ben definito sistema di virtú sociali e politiche compren‐ dente la clementia, la pietas e la iustitia, a quel locus d’edenica bellezza, 50 il poeta oppone un luogo di disfacimento morale abbandonato dalla giustizia significata dalla dea Astrea, da ogni senso di religiosità e di rispetto significato dalle tre dee che formano il corteggio di Astrea, ovvero Fede, Speranza e Carità; insomma un luogo dove non c’è piú spazio per lo ius, per le arti liberali e, soprattutto, per la poesia. Al mito dell’età alfonsina come novella e tà dell’oro, come tempo di rinnovamento e di pace, il Pandoni contrappone un’attualità fatta da corrupti mores nei corrupta tempora d’un principe che ha osato volgere le armi contro la sua patria. E la con‐ trapposizione, tutta giocata su di una precisa identità morale della città rinnegata e decaduta, trova nella figura d’Alfonso il suo fulcro, sicché al sovrano di cui la lette‐ ratura di corte vantava la provenienza spagnola, da una terra che aveva partorito a Roma una schiera d’illustri imperatori (di cui il Magnanimo sarebbe stato l’ultimo e piú eccelso rappresentante), 51 il Pandoni oppone un principe straniero, sí, ma anche 177 Esilio e satira in un epigramma di Porcelio de’ Pandoni 52 L’opposizione proposta tra mores nativi austeri e puri e mores importati e barbari ricalca, a mio avviso, l’opposizione costruita da Giovenale tra i costumi della Roma antica e i costumi grecizzanti della Roma coeva (vd. soprattutto Iuv. 3, 73-80). 53 Cfr. Delle Donne 2015, 67-73. 54 Anche in quel passo il Pandoni si serve, a mio avviso, di reminiscenze delle Satire di Giove‐ nale: cfr. soprattutto Iuv. 3, 109-111: «Præterea sanctum nihil †aut† ab inguine tutum, / non matrona laris, non filia virgo, nec ipse / sponsus levis adhuc, non filius ante pudicus». 55 Cfr. Cappelli 2016, 37-38, 48-50. 56 Cfr. Zannoni 1895, 104-122. 57 Del Panormita, che fu un intellettuale brillante, dal temperamento arguto e faceto, cultore dell’epigramma osceno e corrosivo, sbozza un ritratto il Pontano in piú luoghi della sua opera: per esempio nel carme I 28 del Parthenopeus (in Pontano 1902, II, 87) definendolo, ai vv. 1-2, decus elegantiarum / atque idem pater omnium leporum; facendone a piú riprese, nel De sermone (I 18; III 17; V 2; VI 1), il prototipo dell’uomo faceto (cfr. Pontano 1964, 28, 103, 172, 173, 177); e celebrandolo nel dialogo intitolato Antonius, a lui appunto dedicato (cfr. Pontano 1943, 49-119). Il Pandoni dovette invece avere un carattere meno aperto del Panor‐ mita, ed essere scontroso e pronto al litigio e alla disputa. Anche dal punto di vista poetico i due furono distanti: alla predilezione del Panormita per la poesia epigrammatica, brillante, incline talora anche all’oscenità, il Pandoni opponse una netta predilezione per la poesia epica di matrice virgiliana, pur senza rifiutare la produzione epigrammatica, in cui diede belle prove. Entro della corte alfonsina i due mantennero le distanze e si trovarono anzi, in taluni casi, scopertamente avversarî: cosí, la vicenda che culminò nella partenza da Napoli del Valla vide il Pandoni schierato decisamente contro il Panormita e il Facio. In proposito vd. Iacono 2017, 52-53. 58 Cfr. Sabbadini 1917, 495-501; e Coppini 1985, 355-373. barbaro, che con i suoi costumi ha contaminato un’intera città; 52 al sovrano conno‐ tato da una purezza quasi monacale dei costumi, 53 il Pandoni contrappone il mo‐ narca d’una città dissoluta e in preda a devianti brame sessuali; 54 al sovrano che si vuole l’incarnazione perfetta di un sistema di virtú comprendente fortitudo, cle‐ mentia, iustitia e gravitas, protettore di artisti e poeti, giusta il mito costruito da Bartolomeo Facio nei Commentarii e da Antonio Panormita in quell’opera singo‐ lare e sfuggente che fu il De dictis et factis Alfonsi regis, 55 il Pandoni sostituisce qui la figura di un principe aggressore (v. 188 UV→160 B: in patriam qui tulit arma meam), ma debole, in quanto assoggettato alla volontà di un adulatore che ne dis‐ serra e richiude a proprio piacimento le orecchie. La citazione dell’adulatore, poi, non è solo mera rievocazione letteraria della adulandi gens prudentissima di Giove‐ nale 3, 86, ma anche rappresentazione icastica della realtà subita dall’umanista: l’a‐ dulatore subdolo la cui figura vien posta all’apice del fosco quadro di dissolutezza che coinvolge insieme corte e città va infatti identificato in Antonio Panormita, in‐ fluente consigliere del Magnanimo e nemico giurato del Pandoni: 56 l’incompatibi‐ lità tra i due che, determinata da radicali differenze di carattere, di gusti poetici, di schieramenti ‹politici›, 57 si fa risalire persino al 1432-33, seppur intervallata da pe‐ riodi d’apparente non belligeranza rese sempre tumultuose le loro relazioni. 58 178 Antonietta Iacono 59 Rimando al ritratto dello Sforza come tiranno e despota che si legge in un poemetto del Pandoni in lode del condottiero Niccolò Piccinino. Il poemetto, databile all’epoca della guerra detta della Marca d’Ancona combattuta a partire dall’estate del 1443 da Filippo Maria Visconti e da Alfonso per espellerre Francesco Sforza dalla Marca onde restituirla al dominio della Chiesa, si legge a cc. 65 v -68 r del citato codice Conv. Soppr. J IX 10 (240) della Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze col titolo Nicolao Picinino exercitus Ec‐ clesiæ imperatori clarissimo / Porcelius poeta felicitatem et triumphum dicit; nonché a cc. 52 v -54 r di B col titolo In laudem Nicolai Picinini: in proposito vd. Iacono 2017a, 163-171. Il disperato sfogo autobiografico si condensa poi in una nota sentenziosa di sapore liviano (cfr. Liv. 2, 2, 3), in cui il poeta dichiara che ormai a Napoli il suo nome è odiato piú di quanto fosse quello dei Tarquinii a Roma. Il doloroso addio a Napoli s’acquieta allora solo nella speranza d’esser accolto alla corte sforzesca e nella promessa finale di un canto (tipica prassi del Pandoni) che avrà a oggetto i fortia facta del duca (vv. 197-204 UV→169-176 B): Ergo vale, o præsul, divina e prole Columnæ, solus honestatis splendor honorque lyræ. Et vos, o nati, vos, coniugis ora pudicæ, Turba puellarum, quæ mea corda premis. Nam mea Sforcigenam plenis petet aurea velis Musa ducem, cuius fortia facta canam. Hic pacem bellumque gerit sub fortibus armis: Dat Latio leges et favet ingeniis. Ma anche quei versi che modellano il ritratto dello Sforza su quello di condottieri e sapienti politici dell’Antichità (Hic pacem bellumque gerit sub fortibus armis: / dat Laio leges et favet ingeniis) è una palinodia di versi antichi in cui il poeta s’era scatenato contro lo Sforza dipingendolo come un tiranno perverso e ingiusto 59 - contraddizione, questa, concessa dalla pragmatica etica adottata da un intel‐ lettuale alla ricerca di mecenati, di stipendî e di privilegi. Bibliografia Barreto, Joanna: La majesté en images: Portraits du pouvoir dans la Naples des Aragon, Roma 2013. Cappelletto, Rita: Per l’edizione critica di un’elegia del Porcelio, in: Vincenzo Fera / Gia‐ como Ferraú (edd.): Filologia Umanistica: Per Gianvito Resta, I, Padova 1997, 241-266. Cappelli, Guido: Porcelio de’ Pandoni: De vita servanda a regum liberis, Letteratura ita‐ liana antica 5, 2004, 211-226. 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Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo Das ‚gefühlte Exil‘ Ludovico Emilio Boccabellas Burkhard Krieger (Leipzig) Zunächst soll der weitgehend unbekannte Dichter Ludovico Emilio Boccabella kurz vorgestellt werden, um anschließend die Darstellung seines „Exils“ zu un‐ tersuchen, inwieweit sie der historischen Wahrheit entsprechen kann oder ob sie eher auf literarischem Spiel nach dem Vorbild Ovids beruht. Der aus einer adligen Familie stammende Dichter Ludovico Emilio Bocca‐ bella, 1 bisher im „Dizionario Biografico degli Italiani“ unter dem Namen Paolo Emilio Boccabella geführt, 2 kommt aus Rom und ist im Jahr 1453 geboren. Eine gewisse Bedeutung hat er durch sein Mitwirken in der Römischen Akademie um Pomponio Leto erlangt, eine der schillerndsten Figuren des Humanismus in Italien des Quattrocento. Dadurch kam Boccabella, wie sich auch anhand seiner Gedichte belegen lässt, mit sehr vielen weiteren zeitgenössischen Größen in Kontakt, darunter Bartolomeo Platina, Domizio Calderini, Giannantonio Cam‐ pano, Francesco Filelfo und Porcelio de’ Pandoni. Bekannt ist Boccabella auch durch sein Mitwirken an einer gedruckten Gedichtsammlung für Alessandro Cinuzzi, einen Pagen Pietro Riarios. 3 Nachdem sein erster Mäzen, der Kardinal Pietro Riario, im Januar 1474 über‐ raschend verstorben war, fand Emilio Boccabella wohl noch im gleichen Jahr mit dem Kardinal Francesco Gonzaga aus Mantua einen neuen Förderer. Doch unter Gonzagas Ägide musste Boccabella im Jahr 1475 Rom verlassen. Auf Be‐ treiben seines neuen Mäzens war er gezwungen, nach Bologna zu gehen, um dort ein Jurastudium aufzunehmen. Im September 1480 wurde Boccabella jedoch 4 Die Zählung der Gedichte beruht auf der in meiner Dissertation (Krieger 2017) vorge‐ nommenen Zählung, die sich an der Reihenfolge der Gedichte in der Weimarer Hand‐ schrift orientiert. 5 Im Codex Vatikanstadt, BAV, Ottob.lat. 2280 steht statt aut Tharson excoluitque die Wendung excoluit Niliacamque. in Bologna von seinem Bruder Alessandro Boccabella vermutlich während eines Streits erstochen. Sein früher Tod erklärt das überschaubare literarische Erbe des Dichters, das hauptsächlich auf vier Epigrammbüchern beruht, die in ihrer Gesamtheit allein in der Handschrift Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Q 114, überliefert sind. Weitere Überlieferungsträger einzelner Bücher sind die Handschriften Va‐ tikanstadt, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat.lat. 3603 (Buch 1); ibidem, Ottob.lat. 2280 (Buch 1-3); Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, XII 178 (= 4025, Buch 4). Die Aufnahme des Studiums in Bologna bildet einen Bruch in der Biographie Boccabellas. Zu seinem Gang in die „gelehrte Stadt“ schreibt er in dem Gedicht Io. Francisco de Gonzaga (2, 3, 5-12), das sich an Giovanfrancesco Gonzaga richtet, den jüngeren Bruder Francesco Gonzagas, folgendes: 4 Accipe Felsineae quid agam nouus accola terrae Quiue recens patria traxit ab urbe calor. Romulides quondam ueluti studiosus Athenas Aut Rhodon aut Tharson excoluitque Pharon, 5 Hic ego sic aliquos statui dare legibus annos, Consilio fratris praesidioque tui. In proprijs Laribus permissa licentia rerum Ad palmam recta non sinit ire uia. (Höre, was ich als neues Bewohner der Erde Bolognas mache, Oder welcher Eifer mich aus der heimatlichen Stadt geschleppt hat. Wie einst der wissbegierige Nachkomme des Romulus Athen, Rhodos, Tharsos oder Pharos beehrt hat, So habe ich beschlossen, hier einige Jahre den Gesetzen zu widmen, Auf den Ratschlag und unter dem Schutz deines Bruders. In den eigenen Laren lässt mich die erlaubte Zügellosigkeit in den Dingen Nicht auf dem rechten Weg zur Siegespalme marschieren). Mit dem Verb statui deutet Boccabella zwar an, dass die Entscheidung, Rom zu verlassen und ein Studium in Bologna aufzunehmen, auf ihn selbst zurückgeht. Aber im Pentameter des gleichen Distichons lässt er keinen Zweifel darüber 184 Burkhard Krieger 6 Nach Tissoni studierte Boccabella „con poco piacere“, was bei eingehender Betrachtung der Gedichte als Untertreibung gelten muss (Tissoni Benvenuti 1986, 47). 7 Den Ausdruck non inmemor hat Boccabella Ov. Trist. 1, 1, 17 entlehnt. Eine hilfreiche Zusammenstellung vom Gebrauch bestimmter Wörter in Ovids Exildichtung findet sich in Nagle 1980, 63-69, und, darauf aufbauend, in Stevens 2009. aufkommen, dass die treibende Kraft hinter dieser Entscheidung der Bruder Gio‐ vanfrancesco Gonzagas war, d. h. sein neuer Mäzen Francesco Gonzaga. Bocca‐ bella stand in einem Klientelverhältnis gegenüber seinem Mäzen, wie er in der Prosapräfatio zum vierten Buch darlegt: […] quin ad innocentiam fidem obseruantiamque nominis tui dies ac noctes plurimas assumpsi, ut optimum clientem decet […]. ([…] ja ich habe sogar zur Rechtschaffenheit, Ehrenhaftigkeit und Hochachtung deines Namens Tage und Nächte auf mich genommen, wie es sich für einen sehr guten Kli‐ enten gehört […]). Das Studium in Bologna trat Boccabella wohl im Jahr 1475 an. Dies geht aus der Präfatio des zweiten Buchs hervor, in dem Boccabella vom „im vorherigen Jahr aufgenommenen Studium“ spricht: Etsi uereor a multis argui posse hoc mihi studium carminis repetitum, quod superiore anno missum feci legibus omnem uitam atque operam daturus […]. (Wenn ich auch fürchte, dass [mir] von vielen diese von mir wieder aufgegriffene Begeisterung um die Dichtung vorgeworfen wird, welche ich im vorherigen Jahr nie‐ dergelegt hatte, als ich [mein] ganzes Leben und alle Mühe den Gesetzen widmen wollte, […]). Seine Studienzeit in Bologna stellt Boccabella in seinen Gedichten als ein seel‐ isches Martyrium dar, das in erster Linie mit Heimweh begründet wird. 6 Wie‐ derholt (in mehr als zehn Gedichten) bittet er seinen Mäzen Francesco Gonzaga darum, ihn nach Rom zurückgehen zu lassen (2, 1; 2, 15; 2, 30; 2, 32; 2, 43; 2, 48; 2, 56; 3, 1; 4, 7). Bereits in Gedicht 2, 1, keine zwei Jahre nach Beginn seines Studiums in Bologna, lässt Boccabella diesen Wunsch vorsichtig anklingen (19- 20): Forsitan et nostri non immemor unus et alter Te capient, ut me tunc redijsse putent. 7 (Vielleicht wird der eine oder andere, der unser nicht uneingedenk ist, Dich einnehmen, damit sie glauben, dass ich dann zurückkehre). 185 Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo 8 Vita seuera mit gleicher Stellung im Vers bei Ov. Am. 2, 10, 16. Dort wünscht Ovid den Feinden genau das Leben, das Boccabella gerade seinen Worten nach erduldet. Me tenet erinnert an Ov. Trist. 3, 4b, 2 und Tib. 1, 3, 3, wo der Dichter darüber klagt, dass er krank in einem Ort fern der Heimat liegt. 9 Trombetti Budriesi 1988, 148. 10 Remeare findet sich in dieser Stellung häufiger in der antiken Dichtung. Mit domum bzw. einem verwandten Objekt (penates) allerdings nur bei Stat. Silv. 3, 5, 12. Der Vers bezieht sich auf Odysseus, der nach zwanzigjähriger Abwesenheit nach Hause zurück‐ kehrt. Eventuell will Boccabella genau darauf anspielen: Der mythologische Held kehrte nach langer Wartezeit in die Heimat zurück. Die nächste Andeutung erfolgt in dem Gedicht Ad Musam (2, 15, 11-12): Illuc Felsinea ueniam cessurus ab urbe, In qua me studij uita seuera tenet. 8 (Dorthin [sc. Rom] werde ich kommen, indem ich die Stadt Bologna verlassen werde, In der mich das harte Leben des Studiums festhält). Die Härte des Studiums, über die sich Boccabella beklagt, uita seuera studii, muss sich allerdings nicht auf Boccabellas Heimweh beziehen, sondern kann auch allein auf das Studium und den großen Konkurrenzkampf gemünzt sein, der an der Universität herrschte und der dem - nicht nur in diesem Gedicht - kranken Dichter eventuell auf das Gemüt schlug. 9 Die Betonung, dass der Gang in seine Heimatstadt Rom ihn von dem Druck des Studiums befreie, ist jedoch als Indi‐ kator zu sehen, dass ihm nicht nur das Studium, sondern auch Bologna als Stadt missfällt. In Gedicht 2, 32, 1-4, das sich an Domenico Foschi richtet, wird Boccabella konkreter. Domenico Foschi stammte aus Rimini und lebte, wahrscheinlich als Schreiber in der Kanzlei, schon länger in Bologna. Darüber wundert sich Boc‐ cabella in seinem Gedicht. Er bringt sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass Domenico Foschi bereits acht Jahre lang in Bologna lebe, wohingegen er selbst es kaum so viele Monate ausgehalten habe: Octonos tenuit te Felsina docta per annos In patriam nec mens ulla redire tibi est. Ipse ego uix potui laetus tot uiuere menses, Hic sitio Latiam dum remeare domum. 10 (Acht Jahre lang hält dich das gelehrte Bologna Und du trägst keinen einzigen Gedanken, in die Heimat zurückzukehren. Ich selbst habe kaum so viele Monate [hier] fröhlich leben können, Während ich mich hier danach sehne, nach Hause zurückzukehren). 186 Burkhard Krieger 11 Skythien steht in der antiken Literatur schon immer für große Kälte, vgl. z. B. Lucr. 1, 13; Prop. 4, 3, 47-48; Ov. Met. 2, 224; Ov. Pont. 1, 3, 37. 12 Vgl. eventuell Lucr. 3, 299-300 (et gelidas citius per viscera concitat auras, / quae tremulum faciunt membris existere motum) und zuvor in Vers 291 (ciet horrorem membris). Die Verse sind ein Hinweis darauf, dass Boccabella das gelehrte Bologna gera‐ dezu als ein „Provinznest“ ansieht. In diese Richtung weist auch eine despek‐ tierliche Äußerung in Gedicht 4, 41, 24. Dort schimpft er Bologna einen ager sterilis. Neben der Strenge des Studiums und der Verachtung der Stadt führt Bocca‐ bella als weiteren Ablehnungsgrund für einen weiteren Aufenthalt in Bologna das dortige Klima an. Mehrfach schreibt er seinem Mäzen Kardinal Francesco Gonzaga, dass in Bologna „skythische Zustände herrschten“, 11 beginnend in Ge‐ dicht Cardinali Mantuano (2, 43, 11-12): Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo, Quae ter in Elysias paene coegit aquas. (Und schlimmer als der skythische Himmel scheint mir Bologna, das mich dreimal fast zu den elysischen Wassern zwang). Das skythische Klima Bolognas habe Boccabella bereits mehrmals beinahe in die Unterwelt befördert. Mit der Übernahme des ovidischen, in der neulateini‐ schen Dichtung sonst nicht belegten Ausdrucks Scythicum caelum (Ov. Pont. 4, 9, 81: quaere loci faciem Scythicique incommoda caeli) weist Boccabella darauf hin, dass er sich in Bologna als Exilant wie Ovid in Tomis bei den Geten fühlte. In dem Gedicht Diuo Francisco Cardinali Mantuano (3, 1, 16-21) folgt die nächste Klage: Quare me Ioue crassiore natum Romano gelidus molestat äer Felsinus studio datum Mineruae. Annus uix abijt quater citatus Inferni Ditis horrui tribunal. Nec dum squalor abest. […] 12 (Deshalb belästigt mich, der ich unter einem dichteren Himmel geboren bin, Dem römischen, die eiskalte Luft Bolognas, mich, der ich mich dem Studium der Minerva hingegeben habe. Kaum geht ein Jahr hinweg, [schon] viermal herbeigerufen Habe ich gezittert vor dem Gericht des unterweltlichen Dis. Noch [immer] ist die Unwirtlichkeit nicht fern. […]). 187 Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo 13 Vgl. den Ausdruck uita perdita in Val. Max. 3, 5, 1. Auch hier wird das Motiv der Kälte angeführt, verbunden mit dem anschlie‐ ßenden Verweis auf die Unwirtlichkeit des Exilortes. Schon Ovid schildert z. B. in Trist. 3, 10 die Winter in Tomis, die für ihn eine große physische und seelische Belastung bedeuteten. Verknüpft werden die ovidischen Exilklagen über die Kälte und die barbarischen Zustände in Tomis mit dem Motiv der Krankheit, wie es in Trist. 3, 3, aber auch Tib. 1, 3 auftaucht. Dort befindet sich Tibull, der seinen Mäzen Messalla begleitet hatte, krank auf der Insel Corcyra. Die drastischer werdenden Schilderungen von Kälte, Unwirtlichkeit und Krankheitsfällen in Bololgna dienen Boccabella dazu, seinen Mäzen Francesco Gonzaga - wie einst der verbannte Ovid Augustus - wiederholt darum zu bitten, ihn nach Rom zurückkehren zu lassen. Diese Bitte folgt auch nach dem oben zitierten Ausschnitt aus Gedicht 3, 1, in den Versen 21-24: […] Ut ergo possim, Quod restat mihi, mitiore caelo Sanus ducere tempus otiosum, Da sedem placidae nouam quieti, […] ([…]. Damit ich es daher vermag, Was mir verbleibt, unter einem milderen Himmel Die der Muße ergebenen Zeit gesund zu verbringen, Gib einen neuen Wohnsitz von gefälliger Ruhe, […]). Der Ausschnitt verdeutlicht, dass sich Boccabella während seines Aufenthalts in Bologna als Flüchtling fühlt. Der Ausdruck da sedem wird von römischen Epikern in einschlägigem Kontext verwendet, und zwar in den Punica des Silius Italicus, wo Venus das Schicksal ihres Sohnes Aeneas beklagt, da sedem, genitor (Sil. 3, 567), und in Statius’ Thebais, wo Bacchus sich als Opfer Juppiters be‐ trachtet, da sedem profugo (Theb. 7, 182). In Boccabellas Gedicht 4, 7, das sich an einen Freund richtet, der krank darnieder liegt, bringt der Dichter seine ganze Verbitterung über das Leben in Bologna zum Ausdruck (10): Hic uitam mihi perditam recepi. 13 (Ich habe hier [in Bologna] ein mir hoffnungsloses Leben aufgenommen). Die von den Humanisten gerne benutzten Motive des Nordens, der Kälte bzw. des Winters und der Krankheit bis hin zum Tod in der Fremde leiten sich, wie Bernhard Coppel in Bezug auf den Humanisten Petrus Lotichius Secundus (1528-1560) bestätigt, „archetypisch von der Elegie her: Das Nord- und Win‐ 188 Burkhard Krieger 14 Coppel 2001, 22. 15 Zu den geographischen Gegebenheiten in Tomis und zur historischen Wahrheit der Schilderungen Ovids siehe u. a. Helzle 2006. 16 Die Fügung Stygia unda findet sich häufig in der antiken lateinischen Dichtung, u. a. in Ov. Trist. 1, 2, 65 und 5, 9, 19. termotiv von der Exilpoesie Ovids, das Gedichtthema des se aegrotante von Ti‐ bulls Krankheit auf der Insel Corcyra und von Ovids Krankheit in Tomis.“ 14 Es liegt auf der Hand, dass Boccabella mit dem Rückgriff auf die beiden römischen Elegiker, aber auch auf Statius und Silius Italicus ein literarisches Spiel betreibt. Denn wie sollten die Klagen über das skythische Bologna in den Ohren seines Mäzens Francesco Gonzaga geklungen haben, an den die Gedichte mit Bitte um eine Rückkehr nach Rom gerichtet sind? Ovid konnte mit seinen Klagen über die barbarische Kälte bei aller Übertreibung noch ein gewisses Maß an Über‐ zeugungskraft gewinnen, allein aus Unwissenheit der Leser über seinen fernen Verbannungsort. 15 Doch in Anbetracht der Tatsache, dass Francesco Gonzaga aus dem - von Bologna aus betrachtet - nördlicheren Mantua stammte, liegt die Vermutung nahe, dass Boccabellas Klagen über die skythische Kälte in der emi‐ lianischen Universitätsstadt bei Gonzaga eher für Erheiterung sorgten und nicht ernst genommen wurden. Mit Blick auf Boccabellas Darstellung seines ‚Exils‘ in Bologna stellt sich daher die Frage nach dem Verhältnis von literarischer Fiktion und historischer Wahrheit. Es ist möglich, dass Boccabella aufgrund seines Gesundheitszustands die Winter in Bologna als hart empfunden hat. In seinen Gedichten thematisiert er auffällig oft, mindestens elf Mal (2, 15; 2, 24; 2, 30; 2, 45; 2, 48-49; 2, 56; 3, 36; 3, 62; 3, 63; 4, 64), eine eigene Erkrankung. Trotz des bereits dargelegten literari‐ schen Spiels, das hier in Anlehnung an Tibull und Ovid geboten wird, sind die Krankheiten keine bloße Erfindung, was sich zumindest für das Gedicht Ad Musam 2, 15 belegen lässt. Dort schreibt Boccabella, dass er todkrank gewesen sei (1-2): Iam prope me Stygia Charon deduxerat unda, 16 Visus et ex oculis non nisi mortis erat. (Schon hatte mich Charon fast auf dem stygischen Gewässer fortgeführt, Und aus meinen Augen kam kein Blick außer dem des Todes). Dass es sich nicht nicht um eine reine Hyperbel handelt, um Mitleid zu erregen und dem in 2, 15, 11 geäußerten Wunsch Nachdruck zu verleihen, Bologna ver‐ lassen zu dürfen, beweist das nachfolgende Gedicht Baptistae Mantuano Poetae (2, 16). Es richtet sich an einen der berühmtesten und angesehensten Dichter 189 Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo 17 Erasmus 1906, Bd. 1, Epist. 49, p. 163, ll. 96-101. 18 Zur seltenen Formulierung ius habere in vgl. Ov. Met. 13, 918-919. 19 Spagnoli selbst bedient sich in Sylv. 4, 1, 19-20 und 27-28 ebenfalls des Kälte- und Nordmotivs, um von dem Vizekanzler Mailands eine Rückkehr nach Hause zu erwirken. Mit großer Sicherheit konnte er daher Boccabellas Heimweh nachvollziehen. seiner Zeit, Giovanni Battista Spagnoli (Baptista Mantuanus), den Erasmus in einem Brief Vergilius Christianus nennt. 17 In diesem Gedicht bedankt sich Boc‐ cabella bei Spagnoli für ein Gedicht an Apollon, in dem dieser den Heilgott gebeten habe, sich für die Gesundheit seines Freundes einzusetzen: Carmine, quo nostrae Phoebum, Baptista, saluti Sollicitas, maius nemo dedisse potest. Tum quia testatur ueri graue pectus amici Et uideor membris firmior esse meis. (Niemand kann etwas Größeres gegeben haben als das Gedicht, Mit dem du, Battista, Phöbus, für unsere Gesundheit tätig werden ließest. Daraufhin, weil es die kranke Brust des wahren Freundes bezeugt, scheine ich kräftiger in meinen Gliedern zu sein). Tatsächlich findet sich in Spagnolis Silven das Gedicht (2, 7). In dessen Über‐ schrift und in den ersten beiden Versen ist herauszulesen, dass Boccabella krank ist und Apollon daher um Hilfe angerufen wird: Deprecatio pro salute Aemylii Romani Phoebe quid Aemylio febrem sinis esse molestam? In tua quid iuris corpora languor habet? 18 (Bitte um Gesundheit für Aemilius Romanus Phöbus, warum lässt du zu, dass Aemilius ein beschwerliches Fieber hat? Welche Macht hat die Mattigkeit über deinen Körper? ). Der Kontext des Gedichts legt nahe, dass mit Aemilius Romanus Ludovico Emilio Boccabella gemeint ist, zumal in den Handschriften Boccabellas eigene Epigrammbücher mit diesem Namen versehen sind. Spagnolis Gedicht ist ein Beleg dafür, dass Boccabella tatsächlich von einem Fieber befallen war und in Gedicht 2, 15 somit kein rein literarisches Spiel mit dem Krankheitsmotiv in der Ferne vorliegt. 19 Boccabella nimmt die Krankheit, die der historischen Wahrheit entspricht, als Grundlage, um darauf hinzuweisen, wie grausam ein Tod fern der Heimat wäre. Er teilt hier die gleiche Angst, wie sie bereits Tibull äußert (Tib. 1, 3, 3-4): 190 Burkhard Krieger Me tenet ignotis aegrum Phaeacia terris, Abstineas avidas, Mors, modo, nigra, manus. (Mich hält krank in unbekannen Landen Corcyra, Halte nur, schwarzer Tod, deine gierigen Hände fern). Auch Ovid fürchtet sich, wie aus Trist. 3, 3, 3-4 hervorgeht, um seine Gesundheit, während er sich fern der Heimat in Tomis befindet: Aeger in extremis ignoti partibus orbis, Incertusque meae paene salutis eram. (Krank in der entlegensten Gegend eines unbekannten Erdkreises und fast ungewiss bezüglich meines Heils war ich). In dem Gedicht Io. Baptistae Mantuano phisico (3, 64) rekurriert Boccabella auf Spagnolis Apollon-Gedicht, indem er ihn, den Dichter und Karmeliter, scherz‐ haft einen Arzt, physicus, nennt, der ihn durch sein Apollon-Gedicht geheilt habe. Vor diesem Hintergrund ist auch Boccabellas Gedicht Ad quartanam von Be‐ deutung, in dem er das Quartanfieber schildert, an dem leide (3, 36, 1-4 und 16- 18): Febris pessima, quando te carebo Totis noxia uiribus meoque Demens ingenio lyrale plectrum, Instans pectore sublatenter aegro. […] Infers arctibus anxium sitimque. In te non Phylarae genus tuetur. Nostram ne rediens premas salutem! (Schlimmstes Fieber, wann werde ich dich entbehren, Du, allen Kräften schädlich, meinem Verstand das poetische Plektrum wegnehmend, Verborgen unter der kranken Brust drohend? […] Du bringst den Gliedern Angst und heißes Verlangen. Gegen dich schützt nicht das Geschlecht der Philyra. Setze nicht mit deiner Rückkehr meinem Wohlergehen zu! ). Die hier zum Schluss geäußerte Angst um eine Rückkehr des Quartanfiebers ist nicht unbegründet, denn dieses heimtückische Fieber kann nach der Infektion 191 Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo 20 Garnham 1981, 616. 21 Dazu ausführlicher Garcea 2005, 200-203. 22 Diuidor findet sich an dieser Stelle im Vers nur bei Ov. Trist. 1, 3, 73 in Bezug auf seinen Gang ins Exil und, in anderem Kontext, bei Stat. Theb. 5, 293. Zum Ausdruck von großer Distanz zur Heimat taucht die Form nur noch bei Ov. Pont. 1, 9, 48 auf. 23 Der Ausdruck iaceo solus findet sich zum Ausdruck eines Begräbnisses wörtlich bei Ov. Epist. 16, 318. noch fünfzig Jahre lang immer wieder aufbrechen. 20 Die gesundheitliche An‐ fälligkeit, die Boccanalla in seinen Gedichten wiederholt suggeriert, ist aller Wahrscheinlichkeit nach darauf zurückzuführen, dass er an dieser langanhal‐ tenden und unheilbaren Form der Malaria litt. Dieser Umstand rückt Boccabellas Sorge, fern der Heimat zu sterben, in ein realistischeres Licht, fernab bloßer dichterischer Übertreibung. Wie eng die Krankheit, aegritudo, an den Begriff Furcht, timor, gebunden ist, zeigt Cicero, der ebenfalls das Schicksal des Exils erleiden musste, in seinen philosophisch-rhetorischen Schriften auf. 21 Boccabella war demnach ein gesundheitlich angegriffener junger Mann, der sich seinen Lebenswandel in Rom zurückwünschte, wie er ihn unter dem groß‐ zügigen Mäzen Pietro Riario genossen hatte. Seine Klagen über Bologna bergen einen historischen Kern: Die Ferne von seiner Heimat, seiner Familie (außerhalb Roms lassen sich kaum Spuren der Familie Boccabella nachweisen) und seiner Freunde, gerade jener aus der Römischen Akademie. Genau auf diese fehlende Wärme verweist Boccabella, wenn er seinem Mäzen in dem Gedicht Diuo Fran‐ cisico Cardinali Mantuano (2, 34, 3-4) schreibt: Diuidor a patriae longum complexibus urbis. 22 Externa iaceo solus et aeger humo. 23 (Weit abgeschnitten bin ich von den Umarmungen der heimatlichen Stadt [sc. Rom] Auf fremdem Boden liege ich allein und krank). Ihm fehlen die Umarmungen, d. h. die Geborgenheit und der Schutz seitens der Familie und der Freunde. Beides suchte er in Bologna vergeblich, wo er ein hartes Studium zu absolvieren hatte, das ihm nicht gefiel. Hinzu kam das Los einer regelmäßig auftretenden schweren Krankheit, die bewirkte, dass sich Boccabella wie einst Ovid in Tomis oder Tibull auf Corcyra (ob oder inwieweit diese antiken Szenarieren real sind, ist eine andere Frage) gefühlt haben mag: Er fühlte die Angst vor einem Tod in der Ferne, weshalb seine übertriebene Klagewut über das skythische Klima in Bologna und sein Betteln um eine Versetzung nach Rom in ähnlicher Weise und ebenso oft zu vernehmen ist wie die Klagen Ovids in den Tristia und den Epistulae ex Ponto. In diesem Sinne weisen Boccabellas Gedichte 192 Burkhard Krieger 24 „Man mag sich zu den inzwischen vertrauten Oppositionen von ‚Faktizität der Realität‘ und ‚Ungebundenheit der Phantasie‘ […] stellen wie man will: Die ‚Autobiographie‐ qualität‘ dieser Dichtung und mit ihr eine intensivierte Realitätsreferenz der Lyrik ist unabweisbar - gattungspoetisch entspricht ihr die ungeahnte Aufwertung der ovidi‐ schen Exildichtung als Katalysator lyrischer Selbstthematisierung“ (Robert 2003). „Lo‐ tichius ist ein schlagendes Beispiel für autobiographisches Dichten vor dem Übergang zum fiktiven. Neulateiner wie Lotichius gehen offenbar von der antiken Ansicht aus, dass die Dichter sich bei dem, was sie als ihr wirkliches Leben darstellten, nicht nur an eine abstrahierte Wahrheit hielten, die sich in übertragener Weise ganz unterschiedlich konkretisieren ließ, sondern auch an seine realen Fakten, die zwar ausgewählt und stilisiert, aber auch respektiert wurden“ (Schäfer 2001, 287). ein nicht unerhebliches Maß an autobiographischer Qualität auf, wie sie für humanistische Dichter nicht untypisch ist. 24 Wie sehr Boccabella auf eine Versetzung nach Rom hoffte, zeigt zu guter Letzt seine poetische Bitte an Platina, einen guten Freund aus der Römischen Aka‐ demie, der unter Papst Sixtus IV. Bibliothekar der Bibliotheca Apostolica Vati‐ cana geworden war (3, 67, 3-6): Dum potes absentis fortunam tollere amici, Officium praesta grande piumque tuum! Viuimus in studio patria procul urbe remoti. Paene quater campos uidimus Elysios. (Solange du das Los des abwesenden Freundes beheben kannst, Gewähre dein großes und väterliches Pflichtbewusstsein! Wir leben während des Studiums weit entfernt von der väterlichen Stadt, Viermal haben wir fast die elysischen Gefilde gesehen). Boccabella bittet hier den einflussreichen Platina um einen Posten an der Kurie, um seinem Schicksal in Bologna zu entgehen und sich dem Einfluss seines Mä‐ zens zu entziehen. Am Ende war Boccabella jedoch wie Ovid genau jenes Los beschieden, das er unter allen Umständen zu vermeiden suchte: Der Epigram‐ matiker starb 1480 in Bologna, also in der Stadt, die er einerseits mit Hilfe der altbekannten Nord-, Kälte- und Krankheitstopik literarisch zu einem Schreck‐ ensort stilisierte und die er andererseits tatsächlich immer dann als Exil emp‐ funden haben dürfte, wenn er von schweren Krankheiten oder der Rückkehr des Quartanfiebers betroffen war. Die so immer wieder neu entfachte Todes‐ angst überwog insgesamt den Schmerz über den von Gonzaga erzwungenen Heimatverlust. 193 Et grauior Scythico mihi uisa Bononia caelo Literaturverzeichnis Ballistreri, Gianni: Boccabella, Paolo Emilio, in: Dizionario Biografico degli Italiani 10, 1968, 827-828. Coppel, Bernhard: Von der Realität zur Fiktion. ‚Exil‘ als Grundbegriff elegischer Dich‐ tung bei Ovid und Lotichius, in: Ulrike Auhagen / Eckart Schäfer (Hgg.): Lotichius und die römische Elegie, Tübingen 2001, 21-34. Erasmus, Desiderius: Opus epistolarum Des. Erasmi Roterodami, herausgegeben von Percy Stafford Allen, 12 Bde., Oxford 1906. Garcea, Alessandro: Cicerone in esilio. L’epistolario e le passioni, Hildesheim 2005 (Spu‐ dasmata, Bd. 103). Garnham, Percy Cyril Claude: The myth of quartan malaria (Haemamoeba laverani var. quartana Labbé, 1894), Transactions of the Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene 75, 1981, 616-617. 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Niutta 2016, 217 mit Anm. 2 mit Hinweis auf Carosi 1992, 37-38. 3 Niutta 2016, 217-218 verweist auf einen Beleg, der angibt, dass Barbato 1525 seit 26 Jahren Geistlicher gewesen sei, und bestimmt auf dieser Grundlage Barbatos Geburts‐ jahr um 1475. Dieser Schluss ist allerdings nicht zwingend, da er erst spät im Leben zum Priester geweiht worden sein könnte. Plutarchus exilium nostrum solatus est Angelo Barbatos lateinische Übersetzung von Plutarchs Περὶ φυγῆς (1516) Boris Dunsch (Marburg) Am 12. Juni 1516 erschien in Rom bei Giacomo Mazzocchi die erste uns bekannte lateinische Übersetzung von Plutarchs De exilio (Περὶ φυγῆς). Ihr Übersetzer war Angelo Barbato, 1 ein aus Padua 2 stammender, heute nur wenig bekannter Humanist geistlichen Standes, als dessen Wirkungszeit sich grob das letzte Jahrzehnt des 15. und die ersten drei des 16. Jahrhunderts bestimmen lassen. 3 Er widmete sein Werk Papst Leo X., dem vormaligen Kardinal Giovanni de’ Medici, der sich im dritten Jahr seines Pontifikats befand. Im vorliegenden Aufsatz sollen die Intentionen untersucht werden, die Barbato mit der Anfertigung dieser Übersetzung verfolgt haben könnte; in diesem Kontext werden die soziale Funk‐ tion, ein Patronageverhältnis zu den Medici zu etablieren oder auszubauen, und die Selbstdarstellung Barbatos als Gelehrter in den Blick kommen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass er selbst möglicherweise von Exil oder zumindest unfreiwilliger Heimatferne betroffen war und er die Exilthematik im Wid‐ mungsschreiben an den Papst direkt anspricht. Schließlich soll der lateinische Text der Übersetzung anhand einiger ausgesuchter Beispiele vorgestellt und kurz charakterisiert werden. 4 Vgl. Niutta 2016, 219-220 mit Anm. 14; ergänzend Tanga 2016, 97; Becchi 2009, 37-50, und Formica 1997, 65. 5 Vgl. Becchi 2009, 49-50. 6 Briefe von Melanchthon an Joachim Camerarius, 3. Dezember 1524 (Regestnummer 358) und 6. März 1525 (Regestnummer 379), nachgewiesen in Scheible 1977. 7 Vgl. Künast / Zäh 2003, 247. 8 Vgl. Niutta 2016, 220. 9 Vgl. Aulotte 1965, 195. 10 Für das 14. Jh. vgl. Weiss 1977, für das 15. Jh. Bevegni 1994; einen Gesamtüberblick bietet Stok 1998. Barbatos Erfolg im Kontext der Plutarchrezeption im 16. Jahrhundert Schon bald nach ihrer Erstpublikation erfreute sich Barbatos Übersetzung einer schnellen und nachhaltigen Popularität. Bereits 1517 wurde sie in Paris von Gilles de Gourmont und in Nürnberg von Friedrich Peypus erneut gedruckt. Ein Jahr später erschien sie in Basel bei Johann Froben in einer Auswahl lateinischer Übersetzungen aus den Moralia, die unter anderem von so illustren Gelehrten wie Erasmus, Melanchthon und Pirckheimer verfasst worden waren. Auch danach findet sie sich in wichtigen Anthologien lateinischer Plutarch-Übersetzungen, so z. B. in zwei Sammlungen aus Basel, gedruckt von Andreas Cratander (1530) bzw. Michael Isingrin (1541), im ersten Band der Anthologie von Sebastian Greyff (Lyon 1542), in einer von Michel de Vascosan gedruckten Pariser Anthologie (1544), in einer Auswahl von Johan Haynpol, die ebenfalls bei Isengrin erschien (1553- 1555), schließlich in der zweisprachigen Genfer Plutarch-Gesamtausgabe von Henri Estienne (1572). 4 Neue lateinische Übersetzungen von Περὶ φυγῆς legten 1570 Wilhelm Holtzmann (Xylander) und 1573 Hermann Crüser (Cruserius) vor. 5 Auch ohne hier den Details der facettenreichen Rezeptionsgeschichte von Bar‐ batos Übersetzung nachgehen zu können, lässt sich konstatieren, dass sie eine bemerkenswerte Karriere gemacht hat. So nimmt es nicht wunder, dass sich eine direkte Rezeption seiner Übersetzung z. B. bei Philipp Melanchthon, 6 Konrad Peu‐ tinger, 7 Johannes Castelius 8 und Jacques Amyot 9 nachweisen lässt. Obwohl die Publikations- und Rezeptionsgeschichte der Übersetzung Bar‐ batos sicherlich als Zeichen dafür gedeutet werden darf, dass man die Qualitäten seiner lateinischen Prosa zu schätzen wusste, ist ihre weite Verbreitung damit allein nicht erklärt. Vielmehr kann man spätestens seit Beginn des 16. Jahrhun‐ derts allgemein einen weiteren Aufschwung des schon seit längerer Zeit beste‐ henden 10 Interesses an Plutarch (zunächst vor allem an den Vitae) in Italien und, mit kurzer Verzögerung, auch in anderen Ländern wie Frankreich und Deutsch‐ land feststellen. Dieses Interesse manifestierte sich nicht zuletzt in einer Vielzahl lateinischer Übersetzungen einzelner Viten, aber auch einiger Traktate aus den 196 Boris Dunsch 11 Vgl. Pade 2014, 539-542. 12 Zur Rolle von Plutarch im Griechischunterricht der Zeit vgl. Botley 2010, 97-99, der anmerkt, „the popularity of Plutarch in Latin always far outstripped his popularity as a first Greek text“ (ebd., 99). 13 Vgl. Celenza 1997, 122. 14 Der Einsatz der Moralia ist z. B. für die Erziehung von Mary Stuart gut dokumentiert (Edouard 2012). Zur Kompatibilität der von Plutarch vertretenen ethischen Auffas‐ sungen mit denen der Zeit vgl. Giustiniani 1979. 15 Vgl. Pade 2007. 16 Vgl. Stok 2009, 157-158; di Stefano 1968, 40-60 und Gualdo Rosa 1985, 178. 17 Vgl. Stok 1998, 122. 18 Dies mag der steigenden Zahl verfügbarer Plutarch-Handschriften in Italien nach 1453 geschuldet sein (Stok 1998, 124); vgl. aber die skeptischen Bemerkungen bei Burke 1996. 19 Vgl. Geanakoplos 1962, 223-255. 20 Vgl. Sicherl 1997, 357-359. Moralia. 11 Übersetzungen dieser Art wurden zum einen als Hilfsmittel für den Unterricht im Griechischen verwandt, 12 dienten aber zum anderen wegen ihrer mit zeitgenössischer Ethik weitgehend kompatiblen, gleichsam salonfähigen Inhalte 13 auch als beliebte moralpädagogische Lektüren für den Nachwuchs der höheren Stände. 14 Von dieser Entwicklung hat Barbatos Übersetzung profitiert. Sie war, so kann man sagen, zur rechten Zeit und am rechten Ort publiziert worden. Im Laufe der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatten bereits Plutarchs Vitae, meist in lateinischen Übertragungen, die Aufmerksamkeit einer ver‐ gleichsweise großen Leserschaft gefunden, 15 was nicht zuletzt den Bemühungen des florentinischen Kanzlers Coluccio Salutati (1331-1406) zu verdanken war. 16 Ebenfalls in Florenz wurden einige Jahrzehnte nach Salutatis Zeit eine Reihe einzelner Biographien Plutarchs ins Lateinische übersetzt und verschiedenen Mitgliedern der Medici-Familie gewidmet. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden auch Übersetzungen einzelner Traktate aus den Moralia angefertigt, so z. B. um 1440 eine des Septem sapientium convivium durch Giovanni Aurispa. 17 In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird die Beschäftigung mit den Mo‐ ralia intensiver, was sich vor allem an der Zahl der ins Lateinische übertragenen Abhandlungen ablesen lässt. 18 Mit der im Jahr 1509 bei Aldus Manutius gedruckten, von Demetrios Dukas 19 besorgten Editio princeps 20 der Moralia erfuhr diese Entwicklung weiteren Auf‐ trieb. Mit der Publikation der Aldina lag der griechische Text in einer Gesamt‐ ausgabe vor, die in der Folgezeit viele Gelehrte zur Anfertigung lateinischer Übersetzungen einzelner Traktate aus den Moralia inspirierte. So hat z. B., den Trend der Zeit erkennend, Erasmus 1513-1526 bei Johann Froben lateinische 197 Plutarchus exilium nostrum solatus est 21 Vgl. Becchi 2009, 37-38. 22 In den folgenden Zitaten werden alle Abkürzungen aufgelöst, Orthographie und Inter‐ punktion des Textes behutsam an die heute übliche angepasst und offensichtliche Druckversehen stillschweigend korrigiert. 23 Vgl. Tewes 2011, der zeigt, dass die Medici im Exil kaum an Handlungsfähigkeit einge‐ büßt hatten, da sie über weitreichende und potente Netzwerke verfügten. 24 Vgl. Tucker 2003, 171-194. Übersetzungen von elf Traktaten vorgelegt. 21 Trotz beachtlicher Aktivitäten wie dieser war es, wie es scheint, vor 1516 zu keiner Publikation einer lateinischen Übertragung von Περὶ φυγῆς gekommen. Die Gelegenheit, eine solche zu pub‐ lizieren und sich auf diese Weise in den zeitgenössischen gelehrten Diskurs ein‐ zuschreiben war also günstig. Barbato hat sie erkannt und ergriffen. Im Fol‐ genden sollen zunächst die Intentionen, die Barbato mit der Anfertigung der Übersetzung und ihrer Zueignung an den Papst verfolgt hat, näher untersucht werden. Barbatos Intentionen - Eine Untersuchung des Widmungsschreibens an Leo X. Barbato widmete seine Übersetzung Papst Leo X. Dass er mit dieser Zueignung weiter gehende Zwecke verband, macht bereits der Titel der Dedikation deut‐ lich, in dem er von seiner seiner Mittellosigkeit spricht und den Text geradewegs als supplicatio bezeichnet: AD LEONEM DECIMVM PONTIFICEM / maximum Angeli barbati pro inopia sua inplu-[sic]/ tarchi exilium supplicatio. 22 Gleich in den ersten Sätzen der Widmung nimmt er einen möglichen Einwand vorweg, den man gegen die Zueignung an den Papst anführen könnte: Etsi hoc Plutarchi de exilio opusculum, summe Pontifex, minime ad te pertinere videtur, quem deus op‐ timus maximus in patriam restituit et in terris principem locum tenere voluit, id tamen non minus iure quam necessitate tibi potissimum nuncupamus. Es könnte scheinen, heißt es, dass dieses kleine Werk Plutarchs über das Exil sich in keiner Weise zur Person des Papstes in Beziehung setzen lasse. Schließlich habe der allmächtige Gott ihn nicht nur in sein Vaterland zurückkehren lassen, sondern ihn mit der Berufung ins Papstamt an die bedeutendste Position der Welt gestellt. Hier spielt Barbato auf das Exil an, in dem sich die aus Florenz geflohenen Medici von 1494 bis 1512 befunden hatten. 23 Wie sehr das Exil-Thema auch zu dieser Zeit noch in der Familie der Medici aktuell war, belegt zum einen die 1522 er‐ folgende Publikation des Medices Legatus de exsilio des Petrus Alcyonius, 24 zum anderen ein von Leo X. in Auftrag gegebenes Fresko Franciabigios, das die Rückkehr Cosimos des Älteren nach Florenz darstellt, nachdem dieser 1433- 198 Boris Dunsch 25 Vgl. Heitzmann 2000, 261-262 mit Anm. 9 und die Beiträge von Marsh, De Keyser und Kapeller im vorliegenden Band. 26 Vgl. Speake 1993. 1434 ins Exil in Venedig gezwungen worden war. 25 Barbato verwahrt sich auf diese Weise indirekt dagegen, dass er mit der Bezugnahme auf das Exil Kapital schlagen möchte. Im Gegenteil, so behauptet er, erfolge die Widmung der Schrift an Leo mit gutem Recht, iure, und nicht bloß wegen einer persönlichen Zwangs‐ lage, necessitate, des Autors. Dann führt er den ersten Aspekt aus und begründet, weshalb die Widmung an den Papst zu Recht erfolge: Iure etenim Medicum familiae praeclarissimae debetur quicquid litterarum Graecarum adhuc extat. Quarum nullum vestigium reliquum esset, nisi Laurentius pater tuus, vir nunquam satis laudatus, non privati civis, sed summi optimique imperatoris opus executus, eas e Turcarum manibus vendicasset, grandi proposita pecunia, ut boni au‐ thores, qui impiissimae gentis armis oppressi, inter cadavera urbium quasi sepulti iacerent, prodirent in lucem et Florentiae urbis Italiae florentissimae et per totam Italiam et, quam late Christianorum imperium patet, semina illa omnium liberalium artium omniumque virtutum propagarentur, quando in Graecia, ubi diu floruerant, tanto Christiani nominis hostium incendio devastata et ad sterilem quendam litte‐ rarum squalorem deducta, amplius germinare non possent. Die Existenz aller griechischen Schriften, die es überhaupt gebe, sei mit Recht den Medici geschuldet, so der hyperbolische Auftakt. Denn der Vater des Papstes, Lorenzo il Magnifico (1449-1492), habe nicht mit den normalen Kräften eines Privatmanns, sondern mit denen eines mächtigen und tugendhaften Herr‐ schers diese wertvollen Schriften unter Aufwendung großer Finanzmittel aus den Händen der Türken gerettet. Hiermit meint Barbato vor allem die Missi‐ onen, auf die Lorenzo den griechischen Humanisten Janos Laskaris (1445-1534) in den Jahren 1490 und 1491 geschickt hatte, um mit Sultan Bayezid II. (1447/ 48- 1512) und anderen, z. B. den Mönchen auf dem Athos, über Ankäufe griechischer Handschriften zu verhandeln. 26 Diese Missionen waren in der Tat sehr erfolg‐ reich gewesen. Dennoch ist es eine übersteigerte Artigkeit, wenn Barbato sagt, es sei ausschließlich Lorenzo de’ Medici zu verdanken, dass die Saat der guten Autoren und aller Artes liberales, die in den Trümmern der eroberten Städte des byzantinischen Reiches gleichsam beerdigt gelegen habe, jetzt in Florenz, in Italien und in allen Ländern der Christenheit wieder ans Licht gelange, da sie in Griechenland, wo sie so lange in Blüte gestanden habe, nicht mehr weiter fruchtbar sein könne. 199 Plutarchus exilium nostrum solatus est 27 Vgl. Fanelli 1961. 28 Die Äußerung erinnert an das Gleichnis vom Opfer der Witwe (Mk 12, 41-44; Lk 21, 1- 4). Bemerkenswert ist, dass Barbato in diesem Kontext zwar auf die Missionen von Laskaris Bezug nimmt, ihn aber nicht nennt, obwohl dieser schon 1513 vom neu gewählten Papst nach Rom berufen worden war und dort, wie z. B. auch Pietro Bembo, zum inneren Zirkel der Humanisten um Leo gehörte. Er nahm eine bedeutende Position in dessen Bildungs- und Kulturpolitik ein, gerade auch im Zusammenhang mit dem vom Papst gegründeten Collegium Graecum ad Ca‐ ballinum Montem. 27 Diese Leerstelle im Text fällt auf; sie mag darauf hindeuten, dass Barbato zu Laskaris keine (oder wenigstens keine enge) Beziehung besaß. Man könnte zwar auf den Gedanken kommen, das Schweigen über Laskaris als Ausdruck einer Konkurrenz zwischen ihm und Barbato zu deuten; dies will aber angesichts der deutlich weniger prominenten Rolle Barbatos nicht recht ein‐ leuchten. Darüber hinaus würde eine Nennung von Laskaris natürlich Lorenzos eigenes Verdienst schmälern; auch das konnte nicht im Interesse Barbatos liegen. Völlig zu Recht also, so fasst Barbato diesen blumig-panegyrisch formulierten Teil seiner Widmung zusammen, solle das, was ohnehin sein sei (in diesem Fall also die Schrift De exilio, von der hier stillschweigend - und unzutreffend - angenommen wird, sie sei erst mit Laskaris nach Italien gelangt), vom Namen des Papstes schon in der Überschrift geschützt publiziert werden, wenn auch eigentlich als eine zu geringe Gabe für den allergrößten Pontifex. Aber, so führt Barbato die Bescheidenheitstopik weiter, auch Gott selbst nehme ja von denen, die Gold und Silber nicht aufbringen könnten, die Gabe von Weihrauch und Kerzen an, und er erhöre die Bitten der einen nicht weniger als die der anderen, ohne einen Unterschied zwischen der Größe ihrer Gaben zu machen: Quare iure optimo, rei Christianae praesul sanctissimae, quod tuum est, in prima statim fronte tuo nomine munitum exire debet, parum id quidem Pontifici maximo; sed et deo, cuius vicarium geris, qui aurum vel argentum offerre nequeunt, thus aut ceram offerunt, nec minus quam ceteri exaudiuntur. Hier greift Barbato seine bereits in der Überschrift thematisierte inopia auf und verbucht sie im christlichen Sinne als positives Argument auf seiner Seite. 28 Zugleich beeilt er sich anzufügen, dass er weitere kleine Werke in Arbeit habe, de iustitia, de pluto und de symposiis. Dies sei nichts von der Art, was andere dem Papst zum Geschenk machen könnten, aber eben jene Art von Gabe, die literarisch Gebildete machten, die nichts anderes besäßen, was sie geben könnten: 200 Boris Dunsch 29 Vgl. Ferreri 2017, 338, und Niutta 2005, 86. 30 Vgl. auch Niutta 2016, 219 Anm. 8, deren Identifizierung von de symposiis mit den Quaes‐ tiones conviviales ich mich, wie oben gesagt, nicht anschließen kann. 31 Vgl. Dijkstra / Hermans 2015, 34; Pontani 2002 / 2003, 175. Paramus tamen et alia quaedam, opusculum de iustitia, de pluto, de symposiis, quae munuscula si et ipsa non id genus sunt, qualia offeruntur ab aliis, ignoscas quaeso, quando litterarum studiosis nihil aliud est, quod offerant. Die Werke, von denen hier die Rede ist, lassen sich nicht eindeutig identifizieren. 29 Sollten weitere lateinische Plutarch-Übersetzungen gemeint sein, so wäre bei de iustitia an περὶ δικαιοσύνης πρὸς Χρύσιππον zu denken, eine Abhandlung, von der sich allerdings kaum etwas erhalten hat. Mit de pluto könnte Plutarchs κατὰ πλούτου gemeint sein, aber auch dieses Werk ist nur in spärlichen Fragmenten überliefert. Vielleicht ist eher an die Schrift περὶ φιλοπλουτίας (mor. 523 C bis 528 C) zu denken. Dem Titel de symposiis ließen sich verschiedene Schriften Plutarchs zuordnen, z.B. die umfangreichen Συμποσιακὰ προβλήματα, die aber in keiner Weise als opusculum zu bezeichnen wären, oder aber das Τῶν ἑπτὰ σοφῶν συμπόσιον (mor. 146 B bis 164 E). 30 Nun wendet sich Barbato dem zweiten Aspekt zu, der necessitas, die ihn zwinge, sein Werk Leo zu widmen. Hier macht er zwei interessante autobio‐ graphische Aussagen. Er erwähnt sein eigenes Exil, in das er nicht aufgrund eines von ihm begangenen Verbrechens, sondern wegen eines Mangels an fi‐ nanziellen Mitteln und einer durch Kriege verursachten Unruhe geraten sei. Beide Umstände werden in einem Zuge genannt, so dass der Eindruck entsteht, dass letzterer Ursache für ersteren ist: Nam et necessitas, quae ad hoc de exilio opusculum tibi dedicandum nos impulit, ea fuit, ut exilium nostrum non ullo scelere, sed rerum penuria et bellorum tumultu, quod Plutarchus, dum a me, quoad fieri potuit, Latine loqui docetur, verbis solatus est. Mit dem tumultus bellorum meint Barbato sicherlich den erbitterten Kampf um Padua, das im September 1509 von den Kräften der Liga von Cambrai unter Führung Maximilians I. im Kampf um die terra ferma Venedigs belagert wurde. Im Zuge dieser Belagerung musste auch das Studium Patavinum schließen, und der Lehrbetrieb kam zum Erliegen. Infolgedessen verließen nicht wenige Ge‐ lehrte die Stadt, so z. B. Marcus Musurus (ca. 1470-1517), der nach Venedig ging, um dort mit Aldus Manutius zusammenzuarbeiten, und schließlich 1516 nach Rom kam. 31 Mir scheint im übrigen einiges dafür zu sprechen, dass Barbato ein paralleles Schicksal gehabt haben und dieselben Stationen von Padua über Ve‐ 201 Plutarchus exilium nostrum solatus est 32 Barbato ist Autor einer auf 1508 datierten, in einer Sammelhandschrift des 16. Jhs. überlieferten Abhandlung Paraenesis de erudiendis clericis (Vat. lat. 5346), die dem Pa‐ triarchen von Venedig Alvise Contarini zugeeignet ist. Zum Kontext dieser Schrift vgl. Guidi 1999, 313-315 mit Anm. 408. 33 Zum Konzept der übersetzerischen fidelitas im Spannungsfeld von ad verbum und ad sententiam vgl. Rener 1989, 123-135. nedig nach Rom durchlaufen haben könnte wie Musurus. 32 Die Auseinander‐ setzungen zwischen dem Reich und Italien zogen sich jedenfalls bis 1516 hin. Tatsächlich lässt sich also sagen, dass sich Barbato, wenn man seinen Angaben glauben will, in Rom in einer Art Exil und in einer nicht von ihm selbst ver‐ schuldeten Notlage befand. Im zweiten Teil der Periode schließt sich in hoher sprachlicher Verdichtung die andere bemerkenswerte Selbstaussage Barbatos an: In diesem Exil habe Plu‐ tarch ihn mit seinen Worten getröstet, exilium nostrum […], quod Plutarchus […] verbis solatus est, während er den Griechen, soweit er es vermochte, gelehrt habe, Latein zu sprechen. Zunächst behauptet Barbato hier, dass er sich mit der Ab‐ handlung Plutarchs beschäftigt habe, um selbst aus ihr Trost zu schöpfen. Indem er auf diese Weise die Lektüre von De exilio zu seiner persönlichen Situation in Bezug setzt, vermittelt er auf geschickte, indirekte Art den Eindruck, dass ihre Auswahl für eine dem Papst zu dedizierende Übersetzung weder aus Kalkül geschah noch willkürlich war, sondern sich auf authentische und nachvollzieh‐ bare Weise aus seiner eigenen Lebenssituation ergab. Zugleich zeigt er sich dem Adressaten im Habitus eines Humanisten, der sich, um Trost zu empfangen, der Lektüre der Alten, besonders der Griechen, zuwendet. Die metonymisch reali‐ sierte fictio personae Plutarchs als jemandem, der Barbato unmittelbar tröstet, unterstreicht das auf diese Weise geradezu ins Präsentische gehobene Nahver‐ hältnis zwischen beiden. In diesen Ausdruck inszenierter Emotionalität flicht Barbato einen Temporalsatz ein, dessen Inhalt eine ‚metatranslatorische‘ Be‐ merkung ist, die eine Art von Gleichrangigkeit zwischen dem tröstenden Grie‐ chen und dem ihn übersetzenden Italiener herstellt: Plutarch habe ihn getröstet, während er Plutarch gelehrt habe, Latein zu sprechen. Implizit erhebt Barbato hier, nicht ohne eine formelhafte Bekundung von Bescheidenheit, quoad fieri potuit, den Anspruch, ein fidus interpres zu sein. 33 Seine Übersetzung von De exilio stellt sprachlich das dar, was Plutarch gesagt hätte, wenn er es auf Latein hätte sagen können. Diese Bemerkung Barbatos ist nicht ohne Pointe, da Plu‐ tarch in seiner Demosthenesvita von sich selbst sagt, er habe erst im fortge‐ schrittenen Alter begonnen, sich mit lateinischen Autoren zu beschäftigen, bei deren Lektüre er nicht so sehr aus den Worten den Sinn, sondern mittels des ihm bekanntes Sinnes die Worte erfasst habe. Für ein tieferes Eindringen in die 202 Boris Dunsch 34 Vgl. Rener 1989, 19-21. 35 Vgl. Jenson 1964, 155, mit Beispielen, v. a. SHA Ael. 1, 3 (nec debet prologus inormior esse quam fabula). 36 Geschickt scheint mir Barbatos Wahl des Wortes fabula zur Bezeichnung seiner sup‐ plicatio nicht, wird doch durch sie suggeriert, der Verfasser könnte hier Wahres mit Erfundenem mischen. lateinische Sprache fehlten ihm jedoch die Muße und Aufnahmefähigkeit der Jugend (Dem. 2, 2-3). Es ist möglich, dass Barbato diese Bemerkung kannte und hier auf sie anspielt. Mit seiner Aussage, er habe Plutarch gelehrt, sich lateinisch auszudrücken, erhebt Barbato en passant übrigens auch den Anspruch, ein kompetenter Sprachlehrer zu sein. Indes, dieses Niveau einer rhetorisch gelungenen, sein eigentliches Anliegen geschickt couvrierenden Supplikation hält Barbato nicht weiter durch. Vielmehr wendet er sich nun direkt an Leo: Tu, Pontifex sanctissime, re aliqua soleris et sacerdoti iam in omni rerum inopia con‐ senescenti, tua in bonorum morum et litterarum studiosos liberalitas tantum ex tot tantisque ecclesiasticis bonis tribuat, quantum ad frigus diramque famem propel‐ lendam satis sit. Der Papst möge ihm, den Plutarch mit Worten, verbis, getröstet hat, mit nen‐ nenswerter Sachhilfe Trost spenden, re aliqua soleris. Diese Anspielung auf das aus Rhetorik und Übersetzungstheorie seit der Antike bekannte Begriffspaar von res und verba  34 mutet trotz ihrer Gelehrsamkeit etwas zu unvermittelt und fordernd an. Der Papst solle einem in die Jahre kommenden Priester, dem es an allem mangele, in seiner bekannten Freigebigkeit gegenüber denen, die sich um gute Sitten und kulturelle Bildung bemühen, wenigstens so viel aus dem großen Vermögen der Kirche zukommen lassen, dass Kälte und schrecklicher Hunger vertrieben werden könnten. Schließlich aber, so lässt Barbato den letzten Teil seines Dedikationsschrei‐ bens mit einer seit der Antike belegen Schlussformel beginnen, 35 sei der Prolog jetzt schon länger als das durch ihn eingeleitete Theaterstück, 36 woraufhin er seinen Text mit einer Grußformel an den Adressaten ausklingen lässt, die eine Reihe floskelhafter Verherrlichungen des Papstes und der Medici als den größten Förderern aller Bildung enthält: Sed quoniam iam prologus fabula longior, quam diutissime et felicissime valeas, Pater beatissime, litteratorum decus et praesidium, et vigeat semper et floreat Medicum nomen et gloria, quorum patrocinium iam pridem litterarum studia, ne pereant, fovet et alit. 203 Plutarchus exilium nostrum solatus est 37 Vgl. Celenza 1997. 38 Vgl. Celenza 1999, 3: „Given the extensive discourse on exile in this Life and the fact that Cosimo himself was newly returned from exile, we can see this as a bold maneuver on Lapo’s part, as he finds a way to level the playing field with Cosimo in a manner otherwise unthinkable.“ 39 Vgl. Johann 1968, 136-140 und den Beitrag von David Marsh im vorliegenden Band. 40 Vgl. Giustiniani 1965; zur Übersetzung der Consolatio ad Apollonium ebd. 159-161. 41 In diesem Zusammenhang ist die Untersuchung von Wolter-von dem Knesebeck 2002 zur Buchkultur in der Kurie unter Leo X. interessant. 42 Vgl. Celenza 1997, 121-122. Lateinische Übersetzungen und soziale Netzwerke Ob Barbatos persönliche Umstände tatsächlich, wie er behauptet, für die Text‐ auswahl maßgeblich waren oder nicht - die Evozierung der Exilthematik stellt auf jeden Fall einen geschickten Schachzug dar, zumal sie einem bewährten Muster folgt. So hatte im Jahre 1435 Lapo da Castiglionchio il Giovane (1405- 1438) eine Übersetzung von Plutarchs Themistokles Cosimo dem Älteren dedi‐ ziert, nachdem dieser kürzlich aus seinem oben erwähnten Exil zurückgekehrt war und er, im Ergebnis allerdings vergeblich, um dessen Unterstützung nach‐ suchte. 37 Vom Thema her war diese Textauswahl ebenfalls durchaus ange‐ messen, da sich Plutarch im Themistokles insbesondere mit dem Thema Exil intensiv beschäftigt. 38 Alamanno Rinuccini (1426-1499) wiederum, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, widmete seine lateinische Übertragung der damals für ein Werk Plutarchs, heute aber weitgehend für pseudepigraphisch gehal‐ tenen 39 Consolatio ad Apollonium im Sommer 1463, also fast dreißig Jahre später, ebenfalls Cosimo zum Tode seines zweitgeborenen Sohnes Giovanni. 40 Es ist diese kulturelle Praxis, die sich über Jahrzehnte nicht nur in der Umgebung der Medici etabliert und ihre eigenen sozialen Kodierungen entwickelt hat, 41 der auch Barbato im vorliegenden Fall folgt. Lateinische Übersetzungen, die einem Höherstehenden gewidmet werden, dienen wie das ihnen funktional verwandte Kasualschrifttum der Etablierung, der Pflege und dem Ausbau von sozialen Netzwerken und Patronagesys‐ temen. 42 Oft, ja regelmäßig, wird mit der einzelnen Schrift auch ein konkretes Ziel seitens des Dedizierenden verfolgt, wie z. B. im vorliegenden Fall Barbatos finanzielle Besserstellung, sei es durch eine direkte materielle Zuwendung des Papstes, sei es durch Zuweisung eines einträglichen Amtes im Umfeld der rö‐ mischen Kurie. Insofern kann man solche Schriften doppelt anlassbezogen nennen, da sie neben dem äußeren Anlass auf Seiten des Adressaten bzw. Wid‐ mungsträgers in aller Regel auch über einen inneren Anlass auf Seiten des Au‐ tors bzw. Dedizierenden verfügen. Ein Akteur, der Plutarch-Übersetzungen im 204 Boris Dunsch 43 Vgl. Schurink 2008, 88-89. 44 Vgl. Geanakoplos 1960. 45 In englischer Übersetzung zitiert von Schurink 2008, 88. 46 Vgl. Stadter 2015 und Foxhall 2002. 47 Vgl. z. B. Giustiniani 1979. 48 Vgl. Celenza 1997, 122. 49 Zu diesen Dokumenten vgl. Niutta 2016, Fogelmark 2003 und Carosi 1990. 50 In Barbatos Druckerei wurden offenbar nur zwei Werke gedruckt, die Editiones prin‐ cipes der Progymnasmata des Theon und des Libanios; vgl. Fogelmark 2003, 35-36 und Niutta 2005, 87-88. Ausführlich zu beiden Drucken jetzt Ferreri 2017, 343-362. Rahmen von Patronagesystemen und dem in ihnen üblichen gift-giving virtuos zu nutzen verstand, war Erasmus von Rotterdam, der z. B. 1513 eine Übersetzung von De sanitate tuenda dem Diplomaten John Younge als Neujahrsgeschenk und im Juli desselben Jahres dem jungen König Heinrich VIII. Plutarchs Quomodo adulator ab amico internoscatur in lateinischer Sprache schenkte; Thomas Wolsey erhielt 1514 von ihm passenderweise eine Übertragung der Schrift De capienda ex inimicis utilitate zugeeignet. 43 Für diese Art des symbolischen Gabentauschs waren die Schriften Plutarchs ganz besonders geeignet, da sie trotz ihres antiken Ursprungs kaum etwas ent‐ hielten, was dazu angetan gewesen wäre, in einem christlichen Umfeld Anstoß zu erregen. Im Gegenteil betont Erasmus, der übrigens auch über Verbindungen zu Aldus Manutius verfügte, 44 in einem Brief an Alexius Thurzo aus dem Jahre 1525 die praktische Weisheit und Nützlichkeit der Moralia für das tägliche Leben. Sokrates habe, schreibt er, die Philosophie vom Himmel zur Erde gezogen, Plu‐ tarch wiederum habe sie in die Wohnungen und Schlafräume der Menschen gebracht. 45 Ergänzend sei angemerkt, dass schon die von Plutarch selbst inten‐ dierte Leserschaft insbesondere die soziale Elite seiner eigenen Zeit war. 46 Dieser Umstand mag eine Transposition ins Lateinische für eine, bei aller Vorsicht be‐ züglich solcher Vergleiche, sozial zumindest ähnlich zu verortende Leserschaft im 15. und 16. Jahrhundert um einiges erleichtert haben. 47 Außerdem kam die äußere Form der Abhandlungen einem künftigen Übersetzer entgegen. Aus den zumeist nicht besonders umfangreichen Traktaten konnte der Übersetzer eine jeweils thematisch zur Gelegenheit und zum Adressaten passende auswählen und mit relativ geringem Aufwand an Zeit und Mitteln ins Lateinische über‐ tragen und möglicherweise sogar drucken lassen, damit er sie z. B. einem Patron zum Geschenk machen konnte, um bei diesem Gehör zu finden. 48 Tatsächlich scheinen Barbatos Bemühungen um Unterstützung von Erfolg gekrönt gewesen zu sein. Jedenfalls sprechen dafür einige weitere Quellen, die mit seinem Namen verbunden sind. 49 Sie dokumentieren seine (allem Anschein nach nur kurze) Tätigkeit als Buchdrucker in Rom im Jahre 1520, 50 im Juli 1524 205 Plutarchus exilium nostrum solatus est 51 Vgl. Rebecchini 2010, 29-30. 52 Vgl. Carosi 1990. 53 Der biographische Überblick von Geanakoplos 1962 ist entsprechend zu ergänzen, wo es ebd. 251 heißt: „All we know is that he [Dukas] was definitely teaching there [in Rom] in 1526 and 1527.“ seine Arbeit als einer der Erzieher von Ippolito und Alessandro de’ Medici 51 sowie im Jahre 1525 eine zivilrechtliche Auseinandersetzung mit dem Drucker Francecso Griffi, 52 in die auch Demetrios Dukas involviert war 53 . Dies zeigt, dass Barbato zu dieser Zeit über ein gewisses Vermögen verfügt haben muss; auch die Nähe zu den beiden Nepotes der Medici-Familie ist ein Indiz für die Unter‐ stützung Barbatos durch Leo X. und seinen Nachfolger, Clemens VII. Doch sollen diese und weitere Aspekte seines Wirkens an anderer Stelle ausführlicher ver‐ folgt werden. Barbato als Kenner von Plutarch: Zur Auswahl von De exilio Im Folgenden soll zunächst nur kurz die von Barbato gewählte Vorlage in den Blick genommen werden, insbesondere unter der Fragestellung, ob die Text‐ auswahl mit Blick auf den Adressaten und Widmungsträger als gelungen und passend bezeichnet werden kann. Danach soll die Eigenart von Barbatos Plu‐ tarchübertragung anhand einiger Beispiele illustriert werden. Plutarchs Abhandlung De exilio ist vergleichsweise kurz. Sie umfasst auf den Seiten 599 B bis 607 F (Stephanus-Paginierung) siebzehn Kapitel, die einer klaren Disposition folgen. Inhaltlich bietet Plutarch zum einen die übliche Konsolati‐ onstopik, zum anderen aber lassen sich bei ihm auch einige bemerkenswerte Unterschiede zu den anderen uns bekannten Autoren de exilio wie Musonius und Favorinus ausmachen. Zum einen präsentiert sich Plutarch nicht selbst als Exilierter noch gewinnt der Adressat seiner Schrift, dessen Identität in der For‐ schung umstritten ist, ein markantes Profil. Damit eignet sich De exilio schon vom Grundsatz her gut für eine sprachliche und kulturelle Transposition in ein anderes Umfeld. Doch bleibt nicht nur der Adressat schemenhaft, sondern der Traktat insgesamt bewegt sich auf einer mehr abstrakten als konkreten Ebene, was wiederum die Übertragung auf soziopolitische Verhältnisse in anderen Zeiten erleichtert. Inhaltlich bewegt sich De exilio in Bahnen, die zumindest generell durchaus geeignet gewesen wären, Leo X. anzusprechen. Das zentrale Thema der Schrift ist die enge Verbindung zwischen dem Exil und der verlorenen Möglichkeit, sich politisch zu betätigen, und dem damit einhergehenden Verlust sozialen Kapitals. Dies passt, allerdings nur cum grano salis (da die Medici sich zu jeder Zeit relativ 206 Boris Dunsch 54 Vgl. van Hoof 2010, 122. 55 Vgl. van Hoof 2010, 130. großer Handlungsfreiheit erfreut haben dürften), auf die Situation Giovanni de’ Medicis während seines Exils; freilich aber kaum auf diejenige Barbatos, der doch in seinem Widmungsschreiben darauf Wert gelegt hatte, dass ihn Plutarchs Text getröstet habe - aber für solchen Trost, wie ihn Plutarch zu spenden hat, ist Angelo Barbato, der nach eigenem Zeugnis ja gerade kein Angehöriger der sozialen Elite ist, kaum der passende Adressat. De exilio befasst sich mit dem Exil eines zuvor in seiner Polis aktiv tätigen Politikers, nicht mit dem eines Philosophen oder sonstigen Gelehrten. Entsprechend diesem Darstellungsziel betont Plutarch mehr als alle anderen Autoren, von denen wir Abhandlungen über das Exil kennen, die Bedeutung und den Wert der Politik. 54 Barbatos Aus‐ wahl von Plutarchs De exilio ist also, wie schon weiter oben gesagt, von der generellen Ausrichtung der Schrift her gut nachvollziehbar - ihr Generalthema und seine Durchführung passen zur Lebenssituation des intendierten Adres‐ saten Leo. Aber auch in vielen Einzelheiten enthält Plutarchs Trostschrift Gedankengut, das bei einem christlichen Machthaber wie dem Papst keinen Anstoß erregen konnte. So verwendet Plutarch z. B. das auch sonst in Exilschriften zu findende Argument, eine erzwungene Abwesenheit vom eigenen Vaterland verliere ihren Schrecken, wenn man beginne, die gesamte Welt als seine natürliche Heimat zu betrachten und nicht irgendein spezielles Land. Dieses Kosmopolitismus-Argu‐ ment ist bekanntlich kynisch-stoischer Provenienz. Doch der Platoniker Plu‐ tarch lässt sogleich eine transzendierende Interpretation dieses Argumentes folgen, die deutlich platonisch geprägt ist (607 D): Der Himmel ist unser eigent‐ liches Vaterland, und das macht uns Menschen alle, die wir auf der Erde leben, zu Exilierten, unabhängig davon, in welchem Land wir uns gerade befinden. 55 Insgesamt kann man konstatieren, dass Barbatos Auswahl der Schrift Plutarchs über das Exil für die von ihm verfolgten Zwecke gesellschaftliche Umsicht sowie soziales Geschick und zugleich gute Textkennerschaft verrät. Barbato als Übersetzer von Plutarch: Einige ausgewählte Beispiele Im letzten Teil dieses Beitrags sollen einige ausgewählte Passagen aus Barbatos Übersetzung vorgestellt werden, um einen Eindruck von seiner Vorgehensweise zu gewinnen. Hier hat ein jüngst erschienener Aufsatz von Fabio Tanga einen Gutteil von Pionierarbeit geleistet, so dass ich in einigen Aspekten auf diesen verweisen kann und mich auch seinen Ergebnissen im Allgemeinen durchaus 207 Plutarchus exilium nostrum solatus est 56 Tanga 2016. 57 Hier und im Folgenden wird der griechische Text von Plutarchs De exilio nach Cabal‐ lero / Viansino 1995 zitiert. 58 Barbato 1516, 2. 59 Tanga 2016, 100. 60 Vgl. Botley 2004. 61 Xylander 1572, 641. anschließen möchte. 56 Dennoch glaube ich, dass man im Einzelnen weiter kommen kann als Tanga. Als erstes Beispiel sei ein besonders prominentes gewählt, das auch Tanga bespricht. Es handelt sich um die einleitenden Worte von De exilio (599 A): Τῶν λόγων ἀρίστους καὶ βεβαιοτάτους, ὥσπερ τῶν φίλων φασὶν εἶναι τοὺς ἐν ταῖς συμφοραῖς παρόντας ὠφελίμως καὶ βοηθοῦντας. 57 Eröffnungssätze sind stets von Bedeutung, enthalten oft für den folgenden Text zentrale Aussagen und werden von ihren Autoren in der Regel besonders sorgfältig formuliert und sti‐ listisch ausgefeilt. Barbato übersetzt Plutarchs elegantes Griechisch wie folgt: Ex sermonibus, ut ex amicis, optimus ille firmissimusque habetur, qui in calami‐ tatibus praesens adest et indigentibus auxilium affert. 58 Die Gedankenfolge des griechischen Satzes wird weitgehend beachtet. Auffällig ist der Ersatz von φασίν durch habetur und der Wechsel der grammatischen Konstruktion vom A.c.I. zum N.c.I. Die Präsenspartizipien παρόντας […] καὶ βοηθοῦντας werden ange‐ messen mit einen Relativsatz wiedergegeben. Gelungen ist die Übersetzung von λόγοι mit sermones und auch der Ersatz der Fügung παρεῖναι ὠφελίμως durch praesens adesse, was ein Wortspiel mit dem sprichwörtlichen praesens absens esse (vgl. Ter. Eun. 192) darstellt. Die strukturäquivalente Wiedergabe der Genitive τῶν λόγων und τῶν φίλων durch Präpositionalgefüge mit ex ist ebenfalls glück‐ lich, da sie dazu beiträgt, die Parallelisierung beider Begriffe zu unterstreichen. Tanga stellt zutreffend fest, dass Barbato in seiner Übersetzung, „modificando per intero la struttura logico-sintattica del modello greco“, 59 der lateinischen Fassung ein ganz eigenes Gepräge verleiht, das an spezifischen Formulierungs‐ möglichkeiten des Lateinischen orientiert ist. Dies ist übrigens ein positives Merkmal seiner Übersetzung insgesamt, von wenigen Stellen abgesehen. Es entspricht dem, was seit Leonardo Bruni an humanistischen Theorien zur trans‐ latio anerkannt war und allenthalben praktiziert wurde. 60 An dieser Stelle ist es instruktiv, die Übersetzungen von Xylander und Cru‐ serius zum Vergleich heranzuziehen. Zunächst Xylander: Quod de amicis dicitur, idem etiam de oratione recte usurpatur, eam esse optimam atque fidissimam, quae rebus adversis utiliter adest auxiliumque suggerit. 61 Man bemerkt schnell den Unterschied in der Qualität der lateinischen Übersetzungen zugunsten von Bar‐ 208 Boris Dunsch 62 Cruserius 1580, 169. 63 Die Qualität von Barbatos Übersetzung ist ähnlich hoch wie Lapos Übertragungen von Plutarch-Texten, die Celenza 1997, 139-147 mit denen Crüsers (zum Nachteil des Letz‐ teren) vergleicht. 64 Für diese Äußerung vgl. auch Cic. Tusc. 5, 108. batos Text, obwohl (oder weil) Xylander sich deutlicher um Wörtlichkeit zu be‐ mühen scheint - und wohl auch darum, sich gleich im ersten Satz markant von der weit verbreiteten und bekannten lateinischen Version seines Vorgängers zu unterscheiden. Aus dem griechischen φασίν werden bei Xylander zwei Verben, dicitur und usurpatur, die auf Relativsatz und Hauptsatz verteilt sind. Die λόγοι werden bei ihm zu einer oratio (Barbato übersetzt passender sermones) und die συμφοραί sind mit res adversae ungenauer wiedergegeben als mit Barbatos ca‐ lamitates. Während Barbato βοηθεῖν mit auxilium afferre angemessen wieder‐ gibt, verwendet Xylander das eher unbeholfene auxilium suggerere. Auch Crü‐ sers Übersetzung bleibt stilistisch zurück: Sicut amicos optimos et firmissimos, ita sermones esse ferunt eos, qui in calamitatibus praesto sunt utiliter et opem ferunt. 62 Hier fällt besonders die hässliche Wiederholung von ferunt in unter‐ schiedlicher Bedeutung auf - sowie der Umstand, dass er sich dort, wo ihm seine Formulierungen gut gelingen, nicht wesentlich von Barbato unterscheidet. Tanga beobachtet zutreffend, dass Barbatos Dativ indigentibus bei Plutarch keine unmittelbare Entsprechung habe. Allerdings macht seine Präsenz im la‐ teinischen Text, wie eine Weglassprobe oder auch der Vergleich mit Xylander zeigen, die Aussage besser verständlich, ganz im Sinne einer Übersetzungsme‐ thodik, die nicht ad litteram, sondern ad sensum orientiert ist. 63 Ein Nebeneffekt, den die Ergänzung des Wortes indigentibus hat, ist darin zu sehen, dass Barbato auf diese Weise seinen intendierten Erstleser, Papst Leo, indirekt und suggestiv daran erinnert, was ein guter Mensch (ein Freund) tut, wenn er einen anderen sieht, der in finanzielle Not geraten ist, nämlich diesen Notleidenden zu unter‐ stützen (so wie der Papst den Übersetzer unterstützen soll). Auch das zweite Textbeispiel zeigt, wie Barbato den griechischen Text seiner Vorlage mit leichter Hand modifiziert. In einer Bezugnahme auf Platons Timaios (90a) sagt Plutarch, dass dieser den Menschen nicht als „Pflanze in der Erde“ und als unbeweglich bezeichnet habe, sondern als „himmlische Pflanze“, die ihre Wurzeln im Himmel habe. Noch besser aber sei der Ausspruch des Sokrates, dass er kein Athener oder Grieche sei, sondern ein κόσμιος, so wie wenn einer sage, er sei ein Rhodier oder ein Korinther (600 F): ὡς ἄν τις Ῥόδιος εἶπεν ἢ Κορίνθιος. 64 Barbato ergänzt einen Imperativ in seiner Übersetzung und ver‐ stärkt damit den dialogischen Charakter des Textes: ut siquis, puta, vel Rhodius 209 Plutarchus exilium nostrum solatus est 65 Barbato 1516, 5. 66 Xylander 1572, 644. 67 Barbato 1516, 10. 68 Xylander 1572, 653. 69 Barbato 1516, 3. 70 Xylander 1572, 642. 71 Vgl. z. B. eine Äußerung von Kardinal Pietro Corsini in der Praefatio zu seiner 1373 in Avignon verfassten Übertragung von De cohibenda ira, zitiert bei di Stefano 1968, 94: „Versus autem allegantur in premissis diversorum poetarum et diversorum metrorum, quos ego secundum allegata metra competenter transtuli.“ vel Corinthius dici velit. 65 Xylander indes folgt Plutarch und verzichtet auf eine Modifikation: quomodo Rodius aut Corinthius aliquis diceretur. 66 Aber auch der umgekehrte Fall ist möglich. An einer Stelle verzichtet Barbato z. B. auf eine Anrede an seinen Leser: Quare ridiculus sit profecto, si quis exilium gloria carere arbitretur. Numquid enim nominis nullius Diogenes, quem […]. 67 Hier hatte Plutarch mit einer direkten Frage einen Leserbezug hergestellt (605 D): Διὸ καὶ γελοῖός ἐστιν ὁ νομίζων ἀδοξίαν τῇ φυγῇ προσεῖναι. τί λέγεις; ἄδοξός ἐστι Διογένης, ὃν [ …]. Xylander dagagen hält sich auch hier enger an seine Vorlage: Quare is quidem ridiculus est, qui exsulium putat cum ignominia con‐ iunctum. Quid enim dices? Obscurus fuit Diogenes? Quem […]. 68 Immerhin könnte man das numquid in Barbatos Text als durchaus funktionsäquivalente Anzeige eines erotetischen Sprechakts begreifen. In der lateinischen Übersetzung Barbatos finden sich auch einige längere Er‐ gänzungen zum Text Plutarchs, von denen nicht immer ganz klar ist, warum sie eingefügt worden sind. So an einer Stelle gegen Anfang der Schrift, an der Plu‐ tarch eine gut verständliche Aussage darüber trifft, dass der Körper nur von der jeweiligen physischen Last niedergerückt werde, die er zu tragen habe, dass aber die Seele die Last von sich aus auf andere Dinge übertrage (599 C): τὸ μὲν γὰρ σῶμα πιέζεται τῷ τοῦ βαρύνοντος ἄχθει, ἡ δὲ ψυχὴ τοῖς πράγμασι πολλάκις τὸ βάρος ἐξ αὑτῆς προστίθησιν. Bei Barbato heißt es: Non enim ut corpus rei gravantis pondere premitur, sic semper et animus, quem contra potius rebus ex seipso onus imponit, et gravat quae per se alioqui tolerabilia erant. 69 Der letzte Teil der Übersetzung von et gravat bis erant ist eine stillschweigend eingefügte exe‐ getische Ergänzung, die zwar streng genommen nicht notwendig wäre, aber sicherlich zum Komfort des Lesers beiträgt. In diesem Fall scheint mir aus‐ nahmsweise Xylanders Version eleganter: At vero corpus premitur mole imposita, animus plerunque a se gravitatem rebus adiicit. 70 Verse übersetzt Barbato, wie es üblich ist, 71 in der Regel auch in entsprechende lateinische Verse, die im Druckbild als solche gekennzeichnet werden, indem jedem Versbeginn ein neuer Zeilenanfang zugeordnet wird. Allerdings scheinen 210 Boris Dunsch 72 Barbato 1516, 10. ihm bisweilen einzelne Verse und Verspartien zu entgehen, zumal dann, wenn Plutarch unvollständige Verse zitiert, wie z. B. bei einem Zitat von zwei iambi‐ schen Trimetern des Archilochos, von dessen erstem nur die zweite Hälfte an‐ geführt wird (604 C): καθάπερ Ἀρχίλοχος τῆς Θάσου τὰ καρποφόρα καὶ οἰνόπεδα παρορῶν διὰ τὸ τραχὺ καὶ ἀνώμαλον διέβαλε τὴν νῆσον εἰπών ἣδε δ᾽ ὥστ᾽ ὄνου ῥάχις ἕστηκεν ὕλης ἀγρίης ἐπιστεφής, […] Diesen Textausschnitt übersetzt Barbato, obwohl das Zitat von Plutarch deutlich als solches gekennzeichnet ist, als fortlaufenden Prosatext: Verum ut Archilochus Thasii fertiles agros vineasque contemnens ob alia eius insulae aspera et inaequalia loca totam insulam damnat atque accusat, eam quasi asini dorsum materia agresti plenam esse affimans […]. 72 Anders verfährt Xylander, der die Archilochusverse passgenau ins entsprechende Versmaß überträgt: Sed quemadmodum Archilochus Thasi insulae frugifera arva et vineta silentio prae‐ termittens, eam ob asperitatem et inaequalitatem traduxit, ita scribens, illa asini dorsum velut Stat, materiae sylvestri prorsus obsita, […]. Es ist Tangas Verdienst, auf eine Stelle hingewiesen zu haben, an der Barbato eine Verbesserung des griechischen Textes gelungen ist. Plutarch spricht von Kaiser Tiberius’ letzten Lebensjahren (602 E): Τιβέριος δὲ Καῖσαρ ἐν κεστρίαις ἑπτὰ ἔτη διῃτήθη μέχρι τῆς τελευτῆς. Barbato übersetzt hingegen Tiberius autem Caesar in Capreis septennium ad obitum usque vixit dies, wobei er den Text emendiert. Er tut dies gegen den Konsens fast der gesamten Plutarch-Überlie‐ ferung einschließlich der Aldina, die das sinnlose ἐν κεστρίαις bieten, abgesehen von einem Korrektor im Vat. graec. 139 (frühes 14. Jh.), der in ἐν Καπρίαις ver‐ bessert hat. So verdienstvoll diese zweifellos richtige Emendation ist, so trivial ist sie allerdings auch, da der Ort, an dem Tiberius in einer Art freiwilligem Exil lebte, jedem gebildeten Zeitgenossen aus den einschlägigen antiken Quellen (z. B. Suet. Tib. 40-44) bekannt gewesen sein dürfte. Anderswo scheinen Barbato Übersetzungsfehler unterlaufen zu sein, so etwa an einer Stelle, wo Plutarch sich über eine Angewohnheit der persischen Groß‐ könige lustig macht (601 D): εἶτα τῶν μὲν Περσῶν βασιλέων καταγελῶμεν, εἴ γε δὴ ἀληθῶς τὸ τοῦ Χοάσπου μόνον ὕδωρ πίνοντες ἄνυδρον αὑτοῖς τὴν ἄλλην ποιοῦσιν οἰκουμένην. Barbato gibt das griechische Adjektiv ἄνυδρος, „was‐ 211 Plutarchus exilium nostrum solatus est 73 Tanga 2016, 98. 74 CGL II 583, 4: inriguus, qui non inrigatur; zitiert im ThLL VII, 422, 24-26 (s.v. irriguus 2). 75 Vgl. Adams (1982) 113. serlos“, mit irriguus wieder, also dem lateinischen Wort, das üblicherweise das Gegenteil, „wasserreich“, meint: Praeterea vero Persarum reges irridemus, quod, si modo id vere dicitur, Coaspae unius aquam bibant ceterasque mundi partes sibi reddant irriguas. Doch wenn Tanga dies als „una svista piuttosto grossolana“ 73 bezeichnet, sollte man bedenken, dass sich zumindest in der glossographischen Tradition Hinweise darauf finden, dass ir-riguus als Zusammensetzung des Pri‐ vativpräfixes in- und riguus im Sinne von „wasserlos“ aufgefasst werden konnte, 74 und daher Barbatos Verwendung des Adjektivs durchaus einer ge‐ lehrten philologischen Mindermeinung seiner Zeit folgt. Diese Annahme liegt jedenfalls ebenso nahe, wie ihm einen derart schweren Fehler zuschreiben zu wollen. An einer Reihe von Stellen modifiziert Barbato seine Übersetzung, vermutlich in der Absicht, bei seinem primären Leser, Papst Leo, keinen Anstoß zu erregen. So gibt er z. B. an einer Stelle (600 B: τὸν Δία δὲ πῶς ὕοντα; τὸν βορέαν δὲ πῶς; [sc. ἀμυνώμεθα]) die griechische Wendung Ζεὺς ὕει, „Zeus regnet“ (bzw. „Zeus lässt es regnen“, was schon in der Antike nichts anderes bedeutete als „es regnet“), nicht wörtlich, sondern ohne Rekurs auf Zeus bzw. Jupiter einfach mit dem Substantiv pluvia wieder: Qua enim ratione pluviam nobis boreamve defen‐ dimus? Da übrigens auch Xylander so verfährt, quomodo pluviarum et aquilonis iniurias defendimus? , der sonst gern die Gelegenheit nutzt, sich im Unterschied zu Barbato enger an die Formulierungen Plutarchs anzuschließen, darf man vermuten, dass die Nennung des obersten heidnischen Gottes an dieser Stelle der lateinischen Übersetzung möglicherweise Anstoß erregt hätte. In einem Komikerzitat (fr. 729 K.-A.) ist bei Plutarch von σῦκα, „Feigen“, die Rede (602 B): ὅπου (sc. auf Seriphos) φησὶν ὁ κωμικὸς τὰ σῦκα ταῖς σφενδόναις τρυγᾶσθαι καὶ πάντα ἔχειν ὅσων δεῖ τὴν νῆσον. Barbato verwendet zur Über‐ setzung das erlesene Wort carica, das die Bezeichnung speziell für die karische Feige ist, während er das übliche lateinische Wort für Feige, ficus, vermeidet: ubi comicus ait caricas fundis vindemiari omniaque haberi, quibus in insula sit opus. Dieser Wortgebrauch ist derart auffällig, dass eine bestimmte Intention beim Übersetzer unterstellt werden darf. Wahrscheinlich ist Barbato das spät‐ lateinisch-italienische fica als Umschreibung des pudendum muliebre wohlbe‐ kannt, 75 und er vermeidet es aus Gründen des decorum, ein potentiell obszönes Wort in einer dem Oberhaupt der Christenheit zugeeigneten Übersetzung zu verwenden. Hinzu kommt, dass funda, die Schleuder, im Gegensatz zu σφενδονή 212 Boris Dunsch 76 Vgl. Adams (1982) 22. die Nebenbedeutung „männliches Glied“ haben kann. 76 Der Deutsche Xylander dagegen hat, wie man an seiner Übersetzung sieht, kein Problem mit einer mög‐ lichen obszönen Nebenbedeutung von ficus: […] et tamen comicus ibi ait ficus fundis deiici, omniaque habere necessaria insulam. Insgesamt zeigt sich Barbato als kompetenter, stilistisch sicherer Übersetzer, der Plutarchs Text auf überzeugende Art ins Lateinische gebracht hat; der Erfolg seiner Übertragung bei den Zeitgenossen ist also durchaus gerechtfertigt. Zu‐ gleich ist dieses Werk ein Beispiel für die gelungene Selbstinszenierung eines Gelehrten im Umfeld der päpstlichen Kurie. Bibliographie Adams, James N.: The Latin Sexual Vocabulary, London 1982. Aulotte, Robert: Amyot et Plutarque. La tradition des Moralia au XVI e siècle, Genf 1965 (Travaux d’Humanisme et Renaissance, Bd. 68). Barbatus, Angelus [= Barbato, Angelo]: Plutarchi Chaeronei De exilio Libellus Angelo Barbato Inteprete [sic], Rom 1516. Becchi, Francesco: Le traduzioni latine dei Moralia di Plutarco tra XIII e XVI secolo, in: Paola Volpe Cacciatore (Hg.): Plutarco nelle traduzioni latine di età umanistica. Se‐ minario di studi, Fisciano, 12-13 luglio 2007, Neapel 2009 (Strumenti per la ricerca plutarchea, Bd. 8), 9-52. 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Egli è uomo d’azione, di politica: lo studio suscita in lui ammirazione e riflessioni, ma non è la sua autentica vocazione. La lettera al Vettori è in sostanza una richiesta d’intercessione e una rivendicazione delle proprie capacità, per l’appunto, politiche: il Machiavelli abilmente evita di riferirsi alle ragioni che lo hanno portato a quello stato di esiliato (il sospetto d’aver partecipato alla congiura antimedicea del Capponi e del Boscoli). Egli dà in tal modo l’impressione di dare per scontato che si tratta di ragioni infondate, e al tempo stesso si risparmia spiegazioni che avrebbero potuto - messe per iscritto - risultare ardue e imbarazzanti e che comunque lo avrebbero indirizzato verso una scrittura apologetica. L’articolata e sapiente descrizione della giornata dell’esiliato è costruita su un efficace registro comico, in cui la comicità linguistica e sintattica prende corpo nell’espressività popolare e si manifesta in situazioni autenticamente da pal‐ coscenico: Mangiato che ho, ritorno nell’hosteria; quivi è l’hoste, per l’ordinario, un beccaio, un mugnaio, due fornaciai. Con questi io m’ingaglioffo per tutto dí giuocando a criccha, 1 Niccolò Machiavelli, Lettera a Francesco Vettori (Machiavelli 1971, 1158-1160). a triche-tach, et poi dove nascono mille contese et infiniti dispetti di parole iniuriose, et il piú delle volte si combatte un quattrino et siamo sentiti nondimanco gridare da San Casciano. 1 Tra le commedie del Machiavelli, questa lettera dovrebbe forse occupare un posto di rispetto accanto alla Mandragola. Tra l’altro, come si addice alla commedia ‹politica› del Machiavelli, che è per l’appunto un uomo politico de‐ dicatosi alla letteratura quando l’accesso alla vita attiva gli fu precluso, l’intera messinscena ha un significato e un fine ultimo che travalica il senso letterale del pur gustosissimo racconto della giornata del già segretario fiorentino relegato in campagna. Lo scopo, si diceva, è comunicare tramite il Vettori con i Medici. Mostrare loro attraverso le opere la propria innocenza, rendere esplicita la pro‐ pria volontà di collaborazione con il nuovo Regime. Si è osservato che il Ma‐ chiavelli non afferma apertamente - per evitare una excusatio non petita - di essere estraneo alla congiura del Boscoli e del Capponi (anzi, neppure la no‐ mina): congiura in cui in qualche misura, o fondatamente o per via di quelle ‹semplificazioni› che si producono nel momento dei giri di vite piú dram‐ matici e da cui scaturiscono giudizî affrettati e talora iniqui, era stato marginal‐ mente coinvolto. O forse a quella congiura il Machiavelli aveva assistito da os‐ servatore esterno, pronto a intervenire se le cose fossero andate per il verso giusto. I congiurati certo non brillarono in prudenza. Sta di fatto che - per quella congiura fallita miseramente prima ancora di cominciare e per i protagonisti di quella vicenda - il Machiavelli alla fine del 1513 non nutre piú alcun interesse: il suo unico sforzo è prendere pubblicamente le distanze dagli ambienti repub‐ blicani. Per farlo ritiene che sia utile mostrare il modo innocente in cui vive, quasi volesse far intendere: uno cosí, che caccia tordi, gioca a carte, ha una non trascurabile esperienza di politica vissuta e conosce anche la cultura alta, perché mai estrometterlo dalla vita civile come un reietto? Il Principe, del resto, che ricordiamo usualmente come il punto di avvio di una immortale e non piú reversibile svolta della politica in senso moderno e reali‐ stico, al di là della censura che colpí l’opera dopo la morte dell’autore e dopo il declino dei papi di famiglia medicea, altro non è se non è una brillante institutio principis, il frutto di una dinamica cortigiana del tutto in sintonia con il clima delle corti rinascimentali. Un genere letterario, si può aggiungere, decisamente frequentato in e tà preumanistica e umanistica e largamente attestato nel mondo antico. Certo, il Machiavelli rivendica la novità della propria riflessione, che sarebbe non teorica, ma pratica: la famosa «verità effettuale». Che il Machiavelli non fosse in effetti un letterato di professione, ma un politico, lo abbiamo già 218 Davide Canfora 2 Niccolò Machiavelli, Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio 1, 10 (Machiavelli 2001, 68-76). ricordato. Ma che dall’analisi cinica della «verità effettuale», per cui persino Agatocle di Siracusa (lasciamo da parte il Valentino) appariva apprezzabile sul piano pratico, scaturisse davvero un nuovo «realismo» politico, è cosa di cui si potrebbe discutere ancora a lungo. Lo prova non solo la complessità dell’inter‐ pretazione del Machiavelli nel corso dei secoli (dalla censura ecclesiastica, che stroncò l’opera come diabolica, ma ne riprese di fatto gli aspetti politicamente fruibili sin dal tempo del Bellarmino; fino al curioso giudizio foscoliano, che si rifiutò di pensare che il Machiavelli approvasse l’operato del Borgia e immaginò la sua astuzia nel simulare quell’elogio nel momento stesso in cui in realtà mo‐ strava di che lacrime grondasse e di che sangue lo scettro dei potenti; per tacere delle opposte interpretazioni che, nella prima metà del Novecento, nel pieno della contrapposizione ideologica tra il Gramsci e il fascismo, diedero voce a ragionamenti opposti sull’opuscolo del segretario fiorentino); lo prova, dicevo, non solo la complessità controversa dell’interpretazione toccata nel tempo al Machiavelli, ma anche, concretamente, la dimensione di fatto utopistica e illu‐ soria di cui il Machiavelli, quando passa dall’esperienza di governo alla scrittura politica, dà prova. Un principe realmente efficace, alla fine egli nelle «isto‐ rie» non lo trova. Lo stesso Valentino, anche a non voler considerare i fiumi di sangue versati e la sua infingardaggine, quasi fossero dettagli privi di importanza (mentre curiosamente la ‹crudeltà› di Giulio Cesare agli occhi del Machiavelli risultava inammissibile), 2 non fu immune da errori di valutazione e andò in‐ contro alla rovina. Al contrario, come il Machiavelli spiega lucidamente nei Discorsi, la forza di uno Stato si misura sulla sua durevolezza, non sul temporaneo potere del singolo. E aggiungiamo che l’opera che dovrebbe dare avvio al rea‐ lismo politico moderno si conclude con una grossolana sviolinata rivolta ai Me‐ dici - pienamente in linea con lo spirito cortigiano di tutte le altre institutiones principum umanistiche e medievali, da cui il Machiavelli aveva avuto la pretesa di prendere le distanze - e con una citazione dall’autore forse meno conciliabile con la durezza del realismo politico cui il Machiavelli aspirava: il Petrarca della canzone all’Italia. Lo stesso invito, rivolto dal Machiavelli ai Medici nelle ultime righe del Principe, ad capessendam Italiam non è un caso di mirabile preveggenza politica e di acuto realismo, ma il segno d’un vivere alla giornata, nel riferimento univoco a una corte che aveva sí importanti legami europei, ma declinava irri‐ mediabilmente verso una dimensione fortemente provinciale. Torniamo al motivo di partenza. L’esilio è dunque la causa da cui nascono la lettera al Vettori e il Principe stesso. Il Machiavelli - esiliato a torto o a ragione 219 Politica, esilio e ‹viaggio› culturale 3 Dante Alighieri, Monarchia 2, 1 (Dante Alighieri 2013, 72-77). 4 Plin. Nat. 7, 92. - cerca in ogni modo di rientrare nelle grazie dei Medici e perciò si adegua a un genere letterario che sicuramente poteva garbare a un casato regnante: per l’ap‐ punto quello della institutio. Il tocco di realismo che egli presenta come novità e che pretende d’aggiungere non è, si è detto, una novità assoluta. La cultura umanistica si era variamente dilungata sulla connessione inevitabile tra potere e violenza: si pensi agli scritti di Leon Battista Alberti e di Poggio Bracciolini. Cioè su quell’aspetto poco rassicurante e poco ‹etico› del potere che sarebbe appunto la grande ‹scoperta› del Machiavelli: il principe può essere buono se gli uomini sono buoni; ma, dal momento che sono ostili a qualunque forma di sot‐ tomissione, egli ha la necessità d’essere violento e fedifrago. Dante - mi limiterò a citare questo esempio - in apertura del libro II della Monarchia aveva trovato una giustificazione alla violenza senza eguali dimo‐ strata dai romani e alle loro imprese di conquista nel fatto che era stato Dio in persona a scegliere il popolo piú «gentile» e ad affidargli il compito di ‹pacifi‐ care› il mondo, perché potesse poi diffondersi senza ostacoli la parola sacra ovunque. 3 Un cinismo, a ben vedere, di non poco conto. Ovviamente la pacifi‐ cazione del mondo non poteva avvenire se non attraverso genocidî e carneficine: nessun popolo si assoggetta senza combattere. Cesare sottomise la Gallia, come ricordava anche Plinio, 4 sterminando centinaia di migliaia di persone. Ma, per l’appunto, Dante ‹realisticamente› sceglie di sottolineare la funzione provvi‐ denziale dell’espansione romana, trascurando il bagno di sangue che i romani avevano provocato ovunque e a cui egli stesso allude in apertura del trattato sulla monarchia, facendo riferimento a un tempo giovanile in cui quella prepo‐ tenza imperialistica gli era per qualche ragione apparsa inaccettabile. Mosso da eguale ‹realismo›, Dante colloca Giustiniano in paradiso: il ‹rea‐ lismo› consiste in questo caso non tanto nell’attribuire per semplificazione dottrinale all’imperatore d’Oriente un’ortodossia non corrispondente al vero (Giustiniano, secondo la vulgata medioevale, era monofisita), ma soprattutto nell’affermare che quell’imperatore aveva completato sul versante mondano l’opera avviata secoli prima, in ambito sacro, dalla diffusione della parola del Cristo al tempo di Tiberio. Dante è in assoluto uno dei pochi ammiratori del cupo Tiberio: il fatto che sotto il suo regno il Cristo fosse stato crocifisso non aveva a che fare con l’imperatore, ma era la conseguenza dell’ira divina dovuta al fatto che gli uomini non avevano accolto come dovevano la parola di Dio. Ebbene, dopo che il Vangelo aveva finalmente preso piede ovunque, Giustiniano - novello Numa Pompilio cristianizzato - si era occupato di costituire un sistema 220 Davide Canfora 5 Poggio Bracciolini, De vera nobilitate 80. Mi permetto di rinviare all’edizione da me curata (Poggio Bracciolini 2002, 35). di leggi ordinato e universale («d’entro le leggi tolsi il troppo e ’l vano»: Paradiso 6, 12). Quanto alle guerre mosse contro la parte latina dell’impero, ormai caduto, guerre che potevano suscitare imbarazzo nel poeta e metterlo in difficoltà ri‐ spetto alla collocazione dell’imperatore tra gli spiriti eletti del paradiso, d’esse si era in realtà occupato - precisa Dante - unicamente Belisario, e Giustiniano - visti gli esiti felici delle spedizioni condotte dal suo generale - aveva lasciato fare. Anche in questo caso, un adattamento - per non dire una distorsione - dei fatti storici. Il realismo, il pragmatismo, la ricerca di verità che assecondassero le aspet‐ tative del potere, non sono dunque una ‹invenzione› assoluta del Machiavelli. Né il Machiavelli è il primo caso di uomo politico che si sia dedicato alla rifles‐ sione teorica dopo aver esercitato per anni la politica dal vivo (diversamente, la maggior parte degli umanisti furono letterati che a volte si addentrarono in tematiche d’ordine politico): da Platone a Cicerone a Leonardo Bruni, la figura del politico / letterato, distante dall’ingenuità - per cosí dire - del filosofo rin‐ chiuso nella sua biblioteca (per adoperare un’immagine cara a Poggio Braccio‐ lini), 5 aveva una storia di lungo corso nella cultura occidentale. E far politica comporta sempre il contatto con il ‹male› della condizione umana, se non co‐ stringe propriamente a ‹sporcarsi le mani›. 2 L’allontanamento (geograficamente peraltro quasi irrilevante) del Machiavelli dalla patria conobbe almeno altri due aspetti, profondamente diversi l’uno dal‐ l’altro, oltre al celebre esilio presso l’albergaccio. In un primo caso, sarebbe del tutto improprio parlare d’esilio. Mi riferisco anzitutto agli incarichi politici che il segretario, all’apice della propria esperienza, ricevette direttamente dalla re‐ pubblica e che lo portarono fuori Firenze: non solo in altri Stati d’Italia, piú frequentemente a Roma o presso il duca Valentino, ma anche fuori della Penisola. Le Lettere, le Legazioni e gli altri scritti di politica ‹viva› ci parlano appunto di questo. In essi il Machiavelli ha il piglio del diplomatico moderno ed esercita a pieno l’arte politica di cui va orgoglioso. Lo spazio riservato alla descrizione di gusto letterario di luoghi e costumi ‹diversi› è assai limitato, diversamente dal caso, cent’anni prima, dell’umanista Poggio Bracciolini, il quale, segretario apostolico al séguito della corte pontificia, altro d’interessante non trovava da descrivere se non i costumi dei luoghi visitati, ora con ammirazione ora con 221 Politica, esilio e ‹viaggio› culturale 6 Pogg. Epist. I 46; II 4, 5; II 4, 6 (Garin 1952, 218-247); cfr. il contributo di Hartmut Wulfram in questo volume. 7 Pogg. Epist. III 4, 10 (Poggio Bracciolini 1987, 142-143). supponenza, trascurando quasi del tutto di parlare d’argomenti realmente poli‐ tici o anche - visto ch’egli era al séguito di un concilio della Chiesa - religiosi. Se non dei bagni di Baden e della loro festosa libertà di sapore epicureo, Poggio al piú parlava di libri ritrovati nelle biblioteche e di manoscritti da farsi spedire perché li aveva dimenticati in patria prima di partire. Solo la descrizione del processo di Girolamo da Praga rappresenta un’eccezione e ci mostra Poggio schierato contro il conservatorismo conciliare e indulgente verso le rivendica‐ zioni di rinnovamento che animavano i precursori della Riforma: e comunque la descrizione della vicenda rimane fortemente ‹letteraria›, con l’aperto para‐ gone tra Girolamo e il Socrate dell’Apologia platonica. 6 Le questioni che tor‐ mentavano la diplomazia pontificia erano invece per Poggio del tutto irrilevanti. Sarà semmai Enea Silvio Piccolomini a spostare il baricentro del discorso, asso‐ ciando riflessioni culturali e ‹umanistiche› al resoconto concreto di fatti storici e al loro significato politico. Ma il Piccolomini era un diplomatico ambizioso, un uomo di potere appartenente a una famiglia illustre, destinato infatti a conclu‐ dere la ‹carriera› sul soglio pontificio. Il Machiavelli, per parte sua, è un politico sul serio. Se talvolta si aprono ‹si‐ parietti› comici derivanti dalla sua esperienza in missione, si tratta comunque d’episodî relativi alla prassi della politica reale ch’egli aveva sotto gli occhi gior‐ no dopo giorno. Il Machiavelli, per cui la politica è un lavoro, non avverte alcun senso di nostalgia mentre è lontano dalla patria: diversamente dal già citato Poggio che, costretto dapprima per qualche tempo in Inghilterra presso il ves‐ covo di Winchester e poi a Roma presso la curia pontificia, vive quella lonta‐ nanza, peraltro non irrevocabile come lo era l’esilio, in modo tormentato e come la peggiore delle ingiustizie. L’unico luogo in cui Poggio si trovava a proprio agio era la ‹sua› Firenze, dove per fortunata combinazione casuale le vicissitu‐ dini del pontificato portarono Eugenio IV a sostare lungamente insieme con l’intera curia. Questo spirito ‹fanaticamente› umanistico condusse Poggio anche a una forma di malriposta superiorità nei confronti dei primi umanisti non italici. In una lettera del 1452 egli si meraviglia che, nei Paesi Bassi, Guglielmo di Heze abbia interessi letterari simili ai suoi: 7 strano, commenta Poggio, che questo av‐ venga in un paese arretrato e lontano dal fulcro della civiltà europea, che a lui appariva appunto Firenze. Poggio era in realtà poco ‹aggiornato›. Già nel Quat‐ trocento l’Umanesimo era un movimento d’importanza e diffusione europea e non a caso, di lí a breve, fiorirà proprio l’esperienza straordinaria dell’Umane‐ simo dei Paesi Bassi, di cui Erasmo fu soltanto l’esponente piú illustre. Questo 222 Davide Canfora senso di superiorità, questa supponenza filofiorentina, era peraltro viva anche nel Machiavelli. Nel capitolo XI del libro I dei Discorsi egli sottolinea che un’es‐ perienza come quella di Numa Pompilio, che aveva persuaso un popolo rozzo e privo di civiltà ad accettare leggi e riti con il pretesto della volontà divina, era stata possibile unicamente presso una gente «grossa» e primitiva come i romani dell’Età arcaica. Sarebbe impossibile, aggiunge il Machiavelli, ottenere lo stesso risultato in una città progredita come la Firenze dei tempi moderni, dove la relativa consapevolezza popolare non avrebbe mai accolto con credulità le men‐ zogne benefiche con cui Numa Pompilio aveva di fatto fondato Roma (per lui, Numa fu per l’appunto l’autentico fondatore di Roma, di cui istituí le leggi, e lo fu molto piú di Romolo, che si limitò ad aggregare attorno al letto d’un medesimo fiume genti sparse e bellicose). Nel capitolo immediatamente successivo, pe‐ raltro, il Machiavelli fa come un passo indietro nel ragionamento. Egli deve infatti riconoscere che - esattamente come i romani ai tempi di Numa - i fio‐ rentini di fine Quattrocento si erano in fondo fatti persuadere da fra’ Girolamo Savonarola ch’egli fosse in diretto contatto con Dio e gli avevano proprio perciò attribuito un ruolo di guida della cittadinanza. Un ruolo durato poco, soprattutto per l’intervento drastico e risolutivo della Chiesa romana, ove il fanatismo re‐ ligioso del Savonarola non poteva incontrare il favore d’un papa come Ales‐ sandro VI. Tuttavia l’ammirazione del Machiavelli nei confronti del Savonarola per aver saputo dominare con argomenti religiosi una città che per tutto il Quattrocento era stata il simbolo della nuova cultura laica si mescola torbida‐ mente alla distanza che uno spirito laico, quale indubbiamente il Machiavelli fu, provava rispetto all’estremismo religioso savonaroliano. 3 C’è infine un caso in cui la lontananza del Machiavelli si presenta come lonta‐ nanza non fisica, non esattamente come esilio, bensí come viaggio del pensiero. Si tratta di un allontanamento mentale e solitario dal presente - un allontana‐ mento che comunque è conseguenza diretta dell’esilio reale - e della ricerca di una forma di dialogo con il passato: ciò che può avvenire unicamente attraverso i libri. Per questo possibile aspetto, nobile, della solitudine e per la possibilità di un contatto con il tempo piú lontano attraverso la pura e semplice parola, Ma‐ chiavelli poteva a rigore contare su numerosi illustri esempi. In primo luogo, il Petrarca, il cui libro XXIV delle Familiari rappresenta un esibito dialogo con i grandi uomini del passato. Nel caso petrarchesco l’organizzazione del discorso è precisa, ha forma epistolare: talora si tratta di vero e proprio dialogo (quando l’interlocutore è ben noto all’autore attraverso gli scritti superstiti: Cicerone e 223 Politica, esilio e ‹viaggio› culturale 8 Sen. Dial. 10, 14, 2. Su questo tema, cfr. Chines 2003, 367-384. Seneca, per esempio), talora invece è un monologo piú generico (quando Pe‐ trarca si rivolge ad autori che non conosceva di prima mano: è il caso di Omero). Anche Dante, in fondo, altro non aveva fatto se non dialogare, attraverso la finzione narrativa e scenica di un’esperienza viva e reale, con grandi uomini del passato, sia antico sia piú recente. La scelta era ricaduta, da parte di Dante, proprio sui nomi piú significativi del mondo andato, in quanto solo in questo modo il suo grido - come egli chiarisce nel canto di Cacciaguida - avrebbe fatto «come vento, / che le piú alte cime piú percuote» (Paradiso 17, 133-134). Il dialogo con gli uomini del passato contribuisce a ricostruire le vicende sto‐ riche, aiuta a comprendere la natura umana (si pensi al canto di Ulisse) ed è soprattutto una vocazione connaturata al letterato. Poco importa se i fatti storici subiscono alterazioni consapevoli, come quando - in nome della difesa dell’a‐ quila imperiale - Dante fa redimere Giustiniano dall’eresia monofisita e lo mostra del tutto disinteressato alle imprese militari nell’Occidente latino, il cui unico responsabile - peraltro efficace e trionfante - era stato Belisario, mentre l’imperatore olimpicamente si occupava di togliere dalle leggi «il troppo e il vano» - lo si diceva poco fa. Resta l’idea che il mondo passato rappresenta uno spazio in cui la mente si addentra per apprendere, anche a costo d’idealizzare alcuni aspetti di quella realtà. Per il Machiavelli, per i suoi incontri «nelle antique corti degli antiqui huo‐ mini» - cosí nella già citata lettera al Vettori -, il modello principale fu proba‐ bilmente Seneca, il quale nel De brevitate vitae, elogiando la solitudine di chi si apparta dalla folla e ricerca appunto di parlare con i grandi del passato, ricordava che l’essere umano ha il dono di poter dialogare con Socrate, dubitare con Car‐ neade, mettersi alla prova con gli stoici, godere con Epicuro. 8 Ebbene, proprio il passo senecano sembra avere in primo luogo in mente il Machiavelli quando, nella densa lettera al Vettori, chiude la sezione ‹comica› del racconto della sua giornata ed evoca le ultime ore della giornata, quelle che seguono il calar del sole. Egli muta abito di scena (si toglie di dosso i comici panni sporchi di fango) e indossa appunto «panni curiali», che lo rendono degno d’accostarsi ai libri della biblioteca e di dialogare con i grandi «antiqui», a cui egli chiede insegna‐ menti, informazioni, consigli. Quindi, spiega il Machiavelli con naturalezza, nasce la scrittura. Il meccanismo della scrittura che scaturisce dalla lettura di ciò ch’era già stato scritto e da quella che comunemente si chiama ‹imitazione›, viene qui illuminato in modo esemplare. Fa parte della natura umana, dopo aver appreso, trattenere ciò che si è appreso combinandolo con la propria esperienza personale. La scrittura è imitazione, ma comporta sempre uno scarto rispetto al 224 Davide Canfora modello. Non è riscrittura, è rielaborazione. Il dibattito sull’imitazione impe‐ gnerà a fondo gli umanisti e gli uomini del Rinascimento. Erasmo metterà alla berlina l’imitazione senza intelligenza e pedissequa di Nosopono nel Cicero‐ nianus, che nelle ore notturne legge e rilegge Cicerone e poi cerca ossessiva‐ mente di scrivere alla sua maniera. Ma, per l’appunto, Nosopono è un modello degenere e caricaturale. Erasmo stesso vive in simbiosi con gli a ntichi e, non diversamente dal Seneca del De brevitate vitae, legge il piú possibile i loro scritti per ritrovarsi a dire a volte le stesse cose, a volte cose nuove che tengono conto della mutata realtà storica. L’Institutio principis christiani non si spiega senza Isocrate e il Seneca del De clementia: ma parla della realtà concreta dell’Europa ai tempi di Carlo V imperatore. Cosí l’institutio principis del Machiavelli, il Prin‐ cipe, si presenta in grande stile come la voce del rinnovamento e della «verità effettuale», come se prima d’allora si fosse parlato solo di nuvole. In realtà cosí non era - lo abbiamo visto - e la componente imitativa dell’opera è piú che mai evidente se solo si considera che l’immagine della volpe e del leone, che tanto ha reso celebre il Machiavelli, aveva una fonte diretta nel De officiis ciceroniano (1, 41), ancorché Cicerone deprecasse l’uso della frode e della violenza. E certo Cicerone non era un’educanda istruita nella retorica e ignara di politica viva. Quanto all’immagine del leone - associata per lo piú a quella dell’orso - come immagine del tiranno, essa era a sua volta topica nei testi sacri. Torniamo comunque al dialogo del Machiavelli con gli Antichi. Da questo dialogo nasce la scienza politica moderna. «Io non mi vergogno di parlare con loro», cioè con gli «antiqui huomini, et domandarli della ragione delle loro ac‐ tioni; et quelli per loro humanità mi rispondono». Da queste risposte e dalla consapevolezza che «non fa scienza, sanza lo ritener, lo avere inteso», come aveva detto Dante (Paradiso 5, 41-42), nasce l’opuscolo De principatibus, spiega il Machiavelli. Dunque l’inventore del realismo, del pragmatismo, il promotore della realtà vissuta come unico strumento di conoscenza del mondo, l’uomo che si era ‹sporcato le mani› facendo politica e che per imprudenza (o per sbaglio) si ritrovava lontano dalla politica vera, per dare consigli alla Magnificenza di Giuliano (la dedica passerà poi, morto Giuliano, a Lorenzo de’ Medici) altro di meglio non trova che «lo scrittoio» e i libri. Provocatoriamente si potrebbe dire che il Machiavelli non è in questo molto diverso da don Chisciotte, il quale pure aveva tratto i suoi modelli di comportamento dalla lettura dei libri e dei grandi modelli del passato. Anzi, aveva avuto il coraggio di interpretarli in prima per‐ sona, mettendo in gioco la propria vita e la propria credibilità. Il Machiavelli, in fondo, rimane defilato: sta semplicemente scrivendo una institutio principis come tante altre, nel tentativo di farsi riaccogliere a Firenze e di farsi riassumere in politica dopo i disastri della repubblica soderiniana. Il compito di imitare gli 225 Politica, esilio e ‹viaggio› culturale 9 Niccolò Machiavelli, Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio 1, 10 (Machiavelli 2001, 4-5). Antichi viene delegato dal segretario fiorentino al principe nuovo, se questi sarà capace di dar prova di un’infallibilità di cui in realtà nella storia umana non c’è traccia. La distanza ideale connaturata alla lettura dei libri lascia ancora una volta il segno, anche nel caso del Machiavelli. Il perenne tentativo di riavvicinarsi a quella lontananza mitizzata, consistente per l’appunto nel ravvivare un mondo antico considerato ipso facto aureo, non risparmia il realista Machiavelli. Si legge nel proemio dei Discorsi: 9 considerando adunque quanto onore si attribuisca all’antiquità […] e veggiendo dal‐ l’altro canto le virtuosissime operazioni che le istorie ci mostrono essere piú presto ammirate che imitate; anzi, in tanto da ciascuno in ogni minima cosa fuggite, che di quella antiqua virtú non ci è rimasto alcun segno; non posso fare che insieme non me ne meravigli e dolga. Lo stesso atteggiamento di ‹devozione› per l’antico dimostrato dal Machiavelli appare, piú che mai dopo gli anni del Rinascimento, una costante culturale ine‐ ludibile: essa coinvolge in quegli stessi anni il colto Erasmo e animerà non meno, due secoli piú tardi, il riflessivo e utopistico Rousseau o il battagliero e burras‐ coso Foscolo dei Sepolcri. Bibliografia Chines, Loredana: Loqui cum libris, in: Claudia Berra (ed.): Motivi e forme delle Familiari di Francesco Petrarca, Milano 2003, 367-384. Dante Alighieri: Monarchia, a cura di Paolo Chiesa e Andrea Tabarroni, con la collabo‐ razione di Diego Ellero, Roma 2013 (Nuova edizione commentata delle opere di Dante, vol. 4). Garin, Eugenio: Prosatori latini del Quattrocento, Milano / Napoli 1952 (La letteratura italiana, vol. 13). Machiavelli, Niccolò: Tutte le opere, a cura di Mario Martelli, Firenze 1971, 1158-1160. Machiavelli, Niccolò: Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio, a cura di Francesco Bausi, tomo I, Roma 2001. Poggio Bracciolini: Lettere. III. Epistolarum familiarium libri secundum volumen, a cura di Helene Harth, Firenze 1987. Poggio Bracciolini: De vera nobilitate, a cura di Davide Canfora, Roma 2002. 226 Davide Canfora 1 Für die Durchsicht von Text und Übersetzungen sowie wertvolle Hinweise danke ich Dr. Jochen Walter (Mainz). 2 Zur Biographie Capeces vgl. Mazzucchelli 1754; Tallarigo / Ardito 1874, 185-195; Sor‐ rentino 1935, 308-314; Altamura 1972; Parenti 1975; Addante 2010, 49-59. Nur die Eck‐ daten von Capeces Biographie bietet Roellenbleck 1975, 205 Anm. 27. 3 Vgl. Mazzucchelli 1754, xiii. 4 Vgl. Brundin 2008, 42. 5 Vgl. Addante 2010, 51. 6 Vgl. Addante 2010, 55. 7 Zu den mutmaßlichen Hintergründen vgl. Sorrentino 1935, 309; Addante 2010, 55-57 und weiter unten im vorliegenden Aufsatz. Tröstende Wissenschaft? ‚Exil‘ und ‚Heimatferne‘ in Scipione Capeces Lehrgedicht De principiis rerum (1546) Claudia Schindler (Hamburg) Mein Beitrag wird eine Facette des Themas ‚Exil und Heimatferne‘ betrachten, die in mancher Hinsicht den Erwartungen nicht entsprechen mag. 1 Zunächst einmal deswegen, weil das ‚Exil‘ oder die ‚Heimatferne‘, um die es gehen wird, in einem Ortswechsel von Neapel nach Salerno besteht und somit kaum mit den berühmten exilia der antiken und nachantiken Literatur mithalten kann, was die räumliche Distanz des Exilierten von seiner Wohnstätte angeht. Immerhin ist derjenige, den das Exil trifft, kein ganz Unbekannter. Es handelt sich um den neapolitanischen Gelehrten und Dichter Scipione Capece (latinisiert Scipio Ca‐ pycius oder Capicius), der, aus einer berühmten Juristenfamilie stammend, 2 selbst als Professor für Jura in Neapel tätig war, 3 seit 1532 der Accademia Pon‐ taniana vorstand, 4 Treffen von Mitgliedern in seinem Haus stattfinden ließ 5 und das Amt eines Consigliere del Sacro Regio Consiglio innehatte. 6 Am 26. Februar 1543 wurde er seines Amtes enthoben, verließ die Stadt 7 und fand Aufnahme am Hof von Ferrante Sanseverino und seiner Frau Isabella Villamarina in Salerno. Auffällig ist weiterhin der literarische Kontext, in dem Capece seine ‚Hei‐ matferne‘ verhandelt. Im Wesentlichen sind es zwei Stellen in seinem Œuvre, 8 Die Erstausgabe der Elegien erfolgte zusammen mit Capeces anderen poetischen Werken Neapel 1594. Benutzt wurde die Ausgabe Venedig 1754. 9 Capece, Elegia 4,83-84: Tu tandem everso succurres, maxime, seclo, / et mala tot celeri, PAULE, levabis ope. 10 Capece, Elegia 4,1-4: Ergo terdenis accessit solibus annus, / qui mihi vitalis lucis origo fuit; / et tam nostra diu nullis non obvia ventis / enatat Euxino naufraga cymba salo! 11 Scipionis Capicii De principiis rerum libri duo, eiusdem De vate maximo libri tres, Ve‐ nedig: Aldus 1546. Diese Edition ist Grundlage für die Textzitate. Die Interpunktion des Originals wurde übernommen. Gordon 1962, 294 vermutet eine frühere Ausgabe Neapel 1534, ohne dass sich diese nachweisen ließe. 12 Paris 1548, 1556, 1564; Neapel 1594; Frankfurt 1631; Padua 1751 (vgl. Mazzucchelli, No‐ tizie [1754], xxivf.); Padua 1777 (Quelle: Karlsruher Virtueller Katalog). 13 Il poema De principiis rerum di Scipione Capece, patrizio Napoletano […], colla tradu‐ zione in verso italiano sciolto e le annotazioni di Franc. Maria Ricci […], Venedig 1754 (vgl. Anm. 1). an denen er auf seine Biographie zu sprechen kommt. Die vierte und letzte seiner vier Elegien trägt den Titel De suis et suorum temporum miseriis; 8 sie bietet in 84 Versen eine Klage über die schwierige Situation, in der sich das biographische Ich befindet, sowie über die zerrütteten Zeitumstände, aus denen allein der in den Schlussversen angerufene Paul III. die Menschheit zu befreien vermöge. 9 Sowohl die Position des Gedichts innerhalb der Sammlung als auch die Aus‐ führungen im ersten Teil der Elegie rufen - kaum überraschend - das Sphragis-Gedicht des vierten Tristienbuches auf (Trist. 4, 10) und lassen den elegischen Sprecher Capece so zu einem alter Naso werden, 10 dessen Schicksal dem Schicksal des berühmtesten Exilierten der römischen Literatur mindestens entspricht. Weitaus ungewöhnlicher und für eine eingehende Betrachtung sehr viel lohnender ist meines Erachtens die zweite Stelle, an der Capece auf seine per‐ sönlichen miseriae zu sprechen kommt. Sie findet sich in seinem Lehrgedicht De principiis rerum, wo sie das Finale des zweiten und letzten Buches bildet. De principiis rerum ist Capeces wohl bekanntestes, in jedem Falle aber sein erfolg‐ reichstes Werk. Erstmals 1546 bei Aldus in Venedig gedruckt, 11 wurden Capeces naturwissenschaftlich-philosophische Ausführungen über das Urelement, die er in engem Anschluss und zugleich in kontrastiver Abgrenzung zu Lucrezens atomistischem Lehrgedicht De rerum natura entwickelt, in der Folgezeit mehr‐ fach aufgelegt 12 und in ihrer letzten Ausgabe von 1754 sogar mit einer italieni‐ schen Übersetzung in versi sciolti sowie mit einem Kommentar aus der Feder des Abts von Montecassino, Francesco Maria Ricci, versehen. 13 Gerade im Kon‐ text eines antikisierenden, an Lucrez und Vergil orientierten Lehrgedichts sticht Capeces autobiographisches Finale unmittelbar ins Auge. Seine Entscheidung, Buch und Werk mit einer nicht-didaktischen Partie zu beschließen, folgt zwar 228 Claudia Schindler 14 Lucr. 6, 1138-1286. 15 Verg. Georg. 4, 281-558. 16 Fracastoro, Syphilis 3, 90-404. 17 Zur poetischen Selbstvorstellung des Dichters in der antiken Literatur vgl. Kranz 1961; Peirano 2014, 224-242. 18 Capece, De principiis rerum II, p. 31 r . der Finalia-Tradition römischer Lehrdichtung, die von Lucrez (mit der ‚Pest von Athen‘) initiiert, 14 von Vergil (mit dem ‚Aristaeus-Mythos‘) aufgegriffen 15 und im neulateinischen Lehrgedicht vor Capece, etwa in dem Columbus-Atlantis-Fi‐ nale in Fracastoros 1530 gedruckter Syphilis, erneut aufgenommen wurde. 16 Gegenstand dieser Finalia ist jedoch stets eine historische, mythische oder myth-historische Erzählung, die zwar über den eigentlichen Lehrstoff hinaus‐ greift, aber mit diesem dennoch in enger Verbindung steht. Lucrezens Darstel‐ lung der ‚Pest von Athen‘ wächst als ultimative Seuchenbeschreibung aus den Ausführungen des Dichters zur Entstehung von Krankheiten und Seuchen im sechsten Buch hervor. Das Aristaeus-Epyllion im vierten Buch von Vergils Ge‐ orgica ist eine aitiologische Erzählung, die das Mirakel der Bugonie erklären soll, ebenso wie Fracastoros Atlantis-Mythos die Heilkräfte des Guajak-Baumes my‐ thisch unterlegt. Obschon die antike Sphragis-Tradition eine poetische Selbst‐ vorstellung des Dichters am Schluss eines Werkes durchaus vorsieht 17 und ob‐ wohl Capece seine Darstellung mit verschiedenen Rekursen auf die Laudes Italiae im zweiten Georgica-Buch angereichert hat, entspricht das lange autobio‐ graphische Finale des zweiten Buches von De principiis rerum den Vorgaben antiker Lehrdichtung nur bedingt. Eine echte Selbstvorstellung des Dichters im Sinne antiker Sphrageis liegt nicht vor, da sich Capece nicht explizit als Verfasser von De principiis rerum präsentiert, wie es etwa Vergil in den Georgica oder Ovid im Schlussgedicht des vierten Tristienbuches getan hatten, sondern sein Exi‐ liertenschicksal in den Vordergrund stellt. Ein unmittelbarer Sachbezug zum Lehrstoff von De principiis ist dementsprechend nicht erkennbar. Vielmehr wird das Finale durch ein einleitendes sed dum sogar deutlich zu den vorausgehenden Ausführungen in Kontrast gesetzt. Während der Lehrdichter sich mit himmli‐ schen Phänomenen und dem Wesen des Weltalls befasst und Freude daran findet, iuvat, den Lauf von Gestirnen und Planeten abzuhandeln, ist seine per‐ sönliche Situation alles andere als erfreulich: mens agitata malis, acrique exercita cura. 18 Eigenes Erleben und die subjektive Verfasstheit des poetischen Ichs, die widrigen Zeitumstände und das persönliche Trauma der Heimatferne treten an die Stelle der von der Tradition vorgegebenen historischen oder mythisch-aitio‐ logischen Erzählung. 229 Tröstende Wissenschaft? Die Tatsache, dass Capece mit dem autobiographischen Finale von De prin‐ cipiis rerum offenbar bewusst aus den Gattungskonventionen antiker und neu‐ lateinischer Lehrdichtung ausschert, ist, soweit ich es überblicke, innerhalb der Gattung singulär und verlangt nach einer Interpretation. In welchem Verhältnis steht das Finale des zweiten Buches zum Rest von Capeces Lehrgedicht? Ist es als biographisches Zeugnis zu lesen, das der aktuellen Situation des Dichters entspringt, seine emotionale Erschütterung dokumentiert und den Versuch unternimmt, die drückende Erfahrung der Heimatferne literarisch zu verar‐ beiten? Oder sind darüber hinaus noch weitere, auf den ersten Blick nicht er‐ sichtliche Lesarten und Funktionen des Finales denkbar? Um diese Fragen zu beantworten, ist es erforderlich, zunächst einmal einen genaueren Blick auf Ca‐ peces Darstellung am Schluss des zweiten Buches zu werfen. Das Finale des zweiten Buches hat einen Umfang von 80 Versen. Es gliedert sich in zwei Teile ungleicher Länge. Der mit 24 Versen kürzere erste Teil nimmt die widrige persönliche Situation des Sprechers in den Blick (De principiis rerum II, p. 31 r -31 v ): Sed dum signorum incessus motusque vagantum me iuvat, et miros naturae solvere nodos, longe alios cursus, alios mea perficit orbes mens agitata malis, acrique exercita cura, cura, has aeternis quaesitas vatibus olim 830 quae me tentantem naturae accedere partes ad tristes vertit gemitus durosque dolores. heu misero nimium at frustra Sirenis amatae, quae nunc de patriis demisso lumine portis incisum cari nequicquam nomen alumni 835 desertasque piis spectat cultoribus aedes […] illas non meritis fulgens duroque labore 839 aucta meo priscae defendit gloria gentis, 840 quin caput in miserum vastis surgentibus undis, fortunaeque minis dirisque ultricibus acto, longe alio mutanda mihi sub sidere tellus, et dulces essent ignota sede penates. scilicet insignis pietas largusque meorum 845 effusus toties dilecta ob moenia sanguis et pugnata illis magno pro Caesare bella id meruere, omni nec me contage soluta texit, et egregias tot vita exculta per artes. 230 Claudia Schindler (Doch während es mich beglückt, den Lauf der Gestirne und die Bewegungen der Planeten und die erstaunlichen Verschlingungen der Natur aufzulösen, da vollendet mein Sinn ganz andere Umläufe und Kreisbahnen, getrieben von Übeln und von hef‐ tiger Sorge heimgesucht - eine Sorge, die mich, der ich versuche, mich an diese Teile der Natur anzunähern, die von ewig berühmten Dichtern einst durchforscht worden sind, traurigen Seufzern und heftigen Schmerzen zuwendet. Weh mir Armen, der ich zu viel, und doch vergeblich die Stadt der Sirene liebte! Sie betrachtet nun von den väterlichen Toren herab mit gesenktem Blick den vergeblich eingemeißelten Namen ihres teuren Zöglings und das Haus, das von seinen frommen Sachwaltern verlassen wurde. […] Der von Verdiensten strahlende und durch meine harte Arbeit vermehrte Ruhm des altehrwürdigen Geschlechts bewahrt sie nicht davor, dass gegen das un‐ glückliche Haupt riesige Wogen sich erhoben und ich, von den Drohungen des Schick‐ sals und rachsüchtigen Gottheiten getrieben, den Ort wechseln und unter einem ganz anderen Gestirn Wohnung beziehen muss und die süße Heimstatt gegen einen unbe‐ kannten Wohnsitz eintauschen muss. Natürlich: Das haben meine herausragende Frömmigkeit und das so oft für die geliebten Mauern reichlich vergossene Blut meiner Familie und die Kriege, die sie für den großen Kaiser gefochten haben, verdient. Und es hat mich nicht ein Leben, frei von jeder Schuld, geschützt und eines, das durch so viele herausragende Künste verfeinert worden war). Insgesamt ist die Darstellung stark emotionalisiert. Aussagen wie mens agitata malis, acrique exercita cura, Wendungen wie tristes gemitus, Interjektionen wie heu misero beschreiben die Derangiertheit des Sprechers, der sich von den Dro‐ hungen des Schicksals und grausigen Rächerinnen getrieben sieht. Im Verhältnis zu der plastischen Schilderung des Gemütszustandes, den die erzwungene Hei‐ matferne in dem Sprecher auslöst, bleiben die Angaben zur Exilsituation denkbar blass. Der Ort des Exils wird nicht genannt, und auch über die Gründe für die Verbannung schweigt der Dichter. Erwähnt wird lediglich die wiederum emotional als patria Siren bezeichnete, aber durch die Mythifizierung entrückte Heimatstadt Neapel, die mit gesenktem Blick, demisso lumine, vergeblich auf die Inschrift blickt, die man ihrem carus alumnus gesetzt hat. Auf das Exil selbst beziehen sich nur zwei Hexameter. Diese bleiben insofern unspezifisch, als sie mit dem Stereotyp des aliud sidus und der ignota sedes im Kontrast zu den dulces penates der Heimatstadt arbeiten und lediglich den Vorgang des sedes mutare beschreiben, ohne den Ort des Exils konkret zu benennen. Stark betont wird hingegen die subjektiv empfundene Ungerechtigkeit der Heimatferne, die der Dichter in negative Relation zu den zahlreichen Verdiensten setzt, die seine Fa‐ milie und er sich um Neapel erworben haben. In ironischer Brechung, scilicet, lässt er schließlich durchblicken, dass sein erzwungener Weggang aus Neapel in krassem Missverhältnis zu der Integrität sowie zu den Blutopfern, effusus 231 Tröstende Wissenschaft? 19 Verg. Georg. 2, 458-459: O fortunatos nimium, sua si bona norint, / agricolas! sanguis, und militärischen Einsätzen, pugnata pro Caesare bella, steht, die er und seine Familie für diese Stadt erbrachten. Das subjektive Erleben der Heimat‐ ferne, das das gerade einmal sechzig Kilometer von Neapel entfernte Salerno zu einer longe alio sub sidere tellus macht, dominiert die Darstellung: Das Exil ist widrig, weil der Sprecher es als widrig empfindet. Deutlich von dem ersten Teil des Finales abgesetzt ist der zweite, umfangrei‐ chere Teil, den bereits die an Vergils Georgica  19 angelehnte Einleitung felices nimium, et fatis melioribus orti als Makarismos kennzeichnet (De principiis rerum II, p. 31 v ): felices nimium, et fatis melioribus orti, mens sua quis satis est fluxae non indiga laudis, et scelerum immunis nullique obnoxia culpae est almae tantum dives rationis, opesque quas bona fert nullo genitrix natura labore, ingentes credit vitae fugientis ad usum. nec terit angustas aevi irremeabilis horas dum tenui capitur fallacis flamine vulgi. ante tamen felix cunctos, qui noscere morem fortunae, et vires potuit contemnere leti, ac solidos numquam periturae laudis honores et verae aspirat mansura ad gaudia vitae. anxia non illum spes insanique dolores, solicitive metus urgent aut gaudia vana. at strepitum vulgi, coetusque exosus inanes, densa petit nemorum, silvisque exquirit opacis sponte sua e ramis structas frondentibus aedes, commodaque in specubus mollive cubilia prato. non illic facilem genitrix uberrima victum, terra negat duro teneros e stipite foetus […] (Glücklich allzu sehr und unter besserem Geschick geboren sind all diejenigen, denen ihr eigener Verstand genug ist, der nichts auf vergänglichen Ruhm gibt, und der, von Verbrechen unbeschädigt und in keine Schuld verstrickt, reich allein an segenspen‐ dender Vernunft ist. Und die Reichtümer, die die gute Stammmutter Natur ohne Arbeit hervorbringt, die, so glaubt er, sind unermesslich für den Gebrauch in einem schnell verfliegenden Leben. Auch verschwendet er nicht die eng bemessenen Stunden seines unwiederbringlichen Lebens, während er sich vom Wankelmut der trügerischen 232 Claudia Schindler 20 Verg. Georg. 2, 493: fortunatus et ille, deos qui novit agrestes […]. Volksmasse erfassen lässt. Doch glücklich vor allen anderen ist der, der den Charakter des Schicksals erkennen und die Kräfte des Todes verachten konnte und der dauerhafte Ehren niemals vergehenden Ruhmes und bleibende Freuden des wahren Lebens er‐ strebt. Nicht ängstliches Hoffen und rasende Schmerzen oder beunruhigende Ängste bedrängen ihn oder eitle Freuden. Nein, das Getöse des Pöbels und ergebnislose Zu‐ sammenkünfte hasst er, und das Dickicht der Wälder sucht er auf, und in dunklen Wäldern sucht er sich ohne menschliches Zutun aus grünen Zweigen errichtete Wohnstatt und behagliche Lager in Grotten und in weichem Gras. Dort verweigert ihm nicht die Stammmutter Erde einen leichten Lebensunterhalt, zarte Schösslinge aus hartem Stamm […]). Hatte der Dichter im ersten Teil des Finales über seine persönliche Situation geklagt, so wendet er sich im zweiten Teil, der den Laudes ruris im zweiten Georgica-Buch auch strukturell nachempfunden ist, der Schilderung eines idealen Lebensentwurfs zu. Die Klage verwandelt sich gewissermaßen in Eska‐ pismus. Capeces Makarismos ist allerdings deutlich anders akzentuiert als der vergilische Makarismos. Zwar begegnen auch in Capeces Schilderung mit den Gaben der Natur, den dichten und schattigen Hainen, Grotten und weichen Wiesen die typischen Elemente eines ländlichen locus amoenus, wie ihn der Dichter der Georgica ausgemalt hatte. Während aber für Vergil der Glücksfaktor in einem Leben in ländlicher Idylle besteht, das sich intellektuellen Höhenflügen nach Art des Lucrez bewusst verweigert und in der naiven Verehrung ländlicher Gottheiten sein Auskommen findet, 20 gilt Capeces Seligpreisung demjenigen, dessen Verstand „reich ist an segenspendender ratio“, almae tantum dives ra‐ tionis, der unbelastet von Ruhmesstreben, Verbrechen und Schuld die einfachen Gaben der Natur wertschätzt und seine Lebenszeit nicht damit zubringt, sich von vergänglichem Ruhm und von der veränderlichen Volksgunst täuschen zu lassen. Die felicitas besteht für Capece also nicht primär wie bei Vergil in dem Aufenthalt auf dem Land, sondern in der intellektuellen Kraft, in der Fähigkeit, sich durch ratio von den Widrigkeiten des Lebens emanzipieren und zu der Ent‐ scheidung gelangen zu können, worin ein lebenswertes Leben in Wahrheit be‐ steht. Diese Auffassung bekräftigt er im Folgenden dadurch, dass er in einem zweiten, steigernden Makarismos nochmals vor allen denjenigen glücklich preist, ante tamen cunctos felix, der den Charakter des Schicksals zu erkennen und die Kraft des Todes zu verachten vermag. Erst dies befähigt ihn nämlich dazu, Angst und Schmerz hinter sich zu lassen, sich in die densa nemorum zu‐ rückzuziehen und im Kreise Gleichgesinnter ein Leben zu führen, in dem er sich nicht von äußeren Widrigkeiten affizieren lässt. Erkenntnis, noscere, ist also der 233 Tröstende Wissenschaft? Kernbegriff des Abschnittes - die Anspielung auf das auf Lucrez gemünzte felix qui potuit rerum cognoscere causas Vergils (Georg. 2, 490) ist unüberhörbar. Die bukolischen Idyllen, die Capece zeichnet, sind dementsprechend Szenerien, nicht Auslöser des Glückszustandes. Sie sind nicht unbedingt real, sondern le‐ diglich poetische Chiffren für die geistigen Tummelplätze, in denen sich der intellektuelle Freigeist bewegt und innerhalb derer es ihm möglich ist, zu wahrer Naturerkenntnis zu gelangen und so das Herz von irdischem Makel zu befreien. Folgerichtig enthält Capeces Gebet an Gottvater, den coeli parens terraeque re‐ pertor, mit dem der Laudes-Teil schließt, nur einen einzigen Wunsch, jenen, die Finsternis und das Gewölk der Unkenntnis zu entfernen (De principiis rerum II, p. 32 r ): […] veri spectabunt lumina solis, aethereasque inter curas sanctumque laborem subducent alacres terrenae pectora labi. […] Hanc (sc. vitam) mihi tu coelique parens terraeque repertor vivere, dum fessos animi vis roborat artus, da pater, et crebra quae illam caligine condit aethereosque hebetat sensus, hanc eripe nubem. (Den Lichtglanz der wahren Sonne werden sie schauen, und bei dem Bemühen um den Äther und dem geheiligten Streben werden sie heiter ihre Herzen dem irdischen Makel entziehen. […] Dieses (Leben) zu leben, gewähre mir, Vater des Himmels und Schöpfer der Erde, während Geisteskraft die ermatteten Glieder stärkt, und zerstreue die Wolke, die es in dichter Finsternis birgt und den ätherischen Sinne stumpf macht). Capeces Laudes am Ende von De principiis rerum sind also keine Laudes ruris, es sind Laudes intellectus, die der Dichter bei allen Parallelen in bewusster Kon‐ trastimitation der vergilischen Vorlage konturiert. Gewiss, im Finale eines phi‐ losophisch-naturwissenschaftlichen Lehrgedichts kann eine derartige Ausrich‐ tung nicht überraschen. Dass Naturerkenntnis insofern praktischen Nutzen haben kann, als sie den, der nach ihr strebt, moralisch zu festigen und gegen die Widrigkeiten des irdischen Lebens zu rüsten vermag, legitimiert die voraus‐ gehenden, in ihrem praktischen Nutzen nicht unbedingt sogleich fassbaren Ausführungen und verleiht ihnen eine tiefere Sinnhaftigkeit. In ähnlicher Weise hatte bereits Capeces antiker didaktischer Vorgänger Lucrez im Proömium zum zweiten Buch von De rerum natura die Naturerkenntnis epikureischer Philoso‐ phie mit praktischer Lebenshilfe verbunden, wenn er die Einsichten in die natura rerum als eine auf einer Anhöhe gelegene Tempelanlage imaginiert, von der aus 234 Claudia Schindler 21 Lucr. 2, 7-13: sed nil dulcius est, bene quam munita tenere / edita doctrina sapientum templa serena, / despicere unde queas alios passimque videre / errare atque viam palantis quaerere vitae, / certare ingenio, contendere nobilitate, / noctes atque dies niti praestante labore / ad summas emergere opes rerumque potiri. 22 Vgl. Stroh 1981. 23 Vgl. Schindler 2010, 83. der Epikureer gelassen und souverän auf all das herabblicken kann, was die Menschen in ihrem Leben umtreibt. 21 Capeces Ansatz unterscheidet sich allerdings von dem lucrezischen Ansatz in einem ganz wesentlichen Punkt - und hier kommt wiederum die Schilderung des Exils ins Spiel, die seinen Laudes vorausgegangen war. Für Lucrez sind es die Inhalte der epikureischen Philosophie und insbesondere die Erkenntnis, dass auf den ersten Blick von den Göttern gesandte Naturphänomene wie Blitze und Vulkanausbrüche rational erklärt werden können, die den Menschen von seinen Daseinsängsten zu befreien und zu einem glücklichen Leben zu führen ver‐ mögen. Für Capece hingegen ist es nicht so sehr der inhaltliche Aspekt der Na‐ turerkenntnis als vielmehr die mit der Naturerkenntnis verbundene intellektu‐ elle Betätigung, der Prozess des Verstehens, der es ermöglicht, aktuelle Widrigkeiten auszublenden. So kann es zumindest temporär gelingen, das zu Beginn des Abschnittes so heftig beklagte reale Exil durch eine Art geistiger Emigration zu überblenden und erträglich zu machen. Intellektuelle Betätigung - und zwar intellektuelle Betätigung jedweder Art - ist remedium. Capeces Ar‐ gumentation bietet somit die Denkfigur der „tröstenden Musen“, in der Wilfried Stroh ein Leitmotiv der ovidischen Exildichtungen erkannt hat, 22 in der Variante der ‚tröstenden Wissenschaft‘. Damit steht Capece dem Ovid ebenfalls nicht gänzlich fern. Im zehnten Brief des vierten Buches der Pontosbriefe nämlich hatte Naso exul seine naturwissenschaftlich-didaktischen Betrachtungen dar‐ über, weshalb das Schwarze Meer zufrieren könne, damit aufgewertet, dass es ihm eben diese Betrachtungen ermöglicht hätten, zumindest kurzzeitig den curae und den dolores seines Exils zu entgehen (Ov. Pont. 4, 10, 65-70): 23 si roget haec aliquis cur sint narrata Pedoni, quidve loqui certis iuverit ista modis, ‚detinui‘, dicam, ‚curas tempusque fefelli, hunc fructum praesens attulit hora mihi. afuimus solito, dum scribimus ista, dolore, in mediis nec nos sensimus esse Getis.‘ (Wenn jemand fragen sollte, weshalb diese Dinge dem Pedo erzählt worden sind, und worin das Vergnügen bestand, dies in gebundener Sprache darzustellen, dann werde 235 Tröstende Wissenschaft? 24 Capece, De principiis rerum II, p. 22 r : videndum est, / an ne unum sit rerum elementum, idque unicus aer, / illeque corporibus cunctis genitalis origo. 25 Aetius 1, 3, 4 (=DK frgm. B2). ich sagen: „Ich habe die Sorgen angehalten und die Zeit betrogen, diesen Gewinn hat mir die gegenwärtige Stunde gebracht. Während wir dies schrieben, waren wir fern von dem üblichen Schmerz, und wir haben nicht bemerkt, dass wir uns mitten unter Geten befanden“). Das Nachdenken über ein Naturphänomen und seine Darstellung in gebundener Sprache sind für das elegische Ich der ovidischen Exildichtungen Fluchtpunkt und intellektuelle Bewältigungsstrategie. Vor diesem Hintergrund erweist sich Capeces Lehrgedicht über das Urelement viel enger mit seinem Finale ver‐ bunden als es zunächst den Anschein hatte. Die ausführliche Reflexion über die principia rerum bietet auch ihm die Möglichkeit, mit eben jenen miseriae tem‐ porum umzugehen, über die er in der vierten Elegie lediglich aussichtslos zu klagen und die er zumindest aus eigener Kraft nicht zu lösen vermag. De prin‐ cipiis rerum ist als anspruchsvolles Geistestraining das persönliche intellektuelle refugium des Dichters - das ist die Botschaft, die der Leser aus der Lektüre des Finales mitnimmt und mitnehmen soll. Doch kann die Betrachtung an diesem Punkt noch nicht zu Ende sein. Es spricht nämlich einiges dafür, dass genau diese Wahrnehmung von De principiis rerum als Versuch der persönlichen Bewältigung des Exils eine sehr bewusste Inszenierung des historischen Autors ist - eine Inszenierung, die auch, aber nicht unbedingt vordringlich und in der Weise, wie Capece es seine Leser glauben machen möchte, mit seinem als ‚Exil‘ markierten Aufenthalt in Salerno in Verbindung steht. Ich möchte im Folgenden erläutern, was mich zu dieser Auffassung kommen lässt. Dazu ist es erforderlich, nochmals das Lehrgedicht als Ganzes in den Blick zu nehmen. Gegenstand von De principiis rerum ist, wie gesagt, die Frage nach dem Ur‐ element, aus dem alle weiteren Dinge entstanden sind. Die Gedankenführung des Gedichts ist dabei im Grundsatz argumentativ und an die Form der lucrezi‐ schen Beweisführungen angelehnt. Capece geht nach dem Ausschlussverfahren vor und gelangt schließlich zu der Erkenntnis, dass nur die Luft, aer, das Urele‐ ment sein könne. 24 Mag man auch dieses Ergebnis einer mehr als zweitausend Verse umfassenden Argumentation für wenig originell halten - immerhin hatte der Vorsokratiker Anaximenes im sechsten Jahrhundert vor Christus bereits Ähnliches vermutet 25 - und mag man in ihm sogar einen Rückschritt gegenüber der ungleich ‚moderneren‘ lucrezisch-epikureischen Atomtheorie sehen: In der aufgeheizten religionspolitischen Stimmung der 1540er Jahre, zwischen Luthers 236 Claudia Schindler 26 Vgl. Addante 2010, 52-53. 27 Capece, De principiis rerum I, 4-7. Erwähnt werden zum Beispiel die Lehre von den corpora genitalia, der Lehrsatz ‚Nichts entsteht aus Nichts‘, die Lehre von den simulacra rerum, die Unendlichkeit des Raums und die Existenz unendlich vieler Welten. 28 Verg. Georg. 2, 490-492; vgl. Nüssel 1999, 51. Thesenanschlag und Tridentinum, ist ein Lehrgedicht De principiis rerum, wie originell oder nicht originell sein Ergebnis immer ausfallen mag, nicht ohne Brisanz. Musste doch einem Werk, dessen Titel, literarische Form und Frage‐ stellung so unüberhörbar auf Lucrezens materialistisches Lehrgedicht De rerum natura anspielt, von vornherein der Ruch der Heterodoxie anhaften. Zwar hat es Capece nicht versäumt, diesen Eindruck zu entschärfen, indem er sich in‐ nerhalb seiner Ausführungen verschiedentlich explizit von seinem spätrepu‐ blikanischen Vorgänger distanziert und dessen Atomtheorie als irrig verwirft. 26 Doch besteht ein nicht geringer Teil seines Werkes, insbesondere im ersten Buch, aus ausführlichen Referaten lucrezischer Lehrmeinungen 27 - Referaten, die den epikureischen Materialismus ungeachtet oder gerade wegen der Tat‐ sache prominent machen, dass der Autor selbst ihn als error ablehnt. Dazu passt, dass Lucrez der einzige Dichter ist, den Capece namentlich nennt und dessen poetischem Talent er große Wertschätzung entgegenbringt. Wenn Lucrez das Richtige gelehrt hätte, wäre keiner bedeutender gewesen als er (De principiis rerum I, p. 7 r ): Hanc (sc. rationem) pater admittens dulci Lucretius ore exposuit, blandoque tulit super aethera cantu. felix, si obscuris verum cognoscere lumen in rebus potuisset, mellifluoque lepore mananti optasset rationem carmine dignam. (Diese [Lehre] aufnehmend, legte Vater Lucrez sie dar mit süßer Rede, und mit schmeichelndem Gesang erhob er sie über den Äther. Glücklich, wenn er in den dunklen Dingen das wahre Licht hätte erkennen können, und eine Erkenntnis ge‐ wünscht hätte, die seinem in honigsüßer Anmut dahinfließenden Lied würdig ge‐ wesen wäre). Auch wenn Capece (anders als etwa Vergil) 28 Lucrez nicht zugesteht, das verum lumen in rebus erkannt zu haben, und an den Abschnitt eine Ablehnung der epikureischen Götterlehre und des Fehlens göttlicher Vorsehung anschließt, ist sein Gedicht weit davon entfernt, ein flammender Antilucretius zu sein, der sich die vollständige ideologische Destruktion des römischen Vorgängers zum Ziel setzt. In seiner Studie zu italienischen Häresien im sechzehnten Jahrhundert 237 Tröstende Wissenschaft? 29 Vgl. Davidson 2015, 127. 30 Vgl. Addante 2010, 52-53. 31 Vgl. Schindler 2014, 137-139 (mit weiterer Literatur). 32 Vgl. Addante 2010, 53-54. 33 Vgl. Addante 2010, 54-55. 34 Vgl. Addante 2010, 54. 35 Vgl. Addante, ebenda. 36 Vgl. Sorrentino 1935, 312-313. 37 Zu Juan de Valdés zuletzt Firpo 2016. 38 Vgl. Nicolini 1935. 39 Vgl. Nüssel 1999, 48-49. 40 Zum religiösen Klima in Salerno vgl. Miele 1997. kann Luca Addante zudem plausibel nachweisen, dass Capeces Lehrgedicht, wenngleich auf dem Fundament des christlichen Glaubens stehend, 29 in nicht unbeträchtlichem Umfang heterodoxes Gedankengut enthält. Der Materia‐ lismus in Capeces De principiis rerum zeige nicht nur Einflüsse des Epikureismus und radikalen Valdesianismus, sondern auch des Stoizismus und - wie bereits erwähnt - der vorsokratischen Philosophie. 30 Mehrfach betone Capece die Ver‐ gänglichkeit von Himmel und Kosmos. In der gerade zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts vieldiskutierten Frage nach Sterblichkeit und Unsterblichkeit der Seele 31 scheine er sich uneindeutig zu positionieren. 32 Überhaupt, so stellt Ad‐ dante fest, finden sich in Capeces Gedicht nur wenige Hinweise auf Gott oder göttliches Wirken, sein Gott, den er als coelicolum pater oder als coelique parens terraeque repertor (p. 25 v ) anruft, sei merkwürdig gestaltlos, sein Wirken eher dem stoischen Pantheismus angenähert. 33 An den wenigen Stellen, an denen sich Capece an Instanzen des Christentums wendet, fehlen vollständig Heilige, Engel, Dämonen und der sonstige Apparat der katholischen Kirche, 34 in Zu‐ sammenhang mit den Ausführungen zum unendlichen Raum negiert Capece die Existenz eines locus […] superus […] aut infernus (10 r ), 35 kurz: Das Werk kommt nicht annähernd so katholisch daher, wie man es in einem Kernland des Katho‐ lizismus erwarten würde. Die Stadt Neapel selbst ist zwar unter der Herrschaft von Alfons I. für reformatorische Ideen prinzipiell offen 36 und als Wirkungsort von Juan de Valdés 37 und Bernardino Ochino 38 geradezu ein Zentrum der Hete‐ rodoxie. Das geistige Klima in der Stadt ändert sich jedoch im zweiten Drittel des sechzehnten Jahrhunderts in Richtung einer repressiveren, aus Toledo ver‐ ordneten Religionspolitik. 39 So liegt die Vermutung nahe, dass auch Capeces Amtsenthebung und sein Weggang aus Neapel ins protestantisch infiltrierte Salerno 40 mit diesem Wandel in Verbindung steht, wenngleich es hierfür keine Evidenzen gibt. 238 Claudia Schindler Capece zumindest scheint sich des theologischen Sprengstoffs, den seine Darstellung birgt, durchaus bewusst zu sein. Dies zeigt sich daran, dass De prin‐ cipiis rerum zwar bei aufmerksamer Lektüre einiges bietet, das auf eine hetero‐ doxe Haltung des Verfassers schließen lassen könnte, doch ist zugleich zu beo‐ bachten, dass Capece seine heterodoxen Ansichten an keiner Stelle seines Lehrgedichts offensiv oder konfrontativ formuliert hat. Dass es um nicht in allen Punkten konformes Gedankengut geht, muss der Rezipient innerhalb des Lehr‐ textes e contrario oder durch Auslassungen erschließen. Die sachliche Darstel‐ lung ist zudem durch zahlreiche poetologische oder reflektierende Abschnitte unterbrochen, die ebenfalls eine Tendenz erkennen lassen, die eigene Darstel‐ lung zu exkulpieren. Bereits zu Beginn seiner Ausführungen im ersten Buch betont Capece, dass Forschergeist und der Drang nach Erkenntnis den Men‐ schen natürlicherweise innewohnten (De principiis rerum I, p. 3 v ): naturae arcana, et mundi indagare latentes tentarunt ortus, dulcique cupidine rapti quaerendi in rebus rationem […] invenere viam, qua rerum cernere causas primaque nascentis possent exordia mundi: dumque animo naturae agitant secreta parentis, […] impar […] ut votum est cunctis nec mens mortalibus una, tantarumque ortus rerum penitusque latentum aggressos aperire, globus caliginis atrae obtexit magis; eque aliis innectere nodos assuerunt alios, uno centumque soluto, implicuere, novusque unquam non defuit error. (Die Geheimnisse der Natur und ihre verborgenen Ursprünge zu erforschen, strebten sie, und durch süße Begierde hingerissen, die tiefere Ordnung in den Dingen zu suchen […] fanden sie einen Weg, auf dem sie die Urgründe der Dinge und die ersten Ur‐ sprünge des entstehenden Kosmos zu erblicken vermochten. Und während sie es mit ihrem Verstand eifrig betrieben, die Geheimnisse von Mutter Natur, […] und die Ur‐ sprünge so bedeutender und tief verborgener Dinge anzugehen und zu eröffnen, da bedeckte sie immer mehr, wie es niemals einen allen gemeinsamen Wunsch gibt und eine den Menschen gemeinsame Gesinnung, eine Ballung schwarzer Finsternis, und aus den einen Knoten knüpften sie für gewöhnlich andere, und aus einem, der gelöst worden war, schlangen sie hundert neue ineinander, und es fehlte niemals ein neuer Irrtum). 239 Tröstende Wissenschaft? Schon immer, so führt Capece aus, hätten die Menschen die Unendlichkeit des Himmels bewundert und sich darum bemüht, die Geheimnisse und Ursprünge der Natur, naturae arcana et mundi latentes ortus, zu erforschen. Auch er gibt also in dem, was er in seinem Lehrgedicht tut, nur einem genuin menschlichen Bedürfnis nach. Naturwissenschaftliche Erkenntnis hat, so fährt er fort, eine lange Tradition, doch brachte der überbordende Forschergeist der Menschen widerstreitende Lehrmeinungen hervor, die sich wie ein Knoten ineinander verknäulten und Fehlurteile und Irrtum produzierten, novusque umquam non defuit error (3 v ). Dass Capece den error als einen natürlichen Teil des Erkennt‐ nisprozesses erachtet, relativiert nicht nur die errores, die er seinem Vorgänger Lucrez zuschreibt, sondern exkulpiert auch ihn selbst für den Fall, dass ihm ein solcher unterlaufen sollte. Zu Beginn des zweiten Buches skizziert Capece noch‐ mals die Entwicklung naturwissenschaftlicher Forschung, die ‒ ähnlich wie die Malerei vom Nachzeichnen von Schattenrissen zu einer realistischen Darstel‐ lung ‒ in langem Wettstreit und unter Triumph des menschlichen Verstandes zur Wahrheit gelangt sei (De principiis rerum II, p. 17 v -18 r ): sic et qui arcanos ortus ostendere rerum primaque nascentis coepere exordia mundi ex aliis alias naturae ducere causas aggressi, varie super his statuere, diuque certarunt penitus rationem exquirere veri, et caeca eripere humanas caligine mentes, donec longa dies, variosque exculta per usus mens iter invenit veri ad sublimia templa, et certas rerum, quantum non impedit aegra mortalis ratio, causas ostendit, et ortus. quae modo tam densis procul inde ambagibus actis, abdita naturae cupientes claustra subire, ante oculos interque manus exposta tuentur, omnia pierio a nobis conspersa liquore. (Ebenso haben diejenigen, die die verborgenen Ursprünge der Dinge und die ersten Anfänge der entstehenden Welt zu zeigen begannen und es unternahmen, die Ur‐ gründe der Natur auseinander herzuleiten, verschiedene Ansichten darüber vertreten, und lange gewetteifert, ganz und gar die wahre Bewandtnis auszuforschen und den menschlichen Verstand dem blindmachenden Dunkel zu entreißen, bis eine lange Zeit, und ein Verstand, der durch verschiedene Praktiken geschärft worden war, einen Weg zu den erhabenen Tempeln der Wahrheit fand, und sichere Urgründe und Ursprünge der Dinge darlegte, soweit nicht ein geschwächtes Denken die Menschen (an der Er‐ 240 Claudia Schindler 41 Lucr. 1, 925-950; Vgl. Nüssel 1999, 50. kenntnis) hindert. Diese verborgenen und abgeschlossenen Bereiche der Natur wollen sie, nachdem eben die so dichte Dunkelheit von dort vertrieben worden ist, betreten und betrachten nun das, was vor ihren Augen und unter ihren Händen ausgebreitet liegt, das alles von uns mit pierischem Nass besprengt worden ist). Es fällt auf, dass auch an dieser Stelle die Erkenntnis der Wahrheit weder mit dem konkreten Stoff des Gedichtes verbunden noch absolut gesetzt ist. Der menschliche Verstand findet nicht primär die Wahrheit, sondern den Weg, der zu ihr führt, mens iter invenit veri ad sublimia templa. Sich selbst weist der Dichter in diesem Prozess im Wesentlichen die poetische Vermittlung des Stoffes zu, omnia Pierio a nobis conspersa liquore. Ein wichtiger Aspekt ist schließlich das Vergnügen, das mit dem Eindringen in die arcana naturae verbunden ist. Naturerkenntnis, so hebt der Dichter bereits zu Beginn des ersten Buches hervor, ist eine dulcis cupido (3 v ). In einem Bin‐ nenproömium, das stark an jenes im ersten Buch von De rerum natura orientiert ist, 41 bringt der Dichter seine Freude darüber zum Ausdruck, iuvat, in schwei‐ gende Haine und die Einsamkeit schattiger Baumbestände vordringen zu können (De principiis rerum I, p. 10 v ): […] iuvat in lucos penetrare silentes, perque alta umbriferi nemoris deserta vagare, dum claro obscura studeo reserare reperta carmine, et arenti latices inducere campo Aonidum viridi e luco, quo terra liquore emittat madefacta novo de gramine flores, unde meae insignis pingatur laurea fronti. (Es macht Freude, in die stillen Haine einzudringen und durch die tiefen Einöden des schattenspendenden Baumbestands zu schweifen, während ich mich bemühe, die dunklen Erkenntnisse in einem luziden Gedicht zugänglich zu machen, und das Nass auf das trockene Feld zu leiten aus dem grünen Hain der Musen: das Nass, von dem die Erde befeuchtet wird und aus neuem Gras Blumen sprießen lässt, mit denen der ausgezeichnete Lorbeer für meine Stirn geschmückt wird). Sowohl die luci silentes als auch die umbrifera nemora sind durch den Kontext und die poetische Tradition ebenso als Metaphern determiniert wie das trockene Feld, das der Sprecher mit dem Nass des Musen-Hains bewässern und zum Blühen bringen möchte. Sie stehen nicht für ‚reale‘ luci und nemora, sondern für die arcana naturae beziehungsweise für die poetische Gestaltung des Erkennt‐ 241 Tröstende Wissenschaft? 42 Vgl. Nüssel 1999, 49; Addante 2010, 54. nisprozesses, bei dem sich das poetische Ich, ähnlich wie sein poetisches Modell Lucrez, einen aktiven Part zuweist. Sie erinnern zugleich an die densa nemorum und die silvae opacae, die Bestandteil jener bukolischen Idylle sind, die der Dichter im Finale des zweiten Buches als Rückzugsort für sich und seine Freunde imaginieren wird. Mögen also Capeces Ausführungen auch heterodoxes Gedankengut ent‐ halten: bereits im Verlauf des Gedichtes ist das Bestreben des Dichters er‐ kennbar, die Heterodoxie zu maskieren, zu relativieren und ihr so ihre Brisanz zu nehmen. Dass er im Proömium des ersten Buches neben Gottvater und Gottes Sohn auch Alessandro Farnese anruft - Papst Paul III., die höchste Instanz der katholischen Kirche -, deklariert seine Kirchentreue. 42 Betrachtet man das Finale des zweiten Buches in diesem Kontext, dann erscheinen die dort getroffenen Aussagen in einem neuen Licht. Die Klagen über das eigene Schicksal und die Widrigkeiten der Heimatferne sowie die tröstende Funktion der Wissenschaft sind, wenn man sie in den Gesamtzusammenhang von De principiis rerum ein‐ ordnet, viel mehr als eine Introspektive in die eigene Psyche und eine von einem berühmten Exilierten der Antike übernommene Bewältigungsstrategie. Gerade dadurch, dass Capece seine naturwissenschaftlichen Reflexionen zu einer Art privatem Trostspender deklariert, nimmt er ihnen jeglichen ‚offiziellen‘ und somit jeglichen missionarischen Charakter. Naturerkenntnis, das vermitteln die nicht-lehrhaften Partien von De principiis rerum mit besonderem Nachdruck, ist ein menschlicher Naturtrieb, ist Vergnügen und intellektuelles Spiel, ist schließ‐ lich ein probates Mittel zur Bewältigung biographischer Widrigkeiten wie der Heimatferne, weil sie eskapistische Rückzugsmöglichkeiten bietet. Paradoxer‐ weise tröstet sich der Dichter über seine Heimatferne also mit einem Verweis auf genau jene heterodoxen Gedankenexperimente hinweg, die seinen Weggang aus Neapel veranlasst zu haben scheinen. Wenn dem so sein sollte, ist es eben dieses Paradoxon, das der Rezipient von De principiis rerum erkennen soll. Denn als intellektuelle Fingerübung zur privaten Erbauung stellt das, was der Dichter in De principiis rerum ausführt, konsequenterweise keine Bedrohung mehr für die Kirche dar. Zumindest suggeriert der Dichter seinen Rezipienten auf ver‐ schiedenen Ebenen, dass er überhaupt nicht daran denkt, deren fundamentale Wahrheiten anzugreifen (wenngleich er es faktisch tut). Folgt man dieser Inter‐ pretation, dann lassen sich die vermeintlichen Widersprüche zwischen der In‐ vokation Gottes zu Beginn und am Schluss des Gedichts und den Diskursen über die Vergänglichkeit des Himmels auflösen. Denn letztere sind nicht mehr als Spekulationen, sie sind intellektuelle Entspannung, die den Dichter aus den ak‐ 242 Claudia Schindler 43 De principiis rerum, Venedig 1546 (ohne Paginierung): est enim [sc. poema De principiis rerum] eiusmodi, ut magnopere cum Lucretii stylum et elegantiam, tum antiquorum ho‐ minum aetatem illam cultam et perpolitam redoleat […] quamobrem edas illos censeo, sinasque per manus perque ora gentium pervagari: magna enim tua cum laude nomen ipsum proferent, et aeternitati consecrabunt tuum. 44 Vgl. Altamura 1972, 179-181. tuellen miseriae befreit, sie sind ein Tummelplatz der dem Menschen letztlich von Gott verliehenen Intelligenz - und sie sind keine letztgültigen Wahrheiten, sondern könnten sich, wie andere Lehrmeinungen zuvor, als Irrtümer heraus‐ stellen. Der Verweis auf die persönliche Situation der Dichter-persona Capece ist vor diesem Hintergrund weitaus weniger Ausdruck der eigenen Seelenqual, als man beim ersten Lesen vermuten würde. Vielmehr stellt er sich als Bestand‐ teil einer raffinierten Strategie des Dichters heraus, die eigene Gedankenfreiheit zu bewahren, die Publikation des Gedichtes nicht zu gefährden und so den ei‐ genen Gedanken langfristig ihr Überleben zu sichern. Nach allem, was wir wissen, hat diese Strategie weder Capece noch seinem Gedicht geschadet. De principiis rerum wurde bei seiner Erstpublikation durch eine Art Sendschreiben aus der Feder von keinem geringeren als Kardinal Pietro Bembo begleitet, der die sprachliche Eleganz und Kultiviertheit des Gedichtes lobt und den Verfasser ausdrücklich zur Publikation auffordert. 43 Capece selbst kehrt 1549, drei Jahre nach der Erstpublikation von De principiis rerum, nach Neapel zurück, wo er sich eine Villa bauen lässt, 44 in der er fortan lebt. Unbehelligt und unspektakulär stirbt er am 9. Dezember des Jahres 1551. Literaturverzeichnis Addante, Luca: Eretici e libertini nel Cinquecento italiano, Bari 2010. 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Att. 16, 5, 5; Plin. Epist. 1, 1; Stein 2006, 87; Wulfram 2017, §§ 3 und 5. Die Appendix zu Harths Edition der Epistolae ad Nicolaum Nicolum enthält be‐ zeichnenderweise fünf Briefe, die nicht in die Sammlung Eingang gefunden haben. Wenn der Humanist andererseits in der Widmung der Epistolae familiares präzisiert, er habe diese nach seiner Rückkehr aus England verfaßt ‒ scripsi dudum, posteaquam redii ad curiam ex Britannis, nonnullas epistolas (Epist. II 1, 1, l. 21‒22 ) ‒, dann wurde von der Aufnahme früherer Schreiben gezielt abgesehen. Ebenso verzichtet Poggio auf Briefe, die neben Epist. II 4, 5 vom Quintilian-Fund berichteten (dazu unten § 3). Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé: Wie Poggio Bracciolini nördlich der Alpen die Antike wiederfindet Hartmut Wulfram (Wien) 1. Eine Konstanzer Trias im Makrotest der Epistolaria omnia Der Codex mit der Nummer 759 aus der Biblioteca Riccardiana zu Florenz be‐ zeugt exemplarisch die potentielle Dynamik und Fluktualität literarischer Werk‐ konzepte im italienischen Frühhumanismus. Das in den fünfziger Jahren des 15. Jahrhunderts zwar von anderer Hand, aber unter persönlicher Ägide des Autors geschriebene ‚Ideograph‘ enthält mit offenem Ende die drei autorisierten Brief‐ sammlungen Poggio Bracciolinis (1380‒1459). 1 Dieser vom auktorial inten‐ dierten, d. h. idealen Leser als neue Einheit linear zu rezipierende intrageneri‐ sche Makrobzw. mediale Intratext gibt unter anderem Aufschluß darüber, welches Bild der greise Humanist von seinem damals rund vier Jahrzehnte zu‐ rückliegenden Aufenthalt beim Konstanzer Konzil (1414‒1418) der Nachwelt übermitteln wollte. Obwohl Poggios Epistolaria omnia nur drei Stücke aus dieser Zeitspanne enthalten, die alle auf das Jahr 1416 datieren ‒ eines in den Epistolae ad Nicolaum Nicolum (Epist. I 46) und zwei in der ersten Sammlung der Epistolae familiares (Epist. II 4, 5 und II 4, 6) ‒, 2 sind sie vom Autor und Redaktor in Per‐ sonalunion offenkundig gezielt ausgewählt, platziert und profiliert worden. 3 4 „Come se fossero il prologo della sua attività letteraria“ (Dall’Oco 2004, 151). 5 Poggio, Epist. I 2‒7 wurden 1420 in London verfasst, Epist. II 1, 10 und II 1, 8 1423 in Rom; vgl. den „Indice Cronologico“ in Ed. Harth 1984, Bd. I, 233 und Bd. II, 453. 6 Kirstein 2002, 114‒115. 7 Die Platzierung der beiden Konstanzer Konzilsbriefe erfolgte wohl assoziativ, weil Poggio in der davorstehenden, Silvester 1432 in Rom geschriebenen Epist. II 4, 4, l. 36 das laufende Konzil von Basel thematisiert hatte. Zunächst fällt in chronologischer Hinsicht auf, dass Poggios aus mehreren hundert Briefen bestehendes Selbstportrait nicht über die Konstanzer Zäsur hinaus zurückgreift, als der Anfang 1380 Geborene immerhin schon Mitte/ Ende dreißig war. Dieser biographischen Phase der Heimatferne wächst daher eine gewisse Prologfunktion zu, 4 die im epistularen Makrotext des Codex durch die Lücke von vier bzw. sieben Jahren zu den nächst älteren Stücken noch stärker zum Tragen kommt. 5 Mitten im vierten Buch der Epistolae familiares wird Pog‐ gios intendierter Leser plötzlich durch zwei anachron angeordnete, sich wech‐ selseitig erhellende „companion pieces“, vielsagend ein Terminus der Gedicht‐ buchforschung, 6 um sechzehn Jahre zurück an den Bodensee katapultiert (Epist. II 4, 5 und II 4, 6 = Ricc. 759, c. 109 v ‒110 v und 110 v ‒113 v ). 7 Zugleich bringt eine ebenso explizite wie prominente Bezugnahme zu Anfang des zweiten Briefes, die sich von der ursprünglich realen zur ‚kodikologischen‘ Kommunikation ausweitet ‒ cum pluribus diebus ad balnea fuissem, scripsi ad Nicolaum nostrum ex ipsis balneis epistolam, quam existimo te lecturum (Epist. II 4, 6, l. 2‒3) ‒, das dritte dort entstandene Sendschreiben in Erinnerung, das im Riccardianus gut siebzig Blätter zuvor zu lesen war (Epist. I 46 = Ricc. 759, c. 37 v ‒40 v ). Die Zu‐ sammenhang stiftende Verteilung über Buch-, ja Werkgrenzen hinweg, die eine für den aufmerksamen Rezipienten vernehmbare Rahmung lang-kurz-lang er‐ zeugt, mündet in eine metapoetische Aussage, die mit demselben Bedeutungs‐ wandel rückwirkend auf die gesamte Konstanzer Konzilstrias ausstrahlt. Vor lauter Müßiggang, so der durch die Absetzung von Papst Johannes XXIII. (1415) arbeitslos gewordene Sekretär, habe er von Geschehnissen berichten wollen, die von ferne an die der Alten erinnerten, nihil enim agens aliquid agere volui et res tibi narrare paulum similes historiis priscorum (Epist. II 4, 6, l. 192‒193). Dieser etwas überraschende Anspruch des Italieners, die römische Antike rund tausend Jahre nach ihrem Ende ausgerechnet nördlich der Alpen wieder‐ entdeckt zu haben, soll im Folgenden näher untersucht werden. In drei separaten Lektüren wollen wir uns hierbei zunächst auf Poggios literarische Antike-Kon‐ struktion einlassen (§§ 2‒4), um abschließend kurz ihr Verhältnis zur histori‐ schen Wirklichkeit zu beleuchten (§ 5). 248 Hartmut Wulfram 8 Die humanistische Vereinnahmung des Kirchenvaters und Bibelübersetzers beleuchtet Rice 1985, 84‒115. In Wirklichkeit war es um Poggios Hebräisch noch deutlich schlechter be‐ stellt (Gutkind 1932, 572; Dröge 1992, 69‒71; Patschovsky 2001, 701) als um sein Griechisch (Walser 1914, 228‒231; Gutkind 1932, 556‒558; Castelli 1980, 129‒136). 9 Zu literarischen Stereotypen, die mit dieser einzigartigen, vulkanisch geprägten Urlaubs‐ landschaft von Antike bis Humanismus verbunden sind, Wulfram 2012a und die ebd., 215, Anm. 2 genannte Literatur. Wenn Poggio die Formulierung de balneis puteolanis (Epist. I 46.l. 22) gebraucht, obwohl die Bäder des nahen Baiae in der Antike viel berühmter waren, dürfte er auf den identischen Titel des auch im 15. Jahrhundert viel gelesenen mittelalterli‐ chen Bäderführers von Petrus de Ebulo anspielen (ebd., 215‒230, 243; Castelli 1980, 27 Sp. 2). Einen typologisch ähnlichen Vergleich zwischen Baiae und den Bädern am Ufer der Mosel stellt bereits Ausonius an (Mosella 345-348, vgl. ebd. auch den Spielevergleich in 208-221). 10 Hönscheid 2004, 19‒95, bes. 68‒73; Hurka 2005, 122‒125. Zu Poggios Vertrautheit mit Se‐ necas Epistulae morales vgl. Wulfram 2017, § 4. 11 „Non il paesaggio naturale, dunque, ma il paesaggio umano interessa al nostro umanista“ (Dall’Oco 2004, 153). 2. Sündenpfuhl in Baden (Pogg. Epist. I 46 an Niccoli, 14. Mai 1416) Beginnen wir also mit jenem Text, der dem Leser auch im Codex Riccardianus zu‐ erst begegnet: mit dem Brief über die Bäder zu Baden im Aargau, die Poggio be‐ sucht haben will, um sein vom vielen Schreiben schmerzendes Handgelenk zu ku‐ rieren (Epist. I 46, l. 18‒19). Gleich einleitend wird dem Primäradressaten Niccolò Niccoli ein antiker, genauer: spätantiker Zugewinn aufgetischt, den der Humanist zuvor in Konstanz habe verbuchen können: die hebräische Sprache (l. 5‒17). Ob‐ gleich Poggio ihrem Bildungswert gegenüber insgesamt Skepsis bekundet und er sich toposhaft über seinen dummen Lehrer, einen Konvertiten, lustig macht, habe sie ihm doch geholfen die Übersetzungsmethode des Hieronymus, des wahlver‐ wandten Lieblingsheiligen der Quattrocentohumanisten, besser zu verstehen, con‐ fert tamen aliquid ad studia nostra humanitatis vel ex hoc maxime, quia morem Hie‐ ronymi in transferendo cognovi (l. 16‒17). 8 Der Autor benennt danach das eigentliche, von ihm als geographisch-ethnologisch charakterisierte Thema des Briefes (l. 20‒21). Im nächsten Atemzug vergleicht er dessen Gegenstand, das aar‐ gauische Baden von 1416, mit den antiken Heilquellen zwischen Baiae und Puteoli, zu denen einst fast ganz Rom zusammengeströmt sei (l. 22‒24). 9 Unter freiem, bei‐ derseitig verkürzendem Rekurs auf Senecas Epistula moralis 51, die einen ‚inner‐ baianischen‘ Gegensatz von Stadt und Umgebung suggeriert, 10 wird dabei dichoto‐ misch der Reiz der traditionellen Buch-Gegenwelt mehr an ihrer landschaftlichen Schönheit, den prächtigen Villen und geistiger Entspannung festgemacht, derje‐ nige ihres modern-empirischen Pendants aber an der Ausgelassenheit der Besu‐ cher, dem regen Badebetrieb und zügellosen Vergnügungen (l. 25‒29). 11 Dass letz‐ tere primär sexueller Natur sein sollen, verdeutlichen zwei miteinander verknüpfte 249 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 12 Hor. Carm. 1, 30 (Schweizer 2016, 127 Anm. 6); Carm. 4, 1, 1‒12; Catull. 2, 1; Catull. 3, 1‒2 (Wulfram 2012a, 233‒234). 13 Ausführlich zur Oratio Heliogabali Wulfram 2016, zu Poggios Verschweigen von Brunis Autorschaft ebd., 167. 14 Bruni, Ed. Mehus 1741, vol. 1, 102‒109 (wo der Brief mit Suae peregrinationis ab Urbe Constantiam usque descriptio überschrieben wird); Folts 1976, 98; Schöffmann 2010, 83‒84; Gerlach 2014, 51‒54 mit Karte. Wie selbstverständlich die Briefe zwischen den Dreien (und darüber hinauss) zirkulierten, macht Poggio am Schluß des Baden-Briefes deutlich, wenn er Niccoli ausdrücklich dazu auffordert, diesen an Leonardo Bruni weiterzureichen (Epist. I 46, l. 204‒206). 15 Petrarca, Ed. Rossi 1942, vol. I, 24‒31; vol. II, 10‒14; Amelung 1964, 39; Widmer 2005, 20*‒ 21*; Botti 2012, 133‒135. Eine Beziehung zu Poggios Badenbrief ergibt sich schon insofern, als auch der Epistolograph Petrarca in den Thermalbädern Aachens ein Bad nimmt (Fam. 1, 5, 1; vgl. Fam. 1, 4, 15) und in Baiae antike Memorialorte besichtigt (Fam. 5, 4, 4‒9). irreale Antike-Visionen. Immer wieder habe er geglaubt, so Poggio sprachlich-mo‐ tivisch an die römischen Dichter Catull und Horaz anknüpfend, Venus selbst sei samt ihrem allegorischen Gefolge, quicquid ubique est deliciarum, von der Insel Zy‐ pern ins Schweizer Mittelland umgezogen (l. 30‒31), 12 beachteten doch die dort Badenden die lasziven Vorschriften der Liebesgöttin instinktiv so haargenau, als ob sie die obszöne, ihnen doch eigentlich unbekannte Rede des Kaisers Elagabal ver‐ innerlicht hätten (l. 31‒34). Tatsächlich war diese erst kürzlich von Leonardo Bruni, der sich dazu durch einen Hinweis aus der Historia Augusta hatte anregen lassen (Heliog. 26, 3‒5), der lateinischen Literatur nachgeliefert worden, eine pseudoantike Autorschaft, die hier von seinem Freund Poggio geflissentlich verschwiegen wird. 13 Anschließend verschiebt der Epistolograph die balneologische Ekphrasis und schildert - mit den antiken Längenmaßen mille passuum (l. 38 und 56) und stadium (l. 51 und 57) operierend - seine teils zu Schiff, teils zu Fuß unternommene Tagesreise von Konstanz nach Baden (Epist. I 46, l. 35‒58, siehe Abb. 1). Die transalpine Entdeckungsreise als humanistisches Brief‐ sujet wurde wohl ebenfalls primär durch Bruni inspiriert, der an Silvester 1414, in einem ‚Zirkularbrief‘ an denselben Niccoli (Epist. IV 3), seinen langen und beschwerlichen Weg von Verona über die verschneiten Alpen nach Kon‐ stanz nachgezeichnet hatte, 14 wenngleich auch Ausonius’ Mosella (falls Poggio bekannt) und Petrarcas Besuche von Aachen und Köln (Fam. 1, 4‒1, 5) sowie, unter umgekehrten ‚kulturgeographischen‘ Vorzeichen, jene von Baiae und Puteoli (Fam. 5, 4) eine anregende Rolle gespielt haben dürften. 15 Zur Rechtfertigung seines eigenen Exkurses führt Poggio ins Feld, dass der Adressat dadurch besser erschließen könne, in welchem Teil Galliens sich die von ihm besuchten Bäder befänden, qua in parte Gallie sint constituta (Epist. I 46, l. 36‒37). Indem so gegen alle politischen Realitäten der Gegenwart die von Caesars Commentarii postulierte Grenze zwischen Gallien und Germa‐ 250 Hartmut Wulfram 16 Gügel 2014, 84‒85 (historische Karte). 17 Bruni, Epist. IV 3, ed. Mehus 1741, 107; Schöffmann 2010, 85‒86; Mertens 2013, 38 Sp. 2. 18 Die Gründung von Keiserstul fällt in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts (Wen‐ zinger Plüss 2007, 42‒43). 19 Siehe die ausführliche Analyse von Grossardt 2015, 78‒82 und 91‒94. 20 Richtig übersetzt wird torrens, eine (bisweilen missverstandene) Apposition, die als Beziehungswort in den Relativsatz gezogen wird, von Benedetti / Candiani 1995, 31: „del Rheno, che per la rapidità della corrente può essere stimato simile al Nilo“; vgl. torrens in Sen. Nat. 4a, 2, 5, torrentior in Plin. Nat. 5, 54. 21 Grossardt 2015, 93. „Mit einer Höhe von 23 m sowie einer durchschnittlichen Ab‐ flussmenge von 600 m 3 / s im Sommer und 250 m 3 / s im Winter ist der Rheinfall der größte Wasserfall Europas“ (Pfaff 2010). nien fortbesteht (Gall. 1, 1), erhält der Thermalort eine römische Archäo‐ logie zugesprochen. Das damals noch ausschließlich linksrheinische Kon‐ stanz 16 liegt demnach ebenfalls auf gallisch-römischen Boden, wie schon Bruni im oben genannten Brief festgestellt und durch eine epigraphisch fal‐ sche, etymologische Rückführung auf Constantius, den Vater Konstantins des Großen, untermauert hatte. 17 Poggio selbst wertet im Zuge seiner Reisebe‐ schreibung sogar die alemannische Mundart aus, Alemannorum lingua (Epist. I 46, l. 54), wobei ihm ein einheimischer Kleriker die wörtliche Bedeutung des rheinabwärts gelegenen Städtchens Kaiserstuhl, Caesarstuol (l. 42), verraten haben muss, aus der er anachronistisch ableitet, dass es sich bei dem in Wirklichkeit erst mittelalterlichen Ort 18 um eine ehemalige römische Grenz‐ festung handeln dürfte, die Gallien vor Germanien schützte (l. 42‒45). Erst danach erinnert er sich an den zuvor passierten Rheinfall von Schaffhausen, Scaphusa (l. 38), und stellt dessen buchstäblich ohrenbetäubendes Brausen mit jenem der Nilkatarakte auf eine Stufe, von dem die Frühhumanisten durch Cicero (Rep. 6, 19), Seneca (Epist. 56, 3; Nat. 4a, 2, 5) und den älteren Plinius (Nat. 5, 54; 6, 181) wussten, tum mihi venit in mentem eorum, que feruntur de Nili descensu tam precipiti nec miror accolas circumvicinos propter admirabilem illius strepitum et fragorem surdos putari […] (Epist. I 46, l. 48‒ 52). 19 Auch mit Blick auf die unmittelbar nach dem Wasserfall stark zuneh‐ mende Strömung wähnt sich Poggio an Ägyptens Fluss, qui torrens existi‐ mari potest instar Nili (l. 51). 20 Da Italien keinen vergleichenden Anschau‐ ungsunterricht für dieses Exoticum antiker Geographiediskurse bot und damals Expeditionen ins innere Africa ohnehin illusorisch waren (selbst ein Ciriaco d’Ancona kam nicht soweit), konnten dank des Rheins der Huma‐ nist und seine Leser „für einen Moment […] den Zauber einer ansonsten ent‐ zauberten Welt erleben“. 21 251 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 22 Auch der germanistische Sprachwissenschaftler-Gestus scheint durch Brunis Epist. IV 3 vorgegeben, in der der Arlberg fälschlich als Mons Aquilae gedeutet wird (ed. Mehus 1741, 106). In anderem Kontext betont Poggio, dass ihm das commercium sermonis mit den Alemannen gefehlt habe (Epist. I 46, l. 133‒134). 23 Siehe auch Aug. Conf. 9, 12, 32 sowie Agasse 2008, 152. 24 Siehe oben Anm. 9. 25 Antike Belegstellen bei Dall’Oco 2004, 155 und vor allem Grossardt 2015, 72 Anm. 32. 26 Z. B. Richert 2009, 23‒43. 27 Schweizer 2016, 128 Anm. 15. 28 Zu Details der Terenzrezeption Grossardt 2015, 69‒70, 86‒88, 91; Schweizer 2016, 128‒ 129 Anm. 15, 18, 19, 22, 23 und 30. 29 Hurka 2005, 131; vgl. ebd., 129‒132; Hönscheid 2004, 139‒187. 30 Vgl. symphoniarum cantibus strepentes lacus (Sen. Epist. 51, 4). Als die Beschreibung den Zielort Baden und damit zugleich das eigentliche Thema des Briefes erreicht, kokettiert Poggio erneut als ‚Ethnolinguist‘ 22 und übersetzt das alemannische Toponym korrekt mit balneum (l. 51‒52), was be‐ deutungsschwere Assoziationen mit sich bringt, einerseits zur gelehrten grie‐ chischen Pseudoetymologie βαλανεῖον παρὰ τὸ ἀποβάλλειν τὰς ἀνίας bzw. quod anxietatem animi tollat (Isid. Orig. 15, 2, 40), 23 anderseits zum kampani‐ schen Baiae, ein Ortsname, der trotz abweichenden Ursprungs mit seinen ersten beiden Buchstaben identisch anlautet wie Baden und balneum. Ganz auf Linie mit der libertinären Vorstellungswelt, die mit dieser klassischen ‚Heterotopie‘ verknüpft ist, 24 drängen sich Poggio als nächste Antikereminiszenz die römi‐ schen Floralia auf, mentem revocans ad florales ludos (Epist. I 46, l. 69), näherhin der berühmt-berüchtigte Höhepunkt dieses Frühlingsfestes: Mimen-Schauspie‐ lerinnen, die sich auf Zuruf des Publikums vollständig entkleideten. 25 In Baden nackte Frauen, alte wie junge, vor Augen, reagiert der Humanist exakt so wie es die antike Literaturtheorie 26 vom Betrachter einer Komödie erwartet: mit be‐ freiendem Lachen: ridiculum est videre […] nudas (l. 66‒67); risi sepius hoc tam praeclarum spectaculi genus (l. 68‒69). Im Folgenden wird der Badebetrieb denn auch immer wieder „durch die Brille der altlateinischen Komödie betrachtet“, 27 wie zahlreiche sprachlich-motivische Anspielungen an Terenz unterstreichen, die in dem eigens markierten Zitat homo nihil humani a se alienum putans (Haut. 77) kulminieren (l. 131‒132). 28 Mit der Devise „Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd“ rückt Poggio jedoch nicht nur vom terenzischen Heauton timorumenos Menedemus ab, sondern auch und vor allem von dem notorischen ‚Selbstquäler‘ Seneca philosophus, der in seiner Epistula moralis 56 den stoischen Selbstversuch eines Aufenthalts in „badehallenbeschallter Her‐ berge“ entnervt abbricht. 29 Wie einst Seneca in Baiae, undique me varius clamor circumsonat […] (Epist. 56,1‒3), 30 wird Poggio in Baden von diffuser Geräusch‐ kulisse umtönt, simphonias, tibicines, citharas et cantus circumstrepentes (Epist. I 252 Hartmut Wulfram 31 Ein gewisser Widerspruch ergibt sich zu Poggios Anspruch, den Brief in Baden verfasst zu haben (Epist. I 46, l. 18 und 208); vgl. die Skepsis von Grossardt 2015, 82 Anm. 79. 32 Zu dieser Haltung passt, dass Poggio durch die Publikation seiner Epistolae ad Nicolaum Nicolum gegen Senecas Verdikt in Epist. 118, 1‒2 Partei für Ciceros ‚alltägliche‘ Atti‐ cusbriefe ergreift (Wulfram 2017, § 4). 33 Freudianisch ausgedrückt: „Es schimmert etwas vom ‚Unbehagen in der Kultur‘ des überzivilisierten Menschen durch diesen Brief “ (Amelung 1964, 46). 34 Benedetti / Candiani 1995, 15‒17; Grossardt 2015, 84‒88, 90‒91. Wie Ciccuto 1994, 38 illustriert, „è noto che allo scrittore piaceva il sesso feminile“. 35 Wulfram 2016, 157‒158. 36 Grossardt 2015, 68, 88‒90; Schweizer 2016, 129 Anm. 20, 28 und 33. 37 Dall’Oco 2004, 152‒153, 155‒156; Grossardt 2015, 68, 90; Schweizer 2016, 129‒130 Anm. 25‒26. 38 Unmittelbar vor dem evozierten Vers bespricht Vergil Lavinias Stammbaum bis hinauf zu Saturnus (Aen. 7, 45b‒49); vgl. Schweizer 2016, 129 Anm. 21; Grossardt 2015, 85‒86. Auch Bausi 2009, 24‒26 unterstreicht mit Bezug auf Sen. Epist. 90 die Nähe zum Gol‐ denen Zeitalter. 46, l. 129), er fügt sich aber anders als sein antiker Vorgänger fasziniert in sein Schicksal, hier und jetzt weder lesen noch denken zu können (l. 128), 31 und be‐ treibt stattdessen studia humanitatis im basaleren, nur allzu menschlichen Sinn des Wortes. 32 Das Protokoll seiner anthropologischen Feldforschung, das bei aller Sympa‐ thie für die ‚Edlen Wilden‘ 33 vielleicht allzu auffällig ‒ wollte Poggio nicht seine Handarthritis kurieren? (l. 19) ‒ auf Distanz zum Untersuchungsgegenstand geht, interesse nolui (l. 91), und wiederholt die rein voyeuristische Rolle heraus‐ streicht, 34 zeigt sich gleichwohl durchsetzt von antikem Bildungssgut. Einige besonders markante Beispiele seien hervorgehoben. Der Humanist fühlt sich an die Gütergemeinschaft aus Platons Politeia (457c‒471c) erinnert, die er im Fahr‐ wasser von Brunis Oratio Elagabali  35 auf den kollektiven ‚Besitz an Frauen‘ ver‐ kürzt (Epist. I 46, l. 108‒110). 36 Poggio wähnt sich zugleich im Kepos Epikurs, den er mit dem biblischen Gan Eden verknüpft, ein Hebräismus, den er - scheinbar als Frucht der zu Anfang des Briefes erwähnten Sprachstudien (l. 5‒ 17), in Wirklichkeit aber im Anschluß an Hieronymus’ Vulgata (Gen. 2, 8; 2, 15; 3, 23; 3, 24) und Isidor (Orig. 14, 3, 2) - mit „Garten der Lust“ übersetzt, compre‐ hendas, quanta hec sit scola epicuree factionis; atque hunc locum illum esse credo, in quo primum hominum creatum fuerunt, quem ‚Ganeden‘ Hebrei vocant, hoc est, ‚hortum voluptatis‘ […] (Epist. I 46, l. 147‒152). 37 Desweiteren assoziiert Poggio mittels einer wörtlichen Anspielung auf Vergils Lavinia, iam matura viro, iam plenis nubilis annis (Aen. 7, 53), eine Nachkommin Saturns und Venus’ Schwie‐ gertochter, das Goldene bzw. Saturnische Zeitalter, puellas iam maturas viro, iam plenis nubiles (l. 115‒116); 38 er wird als Beobachter mehrfach durch den Anblick 253 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 39 Dass die Göttin persönlich bei Horaz gar nicht geflügelt gedacht ist, sondern die sie durch die Lüfte geleitenden Schwäne, steht auf einem anderen Blatt. 40 Benedetti / Candiani 1995, 57 Anm. 22; Schweizer 2016, 130 Anm. 27. 41 Bruni, Ed. Mehus 1741, vol. 1, 107‒108; Schöffmann 2010, 85‒86; Thürlemann 2013, 166‒ 167; Brem 2014, 166‒168, 176‒177. 42 Gutkind 1932, 568-571; Folts 1976, 382‒401; Castelli 1980, 37‒48; Reynolds/ Wilson 2013, 137‒139; Mertens 2013, 36-37. 43 Der betreffende Codex befindet sich heute in Zürich, Zentralbibliothek, C 74a (Win‐ terbottom 1967, 340; Cousin 1975, 55‒56). 44 Poggio, Ed. Harth 1984, Bd. II, Appendix, 444‒447. 45 Blass 1875, 458‒461; Sabbadini 1971, 284‒294; Gordan 1974, 191‒203. 46 Poggio, Ed. Harth 1984, Bd. I, XVII. derselben geflügelten Venus verlockt, die einst den alternden Lyriker Horaz heimsuchte, purpureis ales oloribus (Carm. 4, 1, 10) 39 ‒ tatsächlich handelt es sich um die auf der Wasseroberfläche treibenden ‚Rockschöße‘ badender Frauen, ut alatam Venerem existimares (Epist. I 46, l. 118) ‒ oder stellt schließlich maliziös fest, dass auch die Nonnen im Bad von Vestalischen Jungfrauen zu den schon zuvor (l. 69) evozierten Mädchen des Florafests mutiert seien, virgines vestales vel, ut verius loquar, florales (l. 168‒169), 40 ein Vergleich, der wohl zugleich ihre Entjungferung implizieren soll. 3. Burgverlies in St. Gallen (Pogg. Epist. II 4,5 an Guarino, 16. Dezember 1416) Im zweiten Brief aus Poggios Konstanzer Zeit ist die antike Tradition buchstäb‐ lich mit Händen zu greifen. Hatte Leonardo Bruni in Epist. IV 3 den Fund einer römischen Marmorinschrift beschrieben, 41 so berichtet der nachmalig berühmte, ja fast schon eponyme ‚Bücherjäger‘ Poggio 42 in seiner an Guarino Veronese adressierten Epist. II 4, 5, wie er eine vollständige Handschrift von Quintilians Institutio oratoria entdeckte. 43 Außerhalb des editorisch sanktionierten, im Codex Riccardianus versammelten Makrotexts (§ 1) existiert ein zu großen Teilen identisches Schriftstück Poggios an den Mailänder Höfling Giovanni Corvini. 44 Mindestens zwei weitere einschlägige Erfolgsmeldungen können zudem indirekt erschlossen werden, die eine an das Florentiner Duo Niccoli und Bruni gerichtet, die andere an den Venezianer Humanisten Francesco Barbaro. 45 Wenn Poggio seit der zweiten Redaktion seiner Epistulae familiares (1444) 46 aus diesem Pool nur ein ganz bestimmtes Exemplar in die offizielle Korrespondenz aufgenommen hat, so ist von strategischen Erwägungen auszugehen. Tatsäch‐ lich galt der ausgewählte Adressat Guarino in den vierziger Jahren des 15. Jahr‐ hunderts längst als ein herausragender Vertreter der neuen humanistischen Pä‐ 254 Hartmut Wulfram 47 Buck 1996, 19‒22; Wulfram 2012b, 107-109 (mit weiteren Literaturhinweisen). 48 Schon (der Poggio bekannte) Martial spricht Quintilian als größten Pädagogen Roms an: Quintiliane, vagae moderator summe iuventae / gloria Romanae, Quintiliane, togae (Mart. 2, 90, 1). 49 Licet inter quotidianas occupationes tuas pro tua in omnes humanitate et benivolentia in me singulari iocundum semper tibi litterarum mearum adventum esse non ignorem, tamen, ut in hisce perlegendis precipuam quandam prestes attentionem, te maiorem in modum obsecro, non quidem ob eam causam, ut aliquid in me sit, quod vel summe otiosus requirat, sed propter rei dignitatem, de qua scripturus sum, quam certe scio, cum sis longe peritis‐ simus, non parvam tibi ceterisque studiosis hominibus esse allaturam animi iocunditatem (Epist. II 4, 5, l. 3‒10). 50 Die „sprachlich-stilistisch anspruchsvolle Ausgestaltung“ im ganzen Brief illustriert Stein 2006, 95‒96 Anm. 90. Für Quintilians programmatische Orientierung an Cicero mag der Hinweis auf Inst. 10, 1, 112 genügen. 51 „Poggio […] seems to wander off with a standard humanist celebration of reason, which distinguishes humans from the beasts, and eloquence, without which the products of the mind cannot be communicated. But this is all preparation for the introduction of Quintilian“ (King 2014, 29). 52 Sabbadini 1971, 77‒108; Reynolds / Wilson 2013, 140 und Wolff 2006, 313 (Reaktion Poggios auf den Fund). dagogik, die ihrer Leitwissenschaft Rhetorik einen zentralen Platz im Curriculum einräumte. 47 Poggio wollte offenkundig Anteil am Kuchen und dank seines Fundes des umfassendsten rhetoriktheoretischen und pädagogischen Werks, das aus der römischen Antike überliefert war, 48 wenn schon nicht als Initiator, so doch als Katalysator der neuen Bildungsbewegung dastehen. Gleich der erste Satz des Schreibens fällt mit Blick auf diesen Anspruch ins Gewicht, handelt es sich doch um eine ungewöhnlich lange und vielfach ver‐ schachtelte Periode, wie sie Poggio wohl kein zweites Mal an den Anfang eines Briefes gesetzt hat. 49 Der Verdacht drängt sich auf, dass eine solch ostentative, fast schon hypertroph zu nennende Rhetorik auf den aufgespürten Ciceronianer Quintilian vorausweisen, ja durch den Neufund entscheidend befördert er‐ scheinen soll. 50 Der Schluß des Satzes setzt denn auch voraus, dass der Schul‐ mann Guarino ‒ mehr noch als alle übrigen Gelehrten ‒ die Neuigkeit mit Freuden aufnehmen wird (Epist. II 4, 5, l. 9‒10; vgl. l. 49‒50). Bevor Poggio die Katze aus dem Sack lässt, folgt mit dem Lob antiker Beredtsamkeit ein schein‐ bares Repertoirestück, das erst im weiteren Verlauf seine spezifische, d. h. ein‐ leitende Funktion verrät. 51 Da man in Italien bis 1421 Ciceros De oratore und Orator nur schemenhaft, den Brutus überhaupt nicht kannte, 52 stützt es sich auf Ciceros Frühwerk De inventione (bes. Inv. 1, 1‒5) und in einer Art von Zirkel‐ schluss auf Quintilians Institutio selbst, die Catos Slogan vom vir bonus dicendi peritus progammatische Bedeutung beimaß (z. B. Inst. 1 pr. 9‒13; 12, 1, 1‒2). Unser Humanist schärft das Beziehungsdreieck aus Redefähigkeit, Intellekt und Mo‐ 255 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 53 Über Zwischenstufen bildet Poggios heute verlorene Abschrift „the basis of the normal Italian vulgate“ der Quintilianüberlieferung ( Winterbottom 1967, 365‒366). Zur Ent‐ wicklung der Humanistenschrift etwa De La Mare 1977. 54 Helmrath 2013, 128. 55 Bruni, Ed. Mehus 1741, vol. 1, 111‒113; Blass 1875, 461; Gordan 1974, 191‒192; Stein 2006, 96‒97 Anm. 90 und 95; Schadee 2016, 675‒676. ralität ein und fordert, man möge den Lehrern der Rhetorik, dieser für Kultur und Zivilisation grundlegenden Kunst, vorzüglichen Dank abstatten (Epist. II 4, 5, l. 11‒26), allen voran dem überragenden, jetzt erstmals namentlich erwähnten Quintilian (l. 26‒32). Durch ihn allein könnte die römische Eloquenz bis zum Grad der Vollendung erlernt werden, und zwar selbst dann, wenn alle Reden Ciceros, ihres eigentlichen Vaters, verloren gegangen wären (l. 32‒34). Im heim‐ ischen Italien befände sich jedoch schmerzlicherweise Quintilian, und mit ihm die Rhetorik als ganze, derart entstellt überliefert, dass die schöne Gestalt des Mannes, wie beim übel zugerichteten Deïphobus der Aeneis (Verg. Aen. 6, 495‒ 497), nicht mehr wiederzuerkennen sei (Epist. II 4, 5, l. 34‒42): Is vero apud nos antea (Italos dico) ita laceratus erat, ita circumcisus culpa, ut opinor, temporum, ut nulla forma, nullus habitus hominis in eo recognosceretur. Tute ho‐ minem vidisti hactenus ‚lacerum crudeliter ora, / ora manusque ambas populataque tempora raptis / auribus et truncas inhonesto vulnere nares.‘ Dolendum quippe erat et egre ferendum nos tantam in hominis tam eloquentis feda laceratione iacturam oratorie facultatis fecisse. Was für ein Glück, dass der verstümmelte Rhetor nun durch Poggios Fleiß wieder die alte Schönheit und Gesundheit zurückerlangt habe, in pristinum ha‐ bitum et dignitatem, in antiquam formam atque integram valitudinem nostra di‐ ligentia restitutus (l. 43‒46), eine Formulierung, bei der Poggio offenkundig schon nicht mehr an den gefundenen mittelalterlichen Originalcodex gedacht hat, sondern ‒ über die eigenhändige Schnellkopie hinaus, hec mea manu trans‐ cripsi et quidem velociter (l. 86) ‒ an eine davon abgeschriebene Fassung in der von ihm persönlich (mit-)entworfenen Humanistenminuskel, die ihm ästhe‐ tisch-antiquarisch weit mehr befriedigte. 53 „Der reine Text hatte Aura, nicht das alte Manuskript.“ 54 Zwar geht das in dem obigen Zitat von Poggio angeführte, syntaktisch in die umgebende Prosa integrierte Vergilzitat auf ein Gratulationsschreiben Brunis zurück (Epist. IV 5), 55 den entscheidenden Prätext lieferte jedoch Francesco Pe‐ trarca, den sich die Humanisten des frühen Quattrocento neben vielem anderen auch für ihre inquisitio librorum, die Fahndung nach antiken Codices, zum Vor‐ 256 Hartmut Wulfram 56 Reynolds / Wilson 2013, 129‒137; Stein 2006, 79‒85, 100‒101. 57 Petrarca, Ed. Rossi / Bosco 1942, vol. IV, 240‒243 (hiernach Text und Paragraphenein‐ teilung). 58 Vgl. Schadee 2016, 678‒679, 682‒685. Die Ineinssetzung sieht darüber hinweg, dass Schrift und Schriftträger (Pergamentcodex statt Papyrusrolle) kein antikes, sondern mittelalterliches Antlitz tragen. 59 Et fortasse nunc apud aliquem totus es, et apud talem forsitan, qui suum hospitem habet incognitum. Quisquis in te reperiendo fortunatior fuit, sciat se rem magni precii possidere, quamque si noverit, primas inter divitias locet (Petr. Fam. 24, 7, 2). 60 Bezeichnenderweise greift Poggios Begleiter Cencio de’ Rustici auf dieselbe von Pe‐ trarca, Fam. 24, 7 inspirierte Körpermetaphorik zurück (Bertalot 1975, 144‒147, Gordan 1974, 187‒191; King 2014, 30, 32‒34). bild nahmen. 56 Petrarca hatte einen seiner berühmten ‚Orcus-Briefe‘ an Quinti‐ lian gerichtet (Fam. 24, 7) 57 und darin die gängige Metonymie ‚Autor statt Werk‘ zu ‚Autor statt überliefertem Schriftträger‘ ausgeweitet und für eine weiterge‐ hende Anthropomorphisierung genutzt. 58 Wie Poggio klagt Petrarca erschüttert über die Achtlosigkeit der eigenen Epoche, die von Quintilians vormals so schönem Körper nur verstreute Glieder übrig gelassen habe, […] vidi formosi corporis artus effusos; admiratio animum dolorque concussit (Fam. 24, 7, 1‒2). Im vertrauten Zwiegespräch mit dem antiken Autor bricht sich aber beim ‚Vater des Humanismus‘ zugleich auch Hoffnung Bahn. Frei übersetzt: „Vielleicht bist du ja irgendwo vollständig, womöglich bei jemanden, der seinen Gast gar nicht kennt. Wer auch immer bei der Suche nach dir mehr Erfolg haben wird als ich möge wissen, was für einen großen Schatz er in Händen hält“ (2). 59 Denn die Rhetorik, so lässt sich Petrarca im Folgenden weiter paraphrasieren, könne man von Cicero primär durch dessen Praxis, von Quintilian aber der Theorie nach erlernen (3‒7). Dass Poggio gezielt auf diesen melancholisch gefärbten Brief antwortet, wird selbst bei oberflächlicher Betrachtung deutlich. 60 Der Verfasser posiert als der triumphierende Bücherjäger, den sich Petrarca einst erträumte (Fam. 24, 7, 2), ja der Petrarca selbst gern hätte sein wollen (10). Welch Geistes Kind hingegen Quintilians Gastgeber sind, die Petrarca lediglich als ahnungslos charakterisiert hatte, wird anschließend näher ausgeführt. Weit über Petrarca hinausgehend, macht Poggio den ehemals so (stilistisch) glänzenden und eleganten antiken Autor zu einem verwahrlosten, in entstetzlich schmutziger und streng be‐ wachter Todeszelle kauernden Gefangenen, den er hochdramatisch im aller‐ letzten Moment das Leben gerettet habe, nisi nos auxilium tulissemus, necesse erat illum propediem interiturum. Neque enim dubium est virum splendidum, mundum, elegantem, plenum moribus, plenum facetiis feditatem illius carceris, squalorem loci, custodum sevitiam diutius perpeti non potuisse (Epist. II 4, 5, l. 54‒ 257 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 58). Ähnlich wie einst der tote und verunstaltete Hektor dem Titelhelden der Aeneis ‒ squalentem barbam et concretos sanguine crinis (Verg. Aen. 2, 277) ‒ sei ihm voll Trauer der unschuldig zum Tode Verurteilte mit langem Bart und staubverklebten Haaren entgegengetreten, mestus quidem ipse erat ac sordidatus, tanquam mortis rei solebant, squalentem barbam gerens et concretos pulvere crines, ut ipso vultu atque habitu fateretur ad immeritam sententiam se vocari (l. 58‒61). So als sei die politisch-juristische Situation über fast anderthalb Jahrtausende völlig unverändert geblieben, schien Quintilian die Hände nach Poggio auszu‐ strecken und an seinen Beistand als römischer Mitbürger zu appellieren, vide‐ batur manus tendere, implorare Quiritum fidem (l. 61); näherhin habe der antike Rhetor verärgert gewirkt, dass gerade er, der doch früher durch seine Eloquenz so vielen aus der Not geholfen habe, nun selbst keinen mitleidigen patronus finden sollte, der ihn vor ungerechter Hinrichtung bewahrt (l. 61‒66) ‒ wäre da nicht, denn „unverhofft, kommt oft“, so Poggio Terenz zitierend (Phorm. 757‒ 758), der Autor selbst auf den Plan getreten (l. 66‒67). Diese markante Selbst‐ heroisierung entfaltet durch die vorangegangene Anspielung auf die Hektor-Er‐ scheinung in Vergils Iliupersis eine umso stärkere Wirkung, als Poggio implizit zu einem epischen Helden, einem zweiten Aeneas aufsteigt, der für die Nach‐ fahren die trojanisch-römischen Heiligtümer aus der brennenden Stadt rettet (Verg. Aen. 2, 289‒297). Nach diesem hochtönenden Crescendo ernüchtert sich merklich der Ton. Der Epistolograph erzählt nun zum zweiten Mal seine Entdeckungsgeschichte (nar‐ ratologisch könnte man von einer ‚kompletiven Analepse‘ sprechen), die mit einer glückhaften Fügung begonnen habe: in Konstanz jeder Aufgabe ent‐ bunden, otiosi, habe er Gerüchten auf den Grund gehen wollen, wonach das rund dreißig Kilometer Luftlinie entfernte Kloster Sankt Gallen ‒ Poggio misst wieder antikisierend mit milibus passuum XX (l. 71) ‒ über gewaltige Bücherschätze verfüge (Epist. II 4, 5, l. 68‒73, siehe Abb. 1). Anders als im älteren Baden-Brief (§ 2) unterbleibt jeder Ansatz zu einer Reisebeschreibung und Poggio hält statt‐ dessen schnurstracks fest, dass er am Bestimmungsort tatsächlich einen reichen Bücherbestand vorgefunden habe, zuvorderst aber den kompletten Quintilian, der von Schimmel und Staub ganz bedeckt gewesen sei, ibi inter confertissimam librorum copiam, quos longum esset recensere, Quintilianum comperimus adhuc salvum et incolumen, plenum tamen situ et pulvere squalentem (l. 73‒76). Der erbärmliche Erhaltungszustand sei kein Wunder gewesen, hätten sich doch die Bücher nicht, wie es ihrer Würde entsprochen hätte, in einer Bibliothek be‐ funden, sondern in einem häßlichen und dunklen Verließ im Untergeschoß eines Turmes, der selbst für zum Tode Verurteilte noch zu gräußlich gewesen sei, erant enim non in bibliotheca libri illi, ut eorum dignitas postulabat, sed in teterrimo 258 Hartmut Wulfram 61 Schmuki 2001, 7‒8 und 15 (Abbildung). 62 Siehe oben Anm. 60; Gordan 1974, 206‒210, bes. 209; Greenblatt 2011, 34‒35; Grossardt 2015, 83‒84. 63 Buck 1996, 7‒11, 25‒30; Greenblatt 2011, 36‒38. 64 Stein 2006, 98; siehe jetzt auch Schadee 2016, bes. 676‒677 und 684‒689. quodam et obscuro carcere, fundo scilicet unius turris, quo ne capitalis quidem rei damnati retruderentur (l. 73‒78). Zweifellos ist mit diesem Schreckensort, der Sallusts Carcer Tullianus und die dort erdrosselten Catilinarier evoziert (Cat. 55), der Sankt Gallener ‚Hartmuts-Turm‘ gemeint. Benannt nach dem karolin‐ gischen Abt, der für seine Erbauung verantwortlich zeichnet, diente er später als Bücherrefugium, bis er um die Mitte des 16. Jahrhunderts abgrissen wurde. 61 Auf Poggio und seine beiden von ihm unterschlagenen Begleiter Cencio de’ Rustici und Bartolomeo Aragazzi da Montepulciano (Poggios ‚Wir‘ ist bloßer Pluralis Modestiae) muss dieser isolierte Zweckbau den Eindruck eines regel‐ rechten Gefängnisses gemacht haben (oder sie gaben es jedenfalls vor), denn Quintilian und die anderen dort aufbewahrten Autoren mutierten bei allen dreien zu unter barbarischen Bedingungen internierten Gefangenen. 62 Die in‐ härente Polemik gehört zum guten Ton der Frühhumanisten, waren es doch neben den Universitäten die Klöster, die als Hort ihres ideologischen Haupt‐ feindes, der Scholastik, galten. 63 Passender- oder besser bedrohlicherweise hatte schon Quintilian selbst ein ums anderemal die Schulphilosophen der eigenen Zeit aufs Korn genommen (Inst. 1 pr. 15; 12, 3, 12 etc.), so dass er nun über die Epochen hinweg in die ‚Höhle des Löwen‘ geraten zu sein scheint. Zusammen mit den von Poggio nur beiläufig erwähnten Valerius Flaccus und Asconius Pe‐ dianus wird die Institutio oratoria, genauer Abschriften davon (Epist. II 4, 5, l. 83‒87), mit so freudigem Pathos befreit und aus dem Exil zurück nach Italien berufen wie einst M. Claudius Marcellus von Cicero (Marcell.) (l. 46‒53). Dass dieser Caesargegner auf dem Weg in die Heimat heimtückisch ermordet wurde (Cic. Fam. 4, 12; Att. 13, 10; Val. Max. 9, 11, 4), bleibt natürlich unerwähnt. Mit Blick auf die insgesamt von Poggio verbreitete Rückkehreuphorie hat man sich aus mediävistisch-religionspraktischer Perspektive nicht von Ungefähr „an die im Mittelalter gängige Praxis der Reliquientranslation“ erinnert gefühlt, d. h. an „die ritualisierte Rückführung von Heiligengebeinen an ihren ursprünglichen Lebensmittelpunkt.“ 64 259 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 65 Buck 1996, bes. 2, 50; Dreischmeier 2017, bes. 11‒12. 66 Bruni, Ed. Mehus 1741, vol. 1, 119‒120, hier 120; La Brasca 2005, 15. 4. Autodafé in Konstanz (Pogg. Epist. II 4, 6 an Bruni, 30. Mai bzw. Frühsommer 1416) Im letzten Brief der Bodenseetrias, der sich im Codex Riccardianus unmittelbar anschließt (§ 1), begegnet Poggios briefliches Ich nicht mehr nur der rhetori‐ schen Theorie, sondern erlebt hautnah die oratorische Praxis. Leonardo Bruni, bereits graue Eminenz im Hintergrund der beiden voranstehenden Konzilsbriefe (§ 2‒3), fungiert nun selbst als Addresat. Ohne viel Umschweife kündigt Poggio ihm in Epist. II 4, 6 an von dem Häresieprozess gegen Hieronymus von Prag berichten zu wollen, dessen Zeuge er in Konstanz, kaum aus dem heiteren Baden zurückgekehrt, geworden sei (l. 2‒5). Nicht so sehr um der Sache willen beab‐ sichtige er Zeugnis abzulegen als wegen der großen Beredtsamkeit und Gelehr‐ samkeit des Mannes (l. 6‒7). Niemals, so bekennt Poggio freimütig, habe er je‐ manden gesehen, der in einem Plädoyer auf Leben und Tod der von Bruni und ihm verehrten antiken Rhetorik (man beachte den Wechsel von der 1. Person Singular zur 1. Person Plural) derart nahegekommen sei, fateor me neminem vidisse unquam, qui in causa dicenda, presertim capitis, magis accederet ad fa‐ cundiam priscorum, quos tantopere admiramur (l. 7‒9). Neben der sprachlichen und argumentativen Virtuosität habe ihn gerade die performative Leistung des Redners beeindruckt, mirum est vidisse, quibus verbis, qua facundia, quibus ar‐ gumentis, quo vultu, quo ore, qua fiducia responderit adversariis ac demum causam perorarit (l. 9‒12). Nur eher notdürftig sichert sich Poggio vorab gegen den Ver‐ dacht ab, mit dem Verurteilten zu sympathisieren, indem er mit bescheidener Geste vorschiebt, dass über theologische Fragen Berufenere entscheiden mögen (l. 12‒15). Nach frühhumanistischer Ideologie freilich, der sich im Riccardianus z. B. just zuvor der (vom Abfassungsdatum eigentlich jüngere) Quintilian-Brief bedient hatte (Epist. II 4, 5), fallen richtiges Sprechen, richtiges Denken und richtiges Handeln in eins. 65 Welch ein problematischer Zirkelschluß, wenn die Redekunst eines hingerichteten Ketzers gefeiert wird! Kein Wunder, wenn es Bruni in seinem Antwortschreiben (Epist. IV 9) reichlich mulmig zumute wird und er seinem Freund dringend dazu rät, künftig vorsichtiger zu agieren, wenn von ihm die Grauzone zwischen Orthodoxie und Heterodoxie berührt wird, ego cautius de hisce rebus scribendum puto. 66 Doch wie geht Poggios Bericht im Einzelnen vor? Ausdrücklich will er von Systematik und Vollständigkeit absehen, um stattdessen die Bildung des zu Portraitierenden exemplarisch, anhand ausgewählter Charakteristika, zu be‐ 260 Hartmut Wulfram 67 Für den Leser wird im Makrotext des Riccardianus zugleich ein Bogen zu der Präsenz des Heiligen Hieronymus in Epist. I 46, l. 16‒17 geschlagen (zitiert oben bei Anm. 8). leuchten (Epist. II 4, 6, l. 16‒18). Inhaltlich rückt dabei in einer Art Vorverhand‐ lung zunächst ein verfahrenstechnisches Detail in den Mittelpunkt, nach den Kategorien antiker Rhetoriktheorie der status translationis. Sich vorverurteilt fühlend, habe Hieronymus nämlich mit Nachdruck auf seinem Recht bestanden, nicht nur in einem kleinteiligen, katechismusartigen Verhör Rede und Antwort stehen zu müssen, sondern zuerst in einem umfassenden Plädoyer den eigenen Standpunkt darlegen zu dürfen (l. 19‒43). Dank seiner Beredtsamkeit habe er trotz tumultöser Proteste einen Teilerfolg erringen können. Das Recht freier Rede sei ihm gewährt worden, allerdings erst nach der Vernehmung samt Zeu‐ genbefragung (l. 44‒47). Durch ständig neue Anklagepunkte hätte sich diese Untersuchung dann aber über zwei Tage lang hingezogen, ohne dass, wie Poggio versichert, dem stets schlagfertig Konternden irgendeine Schuld hätte nachge‐ wiesen werden können (l. 47‒78). Doch endlich, begleitet von erneutem Aufruhr (l. 80‒81), habe Hieronymus mit der ihm nur widerwillig zugestandenen Ver‐ teidigungsrede beginnen können (l. 78‒166), als deren Herzstück Poggio einen langen Katalog ungerecht zum Tode Verurteilter heraushebt, mit dem sich der Sprecher implizit selbst tröstet, die Zuhörer aber warnt und anklagt. Die Exempla, klimaktisch in Gruppen angeordnet, reichen von der griechisch-rö‐ mischen Antike ‒ angefangen bei Sokrates, an dessen platonische Apologie Hie‐ ronymus’ Appell in seiner Vergeblichkeit ohnehin erinnert bis zu Boethius, dessen im Gefängnis entstandene Consolatio philosophiae nicht minder evoziert wird ‒ über diverse Propheten des Alten Testaments bis hin zu Johannes dem Täufer und Jesus Christus persönlich, dem ersten Märtyrer Stephanus und den zwölf Aposteln (l. 83‒104). Passend zu Hieronymus’ eigener Situation wird dabei insbesondere die Verurteilung eines Geistlichen durch andere Geistliche ge‐ brandmarkt (l. 105‒108). Wie anders seien doch einst die Kirchenväter, nament‐ lich Augustin und Hieronymus, miteinander umgegangen, ruft der Namens‐ vetter des letzteren aus und produziert damit ein verkapptes argumentum a nomine. 67 Trotz theologischer Meinungsverschiedenheiten hätten sich die beiden Heiligen niemals gegenseitig der Häresie bezichtigt (l. 119‒123). Um ein Haar, so macht Poggio weis, wären die strengen Richter gnädig gestimmt worden, hätte Hieronymus doch nur seine Thesen widerrufen und nicht damit begonnen, einerseits den kürzlich als Ketzer verurteilten und verbrannten Freund Johannes Hus zu loben, andererseits die Vertreter der katholischen Amtskirche nach allen Regeln der Kunst zu beschimpfen (l. 123‒141). In antiki‐ 261 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 68 Auf die lohnende Aufgabe einer eingehenden Stilanalyse muss hier aus Platzgründen verzichtet werden. Einige Details bei Knittel 1979, 156‒157 und Wachinger 1998, 24. sierender Zuspitzung könnte man sagen: hätte am Ende doch nur nicht der strenge Philosoph über den flexiblen Orator obsiegt (l. 142‒166). Poggio, der sich an dieser Stelle vorsichtshalber noch einmal inhaltlich von Hieronymus von Prag distanziert (l. 166‒170), hat quasi im Vorübergehen längst dessen rednerische inventio, dispositio und vor allem elocutio facettenreich cha‐ rakterisiert, und zwar nicht nur mittels ‚erzählter Rede‘ und indirekter Figuren‐ rede, sondern auch und gerade durch Passagen in direkter Figurenrede, die durch Vortäuschung von Originalton besonders nachhaltig auf den Leser wirken (l. 26‒43, 57‒65, 68‒74, 78‒80, 83‒85, 186‒188). Dem Redner Hieronymus werden darin zahlreiche Stilfiguren wie Alliteration, Anapher, Antithese, Chiasmus, Hendiadyoin, Enumeratio, Congeries, Trikolon, Klimax, Parallelismus, rhetori‐ sche Frage, Exclamatio, Ironie und Metapher zugeschrieben, desgleichen ge‐ lehrte Anspielungen auf antike, patristische und biblische Prätexte (nicht nur im erwähnten Exemplakatalog, l. 83‒104) sowie außerdem eine an Ciceros Reden angelehnte Lexik, Idiomatik (Hieronymus macht sogar die über ihn richtenden Konzilsväter zu römischen Senatoren, patres conscripti, l. 58) und Syntax (aus‐ gewachsene Hypotaxe in l. 26‒35). 68 Hieronymus erscheint als ein Meister rhe‐ torischer Affektsteuerung, der mit Witz und Pathos je nach Bedarf Lachen (l. 66‒67), Empörung (l. 44‒47) oder Mitleid (l. 116‒117; 132‒133) erregen kann, sein Auditorium durch ostentative Stille zu disziplinieren vermag und sich selbst durch aggressiven Lärm nicht aus der Ruhe bringen lässt (l. 142‒148). Mit einem fast schon schulmäßig wirkendem Streben nach Vollständigkeit wird im Rahmen der performativen pronuntiatio, auch actio genannt, sein stimmlicher Vortrag, vox, ebenso gelobt wie die gestus oratoris (l. 161‒164). Das vorangehende officium oratoris, die Mnemotechnik, memoria (l. 149, 155), bewundert Poggio freilich ganz besonders. Fast ein ganzes Jahr lang habe Hie‐ ronymus voll Ungewissheit und Angst im Keller eines stinkenden und dunklen Turmes gelegen, wo er nichts sehen, geschweige denn lesen konnte, in fundo turris fetide atque obscure […], quo in loco nedum legendi, sed ne videndi quidem ullam habuit facultatem (l. 149‒154), und dennoch habe er so viele klassische und kirchliche Autoritäten zu seinen Gunsten zitieren können, als ob er die ganze Zeit über voll Muße am Schreibtisch gesessen hätte (l. 156‒160). Dass Hieronymus wie zuvor Poggio in Baden (Epist. I 46, l. 128) während der Haft im Konstanzer St. Paulstor außerstande war zu lesen, stellt wohl für jeden linearen Rezipienten des briefbuchlichen Intratexts eine Parallele ohne Berührung dar. Aufgrund der identischen Szenerie und z.T. wörtlicher Übereinstimmungen ‒ 262 Hartmut Wulfram 69 Die von Greenblatt 2011, 178‒179 geäußerte Vorsicht, „it is not clear how conscious the link was in Poggio’s mind between the imprisoned heretic and the imprisoned text“, mag für die Abfassung der Briefe im Jahr 1416 gelten, nicht jedoch Jahrzehnte später für Poggio als Redaktor seiner Epistolaria omnia oder gar für deren Leser. 70 Vgl. Watkins 1967, 119‒120; Castelli 1980, 29; Wachinger 1998, 24; Patschovsky 2001, 706‒707. 71 „Le Pogge […] spectateur du théâtre du monde […] est à Constance spectateur d’une tragédie“ (Wolff 2006, 317). 72 Buck 1984, 25-32; Keßler 2008, 19-30; zu Poggios religiösem Impetus Walser 1914, 68‒ 69. feditatem illius carceris, […] obscuro carcere, fundo scilicet unius turris (Epist. II 4, 5, l. 56‒57, 77‒78) ‒ wird er jedoch nicht umhinkönnen, diesen Passus mit dem misshandelten und nicht gelesenen Quintiliancodex im ‚Hartmut-Turm‘ in Ver‐ bindung zu bringen (§ 3). 69 Rhetoriklehrer und später Meisterschüler sitzen somit gleichermaßen im Gefängnis, ja beide befinden sich jeweils in der Höhle des Löwen, mit dem fatalen Unterschied, dass der unvorsichtige, auf die Macht des Wortes vertrauende Hieronymus sich freiwillig an den Ort seiner Einker‐ kerung begeben hat (Epist. II 4,6, l. 117‒118, l. 187‒188) und Poggio ihn anders als Quintilian nicht zu retten vermag. Hieronymus’ traurigem Schicksal entsprechend wird gegen Ende der Epist. II 4,6 die Epiphanie des oratorischen Cicero redivivus von der eines stoischen Cato Constantiensis verdrängt: Stabat impavidus, intrepidus, mortem non con‐ temnens solum, sed appetens, ut alterum Catonum dixisses (l. 165). 70 War der zeit‐ lich und örtlich so nahe (l. 2‒3), stimmungsmäßig aber so ferne Baden-Brief von epikureischer Lebensfreude und Elementen der Komödie durchtränkt (§ 2), so resümiert Poggio nun antithetisch das Gefühl, einer antiken Tragödie beige‐ wohnt zu haben, vidi hunc exitum, singulos actus inspexi (l. 189‒190). 71 Mit ge‐ wissen Freiheiten, Disproportionen und Überschneidungen, aber doch ersicht‐ licher Konsequenz und Dynamik lassen sich in seinem Bericht tatsächlich jene fünf Etappen eines Dramas entdecken, die spätere Regelpoetik für kanonisch erklären sollte, Poggio aber nur vage aus Horaz’ Ars poetica (ars 189‒190), Se‐ necas Tragödien und hagiographischer Passionsmotivik ableiten konnte: 1. Ex‐ position (Hieronymus’ Vorverurteilung, l. 19‒43), 2. Komplikation (gewährte Redefreiheit, l. 44‒112), 3. Peripetie (theologische Unbeugsamkeit macht Fast‐ erfolg des Plädoyers zunichte, l. 113‒141), 4. Retardation (Umstimmungsver‐ suche in letzter Sekunde, l. 171‒175) und 5. Katastrophe (Tod auf dem Scheiter‐ haufen, l. 175‒189). Die von ihm protokollierte Tragödie, so Poggio, hätte näherhin die eines antiken Schulphilosophen sein können, certe ex philosophie scola interitum viri descripsisses (l. 191). Im Fahrwasser eines christlichen Hu‐ manismus, wie ihn Petrarca und Salutati propagiert hatten, 72 lässt Poggio seinen 263 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 73 Das von Poggio schon zu Anfang seines Katalogs (Epist. II 4, 6, l. 85‒88) gewählte So‐ krates-Exemplum ist auch insofern gut gewählt, als der Briefadressat Bruni 1405 Platons Dialog Phaidon (der Sokrates Ende im Gefängnis schildert) in Lateinische übersetzt hatte (Knittel 1979, 157 unten). 74 Watkins 1967; Šmahel / Silagi 2010, XI-CXXVIII; Šmahel 2014; Hoeren / Humpert 2016. 75 „Seine anerkannte Domäne war die Rhetorik, deren formale Figuren er gerne in seinen Universitätsreden anwandte“ (Šmahel 2014, 274). Im Vergleich zu Poggios humanisti‐ scher Ethopoie sehr bescheidene und in ihrer Rhetorik durchweg scholatische Kost‐ proben bietet die Edition von Šmahel / Silagi 2010. 76 Gutkind 1932, 575; vgl. ebd., 573‒577. Helden freilich selbst die pagane Antike übertrumpfen. Offenkundig inspiriert und gestärkt durch das Beispiel der frühen Märtyrerchristen habe Hieronymus den Pfahl umarmt, an den er gebunden werden sollte, und von Angesicht zu Angesicht sehen wollen, wie der Scherge, antikisierend lictor genannt (l. 185), das mörderische Feuer entzündet (l. 178‒188). Kein antiker Stoiker, da ist sich Poggio sicher, hätte solch entschiedener Todesverachtung das Wasser reichen können, nullus unquam Stoicorum fuit tam constanti animo, tam forti mortem perpessus, quam iste appetisse videtur (l. 177‒179); denn Hieronymus habe mit größerem Zutrauen seinen ganzen Körper verbrennen lassen als der römische Säulenheilige Mucius Scaevola seine Hand, und der Hussit habe die Flammen bereitwilliger in sich aufgenommen als Sokrates, der Vater griechischer Moral‐ philosophie, das Schierlingsgift, neque Mucius ille tam fidenti animo passus est membrum uri quam iste universum corpus neque Socrates tam sponte venenum bibit quam iste ignem suscepit (l. 193‒196). 73 5. Poggio am Bodensee: Die Antike im Kopf Halten wir abschließend Rückschau auf die drei analysierten Poggio-Briefe aus Konstanz und Umgebung, so gilt es zunächst mit Nachdruck davor zu warnen, sie eins zu eins als historische Quellen für die Rekonstruktion des Konstanzer Konzils oder die Kulturgeschichte Südwestdeutschlands im frühen 15. Jahrhun‐ dert zu verwerten. Hieronymus von Prag war ein spätmittelalterlich-universitär geprägter Phi‐ losoph und gelehrter Theologe, 74 der in scholastischen Disputationen eine ge‐ wisse, vielleicht auch erstaunliche Vorliebe für rhetorische Figuren an den Tag legte, 75 ein humanistischer orator, ja ein zweiter Cicero, wie unser Gewährsmann in der „Rolle eines anderen Livius“ 76 weismachen will, war er gleichwohl nicht (als erstes praktisches Beispiel humanistischer Konzilsoratorik darf vielmehr die von Poggio selbst am 1. Oktober 1417 in Konstanz gehaltene Leichenrede auf 264 Hartmut Wulfram 77 Daub 1996, 35‒40; Helmrath 2013, 134‒136. 78 Tu illi tamen plus tribuere videris, quam ego vellem (Bruni, Epist. IV 9, Ed. Mehus 1741, vol. 1, 120); Poggio, Ricc. 759, c. 113 v ; Ed. Harth 1984, Bd. II, 163 Apparat ad l. 199. 79 Wachinger 1998, 25 Anm. 7; Šmahel / Silagi 2010, XCVIII-CIII, CVII-CXII, CXXVI; Hoeren / Humpert 2016, 61‒65. 80 Vgl. z. B. Curry Woods 2013. 81 Oschema 2005, 187. 82 Markmann 2000, 55‒56. Kardinal Francesco Zabarella gelten). 77 Dass Hieronymus von Poggio über Ge‐ bühr viel antikes Profil zugeschrieben wird, kritisiert bezeichnenderweise schon dessen Briefadressat Bruni, der ihm erst am 4. April 1417 antwortet und damit ‒ bei aller Langsamkeit zeitgenössischer Briefzustellung ‒ das im Codex Riccar‐ dianus angegebene Abfassungsdatum, das mit dem Tag von Hieronymus’ Tod am 30. Mai 1416 zusammenfällt, als nicht minder montiert erweist. 78 Das grausame und ungerechte Ende des Tschechen verdient damals wie heute Mit‐ gefühl, doch als gleichmütiger Stoiker ging er nicht in den Tod. Nicht ins stoische Bild passende, aber andernorts verläßlich bezeugte Fakten wie Hieronymus’ missglückter Versuch, aus Konstanz zu fliehen, der zwischenzeitliche Widerruf all seiner Lehren und seine entsetzlichen Schreie im Feuer werden von Poggio einfach verschwiegen. 79 Der petrarchisch gefärbte Mythos von der Befreiung des kompletten Quinti‐ lian aus den Fängen ignoranter, ihm durch Verwahrlosung nach dem Leben trachtender Mönche, krankt andererseits a priori an der Paradoxie, dass es doch dieselbe, von Poggio (und Cencio) als barbarisch verschrieene Klosterkultur war, die in deutschen Landen, Frankreich, Italien oder anderswo in Europa die an‐ tiken Schriften über Jahrhunderte hinweg bewahrt hatte. 80 Dass, vermutlich nicht zuletzt aus Feuerschutzgründen, ‚mitteleuropäische‘ Bibliotheken im Spät‐ mittelalter des öfteren in festungsartigen Gebäudeteilen untergebracht waren, namentlich dem tour de la librairie im kulturell nach allen Seiten hin stark aus‐ strahlenden Burgund (u. a. in der Hauptstadt Dijon) 81 oder dem torre di Rigobello in Ferrara, 82 der späteren Heimat von Poggios Briefadressaten Guarino, wusste man zweifellos auch weiter südlich auf der italienischen Halbinsel. Das finstere Sankt Gallener Gefängnis, hec barbarorum ergastula (Epist. II 4, 5, l. 79), ließ sich daher von Poggios Lesern leicht als dramatisierendes Konstrukt goutieren. Die alemannischen Frauen und Männer schließlich, die damals die Thermal‐ bäder im aargauischen Baden besuchten, dürften schwerlich einer so hem‐ mungslosen Promiskuität gefrönt haben, wie es der toskanische Humanist, ge‐ wissermaßen in der Tradition von Caesars Commentarii (Tacitus’ Germania war 1416 noch unbekannt), voll Staunen über die Alpen meldet. Mögen auch fernab vom normalen Lebensmittelpunkt soziale Restriktionen generell weniger 265 Sündenpfuhl, Burgverlies und Autodafé 83 Hunziker 1877, 139. 84 Vgl. oben Anm. 31. 85 Vgl. oben bei Anm. 78. 86 Stein 2006, 90‒101. 87 Wenn Cencio de’ Rustici und Bartolomeo Aragazzi über die von ihnen gefundenen Handschriften berichten, halten sie Quintilian nicht einmal der Erwähnung wert (Gordan 1974, 187‒191, 206‒210; Cousin 1975, 54‒55; King 2014, 28‒29). 88 Cousin 1975, 39‒49, 84‒85; Curry Woods 2013, 322. 89 Siehe oben Anm. 55. wirksam sein, hier scheint eher eine Nord-Süd-Differenz in der Mentalität, ein interkulturelles Missverständnis am Werk, wie es sich heute ähnlich bei man‐ chen muslimischen Immigranten wiederholt, wenn sie im Sommer leicht be‐ kleidete Europäerinnen erblicken. Anders als von Poggio pseudolinguistisch und mit negativer res/ verba-Relation behauptet, kannten auch die Alemannen ein nomen zelotipi und wussten das Phänomen mit ifersùcht oder ähnlichen Ausdrücken 83 treffsicher zu benennen (Epist. I 46, l. 180‒185). Dass die drei Schreiben vom Bodensee keine ‚Erlebnis-Epistolographie‘ im naiven Sinne darstellen, sondern zeitaufwendige, durchstilisierte literarische Kunstwerke, liegt auf der Hand und sollte durch meine auf die Antikerezeption fokussierenden Ausführungen verdeutlicht werden. Die literarische Konstru‐ iertheit erkennt man schon daran, dass entgegen Poggios metatextuellen An‐ gaben der Baden-Brief kaum vor Ort, ohne Muße, Bücher und Boten voll‐ endet, 84 der elaborierte Hieronymus-Brief unmöglich in einem Guss, noch abends am Tag der Hinrichtung geschrieben worden sein kann. 85 Der Sankt-Gallen-Brief andererseits lässt sich durch seine Fingerzeige auf den mer‐ kantilen Wert antiker Handschriften, thesauri adinventionem (Epist. II 4, 5, l. 88), zugleich als Blindbewerbung bei potentiellen Finanziers künftiger Jagden ver‐ stehen (l. 78‒82). 86 Zu dieser unterschwelligen Ausrichtung passt auch, dass Poggio, ebenso wie seine zwei Mitstreiter, 87 den Quintilianfund anfangs gar nicht so wichtig nahm, weil damals in Italien die Institutio oratoria, wenn auch verstümmelt, bereits zu etwa achtzig Prozent vorhanden war, 88 und er erst durch Brunis enthusiastische Reaktion (Epist. IV 5) auf das Potential der Entdeckung aufmerksam wurde. 89 Wo genau bei den mannigfaltigen Antikenfunden, die Poggio in der unter‐ suchten Brieftrias präsentiert, die Grenzlinie zwischen subjektiver Wahrneh‐ mung, Autosuggestion, Selbststilisierung und Historizität verläuft, ob der Hu‐ manist die Außenwelt nur mit antiken Mustern beschreiben konnte oder wollte, ob für ihn zugespitzt gesagt die (Brief-)Literatur das (rund um Konstanz be‐ obachtete) Leben nachgestaltet oder umgekehrt das Leben die (antike) Lite‐ 266 Hartmut Wulfram 90 „L’osservazione del mondo contemporaneo passa sempre, per lui, attraverso il filtro della classicità“ (Benedetti/ Candiani 1995, 55 Anm. 13); „l’Antiquité sert et aide à dire le monde présent“ (Wolff 2006, 317). Vgl. Aristophanes von Byzanz, der offen lässt, ob der Komödiendichter Menander die Lebenswirklichkeit oder diese ihn nachahmt: ῏Ω Μένανδρε καὶ βίε, πότερος ἄρ’ ὑμῶν πότερον ἀπεμιμήσατο (T 7 Slater). 91 Ebbersmeyer 2006, 362‒366. 92 Vgl. mutatis mutandis den Notizbucheintrag (1945‒1948) von Albert Camus: „Pour qu’une pensée change le monde, il faut d’abord qu’elle change la vie de celui qui la porte. Il faut qu’elle se change en exemple“ (Camus 1964, 162). 93 Vgl. Thomas Mann am 21.2.1938 bei seiner Ankuft im amerikanischen Exil zu Reportern in New York: „Where I am, there is Germany. I carry my German culture with me“ (nach Vaget 2011, 15). 94 Gohlis 1993, Kap. „Schranke des Vorwissens“. 95 „Was man weiß, sieht man erst! “ (Goethe 1965, Bd. 13, 142 unten), „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht“ (Goethe 1966, Bd. 23, 52). Daraus abgeleitet der Reiseführerslogan des DuMont-Verlags: „Man sieht nur, was man weiß“. 96 Der Brief Plin. Epist. 9, 2 war Poggio 1416 vermutlich noch nicht bekannt, wohl aber wenige Jahre später, nachdem sein Freund Guarino 1419 einen Plinius-Codex in die Hände bekommen und unverzüglich in der res publica litterarum verbreitet hatte, der auch Buch 9 enthielt (Sabbadini 1971, 263-273). ratur, 90 diese komplexen Fragen sind schwer zu beantworten und letztlich mü‐ ßiger Natur, wenn man sich als Philologe ‒ anders als der Historiker ‒ auf die ästhetische Würdigung im Makrotext der Epistolaria omnia beschränken darf. Poggio erhebt dort auf den Spuren Petrarcas 91 das eigene, von den studia hu‐ manitatis geprägte Dasein zum imitationswürdigen Exemplum. 92 Von der rö‐ misch-antiken Sprache und Kultur zeigt er sich derart existenziell durch‐ drungen, dass er diese selbst noch in ‚barbarischer‘ Umgebung aufspürt, wo man sie, jedenfalls im heimischen Italien, kaum erwartet haben dürfte. Unter dem Strich porträtiert Poggio auf diese Weise vor allem sich selbst. Wo er ist, da ist im Zuge eines nahezu grenzenlosen latinitas-perennis-Konzepts auch das ewige Rom und dessen als normativ begriffene Literatur. 93 Wenn einer klugen menta‐ litätstypologischen Definition zufolge der Tourist im Unterschied zum Entde‐ cker aufs Wiedersehen aus ist, 94 und man - frei nach Goethe - nur das sieht bzw. ins Gesehene hineininterpretiert, was man ohnehin schon weiß, 95 dann zele‐ briert Poggio vor Gleichgesinnten seine sensorischen Fähigkeiten als fachmän‐ nischer Antike-Tourist über Raum und Zeit hinweg. Mit den drei ‚Konstanzer‘ Briefen darf auf poetologischer Ebene der im Codex Riccardinanus Resümee ziehende Altmeister zugleich beanspruchen, Plinius’ des Jüngeren berühmte Klagen über die Ereignislosigkeit der eigenen Gegenwart überwunden zu haben (Epist. 9, 2) und mit dramatischen und/ oder lebensweltlich relevanten Themen die ciceronische Epistolographie wiederzubeleben, volui […] res […] narrare paulum similes historiis priscorum (Epist. 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Pa‐ parelli 1971, 59-71; Medioli Masotti 1982, 189-204; Medioli Masotti 1987, 169-179; e Pittaluga 2012, 195-199. 2 Cfr. Garin 1979b, 72-92; Vasoli 1987, 3-23; Domański 1987, 25-43; e Brown 2001, 15, n. 13. 3 Cfr. Medioli Masotti 1987, 172-175. Callimaco Esperiente esule in Polonia e i suoi Carmina Stefano Pittaluga (Genova) Accusati di aver ordito una congiura per assassinare papa Paolo II, molti com‐ ponenti dell’Accademia romana furono arrestati e imprigionati in Castel Sant’Angelo il 28 febbraio 1468. Se sull’autenticità dell’accusa di congiura non c’è certezza, non ci sono invece dubbî sul fatto che l’Accademia romana rap‐ presentasse un pericolo per la stabilità dello Stato pontificio, a causa di un dup‐ lice ordine di motivazioni ideologiche e politiche. 1 Cresciuti culturalmente all’ombra di un papa aperto agli studia humanitatis come Pio II, i membri dell’Accademia dovettero scorgere nell’avvento al ponti‐ ficato del rigido e conservatore Paolo II la perdita di posizioni di privilegio (in conseguenza, e.g., dell’abolizione del Collegio dei settanta abbreviatori aposto‐ lici) e un duro ostacolo per lo sviluppo delle linee culturali sino ad allora perse‐ guite, che tendevano a una conciliazione della cultura e della filosofia antica - soprattutto dell’epicureismo, secondo le linee già dettate da Lorenzo Valla - con il cristianesimo. 2 Sul piano politico, al nuovo papa pareva eccessivo e pericoloso l’atteggia‐ mento conciliante nei confronti dell’islam da parte di alcuni accademici (che probabilmente godevano dell’appoggio interessato di potenti come Sigismondo Malatesta, Signore di Rimini e come Ferrante, re di Napoli), e in particolare nei confronti della potenza turca che, dopo la conquista di Costantinopoli, rischiava di ampliare la propria influenza anche nell’Occidente cristiano. 3 D’altronde, a tali motivazioni di carattere ideologico-culturale e politico-religioso faceva ri‐ ferimento anche l’ambasciatore milanese Agostino de Rossi che, nella relazione 4 Pastor 1942, 741-745. V. anche Kieszkowski 1934, 281-294; Garin 1979a, 280-286; e Paparelli 1971, 45-46. 5 Cfr. Plàtina 1999, LXXIII-CXXXIX. riguardante quei drammatici avvenimenti da lui inviata a Galeazzo Maria Sforza, si esprimeva in questi termini: 4 Et costoro tenevano opinione chel non fusse altro mondo che questo et morto il corpo morisse la anima et demum che ogni cossa fusse nulla se non attendere a tuti piaceri e volupta, sectatori del Epicuro et de Aristippo dummodo potesseno far senza scandalo, non za per tema de Dio, sed de la iusticia del mondo, havendo in omnibus respecto al corpo, perché l’anima tenevano per niente. […] Dicevano che Moyses era stato un grande inganator de homini con le sue leze et Christo un seductor de popoli e Ma‐ chometo homo de grande ingegno, che se tirava dreto tuta gente per industria e malitia sua, siche era grande manchamento ali moderni docti sequir tal leze e norme se non viver al suo modo. Comportamenti licenziosi e immorali, critiche spietate nei confronti del papa e delle autorità ecclesiastiche, adesione all’antica filosofia pagana, e in particolare all’epicureismo, con il conseguente rifiuto della teologia e dell’ortodossia cat‐ tolica, negazione dell’Aldilà e dell’immortalità dell’anima, apprezzamento del pensiero musulmano e connivenze politiche con l’islam: erano questi i capi d’accusa dai quali tentavano disperatamente di difendersi gli esponenti piú in vista dell’Accademia relegati in carcere, come Pomponio Leto e Bartolomeo Plà‐ tina. In particolare Plàtina riscriveva il De falso et vero bono censurando le proprie precedenti affermazioni che sapevano troppo di epicureismo, e nelle sue lettere tentava di addossare tutte le colpe sugli accademici che erano riusciti a fuggire da Roma e a evitare l’incarcerazione: 5 in particolare su Filippo Buonaccorsi (il cui nome accademico era Callimaco Esperiente), che era sfuggito al carcere al‐ lontanandosi in tempo da Roma insieme con i sodali Lucio Condulmer (Glauco) e Marco Franceschini (Asclepiade). Rifugiatosi prima a Cipro, a Chio e a Costantinopoli, poi in Polonia dove trascorse il resto della sua vita, Callimaco non fu costretto al «pentitismo» cui per sopravvivere dovettero sottomettersi altri accademici come lo stesso Plàtina; e così, lontano da Roma, poté godere di una relativa libertà di comportamento e di espressione che altrimenti non gli sarebbe stata concessa. Abile, come si dimostrò anche in séguito, a procacciarsi la protezione dei potenti, Callimaco dovette essere favorito nella sua fuga dall’intervento di personaggi influenti: non è certo un caso che la sua prima tappa fosse nel Regno di Napoli, presso quel re Ferrante il quale, come probabilmente molti membri dell’Accademia e come sicuramente Callimaco, vedeva di buon occhio la politica espansionistica 276 Stefano Pittaluga 6 Cfr. Medioli Masotti 1987, 172-173. 7 Cfr. Chalceopulus 1960, XXVIII-XXIX. 8 Su tali avventurose vicende v. Paparelli 1971, 73-93; e Medioli Masotti 1987, 172-173; cfr. anche Caccamo 1972, 78-83; e Pittaluga 2012, 195-199. 9 Cfr. Grant 1966, 28-38; Paparelli 1971, 95-119; Domański 1987, 25-43; Wiesiołowski 1987, 91-104. di Maometto II. 6 D’altronde il periodo dei suoi soggiorni a Cipro e poi nell’isola di Chio e successivamente a Pera e a Costantinopoli presentano risvolti politici inquietanti. Per sua sfortuna, a Cipro soggiornava in quel momento il legato pontificio Atanasio Calceopulo il quale, incaricato di negoziare un eventuale matrimonio fra il re dell’isola Iacopo II e una figlia di Tommaso Paleologo, chiese a Iacopo la consegna di Callimaco: il re rifiutò, ma Callimaco fu costretto a lasciare l’i‐ sola. 7 Da Cipro si spostò a Chio, ospite dei due fratelli toscani Niccolò e Francesco Ugolini, e in séguito a Pera e a Costantinopoli, dove ottenne la protezione del suo parente Iacopo Tedaldi, già consigliere di Maometto II. E da Costantinopoli organizzò una nuova congiura intesa a consegnare al dominio turco proprio quell’isola di Chio, possedimento veneto, che aveva visitato evidentemente non per caso. La congiura, appoggiata dai Giustiniani di Genova e dai Medici di Firenze, alleati dei turchi, fallì, e i suoi complici (fra i quali l’amico accademico Marco Franceschini, «Asclepiade») furono giustiziati, ma Callimaco, rimasto a Costantinopoli, riuscì anche questa volta a salvarsi. 8 La successiva e definitiva tappa della sua fuga fu la Polonia. Qui trovò la protezione e l’amicizia dell’arcivescovo di Leopoli Gregorio di Sanok - del quale piú tardi scrisse una Vita - che coltivava spiccati interessi filosofici e umanistici. Grazie al legame di interessi intellettuali con Gregorio, Callimaco si radicò fin da subito nel milieu culturale polacco, che era d’altronde ben disposto ad ac‐ cogliere un esponente dell’Umanesimo italiano, le cui idee innovatrici erano già conosciute e diffuse. In breve tempo l’umanista esule divenne così un protago‐ nista delle vicende politiche (fino a svolgere le funzioni di consigliere politico del re Casimiro IV Jagellone) e della vita intellettuale della Polonia del tempo. 9 Callimaco era arrivato in Polonia nella primavera del 1470; ma pochi mesi dopo, nell’ottobre dello stesso anno, venne raggiunto da una richiesta di estradizione presentata alla Dieta polacca dal delegato apostolico Alessandro, vescovo di Forlì. Egli chiese allora asilo al suo protettore di Gregorio di Sanok e, probabil‐ mente dietro consiglio di costui, scrisse una lettera, datata 13 aprile 1471, indi‐ rizzata a Derslao de’ Rituani, potente voivoda (governatore) di Sandormiez, il quale, fra l’altro, era in rapporti d’affari con Arnolfo Tedaldi, un fiorentino forse imparentato con Callimaco, che faceva parte della colonia italiana di Cracovia. 277 Callimaco Esperiente esule in Polonia e i suoi Carmina 10 Paparelli 1971, 97-102. 11 Cito di séguito la parte iniziale della lettera: testo in Callimachus Experiens 1952/ 3, 136- 137. 12 Mia tr. it.: «Confesso dunque che un certo giorno a Roma si diffuse la dicería che io avessi congiurato contro il pontefice, e questo fatto fu notificato contemporaneamente a me e al pontefice stesso. Terrorizzato dalla gravità di questa inopinata situazione, io dapprima mi resi irreperibile, e in séguito, vedendo che la faccenda si gonfiava al di là di quanto potessi pensare, di nascosto mi rifugiai in Puglia». 13 Paparelli 1971, 100. 14 Mia tr. it.: «La rinomanza di cui gode il regno polacco non è certo l’ultima per impor‐ tanza». E fu grazie a questa accorta rete di amicizie e di protezioni che Callimaco riuscí dunque a evitare l’estradizione. 10 Nella lettera a Derslao Callimaco ripercorreva tutta la vicenda e descriveva la propria peregrinazione, a partire dall’accusa di aver congiurato contro il pontefice (accusa che egli definisce come una fabula), che lo aveva costretto alla fuga: 11 Fateor equidem aliquando invaluisse in urbe fabulam illam, quod contra pontificem coniurassem, idque eadem hora mihi atque illi nuntiatum fuisse. Cuius rei novitate atque magnitudine deterritus ego primum delitui, deinde, cum viderem supra opi‐ nionem meam rem magni fieri, clanculum in Apuliam me recepi. 12 Mentre il fratello e i suoi amici (vale a dire i sodali dell’Accademia) venivano arrestati e rinchiusi nel carcere di Castel Sant’Angelo - così continua la lettera - Callimaco, perseguitato dai mandati di cattura, dalla Puglia si rifugiò dapprima presso il re Ferrante (ad serenissimum regem Siciliæ confugi), per poi imbarcarsi per Creta, Cipro, Chio, Costantinopoli, e proseguire e concludere infine la sua peregrinatio in terra polacca. Si tratta di una lettera dall’evidente tono apologe‐ tico, nella quale Callimaco tace, fra l’altro, l’episodio della fallita congiura da lui ordita per consegnare Chio ai turchi, ma che per converso delinea con precisione le tappe del suo avventuroso viaggio da latitante. Considerate inoltre le circo‐ stanze che lo indussero a scrivere al voivoda, non manca l’impiego d’una avve‐ duta captatio benevolentiæ, che peraltro non tanto si appella alla pur autorevole personalità del destinatario, quanto invece chiama in causa l’orgoglio del Regno polacco, «facendo del proprio caso personale una questione di principio e di punto di onore nazionale da parte della Polonia», 13 e insinuando surrettizia‐ mente che la concessione dell’estradizione richiesta dal pontefice avrebbe ri‐ schiato di compromettere l’autonomia politica del Regno rispetto al potere au‐ toritario della Chiesa di Roma: d’altronde, afferma ancora Callimaco, regni huius nomen inter alia non est postremum.  14 278 Stefano Pittaluga 15 Edizioni in Callimachus Experiens 1952/ 3, 143-154; e Callimachus Experiens 1981, 323- 331, da cui cito. 16 Mia tr. it.: «Se un desiderio così grande ti spinge a far sì ch’io rinnovi nel mio animo dei dolori immeritati, ascolta attraverso quali tappe mi condusse qui il mio peregrinare». 17 V. Callimachus Experiens 1963, dove gli epigrammi sono peraltro raggruppati in due libri, in accordo con il cod. Urb. Lat. 368, mentre la redazione definitiva in tre libri è tramandata dal Vat. Lat. 1610: cfr. Grant 1966, 33-38; e Casarsa 1987, 151-168. Nell’inverno di quello stesso anno 1471, scongiurato ormai il pericolo del‐ l’estradizione, e accolto nella corte «umanistica» di Dunajow (Leopoli), Calli‐ maco ritornò a ripercorrere il lungo itinerario che da Roma lo aveva portato in Polonia: lo fece in un carme esametrico, una sorta di epillio, dedicato a una fanciulla polacca di cui si era innamorato, denominata, con «nomen non verum», Fannia (De peregrinationibus - Ad Fanniam Swetoncham carmen). 15 La veste po‐ etica del carme gli consentì questa volta di trasfigurare liricamente il racconto della propria avventura, arricchendolo con riferimenti mitologici e con artifici retorici: è cosí che egli, come Enea con Didone, si accinge nei versi incipitarî a narrare a Fannia le vicissitudini della propria fuga: come Didone che incalza Enea (Æn. 2, 3: Infandum, regina, iubes renovare dolorem), cosí Fannia sollecita Callimaco (De peregr. 8-9: […] Sed si te tanta cupido / urget ut indignos renovem sub mente dolores, / accipe qua serie meus huc me duxerit error  16 ). Dunque, Cal‐ limaco come Enea, ma anche come novello Ulisse approdato naufrago alla terra di Alcinoo (De peregr. 220-225) - ed era lecito attenderselo. Ma soprattutto era lecito attendersi l’identificazione di Callimaco con l’Ovidio esule a Tomi dei Tristia e delle Epistolæ ex Ponto. E non è un caso che il modello strutturale ode‐ porico del De peregrinationibus vada individuato appunto nell’elegia 10 (e anche nella 11) del primo libro dei Tristia, in cui Ovidio (recuperando a sua volta il modello del phaselus del carme 4 di Catullo; ma va segnalato che allo stesso phaselus catulliano allude esplicitamente anche Callimaco al v. 15) ripercorre la rotta della nave che lo ha portato a Tomi e le augura poi, con una sorta di propempticon, di seguire incolume la stessa rotta nel suo viaggio di ritorno. La poetica di Callimaco è tutta intessuta di riferimenti e allusioni a modelli antichi e contemporanei: in Italia, prima del fatidico anno 1468, Callimaco aveva composto una raccolta di 213 epigrammi riuniti in tre libri (e pubblicati da Ku‐ maniecki nel 1963 17 ), che risentono dell’influenza di Catullo e soprattutto di Marziale (ma anche dell’Hermaphroditus del Panormita) sia nelle tematiche che nei toni fortemente satirici: sono componimenti di vario metro e argomento, poesie d’amore per una Silvia, carmi nei quali si riflettono l’ambiente culturale romano e l’amicizia per i sodali dell’Accademia, Pomponio Leto, Bartolomeo 279 Callimaco Esperiente esule in Polonia e i suoi Carmina 18 Cfr. Kumaniecki 1958, 65-73; e Coppini 1987, 119-149. 19 Cfr. Paparelli 1971, 118, n. 10; e Coppini 1987, 137-143. 20 Cfr. Callimachus Experiens 1952/ 3; e Domański 1966. 21 Coppini 1987, 123, n. 12. Plàtina, Settimuleio Campano, Lucio Condulmer (Glauco), Marco Franceschini (Asclepiade), Lucio Cosmico. 18 Questa prima esperienza poetica risulta fondamentale per la più importante raccolta di elegie e di carmi che Callimaco compose in Polonia, al cui nucleo centrale, costituito dalle elegie d’amore per Fannia, si aggiungono componi‐ menti di varia natura e metro. Con le poesie d’amore, che nei manoscritti pren‐ dono complessivamente il titolo di Fannietum, Callimaco s’inseriva a pieno titolo fra i poeti d’amore del Quattrocento italiano: Cristoforo Landino con la Xandra, Enea Silvio Piccolomini con la Cinthia, Michele Marullo con i carmi per Neera compresi nei suoi Epigrammata, Giovanni Marrasio con l’Angelinetum (dal quale deriva probabilmente il titolo di Fannietum), Tito Vespasiano Strozzi con l’Eroticon, Giovanni Pontano con il Parthenopeus sive Amores, dove la donna amata si nasconde sotto lo pseudonimo di Fannia in séguito ripreso e impiegato da Callimaco. 19 La ricerca poetica di Callimaco Esperiente si colloca dunque in una fitta rete intertestuale che si collega da una parte ai modelli antichi, Catullo, Tibullo, Pro‐ perzio (la cui monobiblon risulta un riferimento fondamentale per la vicenda sentimentale narrata nel Fannietum), Ovidio, Marziale, Ausonio, e dall’altra alla poesia d’amore contemporanea, che a sua volta entrava in emulazione con quei modelli antichi. Questo fenomeno letterario secondo il quale l’emulazione poe‐ tica si sviluppa lungo due piani, l’antico e il moderno, distinti ma sovrapposti, è stato brillantemente studiato da Donatella Coppini, appunto in relazione a Cal‐ limaco. Tenendo conto delle ricerche condotte da Juliusz Domański sulle fonti classiche delle elegie dedicate a Fannia, 20 la studiosa ha segnalato l’importanza del debito del poeta nei confronti della lirica d’amore del Quattrocento, indivi‐ duando la possibilità di un duplice registro di lettura della poesia di Callimaco e suggerendo «l’immagine di una tradizione ‹a valanga›, che continuamente incorpora testimonianze precedenti». 21 La pubblicazione dei Carmina (che comprendono le elegie del Fannietum), la fondazione della Sodalitas litteraria Vistulana (che si richiamava per certi aspetti all’antica Accademia romana) in collaborazione con l’umanista tedesco Conrad Celtis, che soggiornò a Cracovia nel 1489-90, la produzione di testi storiografici come l’Attila e la Historia de rege Vladislao, biografici come la Vita Gregorii Sa‐ nocei, filosofici come la Præfatio in Somniarium Leonis Tusci o la Quæstio de dæmonibus, sono tutti fattori che consentono di delineare in Callimaco una fi‐ 280 Stefano Pittaluga 22 Cfr. Grant 1966, 28-38; Domański 1987; Malarczyk 1987, 45-56; e Šlaski 1987, 73-89. 23 Su tutto ciò mi permetto di rinviare a Pittaluga 2007, 87-93. 24 Si tratta del Laurenziano Plut. LXXXIX Sup., 73: cfr. Callimachus Experiens 1952/ 3, 131- 134. gura d’importanza fondamentale per la cultura rinascimentale in Polonia e di individuare nella sua opera una auctoritas, un modello per la produzione latina polacca nei diversi generi letterarî. 22 Nel Fannietum la possibilità di un duplice registro di lettura, offerta dalla trama delle allusioni ai modelli umanistici combinate con quelle alle fonti clas‐ siche, si riflette, secondo un procedimento analogo e parallelo, all’interno del corpus stesso delle poesie. Vale a dire che all’emulazione esterna nei confronti di Catullo, degli elegiaci latini e degli umanisti corrisponde in parallelo una fitta rete intertestuale costituita da allusioni interne, da autocitazioni, che si verifi‐ cano non solo nell’àmbito dei carmi del Fannietum, ma che anche recuperano in questa seconda raccolta elementi già presenti nei tre libri degli Epigrammi. Sono riprese e variazioni sugli stessi temi, moduli espressivi ripetuti in contesti di‐ versi, carmi trasportati per intero da una all’altra raccolta con minimi ritocchi, ancorché con cambio del destinatario. Come Ovidio, anche Callimaco è imitator sui, e da Ovidio avrà forse derivato questa tecnica compositiva. 23 Il risultato non genera tuttavia, come ci si potrebbe aspettare, un’impressione di monotonia o di limitata padronanza del vocabolario e dei mezzi espressivi della poesia latina. Al contrario, il rigore linguistico e la coerenza dello stile consentono a Callimaco - in accordo con le prevalenti forme espressive sati‐ rico-sarcastiche degli Epigrammi, ed erotico-sentimentali del Fannietum - di variare continuamente l’impiego dei modelli, accostando nel breve giro di pochi versi espressioni desunte dall’intera gamma dei suoi auctores. In linea con tale prassi che, come accennato, prevedeva il recupero non solo di espressioni o di moduli linguistici già impiegati, ma addirittura il riutilizzo per intero degli stessi carmi rivolti a dedicatarî diversi (consuetudine, questa, non infrequente fra gli umanisti) anche il De peregrinationibus vantava un pre‐ cedente, vale a dire una prima redazione indirizzata da Callimaco a quel Fran‐ cesco Ugolini che lo aveva ospitato a Chio, dove questi risiedeva con il fratello Niccolò (il testo fu poi ricopiato nel 1473 di mano dello stesso Niccolò in un manoscritto oggi laurenziano). 24 In questa prima redazione, dopo i versi nei quali l’autore rivolge all’isola di Chio la preghiera di accoglierlo, di offrirgli pace e un porto sicuro là dove, secondo una leggenda, si trovava la tomba di Omero (vv. 96-108), si leggono 19 esametri che furono in séguito, nella seconda redazione del testo, omessi da Callimaco. 281 Callimaco Esperiente esule in Polonia e i suoi Carmina 25 Così vorrebbe Domański in Callimachus Experiens 1952/ 3, 134. La datazione di questa prima redazione rimane incerta (composta forse nel 1469 a Costantinopoli, 25 o forse dopo la primavera del 1470, quando Callimaco era ormai in Polonia: il che spiegherebbe i riferimenti ai ghiacci settentrionali, le Arctoæ glacies). Tali versi poi omessi contengono un elogio funebre, un com‐ pianto, per la morte avvenuta lontano dalla patria del suo antico sodale (comes lo definisce) Marco Franceschini, che in Accademia aveva assunto lo pseudo‐ nimo di Asclepiade, e che insieme con lui era riuscito a fuggire da Roma. E infatti a Chio, come si è accennato, Franceschini era stato coinvolto con Callimaco nella fallita congiura intesa a consegnare l’isola ai turchi; ma mentre Callimaco era ormai al sicuro a Costantinopoli, Asclepiade era stato arrestato con l’accusa di tradimento e giustiziato dai Veneziani. Quanto al motivo che indusse Callimaco a escludere dalla seconda redazione quei versi dedicati alla morte dell’amico, si può solo avanzare qualche ipotesi. Non c’è dubbio che Francesco Ugolini, destinatario della prima redazione del carme odeporico, si attendesse che Callimaco, giunto a parlare dell’isola di Chio, inserisse nel testo un ricordo del comune amico che era stato giustiziato a causa di quei tragici avvenimenti di cui lo stesso Callimaco condivideva le responsa‐ bilità: non lo avesse fatto, avrebbe dimostrato ben poca sensibilità. Quando poi egli, quasi cedendo alle insistenze dell’amica Fannia, ritornò a lavorare su quel testo modificandolo in più luoghi e introducendo varianti, pentimenti e omis‐ sioni rispetto alla prima redazione, a quel punto le condizioni psicologiche, la realtà esistenziale, il sistema stesso della sua vita avevano subito una profonda trasformazione. Ormai inserito nella società intellettuale e negli ambienti politici della Polonia, restituito alla vita dall’amore per Fannia, per lui conservare quel riferimento a un periodo buio della propria esistenza nel racconto delle peripezie che aveva affrontato avrebbe rischiato di compromettere l’immagine di sé che voleva presentare a Fannia, e forse lei avrebbe potuto considerare di dubbio gusto quei versi dedicati all’amico morto sul patibolo. Eppure una delle elegie più profondamente partecipate fra quelle comprese nella raccolta dei Carmi composti in Polonia, il Carm. 35: Deploratio Marci Acha‐ demici, è proprio un commosso ricordo dello stesso Marco Franceschini. Il testo è tutto incentrato sul tema dell’esilio e della morte in terra straniera: il modello è la terza elegia del terzo libro dei Tristia, una epistola che Ovidio ammalato indirizza da Tomi alla moglie prefigurando il prossimo momento della propria morte da esule. La parola chiave è l’aggettivo indeploratus, che è un apax assoluto ovidiano: così come Ovidio prevedeva che nessuno avrebbe pianto la sua morte (Trist. 3, 3, 45-46): 282 Stefano Pittaluga 26 Mia tr. it.: «Ma senza esequie, senza l’onore di un sepolcro, / una barbara terra coprirà questo mio capo senza che nessuno lo pianga». 27 Mia tr. it.: «Senza che nessuno ti pianga tu giacerai nella gelida terra / e nessuna pietosa cerimonia accompagnerà le tue misere spoglie.» 28 Cfr. anche Domański 1966, 21-22. sed sine funeribus caput hoc, sine honore sepulcri indeploratum barbara terra teget! , 26 anche Marco era destinato a morire senza che nessuno lo piangesse (Carm. 35, 39-40): indeploratus gelida tu stabis harena, nuda nec officium sentiet umbra pium. 27 E così come Ovidio immaginava la moglie in atto di tendere invano le braccia (Trist. 3, 3, 49: frustra tendens tua brachia) verso le terre del suo esilio, anche il padre di Marco è descritto nell’atto di tendere disperato le braccia in una vana preghiera verso un cielo ormai vuoto (Carm. 35, 37: Et pater in vacuum distendens brachia celum); e ancora, come Ovidio dettava alla moglie il testo dell’epitaffio, della lunghezza di quattro versi (Trist. 3, 3, 73-76), che avrebbe desiderato fosse inciso sulla sua tomba (secondo un topos elegiaco che si ritrova in Tibullo, 1, 3, 53, e in Properzio, 2, 13, 35 e 4, 7, 83), così Callimaco si rammarica di non aver potuto far incidere sull’urna funeraria dell’amico (che avrebbe fatto collocare accanto al sepolcro di Omero) un analogo epitaffio di quattro versi (Carm. 35, 61-64). E dunque Callimaco, nel suo ricordo di Marco Franceschini, l’Asclepiade suo sodale nell’Accademia romana (e l’epitaffio che egli immagina di incidere sulla sua urna ha infatti significativamente il solenne incipit seguente: Carm. 35, 61: «Marcus Achademicus Romane stirpis alumnus»), proietta sull’amico esule a Chio l’immagine di Ovidio esule a Tomi. Per Callimaco, invece, il processo di identificazione della sua propria espe‐ rienza di esule in Polonia con le tematiche drammatiche e con la poetica dell’e‐ silio di Ovidio assume un profilo e un significato meno immediati e più com‐ plessi. In realtà, la sua fuga obbligata e volontaria da Roma si era ormai risolta in un esilio dorato, anzi in una nuova condizione esistenziale, vicina a sentimenti di libertà e di felicità. 28 Per tali motivi, dai Tristia e dalle Epistolæ ex Ponto egli non deriva tanto le tematiche proprie dell’esilio, quali lo sgomento di fronte a una realtà ignota e la lontananza dalla patria e dai familiari, né quelle relative alle difficoltà della vita in terra straniera: la rozzezza degli abitanti, la lingua barbara, il clima intollerabile. Di Ovidio lo attrae invece il tema della morte «il‐ lacrimata» in terre barbare, priva del conforto e dell’affetto di un amico; e tut‐ 283 Callimaco Esperiente esule in Polonia e i suoi Carmina 29 Cfr. Paparelli 1971, 95-119. 30 Mia tr. it.: «Lei sola può sempre farmi felice / oppure, se lei lo vuole, spingermi alla disperazione». 31 Mia tr. it.: «Grazie a te non mi è importato di essere privato della mia terra paterna / e vivere fra i ghiacci della Sarmazia! / Grazie a te ho sopportato facilmente la perdita di tutti i miei / e ho amato questa terra barbara piú della mia terra natale». tavia, come si vedrà súbito, Callimaco giunge a capovolgere radicalmente quel motivo ovidiano. Integratosi rapidamente nella società polacca grazie all’accog‐ lienza ricevuta da Gregorio di Sanok e alla rete di protezioni che seppe abilmente costruirsi, egli ben presto giunse dunque a considerare quella terra non come un luogo di esilio, ma come un ambiente che poteva garantirgli una vita di suc‐ cesso, o, se si vuole, come una patria ideale. E non è certo un caso che (se ho ben visto) in tutta la sua opera poetica composta in Polonia il vocabolo exilium non compaia mai. D’altronde, la storia d’amore che egli descrive nelle elegie raccolte nel Fannietum (ovviamente nei limiti entro i quali sia lecito desumere elementi biografici da un testo letterario, che per sua natura tende inevitabilmente a tra‐ sfigurare la realtà 29 ) risulta decisamente modellata sui temi sentimentali presenti nei carmi che Properzio dedica a Cinzia: come Cinzia, Fannia è oggetto di un amore assoluto, che non ha nulla dell’erotismo ovidiano; Fannia, come Cinzia, ha il potere di dargli la felicità o di gettarlo nella disperazione: si veda, e.g., il distico seguente (che recupera i versi 21-26 dell’elegia 1, 11 di Properzio: Call. Exp. Carm. 3, 57-58): Felicem me sola potest nam reddere semper et fieri cogar, si volet illa, miser. 30 Molto piú delle prospettive di carriera letteraria e politica, è dunque l’amore per Fannia a renderlo felice in quella lontana terra straniera, è l’amore per Fannia a cancellare dal suo animo il sentimento della lontananza dalla patria e dalla fa‐ miglia (Carm. 28, 11-14): Per te ego non sensi patria tellure carere et glacies inter vivere Sarmaticas! Per te tota mihi facilis iactura meorum natali et placuit barbara terra magis. 31 Se è evidente che qui la forma è ovidiana (glacies […] Sarmaticas; barbara terra), tuttavia lo sgomento provato da Ovidio di fronte all’esilio in terra straniera si trasforma in Callimaco nella felicità di aver incontrato Fannia, grazie alla quale egli ama ormai quella barbara terra più della sua stessa patria. E in questa pro‐ spettiva l’identificazione di Callimaco con l’Ovidio che nei Tristia prefigurava 284 Stefano Pittaluga 32 V. la particolareggiata analisi del carme 10 Sica (= carme VI Domański) in Domański 1966, 29-39. 33 Cfr. Cic., Tusc. 5, 108 (Socrates quidem cum rogaretur cuiatem se esse diceret, ‹Mundanum›, inquit; totius enim mundi se incolam et civem arbitrabatur); Ov., Fast. 1, 493-494 (cit. infra); Sen., Ad Luc. 3, 28, 4 (Cum hac persuasione vivendum est: ‹non sum uni angulo natus, patria mea totus hic mundus est›); Stat., Theb. 8, 320 (Omne homini natale solum); Hugo S. Victoris, Didasc. 3, 20 [in P.L. 176, 778] (Delicatus ille est adhuc cui patria dulcis est; fortis autem iam, cui omne solum patria est; perfectus vero, cui mundus totus exsilium est); Brun. Lat., Tres. 2, 84, 11 (Toutes terres sont païs au preudome autresi comme la mers as poissons); Dante, De vulg. el. 1, 6, 3 (Nos autem, cui mundus est patria velut piscibus equor, quanquam […] Florentiam adeo diligamus ut, quia dileximus, exilium patiamur iniuste); il tema è poi frequente in Petrarca (per es. De remed. 2, 67, 10: Exilium breve cito te patrie tue reddet, longum vero aliam tibi patriam dabit, e passim; Fam. 2, 1, 14-15; Fam. 4, 12, 5; Fam. 9, 13, 10; Sen. 7, 1, 95-97). Su questi temi v. Mengaldo 1966, 51, n. 8; e soprattutto Fenzi 2013. 34 «All’uomo forte ogni suolo è patria, come il mare ai pesci, ed il curvo cielo, che si stende sul mondo, agli uccelli». la propria morte indeplorata in terra straniera si rivela puramente formale, perché - come egli si augura, seguendo modelli prevalentemente properziani e tibulliani 32 - sarà ancora Fannia, il suo amore salvifico, ad accompagnare il fe‐ retro del poeta, piangendolo come se fosse un fratello o un figlio, e facendo per lui le veci del padre e della madre lontani (Carm. 10, 43: Sola patris matrisque vices implebis, amica): c’è Fannia, e a Callimaco non importa morire in terra straniera. E infatti, la stretta connessione fra poetica dell’esilio e topos della morte in‐ deplorata genera nell’antico esponente dell’Accademia romana, nutrito di co‐ smopolitismo e di universalismo epicureo, una riflessione quasi metafisica sul significato cosmico della vita e della morte, che prende le mosse da una lunga tradizione letteraria e attraversa almeno Cicerone, Ovidio, Seneca, Stazio, Ugo di San Vittore, Brunetto Latini, Dante, Petrarca, 33 relativa al concetto dell’uomo come cittadino del mondo, che travalica e si oppone all’idea stessa di patria e di terra natale. Ed è infatti forse da Seneca, ma soprattutto da Ovidio che Callimaco deriva la propria riflessione - non tuttavia dall’Ovidio esule dei Tristia e dei Pontica, ma dall’Ovidio poeta intellettualmente impegnato di Fasti 1, 493-494: Omne solum forti patria est, ut piscibus æquor, ut volucri, vacuo quicquid in orbe patet. 34 È un messaggio che Callimaco, forse non a caso, affida ai distici dedicati al sodale accademico Lucio Condulmer (Ad Glaucum), rifugiatosi insieme con lui in Po‐ lonia (Carm. 3, 35-46): 285 Callimaco Esperiente esule in Polonia e i suoi Carmina 35 Mia tr. it.: «Che mi importa, dicevo, essere privato della mia terra paterna / che mi importa se sarà il suolo scitico a ricoprire le mie ossa? / Quale che sia il nome che tu intenda darle, è sempre la stessa terra / quella alla quale dovrà ritornare tutto ciò che ha vita. / Altri si facciano pure indurre a seppellire le proprie ossa / vicino a quelle dei loro parenti nelle tombe di famiglia: / per me, a ricoprirmi sia la volta celeste, e il mio cadavere / giaccia sotto lo sguardo delle stelle in qualsiasi parte del mondo. / I confini della patria rinchiudono gli animi meschini / e li trattengono con il culto superstizioso del suolo natale: / ma per chi è forte il mondo è considerato come una dimora comune / e un grande spirito vitale abbraccia per intero tutto l’universo». Quid mihi - dicebam - patria tellure carere? Quid mea si Scythicum conteget ossa solum? Est eadem, quocumque voces tu nomine, terra cui dandum est pariter quidquid ubique viget. Sollicitent alios communia busta parentum, ut generis iungant ossibus ossa sui: me celi convexa tegant, iaceatque cadaver sideribus quovis testibus orbe meum. Exiguas mentes patrie confinia claudunt natalisque tenent religione soli: at velut una domus censetur fortibus orbis, et celum magnus spiritus omne capit. 35 Se l’uomo è cittadino del mondo e se il luogo in cui si nasce non ha alcuna importanza - cosí argomenta Callimaco, giocando sull’opposizione fra le exiguæ mentes di chi si chiude nei ristretti confini della propria terra natía e i fortes per i quali ogni suolo è patria -, allora non ha importanza neppure il luogo in cui si muore, né quello in cui si viene sepolti: poiché il mondo è la nostra dimora comune, la terra che ricopre le nostre ossa e la volta del cielo che ci sovrasta sono sempre le medesime per tutti gli uomini, dovunque essi si trovino. Bibliografia Brown, Alison: Lucretius and the Epicureans in the social and political context of Re‐ naissance Florence, Firenze 2001 (I Tatti: Studies in the Italian Renaissance, vol. 9), 11- 62. 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Zabughin, Vladimiro: Giulio Pomponio Leto: Saggio critico, vol. 1, Roma 1909. 288 Stefano Pittaluga 1 Zum Komplex ‚Rom und Barbaren‘ s. allgemein Losemann 1997 (zur Situation in der Spätantike ebd., 442-443). 2 Die Polemik der ‚klassischen‘ Humanisten gegen das barbarische Latein des Mittelalters betrifft entweder dessen protoromanische Übergangsphase auf dem Kontinent in vor‐ karolingischer Zeit oder spätscholastische Grammatiken und Glossarien sowie den Manierismus des ‚Pariser Stils‘; s. z. B. Erasmus, De conscribendis epistolis 219, 23-220, 1 Margolin (gegen Theologen des 14. und 15. Jh.: Catholicon des Iohannes de Ianua, Robert Holcot, Thomas Bricot, Nikolaus Gorra[n]); 269,1 (gegen die frühmittelalterli‐ chen Formulae Marculfi), 282, 16-283, 4 (fingiertes Beispiel einer spätmittelalterlichen gekünstelten Anrede im Briefkopf); zur Sache immer noch brauchbar Newald 1941. Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) Kurt Smolak (Wien) 1. Vorbemerkung In den folgenden Ausführungen soll der neben dem Einfluss der Metamorphosen auf alle Bereiche der europäischen Kultur und der Nachwirkung der Heroides in der lateinischen und den nationalsprachigen Literaturen dritte wichtige Aspekt der Ovidrezeption behandelt werden: Die Rezeptivität der Verbannung des Au‐ gusteers, die durch auffällige Solidarität späterer Dichter mit dem ‚politisch Verfolgten‘ gekennzeichnet ist und ihnen Gelegenheit bietet, das alte Denkkon‐ zept der Antithese von Rom und Barbaren konkret und individuell anzu‐ wenden. 1 Zwar ist als zeitlicher Rahmen der Tagung die Epoche der neulateinischen Literatur zwischen Petrarcas Tod, 1374, und dem Beginn des 16. Jahrhunderts festgelegt, es ist aber dennoch sinnvoll, mittelalterliche oder spätantike Vor‐ stufen einer Tradition vorzustellen, die sich zwar in der Neuzeit entfaltet, aber ihre Wurzeln in einer früheren Phase der lateinischen Literatur hat. Dies ist übrigens öfter der Fall, etwa auch in Hinsicht auf das so genannte Humanisten‐ latein, als in der Folge des Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins der Re‐ naissance-Humanisten gemeinhin angenommen wird. 2 3 Anthologia Latina 649 Riese; Minor Latin Poets 576-578 Duff-Duff. 4 Zu Lupercus s. Smolak 2008, 35-47. 5 Dazu Smolak 2011. 6 Lange 1977, 338-339 (Szene 11). Lange gibt als Ursache für den Brechreiz des Sidonius den üblen Geruch ranziger Butter an, mit der sich die „Wisigoten“ ihre Haare einfetten. Dieses Detail ist dem genannten Gedicht des Sidonius entnommen, nur dass die barbarischen Burgunder des spätantiken Dichters und Epistolographen durch „Westgoten“ ersetzt sind, um eine Assoziation zur ‚westlichen Welt‘, insbesondere West-Deutschland zu stiften. 7 Anthologia Latina 279 Shackleton Bailey; dazu Reichert 2008. 2. Vorläufer 2.1 Spätantike Ohne Bezugnahme auf Ovids Barbarenkontakt in der Verbannung sind aus der lateinischen Spätantike drei Kleindichtungen erhalten, die jeweils aus aktuellem Anlass das Thema ‚Barbaren vs. Römische Kultur‘ zum Inhalt haben: Erstens ein aggressives Epigramm von einem Sulpicius Lupercus Servasius oder, wie ich meine, Sebastius Iunior aus dem Kreis des Ausonius. 3 In dem Gedicht werden Barbaren, wahrscheinlich Hunnen, angegriffen, aber es wird vor allem der durch sie bedingte Kulturverfall der materialistischen römischen Jugend, bewirkt durch Niedergang der lateinischen Kultursprache - ein echt humanistischer Aspekt - getadelt. 4 Das zweite Kurzgedicht, von Sidonius Apollinaris, aus den achtziger Jahren des fünften Jahrhunderts, spricht in urban-witzigen phaläzeischen Hendekasyllaben - adressiert an einen Catullinus (! ) - von den neuen, sieben Fuß großen Herren in Gallien, deren barbarische Lebensformen es unmöglich machten, im sechsfüßigen Maß, also in ‚würdigen‘ Hexametern, zu dichten. Auch hier ist ein durch die An‐ wesenheit barbarischer Migranten bedingter Kulturverfall angedeutet. 5 Eine Zwi‐ schenbemerkung: In seinem 1972 erschienenen Drama Staschek oder das Leben des Ovid lässt Hartmut Lange Sidonius als den in die Spätantike unter Barbaren, und zwar Westgoten, versetzten Ovid auftreten, der außerstande ist, seine Ode auf Venus zu rezitieren, weil er sich sofort nach der hymnischen Anrufung der Göttin - „Venus, Lebensspenderin,“ offenkundig unter Bezugnahme auf die alma Venus („Nährmutter Venus“) von Lucr. 1, 2 - erbrechen muss. 6 An dritter Stelle ist ein in der Salmasianischen Anthologie überliefertes, oft behandeltes Epigramm aus zwei Hexametern zu nennen, das den Phaläzeen des Sidonius thematisch ähnlich ist - gutes lateinisches Dichten sei in barbarischer Umgebung unmöglich - und aus dem wandalischen Afrika stammen muss, da es einige ‚gotische‘, d. h. wandalische Wörter enthält. 7 290 Kurt Smolak 8 Die auffällige Häufigkeit, mit der sich in der Karolingerzeit in Bedrängnis geratene Lite‐ raten zu Ovid in Beziehung setzen, hat erstmals Brugnoli 1959 und nach ihm Smolak 1980 herausgestellt. 9 Theodulfus, Carm. 45, 17-18 (MGH, Poetae Aevi Carolini 1, 543); zu Modoin, Theodulf und Ovids Exildichtung ausführlich Ehlen 2000, 167-184. Zusammenfassend gilt für die hier angeführten literarischen Zeugnisse römi‐ scher Lyrik aus der lateinischen Spätantike, dass der unvermeidbare Kontakt mit ‚Barbaren‘ nicht als ein zentrales Element eines klassischen Exils betrachtet wird - einmal in aggressiver, zweimal in urban-resignierender Weise -, sondern vielmehr das Gefühl des Fremdseins in der gewohnten räumlichen, sozialen und kulturellen Umgebung vermittelt. Das konkrete, eben diesem Ambiente zu entnehmende Bei‐ spiel einer externen Verbannung, die relegatio Ovids an das Schwarze Meer, bleibt außer Acht: Sidonius, Epist. 2, 10, 6, etwa vermeinte, den Grund für das Exil des ‚Dichterkollegen‘ zu kennen, nämlich ein Liebesverhältnis mit einer puella des Kai‐ serhauses - damit kann gemäß der Terminologie der Liebeselegie, in der das Wort einfach die Geliebte bezeichnet, sowohl die Kaiserin Livia oder die Kaiserstocher Iulia gemeint sein -, verbindet dieses Wissen aber nicht mit dem Thema ‚Barbaren vs. Kultur‘ in der Verbannung. Infolge des realistischen Barbarenkontakts auf rö‐ mischem Territorium während der spätantiken Jahrhunderte und, literaturanaly‐ tisch betrachtet, infolge der gesonderten Behandlung der zwei Bereiche, barbari‐ sches Wesen einerseits und Leben im Exil unter geänderten Konditionen andererseits, tritt das topische Motivelement des rauen Klimas im Verbannungs‐ land noch nicht auf. Wohl aber wird das Problem ‚Sprache‘ thematisiert, konkret deren kunstgemäße Verwendung in dem der traditionellen Kultur nicht gewo‐ genen sozialen Kontext einer von Barbaren mitgeprägten Welt. 2.2 Mittelalter Erst in der Karolingerzeit finden sich Äußerungen der Empathie mit dem in eine barbarische Umwelt verbannten Ovid als dem Modellfall für den Konflikt der Staatsgewalt mit einem freien Dichter - gelegentlich wird Ovid Seite an Seite mit Boethius genannt, dem in den Kerker nahe Pavia ‚verbannten‘ und unter Theode‐ rich hingerichteten Philosophen. 8 Das ist der Fall bei Modoin von Autun: Dieser richtete ein Trostgedicht an den von Ludwig dem Frommen wegen des Verdachts einer Verschwörung nach Angers verbannten Dichter, ‚Bibelphilologen‘ und Bi‐ schof Theodulf, einen Westgoten, der sich in einem längeren Gedicht über seine Lieblingsautoren als Leser der allegorisch interpretierten Liebesdichtungen Ovids bekannte. 9 Modoin solidarisiert sich als Dichter mit Theodulf, der bis zu seinem Tod im Jahr 821 im Exil blieb, und weist ihn, konsolatorischer Praxis folgend, auf seinen Schicksalsgefährten Ovid hin, der ebenso wie jener aus Neid schuldlos in Ungnade 291 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 10 Modoinus, Ad Theodulfum = Theodulfus, Carm. 73, 45-48 (MGH, Poetae Latini Aevi Ca‐ rolini 1, 571): livor edax petit alta fremens, consternere temptans / id quod ovans simplex pectore turba colit. / pertulit an nescis quod longos Naso labores? / insons est factus exul ob invidiam („Nagender Neid richtet sich schnaubend gegen Hohes und versucht zu Fall zu bringen, was eine unvoreingenommene Schar jubelnd verehrt. Oder weißt du nicht, dass Naso lange schmachten musste? Schuldlos wurde er aus Missgunst verbannt“). Als wei‐ tere Beispiele für beim Herrscher in Ungnade gefallene oder von den politischen Um‐ ständen geschädigte Personen lässt Modoin 49-64 Boethius, Vergil, Seneca, Johannes den Evangelisten, Hilarius von Poitiers und die Apostelfürsten folgen. Eine derartige Katalog‐ bildung ist eine stilistische Konstante konsolatorischer Literatur (Kurth 1994, 167-216, Kommentar zu Sen. Dial. 11, 14-16). 11 Schon in v. 42 spielt Modoin mit den Worten laesus ab ingenio es, pater alme, tuo („aufgrund deiner Genialität wurde dir, guter Vater, übel mitgespielt“) auf Ovids Grabinschrift ingenio perii […] meo („aufgrund meiner Genialität […] ging ich zugrunde“) an (Trist. 3, 3, 74), wobei die Wortverbindung ingenio […] meo bei Ovid an insgesamt 22 Stellen erscheint. Zu vv. 45- 46 vgl. Am. 1, 15, 1: livor edax („nagender Neid“, auch bei anderen Dichtern nach Ovid häufig); Rem. 369: summa petit livor, perflant altissima venti („Neid richtet sich gegen Erha‐ benes, Winde durchwehen, was am höchsten liegt“); Met. 5, 64: alta frementes („Hohes“, „schnaubend“); Fast. 3, 16: pectore turbatas („im Inneren verwirrt“); Met. 11, 411: turbatus pectora („verwirrt im Inneren“). Dazu kommen Anklänge an patristische Dichter, z.B. Sedu‐ lius, Carmen Paschale 2,116-118: sternere […] / simplex / turba („zu Fall bringen“, einfache = unvoreingenommene Schar“). 12 Ermoldus Nigellus, In laudem Pippini 1, 183-188 (MGH, Poetae Latini Aevi Carolini 2, 183- 188): Novimus exilio multos tolerasse laborem / gentiles, fateor, ecclesiaeque viros; / e quibus ut valeas paucis cognoscere multa / mente teneto, precor, quae tibi dicta dabo: / exul ob invi‐ diam quam multos Naso labores / pertulit, haec tibimet nota, Thalia, manent („Ich weiß, dass viele in der Verbannung schmachten mussten, ich gestehe es, Heiden und Kirchenmänner. Damit du aus deren wenigen Beispielen viel Erkenntnis gewinnen kannst, behalte, bitte, in deinem Gedächtnis, was ich dir jetzt sage: Wie sehr Naso schmachten musste, aus Miss‐ gunst verbannt, das bleibt, dir, Thalia, ja unvergesslich“). Die Bezugnahmen auf Modoin sind zum Teil fast centonenhaft: 183: novimus („ich weiß“) - Modoin 47: an nescis („oder weißt du nicht“); 186: mente teneto, precor („behalte, bitte, in deinem Gedächtnis“) = Modoin 96; 187-188: multos Naso labores / pertulit („Wie sehr Naso schmachten musste“, cf. 183: multos […] laborem, „viele“ […] „Mühsal“) - Modoin 47: pertulit […] longos Naso labores („Naso musste lange schmachten“). Wie bei Modoin folgen weitere Beispiele, zunächst Vergil, dann exilierte Christen von Johannes auf Patmos bis Hilarius von Poitiers. gefallen und in ein fernes Land verbannt worden sei. 10 Die Nennung des Namens Naso in Vers 47 wird durch sprachliche Anklänge an dessen Werke vorbereitet. 11 Die Empathie mit dem Adressaten Theodulf hat bei Modoin ein ebensolches Ge‐ fühl für den römischen Dichter zur Folge. In eigener Sache und somit anders als Modoin erwähnte in dessen intendierter Nachfolge Ermoldus Nigellus in einem an König Pippin, einen der Söhne Lud‐ wigs des Frommen, gerichteten Gedicht Ovid als Beispiel für einen unschuldig von dem Machthaber verbannten Dichter. 12 Er selbst hielt sich damals im Exil in Straßburg auf, wohin er von beiden Herrschern wegen des Verdachts, zwi‐ 292 Kurt Smolak 13 Walahfridus, Carm. 76, 60-65 (MGH, Poetae Latini Aevi Carolini 2, 415): est veluti pro‐ prium et cunctis civile poetis / extera regna pati, tormentaque mentis amarae / carmine solari vario. Sub frigore Naso / congemuit Scythiae Musarum ubi munere tantum / excoluit, quantum Romanae moenibus urbis / non faceret, patriae praedulci nomine captus („Es ist allen Dichtern gewissermaßen von Haus aus zu eigen, fremde Herrschaft zu erleiden und die Qualen ihres verbitterten Gemüts mit allerlei Dichtung zu trösten. Unter Sky‐ thiens Frost stöhnte Naso, wo er, von den Musen beschenkt, soviel schuf, wie er inner‐ halb der Mauern der Stadt Rom nicht zustande gebracht hätte. Denn der wohltuende Gedanke ‚Heimat‘ beseelte ihn“). Wie Modoin weist auch Walahfrid durch den Ge‐ brauch ovidischer Wendungen auf den Bezugsautor hin: zu vv. 62-63 vgl. Pont. 1, 3, 37: Scythiae quid frigore peius? („was wäre schlimmer als Skythiens Frost? “); zu 65: Pont. 2, 8, 27: per patriae nomen („beim Gedanken ‚Heimat‘“) und 3, 2, 81: patriae […] nomine („durch den Gedanken ‚Heimat‘“). Wie bei Modoin folgen weitere Beispiele, allen voran Vergil wegen des Verlustes seines Landgutes. schen seinem ehemaligen Gönner Pippin und Ludwig Unfrieden zu stiften, ver‐ bannt worden war - ein genauer Zeitpunkt lässt sich nicht eruieren, doch muss die Elegie nach dem umfangreichen Panegyricus auf Ludwig und vor 830, dem Jahr der letzten zuverlässigen Bezeugung des noch lebenden Autors, datiert werden, also zehn Jahre später als der Trostbrief Modoins. Weitere zehn Jahre später, knapp vor oder bereits im Jahr 841, wendet sich Walahfrid Strabo / Strabus in einem hexametrischen Gedicht an den karolingi‐ schen Kaiser Lothar. 13 Der Dichter fühlte sich als unfreiwillig fern der Heimat Lebender Ovid nahe. Er war nämlich im Streit der Brüder Lothar und Ludwig des Deutschen auf der falschen Seite gestanden, musste deshalb seine Abtei Reichenau verlassen und lebte von 841 bis 842 in Speyer im Machtbereich Lo‐ thars, der seinem Bruder in der Schlacht von Fontenoy unterlag. Walahfrid ver‐ allgemeinert das Schicksal Ovids und macht es zu einem existentiellen Element des Lebens als Dichter. Er stellt sich also mit dem Exilierten auf eine Stufe und beansprucht somit für seine eigene Exildichtung indirekt dasselbe hohe Niveau, das er der Exildichtung Ovids zuschreibt, die seiner Meinung alles übertreffe, was dieser in der Heimat verfasst habe. Als Grund dafür gibt Walahfrid Heimweh als inspirierende Kraft der Selbsttröstung an, verleiht also der Hei‐ matferne einen positiven Gesichtspunkt. In Hinblick auf den kaiserlichen Ad‐ ressaten konnte er nicht auf die mangelnde Kultur einer barbarischen Umwelt abheben, erwähnt aber die klimatischen Unbilden Skythiens, die allerdings durch die Präsenz der Musen auch im Barbarenland mehr als aufgewogen er‐ scheinen. Erstmals wird, wie gelegentlich von Späteren, das urbane Rom dem von den Musen bevorzugten Barbarenland gegenübergestellt, und erstmals er‐ hält auf diese Weise das Exil, wenn auch indirekt, einen positiven Aspekt: die gesteigerte Inspirationskraft. Die Bewertung der barbarischen Umwelt ist da‐ 293 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 14 Ratkowitsch 1987; s. auch Bond 1980. 15 Baldricus Burgulianus, Carm. 97, 43-60 Tilliette: Nec tamen exilio te dignum musa pe‐ regit, / Sed tibi plus musa Caesaris ira nocet. / Sexus uterque diu sine carmine novit amare; / Quod tenuere prius secula, tu recitas. / Non tu secla doces, sed secula te docuerunt; / Argus decipitur versibus absque tuis. / Naturam nostram plenam deus egit amoris; / Nos natura docet quod deus hanc docuit. / Si culpatur amor, actor [=auctor] culpetur amoris; / Actor amoris enim criminis actor erit. / Quod sumus est crimen, si crimen sit quod amamus; / Quod dedit esse deus prestat amare michi. / Nec deus ipse odium fecit, qui fecit amorem; / Namque quod est odium nascitur ex vicio. / Tu recitator eras nec eras inventor amoris, / Nulla magis‐ terio flamma reperta tuo est („Denn nicht hast du wegen deiner Dichtkunst die Verban‐ nung verdient, sondern mehr als die Dichtkunst schadet dir der Zorn des Kaisers. Beide Geschlechter wussten schon lange ohne deine Dichtung zu lieben: Was Generationen be‐ reits früher bekannt war, das tust du kund. Nicht du belehrst die Generationen, sondern die Generationen haben dich belehrt. Argus wurde auch ohne deine Verse getäuscht. Un‐ sere Natur hat Gott als eine von Liebe volle geschaffen. Uns lehrt die Natur, was Gott sie gelehrt hat. Wenn die Liebe beschuldigt wird, dann werde der Urheber der Liebe beschul‐ digt! Denn der Urheber der Liebe wird dann der Urheber des Verbrechens sein. Dass wir sind, ist schon ein Verbrechen, wenn es ein Verbrechen ist, dass wir lieben. Dass mir Gott das Sein gab, bewirkt, dass ich liebe. Und nicht schuf Gott selbst den Hass - er, der doch die Liebe schuf! Denn dass es Hass gibt, kommt aus dem Laster. Du warst Verkünder und nicht Erfinder der Liebe. Keine Leidenschaft wurde unter deiner Anleitung erdacht“). Be‐ reits zu Anfang seines 122 Verse umfassenden Briefes bezieht sich ‚Florus‘ auf iniustam […] duri Caesaris iram („den nicht gerechtfertigten Zorn des unnachgiebigen Kaisers“, 13). In seinem Antwortschreiben, Carm. 98, 9-10, erwähnt ‚Ovid‘ in einem einzigen Distichon zweimal Caesaris ira („des Kaisers Zorn“). gegen bloß durch die Erwähnung des frostigen Klimas, nicht durch eine Stel‐ lungnahme zu den Barbaren selbst, gegeben und bleibt dadurch negativ. Abschließend sei zum Thema der Heimatferne karolingischer Dichter, die sich Ovid als Modell wählen, festgehalten, dass in allen Fällen ein realer politischer Hintergrund vorhanden war. Das trifft auch im Sinn persönlicher Betroffenheit und persönlichen Lebensgefühls am Übergang vom 11. zum 12. Jahrhundert, dem Be‐ ginn der klassischen Epoche der mittellateinischen Dichtung und der aetas Ovi‐ diana („Ovidisches Zeitalter“) Ludwig Traubes, des Ahnherrn der lateinischen Philologie des Mittelalters, für den Abt von Dôle, Baudri von Bourgueil, zu, den Christine Ratkowitsch schon 1987 mit Recht als Dichter der inneren Emigration bezeichnet hat. 14 In einem fingierten Briefwechsel zwischen Florus und dem ver‐ bannten Augusteer stellt er, ex persona des Florus, Ovid nicht als Opfer seiner Dichtung, sondern des Zornes des Kaisers dar. 15 Grundlage für diesen tendenzi‐ ösen Ersatz von Ovids Entschuldigung in Trist. 2, 207-210 für sein Vergehen durch carmen et error („Dichtung und Irrtum / Verfehlung“), wo der ‚reuige‘ Dichter sogar vom Schmerz spricht, den er Augustus zugefügt habe, kann nur die in der Exildichtung vierzehnmal belegte Wortverbindung Caesaris ira sein. Das Motiv der Schelte Roms, konkretisiert in der ira des nach Meinung Baudris nicht gerechtfer‐ 294 Kurt Smolak 16 Zu diesem literarischen Vorgehen Baudris s. Kong 2010, 30. 17 Ein Beispiel: Für die Datierung des narrativ-dramatischen Pseudo-Ovidianum De tribus pu‐ ellis wurde das spätere Hochmittelalter oder die frühe Neuzeit erwogen, s. Langosch 1979, 33. 18 Text und Übersetzung im Anhang. Die Elegie hat in der Forschung ein vergleichsweise intensives Interesse geweckt. Die jüngeren Publikationen von DeglʼInnocenti Pierini 1990; Ehlen 2000, 210-218; McGowan 2005 und Mascoli 2010 arbeiten die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Textes sowie diesbezügliche biographische Angaben zu Polizian ausführlich auf, weshalb diese Aspekte hier nicht abgehandelt zu werden brauchen. In den genannten Artikeln, am ausführlichsten im Kommentarteil von Degl’ Innocenti Pierini, werden die zahlreichen Übernahmen aus und Anklänge an Ovid und andere Dichter dokumentiert und besprochen. Daher ist es im aktuellen Aufsatz legitim, sich in der Analyse auf Wesentliches zu beschränken. tigt erzürnten Kaisers, und die Solidarität mit dem Dichter bestimmen Baudris Ur‐ teil über die Verbannung Ovids, das er Florus artikulieren lässt. 16 3. Renaissance-Humanismus 3.1 Allgemeines Die eben skizzierte ‚humanistische‘ Rezeption der Verbannung Ovids in den oft als Renaissance bezeichneten kulturellen Phasen des Mittelalters mit Baudri von Bour‐ gueil als Höhepunkt der Empathie mit dem Exilierten zu Lasten des Herrschers wiederholt sich erwartungsgemäß in jener Epoche, die die Wiederbelebung der an‐ tiken Kultur in vollem Umfang zu ihrem zentralen Anliegen gemacht hat. In diesem Zusammenhang sei grundsätzlich darauf hingewiesen, dass dort, wo Berührungen zwischen mittellateinischer und humanistischer lateinischer Literatur festgestellt werden können, diese in der Regel nicht im Sinn direkter, durch Zitate und Anspie‐ lungen nachweisbarer Intertextualität mittels imitatio oder aemulatio vorliegt, son‐ dern im Vorhandensein paralleler motivischer oder szenischer, nicht nur in for‐ maler Hinsicht von antikisierenden statt christlichen Mustern geprägter Einheiten, die nicht auf intendierte gemeinsame Bezugnahme auf bestimmte Konzepte an‐ tiker Literatur schließen lassen, sondern als eine Art mittelalterlicher Verwer‐ fungen in der neulateinischen Literatur zu verstehen sind, wie dies beispielsweise in der Gattung der so genannten elegischen Komödien der Fall ist. 17 3.2 Angelo Poliziano Obige Bemerkungen treffen auf eine Dichtung Polizians zu, die Elegie 13, Elegia de exilio et morte Ovidii, 18 wahrscheinlich entstanden in seinen letzten Lebens‐ monaten 1493, also mehr als zehn Jahre nach seinem ‚Exil‘, der freiwilligen (! ) Abwesenheit von Florenz aus politischen Gründen, und als Einleitung zu einer 295 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 19 S. Mascoli 2010, 89 Anm. 12. 20 Mascoli 2010, 90 interpretiert das einleitende et als „risultato di una lunga riflessione“, was ebenfalls demonstrative Empathie des Dichters mit Ovid anzeigen würde. Vorlesung über Ovids Exildichtung geschaffen, die den Titel In principio Studii trägt. 19 Die Elegie ist in thematischer Hinsicht als ein Zu-Ende-Dichten von Trist. 3, 3 zu verstehen, jenem Gedicht, das der von Krankheit geschwächte und den nahen Tod erwartende Dichter an seine Frau in Rom diktiert haben will. Schon dieses Vorgehen zeigt die Empathie des dichtenden Ich mit Ovid an. Die Elegie beginnt, zunächst etwas befremdlich, mit der Konjunktion et — als Ant‐ wort auf Ovids ‚Abschied‘ in Trist. 3, 3 87-88? 20 Zunächst soll festgestellt werden, welche Elemente der unter 2.1 und 2.2 be‐ handelten spätantiken und mittelalterlichen Texte über Ovids Exil auch in dem Humanistentext begegnen und welche neu sind und eine andere Epoche er‐ kennen lassen. Die traditionellen Elemente beschränken sich im Grunde auf eines: die Solidarität mit dem Dichter und, als deren Entsprechung, die Feind‐ seligkeit gegenüber dem Regime. In diesem Punkt fällt übrigens auf, dass Poli‐ zian stellvertretend für den Kaiser, dessen ira Baudri von Bourgueil für Ovids Unglück verantwortlich gemacht hatte, an zwei Stellen die personifizierte Roma setzt (Eleg. 13, 5 und 16), möglicherweise um einerseits eine direkte Attacke auf einen Herrscher zu vermeiden - die politische Unsicherheit nach dem Tod Lo‐ renzos de’ Medici im Jahr 1492 und vor der Vertreibung seines Sohnes Piero im Jahr 1494 war groß - und um andererseits die als weibliche Allegorie personi‐ fizierte Stadt, die selbstredend das Kaiserhaus repräsentiert - Augustus und die Dea Roma waren ja nicht bloß auf der Gemma Augustea ein Paar -, mangelnder Mutterliebe zu zeihen, wie übrigens schon 1327 Bernardo Canaccio in dem Grab‐ epigramm für den verbannten Dante in Ravenna dessen Heimatstadt Florenz eine „Mutter mit geringer Liebe“, parvi mater amoris, genannt hatte. Wenn Po‐ lizian Roma in Vers 5 als hartherziger als die Barbaren bzw. Geten bezeichnet und sie in Vers 16 in Anspielung auf den Vater des Stadtgründers mit dem Pa‐ tronymikon Martia versieht, so bezieht er in der Antithese Rom vs. Barbaren, die in den zwei einleitenden Distichen mit den zweimal wiederholten Wörtern Romanus (vates) und barbara (terra) - ein römischer Dichter im Barbarenland! - gewissermaßen als leitmotivisches Skandalon ausgesprochen ist, eindeutig Position für die Barbaren. Dem seit dem Mittelalter traditionellen Element der Solidarität mit dem Ver‐ bannten und der Gegnerschaft zur Staatsmacht stehen in der Elegie Polizians drei Neuerungen gegenüber. Erstens die bis weit in die Literatur des 20. Jahr‐ 296 Kurt Smolak 21 Auch Christoph Ransmayers Ovidroman Die letzte Welt von 1988 steht insofern in dieser Tradition, als er den Dichter als nicht real präsent behandelt im Sinne der ‚toten Dichter‘ nach Roland Barthes (Smolak 2013, 266). 22 Dem einfachen indeploratum („unbeweint“) Ovids (Trist. 3, 3, 46) widerspricht Polizian wirkungsvoll viermal: flevere („sie haben geweint“, 25), flebant („sie weinten“, 27), flesse („geweint zu haben“, 28), lachrymis („durch die Tränen“, 30). 23 Polizian nimmt die als rhetorische Frage formulierte Klausel ullus erit? („wird jemand da sein? “) aus Trist. 3, 3, 40 in v. 8 mit verändertem Tempus auf und intensiviert sie in v. 15 durch affirmative Formulierung mit Geminatio: nullus erat, nullus („keiner war da, keiner“) und wirkungsvolle Abschlussposition in v. 17: nullus erat („keiner war da“). 24 Die Verse 8-14 klingen in ihrem Mikrokontext an das pseudo-ovidische Epicedion Drusi 95-98 an. hunderts wirkungsstarke Fokussierung auf das Sterben Ovids in der Fremde 21 mitsamt der detailreichen, in nicht mittelalterlichem Stil ausgeführten Empathie mit dem Sterbenden. Grundlage dafür waren die Verse Ovids in dem schon er‐ wähnten Hauptbezugstext der Elegie, Trist. 3, 3, auf den Polizian mittels des massives Zitats barbara terra tegi in v. 2 hingewiesen hat. In Trist. 3, 3, 45-46 beklagt der Verbannte nämlich, dass ihn dereinst barbarische Erde bedecken und er unbeweint und ohne Begräbniszeremonie beigesetzt werden würde. 22 Diesen Befürchtungen will Polizian ein positives Pendant - in Anwendung anderer Aussagen Ovids über die Barbaren - gegenüberstellen. Zweitens der Erweis der ‚Menschlichkeit‘ der unkultivierten Barbaren, die Ovid in Trist. 3, 3, 6 als Tröster noch in Abrede gestellt hatte, in Gegensatz zur ‚Unmenschlichkeit‘ der kulti‐ vierten römischen Zivilisation. Drittens die den menschlichen Bereich trans‐ zendierende Bestattungsszene. Der Tod des Dichters ist der Ansatzpunkt für die Ausführung der Gegen‐ überstellung von Rom, der eigentlichen Heimat, und dem Barbarenland, der Heimatferne, die letztlich aber Züge heimatlicher Geborgenheit annimmt. Nach der Tatsachenfeststellung in den zwei einleitenden programmatischen Disti‐ chen hält Polizian in elf Distichen (Eleg. 13, 5-26), Rom einen Sittenspiegel vor. Dessen negativer Teil, sieben Distichen (5-18), besteht aus fünf empörten rhe‐ torischen Frage an die apostrophierte Roma, die die Krankenpflege ihres Sohnes sträflich vernachlässige: Keiner war da, der im Skythenland den Kranken auf‐ geheitert hätte, keiner, der ihm den schon erkaltenden Leib auf ein Lager ge‐ bettet oder ihm mit freundschaftlichem Gespräch die Zeit vertrieben, ihm den Puls an der Schläfe befühlt und Umschläge bereitet hätte. 23 Keiner war da, der im Augenblick des Sterbens Ovid die verschwommenen Augen geschlossen oder seinen letzten Hauch mit dem Mund aufgelesen hätte, das bedeutet: ihm einen Abschiedskuss gegeben hätte. 24 All diese Details, obwohl auf Ovid oder andere 297 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 25 Belegstellen finden sich bei DeglʼInnocenti Pierini 1990, 223-225; Ehlen 2000, 210-211 und McGowan 2005, 28-29 Anm. 14. 26 Schon Benedikt von Nursia misst in seiner Regel der Krankenpflege im Kloster große Bedeutung bei. In der Kapitelübersicht folgen im Katalog der ‚guten Taten‘ der „Kran‐ kenbesuch“, infirmum visitare, und die „Totenbestattung“, mortuum sepelire, unmit‐ telbar aufeinander, und das gesamte Kapitel 36 befasst sich mit der Behandlung der infirmi („Kranke“) unter dem Gesichtspunkt christlicher Nächstenliebe. Die Aufnahme der Krankenpflege in den christlichen Tugendkatalog bedeutet eine ethische Veranke‐ rung einer schon in der Antike geübten Praxis allgemeiner humanitas („Menschen‐ freundlichkeit“): So fingiert Hor. Sat. 1, 9, 17-18 einen Krankenbesuch als das Ziel seines Spazierganges auf der sacra via („Heilige Straße“). Zur christlichen Krankenpflege in Mittelalter und Früher Neuzeit s. Mayer 2002 und Schweikardt / Schulze 2005, 122-123. antike Autoren rückführbar, 25 erinnern auch an die schon frühchristliche Pflicht der Krankenpflege, die in den Ordensspitälern zur zentralen Aufgabe der Nächs‐ tenliebe wurde. 26 Diese rhetorischen Fragen beantwortet Polizian durchwegs mit einem strikten Nein. Roma habe nämlich alle Freunde und nächsten Ver‐ wandten, Frau, Enkel und Tochter, von dem Land am Schwarzen Meer fernge‐ halten - was bekanntlich so nicht zutrifft, da Ovid selbst seine Frau in Rom wissen wollte, in der Hoffnung, sie könne irgendwie zu seiner Rückkehr bei‐ tragen. Die ersten achtzehn Verse, also kaum weniger als die Hälfte der vierzig Verse umfassenden Elegie, behandeln das Thema der Verbannung ausschließlich unter dem auf Rom zentrierten Gesichtspunkt der Trennung von der Heimat als Folge von deren Hartherzigkeit. Grundmotiv dieses Abschnittes ist vom ersten Distichon an der Gegensatz zwichen Rom und den ‚Barbaren‘, wobei Rom zwar die kulturelle Priorität zukommt, die aber durch Mangel an Empathiefähigkeit an Wert verliert. Die Barbaren bleiben dagegen in Hinblick auf den zweiten Teil des Gedichtes im Hintergrund. Der positive zweite Teil des Sittenspiegels stellt die Barbaren vor, die trotz ihrer Unkultiviertheit anders als Rom menschlicher Gefühle fähig sind. Zu‐ nächst aber, um den contra-exspectationem-Effekt vorzubereiten, wird von Po‐ lizian - wieder in Form einer rhetorischen, diesmal ironischen Bemerkung - die menschlich-mitfühlende Gemütslage der Barbaren bezweifelt (Epigr. 13, 19-24): Aber natürlich, scilicet (19, 21), die wilden Völker könnten Trost spenden! Die Barbaren werden zunächst mit ihren traditionellen Charakteristika vorgeführt: die wilden Bessen, die blonden Korallen (nach Ov. Pont. 4, 2, 37), die mit Fellen bekleideten, pelliti, Geten (Pont. 4, 8, 83, dort ebenfalls von den Korallen gesagt, auf die aber schon in Vers 84 die Geten folgen). Polizian überträgt das Epitheton pelliti einfach auf die Völkerschaft des folgenden Ovidverses, die Geten, denen er auch noch das nur in der christlichen Literatur belegte „steinerne Herz“, saxea 298 Kurt Smolak 27 Trotz der schon klassischen Belege für die Metapher der Hartherzigkeit, die DeglʼIn‐ nocenti Pierini 1990, 225 anführt, war für einen Autor des Mittelalters und der Frühen Neuzeit die Bibelstelle der Hauptbezugstext, s. Hermann 1961, 77-107. 28 Hauptbezugstext ist Ov. Trist. 3, 10, s. Degl’Innocenti Pierini 1990, 225-226; Ehlen 2000, 211; McGowan 2005, 29 Anm. 14; Mascoli 2010, 91-92; besonders zu der in v. 23 zugrunde gelegten Martialstelle Mascoli 2011. corda, nach Ezechiel 11, 19 zuspricht. 27 Zuletzt kommen die Sarmaten, nach Martial, Spect. 3, 4 als Trinker von Pferdeblut bezeichnet, denen gefrorene Haarsträhnen klirrend über Stirn und Augen fallen (Epigr. 13, 21-24). 28 Im Zuge der Reflexion über die äußeren Merkmale der Barbaren wechselt das dichterische Ich von - römischem - Zynismus zu einer positiven Sicht jener Völker auf Grund von deren ethischen Qualitäten. Denn unmittelbar nach der in ihren Details geradezu hellenistisch anmutenden Schilderung barbarischer Erscheinungsformen erfolgt in dem Distichon Epigr. 13, 25-26 die Peripetie mit den Worten sed tamen, „aber trotzdem“: Trotz ihrer Unkultiviertheit beweinten Angehörige der vier Barbarenvölker den Toten und entstellten ihr Gesicht zum Zeichen der Trauer. Nur sie erwiesen sich damit als human. Diese Bewertung der Barbaren steht zwar in einer Tradition, deren prominentester Vertreter Ta‐ citus mit seiner Germania ist, in seiner geänderten, positiven Einschätzung der Barbaren folgte Polizian aber Ovid selbst, indem er sich von ihm von den im ersten Teil dominierenden und am Anfang des zweiten noch präsenten Tris‐ tien, wie bereits erwähnt besonders Trist. 3, 3, in Richtung der (Epistulae) ex Ponto gewissermaßen führen ließ, und zwar zu Pont. 3, 2, dort besonders zu den Versen 43-44, wo ein skythischer Greis die folgenden Worte spricht: nos quoque ami‐ citiae nomen, bone, novimus hospes, / quos procul a vobis Pontus et Hister habet („auch wir kennen, guter Fremder, den Begriff ‚Freundschaft‘, die wir fern von euch am Schwarzen Meer und am Hister siedeln“). Als Beispiel von Freundschaft im Barbarenland erzählt der Mann in Pont. 3, 2, 45-96 den Mythos von Orest, Pylades und der Taurischen Iphigenie, den die Skythen bis heute wegen seiner Moralität hoch schätzten. Ovid schließt daraus, dass auch an den wildesten Gestaden Freundschaft die Herzen der Barbaren bewege: scilicet hac etiam qua nulla ferocior ora est / nomen amicitiae barbara corda movet (Pont. 3, 2, 99-100), und stellt so zugleich den Bewohnern Roms die Geten als gutes Beispiel vor Augen. Nun zur dritten Neuerung Polizians gegenüber der mittelalterlichen Tradi‐ tion, der den menschlichen Bereich transzendierenden Bestattung. Zweifels‐ ohne stehen die Barbaren wesensmäßig der unvernünftigen Natur näher als aufgeklärte, kultivierte Stadtrömer. Sie bereiten dadurch den Übergang von der Welt der kalten Martia Roma zur Sympathie der Natur mit dem Tod des Dichters 299 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 29 Während Ovid den ‚barbarischen‘ Fluss zufrieren lässt, coit adstrictis barbarus Hister aquis („das Wasser des barbarischen Hister friert zu Eis“), vergießt er bei Polizian ‚heiße‘ Tränen mit der nicht ausgesprochenen Folge, dass sich sein Wasser erwärmt bzw. sein Eis schmilzt. Er verändert also wie die Barbaren sein Wesen, wobei die sympathetische Natur aus Vergils Daphnis-Ekloge nun an Ovids Schicksal Anteil nimmt. 30 Polizian zeigt seine Bezugnahme auf Vergil durch Zitate an: extinctum et montes flebant et silva feraeque („und den Dahingeschiedenen beweinten Berge, Wald und Wildtiere“, 27) setzt sich zusammen aus Elementen von Verg. Ecl. 5, 20-21: exstinctum Nymphae / flebant („den Dahingeschiedenen beweinten die Nymphen“) und 5, 28: montesque feri silvaeque („wilde / unwegsame Berge und Wälder“); die (Baum- und Quellen-)Nymphen, die bei Vergil an erster Stelle der trauernden Naturwesen stehen, ersetzt Polizian wegen des Bezugs auf das Schwarze Meer durch die Nereiden und platziert sie am Ende der Natursympathie, wogegen er Berge, Wald (und Wildtiere - die ‚Wildheit‘ ist von der unbelebten auf die belebte Natur übergegangen) als erste Trauernde anführt, während sie bei Vergil deren letztes Glied bilden. 31 Dazu Töchterle 2003, 33-42. 32 Verg. Ecl. 5, 34-35: postquam te (sc. Daphni) fata tulerunt / ipsa Pales agros atque ipse reliquit Apollo („als dich das Todesschicksal hinweggerafft hatte, verließ Pales von sich aus und Apollo von sich aus die Äcker“). vor. Ähnlich wie beim Tod des jungen Hirtendichters Daphnis in Vergils fünfter Ekloge weinen Berge, Wald und Wildtiere, ja selbst der Fluss „Hister soll in‐ mitten seiner Wasser Tränen vergossen haben“, et flesse in mediis dicitur Hister aquis (Epigr. 13, 28), von Polizian als Kontrastimitation zu Pont. 3, 3, 26 mit ovi‐ discher Versklausel formuliert. 29 Aber mehr noch: Das zugefrorene Schwarze Meer soll sich erwärmt haben, nämlich durch die heißen Tränen der Nereiden (Epigr. 13, 29-30). Dieses Detail nimmt ebenfalls auf Vergils fünfte Ekloge Bezug, wo die Trauer weiter Bereiche der Natur um den toten Daphnis vom Weinen der Nymphen eingeleitet wird. 30 Darüber hinaus ist man an das Ende von Chris‐ toph Ransmayers erfolgreichem Ovid-Roman Die letzte Welt erinnert, in dem der als Individuum tote Dichter in die Natur eingeht und eine Metamorphose des Klimas bewirkt, so dass in dem kalten Verbannungsland, ja auf der ganzen Welt allmählich tropische Zustände herrschen. 31 Als letzter der drei kosmischen Bereiche, nach der Erde, repräsentiert durch die Barbaren als Erdenbewohner, durch Berge, Wälder und Tiere, und nach dem Wasser, repräsentiert durch den personifizierten Hister, die Nereiden und das Schwarze Meer, nimmt ‚der Himmel‘, repräsentiert durch die Götterwelt, Anteil am Tod Ovids, und zwar im Sinn von dessen Grabinschrift in dessen Eigenschaft als Liebesdichter und einmal mehr in Kontrastierung von Vergils Daphnis-Ekloge: Ovid erscheint als der ‚bessere‘ Daphnis. Denn während sich bei Vergil, infolge des Todes des Dichters, Pales und Apollo als die Vertreter der bukolischen Welt beziehungs‐ weise der Dichtkunst aus der ländlichen Atmosphäre zurückziehen, 32 eilt bei Polizian Venus zusammen mit „leichten geflügelten Wesen“, leves volucres, als 300 Kurt Smolak 33 Das substantivierte Adjektiv volucres („Geflügelte“) lässt aufgrund seiner häufigsten Anwendung an Vögel denken, konkret an die Tauben, die das Gespann der Venus ziehen. Demgemäß vermeidet Mascoli 2010 in der erklärenden Paraphrase der Elegie eine Konkretisierung, indem sie das lateinische volucres beibehält, während sie sich in der Übersetzung für „uccelli“ entscheidet. Aber die Vorstellung, dass die Vögel nicht im Flug kamen, sondern mit ihrer Mutter, Venus, „herbeiliefen“, accurrere (31), den Schei‐ terhaufen anzündeten, die Überreste des Toten in einer Urne bargen und eine Grabin‐ schrift setzten, ist doch im Kontext bizarr, passt aber zu geschäftigen Kleinkindern. Ebenso passend ist es, dass die Amores ihren früheren tenerorum lusor amorum („Ge‐ fährten zärtlicher Spiele“) begraben. Degl’Innocenti Pierini 1990, 226-227 erkannte, dass Polizian in 31 fast wörtlich Stat. Silv. 3, 4, 88 zitiert: adcurrunt teneri Paphia cum matre volucres („es eilen herbei die zarten Geflügelten mit ihrer Mutter aus Paphos“), wo es sich, wie auch dort der Kontext zeigt, um gleichfalls bei einer sakralen Handlung, dem rituellen Abschneiden der Haare für das Haaropfer des jungen Earinus, helfende Amoretten handelt. Wenn Venus als Mutter bezeichnet wird, dann immer in Hinblick auf ihre Begleiter, die Amores, z. B. Hor. Carm. 4, 1, 5: mater Cupidinum („Mutter der Amoretten“). Dass Polizian freilich auch eine Anspielung auf Catull 3, 1: Veneres Cupi‐ dinesque („Gottheiten der Liebe und Amoretten“) intendiert haben könnte, wie ebenfalls Degl’Innocenti Pierini vermutet, ist nicht nachvollziehbar. Zu volucer als adjektivisches Epitheton der ihre Herrin Venus begleitenden Amoretten s. das im Haupttext zitierte Epithalamium Claudians Carm. maior. 10, 153: volucer […] comitatus Amorum („geflü‐ gelte Begleiterschar, die Amoretten“). deren Mutter sie bezeichnet wird, herbei (Epigr. 13, 31), wahrscheinlich, obwohl unausgesprochen, vom Himmel oder dem ‚Venusberg‘ in Zypern herab wie in spätantiken Epithalamien, deren entfernteste Quelle die Argonatica des Apol‐ lonios Rhodios sind - allein diese Hochzeitspanegyriken kommen für Polizian als Bezugstexte in Frage, nicht etwa Hochzeitslieder Sapphos. Ein instruktives Beispiel für die Rolle der Venus in Hochzeitsgedichten findet sich im Epithala‐ mium Claudians für Honorius und Maria (Carm. maior. 10). Venus, Amor und dessen Geschwister, die Amoretten, begeben sich dort, vom Venusberg herab‐ steigend, auf dem Meer zur Hochzeit des kaiserlichen Paares nach Mailand, wo die Göttin selbst die Hochzeitszeremonie vornimmt, also priesterliche Funktion übernimmt, und das zu einer Zeit, als das katholische Christentum längst Staats‐ religion war. Eine Szene wie diese mochte Polizian vorschweben, als er die priesterliche Rolle bei Ovids Bestattung auf Venus und ihre Entourage, die ge‐ flügelten Putti, übertrug, die als Begräbnishelfer und ‚Ministranten‘ im weiteren Sinn auftreten. 33 Die Göttin und ihre „Geflügelten“ vollziehen das Bestattungs‐ ritual und setzen eine, im Vergleich mit der von Ovid selbst verfassten, auf einen einzigen Pentameter verkürzte Grabinschrift, die gleichfalls nur die Liebesdich‐ tung erwähnt (Epigr. 13, 31-36). Schließlich besprengt die Göttin eigenhändig 301 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 34 Die Übersetzung von Mascoli 2010, ambrosia („Götterspeise“) ist zu eindeutig klassi‐ zistisch und überdies falsch: Gemeint ist wohl Nektar. Der Ausdruck sancto liquore („heilige Flüssigkeit“, „Weihwasser“) geht zwar wie volucres ebenfalls von einer Stelle im Schlussteil des Gedichtes von Statius aus, Silv. 3, 4, 92: arcanos („geheim“, vgl. sancto, „heilig“, bei Polizian 37) iterat („wiederholt sagen“, vgl. klangähnlich irrorat [„besprengt“, vgl. Ov. Met. 1, 371] und terque quaterque [dreimal, viermal“] bei Polizian 37) Cytherea liquores. Er ist aber anders als ambrosia (Nektar) semantisch offen und konnte die Assoziation zum christlichen Weihwasser ebenso stiften wie der Begriff relliquias („Überreste“, „Reliquien“) in v. 34, durch den Ovid wie ein ‚Märtyrer‘, und zwar des gefühllosen Kaisers, erscheint. Der Statiusbezug liegt wegen des massiven Zitats in v. 31 nahe, wurde aber von Degl’Innocenti Pierini nicht notiert. Der Schlussteil des Statiusgedichtes lieferte also den szenischen Hintergrund des Schlussteils der Elegie Polizians. 35 Vgl. schon den Schluss des Begräbnishymnus des Prudentius, Cath. 10, 169-172, worin der Dichter als zelebrierender Priester auftritt: Nos tecta fovebimus ossa / violis et fronde frequenti, / titulumque et frigida saxa / liquido spargemus odore („wir werden die gebor‐ genen Knochen mit vielen Veilchen und Laub wärmen und die Grabinschrift und den kalten Grabstein mit flüssigem Duft besprengen“). In v. 168 hatte Prudentius die Seele in ihrem irdischen Zustand als exul et errans („verbannt und umherirrend“) bezeichnet. das Grab mit „Weihwasser“, sancto liquore (37). 34 All das klingt an ein christliches Begräbnis an. Einzige Ausnahme ist der Scheiterhaufen, der aber auch in rein christlichen Gedichten der Zeit als antikisierendes Element in metaphorischer Verwendung für funus („Begräbnis“) aufscheint. In ihrem letzten Dienst an ihrem Dichter stellt sich Venus, die Stammmutter der Römer, am Ende der Elegie in Gegensatz zu ihrem Geliebten, Mars, dem Vater des Stadtgründers der (ovi‐ disch formuliert) Martia Roma: Romulus. Das ‚venerische‘ Erbe Roms, vertreten durch Ovid und, der Sache nach, paradoxerweise durch die Barbaren und die Natur, steht in Opposition zu dem ‚martialischen‘ Erbe der Römer. Die Nach‐ fahren dieses Erbteils erscheinen durch ihre Nicht-Anteilnahme am Schicksal Ovids als von ihrer Stammmutter, ja vom ganzen Kosmos, isoliert. Polizians Elegie könnte nach Besprengung des Grabes sinnvoll mit Vers 38 als ein (christliches) Begräbnis enden. 35 Es folgt aber ein weiteres Distichon, das die dem Toten dargebrachten Gesänge der Musen erwähnt, welche Polizian - das verwendete Gerundiv referenda kann beides bedeuten - nicht wiedergeben darf oder kann (Epigr. 13, 39-40). Der Grund für das plötzliche Verstummen des Dichters ist wohl absichtlich rätselhaft. Sind die Lieder der Musen so sublim und der Menschenwelt entrückt, dass ihre Wiedergabe mit menschlichem Klang, nostro (= humano) sono, die Göttinnen beleidigen würde? Dafür würde die Be‐ zugsstelle Ov. Fast. 4, 552 sprechen, an der carmina, magische Sprüche der Ceres, als mortali non referenda sono („mit sterblichem Klang nicht wiederzugeben“, d. h. „sie dürfen nicht wiedergegeben werden“) bezeichnet werden. Oder handelt es sich um eine Bescheidenheitsäußerung Polizians, nostro (= meo) sono („mit 302 Kurt Smolak 36 Als eine „rare show of modesty“ interpretiert McGowan 2005, 29 die Stelle. 37 Vgl. Prudentius, Perist. 14, 91-93, wo Engel Agnes bei ihrer Himmelfahrt das Geleit geben. Die bekannteste Belegstelle für den Engelsgesang bei der Ankunft eines Ver‐ storbenen im Jenseits sind die Verse des Archipoeta, Carm. 10, 43-44: donec sanctos angelos venientes cernam / cantantes pro mortuis requiem aeternam („bis ich die heiligen Engel kommen sehe, die für die Toten singen: ,Ewige Ruhe‘“), und 47-48: tunc cantabunt laetius angelorum chori: / sit deus propitius huic potatori („dann werden die Engelschöre noch freudiger singen: ‚Gott sei diesem Trinker gnädig‘“). 38 Dass der Dichter mit den Musen an die Weiterführung von Exildichtung durch ‚mensch‐ liche‘ Dichter denkt, wie McGovan 29 erwägt, ist angesichts der göttlichen Natur der Sängerinnen unwahrscheinlich - ein solches Vorgehen könnte nur eine des Toten un‐ würdige Qualitätsminderung bedeuten. Nur eine ‚höhere‘ Instanz wäre in diesem Zu‐ sammenhang sinnvoll; vgl. zu diesem Thema Bruggisser-Lanker 2010, 63-72, 373-394. 39 Text und Übersetzung im Anhang. Zu den Epigrammen Campanos gibt es eine gründ‐ liche Studie von de Beer 2009, zur Biographie di Bernardo 1975. 40 Krebs 2005, 162-180; vgl. auch den Beitrag von Tobias Dänzer im vorliegenden Band. meinem Klang“), anstelle von Ovids mortali? 36 Eine weniger vordergründige Erklärung könnte darin liegen, dass der Musengesang eine pagane Analogie zum Gesang der Engel darstellen soll, welchen nur der Sterbende wahrnimmt und bei dessen Tönen die Seele des Toten ins Jenseits übertritt. 37 Damit wäre eine ‚Himmelfahrt‘ des ‚Märtyrers‘ Ovid angedeutet. Polizian gibt das Wort weiter, wie er es in v. 2 mittels der Tempusänderung von Ovid übernommen hat. 38 3.3 Giannantonio Campano (Campani) Eine Anwendung des Themas ‚Heimatferne‘, die jener Polizians diametral ent‐ gegengesetzt ist, zeigt das erste Epigramm des achten Buches der Elegiae et Epi‐ grammata des Giannantonio Campano aus dem Jahr 1471. 39 Der wesentliche Unterschied zur Elegie Polizians besteht darin, dass der Autor das Thema ohne zeitlichen Abstand auf eine selbst erlebte Situation bezieht - was bei Polizian ja nicht eigentlich der Fall ist - und nicht indirekt auf dem Weg über das Exil einer Mittelsperson, nämlich Ovids, behandelt. Er kann in der ersten Person schreiben wie auch Polizian in den ovidischen Epigrammen, die er während seines kurzen ‚Exils‘ im Veneto verfasste. Dass Campano sich auch in seinen Briefen als ver‐ bannten Ovid stilisiert, hat bereits Christopher B. Krebs nachgewiesen, so dass es sich hier erübrigt, auf die biographischen Umstände der Heimatferne Cam‐ panos näher einzugehen. 40 Somit steht, wie zu erwarten, auch bei Campano Ovid im Hintergrund, aber anders als dieser kehrte Campano noch im selben Jahr in seine italienische Heimat zurück, in dem er sie verlassen hatte. Hier nur so viel: Das Exil Campanos, der einen hohen geistlichen Rang innehatte - er war Bischof an wechselnden Orten Italiens - bestand in einem Aufenthalt in Regensburg im Gefolge des Kardinals Francesco Piccolomini. Dort, in der Stadt des deutschen 303 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 41 Über das hauptsächlich in seiner nicht gehaltenen Regensburger Rede - mit rhetori‐ scher Lizenz in der Wahrheitsmodifikation - zur Schau gestellte positive Verhältnis Campanos zu Deutschland und dessen Bewohnern s. Krebs 2011, 92-97; 119-120; Blusch 1983, 76-99 (mit synoptischem Textvergleich). Die Rede verhält sich zu den Epigrammen 8, 1 und 8, 2 in ihren Grundzügen etwa so wie Prokops historische Mo‐ nographien zu seinen Anekdota. 42 Plin. Nat. 3, 60: felix illa Campania […] summum Liberi Patris cum Cerere certamen („das berühmt fruchtbare Kampanien […] ein harter Wettstreit zwischen Bacchus und Ceres“); vgl. auch das bekannte Wandgemälde aus dem Lararium der Casa del centenario in Pompeji, das Bacchus als personifizierte Weintraube neben dem Vesuv zeigt (Napoli, Museo Nazionale Archeologico, Inv. Nr. 112286). Reichstages, fand auf Initiative Kaiser Friedrichs III. im Jahr 1471 ein ‚Großer Christentag‘, Conventus Christianorum principum, statt, der die Abwehrkräfte Europas gegen die nach dem Fall Konstantinopels in Richtung Mitteleuropa vordringenden Türken mobilisieren sollte. 41 Das nur kurze Zeit dauernde Er‐ leben des Phänomens des Fremden in einem, dem antiken Konzept und Vorurteil folgend, als barbarisch vorverurteilten Ausland fasste Campano, der zuvor Ita‐ lien nie verlassen hatte, in dem erwähnten Epigramm, das die Überschrift trägt In reditu e Germania („bei der Rückkehr aus Deutschland“), in zum Teil reichlich barbarisch-derben Versen zusammen, wenn er etwa im vierten Vers Deutsch‐ land, dem ‚Barbarenland‘, den nackten Hintern zeigt: accipe nudatas, barbara terra, nates („da, nimm, Barbarenland, meinen nackten Hintern“). Ob diese For‐ mulierung im Sinne des Prinzips ‚Gleiches mit Gleichem vergelten‘ absichtlich auf die mutmaßliche Barbarei jenseits der Alpen anspielen soll, bleibe ebenso dahingestellt wie die Frage, ob das Attribut Germaniens, sterilis („unfruchtbar“), unmittelbar auf den Namen Campani folgend, sich nur auf das kühlere Klima und die dadurch bedingte nicht-mediterrane Vegetation - keine Olivenhaine, keine Feigenbäume und Granatäpfel - bezieht, oder ob es darüber hinaus den Eigennamen des Autors kontrastieren soll, der sich ja von seiner tatsächlichen Heimat, dem „fruchtbaren Kampanien“, Campania felix, herleitet, dem Gegenteil von Germania sterilis. Kampaniens vulkanischer Boden galt seit der Antike als besonders ertragreich für Wein und Getreide. 42 Im Unterschied zu Polizian fehlt bei Campano jeglicher positive Gesichtspunkt des barbarischen Exillandes, so dass Italien vor diesem Hintergrund nicht als hartherzig oder martialisch er‐ scheint wie Rom in dem späteren Gedicht. Der italophilen Tendenz des Heim‐ kehrepigramms entspricht die typisch humanistische Konzentration auf die Sprache. Die Antithese lateinisch vs. barbarisch, d. h. weder lateinisch noch griechisch, durchzieht bekanntlich leitmotivisch humanistisches Raisonnieren über die idiomata der Nationalsprachen und die idiotae, die nur ihre eigene 304 Kurt Smolak 43 Bezeichnend für diese Einstellung gegen die Volkssprachen ist Erasmus, wenn er De conscribendis epistolis 219, 16-19 Margolin schreibt: Barbare loquendi mille sunt species, ac subinde exoriuntur novae. Itaque simplicius est ac facilius, ut unam emendate loquendi rationem discant omnes, quam ut omnes barbare dicendi formas singuli („Der barbari‐ schen Redeweise gibt es tausend Arten und in rascher Folge entstehen neue. Es ist also einfacher und leichter, dass alle eine gereinigte Sprechweise lernen, als dass jeder ein‐ zelne alle Formen barbarischer Sprache lernt“). 44 So hebt Augustin, Conf. 9, 11 eigens hervor, dass seine Mutter erst an ihrem Lebensende mit einem Begräbnis außerhalb Africas, ubicumque („irgendwo“), einverstanden war. 45 Text und Übersetzung im Anhang. Sprache beherrschen. 43 Campano scheint ganz im Geist seiner Zeit und anders als noch einige Generationen zuvor Dante keinen wesentlichen Unterschied zwischen Römern und Italienern und zwischen Latein und verschiedenen Formen des italienischen Volgare zu machen, wenn er mit Absicht eine Form des Adjektivs latius („lateinisch“) in drei aufeinander folgenden Versen dem Leser gewissermaßen einhämmert (Epigr. 8, 1, 8-10): latiam manum - was die „Hand“ eines italienischen Totengräbers meint, latia lingua, was sich eher auf die Abschiedsworte bezieht, die man doch wohl in der Muttersprache zu ihm sprechen soll, als auf seine eigenen, jedenfalls aber Italienisch bedeuten muss, und latio carmine, womit hinwiederum, dem kulturhistorischen Kontext ent‐ sprechend, nur eine lateinische Grabinschrift bezeichnet sein kann: latius ist mithin der Oberbegriff von Latein und Italienisch, der aber auf lexikalischem Weg die Volkssprache in den Hintergrund treten lässt. Wie von Polizian wird auch von Campano Sterben und Begräbnis thematisiert. Während aber der Tod in der Fremde unter mitfühlenden Barbaren bei Polizian als eine würdigere, auch im Bereich des Numinosen, konkret von Venus und den Musen, akzeptierte Va‐ riante des Lebensendes erscheint als ein Tod in Einsamkeit, wünscht sich Cam‐ pano, falls er jemals gezwungen sein sollte, wieder zu den Barbaren nach Deutschland zu reisen, den Tod an der äußersten Grenze Italiens, wo er eben in der Art von Latium sterben - wie immer das zu verstehen sein mag - und be‐ graben werden könnte, ohne dass auch nur ein kleines Stück seines Leichnams auf fremden Boden fiele. Obwohl der Wunsch, in der Heimat begraben zu werden, weltweit verbreitet ist, 44 konnte Campano von Ov. Trist. 3, 3, 32 angeregt worden sein, ihn so entschieden zu äußern. Dieser Wunsch und die damit verbundenen Umstände werden in den zehn elegischen Distichen des sich unmittelbar anschließenden Epigramms 8, 2 breiter ausgeführt, das streng symmetrisch aufgebaut ist. 45 Die erste Hälfte ent‐ hält ein Gebet an die Götter und gibt sich dadurch konsequent antikisierend 305 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 46 Da sich die katholische Messe als Wiederholung des Opfertodes Christi, des ‚wahren Osterlammes‘ (1 Kor. 5, 7), versteht, konnte der Bischof Campano das pagane ‚Schlachten des Opfertieres mit eigener Hand‘ (s. Anm. 47) als antikisierende Periphrase für das Zelebrieren des Messopfers verwenden. 47 An folgenden Stellen bezieht sich Campano sprachlich auf Ovid: 1. O quotiens dixi („Oh, wie oft habe ich gesagt“) - cf. Trist. 1, 3, 51: a quotiens dixi („ach, wie oft habe ich gesagt“); 2: icta mea est hostia saepe manu („oft wurde ein Opfertier vom meiner Hand ge‐ schlachtet“) - cf. Epist. 6, 7, 8: hostia pro damnis concidat icta meis („ein Opfertier soll für meinen Verlust geschlachtet werden“); 9: grande sonantia („großartig klingend“) - cf. Rem. 375: grande sonant („sie klingen großartig“); 16: ab orbe redit („er kehrt von der Welt zurück“) - cf. Fast. 1, 54; 3, 466: ab orbe redit („er kehrt von der Welt zurück“); 17: carique sodales („und die lieben Gefährten“) - cf. Trist. 4, 8, 11: carisque sodalibus („und den lieben Gefährten“). Zu vv. 6-8 s. Anm. 48. (Epigr. 8, 2, 1-10). 46 Nur das Tempus des Prädikats in dem bis zur Penthemimeres reichenden Teil des ersten Verses, O quotiens dixi, zeigt erst unter intertextu‐ ellem Gesichtspunkt an, dass Campano in Hinblick auf Ovids Verbannungs‐ dichtung schreibt, 47 und zweitens, unter werkimmantem Aspekt, dass der ge‐ dachte Zeitpunkt des folgenden, als direkte Rede konzipierten Gebets in der Vergangenheit liegt, anders als die auf Gegenwart und Zukunft gerichtete Situ‐ ation in Epigramm 8, 1, das in die Zeit des bereits reisenden, aber gerade noch auf deutschem Gebiet sich befindenden, den Grenzübertritt ersehnenden Dich‐ ters verlegt ist. Somit erweist sich Epigr. 8, 2 als chronologisch erzählende Fort‐ setzung, in der Campano als der glückliche Heimkehrer von dem als Exil ge‐ fühlten oder zumindest als solches präsentierten Aufenthalt im ‚barbarischen‘ Deutschland im Herbst 1471 auftritt. Auf die ‚Barbarei‘ des ‚Verbannungslandes‘ - ein nur gelegentlich außer Kraft gesetztes Grundschema von Ovids Exilpoesie - beziehen sich die Bitten in dem bereits der Vergangenheit angehörenden Gebet auf die Rückkehr nach Italien und die gegebenenfalls sofort nach dem Betreten heimatlichen Bodens durchzuführende Bestattung. Die Bitten sind im Stil pa‐ ganer und christlicher religiöser Sprache in dreimaliger Wiederholung in dem Distichon vv. 3-4 feierlich ausgesprochen. Als die in Bittgebeten erforderliche Begründung der Bitten führt Campano die seit der Spätantike traditionellen Elemente der Barbarenschelte an: das unwirtliche Klima in Ergänzung zu Epigr. 306 Kurt Smolak 48 Die Verse 6-8 lauten: (nec) Vindelico extinguant fata premantque gelu (sc. me). / Ferre ego nec saevum stridenti sidere frigus / autumno vix nunc incipiente queo („[nicht soll mich] das Todeslos im Eisesfrost Vindeliziens qualvoll auslöschen. Nicht kann ich die grässliche Kälte unter dem knarrenden Gestirn [d. i. der Große Wagen] ertragen, wo doch eben erst der Herbst beginnt“). Die Darstellung des kalten Klimas erfolgt zuerst durch die Angabe eines konkreten Toponyms: Vindelico (gelu) und danach mittels einer gelehrten, die Kenntnis antiker Dichter erfordernden Periphrase für die Weltgegend Norden: vgl. Manilius 1, 443-445: Arctos („die Bären = die Wägen“) […] / axem quae mundi stridentem pondere torquent („welche die unter der Last knarrende Himmelsachse drehen“) / […] orbe peregrino („in fremder Welt“); Ov. Pont. 4, 10, 39-40: proxima sunt nobis (sc. in Tomis) plaustri praebentia formam / et quae praecipuum sidera frigus habent („ganz nahe sind uns die Sterne, die die Gestalt eines Wagens zeigen und besondere Kälte bringen“). Mit „knarrendem Gestirn“ umschreibt Campano den Großen Wagen als Synekdoche des nördlichen Himmelspols. Auch Baudri von Bourgueil lässt seinen Ovid Tomis wegen der intemperies caelorum („klimatische Unbilden“) als Gegenpol zum (Nord-)Pol bezeichnen (Carm. 98, 5-6). 8, 1, 48 die rauen Sitten und die Trunksucht der Barbaren. Die zweite Hälfte des Epigramms schildert Situation und Stimmung Campanos nach Erfüllung seines Gebetswunsches: Er ist in Italien, begrüßt die „Götter der Väter“ - christlich gesprochen wohl die lokalen Heiligen - mischt sich händeschüttelnd unter die Volksmenge, umarmt seine Freunde (Epigr. 8, 2, 11-16). In den zwei abschlie‐ ßenden Distichen (17-20) fordert er diese auf, Weihrauch als Dankopfer darzu‐ bringen, womit die Basis für die Assoziation eines feierlichen christlichen Dank‐ gottesdienstes gegeben ist, und für ihn Leben und Sterben in Italien zu erbitten. Die ‚letzten Worte‘ Ausoniaque mori („und in Ausonien zu sterben“) schließen mit dem Thema ‚Tod in der Heimat‘ an den Gedichtanfang, konkret an Vers 3, und an das Ende von Epigramm 8, 1 an. Campano stellt sich in den zwei unter‐ suchten Epigrammen an prominenter Stelle des achten Buches ganz anders dar als in den Briefen ‚aus dem Exil‘, nämlich als Anti-Ovid, dem nicht nur die Rückkehr gegönnt war, sondern der auch Grund zur Hoffnung hatte, in der Heimat zu sterben. Seine ‚Götter‘ haben Campano erfüllt, was jene Ovids diesem einst versagt hatten, womit einmal mehr kontrastierend auf Trist. 3, 3 Bezug genommen wird, den Basistext Polizians, wo sich der verbannte Dichter an die Götter wendet, die es ihm nicht gestattet hätten, „in der Heimaterde bestattet zu werden“ (Trist. 3, 3, 32). 4. Resümee und Ausblick Der Vergleich von Polizians dreizehnter Elegie mit Campanos Epigrammen 8, 1 und 8, 2 lässt das Potential erkennen, welches das Thema der Heimatferne ent‐ falten konnte, und zwar im Fall einer Projektion auf die antike Antithese von 307 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 49 Ob Campano die positive Wertung der Germanen in den Briefen und in der Regens‐ burger Rede als Parallele zu Ovids Augustuspanegyricus sah, kann nur vermutet werden, mochte ihm aber den moralischen Rückhalt für den Umgang mit seinen wahren Gefühlen geben. Immerhin ließ etwa zwei Generationen später Iulius Caesar Scaliger (zitiert nach Stroh 1969, 40), Ovid sich im Schlussdistichon, 11-12, eines fingierten Epi‐ gramms an den Kaiser selbstkritisch über seine ‚Lüge‘ im Panegyricus äußern: Sie wäre der einzige Grund seiner Verbannung gewesen. 50 Der Tenor des gesamten Epigramms, besonders der Distichen 47-51, mit dem Wunsch, im Exil in Gegenwart der Musen zu sterben (48), erinnern vielleicht nicht zufällig an Polizians Elegie. 51 Text nach Mascoli 2010. In vv. 7 und 9 wurde anstelle von ecquis (in v. 7 vor ullus in v. 8 hyperbolisch) die syntaktisch passende Fragepartikel ecquid geschrieben, gemäß der Edition in der Appendix Ovidiana von P. Ovidii Nasonis Opera, ed. P. Burmann, Amstelodami 1727, 233. Die neutrale Form wird überdies unterstützt durch Ov. Trist. 3, 3, 47 und 49. Interpunktion und Übersetzung von K.S. Rom beziehungsweise Italien einerseits und Barbaren andererseits, das bedeutet Kultur und Kulturferne, mit oder ohne Bezugnahme auf den möglichen Anta‐ gonismus von politischer Macht und freier Kunst, je nach Art der persönlichen Betroffenheit: Empathie und Solidarität bei dem ehemals im Veneto ‚heimat‐ fernen‘ Toskaner Polizian und Ablehnung des Fremden, verpackt in kulturellen Chauvinismus, bei Campano. Letzterer zielt darauf ab, in der Rolle eines aus dem deutschen Exil Befreiten wahrgenommen zu werden, der jetzt in der Heimat seine Meinung äußern kann, 49 obwohl er im Unterschied zu Ovid nicht verbannt war, sondern nur gewissermaßen auf Dienstreise mit dem kultivierten Francesco Todeschini Piccolomini. Die spätere Entwicklung des Themas ‚Ovid und Exil‘ verläuft zugunsten der freien Barbaren, bei denen Dichtung möglich ist, wie das Beispiel Ovids beweise, zu lesen etwa in einer längeren Elegie des Dominicus Baudius, der sich ungefähr hundert Jahre nach Polizians Elegie sogar wünschte, Ovid ins Exil zu begleiten, um an der Übertragung der Dichtkunst von Italien in das Barbarenland am Schwarzen Meer teilhaben zu können. 50 Dieser Wunsch hatte wohl allerdings nur theoretischen oder rhetorischen Charakter. Anhang 1. Angelo Poliziano, Elegia de Ovidii exilio et morte (Eleg. 13) 51 Et jacet Euxinis vates Romanus in oris: Romanum vatem barbara terra tegit. Terra tegit vatem, teneros qui lusit amores, barbara, quam gelidis alluit Ister aquis. 308 Kurt Smolak 5 Nec te, Roma, pudet, quae tanto immitis alumno, pectora habes ipsis barbariora Getis? Ecquid, io Musae, Scythicis in finibus aegro taedia qui morbi demeret, ullus erat? Ecquid frigidulos qui lecto imponeret artus, 10 aut qui dulciloquo falleret ore diem? Aut qui tentaret salientis tempora venae, aut fomenta manu qui properata daret? Conderet aut oculos media jam morte natantes, aut legeret summam qui pius ore animam? 15 nullus erat, nullus: veteres tu, dura, sodales heu procul a Ponto, Martia Roma, tenes! Nullus erat: procul ah conjux parvique nepotes, nec fuerat profugum nata sequuta patrem. Scilicet immanes Bessi flavique Coralli 20 aut vos pelliti, saxea corda, Getae, scilicet horribili dederit solamina vultu Sarmata ab epoto saepe vehendus equo! Sarmata, cui rigidam demisso in lumina frontem mota pruinoso tempora crine sonant! 25 sed tamen et Bessi extinctum et flevere Coralli Sarmataque, et durus contudit ora Getes. Extinctum et montes flebant et silva feraeque, et flesse in mediis dicitur Ister aquis. Quin etiam pigro concretum frigore Pontum 30 Nereidum lachrymis intepuisse ferunt. Accurrere leves Paphia cum Matre volucres arsuroque faces supposuere rogo. Quem simul absumpsit rapidae violentia flammae, relliquias tecto composuere cado. 35 impositumque brevi signarunt carmine saxum: „Qui jacet hic, teneri doctor amoris erat.“ ipsa locum late sancto Cytherea liquore irrorat nivea terque quaterque manu. Vos quoque, Pierides, vati libastis adempto 40 carmina, sed nostro non referenda sono. 309 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) Elegie über Ovids Verbannung und Tod Und da liegt ein römischer Dichter an den Küsten des Schwarzen Meeres! Einen römischen Dichter zärtlicher, heiterer Liebeslieder deckt Barbarenerde, die der Hister mit eisigem Wasser bespült. (5) Und du, Roma, schämst dich nicht, die du, grausam gegenüber einem solchen Sohn, ein Herz barbarischer als die Geten hast? War da vielleicht irgendjemand - oh Jammer, ihr Musen! - im Skythen‐ land, der dem Siechen die Mühsal der Krankheit abgenommen oder dessen er‐ kaltende Glieder auf ein Lager gebettet (10) oder ihm mit angenehmen Gesprä‐ chen die Zeit vertrieben hätte? Oder der den Pulsschlag an den Schläfen befühlt oder ihm eilig Umschläge angelegt hätte? Oder der ihm im schon nahen Tod mitten im Sterben die verschwommenen Augen zugedrückt oder pietätvoll den letzten Hauch mit dem eigenen Mund aufgelesen hätte? (15) Keiner war da, keiner! Seine alten Gefährten hältst du, harte Marstochter Roma, ach, vom Schwarzen Meer fern. Keiner war da! Fernab - oh weh - die Gattin und die kleinen Enkel, auch die Tochter war ihrem verbannten Vater nicht nachge‐ kommen. Aber natürlich: Die wilden Bessen und die blonden Korallen (20) oder ihr, in Felle gekleidete Geten mit steinhartem Herzen, aber natürlich: Der Sar‐ mate von schreckenerregendem Anblick, der oft auf einem Pferd reitet, von dem er sich satt getrunken hat, der könnte Trost spenden! Ja, der Sarmate: Wenn er unwirsch die Stirn in Richtung seiner Augen senkt, klirren seine Schläfen bei dieser Bewegung von raureifstarrem Haar! (25) Aber dennoch: Die Bessen, die Korallen und die Sarmaten beweinten den Dahingeschiedenen, und der harte Gete zerkratze sich das Gesicht. Den Dahingeschiedenen beweinten Berge, Wald und Wildtiere, und der Hister soll mitten in seinen Wassern geweint haben. Man sagt, dass sogar das froststarre Schwarze Meer sich (30) durch die Tränen der Nereiden erwärmt habe. - Da eilten herbei die leichten Geflügelten mit ihrer Mutter aus Paphos und legten Fackeln unter den Scheiterhaufen, damit er brenne. Sobald ihn die Kraft der lodernden Flamme aufgezehrt hatte, bargen sie die Überreste in einer Urne mit Deckel, (35) setzten einen Grabstein und ver‐ sahen ihn mit einem kurzen Gedicht als Siegel: „Der da liegt, war Lehrer zärt‐ licher Liebe.“ Venus selbst besprengte mit weiß schimmernder Hand mehrfach den Ort weithin mit heiligem Wasser. Auch ihr, Musen, brachtet dem verblich‐ enen Dichter (40) Lieder dar, die mit unserem Klang aber nicht wiedergegeben werden dürfen. 310 Kurt Smolak 52 Text nach Perosa / Sparrow 1979, 66; Überschrift nach der Edition von Ferno 1495; Interpunktion und Übersetzung K.S. 2. Giannantonio Campano, In reditu e Germania (Epigr. 8, 1) 52 Linquo Tridentinas Alpes et Rhaetica saxa nunquam oculis posthac aspicienda meis. Accipe Campani, sterilis Germania, terga, accipe nudatas, barbara terra, nates. 5 Ille dies, iterum qui te mihi forte videndam offeret, extremus sit mihi et ille dies! Finibus Italiae primis exstinguar et illic per Latiam condant frigida saxa manum. Dicantur Latia mihi verba novissima lingua 10 et Latio, qui sim, carmine saxa notent. At pia si qua manus collectis ossibus urnam erigat accensa coniciatve pyra, hoc, precor, hoc caveat, ne pars vel quantula nostri barbaricum tangat non bene lecta solum. Bei der Rückkehr aus Deutschland Ich verlasse die Alpen von Trient und die Felswände Rätiens, die ich nie wieder mit meinen Augen sehen möchte. Da, nimm den Rücken des Mannes aus Kam‐ panien, unfruchtbares Deutschland! Da, nimm, Barbarenland, meinen nackten Hintern! Jener Tag, der es vielleicht mit sich bringt, dass ich dich wiedersehen soll, jener Tag möge mein letzter sein. Noch an den äußersten Grenzen Italiens möge mein Licht verlöschen, und dort möge mithilfe lateinischer Hand ein kühles Steingrab mich bergen. Man möge zu mir in der Sprache Latiums die Abschiedsworte sprechen, und in einem lateinischen Gedicht möge der Grab‐ stein künden, wer ich bin. Wenn aber eine pietätvolle Hand mein Gebein ein‐ sammelt und eine Urne aufstellt oder es auf den entzündeten Scheiterhaufen wirft, dann soll man darauf achten, ja darauf, bitte ich, dass auch nur der kleinste Teil von mir, nicht sorgfältig aufgelesen, mit barbarischem Boden nicht in Be‐ rührung komme. 311 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 53 Text nach der Edition von Menckenius 1707. In v. 11 wurde horis (in Hinblick auf v. 5 und als Gegensatz zu v. 12: barbara terra, und zu Epigr. 8, 1, 3: sterilis Germania) durch oris ersetzt, entsprechend der ansonsten fehleranfälligen Princeps von Ferno 1495; Interpunktion und Übersetzung von K.S. 3. Giannantonio Campano, De eodem (Epigr. 8,2) 53 O quotiens dixi: ‚Superi, quibus omnia parent et quibus icta mea est hostia saepe manu, reddite me Italiae primaque reponite terra: reddite me Italiae, reddite me Italiae! 5 nec quem vos Latiis nasci voluistis in oris Vindelico extinguant fata premantque gelu. Ferre ego nec saevum stridenti sidere frigus autumno vix nunc incipiente queo nec refugos mores et grande sonantia verba, 10 post ortum nunquam sobria verba diem.‘ Audivere preces superi! Felicibus oris Iam fruor: a tergo barbara terra mihi est. Nunc aperit coelum, nunc suavem Jupiter auram, nunc divum sedes panditur Italia. 15 Dii patrii, salvete! Manum date, turba, reverso barbarico vates vester ab orbe redit. Ite in complexum, veteres carique sodales, pro reditu dentur prospera thura meo. Et petite hoc: vitae reliquum me vivere dulci 20 Ausonia iubeant Ausoniaque mori. Zum selben Thema Ach, wie oft habe ich gesagt: „Himmlische, denen alles gehorcht und denen ich oft eigenhändig ein Opfertier schlachtete, bringt mich zurück nach Italien und begrabt mich gleich im ersten Stück Land! Bringt mich zurück nach Italien, bringt mich zurück nach Italien! (5) Nicht soll einen, der nach eurem Willen auf lateinischem Boden zur Welt kam, der Tod durch den Eisesfrost Vindeliziens qualvoll auslöschen. Nicht kann ich die grässliche Kälte unter dem knarrenden Gestirn (d. i. der Große Wagen) ertragen, wo doch eben erst der Herbst beginnt, nicht den Mangel an Sitten und volltönende Worte, (10) Worte, die nach Tages‐ anbruch niemals nüchtern sind.“ Erhört haben die Himmlischen mein Flehen: Schon reise ich durch fruchtbares Gelände, das Barbarenland liegt hinter mir. Jetzt öffnet Jupiter den Himmel, jetzt die milde Luft, jetzt tut sich der italische 312 Kurt Smolak Wohnsitz der Vergöttlichten auf! Götter der Heimat, seid gegrüßt! Leute, reicht dem Heimkehrer die Hand! Euer Dichter kehrt aus der Barbarenwelt zurück! Kommt in meine Arme, liebe, alte Gefährten! Als Dank für meine Rückkehr spende man glückbringenden Weihrauch. Und bittet um eines: Sie mögen ver‐ fügen, dass ich den Rest meines Lebens im geliebten Ausonien verbringe und in Ausonien sterbe. Literaturverzeichnis Baudri de Bourgueil: Baldrici Burguliani Carmina, vol. 1, ed. Jean-Yves Tilliette, Paris 1998. Campano, Giannantonio: Omnia Campani Opera, ed. Michele Ferno, Rom 1495. Campano, Giannantonio: Jo. Antonii Campani episcopi Aprutini Epistolae et Poemata etc., rec. Jo. Burchardus Menckenius, Leipzig 1707. Blusch, Jürgen: Zur Rezeption der Germania des Tacitus bei Giannantonio Campano und Enea Silvio Piccolomini, Humanistica Lovaniensia 32, 1983, 75-106. Bond, Gerald A.: The Poetry of Baudri of Bourgueil and the Formation of the Ovidian Subculture, Traditio 42, 1980, 143-193. Bruggisser-Lanker, Therese: Musik und Tod im Mittelalter. Imaginationsräume und Transzendenz, Göttingen 2010. 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Töchterle, Karlheinz: Von der Natur zur Kultur und zurück, in: Jacques Lajarrige (Hg.): Lectures croisées de Christoph Ransmayr: Le dernier des mondes, Paris 2003, 33-42. 315 Unter Barbaren im Exil (Ovid, Poliziano, Campano) 1 Epist. 6, 1 an Gentile Becchi, 7. Oktober 1471, Würzburg (M 335). Campanos Briefe werden nach der Ausgabe von Mencke 1707 (= M) zitiert, deren Zählung der von Michele Ferno besorgten Gesamtausgabe von 1495 (Rom: Eucharius Silber) folgt. Die Datierung der Briefe erfolgt nach Hausmann 1968. Die Übersetzungen sind meine eigenen. Briefe aus Deutschland Giannantonio Campanos literarische Konstruktion des Exils Tobias Dänzer (Würzburg) Wenig schmeichelhaft schrieb der italienische Humanist Giannantonio Cam‐ pano in einem Brief, den er am 7. Oktober 1471 aus Würzburg an Gentile Becchi nach Florenz sandte, über seinen Aufenthaltsort: 1 Vereor, ne si diutius haeream, aut eripiar a Barbaris aut immuter - Barbara me tellus, ut te quoque, Naso, recondet / Ni Tuscos repetam dum nova luna meos. (Sollte ich noch länger hier festsitzen, so fürchte ich, entweder den Barbaren zum Opfer zu fallen oder mich ihnen anpassen zu müssen: Barbarenerde wird mich, wie auch dich, Naso, bedecken, wenn ich nicht bis zum Neumond wieder in Italien bin). Bereits diese prosimetrische Miniatur aus der berühmtesten der Deutsch‐ land-Episteln Campanos ist in verschiedener Hinsicht bemerkenswert. Zu‐ nächst inhaltlich: Die Apostrophe an den prototypischen Exilierten Ovid, die formelhafte Klage über die unwirtliche Fremde, die Sehnsucht nach der Heimat, die Auswirkungen auf das Gemüt des um Rückkehr Bittenden, all dies ist Exil‐ topik. Allerdings: Campano schreibt nicht aus dem Exil. Er war im März 1471 als Teilnehmer einer apostolischen Entourage um den päpstlichen Legaten Kar‐ dinal Francesco Piccolomini und auf Empfehlung einflussreicher Kleriker, allen voran des Kardinals Bessarion, zum ‚Großen Christentag‘ nach Regensburg ent‐ sandt worden. Campano war beauftragt, vor den versammelten deutschen Reichsständen eine Rede für deren Einigung und die gemeinsame Befehdung der Türken zu halten. Die Reise nach Deutschland war also keineswegs ein ‚Exil‘, 2 Zur Aufgabe Campanos z. B. Hausmann 1974, 426: „per lui […] quello era il primo in‐ carico politico di rilievo, in cui sperava di mettere in luce le proprie capacità.“ Über Campanos Rede Krebs 2005, 180-190; Di Bernardo 1975, 271-272. Dass die (gedruckte) Rede von den Zeitgenossen geschätzt wurde, erhellt daraus, dass sie zu Lebzeiten Cam‐ panos drei Sonderdrucke erfuhr. Von Jakob Wimpfeling wurde sie den Türkenreden von Enea Silvio Piccolomini und Bessarion editorisch beiseite gestellt; vgl. Krebs 2005, 180 Anm. 261. 3 Zur Ovidstilisierung vgl. Krebs 2005, 162-180; zu Campanos poetischer Autobiographie Enenkel 2008, 229-251; ders. 2005. 4 Krebs 2005, 162-180. 5 Hausmann 1968, 529 spricht von „Nörgeleien eines verwöhnten Lebemannes“. Vgl. ebd. 527-529 (527: „Das Motiv seines Unwillens ist enttäuschte Eitelkeit und Langeweile“, die sich nach Absage seiner Rede eingestellt hätten.); ähnlich bereits Amelung 1964, 65-66, der allerdings auf die „Doppelbödigkeit“ der Verdikte italienischer Humanisten hingewiesen hatte (ebd. 51). Helmchen 2004, 188-189 nimmt Campanos brieflich ge‐ äußerten ‚Widerwillen‘ gegen Deutschland für bare Münze. Voigt 1973, 175-180 und Ridé 1977, I, 186-187 mit Anm. 228 (III, 77) verweisen auf die traditionellen Motive der Exilliteratur und des italienischen Stereotyps, halten den Abfassungsgrund für die Briefe jedoch im Kern für biographisch motiviert. Ebenso Di Bernardo 1975, 268, der die Briefe einerseits als „esercitazione letteraria“, andererseits als wenig geschliffenen und hyperbolischen Ausdruck von Campanos italienischem „sentimento di orgoglio“ liest. Freilich warnt er: „[non] è facile precisare fino a qual punto egli fosse convinto di ciò che la sua penna affidava alla carta.“ 6 Krebs 2005, 180. Vgl. die Rezension von Whitton 2005, der schließlich an der biogra‐ phischen Deutung der Briefe festhält. sondern eine Ehre, bot sie doch die Möglichkeit, sich als Redner nationalen und übernationalen Ruhm zu erwerben. 2 Auch die Form gibt zu denken: Hätte Campano lediglich über seinen desolaten Zustand im rauen Deutschland berichten wollen, so hätte prosaisches Klagen genügt. Doch schon aus dem Zitat geht hervor, wie sich der Exilierte sah: Als Dichter, der, berufe man ihn nicht zurück, zum Barbar werden müsse, und der seine Lage poetisch und reichlich selbstbewusst mit der Ovids in Tomis ver‐ gleicht. 3 Campanos Deutschlandbriefen wurde bislang wenig ungeteilte Aufmerk‐ samkeit geschenkt. Zuletzt kam Christopher Krebs 2005 eingehender auf die Briefe zu sprechen, als er Campanos darin entwickeltes Deutschlandbild im Rahmen seiner Rezeptionsstudien zu Tacitus’ Germania als literarisches, auf ovidischer Topik erarbeitetes Konstrukt auswies. 4 Damit schritt er einerseits über Frank-Rutger Hausmann, Flavio Di Bernardo und andere hinaus, die Cam‐ panos Briefe vor allem als historische Dokumente und Ausdruck tatsächlichen Unbehagens verstanden hatten. 5 Eine Antwort auf die Frage nach der Motiva‐ tion für die Briefe und das negative Deutschlandbild des Humanisten blieb Krebs andererseits schuldig: Sie bleibe, so schreibt er, im Dunkeln. 6 318 Tobias Dänzer 7 Zur Biographie Campanos v. a. Di Bernardo 1975; Hausmann 1968, 9-24; 1974; Enenkel 2008, 229-251. Dieser Beitrag widmet sich der Frage nach der Intention, die Campano mit den Deutschlandbriefen und deren Konstruktion des Exils verfolgt. Im Mittel‐ punkt wird dabei die in der Forschung bisher vernachlässigte Bedeutung des renaissancezeitlichen Briefs stehen, wobei besonderes Augenmerk auf den Ad‐ ressatenbezug und die spezifisch humanistische Interaktion zu legen ist. 1. Der ‚Wanderhumanist‘ Giannantonio Campano Einige biographische Angaben zu diesem weniger bekannten Humanisten seien vorausgeschickt. 7 Geboren wurde Campano 1429 nahe Capua. Er dichtete latei‐ nisch, die bevorzugte Form war die Elegie und das Epigramm. Als Biograph wurde er von den Zeitgenossen geschätzt, als Redner gefeiert. Nach Studienau‐ fenthalten in Neapel und Siena gelangte er nach Perugia, wo er, gefördert von der einflussreichen Perusiner Adelsfamilie Baglioni, seine Studien fortsetzte. Im Jahr 1455 wurde er auf den Lehrstuhl für Rhetorik der Universität in Perugia berufen, wo er seine bedeutende Antrittsrede De laudibus omnium scientiarum hielt. Zugang zur Kurie erhielt er 1459 durch die Bekanntschaft mit den Kardi‐ nälen Filippo Calandrini, Giacomo Ammannati und Alessandro Oliva. Durch diese Verbindungen machte er die Bekanntschaft mit Enea Silvio Piccolomini, Papst Pius II. 1462 erhielt er das Bistum Cotrone, im Jahr darauf ernannte ihn der Papst zum Bischof von Teramo. Nach dem Tod Pius’ II. im August 1464 reüssierte Campano auch unter dessen Nachfolger Paul II., der ihn förderte und letztlich in den engeren Kreis aufnahm. Von 1465 bis zur Deutschlandreise be‐ fand er sich meist im Gefolge der Kardinäle Francesco Todeschini und Giacomo Ammannati und hielt sich zwischen Siena, Rom und Teramo auf. Zudem fun‐ gierte er als Editor und Korrektor antiker Schriften in der Offizin des deutschen Druckers Ulrich Han in Rom. Auch die Zeit nach dem Reichstag in Regensburg brachte für Campano wenig Ruhe: Im Juli des Jahres 1471 war Paul II. gestorben und wurde von Francesco della Rovere, Sixtus IV., beerbt. Verschiedenen Stadt‐ präfekturen in Umbrien und einer fruchtbaren Bekanntschaft mit dem Herzog von Urbino Federico da Montefeltro folgte 1474 ein Zerwürfnis mit dem neuen Papst, dessen Politik Campano in einem Sendschreiben kritisiert hatte. Dies be‐ deutete das Ende seiner kurialen und administrativen Karriere. Bis zu seinem Tod lebte er zurückgezogen in Teramo und Siena, wo er im Juli 1477 starb. Man ersieht bereits aus der biographischen Skizze, dass Campano ein für die Humanisten der Renaissance nicht untypisches Wanderleben führte, das stets 319 Briefe aus Deutschland 8 Vgl. hierzu Enenkel 2005. 9 Enenkel 2008, 229-251; De Beer 2013; Leuker 2003. 10 Zur Rolle und ‚öffentlichen‘ Natur des Briefs und der Briefsammlung in der Frühen Neuzeit z. B. Tröger 2016, 8-17; Henderson 2002; Körber 1997, 251-253; Harth 1983; Clough 1976. 11 Hausmann 1968; Epist. 2, 16; 10, 37 (Hausmann 1968, 345); vgl. auch Krebs 2005, 171. 12 Epist. 3, 6 (M 167); vgl. Hausmann 1968, 27. 13 Campano 1495, xlviii r -lvii r (M 334-402). Von den 54 Briefen stammen nicht alle aus Campanos Zeit in Deutschland (dazu gehören 6, 24-26; 6, 39-41; 6, 53 ist bald nach der Rückkehr aus Deutschland geschrieben). von der Gunst einflussreicher Freunde und Gönner abhängig war. Campano selbst war sich dessen bewusst und inszenierte sich etwa in einer poetischen Autobiographie als Wanderer, der von Stadt zu Stadt zieht und jeweils in einer neuen Familia Aufnahme findet. 8 Aus diesem Grund ist die Patronage-For‐ schung in den letzten Jahren auf Campano aufmerksam geworden: Er dient als Paradebeispiel für den Typus des Humanisten, der sein Wirken ausschließlich im Dunstkreis der Mächtigen entfalten kann. 9 Als bevorzugtes Mittel für Aufbau und Pflege des humanistischen Netzwerks hat man in der jüngeren Forschung den Brief erkannt. Der Brief wird nicht länger als rein historisches Dokument verstanden, sondern als Träger der humanistischen Kommunikation und Inter‐ aktion. Der Brief überbrückt Distanz und stellt Präsenz her, er ist der Ort für verschiedene Formen der Selbstrepräsentation, für Polemik, Gemeinmachung und Öffentlichkeitsarbeit. 10 2. Briefe aus Deutschland So nimmt die briefliche Kommunikation auch in Campanos Werk einen zent‐ ralen Platz ein. In der Gesamtedition von Michele Ferno, die dieser 1495 bei Eucharius Silber in Rom in Druck gab, entfällt rund ein Viertel der Druckseiten auf die 356 Briefe, die damit vor den Abhandlungen, Reden, Biographien und Epigrammen die umfangreichste Werkgruppe bilden. Campano äußerte sich mehrfach zur Funktion seiner Briefe: Er verstand sie als bleibendes Monument seines ingenium und als Quelle des Nachruhms. 11 Mit Blick auf eine spätere Pu‐ blikation ließ er Abschriften all seiner Briefe anfertigen. Einer Notiz entnimmt man, dass er bereits 1459 sechs Bücher Briefe gesammelt hatte. 12 Die Anordnung, die Campano für sein Epistolarium vorgesehen hatte, lässt sich aus dem erhal‐ tenen Material allerdings nicht mehr rekonstruieren. Die knapp fünfzig Deutschlandbriefe des Jahres 1471 sind in den Opera omnia im 6. Epistelbuch zusammengestellt. 13 320 Tobias Dänzer 14 Epist. 6, 33 (M 389) an Giacomo Minutoli: Careo deliciis Romanis, Campanis, Hetruscis. Duriusculum est homini, praesertim delicatulo […]: Romae si non sum, fiat Germania Roma / Quodque mihi fuerat Tybris et Hyster erit. / Non eadem coeli facies, non gratia terrae, / At placet aestivam tangere posse nivem. 15 Z. B. Epist. 6, 2 (M 347) an Giacomo Ammannati: Nunc comparo me in adventum Caesaris habiturus orationem, qualem Italiam legat, Germania non capiat. Incredibilis est hic in‐ geniorum barbaries: rarissimi norunt litteras, nulli elegantiam. 16 Z. B. Epist. 6, 1 (M 335) an Gentile Becchi: Nec unam cibariorum censeas este molestiam: Adde sitim atque oculos lacrymantes inter acerba pocula. 17 Z. B. Epist. 6, 50 (M 398) an Domizio Calderini: Scripsi ad te iam ter: facies recte, si non exules in memoria habeas. Vgl. auch Epist. 6, 47 (M 396) an Sinolfo Otieri. 18 Epist. 6, 38 (M 392) an Giacomo Ammannati: Plenus sum fastidii, nausea, foetoris. Senties mephitim, si tabellas olfeceris. Diese Briefe, die Klagen über Deutschland enthalten (mit wenigen Aus‐ nahmen sind es alle), eint eine feste Topik. So klagt Campano stets über die unwirtliche Landschaft und das raue Klima, das für einen urbanen und zarten Italiener schier unerträglich sei. 14 Er beschwert sich über den schlechten Ge‐ schmack, die schlechten Sitten sowie den niedrigen Bildungsstand der Deut‐ schen, weshalb er sich unverstanden fühle. 15 Ferner könne er mit deutschem Essen und Trinken nichts anfangen, was sich in wiederholten Schilderungen unreifer Äpfel, schlechten Fleisches und sauren Weins äußert. 16 Einsamkeit und Angst, von den italienischen Freunden vergessen zu werden, ist ein weiteres wiederkehrendes Klageelement. So beschwert er sich bei verschiedenen Adres‐ saten, die den exul wohl vergessen hätten, über ausbleibende Briefe. 17 Ein be‐ sonderes Merkmal Deutschlands scheint ihm der Geruch zu sein: Wiederholt klagt er über den Gestank, der insbesondere im Sommer in Deutschland herr‐ sche. So schreibt er einmal an Ammannati, dieser könne, wenn er an den Blättern in seiner Hand rieche, den Gestank Deutschlands miterleben. 18 Man bemerkt leicht, dass all dies mit Exiltopik vermischtes italienisches Stereotyp wider die Deutschen ist. Aus autoptischer Erfahrung hervorgegangen scheint das we‐ nigste, es gibt kaum konkrete, über vorgefertigte Bausteine hinausgehende Klagen. Gleichwohl lassen sich in den Briefen Funktionalisierungen des Exils beob‐ achten, die je nach Empfänger in ihrer Form variieren. Ich möchte im Folgenden anhand dreier Adressaten bzw. Adressatenkreise aufzeigen, dass Campanos Exil als ein literarisches konzipiert ist, mit dem sich unterschiedliche kommunikative Strategien verbinden ließen. Zunächst soll Campanos Korrespondenz mit dem Kardinal von Pavia Giacomo Ammannati, Papiensis genannt, betrachtet werden, dem Campano mit weitem Abstand die meisten Briefe aus Deutschland schrieb. Sodann soll der berühmteste Brief der Sammlung, Brief 6, 1 an Gentile Becchi, 321 Briefe aus Deutschland 19 Krebs 2005, 168 Anm. 192. 20 ASF, MAP, filza 61, 12 v . Vgl. Di Bernardo 1975, 443 B 20. Becchi schreibt: „Udite [i] versi che e’ fe cantare hiersera inanzi al Rev.mo Cardinale di Pavia: Linquimus Italiam […]. Oggi è partito accompagnato fino alla vigna con tanta grazia di questa chorte.“ 21 Campano 1495, xxi v (M 165-166). untersucht werden. Zuletzt werden Briefe an den Zirkel um Kardinal Bessarion behandelt. 2.1. Briefe an Ammannati Dass Campanos „Exil“ ein literarisches ist, das einen stereotypen Ort nach‐ zeichnet, nicht aber vordergründig authentische Erfahrung referiert, kann durch ein Gedicht an Ammannati belegt werden. In einer Elegie, die in den Opera omnia das 7. Epigrammbuch einleitet, legt Campano poetisch Rechenschaft ab von seiner Vorstellung Deutschlands. Dabei ist die Elegie nicht, wie Christopher Krebs meinte, ein Reisebericht, 19 sondern wurde vor der Abreise Campanos nach Deutschland verfasst. Dies geht aus einem Brief von Gentile Becchi an Lorenzo de’ Medici hervor, dessen Eingang rückseitig am 22. März 1471 bestätigt und am Tag der Abreise der Delegation nach Regensburg, also am 18. März, geschrieben wurde. 20 Darin unterrichtet Becchi den Medicifürsten von eben diesem Gedicht, das Campano Ammannati am Vorabend seiner Abreise zu Gehör brachte. Im Brief zitiert Becchi das Gedicht: 21 Linquimus Italiam peregrinaque regna petuntur, Noricus algentes qua vehit Ister aquas. Hercinias inter silvas Geticasque feremur; O Vati parcat Barbara terra tuo! Cuncta tamen, coelum gelidum patiemur et Arcton Et glaciem, silvas, flumina, stagna, nives. Si non totus eam, si pars remanebit amici, Campanique memor si, Papiensis, eris. Italiae extremos fines iam scandimus Alpes, Ausonio premitur Barbara terra pede. Non nemora hic vestit semper frondosa catillus, Praecipiti impendent horrida saxa iugo. Gratia non eadem pratis, non vallibus umbrae, Nec sapit hoc Rheni, quod tua Tibris, aqua. Adde quod et meus est coelo Papiensis in illo, Hoc quaecunque caret, Barbara terra mihi est. 322 Tobias Dänzer 22 Monte Catillo in Tivoli, das Campano im Jahr 1461 als Teilnehmer einer kurialen En‐ tourage um Pius II. Sommerfrische bot. In der Elegie 4, 18 besingt Campano den Bau einer Festung durch den Papst (noch heute Rocca pia, am Fuße des Monte Catillo ge‐ legen), die vordergründig dem Schutz, tatsächlich wohl der Bewachung der aufsässigen Tiburtiner galt. Vgl. De Beer 2009, 148-150; Di Bernardo 1975, 126-128. Ante oculos Tibris, suavem spirantia flatum Ante oculos rident Quintia prata suos. Me gravat Arctous ventis stridentibus orbis, Aestivo gelidas sub pede calco nives. Surdus et elinguis, nec dico nec audio quicquam, Unus adest sensus, acrius olfacio. (Ich verlasse Italien, reise in fremdes Herrschaftsgebiet, wo die norische Donau eis‐ kaltes Wasser führt. In herkynischen und getischen Wäldern werde ich umherirren! Oh möge das Barbarenland deinen Dichter schonen! Alles aber will ich ertragen, das kalte Klima des Nordens, das Eis, die Wälder, Flüsse, Regengüsse und Schneefälle, wenn ich nicht ganz gehen muss, wenn ein Teil des Freundes mir bleiben, wenn du, Papiensis, deinen Campano nicht vergessen willst. Schon besteige ich die Alpen am äußersten Rande Italiens, schon berührt der Fuß eines Italieners barbarische Erde. Nicht bekleidet hier der Catillus 22 die stets belaubten Wälder, bedrohlich hängen grau‐ sige Felsen von steilem Bergeskamm, die Wiesen haben nicht dieselbe Lieblichkeit, die Täler keine Schatten, und auch das Wasser des Rheins schmeckt nicht wie das deines Tibers. Dann nimm noch hinzu, dass mein Papiensis unter jenem fernen Himmel lebt, jedes Land, in dem er nicht ist, ist mir Barbarenland. Vor seinen Augen liegt der Tiber, vor seinen Augen lachen die römischen Wiesen, durch die ein ange‐ nehmer Wind weht. Mir setzt der Norden zu mit pfeifenden Stürmen, mit meinen an den Sommer gewöhnten Füßen trete ich auf eiskalten Schnee. Taub und stumm bin ich, sage nichts und höre nichts, ein einziger Sinn funktioniert: ich rieche allzu in‐ tensiv). Im Gedicht sind diejenigen Stereotype und Klageelemente vorweggenommen, die in den Deutschlandbriefen beständig auftauchen. Campano beklagt das ei‐ sige Wetter, die gefrorenen Flüsse, den Regen, die trostlose Landschaft. Das Bild der deutschen Landschaft wird mit der italienischen in Kontrast gesetzt, der Adressat der Elegie, Ammannati, wird glücklich gepriesen, da er in italienischem Klima leben dürfe. Im letzten Distichon werden weitere wohlbekannte Aspekte angesprochen: Zunächst wird die Isoliertheit dessen genannt, der es gewohnt ist, in der Heimat Aufmerksamkeit zu erhalten, zu sprechen und gehört zu werden. Und selbst der in Deutschland herrschende Gestank, den Campano in 323 Briefe aus Deutschland 23 Epist. 6, 54 an Giacomo Ammannati, 30. April 1471, Landshut (M 402). 24 Epist. 6, 7 an Giacomo Ammannati, wohl Mitte Juni 1471, Regensburg (M 352). seinen Briefen beständig beklagt, ist bereits vor seiner Deutschlandreise ruch- und riechbar. Wenn Campano aus Deutschland also nichts anderes verlauten lässt, als was er vorher bereits festgelegt hat und was allgemeiner italienischer Vorbehalt ge‐ genüber Deutschland ist, so lässt sich in der Tat mit Krebs nach der Motivation für die Briefe fragen. Welche Strategie verfolgt Campano? Der Vergleich der Elegie an Ammannati mit den Briefen an ihn lässt eine erste Strategie erkennen, die Campano wiederholt zur Anwendung bringt: Der Schilde‐ rung der Unwirtlichkeit Deutschlands wird die Duldsamkeit und Tapferkeit, die Fähigkeit zum Leiden gegenübergestellt (vgl. vv. 5-8). Im letzten Brief des 6. Bu‐ ches, der zugleich der früheste datierbare Deutschlandbrief ist, den Campano noch auf der Anreise nach Regensburg aus Landshut schrieb, klagt Campano bereits: 23 Cum ad Ratisponam pervenero, quod ad biduum spero, perscribam, immo mittam potius, quam perscripsi, profectionem meam omnem inter saxa, montes, feras; nam homines nusquam. Fortissimus duro. (Sobald ich in Regensburg sein werde, was, wie ich hoffe, binnen zwei Tagen der Fall sein wird, schreibe ich dir ausführlich, bzw. schicke dir vielmehr einen genauen Be‐ richt meiner Anreise durch Felsen, Berge, wilde Tiere - Menschen gibt es nämlich nirgends. Ich harre tapferst aus). In einem weiteren Brief schreibt er: 24 nunc Junio frigemus, quid futurum ad Decembrem existimes in Germania? Et an re‐ sistere viros posse in Italia natos, ubi flumina plerumque universa gelent? Sed dura‐ bimus: et quo celerius defungamur tot incommodis, maiore instabimus animo, quam si in delitiis Italiae versaremur. ( Jetzt frieren wir im Juni, wie, meinst du, wird es wohl erst im Dezember sein in Deutschland? Können Männer, die in Italien geboren sind, da überleben, wo fast alle Flüsse gefrieren? Aber ich harre aus, und um so viele Widrigkeiten rascher zu über‐ stehen, werde ich mich mit größerem Engagement daranmachen, als wenn ich in italienischen Annehmlichkeiten lebte). Elegie und Brief haben dieselbe Funktion: Campano präsentiert sich dem Kar‐ dinal von Pavia als angesichts großer Widrigkeiten robuster Mann, der umso tatkräftiger agiert, je fataler die Situation ist. Entscheidend ist der Adressaten‐ bezug, weshalb das Verhältnis Campanos zu Ammannati zu bestimmen ist. 324 Tobias Dänzer 25 Vgl. De Beer 2009, 152; Di Bernardo 1975, 92-95. 26 Vgl. z. B. Kettering 1986; zur Patronage-Forschung Enenkel 2014, 39-43 mit ausführli‐ cher Bibliographie; McLean 2007; zu Campano und Ammannatis ‚brokerage‘ De Beer 2013, 103-168. 27 De Beer 2013, 116: „Of all Campano’s addressees, Ammannati receives the most personal and confidential poetry, and as a consequence, these poems reveal more about Campano than about Ammannati. This situation is paralleled in Campano’s letters to Ammannati which seem to read almost like a diary at times. But even though Campano addressed Ammannati confidentially, he is always clear about his expectations […].“ Vgl. auch Leuker 2003, 162-167. 28 Hierzu und zu Campanos Antwort De Beer 2013, 135-136. 29 Hausmann 1968, 525-526. Giacomo Ammannati war, so schrieb es Campano mehrfach, sein wichtigster Freund und Fürsprecher. 25 In der Patronage-Forschung hat man den Begriff „broker“ eingeführt als Bezeichnung für denjenigen, der nicht selber finanziell unterstützend („patron“), sondern vermittelnd agiert. 26 Ammannati war beson‐ ders bei Papst Pius II. zu Einfluss gelangt, der ihn in den engsten Kreis aufnahm. 1460 ernannte ihn der Papst zum Bischof von Pavia, was ihm den Beinamen Papiensis eintrug. Ammannati war es, der Campano dazu überredete, den Rhe‐ toriklehrstuhl in Perugia aufzugeben und eine kuriale Laufbahn einzuschlagen. Nicht zuletzt durch Ammannatis Eintreten beim Papst erhielt Campano das Bistum Teramo, das ihm bis zum Lebensende blieb. Die meisten poetischen Er‐ zeugnisse Campanos sind Ammannati gewidmet. Susanna De Beer hat in ihrem Buch The Poetics of Patronage. Poetry as Self-Ad‐ vancement in Giannantonio Campano aufgezeigt, dass sich die Gedichte Cam‐ panos an Ammannati hinsichtlich Vertraulichkeit, Offenheit und Witz deutlich von den panegyrischen Gedichten an andere Adressaten unterscheiden. 27 In einem Brief an Gentile Becchi schrieb Ammannati, der das Anekdotische, Wit‐ zige und Satirische Campanos bevorzugte, dass er dessen schmeichlerische Ge‐ dichte abgeschmackt finde. 28 So sandte denn Campano eine Vielzahl pointierter Epigramme in Nachfolge Martials an Ammannati. Wie sich die Gedichte an Ammannati von den anderweitig adressierten un‐ terscheiden, so heben sich auch die Briefe an Ammannati durch ihren satirischen und anekdotischen Charakter von anderen ab. Wo sie Vorgänge schildern, die im Zusammenhang mit dem Christentag in Regensburg stehen, besitzen sie in‐ sofern wenig dokumentarischen Wert, als sie - dies lässt sich etwa aus dem Vergleich mit der getreueren Darstellung des päpstlichen Legaten Patrizi er‐ sehen - unpräzise, sprung- und fehlerhaft sind. 29 Wiederholt bekennt sich Cam‐ pano zu seiner unsachlichen Darstellungsweise, da die Vorgänge ohnehin aus‐ 325 Briefe aus Deutschland 30 Epist. 6, 15 an Giacomo Ammannati, 28. Juli 1471, Regensburg (M 370). 31 Epist. 6, 8 an Giacomo Ammannati, Mai 1471, Regensburg (M 354). führlich nach Rom berichtet würden. Dies gibt ihm den Raum, kopfschüttelnd Vergnügliches aus Deutschland zu erzählen. Zu den witzigsten Stücken zählt die wiederholte Karikatur des Kaisers, den Campano als tapferen Schläfer darstellt. So schreibt er etwa: 30 Caesar clausis oculis optimo est proposito: nihil tam sonorum, tam strepens, quo ille excitetur; nihil tam magnum atque arduum, quod is se facturum non praedicet. Si tam bene olim pugnabit, quam nunc stertit, vicimus. (Der Kaiser ist geschlossenen Auges bester Dinge: Nichts ist so schrill, nichts so laut, als dass es ihn wecken könnte. Nichts ist so bedeutend, nichts so schwierig, als dass er sich nicht rühmte, es bewältigen zu wollen. Wenn er dermaleinst so tapfer kämpfen wird, wie er jetzt schnarcht, dann haben wir schon gewonnen). Im Brief 6, 8 berichtet er von einer Episode, die sich in Regensburg am Rande des Christentags zugetragen haben soll: 31 Sacerdos sella obviam puellam amplexatus deosculatusque (nam fit id in Germania vulgo ac passim), dum acrius instat et pervincere blanditiis ac nequitia perstat, linguam lasciviuscule infert. Puella, cui minus et res et aetas hominis arrideret, linguam den‐ tibus ita perstringit, ut exsecet. Res in forum perducta est. Neuter negat factum, de iure lis est. Lege Epigramma. (In einer Kutsche umarmte ein Priester das ihm gegenübersitzende Mädchen und küsste es ab [dies geschieht in Deutschland nämlich immer und überall], und während er immer zudringlicher wird und sie mit verwerflichen Schmeichelworten zu ge‐ winnen sucht, steckt er ihr lüstern seine Zunge in den Mund. Das Mädchen, dem weder der Vorgang noch das Alter des Mannes sonderlich zusagte, biss ihm so fest in die Zunge, dass sie sie abbiss. Die Sache kam vor Gericht, keiner der beiden leugnete den Vorfall, die Streitfrage lautet, wer im Recht sei. Lies das Epigramm). Das Epigramm, auf das Campano hier verweist und das er dem Brief offenbar beigegeben hat, behandelt die Episode samt anschließendem Prozess, in dem es 326 Tobias Dänzer 32 Das Gedicht findet sich im Cod. Urb. lat. 338 ff. 237 v -238 r (Text nach Cecchini 1995, 56): Sacra peracturus venientem ad sacra puellam / arripit, incertum quo sed amore, Gela. / Inserta cupidus sed dum rapit oscula lingua, / linguam perstringens abscidit illa Gelae. / Accusator agit nutu; sua iura puella / obicit. Ille suos advocat, illa suos. / Arbiter est populus: populi pars illa volebat / oscula sacrifici casta fuisse patris. / Scire puella negat; verum, quaecumque fuissent, / oscula sive patris, basia sive viri, / ‚Qua data mente, Gelae cepi hac‘ ait ‚oscula: linguam / intulit ille furens, abscidi et ipsa furens‘. Zur Frage nach dem Wort gela / sela (vermutlich ein Name) vgl. Hausmann 1968, 171 Anm. 6/ 3. 33 Vgl. Anm. 27. Zu Campanos Verständnis der Pointe im Epigramm vgl. De Beer 2009. Vgl. ebd. 161-162: „With the epigram dedicated to Ammannati, Campano achieves the level of stinging and bluntness we are acquainted with in Martial. This he could do because his relationship with Ammannati was very close […]“. 34 Ille ego, laurigeros cui cinxit et infula crines, / Campanus, Romae delitium, hic jaceo. / Mi joca dictarunt Charites, nigro sale Momus, / Mercurius niveo, tinxit utroque Venus. / Mi joca, mi risus, placuit mihi uterque Cupido, / Si me fles, procul hinc, quaeso, viator, abi. In Menckes Edition findet sich das Gedicht am Ende der vita Campani; es findet sich auch in den Opera omnia Polizianos: Basel 1553, 607. 35 Epist. 61 (Allen I, 185): Si poetas malumus, veniat Catullus aut Martialis, aut si recentiores iuvat audire, vocetur Campanus, homo lepori iocisque natus. 36 Vgl. Erasmus, De conscribendis epistolis 566 Margolin (LB 478): In unoquoque epistolarum genere, quoties res patitur, iocum admiscere debemus. Quo in genere, et Ciceronem plu‐ rimum valuisse, et Ioannem Campanum fere immodicum ac solutum esse videmus, saepe proximum scurrilitati. 37 Ferno in Campano 1495, xi v (vita Campani): Extant ex Germania epistolae quam face‐ tissimae, quibus illorum mores, eluviem, sordes, situm et pedorem dum non potest perferre nihil aliud quam Italiam tota die referebat se cogitare. darum ging, ob es sich um einen väterlichen Kuss oder um den eines Mannes bzw. Liebhabers gehandelt habe. 32 Das Anekdotenhafte, Pointierte, Witzige - Susanna De Beer nannte es das ‚Tagebuchhafte‘ - ist eine Grundfunktion der Dichtungen Campanos, die in den Stücken an Ammannati besonders zu Tage tritt. 33 Dass auch die Zeitgenossen Campano als anzüglichen, humorvollen und scharfzüngigen Autor empfanden, erhellt etwa noch aus dem Epitaph, das Poliziano auf ihn dichtete und dessen Hauptthema Campanos erotische risus, ioca und sales sind. 34 Auch Erasmus ent‐ ging nicht, dass Campano zu den humorvollsten Humanisten gehörte. In einem Brief, den er für seinen Schüler Henry Northoff an dessen Bruder Christian schrieb, reihte er Campano unter die witzigsten Dichter ein und nannte ihn in einem Atemzug mit Catull und Martial. 35 In der Schrift De conscribendis epistolis ordnete Erasmus Campanos Briefe der Rubrik De iocosa epistula unter, bemän‐ gelte aber die possenhafte Unmäßigkeit des Schreibers im Umgang mit dem iocosum. 36 Michele Ferno schließlich schrieb im Vorwort seiner Campano-Aus‐ gabe, gerade die Deutschlandbriefe mit ihrem Spott wider die Deutschen und dem Lob Italiens seien überaus witzig. 37 327 Briefe aus Deutschland 38 In Epist. 6, 42 (M 393-394) klagt Campano in Distichen (einmal mehr) über die Qualität der ausländischen pocula, Epist. 6, 1 eröffnet das 6. Buch des Epistolars und ist Campanos berühmtester Deutschlandbrief; vgl. unten. 39 Vgl. hierzu und zum Folgenden Hausmann 1968, 458-459; zu Becchi ferner Grayson 1970. 40 Epist. 6, 1 an Gentile Becchi, 7. Oktober 1471, Würzburg (M 334). Wenn sich nun Campanos Witz in den Briefen an seinen Förderer Ammannati in besonders deutlicher Form zeigt, so ist dies wenig verwunderlich. Die Briefe nähren sich aus der Intention, den einmal gewonnenen Mittelsmann nicht durch Aufenthalt im Ausland zu verlieren, ihn mit gewohntem satirischen Witz zu amüsieren und bei Laune zu halten. Was Campano als Dichter ausmacht, was Ammannati an ihm schätzt, transferiert er auf den Brief. 2.2. Gentile Becchi Ein weiterer Adressat ist Gentile Becchi, an den zwei prosimetrisch gestaltete Briefe aus Deutschland gerichtet sind. 38 Ein Briefwechsel aus dem Jahr 1466 ist das erste Dokument, das von der Verbindung zwischen Campano und Becchi kündet. 39 Becchi war von Cosimo de’ Medici als Erzieher an den Hof von Florenz gezogen worden, wo er die Brüder Lorenzo und Giuliano in humanistischen Studien erzog. Auf Betreiben Lorenzos stieg Becchi zu einem bedeutenden Ka‐ noniker auf, wurde unter Sixtus IV. zum scriptor apostolicus und 1473 zum Bi‐ schof von Arezzo. Durch Becchi erhielt Campano Zugang zur brigata medicea in Florenz und kam in Kontakt mit den führenden Gelehrten seiner Zeit, mit Ficino, Landino und dem jungen Poliziano. Mit Ammannati unterhielt Becchi ebenfalls freundschaftliche Bande, was sich in einem regen Briefwechsel nie‐ derschlug. Der Beginn von Campanos Brief 6, 1 an Gentile Becchi resümiert in geraffter Form sämtliche Vorbehalte wider die Deutschen: 40 Iam plene ventum ad stomachum est. Non ad mores modo, sed ad nomen quoque Germaniae subnauseo. Nihil hic, quod oculos, nihil quod manus, nihil quod sensum aliquem humanitatis delectet. Nam coelum illud patens et agri latissima facies iam autumno primo inhorruerunt, et tolerari per aestatem vix potuere, ferri iam homini tam delicato non poterunt. Fastidium auget recordatio meorum, et absentes delitias cum praesentibus et quotidianis sordibus comparo. (Es steht mir schon bis zum Hals: Nicht nur von den deutschen Sitten, sondern allein vom Wort Deutschland wird mir schlecht. Hier gibt es nichts, was die Augen, die Hände oder auch nur irgendein menschenwürdiges Gefühl ansprechen würde. Denn schon im Herbst versinkt dieser endlose Himmel und das Ackerland weit und breit 328 Tobias Dänzer 41 Epist. 6, 1 an Gentile Becchi, 7. Oktober 1471, Würzburg (M 338). 42 Vgl. unten. 43 Epist. 6, 1 an Gentile Becchi, 7. Oktober 1471, Würzburg (M 346). im Frost, im Sommer konnte man es kaum ertragen, und erst recht ein so zarter Mann wird es nicht ertragen können. Den Überdruss verstärkt die Erinnerung an meine Freunde, und die fernen Genüsse muss ich mit dem täglichen Schmutz hier verglei‐ chen). Was Campano auf die einleitende Klage folgen lässt, ist ein ausführlicher Preis auf seine italienischen Freunde, der immer wieder von der Klage über die deut‐ sche Kleingeistigkeit unterbrochen wird. Dabei dienen die prosaischen Passagen meist dazu, die kurzen Lobgedichte einzuleiten, die metrisch zwischen Hexa‐ meter, Distichon und sapphischer Strophe wechseln. Zunächst werden die ihm bekannten Florentiner Persönlichkeiten gerühmt, allen voran die Medicibrüder Lorenzo und Giuliano, sodann Ficino, freilich auch Becchi, und zwar als erster Dichter unter tausend. Ammannati erhält den nächsten Preis, es folgt der auf den ‚Griechen‘ Bessarion: 41 Sed haec de Italia. Quid de Graecia putes? Nonne vides, quantus mihi sit Deus alter, et omni Tempore cumque suo pariter victurus Homero Bessario, cuius sub pectore totus Apollo est, Quem tulit ut fieret priscis celebratior aetas Nostra, nec a magno vincamur, ut ante, Platone. Sed feror altius quam licere in Germania putabam. (Soweit von Italien. Was hältst du von Griechenland? Siehst du etwa nicht, wieviel mir ein anderer Gott bedeutet, der zu jeder Zeit wie sein Homer siegreich sein wird, Bessarion, in dessen Brust sich der ganze Apoll findet, er, den unsere Zeit hervorge‐ bracht hat, um ruhmreicher zu werden als die vergangenen. Und auch vom großen Platon werden wir wohl nicht länger, wie vordem, besiegt. Doch ich fliege höher als ich es in Deutschland für möglich gehalten hätte). In der Folge führt Campano weitere ihm bekannte, mehr oder minder berühmte Persönlichkeiten an - die wohl bedeutendste ist hier Domizio Calderini, mit dem Campano ebenfalls von Deutschland aus kommunizierte. 42 Die letzten Verse des Briefs lassen die Intention Campanos nochmals deutlich hervortreten: 43 Nostra vides quali percurram gaudia lingua, Dum videor Musas Italiamque loqui. 329 Briefe aus Deutschland 44 Vgl. hierzu z. B. De Beer 2008, 213-216. 45 Vgl. Anm. 10. 46 Ammannati Piccolomini 1614, 733: Epist. 396. De Germanicis omnino idem non possum. Accitus quamvis precibusque rogatus Apollo Invertit nares olfaciensque fugit. (Du siehst, mit wie beschwingter Zunge ich unsere Freuden aufzähle, Solange ich von den Musen und von Italien sprechen kann. Über die Deutschen könnte ich so überhaupt nicht sprechen. Wenngleich Apoll herbeigeführt und mit Bitten bestürmt wurde, rümpft er die Nase, riecht und entflieht). „Das stinkende Deutschland“, aus dem Apoll angewidert gewichen sei, bildet die Kontrastfolie, den Anlass für den Preis der italienischen Musenlieblinge. Der eigentliche Grund für die Abfassung des Briefes ist aber ein anderer: Campano nutzt seinen zum „Exil“ stilisierten Aufenthalt in Deutschland einerseits zu Pflege und Ausbau seines Netzwerks. 44 Andererseits spricht sich, gerade in der Voranstellung der wichtigsten Adressaten, Lorenzo und Giuliano de’ Medici, Ficino, Becchi, Ammannati und Bessarion, eine weitere Motivation aus. Cam‐ pano wirbt in eigener Sache und präsentiert sich als vorzüglicher Dichter - dies erklärt die hohe Präsenz an metrisch variierenden Einlagen, die den anderen Briefen fehlt. War die Übersendung eines Gedichts, das das eigene ingenium unter Beweis stellen sollte, in der Renaissance das übliche Mittel, um für das Patronat eines Mäzens zu werben, so versuchte Campano im Brief, sich gleich mehreren Herren anzudienen. Er konnte darauf rechnen, dass der Brief Ver‐ breitung finden würde, da es gängige Praxis unter den Humanisten war, geist‐ reiche oder sonst bedeutsame Briefe zu vervielfältigen und anderen zugänglich zu machen. 45 Modern ließe sich sagen: Wenn Campano an Becchi schrieb, so setzte er die einflussreichsten Humanisten aus dessen Umkreis in CC. Dass Campanos Rechnung aufging, erhellt aus einem Brief von Becchi an Amman‐ nati, der in der 1614 veranstalteten Frankfurter Ausgabe von Ammannatis Werken samt Campanos Brief 6, 1 aufgenommen ist: 46 Campanus tuus nuper e Germania venit. Lege hanc eius epistolam, quem articulatim soles osculari. In ea totum inspicies. Amplexus poteris, affectus, verba, gratiam, vultum denique ipsum desiderare non poteris. Si epistola haec in manus posteritatis deveniet (deveniet autem si laborem describendi eam noster Volaterranus insumpserit) scio aliquis cum leget primum solutam eius orationem, dicet: haec Campani erat provincia. Cum post versus heroicos, heroicos praeferet, cum elegos, inde cum lyricos, tum alios 330 Tobias Dänzer 47 Vgl. Hausmann 1968, 527. 48 In einem päpstlichen Dokument (Arch. Segr. Vat., Arm. XXIX, Divers. Camer. 36, f. XV v ) von 1471 wird Calderini secretarius et familiaris continuus commensalis Bessarions ge‐ nannt, zählte also offenbar zum engsten Kreis des Kardinals (vgl. Perosa 1973, 597). Zum Verhältnis Campanos zu Bessarion: Di Bernardo 1975, 200-206; Hausmann 1968, 425- 427; zu Calderini ebd. 434-435. quos in hac epistola ludit, iurabit aut multos sub nomine Campani illam edidisse aut naturam multos in uno Campano aetati nostrae praestare voluisse. Haec enim multi‐ plex Felicitas eleganter in omni genere scribendi uni numquam, multis raro solet ac‐ cidere. Vale. (Dein Campano kam neulich aus Deutschland zurück. Lies diesen Brief von dem Mann, den du gewöhnlich von oben bis unten abküsst. Daraus wirst du alles genau ersehen können und nichts wirst du an ihm vermissen, nicht seine Zuneigung, nicht seine Gefühle, nicht die gewählten Worte, nicht die Anmut, ja nichts von all dem, was sein Wesen ausmacht. Wenn dieser Brief der Nachwelt in die Hände gelangen wird - und das wird er, wenn unser Volaterranus sich daran macht, ihn abzuschreiben -, so bin ich mir sicher, dass einer, der zuerst die Prosa liest, sagen wird, das war Campanos Spezialgebiet. Wenn er danach die Hexameter liest, wird er den Hexametern den Vorzug geben. Wenn er die elegischen Partien liest, dann die lyrischen, dann die an‐ deren Versmaße, die er in diesem Brief anklingen lässt, so wird er unter Eid aussagen, dass den Brief entweder viele Schreiber unter Campanos Namen herausgegeben hätten oder dass die Natur unserer Epoche in der einen Person Campanos viele andere schenken wollte. Denn eine solche vielfältige Begabung zu geistreicher literarischer Produktion auf allen Gebieten wird für gewöhnlich niemals einem allein und selten vielen zusammen zuteil). Beachtung verdient eine dritte Gruppe von Adressaten, der Kreis um Kardinal Bessarion, auf dessen Betreiben Campano in die päpstliche Deutschlanddelega‐ tion aufgenommen worden war. 2.3. Briefe an Domizio Calderini und Kardinal Bessarion Als - wohl Ende Juli 1471 47 - deutlich wurde, dass Campano seine Rede zur gemeinschaftlichen Befehdung der Türken nicht würde halten können, da sich die Verhandlungen auf dem Reichstag zu Regensburg aufgrund Parteienhaders unter den Reichsständen als schwierig und langwierig erwiesen, bat er um Rückberufung. Zunächst ersuchte er Domizio Calderini, Sekretär und enger Vertrauter des Kardinals Bessarion, er möge bei Bessarion ein gutes Wort für ihn einlegen. 48 331 Briefe aus Deutschland 49 Epist. 6, 28 an Domizio Calderini, 1471, vermutlich Regensburg (M 382). 50 Epist. 6, 19 an Domizio Calderini, wohl im Juli 1471, Regensburg (M 374). Dabei ging es Campano vordergründig um die Rückkehr aus einem unerträg‐ lichen Exil, das er wie gehabt beschrieb, verband damit jedoch eine fernsich‐ tigere Intention: 49 Vides quam procul ab Italia, quas inter gentes, quibusque moribus, quo sub coelo Campanus tuus conflictetur, quam indigne Latinum hominem Barbari occupent. Fer auxilium, obsecro, tu quoque insta apud Numen nostrum. […] Insta, inquam, ut re‐ vocari me curet, nec praescribo quo modo aut conditione me revocet, qui pro magni‐ tudine et clementia sua non possit sine dignitate revocari. (Du siehst, wie fern ich von Italien bin, mit welchen Leuten, welchen Sitten, welchem Klima ich mich herumzuschlagen habe, zu welch’ unwürdigen Zwecken die Barbaren einen gebildeten Lateiner missbrauchen. Hilf mir, ich beschwöre dich, dränge auch bei unserer Hoheit darauf! Dränge darauf, sage ich, dass er sich für meine Rückberu‐ fung einsetzt! Ich schreibe nicht vor, auf welche Weise oder zu welchen Bedingungen er mich zurückberuft, er, der seiner Bedeutung und seiner Milde gemäß gar nicht anders kann als ehrenvoll zurückzuberufen). In einem späteren Brief konkretisiert Campano sein Anliegen: 50 Quamobrem etsi iucundum mihi erit quoquo modo redire in Italiam, multo tamen erit iucundissimum magni B. opera reductum videri. Iamque tuae sint partes: quid ex tanta benevolentia expetam, optime intelligis. Sunt munera publica Romae, sunt provinciae, sunt arces, sunt annua praesidia. Si impetrare mihi maxima non poteris, poteris me‐ diocria […]. (Wenngleich es mir daher recht sein wird, irgendwie nach Italien zurückzukehren, so wäre es mir dennoch am allerliebsten, den Eindruck zu erwecken, auf Betreiben des großen Bessarion zurückgeführt worden zu sein. An dir soll es also liegen: Was ich mir von so großem Wohlwollen erwarte, weißt du am besten. Es gibt öffentliche Ämter in Rom, Provinzen, Gouverneurssitze, jährlich zu besetzende Präfekturen. Wenn du mir das Größte nicht wirst verschaffen können, so doch wenigstens das Mittlere). Die Strategie, die Campanos Stilisierung Deutschlands zum Exil zugrunde liegt, wird hier fadenscheinig. Der Wunsch nach Flucht aus Deutschland „um jeden Preis“ wird abgewandelt zur Bitte um eine Rückführung, an die eine neue Auf‐ gabe gebunden ist. Dasselbe bringt Campano in einem Brief an Bessarion selbst zum Ausdruck, wo er nach umständlichem Periodenbau und langwieriger 332 Tobias Dänzer 51 Epist. 6, 29 an Bessarion, 1471, Regensburg (M 384-385). 52 Hausmann 1968, 190. 53 Epist. 6, 31 an Bessarion, 11. August 1471, Regensburg (M 386). Schmeichelei, die auf Beschwörung des Patronatsverhältnisses gemünzt sind, schließlich sein Anliegen vorbringt: 51 Quid autem nunc expetam, unum est praecipuum et solum. Cupio tua opera in Italiam revocari, sed eo modo, ut accitus ad locum aliquem dignitatis, non tamquam reductus ab exilio videar. (Was ich nun aber heftig wünsche, ist vor allem eines allein: Ich will auf dein Betreiben hin nach Italien zurückberufen werden, aber so, dass es den Anschein erweckt, als sei ich für eine ehrenvolle Aufgabe herbeigeholt worden, nicht als sei ich aus dem Exil zurückgeführt worden). Die Strategie ist dieselbe wie in den Briefen an Calderini: Es geht Campano keineswegs um eine Rückberufung quoquo modo, sondern um eine berufliche Perspektive nach der Deutschlandreise. Diese letzten Beispiele für die Instrumentalisierung des deutschen Exils sind zugleich Beispiele für das Scheitern von Campanos Briefstrategie. 52 Wir haben weder Antwortbriefe noch schriftliche Zeugnisse, die die Reaktion des Bessari‐ onkreises dokumentieren. Sicher ist nur, dass Campano nicht vorzeitig abbe‐ rufen wurde. Vermutlich empfand man die Undankbarkeit Campanos dem Manne gegenüber, der ihm die ehrenvolle Partizipation an der päpstlichen Ge‐ sandtschaft ermöglicht hatte, als unverschämt. Aus zwei späteren Briefen, die Campano anlässlich des Todes des Papstes Paul II. im Juli des Jahres an Bessarion und Calderini schrieb, ist jedenfalls vom „Exil“ Deutschland oder der Bitte nach Rückberufung nichts mehr zu lesen. Gerade der Brief an Bessarion wirkt in Teilen wie eine verborgene Entschuldigung und ist als retractatio seiner Dar‐ stellung eines desolaten Deutschlands konzipiert. Campano stilisiert sich nun‐ mehr - in keinem anderen Deutschlandbrief tut er dies - als spiritus rector der päpstlichen Delegation: 53 Magnus mihi quoque proponitur labor Principum animis continendis. Existimant exs‐ tinctam cum Pontifice curam fidei aut omnino interpellatam. Ego modis omnibus eam existimationem refello, sed eo potissimum quod Collegii, non Pontificis esse dico de rebus tantis decernere. Agimus nunc de pace Germaniae conficienda, et ut corpus habeamus validum, membra curare contendimus. (Ich nehme mich der bedeutenden Aufgabe an, die Einigung der Fürsten herbeizu‐ führen. Sie sind der Ansicht, mit dem Tod des Papstes liege auch die Sorge um den 333 Briefe aus Deutschland Glauben darnieder oder sei empfindlich gestört. Ich trete dieser Meinung auf alle er‐ denkliche Art entgegen, und zwar insbesondere dadurch, dass ich den Standpunkt vertrete, über Dinge von solcher Tragweite hätte die Reichsversammlung, nicht der Papst zu entscheiden. Wir verhandeln nun darüber, wie in Deutschland Frieden her‐ gestellt werden kann, und bemühen uns um die Heilung der Glieder, um einen starken Körper zu erhalten). Offenkundig haben wir es hier mit einem Strategiewechsel zu tun. Campano war mit seinem Antrag auf Abberufung und Installation in ein neues Amt ge‐ scheitert. Hatte er in den früheren Briefen an Bessarion und Calderini seine Bitte ex negativo, d. h. durch den Verweis auf sein zweckloses Engagement angesichts der deutschen barbaries motiviert, so definiert er sich nunmehr als tatkräftiger Unterstützer der päpstlichen und kaiserlichen Sache. Seine Exilskonstruktion verfing nicht, und er dürfte sich seines Undanks gegen einflussreiche kirchliche Würdenträger auch späterhin schmerzlich bewusst geworden sein. 3. Zusammenfassung Die Analyse der Briefe an drei unterschiedliche Adressaten bzw. Adressaten‐ kreise hat gezeigt, dass Campano mit der literarischen Konstruktion eines Exils, das keines ist, verschiedene Strategien verbindet. In den Briefen an Ammannati dominiert das Anekdotische, Witzige und Pointierte, das Campano in Deutsch‐ land „erlebt“: Die Briefe ersetzen hier das Werbeepigramm. In vervielfältigter Form wirbt Campano in eigener Sache im Brief an Gentile Becchi. Hier präsentiert er sich als Dichter, der verschiedene Metren beherrscht und ein einflussreiches Netzwerk gebildet hat. Da er auf Verbreitung des Briefes rechnen konnte, intendierte er eine Steigerung seines Marktwertes und ein po‐ tentielles Engagement nach seiner Deutschlandreise. In den Briefen an den Bessarionkreis instrumentalisiert Campano die Exil‐ topik, um eine direkte Rückberufung zu erwirken. Vordergründig dient das Un‐ behagen, das ihm Deutschland bereite, als Vorwand, der in immer expliziterer Form zugunsten der wahren Intention zurückgedrängt wird: Campano erhofft sich ein dauerhaftes und ertragreiches Amt von höchster Stelle. Hier werden gleichzeitig die Grenzen der brieflichen Kommunikation sichtbar, die in dem Moment scheitert, in dem Campano konkrete Forderungen stellt. Das literarisch überformte Exil Campanos diente dem übergeordneten Zweck, eine berufliche Perspektive und finanzielle Absicherung für die Zeit nach der Deutschlandreise zu sichern. Damit ist Campanos Exil ein im wahrsten Sinne literarisches, das, so ließe sich pointiert sagen, eine wohlüberlegte Chiffre für berufliche Perspektivlosigkeit ist. Dass die Strategie letztlich nicht aufgeht, 334 Tobias Dänzer macht einmal mehr deutlich, dass die Rückberufung aus dem Exil nicht von der literarischen Gabe des Exilierten, sondern vom Willen der Mächtigen abhängt. Zumindest diese Erkenntnis dürfte sich Campano mit Ovid geteilt haben. Literaturverzeichnis Amelung, Peter: Das Bild des Deutschen in der Literatur der italienischen Renaissance (1400-1559), München 1964. Cecchini, Piero: Giannantonio Campano. Studi sulla produzione poetica, Urbino 1995 (Ludus Philologiae, Bd. 6). Clough, Cecil H.: The Cult of Antiquity: Letters and Letter Collections, in: Ders. (Hrsg.): Cultural Aspects of the Italian Renaissance. Essays in Honor of Paul Oskar Kristeller, Manchester 1976, 33-67. 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Zu Bessarion vgl. ferner Bianca 1999; Rigo 2001 und im vorliegenden Band den Beitrag von Monica Centanni; speziell zu seiner Bibliothek Labowsky 1979. Kulturvermittler im Exil Byzantiner im Westen im Angesicht des Unterganges ihrer Heimat Christian Gastgeber (Wien) Einleitung Dieser Beitrag widmet sich Aspekten des Exils nicht aus der Sicht eines ein‐ zelnen exilierten Autors, sondern einer Ethnie, der Griechen des Byzantinischen Reiches, die im Westen Schutz suchten, dort auch literarisch tätig wurden und dabei das Exil teils zum Thema machten. Wie man bei einzelnen Autoren die soziokulturellen Umstände zu beleuchten hat, um das literarische Ergebnis von Bedingung und Publikum her zu verstehen, so soll dies auch im Fall der mi‐ grierenden Byzantiner erfolgen, die gezwungenermaßen ihr Land verließen und im christlichen Bruderland des Westens eine neue Heimat suchten. Chronolo‐ gisch umfasst der hier behandelte Zeitraum um das Zäsurdatum 1453 das 15. und 16. Jahrhundert, als sich Griechen vorwiegend im italienischen Exil zu Wort meldeten. Bei dieser Exilliteratur ist man zunächst mit einem methodischen Problem der Forschungszugehörigkeit konfrontiert. Die Byzantinistik hat sich eine traditio‐ nelle Grenze im 15. Jahrhundert (grosso modo mit dem Eroberungsjahr 1453 und einer variabel definierten „Nachlaufzeit“) gesetzt, nur selten, etwa in der Paläo‐ graphie, wird noch bis spät ins 16. Jahrhundert Ausschau gehalten. Aber auch bei dieser erweiterten Zeitspanne sind es prinzipiell die griechischen Texte, die im Focus dieser Forschung stehen; lateinische Texte kommen kaum in Betrachtung, wenn es sich nicht um Leitfiguren wie Bessarion 1 (1399/ 1408-1472), Georgius 2 Vgl. etwa die gesammelten Studien von Monfasani 1995. 3 Vgl. als eine der wenigen Arbeiten zum Thema Harris 1995. 4 Zu diesem breiten Sprach- und Literaturkomplex siehe Horrocks 2010, 273-412. Trapezuntius (1395-1472/ 84) oder Theodoros Gazes (ca. 1410-1475) handelt. 2 Bei der Klassischen Philologie sind zwar im Forschungsschwerpunkt Neulatein die in Latein schreibenden Humanisten gut aufgehoben; doch bereits bei zweispra‐ chig publizierenden Gelehrten der Zeit konzentriert man sich vorrangig auf die Latina. Der Versuch, die Neolatinistik für das Thema der Bilingualität der Huma‐ nisten und Neuzeit-Gelehrten zu sensibilisieren (man müsste unter Hinzunahme des Hebräischen teils auch von Trilingualität sprechen), blieb erfolglos; griechi‐ sche Produkte dieser Exilgelehrten bzw. ihrer nachfolgenden Generation(en) in der ursprünglichen Muttersprache werden auch bei zusätzlichen lateinischen Werken nicht oder nur peripher berücksichtigt. Man könnte also meinen, dass die parallele Neuzeitforschung für den griechischen Raum, die Neogräzistik, diesen Forschungsbereich abdeckt; doch in der Regel wird auch hier das (in klassischer Sprache) fortgesetzte byzantinische Schrifttum nicht vertieft, sofern es sich über‐ haupt um Autoren der griechischen Diglossie handelt. Man sieht diese Autoren vielmehr in der byzantinischen Tradition verwurzelt, für die das politische Zä‐ surjahr 1453 keinen Wandel in Schrift, Sprache oder literarischer Erscheinungs‐ form bewirkt hat. Dies ist ein Grund dafür, weshalb den Exilgriechen und ihrer literarischen Produktion nicht die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt wurde. 3 Es können daher auch an dieser Stelle noch kein Überblick oder gar Resümee geboten werden, sondern nur Mosaiksteinchen mit einzelnen Aspekten für ein noch ausstehendes Gesamtbild des Wirkens und literarischen Auftretens der Di‐ aspora-Byzantiner und ihrer Nachfolgegeneration(en). Bedingungen und Erwartungen für Exilgriechen Vorab sind jedoch grundsätzliche Parameter zu klären, die a priori für einen By‐ zantiner mit Leben und Wirken im Westen unter soziologischem Gesichtspunkt gegeben waren. Es geht dabei um die Erwartungshaltung des Empfängerlandes und der Migranten sowie um etwaige Vorurteile oder ethnische Stereotypen, die mit dem jeweils Anderen verbunden waren. Dies ist ein entscheidender Faktor in der Beurteilung des literarischen Auftretens; denn schon die Wahl der Sprache ist ein Zeichen der soziolinguistischen Ausrichtung und des intendierten Zielpubli‐ kums. Ein Grieche hatte, grob zusammengefasst, drei Möglichkeiten der schrift‐ lichen Manifestation: a) die griechische Dimotiki (eine der Volkssprache stark an‐ genäherte Schrift-Koine) 4 mit einem eindeutig griechischen Zielpublikum, die von gelehrten sowie von minder gebildeten Griechen zumindest im Vortrag ver‐ 340 Christian Gastgeber 5 Vgl. etwa zu Bessarion Lampros 1908. 6 Vgl. aus Sicht der lateinischen Seite Van Tricht 2011. 7 Siehe dazu Hunger 1969/ 70; Browning 1978; Gaul 2011, 125-128, 163-168, 272-310. 8 Siehe zu dieser Thematik Gastgeber 2012a; ders. 2012b und 2014. standen werden konnte; b) die griechische Hochsprache in der Bandbreite von gehobener Koine bis zur attizistischen Nachahmung mit einem gelehrten Zielpu‐ blikum (sowohl Griechen als auch Lateinern, die das Griechische auf attischer Basis erlernt hatten) und c) Latein als erlernte Fremdsprache, orientiert am Sprachmodell des Schulunterrichts. Ein griechischer Gelehrter beherrschte in der Regel beide Register der griechischen Diglossie, nur haben sich von ihnen selten Werke in der Dimotiki erhalten, was jedoch nicht den Rückschluss zulässt, dass sie diese sonst nicht im (außer)literarischen Schrifttum einzusetzen wussten. 5 Der westliche Humanist wollte jedoch von diesen Studienmediatoren das klassische Griechisch vermittelt bekommen, keine byzantinische Koine und schon gar keine Dimotiki. Da in der so genannten Palaiologen-Renaissance, d. h. ab der Periode der Rückkehr der Byzantiner nach Konstantinopel (1261) mit dem Ende der Exilre‐ gierung in Nikaia (1204-1261), 6 das attische Griechisch unter den Gelehrten stark forciert und studiert wurde, 7 trafen sich byzantinische und westliche Gelehrte in ihrem Interesse am klassischen Attisch, und so waren gerade solche Gelehrte willkommen, die diesem neuen Trend folgten. Freilich begegnete der Westen der griechischen Sprache von einem anderen Ausgangspunkt, da es im lateinischen Westen sowohl an einer Tradition der griechischen Sprache als auch an einer Überlieferung griechischer Texte fehlte. Die griechische Sprache musste erst sukzessive erlernt und in den Schulkanon integriert werden, denn zunächst pflegte der italienische Humanismus ein am Klassischen Latein orientiertes Sprachideal, das ohne Griechisch auskam. Das hielt sich so lange, bis man durch die allmähliche Entdeckung der Klassischen Werke mit dem Phänomen antiker Bilingualität seitens der hochgeschätzten rö‐ mischen Autoren konfrontiert wurde. 8 Dass sie die griechische Sprache be‐ herrschten und griechische Autoren wie Homer, Demosthenes, Platon und Aris‐ toteles zitierten, war ein gegebenes Faktum, das in die humanistische Imitatio miteinbezogen werden musste. In dem Bewusstsein, dass man mit dem Aufsu‐ chen der antiken lateinischen Literatur noch nicht die gesamte Antike erfasst hatte, und zwar jene, die man als Wirkungsstätte der fokussierten klassischen Autoren und als eine ganz Europa umfassende politische Einheit (die sich von der in Kleinstaaten zergliederten Welt der Renaissance mit ihren ständigen Kriegen abhob) zu glorifizieren begann, bemühte man sich in einem nächsten Schritt, dieses Manko durch den Erwerb griechischer Werke und durch Sprach‐ lehrer zu beheben. Als Händler oder in Süditalien als Mönche waren Griechen 341 Kulturvermittler im Exil 9 Francesco Petrarca, Fam. 24, 12; dazu Foti 2007; bezüglich der Identifizierung mit dem Codex Ambrosianus I 98 inf. nimmt jetzt Mazzucchi 2013 kritisch gegen Pertusi 1964 Stellung; siehe ferner zu den ersten Bemühungen um die griechische Sprache und Li‐ teratur Pertusi 1964. 10 Vgl. - soweit auch gedruckt - Cortesi / Fiaschi 2008. 11 Vgl. dazu unten den Abschnitt „Die Exilgriechen im Fokus der Kultur(Religions)politik“. durchaus auch im Westen präsent. Jetzt suchte man den Gelehrten, der bestens im Klassischen Griechisch versiert war und didaktische Fähigkeiten für An‐ fänger besaß. Denn die bloße Vermittlung einer griechischen Handschrift hatte für die Kenntnis ihres Inhaltes keine Folgen, wie Petrarca leidvoll feststellen musste, als er endlich seine Homer-Handschrift, vermittelt über den byzantini‐ schen kaiserlichen Gesandten Nikolaos Sigeros, 1354 in den Händen hielt. 9 Die Humanisten - bzw. korrekter: eine kleine Gruppe unter ihnen - strebten nun‐ mehr nach der gesamtheitlichen Kenntnis des klassischen lateinisch-griechi‐ schen Schrifttums, und zwar wenn möglich in der Originalsprache. Nach einer ersten Konfrontation mit der griechischen Sprache und ihrer komplexen Gram‐ matik konnte das Ideal der gesamtheitlichen Kenntnis auf den Inhalt reduziert werden: ein Text musste nicht mehr im griechischen Original gelesen werden, auch eine gute, d. h. nicht scholastische, Übersetzung fand Akzeptanz. Huma‐ nisten prunkten dann mit den vorgeblich gelesenen Inhalten oder oft genug nur mit bekannten griechischen Autorennamen (die mitunter lediglich aus Zitaten in lateinischen Werken stammten), und gaben sich so den Anschein eines bi‐ linguen Gelehrten. Dieser Attitude kam zugute, dass im 15. Jahrhundert, im An‐ schluss an das Wirken des 1397 nach Florenz berufenen Griechischprofessors Manuel Chrysoloras, die ersten lateinischen Humanisten eine intensive Über‐ setzungswelle griechischer Texte in Gang gesetzt hatten, 10 um das klassische griechische Erbe für die lateinische Kultur zu erschließen und zu bewahren. Aus diesem Interessenschwerpunkt der Humanisten sind auch schon die Prä‐ missen für die gesuchten Mediatoren der griechischen Sprache und Literatur gegeben. Sie sollten ihr antikes Erbe vermitteln und damit als würdige Nach‐ folger ihrer geistigen Ahnherrn in einem nunmehr christlichen Ambiente auf‐ treten. Der Westen schätzte noch das spätantike Schrifttum der griechischen Kirchenväter, aber an der umfangreichen weiteren byzantinischen (theologi‐ schen) Literatur bestand zunächst kein Interesse. Vor allem mussten die ideali‐ sierten Vermittler von ihrer griechischen Konfession Abstand nehmen, galt doch die Confessio Graeca nach dem abermals gescheiterten Versuch einer Kirchen‐ union (1439) als nicht geduldetes Schisma oder gar Häresie. 11 Vice versa war auch der griechischen Geisteselite bewusst, dass ihre Akzeptanz und Förderung im Westen den Übertritt zum Katholizismus als conditio sine qua non voraussetzte. 342 Christian Gastgeber 12 Immerhin konnte sich eine Konversion mit Eintritt in die lateinische Kirchenhierarchie durch Pfründe finanziell sehr erträglich auswirken. Siehe dazu Morini 2008, 243-287; Blanchet 2014; zur byzantinischen Sicht Kolbaba 2000; dies. 2001; Blanchet 2012; Gast‐ geber 2015, 58-63. Unter den griechischen Gelehrten im Westen hat es denn auch an Konvertiten nicht gefehlt. Inwiefern sie rein opportunistische Lippenbekenntnisse ablegten und ihre Teilnahme an der lateinischen Liturgie nur zur Schau stellten, bleibt in einigen Fällen ungewiss. 12 Anderenfalls konnte man eine Zweckgemeinschaft eingehen, die so lange Bestand haben konnte, wie der Westen an der Vermittlung von Sprachkenntnisen oder Handschriften Interesse hatte (etwa als Kopist, indem man Aufträge für bestimmte Abschriften von Klassikern übernahm), die aber keine gesellschaftliche Eingliederung und damit eine mögliche ‚fixe‘ An‐ stellung oder Vermittlung zu einem gut bezahlten Posten nach sich zog. Sar‐ kastisch formuliert könnte man sagen, dass derjenige Grieche die besten Chancen auf eine Förderung hatte, der den ‚Affen‘ des klassischen Griechen spielte und seine griechische Konfession verleugnete (oder sich selbst schon davon entfernt hatte). So weit die Erwartung des Westens gegenüber den immigrierenden Griechen. Umgekehrt war das Bild, das die Byzantiner von den Lateinern hatten, traditi‐ onell negativ geprägt. Je mehr sich das byzantinische und weströmische Reich nicht nur politisch trennten, umso mehr trat die Diversität der lateinischen und griechischen Kultur hervor und überlagerte Bemühungen um eine frühere Ein‐ heit. Die rapide abnehmende Kenntnis der jeweils anderen Sprache trug ihren Teil dazu bei, und die christliche Einheit zerbröckelte durch lokale Entwick‐ lungen in Theologie und besonders Liturgie. Die scheinbare politische Einheit unter einem (byzantinischen) Kaiser zerbrach endgültig mit Karl dem Großen, von griechischer Seite aus gesehenen, einem Usurpator. Weitere Auseinander‐ setzungen waren damit vorprogrammiert; als zusätzliche Akteure im Machtspiel traten der Papst (ohnehin schon lange einer der Hauptakteure im Westen, der mit dem neuen westlichen Kaiser einen Konkurrenten oder Interessensvertreter erhielt) und je nach Verwirklichungsmöglichkeit der Patriarch von Konstanti‐ nopel auf. Erste literarische Fehden unter Gelehrten bereiteten die immer tiefere Kluft vor, die ab den Kreuzzügen, und vor allem mit der Einnahme Konstanti‐ nopels und eines Großteils des byzantinischen Reiches 1204, nicht mehr zu überwinden war. Nun ging es nicht mehr um sophistische Wortgefechte ver‐ einzelter Gelehrter, sondern alle Griechen vom Adeligen bis zum Bauern standen in ihrem Land den neuen lateinischen Eroberern gegenüber, die ihren Besitz kontrollierten (oder sie sogar enteigneten); nun erlebte jeder griechische Kle‐ riker den Druck der lateinischen Kirche, sich zu ihr zu bekennen (oder sein 343 Kulturvermittler im Exil 13 Siehe in Anm. 12 die Literatur über Listen, die die Irrtümer auf der anderen Seite an‐ führten. Diese Listen nahmen ihren Ausgang von theologisch-liturgischen Differenzen, wurden dann aber um zusätzliche Abweichungen wie Essgewohnheiten erweitert. 14 Ausführlich dazu Gastgeber 2014a, 311-313; ders. 2014b, 70-77, vgl. auch unten im Abschnitt „Literatur aus der Exilsituation der Griechen“. Bistum bzw. Kloster zu verlassen). Spätestens ab diesem Zäsurdatum war der Lateiner ein Objekt des Hasses. Wenn in der Folgezeit aus politischen Gründen, d. h. aufgrund einer Bedrohung aus dem Westen oder Osten, von Byzantinern eine Annäherung an den Papst gefordert wurde, so blieb es bei einem Zweck‐ bekenntnis oder der bloßen Absicht, niemals aber kam es zu einer dauerhaften Veränderung. Selbst wenn sich der Kaiser aus Gründen politischer Räson genö‐ tigt sah, gegenüber dem Westen nachzugeben und zu konvertieren, trat der griechische Klerus umso entschiedener dagegen auf, woran auch die Besetzung des Patriachenstuhls mit latinophronen Kaisertreuen nur bedingt etwas änderte. Mit dem endgültigen Fall des Byzantinischen Reiches 1453 stand den Griechen neben dem Exil unter ‚häretischen‘ Christen - bzw. Christen gleicher Konfes‐ sion, sofern es sich um Konvertiten handelte - der (bei mangelder Fluchtmög‐ lichkeit alternativlose) Verbleib in der Heimat unter osmanischer Fremdherr‐ schaft offen, der ihnen den Stolz bewahrte, den wahren orthodoxen Glauben geschützt und sich nicht dem häretischen Nachbarn in die Arme geworfen zu haben. In Byzanz war das Bild des Lateiners also insgesamt ein sehr negatives, als sich der Westen darum bemühte, Kontakt aufzunehmen, um im Sinne eines umfassenden Antikeideals auch Griechisch zu lernen. Trotz der Begeisterung der Humanisten darf nicht vergessen werden, dass auf beiden Seiten grosso modo Vorurteile gegenüber den zeitgenössischen Ver‐ tretern der jeweils anderen Kultur und das Gefühl der eigenen Überlegenheit vorherrschten. 13 . Willkommen war man im Westen nur, solange man den Er‐ wartungen entsprach. Doch selbst hier gilt es zu differenzieren: Die humanisti‐ sche Elite stellte nur einen kleinen Prozentsatz der Lateiner dar, mit denen ein Grieche im Westen im realen Leben konfrontiert war, und selbst bei den Hu‐ manisten war es nicht unumstritten, ob man wirklich Griechisch als Supplement zum Latein benötige. Das strittige Thema hatte eine interessante eigene Text‐ kategorie von Apologien bzw. Kontroversliteratur Pro litteris Graecis zur Folge, wobei von lateinischer Seite, im Rahmen der Auseinandersetzung mit den Artes liberales, der pro-lateinische Aspekt entgegengehalten wurde. 14 Es ging um die Frage, welche Schrift, Sprache und vor allem Literatur wertvoller sei. Als einige Humanisten Kritik an der Einbeziehung von Griechisch in den Ausbildungs‐ kanon geübt hatten, verfassten byzantinische Gelehrte solche Verteidigungs‐ schriften, um die Superiorität der eigenen Tradition nachzuweisen. Abgesehen 344 Christian Gastgeber 15 Siehe Gastgeber, 2014b, 76-77. 16 Vgl. die Beispiele aus westlichen Sammlungen in Gastgeber 2012b; siehe dazu ferner Mondrain 2013. von bemerkenswerten, doch teils sehr bemühten Argumenten, die man zusam‐ mensuchte, um die eigene Existenzgrundlage abzusichern und das Erlernen des Griechischen glaubhaft als notwendig darzustellen, zeigen diese Werke indirekt, dass sich unter den westlichen Humanisten bereits eine Opposition gebildet hatte, die umso spürbarer wird, wo sie zum Gegenschlag ansetzte und die eigene Überlegenheit in Pendantschriften unterstrich. 15 Aus der Ausrichtung des Westens war unzweideutig vorgegeben, welche griechische Literatur aufgenommen wurde: Es sollten die Lücken der (aus Er‐ wähnungen bei lateinischen klassischen lateinischen Autoren nur namentlich) bekannten antiken Werken geschlossen und - dank der humanistischen Einbe‐ ziehung christlicher Literatur - die unbekannte patristische Literatur zugäng‐ lich gemacht werden. Reisende und Verbindungsleute erhielten den Auftrag, nach diesen Texten zu suchen oder Abschriften davon anzufertigen. 16 Man hatte wie gesagt im Humanismus des 15. Jahrhunderts nur bedingt Interesse an rein byzantinischen Erzeugnissen. Lediglich der Bereich der Kommentarliteratur, Fachliteratur und Historiographie machte eine Ausnahme. Als man etwa mehr über den osmanischen Gegner zu erfahren suchte und die westliche lateinische Literatur hierzu keine Informationen bot, waren auch rezente byzantinische Autoren gefragt. An der griechisch-byzantinischen Literatur insgesamt fand man jedoch erst im 16. Jahrhundert Interesse, als sich der Fokus von der Antike auf das Mittelalter verschob und ein Wettstreit im Auffinden von generell neuen, noch unbekannten griechischen Texten einsetzte (nicht mehr die Antike war nun der Parameter, sondern die gehobene griechische Literatursprache bis zum Humanismus). Ein Grieche, der also in der ersten Welle vor oder nach dem Schicksalsjahr 1453 in den Westen kam, konnte mit byzantinischen Werken in seinem Gepäck nicht punkten. Um dem Ideal eines Literaturvermittlers zu ent‐ sprechen, musste er antike Klassiker mitbringen. Ob er dann auch als Person akzeptiert wurde, hing von den oben geschilderten Konditionen ab. Das kulturelle Biotop der Migrationsbewegung ist hier auch deshalb etwas breiter dargestellt worden, um gegen eine allzu simplifizierende Sicht auf die An‐ fänge des Griechischhumanismus im Westen Stellung zu beziehen. Griechisch war eben nicht mit der Ankunft des ersten Griechischlehrers Manuel Chryso‐ loras 1397 in Florenz schlagartig in der humanistischen Ausbildung etabliert und seine dort rund drei Jahre währende Unterrichtstätigkeit keineswegs von gigan‐ tischem Erfolg gekrönt (er selbst brach immerhin den auf fünf Jahre vertraglich 345 Kulturvermittler im Exil 17 Siehe Thorn-Wickert 2006, mit einer sehr kritischen Stellungnahme zur angeblichen Breitenwirkung von Chrysoloras’ Lehrtätigkeit, die vielmehr auf einen sehr engen Kreis beschränkt gewesen sei. Thorn-Wickert weist ebd. 51-54 vor allem auf ein in der Fachli‐ teratur oft übergangenes Detail gesellschaftlicher Diskriminierung hin, das ihn u. a. dazu bewogen haben könnte, seine Tätigkeit in Florenz im März 1400 zu beenden. Zu Chryso‐ loras’ Wirken vgl. ferner Maisano / Rollo 2002 und Gentile 2010, zu seiner frühen Instru‐ mentalisierung Wulfram 2012. 18 Siehe Märtl 2013. 19 So von Heinrich Deichsler („rait zu Nürnberg ein cardinal ein, was ein Kriech und het ein part, was von Constantinopel“); siehe Schuhmann 1975, 447-448. 20 Patrologia Graeca 161, Sp. CXII (Panegyricus in laudem amplissimi patris d. Bessarionis). fixierten Lehrgang ab). 17 Die 1453 aus dem Byzantinischen Reich emigrierenden Griechen sind ebenso wenig automatisch in einer gräkophilen Umgebung herz‐ lich willkommen geheißen worden oder als Kulturvermittler zu höchsten Ehren gelangt wie die Humanisten von nun an Griechisch gelesen haben. Selbst wenn der eine oder andere griechische Gelehrte, etwa der Konvertit Bessarion, der in der lateinischen Kirchenhierarchie bis zur Kardinalswürde aufstieg und sogar als Papst im Gespräch war, eine beachtliche Karriere vorzuweisen hatte, die auf völ‐ lige Integration und Akzeptanz in der lateinischen Umgebung hindeutet, so ist dies keinesfalls zu verallgemeinern und stets kritisch zu hinterfragen. In dem Moment, als Bessarion byzantinische Interessen vertrat, indem er (übereinstim‐ mend mit der päpstlichen Linie) den Westen zum Kreuzzug gegen die Feinde seiner Heimat ermahnte und die Finanzierung durch eine Türkensteuer einzu‐ treiben versuchte, formierte sich eine Opposition. 18 Als deutsche Chronisten Kar‐ dinal Bessarion beschrieben, wurden bezeichnenderweise dessen nationale Her‐ kunft und das besondere Aussehen (Bart) eigens hervorgehoben. 19 In der Lobrede Battista Platinas andererseits gewann Bessarion als Antipode zum barbarischen Norden Profil, der in seiner Person den generellen Widerspruch zwischen grie‐ chisch-lateinisch Gelehrten und ungebildeten Barbaren repräsentierte. 20 Für Griechen, die in den Westen emigrierten, boten sich zwei Möglichkeiten des ‚Zusammenlebens‘ an. Erstens eine nicht integrierte ‚Ghetto-Existenz‘, sei es alleine oder in ethnischer Kompanie. Man bewahrte dann zwar die eigene Tradition und vor allem den griechischen Glauben, hatte aber gesellschaftliche Nachteile zu gewärtigen und stand mitunter vor dem Problem, in katholischer Umgebung keinen eigenen Priester zur Verfügung zu haben. Oder, zweitens, man entschied sich für die Konversion mit teilweiser Integration in die westliche Gesellschaft, teilweise deshalb, weil noch die Sprachbarriere zu überbrücken war und die Bereitschaft, sich westlichen Gepflogenheiten, u. a. bei Kleidung, Aussehen, Essen, anzupassen. Diese zweite Wahl hatte weitere gesellschaftspo‐ litische Implikationen zur Folge. In dem Maße, in dem man sich der lateinischen 346 Christian Gastgeber 21 Mohler III, 1967, 593, Z. 10-16 (Prooemium von Trapezuntius’ Übersetzung von Basilius, Contra Eunomium). 22 Novati 1896, 119-125 (Brief XIV); man vgl. besonders Salutatis Angebot einer ganz besonderen Freundschaft (121, 16-122, 10) und die Freude über das bald vermittelte Wissen (124, Z. 1-125, Z. 4). Zu dem problematischen agerontes an dieser Stelle, einem Pseudograecum, s. Wulfram 2012, 93. In Betracht zu ziehen ist hier auch ein durch die Überlieferung verballhorntes Wortspiel mit ἀγέραστος; vgl. die ähnliche Wendung im Brief an Kydones (108, Z. 25-109, Z. 2 [Brief XIII]). 23 Siehe Thorn-Wickert 2006, 43. Gesellschaft öffnete, brach man mit der griechisch-orthodoxen. Trug ein Emi‐ grant seine latinophrone Einstellung offen zur Schau oder besuchte gar die rö‐ mische Liturgie, wurde er von Nicht-Konvertiten als Verräter stigmatisiert, wie etwa Georgius Trapezuntius in einem Brief an Bessarion festhielt: Non enim ignoras, quibus a plerisque generis nostri atque adeo ab ipsis parentibus modis duodecim ferme annis ante sacrosanctam synodum Florentinam ob catholicam veritatem vexatus sum. Unione vero facta studio, labore, opibus beatissimi papae Eu‐ genii mei omnes mihi redditi sunt. Et ipse non ex levitate ac inconstantia descivisse a meis, sed prudenter atque constanter ad veritatem pervenisse videor. 21 (Du weißt nämlich sehr wohl, auf welche Weise ich von den meisten meiner Familie und ganz besonders von den Eltern ungefähr 12 Jahre vor dem hochheiligen Konzil von Florenz [= 1439] wegen [des Bekenntnisses zum] wahren katholischen [Glauben] hart mitgenommen wurde. Als die Union aber dann mit Einsatz, Mühe und Mittel meines hochseligen Papsts Eugen durchgeführt worden war, wandten sich mir wieder alle zu. Auch bin ich selbst doch offensichtlich nicht aus Leichtsinn und Wankelmut von den Meinigen abgefallen, sondern scheine bedächtig und konsequent zum wahren [Glauben] gekommen zu sein). Die Exilgriechen im Fokus der Kultur(Religions)politik Im Zusammenhang mit den Anfängen der Griechischstudien im Westen wird gern das Schreiben des Florentiner Kanzlers Coluccio Salutati zitiert, mit dem Manuel Chrysoloras am 8. März 1396 begrüßt wurde. 22 Sein Eintreffen in Florenz am 2. Februar 1397 darf als großer Erfolg für Stadt und Kanzler gelten, hatte man doch dadurch, angesichts der neuen lateinisch-griechischen Ausrichtung des Humanismus, gegenüber anderen italienischen Humanistenzentren, die sich ebenfalls um einen Griechischlehrgang bemühten, 23 eine Führungsposition er‐ worben. Die Freude war umso größer, als es sich bei Chrysoloras nicht nur um einen Lehrer des (Alt)Griechischen, sondern auch einen latinophronen Griechen handelte, der mit der Beherrschung des klassischen Griechisch und dem Be‐ 347 Kulturvermittler im Exil 24 Novati 1896, 109, Z. 2-3 (Brief XIII). 25 Novati 1896, 109, Z. 7-18 (Brief XIII). 26 Novati 1896, 109, Z. 26-110, Z. 11 (Brief XIII). kenntnis zu Rom dem Ideal der Humanisten entsprach. Wie sehr die konfessio‐ nelle Frage nach wie vor ein wesentlicher Punkt beim Kontakt mit Byzantinern war, bezeugt Salutati kurz vor seinem 65. Geburtstag 24 am 18. Februar (? ) 1396 in einem Brief an den Konvertiten Demetrios Kydones: Sed unum est, quo de te summe letatus sum, quod videlicet intelligam tue gentis er‐ roribus in fide, sine qua salvari non possumus, te non teneri, ut michi tecum sermo sit non solum ut cum erudito, sed etiam cum orthodoxo […]. 25 (Doch eine Sache gibt es, weswegen ich mich über dich ganz besonders gefreut habe: Denn ich erkenne wohl, dass Du nicht von den Irrtümern Deines Volkes bezüglich des Glaubens, ohne den wir nicht geheilt werden können, vereinnahmt bist, so dass ich mit Dir einen Dialog führe nicht nur wie mit einem Gelehrten, sondern auch mit einem Rechtgläubigen […]). Salutati bringt im Folgenden seine Freude darüber zum Ausdruck, dass sich Ky‐ dones zu der gemeinsamen römischen Konfession bekannt hat. Mit dem Wunsch, Kydones möge nun seine besondere rhetorische Fähigkeit und seine Autorität zu Missionszwecken einsetzen, liefert Salutati ein signifikantes Bei‐ spiel dafür, wie man im Westen die Situation und die kirchenpolitische Realität in Byzanz verkannt hat, quamobrem michi superiocundissimum est te catholice societatis, quam Ecclesiam Romanam dicimus, gremio contineri […]. 26 Wie schon betont, darf man die Euphorie der ersten Griechischstudenten und -interessenten keinesfalls als generellen Standpunkt aller Humanisten ansehen. Andererseits ist davon auszugehen, dass der byzantinische Kaiser seine Ge‐ sandten und damit erste Kontaktpersonen mit der griechischen Kultur mit Be‐ dacht auswählte. Wenn er sich der Unterstützung des Westens und einer rom‐ freundlichen Politik sicher sein wollte, musste er sich mit der klassischen Antike vertrauter und latinophroner Gelehrter bedienen, die der Erwartungshaltung des Westens entsprachen. Damit konnte das scheinbare Bild einer christlichen Gesinnungsgemeinschaft aufgebaut bzw. aufrechterhalten werden. Zu derar‐ tigen Gesandten zählen etwa Petrarcas Kontaktperson Nikolaos Sigeros, De‐ metrios Kydones oder eben Manuel Chrysoloras. Konterkariert wurde das schöne Konstrukt durch Berichte von Lateinern, die im byzantinischen Raum 348 Christian Gastgeber 27 Als Gegner einer konzilianten Unionspolitik profilierte sich z. B. der Kamaldulenser Hieronymus von Prag (Hyland 1992, ders. 1995). Hieronymus reiste 1428 für drei Jahre ins Heilige Land und kam dabei mit Griechen auf Zypern, in Konstantinopel, Rhodos und auf anderen griechischen Inseln in Kontakt, woraus der Traktat De erroribus Grae‐ corum resultierte (Hyland 1997); im selben Kamaldulenser-Orden vertrat Ambrogio Traversari den gegensätzlichen Standpunkt (ebd., 264-265). 28 Man vgl. die Abwägung von Argumenten für und wider eine Hilfestellung Roms für die Griechen kurz vor der Eroberung Konstantinopels im Dezember 1452, Consilium, in quo quaeritur, utrum Romana ecclesia debeat Graecis praestare auxilium, ut civitas eorum Constantinopolitana servetur (Pseudotitel; Hankins 1995, 111-207, Text: 148-168). 29 Geboren ca. 1400 in Thessaloniki, lebte und studierte Kallistos in Konstantinopel bis zur Eroberung 1453; dann wandte er sich nach Italien und fand Unterstützung durch Bessarion; er wirkte in Bologna, Rom und besonders in Paris und war einer der wenigen Griechen, die bis London reisten (Powell 1938; Cammelli 1942; Monfasani 1985). 30 Hankins 1995, 203, Z. 30-204, Z. 43. mit der realen Rom- und Lateinerfeindlichkeit konfrontiert waren. 27 Es zeich‐ neten sich zwei lateinische Parteien ab, Idealisten und Realisten, die einander bereits im Vorfeld des geplanten Unionskonzils von Ferrara/ Florenz 1438/ 9 ge‐ genüberstanden und sich für bzw. gegen eine Unterstützung der Griechen an‐ gesichts der osmanischen Bedrohung aussprachen. 28 Sobald emigrierte Griechen, und gerade die Intellektuellen unter ihnen, den Fehler machten, als Byzantiner ihren Standpunkt zu vertreten oder gar den kulturellen Vorzug gegenüber der lateinischen Welt hervorzuheben, loderten die alten Vorurteile wieder auf. Ein signifikantes Beispiel dafür ist die Invektive Pietro Bravos von Verona gegen den Latini nominis impugnator Andronikos Kallistos 29 aus den 1460er Jahren. Bravo ereifert sich darin in Tiraden gegen den in häretischen Meinungen verfangenen und verlogenen Griechen; als derartig verdorbener Mensch wage es Kallistos, die Griechen als religionis excultores und Erfinder aller bonae artes zu bezeichnen, obwohl sie ‒ zugestandenermaßen ‒ lediglich religiöse Häresie und Schisma ersonnen hätten; die bonae artes seien zwar wahrlich von einigen sehr guten Griechen begründet, aber von anderen auch wieder zugrunde gerichtet worden; erfunden hätten sie schließlich alle Verbrechen, wie Vergil bezeuge (Aen. 2, 164). Immer verhielten sich die Griechen gegenüber der hochheiligen Kirche (= Rom) rebellisch; bei Unionsbemühungen seitens dieser Kirche hätten sie stets ihren falschen Glauben verteidigt. All dies erweise sie als Barbaren und nicht, wie Kallistos meint, als „Lateiner“. Für Bravo erleiden daher die Griechen mit der Eroberung von Konstantinopel und dem Gemetzel ihres Volkes ein gerechtes Gottesurteil; nun vagabundierten sie umher und büßten für ihren Starrsinn. 30 349 Kulturvermittler im Exil 31 Er übersiedelte mit den Eltern aufgrund einer Attacke der Osmanen, die ihre Existenz‐ grundlage vernichtet hatte, 1537 nach Venedig. Zur Person siehe Irigoin 1977; Mondrain 1991; dies. 1997 und 2000. 32 Siehe Tillyerides 1984; Ben-Tov 2009, 89-91. 33 Man vgl. die Prophezeiungen eines Anonymus für die Jahre 1458-1464 und die Bedro‐ hungen für den Westen in Hankins 1995, 202; siehe dazu auch Pertusi 1988. Als Gegenstück zu dem Gespür für westliche religiöse Differenzen sei Anto‐ nios Eparchos (Korfu 1492-Venedig 1571) 31 erwähnt, der mit Philipp Melanch‐ thon Kontakt aufnahm und die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Lutheranern durch eine sehr naiv gedachte Versöhnung mit Rom zu beenden versuchte, um sich dem wichtigeren Ziel des geschlossenen Auftretens der Christen gegen die Osmanen zu widmen. 32 Die Hauptpunkte des gemeinsamen bzw. divergierenden Interesses lassen sich somit schematisch folgendermaßen zusammenfassen: Interessenskonflikt (-) bzw. Interessenskoinzidenz (+) gegenüber: Lateiner Griechen (anti-osmanischer) Politik + (Kreuzzugsbefürworter) + griechischer Kultur / Literatur + (klassisch griechisch) / - (byzantinisch) + (klassisch griechisch) / + (byzantinisch) Religion (der Anderen) - + (Konvertiten) / - Gemeinsame Interessen Das Jahr 1453 bedeutete mit dem Fall Konstantinopels nicht nur für das Byzan‐ tinische Reich eine Zäsur, das gesamte Christentum wurde durch die Eroberung der Kaiserstadt und das Herrschaftsende der Paläologen erschüttert. Welche Er‐ klärungsmodelle man sich auch immer zurechtlegte, um die Katastrophe zu verarbeiten und rational zu erklären, das Ereignis bewirkte auf jeden Fall einen antiosmanischen Interessensgleichklang unter Lateinern und Griechen. Zu seiner Verstärkung wurde betont, dass das Byzantinische Reich erst der Anfang der Eroberungen sei, der Westen und das Papsttum seien die nächsten Ziele. Seitens der Griechen ging es nun umso mehr darum, den Westen zu beunru‐ higen 33 und mit apokalpytischen Ausblicken zu einer Offensivhaltung zu be‐ wegen, was griechischen Intellektuellen in einer Interessensallianz mit dem Papst und einigen führenden westlichen Gelehrten gelang. Die Griechen konnten dabei aus der traditionellen adversus Turcos-Topik schöpfen, der sie eine 350 Christian Gastgeber 34 Mohler III, 1967, 475, Z. 21-476, Z. 12. neue Note hinzufügten. Nun wurde nicht mehr primär an ein griechisches Pu‐ blikum appelliert, damit es sich gegen die osmanischen Angriffe wappne und standhaft Widerstand leiste, sondern das westliche Publikum auch dazu aufge‐ rufen, dem christlichen Bruder im Osten zu helfen. Anhand der Lebenssituation der vertriebenen Griechen wurde ein Schreckensszenario vor Augen gestellt, das bei fortgesetzter Untätigkeit drohe. In diesem Kontext ließ sich auch ein Lamentatio-Exkurs gut einbauen. Als Beispiel sei ein lateinisches Schreiben Bessarions an den Dogen von Venedig Francesco Foscari angeführt (Bologna, 13. Juli 1453), das mit dem topisch ge‐ wordenen Diktum me miserum zur Lamentatio übergeht. Die weitere Schilde‐ rung listet dann nach literarischem Schema die Grausamkeiten der Eroberer auf, bis die Lamentatio durch eine Prateritio beendet wird: Me miserum! Non possum hoc sine maximo dolore scribere. Rem ut dictu incredibilem, ita ab omnibus, qui aliquid in se humanitatis habent, ac praesertim Christianis deplo‐ randam! Me miserum! Non possum hoc sine maximo dolore scribere. Urbs, quae modo tali imperatore, tot illustrissimis viris, tot clarissimis antiquissimisque familiis, tanta rerum copia florebat totius Graeciae caput, splendor et decus orientis, gymnasium optimarum artium, bonorum omnium receptaculum […]. O miseram, o infelicem et in brevi tam celerem et variam civitatis commutationem! Quis cum haec legerit istarum rerum ignarus, non ficta esse crediderit? Sed nolo calamitates patriae apud te deplorare […]. 34 (Ich Unglücklicher! Ich kann dies nicht ohne größten Schmerz schreiben. Was für ein Ereignis, unglaublich auszusprechen und ebenso von allen, die noch irgendetwas an Menschlichkeit an sich haben, und ganz besonders von den Christen, zu beklagen! Ich Unglücklicher! Ich kann dies nicht ohne größten Schmerz schreiben. Eine Stadt, die eben noch durch solch einen Kaiser, so herausragende Männer, so berühmte und alt‐ ehrwürdigste Familien und einen so großen Reichtum als Hauptstadt von ganz Grie‐ chenland, als Glanz und Zier des Ostens, als Schule der besten Künste, als Sammlung von allem Guten in Blüte stand […]. Oh elender, oh unseliger und in so kurzer Zeit schneller, wechselvoller Wandel des Staates! Wer möchte nicht glauben, wenn er dies liest und davon keine Ahnung hat, dass es fake news sind. Doch ich will Dir nicht das Leid meiner Heimat klagen […]). Isidoros von Kiev, ein griechischer Konvertit, der mit dem Kardinalshut ausge‐ zeichnet wurde, bedient sich ähnlich drastisch der Lamentatio sowie der topi‐ schen Beschreibung gegnerischer Gräuel, als er brieflich der Stadt Bologna von der Eroberung Konstantinopels berichtet (Kreta, 7. Juli 1453): 351 Kulturvermittler im Exil 35 Röll 1976; zu Briefen ähnlichen Inhalts, die Isidor um diese Zeit verfasste, Pertusi 1976, vol. 1, 52-111 (mit [Teil]editionen). Zu Isidors weiteren Schreiben im gleichen Tenor siehe den Überblick in Philippides / Hanak 2011, 26-31, mit dem wichtigen Hinweis, dass sie aus dem Griechischen übersetzt sind, um das lateinische Zielpublikum zu er‐ reichen. 36 Lampros 1908, 203-218; Pertusi 1976, vol. 2, 353-363 (Teiledition). 37 Lampros 1908, 213, Ζ. 11-12. O acerbum et horrendum novum christicolis omnibus dampnabile, o magnam impie‐ tatem, o nephandum facinus et abhominabile. Testis ego sum, qui vidi, qui preda Theucri factus fueram […]. Quid detestabilius, quid crudelius, quid immanius dici pot‐ est. Plangant et fundant lacrimas cum amaritudine hii, qui Christi sunt, et iterum plangant captivitatem huius memorande et preciosissime urbis et crudelissimam eius obsidionem […] 35 (Oh harte, schauderhafte Neuigkeit, die von allen Christen verflucht ist, oh große Gottlosigkeit, oh frevelhafte und verabscheuenswürdige Schandtat. Ich bin Augen‐ zeuge, der ich zur Beute des Türken wurde. […] Was kann Schrecklicheres, was Grausameres, was Entsetzlicheres gesagt werden. Klagen mögen sie und Tränen in Bitterkeit vergießen, die sich zu Christus bekennen; und noch einmal sollen sie die Einnahme dieser denkwürdigen, kostbarsten Stadt sowie ihre grausamen Belagerung beklagen […]). Wieder haben wir eine an das westliche Publikum angepasste Lamentatio vor uns, die den Aufruf zum aktiven Gegenangriff enthält. Demgegenüber stehen Werke der Griechen, die sich der Klage-Thematik bedienen und als Threnos in griechischer Sprache nunmehr das gelehrte griechische Publikum ansprechen (und die wenigen Lateiner, die bereits einem mehr oder weniger kunstvoll kom‐ ponierten Text klassischer Prägung folgen konnten). Der Aufruf zum Kampf tritt dort hinter vor Aufarbeitung der Halosis zurück, was einerseits in Tiraden gegen den osmanischen Gegner und seiner Grausamkeit gegenüber Christen geschieht (worin man eine Gesinnungsallianz mit dem Westen zumindest formal herstellte und das Gefahrenpotential betonte), andererseits durch die Entwicklung von Erklärungsmodellen oder indem man die Ursache a priori in der Abwendung Gottes sucht. Einen anderen Weg der Klage wählt Andronikos Kallistos, der seine Μονωδία ἐπὶ τῇ δυστυχεῖ Κωνσταντινουπόλει 36 im klassischen Griechisch verfasst hat. Die Schrift bemüht sich darum, einerseits die griechische Bildungsschicht, ὦ δυστυχεῖς Ἕλληνες […] ἡμᾶς αὐτοὺς θρηνήσωμεν, εἰ δοκεῖ, τοὺς ζῶντας, 37 andererseits die neue humanistische, d. h. bilinguale Elite vor allem in Rom und in Venedig anzusprechen und das Genre des Städtelobes (hier Konstantinopels) 352 Christian Gastgeber 38 Lampros 1908, 210, Z. 11-12; 214, Ζ. 27-215, Ζ. 7; Pertusi 1976, vol. 2, 360, Z. 53-54; 65- 75. 39 Lampros 1908, 248-256, 267-268; Pertusi 1976, vol. 2, 364-403. in einen prosaischen Threnos umzuwandeln. Ohne Kallistos die persönliche Betroffenheit absprechen zu wollen, muss betont werden, dass ihm auch daran gelegen ist, das Publikum, zumal das westliche, durch sprachliche Kompetenz zu beeindrucken: […] ἀλλ᾿ οἴχεται ταῦτα πάντα, καὶ δούλη, φεῦ, ἡ βασιλὶς ἐγεγόνει. ὦ πῶς ἄν τις ἐκτραγωδήσοι τὸ πάθος; […] ἀλλ᾿, εἰ δοκεῖ, ζητήσωμεν, ἥτις ἡμῖν ἐλπὶς περὶ τοῦ μέλλοντος. φεῦ σιγᾶτε. ὄντως τοιγαροῦν ἡμῖν ἐλπὶς οὐδεμία τυγχάνει. νῦν οὖν αἰτεῖν χρὴ θανεῖν, κἀγὼ πρὸ πάντων τοῦτο ζητῶ. τί γὰρ καὶ δράσεις, ὦ τάλας Ἀνδρόνικε; ποῦ πορευθῇς, εἰς ποίαν πόλιν, ὑπὸ ποίῳ κυρίῳ παρατείνας ἰδίους καὶ φίλους, τίσι χρήσῃ καθηγεμόσι τοῦ λόγου; ὦ δυστυχοῦς ἐμῆς βιοτῆς, ὦ πικρᾶς ὀρφανίας, ὦ τροχὲ χρόνε, οἷον βάραθρον φέρων κατήνεγκας. ὦ συγγενεῖς καὶ καθηγεμόνες καὶ φίλοι, πῶς ὑπεμείνατέ με τὸν ὑμέτερον φίλον καταλιπεῖν; ἀλλ᾿ ἄρατέ με ταχέως σὺν ὑμῖν, ἄρατε καὶ μὴ μέλλετε […] 38 ([…] doch all dies ist Vergangenheit, und, oh weh, die Kaiserstadt ist zur Sklavin ge‐ worden! Oh, wie könnte man das Leid tragisch ausdrücken? Doch wollen wir, wenn’s geraten scheint, schauen, welche Hoffnung uns noch für die Zukunft bleibt. Oh weh, schweigt doch! Denn wahrlich Hoffnung gibt es für uns keine mehr. Nun also ist es notwendig, um den Tod zu bitten, und ich vor allen strebe danach. Was wirst du denn tun, leidgeprüfter Andronikos? Wohin wirst du aufbrechen, in welche Stadt? Unter welchem Herrn wirst Du Privatleute und Freunde quälen, welche Rhetoriklehrer wirst Du in Anspruch nehmen? Oh mein unglückliches Leben, oh bitteres Waisendasein, oh Zeitrad, in welchen Abgrund hast Du mich gestürzt. Oh, Verwandte, Lehrer und Freunde, wie habt ihr es ertragen, mich, euren Freund, zurückzulassen; nehmt mich schnell mit euch, nehmt mich und zögert nicht […]). Mit Stil und Sprache von solcher Höhe ließ sich die breite Masse der Griechen sicher nicht erreichen. Kallistos wendet sich eindeutig an die neue westliche Bildungselite und teils auch an die griechische, die die rhetorische Virtuosität zu schätzen wusste. Das breitere griechische Publikum dagegen erhielt zur psy‐ chischen Verbzw. Aufarbeitung eigens angepasste Threnoi in der ‚Volks‐ sprache‘, die den westlichen, attisch orientierten Humanisten nicht zumutbar waren. 39 353 Kulturvermittler im Exil 40 Siehe die Sammlung bei Lampros 1908. 41 Siehe dazu Botley 2010. 42 Siehe alleine zu den Drucken Göllner 1961-1978. 43 Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 8680*. 44 Siehe Gastgeber 2014a, 311-313; ders. 2014b, 70-72. Griechische Exilliteratur Die Lage nach der Eroberung des Landes förderte erwartungsgemäß die La‐ mentatio-Thematik. Diese war jedoch kein ausschließliches Merkmal der Diaspora-Griechen, sondern auch die unter osmanischer Fremdherrschaft Zu‐ rückgebliebenen griffen das Genre auf, um ihre triste Situation zu verarbeiten und darauf hinzuweisen, wobei die inhaltliche Ausrichtung je nach Zielgruppe variierte. 40 Daneben gab es eine rein auf das westliche Publikum zielende Pro‐ duktion: Einerseits musste auf dem Feld der Didaktik der Bedarf an griechischen Lehrbüchern und Lexika abgedeckt werden, 41 andererseits wurden klassische griechische Autoren übersetzt, natürlich nur sofern überhaupt eine ausrei‐ chende Zweisprachigkeit vorlag (bezeichnenderweise übernahmen hier alsbald Nicht-Griechen die Führungsrolle). Die genannten Texte sind jedoch mehr aus dem Umstand erwachsen, dass gelehrte Griechen im Westen lebten, nicht spe‐ ziell aus ihrer Exilsituation. Bei der Frage, ob letztere zu bestimmten Gattungen oder Themen besonders beigetragen hat, darf noch einmal an die nun einsetzende Adversus Turcos-Li‐ teratur erinnert werden. Ausgerichtet auf ein westliches Publikum, wird diese, zunächst vor allem in Verbindung mit Aufrufen zu einem neuen Kreuzzug, bald zu einem so weitläufigen europäischen Phänomen, dass der Überblick über der‐ artige orationes und tractatus verloren geht. 42 Angesicht der drohenden Gefahr für die Habsburger stellte etwa Hugo Blotius, der erste Präfekt der Wiener Hof‐ bibliothek, im Jahr 1576 einen eigenen, 132 Seiten umfassenden Katalog über alle in der Hofbibliothek vorhandenen Schriften zum Thema ‚Turci‘ zusammen, Librorum et orationum de Turcis et contra Turcas scriptarum catalogus. 43 Eine weitere schon angeführte Gruppe von ‚Verteidigungsschriften‘ stellen die Pro litteris Graecis-Traktate dar. Bis zur Jahrhundertwende zählen die fol‐ genden Griechen und gräkophilen westlichen Humanisten zu ihren Verfas‐ sern: 44 - Andronikos Kontoblakes (ca. Ende der 50er bis 60er Jahre): vermutlich als Griechischprofessor in Venedig (eventuell Brescia) - Theodoros Gazes (ca. 1460): im Rahmen seiner Griechischprofessur an der Universität zu Ferrara 354 Christian Gastgeber 45 Monfasani 1976; Neuhausen / Trapp 1979; Beyer 1994; Monfasani 1994; ders. 2002; 2008; 2011; 2012a; 2012b; 2013; vgl. auch im vorliegenden Band den Beitrag von Monica Cen‐ tanni, bes. das Kapitel „Gemisto Pletone: Il viaggio in Italia (1438-1439)“. - Demetrios Chalkondyles (1463, 1464): im Rahmen seiner Griechischpro‐ fessur an der Universität zu Padua - Pietro Bembo (1494): an den Senat der Republik Venedig (in griechischer Sprache! ) - Scipione Forteguerri (Carteromaco) (1504): Antrittsvorlesung als Pro‐ fessor des Griechischen in Venedig Zu guter Letzt ist noch auf die importierte literarische Streitfrage hinzuweisen, welcher der beiden antiken Philosophen par excellence, Platon oder Aristoteles, der bessere sei. Ausgelöst wurde sie durch Plethons (griechische) Schrift „Über die Unterschiede der platonischen und aristotelischen Lehre“, doch verebbte die Kontroverse nach einer heißen Phase, in deren Mittelpunkt u. a. Georgius Tra‐ pezuntius und Bessarion standen, alsbald wieder. 45 Literaturverzeichnis Ben-Tov, Asaph: Turco-Græcia: German Humanists and the End of Greek Antiquity, in Claire Norton / Anna Contadini / Alan Chong (Hgg.): Crossing Boundaries: New Per‐ spective on Cultural Encounters in the Mediterranean before 1700, Pittsburgh 2009, 181-195. Beyer, Hans-Veit: Lauro Quirini, ein Venezianer unter dem Einfluss Plethons, Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik 44, 1994, 1-20. Bianca, Concetta: Da Bisanzio a Roma: Studi sul cardinale Bessarione, Rom 1999. Blanchet, Marie-Hélène: Les listes antilatines à Byzance aux XIV e -XV e siècles, Medioevo greco 12, 2012, 11-38. Blanchet, Marie-Hélène: „Schismatique“ et „hérétique“: les qualifications appliquées aux Latins à Byzance. 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L’annonce du péril de la ville impériale n’avait donc sérieusement occupé que quelques marchands de Pise et de Venise, qui négociaient dans les mers du Levant, et qui avaient saisi cette occasion de vendre à la fois aux Grecs et aux Turcs de la poudre et des armes. Mais la Sicile était alors tellement dénuée de commerce et d’industrie, que l’on ne s’y était avisé d’aucune expédition semblable; et l’on ignorait, dans cette île, quel était le sort ou le danger de Constantinople. Un zèle aveugle pour la religion romaine rendait seulement le nom de Byzance odieux parmi le peuple, qui regardait les Grecs comme des impies, ennemis de Dieu et des saintes images. Una sera, si trovano una spiaggia a Est di Catania e vedono avvicinarsi alla riva una nave: La voile Latine demi-pliée autour du mât, la croix qui la surmonte, tout annonce un navire chrétien. Comincio da questa ricostruzione, leggendaria e romanzesca, dell’arrivo di un gruppo di profughi bizantini in Sicilia cosí come ci viene restituita dal fortuna‐ tissimo romanzo storico di Abel-François Villemain, Lascaris ou les Grecs du Quinzième siècle (Paris 1825) presto tradotto in varie lingue, tra le quali l’italiana della bella versione Lascaris, ossiano I greci del secolo decimoquinto del Graziani (Firenze 1829) da cui cito i brani che seguono. Nell’edizione originale, la novella romantica è presentata come una sorta di premessa letteraria al saggio dello 1 Sulla biografia di Lascaris v. De Rosalia 1957-1958. 2 Sul Bembo alla scuola messinese del Lascaris v. Pagliaroli 2013 e Curti 2013. Sulla scuola diretta dal Lascaris v. Espro 2016. 3 Villemain 1825 [tr. it. Graziani 1829, 19]. stesso Villemain Sur l’état des Grecs, depuis la conquête musulmane jusqu’à nos jours. Il ‹Lascaris› che dà il titolo al romanzo, è Costantino, imprigionato dai turchi dopo la presa di Costantinopoli e poi esule in fuga, dapprima a Mi‐ lano, dove compose gli Erotemata, la prima e piú famosa grammatica greca del Quattrocento, pubblicata nel 1476, indi a Napoli presso la corte di Alfonso e infine, intorno al 1466, 1 a Messina, dove fondò la scuola di greco che sarà frequentata da Pietro Bembo. 2 Al personaggio reale del Lascaris e ai suoi ri‐ petuti tentativi di tornare in patria sarebbe opportuno dedicare un apposito contributo nel racconto che stiamo tessendo insieme sull’esilio degli uma‐ nisti: non lo faremo qui. Nel romanzo, il Lascaris cosí si presenta: Io assomiglio a quelli schiavi ateniesi che in questa stessa Sicilia andava cantando i versi di Sofocle e di Euripide, ma quelli non avevano perduto la libertà; la loro patria ancora viveva. Io però sono libero, ma solo al mondo […] piú non mi resta altra patria. 3 Il riferimento è al noto passo della Vita di Nicia in cui Plutarco riferisce degli ateniesi, fatti schiavi in Sicilia dopo la sconfitta di Siracusa, che riscattarono la loro libertà grazie alla conoscenza di qualche brano dei testi di Euripide: Alcuni [degli ateniesi fatti schiavi dai siracusani] si salvarono anche grazie a Euripide. A quanto pare, infatti, tra i greci che abitavano fuori dalla madrepatria, i siracusani erano particolarmente appassionati della sua poesia, e mandavano a memoria piccoli brani e citazioni dalle tragedie di Euripide che di quando in quando qualche viaggiatore portava da loro, e se li recitavano tra di loro. Si racconta, dunque, che molti degli ateniesi che tornarono sani e salvi in patria andarono ad abbracciare Euripide, dicen‐ dogli che, da essere schiavi, erano stati liberati perché potevano insegnare i brani delle sue opere che ricordavano a memoria, e altri ancora dicevano che, vagando dopo la battaglia, avevano ricevuto cibo e acqua per aver cantato qualcuno dei suoi canti. Non bisogna dunque meravigliarsi per il fatto che raccontano che una nave mercantile di Cauno che, inseguita da pirati si era rifugiata nel porto di Siracusa, in un primo mo‐ 362 Monica Centanni 4 Plutarco, Vita di Nicia 29: ἔνιοι δὲ καὶ δι’ Εὐριπίδην ἐσώθησαν. μάλιστα γὰρ ὡς ἔοικε τῶν ἐκτὸς Ἑλλήνων ἐπόθησαν αὐτοῦ τὴν μοῦσαν οἱ περὶ Σικελίαν, καὶ μικρὰ τῶν ἀφικνουμένων ἑκάστοτε δείγματα καὶ γεύματα κομιζόντων ἐκμανθάνοντες ἀγαπητῶς μετεδίδοσαν ἀλλήλοις. τότε γοῦν φασι τῶν σωθέντων οἴκαδε συχνοὺς ἀσπάζεσθαί τε τὸν Εὐριπίδην φιλοφρόνως, καὶ διηγεῖσθαι τοὺς μὲν ὅτι δουλεύοντες ἀφείθησαν, ἐκδιδάξαντες ὅσα τῶν ἐκείνου ποιημάτων ἐμέμνηντο, τοὺς δ’ ὅτι πλανώμενοι μετὰ τὴν μάχην τροφῆς καὶ ὕδατος μετελάμβανον τῶν μελῶν ᾄσαντες. οὐ δεῖ δὴ θαυμάζειν ὅτι τοὺς Καυνίους φασὶ πλοίου προσφερομένου τοῖς λιμέσιν ὑπὸ λῃστρίδων διωκομένου μὴ δέχεσθαι τὸ πρῶτον, ἀλλ’ ἀπείργειν, εἶτα μέντοι διαπυνθανομένους εἰ γιγνώσκουσιν ᾄσματα τῶν Εὐριπίδου, φησάντων δ’ ἐκείνων, οὕτω παρεῖναι καὶ συγκαταγαγεῖν τὸ πλοῖον. 5 Villemain 1825 [1829], 18-19. mento non fu accolta ma respinta, ma poi chiesero se conoscevano canti di Euripide, e avendo i marinai detto di sí, ebbero il permesso di far entrare in porto la nave. 4 Come gli antichi prigionieri ateniesi, anche il Lascaris si salva grazie al bagaglio di conoscenze che porta con sé. Nel racconto romanzato del Villemain, ad ac‐ cogliere la nave «con vela latina», tra gli altri, sulla riva c’era anche Pietro Bembo e un Medici. Ma in Sicilia, oltre a Costantino Lascaris, dal Peloponneso appro‐ dano anche «altri disgraziati greci», fra i quali c’è un personaggio che storica‐ mente ebbe un ruolo centrale nella rivoluzione culturale del Rinascimento ita‐ liano: Gemisto Pletone. [Arrivò la] notizia che altri disgraziati greci erano approdati non lontano da Messina, ed andavano in traccia dei loro compatrioti. Questi nuovi fuggitivi venivano dal Pe‐ loponneso, e dall’Attica, ove Maometto non aveva per anco portata la guerra. Il piú celebre tra essi era Gemisto Pletho […]. Veniva egli accusato di aver conservata un’em‐ pia preferenza, una fede sacrilega per le antiche divinità della Grecia, e di resuscitar nel suo cuore le illusioni, e i voti di Giuliano. 5 L’aspetto di Gemisto Pletone, la sua imponenza e la sua autorevolezza, colpisce il gruppo dei nobili giovani: Gemisto, sebbene fosse in altri tempi vissuto alla corte di Bisanzio, vestiva il mantello degli antichi filosofi: la sua alta statura, la sua fronte larga ed aperta, la sua lunga e candida barba, i suoi sguardi accesi d’un mistico fuoco, l’aria di meditazione, e d’en‐ tusiasmo impressa nella maestosa regolarità delle sue sembianze, gli dava qualche cosa di simile all’idea che noi ci formiamo di Pitagora, e di Platone […]. La sua vista colpí di stupore il Medici, ed i suoi giovani amici […]. Gemisto pareva abitare un mondo ideale, inaccessibile agli affanni della terra: la sua immaginazione spingevasi sempre al di là degli avvenimenti, o piuttosto gli trasformava a suo grado tingendoli co’ suoi 363 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 6 Villemain 1825 [1829], 19-21. 7 Villemain 1825 [1829], 21-22. 8 Villemain 1825 [1829], 24. 9 Villemain 1825 [1829], 26-27. colori […]. Il suo linguaggio respirava qualche cosa d’orgoglio, e di fiducia nell’avve‐ nire. 6 L’incontro con il giovane Medici ricorda a Gemisto Pletone il suo precedente viaggio in Italia - a Venezia, Ferrara, Rimini e Firenze, nel 1438-39: Giovinetto, diss’egli al Medici, giustamente voi ammirate la Grecia; voi siete degno del padre vostro, che io conobbi a Firenze nell’epoca dell’inutili discussioni del Con‐ cilio. Ei fu curioso d’apprendere alcuna delle verità dei nostri sapienti […]. - Noi già conosciamo, riprese il Medici, quanta luce possano le greche arti recare alla nostra patria: venite in Italia […]. La Grecia rinascerà tra noi […]. - Un sorriso del vecchio filosofo sembra annunziare che tali parole non corrispondono ai suoi pensieri, ed alle sue speranze. - Noi ne parleremo, diss’egli; io qui attendo le lettere di Bessarione, perché voglio sapere cosa egli offra ai suoi concittadini, ed alla Grecia. 7 Nella finzione letteraria, dunque, il filosofo aspetta le lettere di Bessarione, che decideranno del futuro suo e degli altri greci. Ma Gemisto Pletone ascolta con disperata disillusione la promessa del giovane Medici di far rinascere la Grecia in Italia; nonostante il fuoco del suo entusiasmo, sa che la Grecia non può ri‐ sorgere se non facendo rinascere la tradizione della sapienza antica: ‹La Grecia perisce, perché ha perdute le tradizioni dei suoi avi; ella si ritroverebbe in se stessa, se risalisse alle sacre sorgenti, a cui attinsero i padri nostri.› Mentre in questa guisa esprimevasi con un entusiasmo avviluppato nel mistero, al suo venerabile as‐ petto, alla sua lunga canuta barba si sarebbe creduto vedere un sacerdote di Delfo, o d’Eleusi; o piuttosto quel luogo selvaggio, ove i greci erano raccolti, quella vicinanza del vulcano richiamava all’idea Empedocle tormentato dai grandi segreti della natura, e pronto a slanciarsi negli abissi dell’Etna. 8 Il mistico furore del filosofo lo assimila a un profeta delfico o, meglio, a Empe‐ docle pronto a gettarsi nel fuoco dell’Etna. Ma Gemisto Pletone non può ab‐ bandonare la Grecia, non può trasferirsi in Occidente: Quanto a me, egli disse, senza sperare il rinascimento della Grecia, che soccombe sotto i colpi dei barbari d’Asia, non andrò a vivere nell’Occidente. Io preferisco ricovrarmi in alcuna delle isole del mare Jonio, a Cipro, od in Creta. A che ci recherem noi presso quei popoli, che sono stranieri alle nostre arti? Quando mai si dileguerà l’ignoranza dall’Europa in mezzo alle guerre, che la dividono? 9 364 Monica Centanni 10 Villemain 1825 [1829], 28. 11 Villemain 1825 [1829], 32. 12 Villemain 1825 [1829], 35. Alla disperata nostalgia dei greci, rispondono ottimisticamente il giovane Medici e lo stesso Lascaris: entrambi credono nella rinascita, sotto altre forme, della cultura antica. Nel sentire un passante che recita Dante, cosí rispondono il Las‐ caris e il giovane Medici: Una nuova era è nata da lungo tempo per lo spirito umano. Ella ha la sua religione, la sua poesia, le sue altre verità, le sue credenze popolari: ella può ricevere ancora istru‐ zioni e modelli, ma non può ingolfarsi nel passato, che piú non è, e trasformarsi in un’altra epoca. […] Sebbene l’antico mondo abbia cessato di esistere, pur nondimeno regnerà lungamente sull’immaginazione degli uomini per mezzo dei monumenti, e delle memorie, che ha lasciate. Noi saremo gli interpreti di quella dotta antichità, noi ne pubblicheremo le meraviglie, e se ritrovasi nella folla alcun ingegno avventuroso, appena ei sarà tocco dal soffio delle nostre parole, si sentirà come trasportato al di sopra dei suoi contemporanei, e di se stesso. 10 Arrivano infine le lettere che Gemisto Pletone aspetta. Cosí scrive da Roma Bessarione al suo maestro: Poiché vi si bandisce dalla Grecia […], venite a Roma: ivi troverete un asilo nella biblioteca del Vaticano. 11 Arriva anche una lettera da Firenze, in cui il «gran Cosimo dei Medici», avuta notizia della caduta di Costantinopoli, invita il figlio a cercare profughi greci e a invitarli presso la sua corte: Tu in modo speciale, o figlio mio, durante il tuo viaggio se incontri alcuno di quei greci illustri di Tessalonica o di Bisanzio, che conservano tutto il genio dell’antichità; sii prodigo loro di ogni cura. Sono essi uomini rari e sacri, o mio figlio: teco conducili nella nostra patria, […]. Rendiamo bella Firenze con tutte le ricchezze del sapere, e cosí meriteremo di essere i primi fra i nostri liberi cittadini. 12 Contesi dai príncipi di tutte le corti italiane, alcuni dei migranti greci passano per Firenze e approdano quindi a Roma, dove Bessarione è pronto ad accoglierli. Ma, a differenza di altri suoi compagni d’esilio, Gemisto Pletone non potrà re‐ stare in Italia; il filosofo sceglie infatti di morire «in mezzo alle rovine di Atene»: Cacciato dalla sua patria oppressa dalla schiavitú, il soggiorno di Roma, e quello ancor di Firenze non avendo potuto lungo tempo ritenerlo, ei [sc. Gemisto Pletone] preferí d’andare a terminar la propria vita sotto il dominio dei turchi in mezzo alle rovine 365 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 13 Villemain 1825 [1829], 83 (con interpunzione leggermente modificata). 14 Sugli ultimi giorni di Costantinopoli e la fine di Costantino XI rimando a Centanni 2017, 19-32. 15 Cfr. Cammelli 1931. d’Atene. Arrestato da un possente diletto ei morir volle in que’ luoghi sacri per esso, come quei sacerdoti dal politeismo, che in mezzo ai rovesciati loro idoli, quando i templi erano distrutti, estinta la fiamma del santuario, non potevano esser divelti dal luogo, ove adorate avevano le divinità, che piú non erano. 13 Il romanzo dell’accademico di Francia che, in quanto tale, non riporta le fonti della propria ricostruzione, è importante per alcuni aspetti della relazione che cercherò di prospettare in questo contributo tra Giorgio Gemisto Pletone e Bes‐ sarione. Lasciando ora da parte la fiction ottocentesca e le sue intonazioni ro‐ mantiche, andranno infatti rilevati due dati: il Villemain dà per scontato che Gemisto Pletone sia vivo al momento della presa di Costantinopoli, e il romanzo segue la traccia di un ritorno del filosofo in Grecia e della sua scelta di votarsi, piú o meno letteralmente, a una morte volontaria. Antefatti (e fatti storici) Il 29 maggio 1453, dopo anni di assedio e la resistenza eroica dell’ultimo basileus Costantino XI Paleologo, 14 Maometto II occupa la città che, nel 1517, diventerà la sede del califfato ottomano. Tra i molti profughi da quella che viene percepita al tempo come la vera e propria ‹fine di Roma›, due bizantini, Basilio Bessarione e Giorgio Gemisto Pletone, sono protagonisti di due diverse forme di esilio. La prima formazione di Giorgio Gemisto Pletone era stata alla scuola di De‐ metrios Kydones, intellettuale impegnato anche in incarichi politici alla corte prima di Giovanni V e poi di Manuele II Paleologo, con i quali aveva compiuto almeno tre diversi viaggi in Italia - delle relazioni di Demetrio con l’Italia ab‐ biamo preziose notizie nel suo epistolario. 15 In séguito, Gemisto Pletone soggiornò ad Adrianopoli, una delle capitali cul‐ turali dell’impero ottomano, presso un ebreo di nome Elisha (Elissaios), maestro di filosofia greca alla corte turca. Al suo ritorno a Costantinopoli, Gemisto Ple‐ tone iniziò a insegnare filosofia. Manuele II lo inviò a Mistra, nel Peloponneso, dove svolse la propria carriera politica, amministrativa e giudiziaria; sappiamo che dal 1427 fu proprietario di un vasto appezzamento di terreno nel Pelopon‐ neso. Negli anni della crisi dell’impero bizantino che precedette la conquista 366 Monica Centanni 16 Su Gemisto Pletone, v. Woodhouse 1986; Lo Presti 2007, 43 ss.; aggiornamento biblio‐ grafico a cura di L.M.A. Viola, in Masai 2010. 17 Cfr. Centanni 2017, 89-102. turca, il Peloponneso fu una delle roccaforti della resistenza all’inesorabile avan‐ zata dei Turchi, e tale rimase anche dopo la caduta di Costantinopoli. 16 Risalgono a questo periodo le due opere politiche di Gemisto Pletone: Memorie del Peloponneso, in cui è esposto un disegno di riforma del despotato di Morea, che prevedeva anche l’istituzione di un esercito ‹nazionale›, e i Nomoi che pre‐ sentavano un progetto di rifondazione politica dello Stato sulla base della filo‐ sofia platonica. I testi d’ispirazione di quella nuova visione politica-filosofica sono, oltre a Platone (da cui il trattato mutua anche il titolo), Proclo, Dionigi l’Areopagita e Plotino; ma il Trattato sulle leggi non si propone come un testo di speculazione filosofica bensí come un vero e proprio testo di riflessione costi‐ tuzionale che, contro il monoteismo e la sua corrispondente forma secolare, la monarchia, propone un ritorno al politeismo che doveva avere i suoi effetti concreti anche sul piano istituzionale. Gennadio Scolario, a capo della comunità cattolica cosmopolitana dopo il 1453, condannerà al rogo le Leggi di Gemisto Pletone, e la parte del Trattato andata bruciata è proprio quella che trattava piú direttamente degli effetti della riforma ideologica, prima che religiosa, che sul piano dell’assetto istituzionale avrebbe dovuto rifondare nel Peloponneso uno Stato indipendente, una nuova politeia ‹greca›. Non serve ricordare qui che la vicenda che vede Gennadio Sco‐ lario, convinto antagonista del partito unionista delle Chiese d’Oriente e d’Oc‐ cidente, schierato violentemente contro Gemisto Pletone, specie dopo la sua intronizzazione (fortemente supportata da Maometto II) a patriarca di Costan‐ tinopoli, trova le sue ragioni non solo e non tanto sul piano teorico della disputa religiosa, teologica e filosofica, quanto piuttosto nel campo di una battaglia de‐ cisamente ideologica che alla metà del Quattrocento vede schierati su un fronte o sull’altro molti degli intellettuali bizantini, in uno scontro che ha importanti ricadute politiche e strategiche. 17 Gemisto Pletone: Il viaggio in Italia (1438-39) La prima testimonianza in ordine cronologico, spesso chiamata in gioco nella ricostruzione dei rapporti tra Gemisto Pletone e le corti italiane, è l’orazione ch’egli scrisse nel 1433, quindi prima del proprio arrivo in Italia, in occasione della morte di Cleope Malatesta, che era andata sposa a Teodoro Paleologo. L’esi‐ stenza di questo testo ha prodotto nella critica la communis opinio secondo cui 367 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 18 Sul punto, e in particolare sulle testimonianze della presenza di Gemisto Pletone a Fer‐ rara e poi a Firenze, rimando a Centanni 2017, 342-354; ma v. altresí Bertozzi 1999, 22 ss.; Bertozzi 1992; Del Soldato 2011, 113-115. 19 In questo senso anche Basinio nomina Cleope nell’Hesperis (VII, 72-81), laddove Sigis‐ mondo si sarebbe recato a Cipro per omaggiare Elena, regina dell’isola e figlia di Cleope: Sententia menti visa viro melior Cyprum simulare repostam / cernere velle, procul Cleo‐ phææ moenia natae / visere, quæ Cypri regi gratissima conjux / una fuit, Cleophe, mediis quam pulchra Mycenis / edidit in teneras jucundi luminis oras, / quam pater Italia Graio dedit ire marito / fœdere cognati priscos dignatus Achivos / sanguinis optato Malatesta superbus; at illam / Graiugenum patrias rex amplus abegit ad oras. 20 Ho sviluppato quest’ipotesi, sulla base di una lettura dell’epistola, in Centanni 2017, 342-345. 21 Cosí scrive Ciriaco, Diarius V, 55: At et cum equidem inde Gemistei Platonici dilectissimi nostri gratia Laconicam Mysithratem revisissem et procul ex itinere Laconicorum ruinas nobilium quondam oppidorum animo revolvendo etc. (v. Bodnar 2003, 328-329). i contatti di Gemisto Pletone con i Malatesta sarebbero stati precedenti al con‐ cilio di Ferrara-Firenze del 1438-39 e al suo viaggio in Italia. 18 La lettura del testo, e in particolar modo dei passi relativi all’Italia, presentata come un altrove favoloso e remoto, non lascia dubbî sul fatto, già implicito nel genere e nella destinazione dell’operetta, che Gemisto scriva l’epistola funebre espressamente come consolazione per Teodoro Paleologo, rimasto vedovo della giovane sposa. Non solo, dunque, l’epistola non ha come destinatarî i Malatesta, ma l’autore, chiarissimamente a leggere il testo, non pensa di venire letto in Italia. Anche le esagerazioni - del tutto topiche e generiche - sulla gloria militare della casata hanno, evidentemente, la funzione retorica di amplificare il rango sociale della defunta e, quindi, d’elogiare lo sposo, nel contempo consolandolo della grave perdita. L’epistola arriva tuttavia in Italia ed è verosimile che fosse nota alla corte di Rimini, dove i Malatesta potevano senz’altro fregiarsi di un componimento che suggellava il prestigio dell’importante legame da essi, me‐ diante Cleope, contratto con i piú alti ranghi della nobiltà bizantina. 19 Se dunque l’epistola al Paleologo per la morte di Cleope non può essere con‐ siderata una prova di preesistenti relazioni tra Gemisto Pletone e i Malatesta, di contro fu probabilmente proprio quell’orazione a mettere Sigismondo sulle tracce dell’erudito e ad agevolare l’instaurarsi di un rapporto fra il filosofo e la corte di Rimini quando quegli, solo qualche anno piú tardi, sbarcò in Italia per il concilio di Ferrara. 20 Le relazioni tra la corte riminese e la ‹repubblica filoso‐ fica› di Gemisto Pletone furono in séguito rinsaldate dalle frequentazioni di Ci‐ riaco d’Ancona a Mistra, testimoniate dallo stesso «Diario di viaggio» di questi nel 1447. 21 Confermato da varie fonti, e importantissimo per gli sviluppi successivi, è il soggiorno in Italia di Gemisto, in occasione del concilio di Ferrara-Firenze del 368 Monica Centanni 22 Cfr. Bertozzi 1992, 139. 23 Cfr. Warburg 1966, 249 ss.; Bertozzi 1999, 25 ss. 24 Cfr. Del Soldato 2011, 113-115; sugli intellettuali presenti a Ferrara v. Wilson 2000. Ho proposto una ricostruzione dei simposî ferraresi e del ruolo di Gemisto in Centanni 2017, 91-100. 25 Una traduzione del De differentiis, corredata da un volumetto di introduzione e com‐ mento a Gemisto Pletone, è stata condotta da Neri 2001. A Moreno Neri si deve anche un’edizione con traduzione e commento del Trattato sulle virtú dello stesso Gemisto Pletone: Neri 2010. 26 Cfr. Lo Presti 2007, 61. 1438-39. Sappiamo che a Ferrara Demetrio principe di Mistra e forse, con lui, Gemisto Pletone, che faceva pare della prima cerchia della sua corte, vennero ospitati a Palazzo Schifanoia 22 dove, di là a pochi anni, negli affreschi astrologici del salone dei Mesi, gli dèi olimpici campeggeranno in trionfo e appariranno tutti gli dèi minori, presentati nella loro facies astrale come ‹decani› dei mesi, e spesso irriconoscibili perché passati attraverso la mediazione dell’iconografia araba. 23 Nei mesi in cui il concilio fu di stanza a Ferrara, Gemisto Pletone prese parte ai banchetti organizzati dagli intellettuali locali in onore dei nobili ospiti bizantini; in uno di tali conviti filosofici, in casa del medico Ugo Benzi, si avviò una disputa su platonismo e aristotelismo nella quale, secondo il Benzi, i ‹greci› furono sopraffatti dalle argomentazioni dei ‹latini›. In occasione di quella sfida che sarà ricordata fra l’altro nel De Europa di Enea Silvio Piccolomini, Gemisto ebbe ragione di verificare l’appiattimento sul verbo aristotelico del pensiero corrente degli intellettuali italici e la scarsa conoscenza che gli occi‐ dentali avevano dell’opera di Platone: 24 con tutta probabilità, fu in quell’occa‐ sione che decise di mettere a punto il trattatello Sulle differenze tra Platone e Aristotele, che avrebbe terminato l’anno seguente, quando il concilio si spostò a Firenze. 25 Due, gli obiettivi del trattato: correggere l’interpretazione che gli occidentali avevano di Aristotele, la cui filosofia se da un lato era stata fin dall’Alto Medioevo assimilata al pensiero cristiano e in quel senso interpretata e tradotta, dall’altro, mediante l’‹errore› della lettura averroista, era stata letta in senso materialista, in particolare sulla spinosa questione dell’immortalità dell’anima; e far cono‐ scere Platone, il cui pensiero era stato genericamente rivalutato dal Petrarca, ma i cui testi erano stati rilanciati soltanto a partire dal Crisolora - al tempo, erano comunque stati tradotti in latino soltanto il Timeo, il Menone e il Fedone. 26 È proprio nella redazione de De differentiis che Giorgio Gemisto giustappose al proprio nome il cognomen di «Pletone», «quasi alter Plato». Gemisto Pletone completa dunque con tutta probabilità la stesura del De dif‐ ferentiis a Firenze, dove si sposta il concilio dopo la sessione di Ferrara. Il trat‐ 369 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 27 Cit. in Garin 1976, 66: Audivi ego ipsum (Gemistum) Florentiæ - venit enim ad concilium cum Græcis - asserentem unam eandemque religionem, uno animo, una mente, una præ‐ dicatione, universum orbem paucis post annis esse suscepturum. Cumque rogassem Chris‐ tine an Machumeti, ‹Neutram, inquit, sed non a gentilitate differentem›. Quibus verbis commotus, semper odi, et ut venenosam viperam pertimui, nec videre aut audire amplius potui. Percæpi etiam a nonnullis Græcis, qui ex Peloponneso huc profugerunt, palam dixisse ipsum antequam mortem obisset, iam fere triennio, non multis annis post mortem suam et Machumetum et Christum lapsum iri et veram in omnes orbis oras veritatem perful‐ suram. tatello è oggetto di un attacco violento da parte di Gennadio Scolario, che pro‐ voca Gemisto a replicare spiegando che l’attacco era rivolto alla deriva ateo-materialistica insidiosamente prospettata dalla lettura averroista di Aris‐ totele, e che il recupero di Platone serviva proprio a ricongiungere filosofia e religione, che una concezione tutta ‹fisica› del pensiero di Aristotele aveva dis‐ giunto. Nel 1454 Giorgio da Trebisonda, ancora fremente per lo scandalo, cosí scriverà: Io stesso l’ho ascoltato a Firenze mentre diceva che pochi anni dopo il mondo intero avrebbe avuto una sola e identica religione, un animo, una mente, una predicazione sola. Ed avendogli domandato io se sarebbe stata la fede di Cristo o di Maometto, mi rispose: nessuna delle due, ma un’altra non diversa da quella dei gentili. Sdegnato per tali parole, sempre l’ho avuto in odio e ne ho avuto orrore come di una vipera velenosa, né l’ho potuto piú vedere o ascoltare. Ho sentito però da alcuni greci fuggiti qua dal Peloponneso che costui prima di morire, or è circa un triennio, affermò pubblicamente che, non molto tempo dopo la sua morte, Maometto e Cristo sarebbero caduti nell’oblio e per tutto l’universo ci sarebbe stato il fulgore dell’assoluta verità. 27 Le reazioni alla ‹predicazione› di Gemisto Pletone non furono però tutte di te‐ nore polemico. Fu per effetto del suo rilancio del verbo platonico e per sua ispi‐ razione che Cosimo de’ Medici affidò a Marsilio Ficino la fondazione dell’Acca‐ demia platonica, che sarebbe stata l’incubatrice del pensiero del neoplatonismo fiorentino negli anni Settanta del Quattrocento. Cosí il Ficino ricostruirà la storia nel 1490, consegnando a Lorenzo la propria traduzione di Plotino: Magnus Cosmus senatus consulto patriæ pater, quo tempore concilium in Græcos atque Latinos sub Eugenio pontifice Florentiæ tractabatur, philosophum græcum no‐ mine Gemistum, cognomine Plethonem, quasi Platonem alterum de mysterijs Plato‐ nicis disputantem, frequenter audivit, ex cuius ore ferventi sic afflatus est protinus, sic animatus, ut inde Academiam quandam alta mente conceperit, hanc oportuno primum tempore pariturus. Deinde dum conceptum tantum magnus ille Medices quo‐ dammodo parturiret, me electissimi medici sui Ficini filium, adhuc puerum tanto operi 370 Monica Centanni 28 Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, cod. Plut. 82.10, 3 r -4 v . 29 Cfr. Gentile 1990, XIX. 30 La Præfatio alle Leggi di Platone è in Mondí 2001. 31 Cfr. cod. Marcianus Græcus 406, 141-145. 32 Lo Presti 2007, 61. destinavit: ad hoc ipsum dedicavit in dies. Operam præterea dedit, ut omnes non solum Platonis, sed etiam Plotini libros Græcos haberem. 28 Come si è visto, nella teoria da Gemisto Pletone elaborata già nel ruolo di con‐ sigliere del despota di Mistra il rilancio della filosofia platonica non è ispirato da un interesse puramente speculativo, ma investe direttamente il piano del‐ l’intervento politico. 29 E l’impegno sul piano politico dell’intellettuale bizantino coinvolgerà amici e avversarî, chiamati a fare i conti con la provocazione importata dal filosofo bizantino. Uno tra i piú fieri nemici di Gemisto, Giorgio da Trebisonda, tradurrà in latino per Francesco Barbaro le Leggi prendendo a modello della «perfetta costituzione» della Serenissima lo Stato ideale di Platone. 30 Il pensiero politico di Gemisto Pletone interagisce però anche con le idee di rifondazione istituzio‐ nale della città di Firenze: il codice Marciano 406 contiene una versione di un trattato in greco sulla costituzione della città di Leonardo Bruni — nel 1439 can‐ celliere della Repubblica di Firenze — che reca correzioni e note di mano di Gemisto Pletone. 31 In quella prospettiva anche l’interesse di Cosimo per Gemisto che darà vita all’Accademia platonica del Ficino risponde a un’istanza non sol‐ tanto filosofica. Cosí chiosa nel suo bel lavoro Eleonora Lo Presti: È sembrato […] oltremodo probabile che Cosimo de’ Medici venisse colpito non tanto dai mysteria Platonica in senso stretto e dalle discussioni squisitamente filosofiche, quanto piuttosto dai progetti di riforma dello Stato teorizzati da Pletone, di cui si discuteva dietro le quinte del concilio. Del resto è verosimile che, nel 1439, rientrato da poco dall’esilio, Cosimo si interrogasse su quale assetto politico si potesse dare a Firenze. La soluzione prospettata da Pletone di uno Stato che avrebbe goduto di un’al‐ tissima auctoritas perché con radici in una tradizione millenaria dovette apparirgli oltremodo suggestiva. Non dovette dunque sfuggire a Cosimo il Vecchio la possibilità di riportare alla luce le tradizioni filosofico-religiose a cui Pletone si era richiamato, per poi fondare il suo progetto di riforma. 32 La teorizzazione di Gemisto Pletone sulla costituzione politica si prestava dunque a essere tradotta nei termini del vivo dibattito contemporaneo, come un precedente autorevolissimo per la costituzione mista di Venezia, ma anche come modello per la nuova costituzione fiorentina. L’arrivo di Gemisto a Firenze cade 371 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 33 Argomentum Marsilii Ficini in librum Platonis de regno, vel civilem (VD16 ZV 12560; DOI 10.3931/ e-rara-5114, p. 198/ fig. 212); il recupero della figura del re-filosofo riverbera anche nella lettura platonica che il Ficino propone del Monarchia di Dante, proposto come un ‹manifesto politico› per il nuovo principe: v. Garfagnini 2011. 34 Garin 1976, 65. infatti proprio nel momento in cui Cosimo immagina per la città una forma costituzionale di ‹principato civile›, con a capo un princeps-filosofo attorniato da una giunta di sapienti, rispettoso dello spirito antitirannico dei cittadini della res publica Florentina: sarà questo, propriamente, il modello che il Ficino de‐ scriverà per i príncipi del suo tempo, Lorenzo e Federico da Montefeltro, nell’Argomentum premesso alla propia traduzione del Politico di Platone. 33 A Gemisto Pletone si deve dunque anche l’innesco di una forte suggestione politica in cui la rilettura dell’ideale politeia platonica, incarnata in chiave attuale nella cittadella di Mistra, serviva da paradigma e da rifondazione anche sul piano costituzionale. L’attualità politica del pensiero platonico trovava un suo fonda‐ mento sul piano, lato sensu, religioso nella suggestione di una prisca theologia, un’idea che originariamente Gemisto declina in modo radicale, nel senso di un ritorno al pensiero pre-cristiano e quindi, di fatto, nel senso di una decristianiz‐ zazione della filosofia, e che Marsilio interpreta in senso piú morbido, come possibilità di renovatio della religione in forza di un nuovo innesto d’energia filosofica: all’idea del rinnovamento della religione mediante il ritorno alla sa‐ pienza eterna Marsilio dedica gran parte della sua opera a partire dal primo suo scritto a stampa, il De Christiana religione, del 1474. Da rinsaldare è l’unità tra filosofia e religione, tra sapientia e pietas, un’unità che sarebbe stata garantita nel mondo antico, fino ai Padri della Chiesa (insieme santi e intellettuali), e che sarebbe andata perduta nei secoli. E proprio lo studio, indicato dalla lezione di Gemisto Pletone, dei prisci theologi, ovvero della filosofia (neo)platonica, e l’evi‐ denziazione dei punti di contatto con la religione, invitava a un ritorno alla vera religio, un ritorno alle origini - filosofiche e intellettuali - precedenti la stessa dottrina cristiana. Cosí Eugenio Garin: Paradossalmente sembrò che la riunificazione degli uomini dovesse ottenersi al di là delle religioni rivelate, nel ritorno a quei principî in cui gli ultimi filosofi greci avevano visto i simboli della suprema e ineffabile unità divina. 34 Al rilancio della filosofia (neo)platonica mutuata dall’insegnamento di Gemisto, veniva pertanto affidata, da un lato, l’aspirazione a ricomporre il superamento delle scuole d’ispirazione aristotelica che nei secoli erano andate frazionandosi, soprattutto nelle correnti degli alessandrini e degli averroisti; dall’altro, e con‐ temporaneamente, il còmpito di conciliare fede cristiana e filosofia. La pervasi‐ 372 Monica Centanni 35 Lo Presti 2007, 70-71. 36 Per la querelle sorta a partire dalla pubblicazione del De differentiis e la ricostruzione della genealogia della libellistica polemica sul tema, v. Lo Presti 2007, 76-78, a cui ri‐ mando anche per la ricapitolazione bibliografica. 37 Rimando ancora a Centanni 2017, 98-100. vità nell’arte, nella letteratura e nel pensiero del Rinascimento di temi e figure tratte dalla mitologia pagana, accanto a temi e soggetti autenticamente cristiani, si spiega propriamente con la ricostruzione di una genealogia del pensiero se‐ condo la quale la sapienza antica, cosí come la sapienza ebraica, era da consi‐ derarsi l’antefatto della rivelazione cristiana: autori, testi e immagini, tratti dal repertorio testuale e figurativo del mito greco-romano, cosí come dal repertorio dell’ebraismo, erano considerati precursori e profeti del verbo divino. Riassume lucidamente Eleonora Lo Presti: Con l’autorità di una presunta rivelazione antichissima, la prisca theologia non costi‐ tuiva soltanto il tessuto unificante di fedi e dottrine diverse, ma anche il filo che legava i varî momenti della ricerca dell’uomo della verità universale. Prendeva cosí forma la convinzione, favorita anche dai testi apocrifi, che la perennis philosophia fosse comune a tutta l’umanità e quasi connaturata alla mente umana: diversa nelle forme e nelle parole, ma non nella sostanza, rintracciabile presso tutti i popoli e fondamento della riunificazione spirituale di tutto il genere umano, essa costituisce il fondamento razi‐ onale del cristianesimo. Gli antichi saggi, che preannunciavano Platone, erano nello stesso tempo i rappresentanti dell’antica teologia e filosofia pagana, che, agli occhi di Ficino, si accordava interamente con il messaggio cristiano e giudaico. […] Ritornare a Platone significava dunque recuperare la forma perfetta, in cui l’unione tra la co‐ noscenza e lo spirito religioso si era manifestata appieno: […] rinnovare la sapienza antica significava rinnovare il cristianesimo. 35 All’attacco di Giorgio da Trebisonda risponderà l’allievo e amico di Gemisto Pletone, Bessarione, cardinale già dal 1439, con l’In calumniatorem Platonis, in cui difenderà la ripresa della filosofia platonica in quanto pensiero particolar‐ mente congeniale alla spiritualità propria del cristianesimo. Anzi, prefigurando la posizione del Ficino, Bessarione indicherà nella riscoperta del platonismo la via per il rinnovamento del pensiero cristiano. 36 Nel 1465 Marsilio Ficino riconosce nell’uscita dell’In calumniatorem Platonis di Bessarione l’inizio di una nuova era, e nella sua elaborazione indica una forma di conciliazione tra le due scuole filosofiche: mentre alla lezione di Aristotele assegna il magistero sulla dottrina fisica, ovvero sulla philosophia naturalis, alla prisca theologia platonica affida il còmpito d’avviare alla sapienza del divino. 37 373 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 38 Sulla volontà di Maometto II di presentare il suo ruolo in continuità con quello dei basileis Rhomaion, in particolare nella cerimonia di intronizzazione del patriarca di Costantinopoli, v. Centanni 2017, 271-274. Il platonismo si proponeva dunque come il nuovo quadro di riferimento per pensiero e azione, sul fronte dell’impegno intellettuale oltreché della riflessione teologica. E non è un caso che a tale concezione unitaria e concordataria, che mirava a ritrovare, grazie alla rivalutazione della lezione platonica e alla sua conciliazione con quella aristotelica, i fondamenti di una philosophia perennis, negli schieramenti interni alla Chiesa di Roma corrispondesse il partito concor‐ datario e unitarista: e non si trattava soltanto di una disputa teologica ma di un dibattito di grande attualità politica, nel momento in cui le Chiese cristiane cer‐ cavano di ritrovare l’unità di fronte dapprima alla minaccia e poi alla definitiva vittoria dell’impero ottomano su quel che restava dell’impero bizantino. In questo senso se, come s’è visto, Gemisto Pletone e poi Bessarione fin dai tempi del concilio di Ferrara-Firenze erano fervidi sostenitori dell’unione tra le Chiese d’Oriente e d’Occidente, Giorgio Scolario, dalla metà degli anni Quaranta e poi soprattutto a partire dal 1452, nei difficili mesi dell’assedio di Costanti‐ nopoli che vedono in città esponenti di spicco del partito unionista come Isidoro di Kiev, si batterà ostinatamente per avversare la linea unionista (caldeggiata, anche per ovvî motivi strategici, dallo stesso imperatore Costantino) e, dopo la caduta della città, per l’intransigenza di quella sua posizione, si meriterà il favore di Maometto II e la nomina a patriarca di Costantinopoli. L’investitura, nella quale lo Scolario prese il nome di Gennadio II, fu la prima celebrata nella chiesa dei Santi Apostoli, essendo Santa Sofia già convertita in moschea, e fu lo stesso sultano che, nella regia della cerimonia, assumendo precisamente il ruolo di basileus Rhomaion, conferí al patriarca della Chiesa di Costantinopoli le insegne dell’episcopato. 38 Lo stesso Scolario dedicherà a Maometto due sue opere teolo‐ giche, una delle quali tradotta in turco. Essendo poi tentato ripetutamente dal ritorno alla vita monastica, a cui già si era votato negli anni Quaranta, sarà richiamato per ben due volte dallo stesso Maometto a insediarsi nel seggio pa‐ triarcale: un patriarca come Gennadio II garantiva infatti al sultano un alleato sicuro contro l’unione delle Chiese, che avrebbe potuto mettere a rischio il con‐ solidamento del potere ottomano su Costantinopoli. In tale contesto, dalla metà del Quattrocento la lettura di Platone è usata come ponte e cerniera per una nuova alleanza tra sapienza filosofica e fede cristiana, mentre Aristotele, che in precedenza era stato il riferimento per la cosmologia tomistica, diventa l’autore della scienza naturale; inoltre, per il tramite dei com‐ menti orientali, «l’Aristotele arabizzato assumerà i caratteri non solo del paga‐ 374 Monica Centanni 39 Lo Presti 2007, 157. 40 Ficino 1959, 1438. nesimo, ma anche della, assai piú attuale, minaccia musulmana». 39 È la avvenuta conciliazione tra la speculazione fisica e la teoresi metafisica, cosí sintetizzata e chiasticamente armonizzata, in un noto passo del commento al Timeo: De naturalibus agit Plato divine, quemadmodum Aristoteles vel de divinis naturaliter agit. 40 Alla fine di una querelle filosofica e teologica di grande vitalità che investe in pieno, agitandolo fertilmente, il pensiero e l’arte del Rinascimento, e che dura per piú di cinquant’anni, la sintesi e l’esito della conciliazione tra la scienza mondana aristotelica e la sapienza divina platonica sarà affidata al manifesto icastico della Scuola di Atene che Raffaello dipingerà, su commessa di Giulio II, tra il 1509 e il 1511: il vecchio Platone tiene con la mano sinistra il Timeo e indica con l’indice destro puntato al cielo la tensione divina della filosofia; il giovane Aristotele esibisce l’Etica come manifesto della propria scienza e, con la mano volta verso terra, insegna la direzione mondana della sua speculazione. Lettere dall’esilio Alla positiva chiusura del concilio, nel 1439, Gemisto Pletone fa probabilmente ritorno a Mistra e Bessarione a Costantinopoli. Di lí a breve questi saprà d’essere stato nominato cardinale dal papa Condulmer, Eugenio IV, e nel 1443 lo troviamo trasferito definitivamente a Roma. Nel frattempo la lezione di Gemisto Pletone si diffonde a Firenze e, da lí, grazie al rilancio operato di Bessarione da Roma, il platonismo in chiave ‹pletonica› in‐ nerva la rivoluzione rinascimentale. Ma il Gemisto Pletone che fa scuola in Italia non è tanto, come forse egli avrebbe voluto, quello del progetto di revisione delle istituzioni politiche in chiave filosofica, quanto piuttosto quello della promo‐ zione, accanto alla rivalutazione di Platone, dell’antica e arcana sapienza che arriva alla scuola platonica dalla sophia misteriosofica di Zoroastro, Pitagora, Ermete Trismegisto. Se infatti tutta da indagare resta l’ipotesi d’una effettiva diffusione del trattato Sulle leggi, su cui - come s’è detto - s’abbatterà la con‐ danna teologica della Chiesa constantinopolitana che lo manderà al rogo, c’è un opuscolo del filosofo bizantino che sappiamo aver avuto notevole diffusione a partire dalla metà del Quattrocento e un’importanza straordinaria nella stessa rivoluzione filosofica ed estetica del Rinascimento italiano: una scelta commen‐ tata degli Oracoli caldaici. Nel corpus dei logia attribuiti ai saggi zoroastriani, la 375 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 41 Cfr. cod. Marc. Gr. XI 18, 147 r -150 v : Bessarion ad Gemistium Plethonem; e ibid., 151 r-v : Pletho ad Bessarionem epistolæ duæ. cui consonanza con la filosofia di Platone e Pitagora è costantemente sottoli‐ neata, Gemisto sceglie trentaquattro brani e, spesso restituendo a essi la perduta forma metrica, li pubblica corredandoli di un commento: nella sua edizione cia‐ scun logion è seguito da una nota piú o meno estesa, da pochissime parole fino a una quarantina di righe. Fin dagli anni Quaranta, ossia dal soggiorno in città di Gemisto Pletone, a Firenze circolarono probabilmente alcune copie manoscritte di quel testo: una copia dei Magika logia vi si trovò certamente prima del 1492, come prova il codice Laur. Med. 80 24, con note marginali del Filelfo; un’altra, posseduta dal Ficino, era contenuta nel Ricc. Gr. 75 ai ff. 106 ss., poi strappati e andati perduti (il Ricc. Gr. 76 trasmette il De differentiis, la replica a Scolario, un’Orazione per Elena, l’Orazione per Cleope); una terza è citata nel catalogo manoscritto della biblioteca di Lorenzo il Magnifico contenuto nel codice Vat. Gr. 1412, al f. 39 v . È dunque certo che quell’antologia di aforismi sapienziali attribuita ai magi persiani, por‐ tata da Bisanzio da Gemisto Pletone, circolava nelle corti italiane. In quegli anni la corrispondenza tra i due sodali a Mistra e a Roma, tra il Pletone e Bessarione, non si interrompe. Purtroppo, lo scambio epistolare dal Villemain immaginato nel romanzo, in cui questi proporrebbe all’amico di tra‐ sferirsi a Roma presso di lui e quegli sceglierebbe invece di tornare in patria, è - a quanto pare - niente di piú di un’invenzione letteraria. Ma nell’epistolario di Bessarione troviamo tracce importanti dell’ininterrotta relazione con Ge‐ misto. In particolare, nel Marciano Gr. XI 18 è conservata copia di una lettera di Bessarione al Pletone e di due lettere di questi a Bessarione: 41 Gemisto vi è in‐ terrogato sulla soluzione di una serie di quæstiones Platonicæ, e l’allievo non fa sconti al maestro ma, anzi, lo incalza stringendolo a rispondere puntualmente su temi particolarmente sensibili sotto lo stesso profilo teologico, e.g. le prove dell’immortalità dell’anima. L’autopsia del codice garantisce che anche le due lettere del Pletone sono trascritte della mano di Bessarione, il che è una buona prova della cura investita nella conservazione del prezioso epistolario. Morte in esilio e segni incisi nella pietra La lettera piú nota della corrispondenza tra i due intellettuali bizantini è quella che Bessarione invia ai figli Demetrio e Andronico di Gemisto Pletone alla morte di questi, invocando «gli dèi dell’Olimpo» e il «mistico coro di Iacco»: 376 Monica Centanni 42 Cfr. V. Fiaccadori 1994; Bessarione 2014. 43 Propongo una trascrizione dal Marc. Gr. II 93, 110 r-v , con alcune varianti rispetto alle edizioni precedenti: Πέπυσμαι τὸν κοινὸν πατέρα τε καὶ καθηγεμόνα, τὸ γεῶδες πᾶν ἀποθέμενον, ἐς οὐρανὸν οὗ ἡ Ἑλλὰς, οὐ σοφίᾳ, οὐ τῇ ἄλλῃ ἀρετῇ ὁμοιότεριον, ὥστε εἴ τις τῶν περὶ τοὺς περὶ τῆς ἀπεἰρου τῶν γε ψυχῶν ἀνόδου τε καὶ καθόδου, Πυθαγορείων τε καὶ τοῦ Πλάτωνος ἀπεδέχετο λόγον, οὐκ ἂν ὤκνησε καὶ τοῦτο προσθεῖναι, ὡς ἄρα Πλάτωνος τὴν ψυχήν, τοῖς τῆς ἀνδρείας ἀρρήκτοις δεσμοῖς δεῆσαν δουλεῦσαι καὶ τὴν ἀναγκαίαν ἀποδοῦναι περίοδον, ἐπὶ γῆς κατιοῦσαν τὸ Γεμιστοῦ σκῆνος καὶ τὸν σὺν ἐκείνῳ βίον ἑλέσθαι. Ἐγὼ μὴν οὖν ὅπερ ἔφην ἀγάλλομαι καμοὶ τὸ προσήκειν τὴν ἐκείνου δόξαν οἰόμενος. Ὑμεῖς δὲ, εἰ μὴ καὶ αὐτοὶ χαίροιτέ τε καὶ κροτοίητε τοιοῦτον ἐκπεφυκότες, οὐκ ἂν τὰ εἰκότα ποιοίητε. Θρηνεῖν γὰρ τόν γε τοιοῦτον μὴ οὐ θεμιτὸν ᾖ. Μέγα κλέος Ἑλλάδι πάσῃ γέγονεν ἐκεῖνος ἀνὴρ, μέγας αὐτῇ κόσμος καὶ εἰς τὸν ἔπειτα χρόνον. Τούτου τὸ κλέος οὔποτ᾽ ὠλεῖται ἀλλὰ οἱ τὸ ὄνομα καὶ ἡ φήμη μετ’ εὐκλείας ἀιδίου εἰς τὸν ἐς ἀεὶ παραπεμφθήσεται χρόνον. Ho saputo che il nostro comune padre e maestro ha lasciato ogni spoglia terrena ed è salito in cielo per unirsi agli dèi dell’Olimpo, nel mistico coro di Iacco. E io mi rallegro di essere stato discepolo di un tale uomo, il piú saggio generato dalla Grecia dopo Platone. Cosicché, se si dovessero accettare le dottrine di Pitagora e Platone sulla metempsicosi, non si potrebbe evitare di aggiungere che l’anima di Platone, dovendo sottostare agli inevitabili decreti del Fato e compiere quindi il necessario ritorno, è scesa sulla terra per assumere le sembianze e la vita di Gemisto. Da parte mia, dunque, come ho detto, mi rallegro all’idea che la sua gloria si rifletta anche su di me; ma se non esultaste per essere stati generati da un simile padre, voi non vi comporterete come si conviene, perché non si deve piangere un tale uomo. Egli è motivo di grande gloria per l’intera Grecia, e ne sarà l’orgoglio per i tempi a venire. La sua reputazione non perirà, ma il suo nome e la sua fama saranno perennemente tramandati a futura memoria. 42 La lettera si chiude con questi versi Γαῖαν σώματι, ψυχῇ δ’ ἄστρα Γεώργιος ἴσχει, παντοίης σοφίης σεμνότατον τέμενος. Πολλοὺς μὲν φῦσεν ἀνέρας θεοειδέας Ἑλλάς, προύχοντες σοφίῃ τῇ τε ἄλλῃ ἀρετῇ. Ἀλλὰ Γεμιστός, ὅσον Φαέθων ἄστρων παραλλάσσει, τόσσον τῶν ἄλλων ἀμφότερον κρατέε. 43 (Giorgio con il suo corpo possiede la terra con la sua anima le stelle, e il santissimo recinto di ogni diversa sapienza. Generò molti uomini pari agli dèi la Grecia Eccellenti in sapienza e in ogni altra virtú. 377 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 44 Cfr. Bacchelli 2007. 45 München, Bayerische Staatsbibliothek, cod. Gr. 237, 4 r . 46 Cfr. Trovato 2013, che però mette bene in luce come non vi sia traccia d’imitatio Iuliani nel pensiero e negli scritti di Gemisto Pletone. Sulla morte di questi v. anche Monfasani 2005. 47 Sulle «ossa di Pletone» v. Ronchey 2006, 157-158. Ma Gemisto quanto Fetonte si distacca dagli astri, altrettanto vince su tutti in cielo e in terra). Pur nella convenzione retorica dell’encomio funebre, Bessarione elogia Gemisto come sommo maestro destinato a gloria imperitura. Ma quando muore Gemisto Pletone? In letteratura, la morte del filosofo è convenzionalmente datata al 1452/ 3. Secondo una versione che recentemente ha trovato convincenti conferme documentarie in appunti lasciati a margine di alcuni manoscritti, Gemisto Pletone sarebbe invece morto suicida a fine giugno del 1454; in particolare, cosí si evince da quanto attesta il discepolo e appassio‐ nato propugnatore del pensiero del maestro Raoul Kavakis, 44 che trascriverà i versi di Bessarione in un suo manoscritto datato 1475. 45 Giusta quanto viene indicato dal Kavakis e non solo da lui, il giorno del suicidio del filosofo, o co‐ munque il giorno della sua morte, sarebbe il 26 giugno - in una coincidenza forse non casuale, e comunque sposata con entusiasmo dai seguaci del Pletone, con la data della morte sull’Oronte di Giuliano imperatore. 46 Nato a Costantinopoli nel 1355, Gemisto sarebbe quindi morto quasi cente‐ nario, a poco piú di un anno della caduta della città, avvenuta il 29 maggio 1453, e dopo aver subíto la condanna al rogo dei suoi Nomoi da parte di Giorgio Sco‐ lario, al tempo, come si è visto, patriarca di Costantinopoli a séguito della con‐ quista di Maometto II. Suicidio eroico del vegliardo filosofo o morte naturale nella roccaforte di Mistra, nel Peloponneso, che resisterà ancora per qualche anno all’annessione da parte dell’impero ottomano - comunque sia, una morte da esule in patria. Ma non è stata questa, eroica e utopica, la fine del «principe dei filosofi del suo tempo». Al termine della campagna di Morea, condotta nel 1465 per conto dei Vene‐ ziani, 47 una spedizione il cui esito bellico fu fallimentare, ob ingentem eruditorum quo flagrat amorem Sigismondo Malatesta porta con sé da Mistra i resti di Gior‐ gio Gemisto Pletone. A chiudere una disperata crociata, paradossalmente indetta dal nemico piú acerrimo del Signore di Rimini, papa Pio II Piccolomini, nel vano tentativo di rivendicare almeno la Morea alla ‹romanità›, Sigismondo dissep‐ pellisce dunque il corpo di Gemisto a Mistra, ultimo ridotto della civiltà ‹greca›, e lo porta con sé a Rimini per farlo deporre in una delle arche della fiancata destra del Tempio malatestiano, accanto ai savî e agli amici che in vita avevano 378 Monica Centanni 48 Sul primato della corte riminese nella rinascita dell’antico rimando a Centanni 2017, 325-393. 49 Ho argomentato questa tesi della conciliazione di cristianesimo e sapienza antica, nel pensiero di Gemisto, in Centanni 2017, 89-102, 345-341. Una convincente lettura in chiave anticlericale, ma non anticristiana, delle posizioni filosofiche e ideologiche di Gemisto Pletone è in Hankins 1990, 197-205. fatto della sua una delle prime e piú importanti corti della metà del Quattrocento per quanto riguarda la rinascita dei temi e delle forme dell’antico. 48 Rimini, Tempio malatestiano: fiancata destra, arca II: I E MI S T II B IZA N T II P HI L O S O P H O R . S VA T E M P . P R I N C I P I S R E L I Q V V M / S I G I S M V N D V S P A N D V L F V S MA L . P A N . F . B E L L I P E L O P . A D V E R S V S T V R C O R . / R E G E M IM P . O B I N G E N T E M E R V D I T O R V M Q V O F L A G R AT AM O R E M / H V C A F F E‐ R E N D V M I N T R O Q V E MI T T E N D V M C V R AV I T M C C C C L X V . Sigismondo tanto ama Gemisto da profanarne la tomba, nella patria greca di‐ venuta oramai inospitale, disseppellirne le ossa e portarle a far coro nella ‹corte funebre› del suo Tempio. Ma al Pletone si ricollega altresí l’ispirazione teolo‐ gico-filosofica che nel Tempio malatestiano culmina in un tentativo estremo d’armonizzare il pantheon dei Gentili con il cosmo cristiano. 49 Quel doppio suo esilio di corpo e d’anima, per dirla col Bessarione, sarà destinato a fecondare il 379 Bessarione e Gemisto Pletone: Lettere dall’esilio 50 Sulle epigrafi gemelle del Tempio malatestiano, v. Pontani 1996; Muccioli 2000. 51 Or. Mag XIII e Comm.: ζήτησον παράδεισον. τὸν ἀμφιφαῆ τῆς ψυχῆς χῶρον. Rinascimento in Italia: all’esterno del Tempio, i resti mortali del corpo di Gemisto Pletone; all’interno, l’ispirazione filosofica della sua anima. Il 26 giugno 1468 Bessarione stila l’atto di donazione dei suoi beni piú preziosi: non a Roma, dove ha vissuto per quasi trent’anni, ma a Venezia alterum Byzan‐ tium il cardinale lascia 482 codici greci e 264 codici latini. Ed è nella chiesa dei Santi Apostoli a Roma, dove nel 1466 aveva fatto costruire il proprio monumento funebre, che Bessarione sarà sepolto alla propria morte, nel 1472: B E S S A R I O E P I S C O P V S T H V S C V L A N V S S A N C TÆ R O MA NÆ E C C L E S IÆ C A R D I N A L I S P AT R IA R C HA C O N S TA N T I N O P O L I TA N V S N O B I L I G RÆC IA O R T V S O R I V N D V S Q V E S I B I V I V E N S P O S V I T A N N O S A L V T I S M C C C C L X V I T O Y T E T I B HΣΣA P IΩN ZΩN A N Y ΣA ΣΩMA T I ΣH MA ΠN E Y MA Δ E Φ E YΞE I TAI ΠP O Σ ΘE O N AΘA N AT O N Singolare consonanza: la tomba di Bessarione è dedicata « ΠP OΣ ΘE ON AΘA ‐ NATON »; il Tempio malatestiano, come recitano le epigrafi gemelle poste come ex voto sui pilastri angolari, è dedicato « ΘΕΩΙ ΑΘΑΝΑΤΩΙ ΚΑΙ ΤΗΙ ΠΟΛΕ Ι ». Nel‐ l’importantissima epigrafe di Rimini, probabilmente il primo e piú lungo testo epigrafico greco del Rinascimento, 50 leggiamo che il Tempio è dedicato « ΤΗΙ ΠΟΛΕ Ι », «a questa città» (ossia a Rimini), ma non « ΤΩΙ ΘΕΩΙ ΑΘΑΝΑΤΩΙ », bensí a « ΘΕΩΙ ΑΘΑΝΑΤΩΙ ». La mancanza dell’articolo in un greco cosí sorvegliato, sia nell’epigrafe dedicatoria del Tempio, sia nell’iscrizione della tomba di Bessa‐ rione, suggerisce che questo «dio immortale» sia certo il dio cristiano, ma con‐ temporaneamente rimandi anche a un’idea assoluta della divinità: quel principio divino che nei testi neoplatonici - dalle Enneadi di Plotino fino a Gemisto Pletone e poi al Ficino - di preferenza compare indicato senza articolo determinativo. «Ζήτησον παράδεισον», «cercati un paradiso»: cosí recita l’Oracolo XIII dei magi nella scelta di Gemisto Pletone. E dev’essere — commenta questi — «un luogo dell’anima, tutto intorno illuminato». 51 Un paradiso che, come ogni pa‐ radeisos, va cercato e inventato sulla terra, non in cielo. Due epigrafi, a memoria di un doppio esilio. È questo - ai Santi Apostoli di Roma; sull’arca di Gemisto 380 Monica Centanni Pletone nel Tempio di Rimini - il paradiso che cercavano i due amici, a Rimini, a Ferrara, a Roma, a Venezia, nelle città italiane della Rinascita, in fuga dalla loro Grecia profanata? Certo quei segni sulla pietra, segnacoli monumentali dell’esilio, garantiscono a entrambi gli esuli, al Pletone e a Bessarione, una fama immortale. E, greca‐ mente, questo certo avrebbero voluto. Ma forse gli esuli non trovano il paradiso né in cielo né in terra: possono forse conquistare la gloria, ma non la pace, ne‐ anche dopo la morte. Bibliografia Bacchelli, Franco: Di Demetrio Raoul Kavakis e di alcuni suoi scritti (con due lettere inedite di Gemisto Pletone), UnoMolti 1, 2007, 129-187. 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Sulle loro personalità e sul loro influsso culturale in Italia, v. almeno Cammelli 1941-1954; Monfasani 1976; Monfasani 1995; nonché Lamers 2015. 2 Al di lá della scarna e talvolta fumosa bibliografia precedente - fra cui almeno Altamura 1941, 134-136; Altamura 1947 (= Altamura 1956); Manoussakas 1972 -, un rinnovato interesse per l’autore greco si è avuto a partire dagli anni ’90 dello scorso secolo: cfr. Nichols 1993; Nichols 1997; Lamers 2012. 3 Lamers 2013, 127-200, in particolare 130-148. Per la discussione di alcune posizioni ivi presenti, rinvio a Germano 2017, passim. 4 Infatti, Lamers 2013, 167-198, in nome di una linea di interesse storico-documentario piuttosto che letterario, ha scelto di escludere dalla sua edizione sia i carmi d’argomento erotico, che pure meritano d’esser annoverati fra i piú raffinati e interessanti del genere, sia quelli che non siano collegati a eventi o a personaggi storici. Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo Giuseppe Germano (Napoli) Manilio Cabacio Rallo può essere ascritto al novero di quei dotti Greci che, dopo la caduta di Costantinopoli nel 1453, vennero in Italia a cercare una seconda patria e in certo modo vi si naturalizzarono. 1 Al pari d’altri suoi compatrioti egli ebbe accesso, con l’aiuto delle proprie doti culturali ed intellettuali, ai piú alti ed esclusivi circoli della cultura e del potere dell’epoca, conseguendo un invidiabile prestigio sociale ed un cospicuo benessere economico. Ai dati piuttosto lacunosi e non sempre del tutto certi della sua biografia, 2 ha aggiunto interessanti parti‐ colari e nuove evidenze un contributo recente, 3 che non ha tenuto conto, tuttavia, del valore letterario della sua opera superstite; 4 sebbene la sua elegante e dotta produzione poetica si restringa a un corpus che conta, nel complesso, poco piú di una sessantina di componimenti latini in vario metro, io credo infatti ch’essa si collochi in una posizione di un certo rilievo nella civiltà letteraria del Rina‐ scimento in Italia. 5 Lascio deliberatamente da parte, in questa sede, gli altri testimoni manoscritti o a stampa che tramandano carmi sparsi o gruppi di carmi dell’opera poetica del Rallo, per una cui lista e analisi rinvio a Lamers 2013, 160-167, con l’integrazione di Germano 2017, 149, n. 33. 6 Su tale codice e sui suoi contenuti, v. Lamers 2013, 153-159. 7 Galeotto de’ Franciotti della Rovere successe allo zio Giuliano della Rovere nella cattedra cardinalizia di San Pietro in Vincoli dopo l’ascesa di questi al soglio pontificio col nome di Giulio II (1° novembre 1503), e ricoprí dal 1505 il ruolo di vicecancelliere di Santa Romana Chiesa, funzione con la quale è ricordato nel carme di dedica della raccolta berlinese. Personaggio colto e influente nonché mecenate di artisti e letterati nell’am‐ bito della curia romana, dall’assunzione del cardinalalato, nel 1503, fino all’anno della morte, nel 1507 o nel 1508, egli fu patrono del Rallo, che dovette esser suo segretario personale. Su di lui, v. Cherubini 1998. 8 Rallo 1520: il colophon alla fine del volume recita: impressum Neapoli in ædibus Ioannis Pasquet de Sallo, Anno Servatoris nostri MDXX, XV Decembris, Leone X Pontifice. Su tale edizione, v. Lamers 2013, 149-153. In questa sede non intendo soffermarmi sulle diffe‐ renze strutturali della silloge cosí come emergono dai suoi due testimoni (per cui v. Germano 2017) e farò riferimento al suo solo testo a stampa, nel quale confluisce l’ultima volontà ecdotica dell’autore e che è stato il principale veicolo della sua diffusione. 9 Per l’edizione di tale epistola (Reuerendissimo et illustrissimo Domino meo Iulio, Cardinali Medice et Vicecancellario, Manilius Cabacius Rallus), che è posta in apertura dell’edi‐ zione, in una posizione che precede immediatamente il testo della silloge di carmi, La‐ mers 2013, 168-170. Sul Cardinale Giulio de’ Medici, poi Papa Clemente VII, Prosperi 2000. 10 Diversi carmi, infatti, sono chiaramente riconducibili agli anni piú maturi del poeta, come quelli dedicati, per esempio, ai suoi patroni piú tardi. Il corpus poetico del Rallo ci è giunto, nella sua massima parte, in due raccolte che furono curate in tempi diversi dall’autore stesso e che esibiscono materiali perlopiú identici, nonostante alcune sensibili differenze nella disposizione strut‐ turale. 5 Tali sillogi sono tramandate, almeno a quanto finora ne sappiamo, cia‐ scuna da un solo testimone: l’uno manoscritto, piú antico, rappresentato dal codice Hamiltonianus 561 della Staatsbibliothek di Berlino, 6 dedicato e donato con ogni probabilità dal Rallo stesso al cardinal Galeotto de’ Franciotti della Rovere fra il 1505 e il 1507, o il 1508; 7 l’altro a stampa, piú recente, rappresentato dall’edizione che fu pubblicata a Napoli alla fine del 1520 sotto il titolo di Iuveniles ingenii lusus  8 e che fu dedicata dall’umanista all’ultimo dei suoi influenti pro‐ tettori, il cardinal Giulio de’ Medici, con una bella e ben costruita epistola. 9 In essa il Rallo intese non solo elogiare la cultura, l’equilibrio politico e la generosità del patrono, ma anche costruire un’immagine di se stesso come poeta presen‐ tando la raccolta e l’ispirazione della sua poesia, non senza evidenti e ingenue forzature cronologiche, quasi come un peccato di gioventú. 10 Non stupisce in un ormai anziano uomo di Chiesa, innalzatosi al ruolo d’alto prelato della curia romana, questo tardivo sforzo di giustificare come giovanile, 386 Giuseppe Germano 11 Ciò accade soprattutto nelle tre elegie esplicitamente erotiche: De discessu Licinnæ, Non esse deserendos amores e De novo amore (Rallo 1520, rispettivamente A1 r -A3 r , B1 r -B3 r e B3 r -B4 v ), nessuna della quali è edita in Lamers 2013. 12 Come nelle due elegie in cui domina il motivo dell’esilio: De exilio et in eum qui primum servivit e Ad Pontanum Iovianum (Rallo 1520, rispettivamente A3 r -B1 r e C1 v -C3 v ; cri‐ ticamente edite da Lamers 2013, rispettivamente 170-172 e 173-175); o in quella ispirata a istanze che potrebbero definirsi cortigiane: Divo Iulio Medice, Vicecancellario, patrono B.M. (Rallo 1520, C4 r-v ; criticamente edita da Lamers 2013, 175-176). 13 Come nell’elegia dal titolo Laus Autumni (Rallo 1520, B4 v -C1 v ; non edita in Lamers 2013). 14 Come nella lunga elegia Ad Leonem Decimum Pontificem Maximum (Rallo 1520, D1 r - D4 r ; criticamente edita da Lamers 2013, 176-179). 15 Esso è reperibile, per esempio, nei diversi carmi indirizzati Ad Licinnam, e Ad o In Paulam: cfr. Rallo 1520, rispettivamente D4 v -E1 r , E2 r , E4 v -F1 r , F2 r e E2 v -E3 r , F2 r , F3 v . Nessuno di essi è edito in Lamers 2013. di fronte al giudizio del mondo, lo statuto letterario della propria raccolta poe‐ tica, visto che in essa l’elemento erotico gioca un ruolo tutt’altro che marginale; definire tale silloge semplicemente come amorosa potrebbe tuttavia sembrare riduttivo, perché nella sua compagine si avvicendano, in una mistione talvolta inestricabile perfino all’interno di un medesimo componimento, tematiche molto diverse fra di loro, che con i loro varî registri stilistici attingono alla tra‐ dizione classica elegiaca non meno che a quella epigrammatica. Infatti, già nella prima parte della silloge, che ne rappresenta quasi la metà ed è intessuta di carmi piuttosto lunghi, tutti composti in metro elegiaco e tutti ugualmente caratteriz‐ zati da un certo impegno poetico e stilistico, a un’originale declinazione dei principali motivi erotici proprî della tradizione elegiaca classica, impreziositi da una raffinata erudizione mitologica dai contenuti non sempre scontati, 11 fanno da costante contrappunto tematiche ispirate, per esempio, alla propria vita in‐ tima o sociale, 12 a istanze naturalistiche, 13 nonché a ideali politici e spirituali. 14 In tali componimenti, nei quali immagini e allusioni sono attinte a un raro e raffinato bagaglio di cultura, si può chiaramente individuare non solo il retro‐ terra piú o meno dissimulato del modello della poesia elegiaca classica (soprat‐ tutto di Tibullo e di Properzio), col suo registro profondamente erudito, ma anche un impegno contenutistico e formale volto a ottenere una matura e ori‐ ginale emancipazione e autonomia poetica e stilistica rispetto al gioco delle al‐ lusioni. Nella seconda parte della raccolta, poi, troviamo, sí, carmi perlopiú brevi e apparentemente piú disimpegnati, composti con una certa varietà metrica, ma in essi, accanto alla presenza dell’elemento erotico, che assume i toni della lirica, piuttosto che quelli dell’elegia, 15 troviamo tuttavia un’ampia molteplicità di ar‐ gomenti, che spaziano dall’invettiva all’amicizia, dall’intimismo alla parenesi, 387 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 16 Fra quelli riconducibili all’invettiva si devono ricordare almeno i due In Sextum e In eundem, contro il papa Alessandro VI (Rallo 1520, F1 r ; editi da Lamers 2013, 183); fra quelli dedicati all’amicizia vorrei menzionare il componimento Ad Geminianum, dedi‐ cato a Callimaco Esperiente, i due Ad Pompeium e Ad eundem, dedicati a Pompeo Co‐ lonna, e quello Iano Lascaro doctissimo ode monocolos, indirizzato a Giano Laskaris (Rallo 1520, rispettivamente E1 r-v , G2 v -G3 r e I1 v -I2 r ; editi da Lamers 2013, rispettivamente 180, 186-187 e 195-196); intimi potrebbero esser definiti i carmi De se ipso conqueritur e Ad Musam (Rallo 1520, rispettivamente E1 v e F1 v ; di cui solo il primo è stato parzialmente edito in Lamers 2013, 181); mentre esplicitamente parenetici sono i due Parenetice ad Reginam Hungariæ Beatricem de Aragonia e Ad Prosperum Columnam parenetice mono‐ colos (Rallo 1520, rispettivamente G4 v -H1 v e H3 v -H4 r ; editi da Lamers 2013, rispettiva‐ mente 189-190 e 192-193); fra quelli riconducibili al motivo della vita di corte ascriverei i tre dedicati al cardinal Galeotto de’ Franciotti della Rovere, o quello Ad Federicum Regem Neapolitanum (Rallo 1520, rispettivamente D4 r-v , G1 r , G3 v e H3 r ; editi da Lamers 2013, rispettivamente 180, 184-185, 187-188 e 192); fra i diversi carmi riconducibili al motivo sepolcrale ricorderei il Quinterii tumulus, o l’epigramma Alexandro Cortesii amico, o, ancora, quelli dedicati ai dolori familiari, il Tumulus Demetrii Boiochali Laconis Avunculi e il Tumulus Patris (Rallo 1520, rispettivamente E3 r , E3 v , G4 v e H2 v ; editi da Lamers 2013, rispettivamente 181, 182, 189 e 191). 17 Come, per esempio, nelle elegie in cui, come abbiamo già visto supra, n. 12, è dominante il motivo dell’esilio. 18 Cfr. Lamers 2013, 136 e n. 34, ma alla luce delle considerazioni presenti in Germano 2017, 144-145 e n. 11. dalla vita di corte al dolore della morte: 16 vi si possono percepire, piú o meno evidenti, il modello classico di Catullo e lo spirito delle sue Nugæ, alternati non di rado con quelli degli epigrammi di Marziale, che conferiscono alla sezione una certa leggerezza e una culta spontaneità, l’una e l’altra realizzate con un’arte consumata e col supporto di sapienti strumenti retorici abilmente dissimulati, ma non mancano neppure culte allusioni a un piú ampio ventaglio di modelli poetici che s’intrecciano inestricabili come in un serrato dialogo l’uno con l’altro. Eppure, fra i molteplici motivi che sostanziano ambedue le sezioni della rac‐ colta poetica del Rallo, sia quella ispirata alla tradizione elegiaca, sia quella che attinge ai modelli epigrammatici, costante e insistente si presenta la straziante tematica dell’esilio, che ora si staglia in posizione centrale nell’ispirazione di alcuni componimenti, 17 ora nell’ispirazione di altri si fonde di volta in volta con motivi diversi, costituendo un ideale fil rouge che connota profondamente il carattere dell’intera raccolta. La conquista della Grecia da parte dei Turchi, la perdita dei beni e dei privilegi di famiglia e la conseguente scelta obbligata del‐ l’esilio, affrontata, sia pure in compagnia e col sostegno di suo padre, 18 proprio sul limitare della giovinezza, dovevano aver rappresentato per Manilio un’es‐ perienza particolarmente traumatica, destinata a segnare tutta la sua vita futura non solo nei suoi aspetti piú concreti - con tutte le difficoltà da affrontare nella difficile condizione del profugo in un contesto sociale e culturale estraneo e 388 Giuseppe Germano 19 Per una recente interpretazione del senso dell’esilio nelle biografie in un certo senso parallele di Manilio Rallo e di Michele Marullo, v. Lamers 2015, 200-232, apertamente in disaccordo con Nichols 1993 e Nichols 1997. 20 Cfr. Rallo 1520, A1 r -A3 r ; non edito in Lamers 2013. diffidente -, ma soprattutto in quelli piú intimi e spirituali, sostanziando cosí tutta la sua ispirazione letteraria coi riflessi consci e inconsci delle sue angosce e delle sue paure piú profonde. 19 La tematica dell’esilio assume di fatto, nella poesia del Rallo, diversi tratti distintivi, che possono tutti ricondursi a tre motivi fondamentali, rispondenti, certo, alle principali topiche del lamento dell’esule già ampiamente presenti nei testi classici, come, per esempio, nella compagine dell’Eneide di Virgilio o, an‐ cora, nei Tristia e nelle Epistulæ ex Ponto di Ovidio, ma concretamente sostan‐ ziati, tuttavia, nella sua particolare esperienza personale di vita: mi riferisco, in primo luogo, alla nostalgia di un passato luminoso e felice trascorso in una patria insigne per la propria gloria antica; al dolore, poi, per la separazione dalla patria in un presente reso squallido dalle infelici vicende della storia universale e per‐ sonale; e alla speranza, infine, flebile, sí, ma giammai sopita e costantemente proiettata in un non ben determinato futuro, o di recuperare la felice condizione del passato o, almeno, di ricevere la propria sepoltura nell’amata terra degli antenati. Tali tre motivi, tuttavia, che nella poetica del Rallo si collocano rispet‐ tivamente sui tre piani cronologici del passato, del presente e del futuro, si mes‐ colano molto spesso fra di loro nei varî registri lirici della loro espressione let‐ teraria, proprio come si fondono e si sovrappongono nell’animo del poeta gli alterni sentimenti sorti in margine a ricordi e aspirazioni, a speranza e sconforto, a sogno e realtà. Certo, in questa sede non è possibile analizzarne lo sviluppo, i caratteri e la contestualizzazione in ciascuno dei componimenti della raccolta, ma potrà essere utile presentare almeno qualche esempio che possa valere a chiarirne paradigmaticamente il significato psicologico, oltreché puramente let‐ terario. Cosí, per esempio, già l’Elegia erotice de discessu Licinnæ, che apre la raccolta nella stampa napoletana, 20 si presenta come un lungo componimento elegiaco nel quale il motivo amoroso risulta strettamente intrecciato con la tematica dell’esilio: l’occasione stessa del canto, infatti, è fornita al poeta dal fatto che Licinna, la donna ch’egli ama e dalla quale è riamato, è costretta ad allontanarsi da lui, esule, per ritornare in patria (vv. 1-4): Sancta, fave nostroque, Venus, succurre dolori! Ni faveas, vates iam tuus ille cadam: 389 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 21 Il poeta denota se stesso, già nell’esordio del componimento, come dedito al culto di Venere, cioè come poeta d’amore, e, in quanto addolorato, come aderente al genere elegiaco. venit enim non læta dies, qua chara Licinna eripitur, patriis restituenda focis. (O santa Venere, sii benevola e vieni in soccorso al mio dolore! Se tu non fossi benevola, proprio io, che sono ormai il tuo poeta, 21 potrei morire: è giunto infatti il giorno non lieto, in cui l’amata Licinna mi è strappata, per essere restituita al patrio focolare). Il Rallo si macera nel desiderio irrealizzato di poter stornare quel viaggio o di poter seguire la donna in patria, ma riesce solo a formulare una serie di sogni a occhi aperti; dal realismo iniziale dei suoi sogni impossibili (accompagnare l’a‐ mata nel suo viaggio e renderle meno gravoso il calore dell’estate), il poeta passa a immaginare se stesso in un non ben determinato locus amœnus accanto alla donna, ove però la tristezza sembra trapelare dal culto riferimento al cupo mito di Filomela per evocare il canto degli uccelli nel bosco e l’incontro d’amore si tinge di un realismo che è solo di genere (vv. 5-58; ma, in particolare, vv. 5-22): O ego si possem cœptos avertere cursus, 5 aut potius dominam pone venire meam et modo defessam gelida perfundere limpha fallere et æstivum qualibet arte diem, nunc teretem intexens viridi de fronde corollam liliaque et tonsas ungue referre rosas 10 frondosaque simul recubare sub arbore passim, qua resonat rivus dulce strepentis aquæ garrulaque in densis Philomela remurmurat umbris et gemit absumptum noxia mater Ithin, quaque patent late verno depicta colore 15 gemmea purpureis prata papaveribus! Hic ego tentassem torvam immiscere palestram oppositum docta subdere et arte latus, interdum teretique sinum subducere sura arctaque de niveo demere vincla pede, 20 conserere interdumque animas et dulcia linguis oscula, puniceas dente notare genas […]. 390 Giuseppe Germano 22 La donna amata è definita domina secondo il tópos dell’elegia classica, nella quale l’in‐ namorato si definiva, a sua volta, servus. 23 La ghirlanda intrecciata dall’amante è un elemento topico dell’elegia latina, anche se vi appare perlopiú disprezzata dall’amata, almeno nel contesto del paraclausithyron. I fiori di giglio e di rosa sembrano assumere in questo contesto una valenza simbolica, non senza interferenze con l’immaginario cristiano, con la loro rispettiva rappresentazione della purezza e, nondimeno, della femminilità dell’amata. 24 Il riferimento è al ben noto mito greco di Procne e Filomela, che fu narrato da Ov., Met. 6, 424-674; sicché col nome di Filomela credo si debba intendere, in contrasto con l’antica leggenda attica, l’usignuolo e non la rondine. Per quanto garrula sia attributo piú adatto alla rondine che all’usignuolo, quest’ultimo sembra integrarsi meglio nel‐ l’immagine ivi creata dal poeta. 25 Il termine palæstra indica propriamente la lotta agonistica corpo a corpo o a pugni: la rappresentazione dell’incontro amoroso come lotta risulta topico del genere elegiaco e piú in generale della poesia erotica antica. Anche l’aggettivo torvam contribuisce a rappresentare l’aspetto istintivo-ferino dell’incontro d’amore con una connotazione che vorrebbe porsi nell’ambito del realismo. (Oh, se io avessi potuto stornare il viaggio già iniziato, (5) o piuttosto tener dietro alla mia signora, 22 e ora aspergerla, quando fosse stanca, con acqua fresca e ingannare il calore del giorno estivo con qualsiasi espediente, ora, intrecciando una ben ritorta ghirlanda di verdi fronde, portarle gigli e rose 23 spiccate con l’unghia (10) e stare sdraiato insieme con lei qua e là sotto gli alberi frondosi, per dove risuona un ruscello d’acqua che mormora dolcemente e, garrula, Filomela risponde mormorando nel‐ l’ombra fitta e, madre colpevole, piange il morto Iti 24 e per dove si aprono per ampio spazio, dipinti del colore della primavera, (15) i prati ornati delle gemme di papaveri purpurei! Allora io avrei tentato di intrecciare una fiera lotta amorosa 25 e di soggiogare con abile arte il fianco a me contrapposto e talvolta di scostare la veste dalla gamba ben tornita e di toglier via dal suo piede bianco come la neve i sandali legati con stretti legacci, (20) e talvolta d’intrecciare respiro e lingua in dolci baci e di lasciare l’impronta dei denti sulle sue rosee gote […]). Ma i sogni dell’umanista crollano miseramente di fronte alla realtà della propria inettitudine come innamorato, visto ch’egli non è stato capace di rinunciare a tutto pur di ricongiungersi con l’amata Licinna (vv. 59-80; ma in particolare vv. 59-66): Ast ego nunc quid ero, vanum nisi nomen amantis, quidve nisi ut vulgo sævus inersque vocer, 60 qui potui cedente vaga torpere Licinna et documenta meæ sic dare sævitiæ? Ah pereat quicunque, levem causatus honorem, sustinuit vidui parte iacere thori 391 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 26 Qui appare l’elemento gnomico che rappresenta anch’esso un tópos della poesia elegiaca romana. 27 L’aggettivo sacra è giustificato dal fatto che quei tecta sono collocati nella patria comune e assumono dunque, per l’esule, un significato che va oltre il sentimento d’amore. 28 Il dio cui si fa riferimento è Apollo: infatti, nei versi precedenti (vv. 67-80) il poeta aveva introdotto una raffinata rielaborazione della nota saga di Apollo in Tessaglia presso Admeto, emulando il racconto di Tib. 2, 3, 11-22, per dimostrare che Apollo aveva perso, sí, la dignità come dio, ma aveva conservato la rispettabilità come innamorato, sicché quello di Apollo potesse rappresentare l’esempio che il poeta non aveva avuto la forza di realizzare. 29 L’aggettivo honesta si ricollega con un’antitesi al termine honorem del v. 63, del quale condivide la radice significante: la sua fama d’innamorato non può piú dirsi honesta proprio perché egli ha perseguito quel levem honorem che dev’essere estraneo agli amanti. prætulit et lætis ignavas solibus umbras 65 ociaque impigro dura labore magis! (Ma io ora che cosa sarò, se non un vano nome di innamorato, o che cosa potrebbe accadere, se non che io sia pubblicamente chiamato crudele e inetto, (60) io che sono stato capace di rimanere immobile mentre Licinna se ne andava raminga e di dare cosí le prove della mia crudeltà? Ah, muoia, chiunque egli sia, chi, adducendo a motivo un’insignificante dignità, abbia sopportato di giacere nella metà di un letto vuoto e abbia preferito l’ombra derivante dalla propria viltà a giorni gioiosi (65) e una gravosa inattività a un’operosa fatica! ). 26 E cosí, a causa della propria lontananza e del destino d’esule da lui volontaria‐ mente abbracciato per preservare o ritrovare una dignità sociale, egli si era vo‐ tato all’infelicità di un’insostenibile pena d’amore (vv. 81-88): Quod si sancta meæ colerem nunc tecta Licinnæ, ipse forem tanto par in amore deo dicerer et quamvis pauper sine crimine, fœlix famaque per populos iret honesta mea, nec miser, heu, tota multis traducerer urbe, 85 non ignota quibus cura pigenda mea est, qua si quis fessum puncto me liberet horæ, sanctior hic nobis sit potiorque Iove. (Ché se ora abitassi le sante 27 dimore della mia Licinna, io stesso sarei pari in amore a un dio cosí grande 28 e mi si direbbe senza colpa, felice, benché povero, e la mia fama correrebbe rispettabile 29 tra le genti, né misero, ohimé, sarei esposto in tutta la città al 392 Giuseppe Germano 30 L’espressione tota […] urbe potrebbe riferirsi alla città greca ove Licinna sarebbe tornata e ove i suoi rivali in amore accuserebbero il poeta di non comportarsi secondo i termini del suo tanto cantato amore. 31 Il comparativo sanctior del v. 88 riprende l’aggettivo sancta del v. 1 con una figura di Ringkomposition: ma la ripresa è per antitesi, perché, se ‹santo› è definito l’amore in apertura, ‹piú santo› è definito qui, in chiusura, il potere di scioglierlo. 32 Cfr. Rallo 1520, B1 r -B3 r ; non edito in Lamers 2013. dileggio da parte di quei molti, (85) ai quali il mio ben noto affanno dà fastidio, 30 ma se qualcuno in un istante potesse liberarmi da tale pena d’amore che mi ha stroncato, questi sarebbe per me piú santo 31 e piú potente di Giove). Una medesima mistione fra tematiche dell’amore e dell’esilio è sottesa alla com‐ posizione del terzo carme della stampa napoletana, Non esse deserendos amores, 32 un’altra lunga e complessa elegia, nella quale il rimpianto per la donna ormai lontana si mescola con la gelosia suscitata dal timore ch’ella possa cedere alle lusinghe d’altri amori (cfr. vv. 5-10; 17-22; 27-34; 45-52; 79-82): Atque utinam potius peregrino capta feratur, 5 non bene iuratos quam temerasse deos! Si qua tamen iuvenilem animum expugnare voluptas, assertor teneras stet pudor ante genas, aut si qua in vacuam tentarit lena maritam, quæ faciat lenæ est irrita vota fides. 10 […] Errat Amor, ni certa fides comitetur euntem cæca per et rectum lumina ducat iter. Non tamen hæc moneo tanquam male tutus amator, qui turpi dominam suspicer esse nota, 20 sed mea quod Veneris vitiavit amariter ulcus læsaque non patitur corda silere dolor. […] Non ego dissimulare deum in discrimine tanto possum et mentitis labra movere iocis; prima dies lecto quæ nos seiunxit amico, illa dedit menti multa dolenda meæ, 30 illa dedit luctuque genas turgere perenni et posse in lachrymis ora natare suis vincereque exanimes natorum in funere matres, quando pio referunt ossa perusta sinu. […] 393 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 33 I motivi della fedeltà giurata, del dubbio della rottura del giuramento, del pudore della fanciulla e della mezzana corruttrice sono topici dell’elegia latina. 34 L’immagine di Amore come cieco è topica nella poesia d’ogni tempo. Il concetto del retto sentiero, che si può smarrire in amore, è topico anche nella lirica cortese occitanica: bisognerebbe verificare i termini di una comune dipendenza di tale motivo da una ma‐ trice classica o della loro gemmazione l’uno dall’altro. 35 La poesia sembra assumere il tono di un dialogo interiore, che traduce il travaglio del‐ l’avvicendarsi dei sentimenti e dei desideri del Rallo. 36 Si riferisce naturalmente ad Amore, che era stato nominato alcuni versi piú sopra. Nec mihi grata Ceres nec sunt bona munera Bacchi 45 meque sopor sera nocte revisit iners vilis et incompto squalor premit ora capillo, et quatit insano turbine corda timor atque inter sese nobis certare videntur astra et in antiquum cuncta redire chaos 50 quæque in me fuerant confusa elementa resolvi singula principiis restituique suis. […] Sed mihi nec datur absentem mulcere puellam, verba neque arsuro mox licet ore loqui: 80 quare ego vel vivens potius tumulabor honeste quam male longinquo fretus amore vacem. (E, certo, sarebbe meglio che a me, che sono un esule, giungesse notizia ch’ella fosse stata presa prigioniera, (5) piuttosto che avesse contaminato gli dèi con un falso giu‐ ramento! Se tuttavia qualche piacere avesse tentato di espugnare il suo animo giova‐ nile, stia a protettore il pudore sulle sue tenere guance, o se qualche mezzana avesse fatto dei tentativi nei confronti della fidanzata rimasta sola, è la fedeltà che può rendere vani i desideri della mezzana. 33 (10) […] Si smarrirebbe Amore, se una salda fedeltà non l’accompagnasse nell’andare e non guidasse per il retto sentiero i suoi occhi ciechi. 34 Ma, tuttavia, io non ti do questi avvertimenti come un innamorato poco sicuro, che sospetti che la sua signora si sia macchiata di una colpa vergognosa, (20) bensí perché la ferita di Venere ha intossicato d’amarezza il mio cuore e il dolore non per‐ mette ch’esso, una volta ferito, resti silenzioso. 35 […] Io non posso in un’incertezza cosí grave dissimulare la presenza del dio 36 e muovere le labbra in scherzi non sinceri; il primo giorno che ci separò dal nostro letto di amanti, quello diede al mio animo molti motivi di sofferenza, (30) quello fece sí che le mie guance fossero gonfie a causa di un pianto continuo e che il viso potesse nuotare nelle sue stesse lacrime e che io potessi superare le madri esanimi al funerale dei figli, quando portano sul pio seno le 394 Giuseppe Germano 37 In questi versi, dopo la rievocazione nostalgica dei giorni felici nella fugace immagine del letto che li aveva visti amanti, pare che il tono patetico-sentimentale si innalzi verso una dimensione piú propriamente lirica, sottolineata da due figure d’iperbole, costituite la prima dall’immagine del viso che nuota nelle proprie lacrime e la seconda dal para‐ gone del proprio dolore con quello di una madre che stringe al seno le ceneri del figlio. Per quest’ultima immagine, cfr. Tib. 1, 3, 5-6. 38 Per i vv. 45-46, cfr. Ov., Epist. Her. 12, 169-170: Non mihi grata dies, noctes vigilantur amaræ, / Et tener a misero pectore somnus abit. 39 Con l’espressione arsuro […] ore del v. 80 si deve intendere, per sineddoche, un uomo destinato a essere bruciato presto, cioè a morir presto. 40 Il poeta con una raffinata tecnica retorica di Ringkomposition riprende indirettamente in chiusura il dubbio già espresso in apertura sulla fedeltà di Licinna, affermando che preferirebbe morire, piuttosto che vivere a costo di subire un tradimento da parte della donna lontana. 41 Cfr. Rallo 1520, A3 r -B1 r ; Lamers 2013, 170-172. loro ossa bruciate. 37 […] E non mi è gradito il cibo, né mi sono utili i doni di Bacco (45) e il sonno che rende inerti torna a visitarmi solo a tarda notte 38 e uno squallore pieno di scoramento opprime il mio viso dalla barba e dai capelli incolti e la paura mi squassa il cuore in un turbine di pazzia e mi sembra che gli astri lottino tra di loro e che tutte le cose tornino nel caos primigenio (50) e che gli atomi che si erano fusi a formare il mio corpo si dissaldino a uno a uno e siano restituiti alle loro origini. […] Ma a me né è concesso d’accarezzare la mia fanciulla lontana, né è lecito esprimere parole visto che son destinato a morir presto: 39 (80) perciò io, seppure ancor vivo, sarò seppellito onoratamente piuttosto che restar privo di un amore lontano in cui ho mal riposto la mia fiducia). 40 Mi sembra evidente, dunque, che il poeta qui riconosca nella propria sorte di esule e nella debolezza del proprio stato di profugo la causa prima di un’esclu‐ sione dalle gioie dell’amore e ch’egli, almeno nella sua poetica elegiaca, intrecci inscindibilmente i motivi erotici legati al nome di Licinna coi caratteri e con le circostanze del suo infelice destino. Il secondo carme della raccolta napoletana, l’elegia De exilio et in eum qui primus servivit, 41 è, invece, interamente ispirato alla tematica dell’esilio. Il poeta vi si rammarica di esser destinato a non godere piú delle bellezze naturali della sua terra natía, dei campi rigogliosi della sua Sparta, solcati dalle acque cristalline del fiume Eurota e attraversati tante volte nel tempo dal carro glorioso della Vittoria; ma si affligge, soprattutto, del fatto che quella terra, ch’era stata resa illustre da grandi personaggi storici e mitici, fosse stata consegnata fraudolen‐ temente al nemico turco quasi senza colpo ferire (vv. 5-14): Nec, natale solum, Sparten nec læta revisam 5 Eurotas vitreis quæ loca sulcat aquis 395 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 42 Con un tale riferimento alla lealtà spartana il Rallo potrebbe, sí, aver semplicemente proposto un tratto del carattere spartano, ma potrebbe anche aver alluso al fatto che il Peloponneso era caduto in mano turca quasi senza colpo ferire, vittima di una ‹frode› di Venezia che l’aveva ceduto agli Ottomani per convenienza politica ed economica. 43 Il poeta si riferisce a Castore e Polluce. La tradizione mitica a questo proposito è piut‐ tosto complicata: secondo una versione del mito, in particolare, Elena, figlia di Zeus e di Nemesi, sarebbe stata cresciuta da Leda come una figlia, mentre i veri e proprî figli dell’eroina sarebbero Clitemnestra, Castore e Polluce, nati da uno stesso uovo e sulla base di ciò il parto potrebbe esser detto triplice (tergemino). 44 Polluce non volle accettare l’immortalità senza poterla condividere col fratello Castore, sicché ottenne dal padre Zeus che ambedue potessero restare un giorno fra gli dèi e un giorno negli inferi, alternandosi nella condizione d’immortalità e mortalità. 45 I Dioscuri erano protettori dei naviganti ed i fuochi a due punte che durante le tempeste apparivano sugli alberi delle navi si credeva che fossero il segno della loro salvifica presenza. quæque coronato residens Victoria curru asseruit facili sæpe adiitque rota, apta magis dare iura viris quam commoda fraudi et loca nativis suspicienda bonis, 10 hic ubi tergemino Ledæ bona pignora partu iuncta per alternas fata tulere vices et meruere polum, prensas ne nocte carinas obrueret sævo sæva procella mari? (E non rivedrò Sparta, la mia terra natale, né i rigogliosi (5) luoghi che solca l’Eurota con le sue acque cristalline e che la Vittoria, assisa sul suo carro inghirlandato, ha fatto proprî e spesso ha percorso con la sua ruota propizia, luoghi adatti piú a dare leggi agli uomini che a fornire opportunità alla frode 42 e degni d’essere ammirati per le loro bellezze naturali, (10) qui dove i buoni figli nati dal triplice parto di Leda 43 ottennero un destino congiunto attraverso l’alternarsi dei loro ruoli 44 e meritarono il cielo, af‐ finché di notte le terribili tempeste non afferrassero e mandassero a picco le navi nella furia del mare? ). 45 La rievocazione della patria parte dall’aspetto fisico-geografico (con la valle dell’Eurota), per poi alludere alle sue glorie storiche (con l’invincibilità della Sparta arcaica - sottintesa nell’immagine della dea Vittoria - e con un culto riferimento al suo re e legislatore Licurgo) e risalire, infine, alla sua tradizione mitica (con i Dioscuri, Castore e Polluce, venerati come protettori dei naviganti). La sua terra gli ritorna in mente a tal punto circonfusa di luce e bellezza, tanto grande nella storia e nel mito, cosí carica d’orgoglio militare e culturale che, una volta escluso dalla sua bellezza, escluso dalle sue antiche glorie, gli sembra quasi 396 Giuseppe Germano 46 Non è ben chiaro se il poeta si riferisca all’autorità degli stranieri che lo avevano accolto in Italia come profugo: in tal caso emergerebbe una superba coscienza della propria superiorità culturale rispetto a loro. d’esser colpevole di essere nondimeno sopravvissuto al tracollo di tutto quel che gli era caro e di poter continuare a vivere vergognosamente lontano dalla Grecia asservita ai turchi (vv. 15-20): Hei mihi, cur merui dulces fugisse Penatis? 15 Infœlix, patria cur procul isse mea? Cur terere hoc ævi totis inglorius annis? Cur sæpe imperio deteriore premi? Et possum lucemque pati cœlumque videre nec generi obprobrium iam pudet esse meo? 20 (Ahimè, perché ho meritato di fuggire dalla mia dolce dimora? (15) O me infelice, perché di andar lontano dalla mia patria? Perché di consumare questa vita nell’oscurità per tutti gli anni a venire? Perché di essere tante volte oppresso da un’autorità peg‐ giore? 46 E sono ancora capace di sopportare la luce e di contemplare il cielo e non mi imbarazza di essere ormai motivo di vergogna per la mia famiglia? ). L’antica potenza di Corinto e la gloria dell’Impero d’Oriente nel cuore del poeta non possono reggere il confronto con la barbarie che opprime il loro presente, sicché la considerazione di aver subíto, proprio a causa di tale barbarie, l’esclu‐ sione dall’onore della sua stirpe e dalla ricchezza avita gli trasforma la vita in un insostenibile supplizio: cosí era accaduto ad Anchise, sopravvissuto alla ca‐ duta di Troia, o a Priamo, dopo la distruzione di Pergamo (vv. 25-36): Tunc poteras placuisse tamen, cum celsa Corinthi 25 mœnia ab Isthmiaco robore tuta forent et steterat Danaum imperium concussaque dextra nondum barbarica Græcia tota fuit. Nunc mihi, cui non gentis honos, non census avitus nec stat materno stemmate fulta domus, 30 et superesse patri nimium est: miserabile victis vivere vel parvo tempore supplicium. Vix tulit Anchises Troiæ superasse ruenti, vix manibus profugos sustinuisse Lares. Quis Priamo dulcem post diruta Pergama vitam 35 dixerit? Aut quis non Astyanacta senem? 397 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 47 La «potenza istmiaca» è quella della città stessa di Corinto con le sue glorie antiche e medievali. 48 Metonimia per intendere i Greci o, piú in particolare, l’Impero romano d’Oriente. 49 La madre, Thomais Bochalis-Megadouka, apparteneva a illustre e ricca famiglia d’antico lignaggio: cfr. Lamers 2013, 131. 50 Non so se l’espressione debba essere intesa come un’esagerazione retorica, visto che il Rallo venne in Italia proprio con suo padre, o se l’elegia possa essere stata scritta effet‐ tivamente dopo la sua morte, databile a non prima del 1487, ma certo non molto dopo (cfr. Lamers 2013, 136 e n. 34, 191). In tal caso, il verso ci fornirebbe un elemento cro‐ nologico significativo per datare la composizione dell’elegia o, quanto meno, una sua revisione. 51 Il motivo del dolore di Anchise e della sua volontà di non voler sopravvivere alla caduta di Troia si trova, per esempio, in Verg., Æn. 2, 634-643, in un brano in cui Enea, narrando a Didone le proprie sventure, riferisce la reazione del tutto negativa del padre di fronte alla possibilità di salvarsi con la fuga. 52 Qui il Rallo riecheggia molto da vicino Ov., Met. 13, 519-520, ove Ecuba retoricamente si domanda: […] Quis posse putaret / Felicem Priamum post diruta Pergama dici? (Allora avresti potuto piacermi, tuttavia, quando le alte mura (25) di Corinto innalzate dalla potenza istmiaca 47 fossero state al sicuro e fosse stato in piedi l’impero dei Danai 48 e tutta quanta la Grecia non fosse stata ancora abbattuta dalla destra barbarica. Ora per me, che non ho piú il supporto dell’onore della stirpe, non quello della ric‐ chezza avita né quello della casa sorretta dalla nobiltà materna, 49 (30) è troppo anche il sopravvivere al padre: 50 per i vinti è un miserevole supplizio il vivere, anche se per poco tempo. A stento Anchise sopportò d’esser sopravvissuto alla caduta di Troia, a stento d’aver retto con le sue mani i Lari fuggiaschi. 51 Chi avrebbe potuto dire a Priamo che dolce restava la vita dopo la distruzione di Pergamo? 52 (35) O chi avrebbe detto che Astianatte non sarebbe diventato vecchio? ). Potrebbe sembrar fuori luogo, o troppo retorico, il paragone con Anchise e Priamo, ma lo ritengo perfettamente funzionale all’intensità dei sentimenti che il poeta nutre dentro di sé e intende esprimere: il Rallo, schiacciato sotto il peso del suo destino di esule, si sente escluso perfino dal vigore della sua stessa gio‐ vinezza e dalla capacità fisica e morale di reagire alla propria condizione dive‐ nuta, ormai, servile (vv. 37-58). Il fatto, poi, che, con l’apostrofe a colui che per primo accettò di sottomettersi al giogo della servitú, il componimento sfoci in toni piú tradizionalmente elegiaci e che il poeta riconosca, infine, nel culto delle muse e nell’amore per la bella Licinna l’unica consolazione all’angoscia deri‐ vante dal senso d’esclusione fisica e morale dal mondo dei proprî padri, sembra piú un ripiego verso un motivo topico che la vera e propria risoluzione d’un conflitto interiore, che resta, a mio avviso, del tutto irrisolto (vv. 59-86, ma, in particolare, 59-62, 69-72, 75-86): 398 Giuseppe Germano 53 L’esclamazione sembra risentire del modello dell’esordio di Tib. 1, 10. 54 Nei versi che seguono immediatamente si capirà che il servitio […] gravi, non è riferito alla generica condizione dell’esule, ma si può identificare col servitium amoris. 55 Il legno di cedro, particolarmente pregiato, è qui simbolo di ricchezza, accanto alle vi‐ vande esotiche, all’oro e alle gemme. Occidat imperio qui se summisit herili Flexit et indigno libera colla iugo 60 primus et ignoto patria procul anxius orbe amissas voluit quærere semper opes! […] Ah nimium stultus fragilis qui tempora vitæ servitii duro contudit usque iugo! 70 Nos quoque ab exemplo, fateor, peccavimus illo, sed culpam melior causa secuta meam est, […] Quid facerem, cui nulla domi fortuna reperta est? 75 Servitio volui damna levare gravi, non tamen ut gemmis servi potiremur et auro sufficeretve novas citrea mensa dapes, sed quo Pierio liber mox redderer antro nec ieiuna suum Musa recuset onus, 80 posset at auratos crines laudare Licinnæ et satura argutum condere amoris opus, ut referat digitos, referat vaga lumina frontis utque decens surgat nixa pedem solea. Hac sum militia teneris exercitus annis: 85 hac me fata precor consenuisse velint. (Muoia colui che si sottomise al comando di un padrone e piegò il suo libero collo sotto un infame giogo (60) per primo 53 e che in un mondo sconosciuto lontano dalla patria volle cercare angosciosamente senza posa i beni perduti! […] Ah, troppo stolto colui che sciupa sotto l’aspro giogo della schiavitú i giorni della fragile vita! (70) Anch’io, lo confesso, ho sbagliato secondo tale esempio, ma un motivo migliore ha accompa‐ gnato la mia colpa […]. Che cosa avrei potuto fare, io, che non ho trovato alcuna fortuna nella mia patria? (75) Ho voluto alleviare i danni con una penosa condizione servile, 54 non tuttavia per potermi impadronire, servendo, di gemme o d’oro, o perché una tavola di legno di cedro 55 potesse fornirmi vivande esotiche, ma per poter tornare 399 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 56 L’antro delle Pieridi è metafora della poesia. La Pieria è una regione della Tracia resa famosa dalla gara di canto cui le figlie del re Piero, le Pieridi, provocarono le Muse; queste ultime, che vinsero l’agone e tramutarono le figlie di Piero in piche gracchianti, assunsero esse stesse l’appellativo di Pieridi: cfr. Ov., Met. 5, 294-678. 57 Di questo tratto descrittivo di Licinna è difficile dire se sia realistico o se, invece, sia topico della tradizione elegiaca. Per i capelli biondi della donna amata, v. ad esempio Tib. 1, 5, 43-44: Non facit hoc verbis, facie tenerisque lacertis / Devovet et flavis nostra puella comis; Prop. 2, 2, 5: Fulva coma est longæque manus […]. 58 L’aggettivo satura del v. 82 è in antitesi col ieiuna del v. 80. 59 I vv. 83-84 sembrano risentire della suggestione di Prop. 2, 12, 23-24: Qui caput et digitos et lumina nigra puellæ / Et canat ut soleant molliter ire pedes? Nell’immagine della fan‐ ciulla che «si innalza sul sandalo appoggiando l’altro piede» per realizzare l’atto del camminare sembra di ravvisare anche l’eco, pur non verbale, di Catull. 68, 72: Innixa arguta constituit solea. In ogni caso l’immagine creata dal Rallo, benché aderente al topos della poesia elegiaco-erotica latina, risulta molto piú dinamica dei suoi modelli classici. 60 Si tratta, ovviamente, della militia amoris, concetto tipico e topico della poesia elegiaca latina. 61 Cfr. Rallo 1520, C1 v -C3 v ; Lamers 2013, 173-175 (che pone erroneamente l’anno di nas‐ cita del Pontano al 1426, secondo una tradizione ormai confutata da piú di un cinquan‐ tennio, anziché al 1429). 62 La stima e la simpatia che il Pontano nutrí nei confronti del Rallo è testimoniata dal carme 2, 24 della raccolta poetica degli Hendecasyllaborum libri: per una dettagliata interpretazione di tale carme nel suo contesto storico-letterario, v. Germano 2014, 77- 86. súbito libero nell’antro delle Pieridi 56 e affinché la Musa, in quanto digiuna, non rifu‐ tasse il suo incarico (80) ma potesse lodare i capelli d’oro di Licinna 57 e, in quanto sazia, 58 compiere la sua raffinata opera d’amore, per cantare le sue dita, cantare le vaghe luci del suo viso e con quanta eleganza s’innalzi sul sandalo appoggiando l’altro piede. 59 Questa è la milizia in cui mi sono esercitato fin dai teneri anni: 60 (85) in questa prego che il destino mi lasci invecchiare). Anche la lunga elegia Ad Pontanum Iovianum, carme che occupa il sesto posto nella silloge napoletana 61 e che fu composto dopo che il Rallo ebbe conosciuto a Napoli, all’inizio degli anni Novanta, il grande umanista, 62 appare in larga parte dedicato alla tematica dell’esilio e presenta registri simili a quelli che abbiamo già incontrati. Il poeta, infatti, apre il componimento con una lunga apostrofe al suo dedicatario, nella quale, ricorrendo a una figura di præteritio, lo prega di non invitarlo a dedicarsi all’attività poetica, in quanto il tracollo della sua patria, un tempo tanto amata da Apollo e dalle Muse, lo ha reso come l’ombra di se stesso e lo ha escluso perfino dalla gratificazione che deriva dai frutti dell’ingegno (vv. 1-16): Pontane, antistes vatum hæc quos protulit ætas quosque vetus doctis annumeravit avis, 400 Giuseppe Germano 63 Al Pontano il Rallo attribuisce non soltanto un primato sui poeti contemporanei, ma, iperbolicamente, anche sui poeti dell’ e tà classica. 64 Il v. 3 sembra riecheggiare Ov., Ex Pont. 2, 7, 15: Sic ego Fortunæ telis confixus iniquis. 65 L’espressione si deve intendere come una dotta metonimia per intendere l’attività po‐ etica. 66 Il v. 6 allude a Ov., Trist. 3, 11, 32: Parce, precor, Manes sollicitare meos. Il poeta, anche se ancora vivo di fatto, si definisce iperbolicamente morto a causa del suo dolore e della sventura toccatagli. 67 Il motivo dei vv. 7-8 è mutuato forse da Ov., Trist. 3, 11, 29-30: Me quoque, quem noras olim, non esse memento: / Ex illo superant hæc simulacra viro; ma l’immagine del Rallo è molto piú forte: il suo destino è stato come un funerale e quel che è sopravvissuto a esso è solo un fantasma. 68 Il lavoro intellettuale è qui visto, in linea con la tradizione latina, come una fatica not‐ turna: cfr., per esempio, Lucr. 1, 142: […] et inducit noctes vigilare serenas; Prop. 2, 3, 7: Aut ego si possem studiis vigilare severis; Ov., Ars 2, 285-286: His ergo aut illis vigilatum carmen in ipsas / Forsitan exigui muneris instar erit. quid me, Fortunæ prostratum vulnere sævæ, ad tripodas Phœbi Pieridesque vocas, quidve animam vexare semel de pectore missam? 5 Quid cineres pergis solicitare meos? Umbra ego sum similisque mei, si quæris, imago extructis superest sola relicta rogis, nec mihi laudis amor mansuræ aut gloria famæ, omnia cum sensu quæ periere meo, 10 nec placet ingenium vigilataque munera mentis, omnia cum patria quæ cecidere mea, cum patria cecidere mea, quam Phœbus et omnis Pieridum fertur solam adamasse chorus, solam posthabitis terra celebrasse marique 15 et solam culto plus coluisse polo. (O Pontano, maestro dei poeti che ha prodotto l’ e tà presente e che l’antica ha attri‐ buito ai dotti antenati, 63 perché inviti me, che sono stato prostrato da una ferita della Fortuna crudele, 64 presso i tripodi di Febo e presso le Pieridi, 65 o perché continui a tormentare l’anima una volta che è fuggita dal petto? (5) Perché seguiti a turbare le mie ceneri? 66 Sono un’ombra e, se lo vuoi sapere, sopravvive soltanto un fantasma simile a me, superstite al rogo innalzato, 67 né io ho desiderio di vantarmi di una lode o di una fama destinate a durare nel tempo, tutte cose che sono andate perdute insieme con la mia ragione, (10) né mi gratificano l’ingegno e i prodotti della mente che sono portati a termine a forza di veglie, 68 tutte cose che son cadute insieme con la mia patria, 401 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 69 Il riecheggiamento retorico del pentametro precedente all’inizio di quest’esametro (si tratta di una forma di anadiplosi) è funzionale a creare un’atmosfera fortemente emo‐ tiva, nella quale il dolore sembra confondere la ragione e far inceppare la lingua. 70 Ritornano qui Febo e le Pieridi, che erano stati nominati sopra al v. 4: la ripresa di nomi e argomenti è tipica di un’espressione dolorosa, di una lamentazione quasi trenodica, che si compiace delle ripetizioni. 71 La terra natale si presenta alla mente del Rallo come un territorio meraviglioso, amato e venerato non solo dagli uomini, ma anche dagli dèi, in particolare da Febo e dalle Muse, che la elessero a loro dimora. insieme son cadute con la mia patria, 69 che, sola, si dice abbiano profondamente amato Febo e tutto quanto lo stuolo delle Pieridi, 70 patria che, sola, trascurati la terra e il mare, si dice abbiano frequentato (15) e, sola, abbiano abitato piú del venerato cielo). 71 Nei vv. 7-12 soprattutto è svolto il motivo dell’amarezza e dell’infelicità dell’e‐ silio: non serve vivere se si è ridotti a un’ombra, se non ci si cura piú neppure della poesia e della fama destinata a durare nei secoli; ma l’affermazione fatta dal poeta si presenta, comunque, alquanto contraddittoria, perché, mentre dice di non aver interesse per l’attività letteraria, di fatto egli sta scrivendo un’elegia e solo poco piú avanti, inoltre, auspica anche di poter diventare famoso per l’espressione del proprio dolore attraverso le lacrime. Il dolore personale, dunque, sembra esser sempre filtrato attraverso la letteratura e i suoi modelli, soprattutto quello ovidiano delle opere dell’esilio, non senza una certa dose di narcisismo. Chiesto, infatti, con una seconda apostrofe il sostegno dei versi elegiaci, che gli forniscano lacrime di dolore a sufficienza e possano renderlo famoso almeno per la loro copia (vv. 17-26), egli incomincia a trattare con una terza apostrofe, in un lungo brano dalle caratteristiche di un vero e proprio compianto, della rovina della stessa sua patria. Partendo, cosí, da una breve rassegna dei molte‐ plici caratteri del glorioso suo passato, approda a un’accorata considerazione dello squallido suo stato presente ricorrendo, in uno stile aspro e concitato, alla potenza di metafore naturalistiche: una nuvola che oscura le stelle, il gelo che distrugge i fiori e i colori dei campi e fa rinsecchire i rami degli alberi valgono per lui a rappresentare la barbarie dei turchi conquistatori, che hanno fatto della sua patria una terra a lui nemica (vv. 27-51, ma soprattutto 27-32, 39-41, 44- 51): Flere tuos ergo incipiam, mea Græcia, casus; nempe reformidat linguaque corque mihi, arguar invisæ sed ne cessisse ruinæ, hoc tibi de mesto pectore carmen habe, 30 402 Giuseppe Germano 72 Ho corretto il suam tramandato concordemente dai testimoni in tuam, perché altrimenti la proposizione non avrebbe avuto senso: si deve trattare di un errore dell’originale autografo, che è confluito nei testimoni che risalgono a esso. 73 Per il v. 28 non si può escludere che il poeta si ricordi di Verg., Æn. 2, 12: Quamquam animus meminisse horret luctuque refugit; ma anche di Ov., Trist. 3, 6, 29-30: Mensque reformidat, veluti sua vulnera, tempus / Illud […]. 74 La clausola del v. 31 riecheggia Catull. 68, 43: Ne fugiens sæclis obliviscentibus ætas. 75 Per la redazione del v. 45 il Rallo si ricorda forse di Ov., Met. 10, 449: tegunt nigræ latitantia sidera nubes; ma un’immagine simile ricorre anche in Luc. 6, 518-519: si nimbus et atræ / Sidera subducunt nubes. 76 L’immagine del campo che sorride con lo stilema ridet ager ricorre in Mart. 10, 51, 3; e in Ven. Fort., Carm. 3, 12, 17; 3, 13, 11; 9, 3, 10. 77 Lo stilema barbara iura si ritrova nella poesia cristiana: cfr. Prud. Hamartigenia 456. quod referat cunctis obliviscentibus ævo quantus erat noster, te pereunte, dolor. […] Quæ te, inquam, patria o divum, sors invida fati eripuit faciem supposuitque tuam 72 40 ex miti finxitque feram? […] […] O, ubi nunc mores et nitor ille vetus? Nam, veluti obducta fuscantur sydera nube 45 perque hyemes turpis non bene ridet ager depositaque coma sordescit in arbore ramus pictaque non ullo flore renidet humus, sic atrata manes, postquam data barbara iura sumis, et est nusquam qui fuit ante color, 50 iamque eadem patria es nobis atque hostica tellus. (Perciò incomincerò, o mia Grecia, a piangere la tua caduta; per l’appunto questo paventano la mia lingua e il mio cuore, 73 ma, perché io non sia accusato d’essermi piegato all’odiosa rovina, abbiti questo carme sgorgato dal mio cuore afflitto, (30) che riferisca a tutti coloro che se ne dimenticano col tempo 74 quanto grande era il nostro dolore quando tu andasti in rovina. […] Quale sorte invida del tuo destino ha strappato te, te dico, o patria degli dèi, e ha sostituito il tuo aspetto (40) e lo ha reso selvaggio da mite che era? […] Oh, dove sono ora quegli antichi costumi e quello splendore antico? Infatti, come le stelle sono oscurate quando una nuvola le ricopre 75 (45) e come per il gelo dell’inverno il campo non sorride 76 nel suo squallore e il ramo rinsecchisce sull’albero che ha perduto la sua chioma e la terra non risplende colorata da alcun fiore, cosí, da quando hai assunto le barbare leggi 77 che ti furono date, rimani vestita 403 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 78 Per la clausola e il senso generale del v. 50, v. Ov., Ex Pont. 1, 10, 25: Quoque ierit quæras qui fuit ante color; ma la clausola qui fuit ante color, sia pure in contesti diversi di senso, ricorre anche in Ov., Ars 1, 120; Fast. 6, 168. 79 Cfr. Ov., Ex Pont. 1, 3, 65: Smyrna virum tenuit, non Pontus et hostica tellus. a lutto e in nessun luogo c’è il colore di un tempo, 78 (50) e ormai sei per noi nel me‐ desimo tempo patria e terra nemica). L’intima tortura si traduce in una serie di similitudini, addossate l’una all’altra, quasi a ricevere, l’una dall’altra, luce e significato. Si tratta di un accumulo re‐ torico che si sviluppa in un unico periodo polisindetico e che è finalizzato a esprimere il personale sgomento del poeta per la situazione in cui versa la sua patria. Le immagini si concludono nel breve giro di un verso, senza sbavature, senza inutili particolari e, sovraccariche come sono di tinte fosche (il brillare delle stelle offuscato da una nube, il campo squallido per il gelo dell’inverno, l’albero dai rami rinsecchiti, la terra nuda di fiori), cancellano l’evocazione di splendore adombrata nel nitor del v. 44: immagini di tristezza, di lutto (cfr. atrata del v. 49, che personifica la Grecia in una veste dolente), di desolazione sconfinata invadono il quadro. Alla fine, il poeta approda all’intuizione sconsolata di una dilacerazione insita nello stato delle cose e la sottolinea senza pietà: la Grecia è patria, è madre, ma è anche una terra nemica, hostica (v. 51); e sebbene la clausola hostica tellus sia ovidiana, 79 l’eco classica assume qui un significato del tutto diverso. Eppure, il Rallo avrebbe preferito restare in patria, a suo dire, piuttosto che andar ramingo attraverso territorî stranieri, e sogna di poter ritornare almeno da vecchio nella sua terra per esser sepolto insieme coi proprî antenati. Si sa‐ rebbe, cosí, potuto ricongiungere con la madre, alla quale la morte aveva ris‐ parmiato il dolore di dover assistere ai saccheggi e alle violenze della conquista, che a lui, invece, sarebbero tornati sempre davanti agli occhi, facendo sí che ne risultasse infiacchita l’ispirazione poetica e la volontà di conseguire la gloria con le fatiche letterarie (vv. 52-78, ma soprattutto 57-60 e 65-75): Ut saltem videar fato veniente senexque ante parentales oppetiisse deos, et nostros claudat cineres brevis urna, meorum mixtaque honoratis ossibus ossa cubent! 60 […] Sic pietas fines patrios comitata reviset, 65 adducens matri pignora chara meæ, dici quæ debet fœlix, erepta quod ante non doluit gentis fata cruenta suæ, 404 Giuseppe Germano 80 Lo stilema fato veniente ricorre nella stessa posizione metrica in Verg., App. Mæcen 2, 145: Sic est Mæcenas fato veniente locutus. 81 Il v. 60, col poliptoto ossibus ossa, riprende forse Prop. 4, 7, 94: Mecum eris et mixtis ossibus ossa teram; ma la iunctura di ossibus ossa è stata cara soprattutto a Ovidio, che l’ha utilizzata piú d’una volta: cfr. Ov., Am. 2, 9, 14; Epist. Her. 12, 122; Met. 11, 707; epiced. Drusi 163. Anche la clausola ossa cubent è ovidiana: cfr. Ov., Epist. Her. 7, 162. 82 Lo stilema pignora chara ricorre in Ovidio: cfr. Ov., Met. 3, 134; Fast. 3, 218; Trist. 1, 3, 60 (nel primo caso esso occupa la medesima posizione metrica in un pentametro). 83 Questo brano autobiografico è per noi molto importante, perché ci consente di stabilire con sicurezza che la madre del poeta dovette morire prima del 1453, quand’egli era ancora bambino. 84 Lo stilema fata cruenta è in Ov., Ars 2, 130, ove occupa la medesima posizione metrica. 85 Da intendersi, forse, come ‹le statue dei santi›, detti, secondo l’abitudine umanis‐ tica, ‹dèi›. 86 Da intendersi, forse, come ‹le chiese›, dette ‹templi›, sempre secondo l’abitudine uma‐ nistica. nec belli faciem horrendam nec vincta catenis corpora nec positos vidit in igne deos, 70 aut natos matri avulsos spoliataque passim templa et adulteriis bis violanda malis. Hic status, hæc facies rerum, mihi semper oberrans, tristia summissæ lumina mentis habet, ingeniique adimit vires animumque fatigat 75 […] (Che almeno sembri che io, all’appressarsi della morte 80 e da vecchio, abbia prima cercato di raggiungere gli dèi dei miei avi, e una piccola urna chiuda le mie ceneri e le mie ossa giacciano miste alle ossa onorate dei miei! 81 (60) […] Cosí l’amor filiale, avendomi accompagnato, tornerà a farmi vedere le mie patrie terre, (65) riconducendo il caro figlio 82 a sua madre, che deve dirsi fortunata perché, rapita prima dalla morte, 83 non ebbe a dolersi del destino cruento 84 della sua gente e non vide il volto orrendo della guerra, né i corpi avvinti dalle catene, né le statue degli dèi 85 gettate nel fuoco, (70) o i figli strappati alle madri e i templi 86 saccheggiati dappertutto e destinati a esser violati due volte da infami violenze carnali. Questo stato, questo aspetto delle cose, che sempre mi si presenta davanti agli occhi, intristisce la luce della mente rendendola sua schiava, sottrae la forza dell’ingegno, fiacca l’animo (75) […]). Il componimento si conclude in modalità anulare con un’altra apostrofe al Pon‐ tano, nella quale il Rallo esorta l’amico a godersi - lui che può - la patria e la casa, a scrivere ancora i suoi grandiosi componimenti poetici ricchi di dottrina, lasciando ch’egli stesso ammuffisca in quel nascondiglio dimenticato nel quale era stato posto dalla sua triste sorte di esule (vv. 79-86): 405 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 87 Il Pontano era sicuramente già famoso per i componimenti elegiaci confluiti nelle rac‐ colte del Parthenopeus o del De amore coniugali, ma, dopo la morte della moglie Adriana, avvenuta proprio all’inizio degli anni Novanta, periodo al quale si può ascrivere la co‐ noscenza dei due letterati (cfr. Germano 2014, 79, n. 14), egli si accingeva a scrivere anche quella dell’Eridanus, dedicata a Stella di Argenta, cui il Rallo fa qui con ogni probabilità riferimento, se vogliamo attribuire un senso alla sua esortazione, che altri‐ menti resterebbe priva di un concreto riscontro nella realtà. Per una sintesi sull’attività letteraria del Pontano, v. Monti Sabia 1998, con la bibliografia ivi implicita. 88 Il termine avena è metonimia per indicare la poesia; normalmente quella pastorale, ma qui, accanto all’aggettivo grandis, sta a significare la poesia didascalica d’argomento astrologico e georgico, cui il Pontano si stava dedicando negli anni Novanta del Quat‐ trocento. 89 Bell’elogio del Pontano: secondo il Rallo, con la sua poesia didascalica la scienza impara davvero a parlar latino, come se fino al Pontano non avesse conosciuto un’adeguata espressione. 90 Il v. 85 riecheggia abbastanza da vicino Prop. 1, 6, 25: Me sine, quem semper voluit fortuna iacere. Tu melius, Pontane, tua patriaque domoque utere; quis patria sospite flere potest? 80 Finge elegos, grandive polum complectere avena et magnis notus sis quoque cœlitibus: effice te fiat sapientia culta docente, protinus et discat verba Latina loqui; me sine, quem semper iussit fortuna dolere, 85 squalentem putri delituisse situ! (Tu piuttosto, o Pontano, goditi la tua patria e la tua casa; chi infatti può piangere se la sua patria è salva? (80) Crea versi elegiaci 87 o abbraccia il cielo col tuo grandioso flauto 88 e sii noto anche agli dèi potenti: fa’ in modo che col tuo insegnamento il sapere diventi raffinato e che impari senz’altro a esprimersi in latino; 89 lascia che io, cui la sorte ordinò di provare sempre dolore, 90 (85) con la mia trascuratezza resti nascosto nella putrida muffa dell’oblío). Il poeta, dunque, escluso dalla patria, escluso dalla poesia, col solo sogno di poter ritornare in patria almeno da morto, sembra vedere per sé null’altro che un destino d’oscurità e disperazione; ma tale esasperazione del motivo del dolore dell’esilio, al di là della retorica professione di modestia di fronte al grande poeta aragonese, potrebbe, tuttavia, nascondere una matrice piú complessa e non ri‐ salire soltanto ai pur dolorosi fattori della sua storia personale nel generale tra‐ collo di una civiltà. Per meglio comprendere la posizione che il Rallo assume nei confronti del proprio destino di esule, credo che possa risultare interessante la lettura del 406 Giuseppe Germano 91 Cfr. Rallo 1520, E1 v ; Lamers 2013, 181 (che non pubblica, però, l’ultima strofa, senza darne alcun conto). 92 Io credo che il Rallo qui si riferisca alla guerra che incendiò l’Italia con la discesa di Luigi XII di Francia per la conquista del regno di Napoli e con la contrapposizione a lui delle truppe spagnole di Ferdinando il Cattolico, che aveva il titolo di re di Sicilia (v. 11, Siculi tyranni). Dato che la pace fra i due sovrani, dopo una lunga e sanguinosa guerra sul suolo italico, fu sancita dal trattato di Lione, che fu siglato il 31 gennaio 1504 tra Luigi XII di Francia e Ferdinando II d’Aragona, il Cattolico, credo che il Natale cui qui si fa riferimento possa essere già quello del 1503. 93 E difatti proprio nel 1503 si esaurí una pestilenza che si era diffusa nelle principali città italiane negli anni immediatamente precedenti, evidentemente a causa delle carestie e delle scarse condizioni igieniche determinate dallo scorrazzare degli eserciti francesi e spagnoli sul territorio italiano agli albori del nuovo secolo. carme che occupa la tredicesima posizione nella stampa napoletana, una breve saffica composta di sole quattro strofe, dal titolo De se ipso conqueritur. 91 Nelle prime tre strofe di tale poesia, composta con ogni probabilità sul cadere dell’anno 1503 o poco dopo, mi sembra che il poeta descriva con immagini ora realistiche, ora retoriche il senso di gioia e di sollievo che trionfa nell’atmosfera prenatalizia di una Roma ch’era stata terribilmente provata dai funesti effetti della guerra franco-spagnola condotta sul suolo italico per la conquista del regno di Na‐ poli, 92 e che si stava pian piano riprendendo dal contagio di un’epidemia di peste nonché dalla fame causata da una gravosa carestia 93 (vv. 1-12): Iam novo lusu resonat December, iam cliens, Baccho madidus, vagatur et furit talus, fremit et fritillus blandaque Cypris. Iam pius iustis oculis labantem 5 Iuppiter Romam videt et Salutem, vestibus tectam niveis, reducit, Morte repulsa; iam grave et Bellum procul hinc fugari et Famem, vultu gracili pudendam, 10 iussit ad portas Siculi tyranni cedere Paci. 407 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 94 Il mese di dicembre è quello dei Saturnalia nel mondo romano e del Natale nel mondo cristiano - periodo di riposo dalle attività agricole e marinare, esso si colora nel passato classico come nel presente del poeta della gioia dei festeggiamenti del solstizio inver‐ nale, che annunciano il nuovo crescere delle ore diurne in direzione della bella stagione. 95 Il Rallo, che scrive nell’ambito della civiltà del Quattrocento italiano, credo intendesse applicare il concetto di cliens della Roma antica a quella plebe urbana che al suo tempo orbitava intorno alla case dei ricchi per ottenere lavori salariati e favori di vario genere in cambio della propria dedizione e fedeltà. 96 Lo stilema madidus Baccho è di matrice tibulliana: cfr. Tib. 2, 5, 87. È noto come il popolo tenda ad affogare i proprî problemi nel vino e la rappresentazione che ne risulta è molto realistica. 97 Per le immagini dei vv. 1-3, v. Mart. 4, 14, 7-9: Dum blanda vagus alea December / Incertis sonat hinc et hinc fritillis / Et ludit tropa nequiore talo; e ancora Mart. 5, 84, 3: Et blando male proditus fritillo (ambedue gli epigrammi sono calati nell’atmosfera decembrina dei Saturnalia). 98 Cipride, cioè Venere, che assume il suo epiteto dai famosi santuarî a lei dedicati sull’isola di Cipro, rappresenta una sineddoche per intendere il desiderio amoroso, che sollecita gli uomini in modo particolare nell’atmosfera festosa e libera da faticose responsabilità di lavoro durante il mese di dicembre. Ammiccante è l’uso del medesimo verbo fremere applicato al movimento dei bossoli e all’insorgere del desiderio amoroso. L’espressione blanda […] Cypris non mi sembra che ricorra nella poesia classica, ma l’aggettivo blanda è attributo abbastanza frequente di Venus: cfr., per esempio, Ov., Am. 3, 2, 55; Ars 1, 362; Stat., Silv. 2, 7, 84; Repos., Conc. 74; Drac., Romul. 10, 587. 99 L’espressione pius […] Iuppiter traduce umanisticamente in termini classici l’immagine che noi potremmo rendere senz’altro con l’espressione «il buon Dio». 100 Per lo stilema iustis oculis e per l’immagine di Giove che guarda verso le vicende umane col suo ‹sguardo giusto›, è probabile che il Rallo si sia ricordato di Ov., Met. 13, 70: Adspiciunt oculis superi mortalia iustis. 101 Interpreto Salus e Mors come personificazioni che rappresentano precise situazioni d’una realtà vissuta. La rappresentazione della Salus con la veste candida sostiene l’i‐ potesi che la Mors possa essersi manifestata non solo e non tanto nella violenza d’una guerra, ma anche nel diffondersi d’una pestilenza. L’espressione morte repulsa, sia pure in un senso completamente diverso, appare uguale in Ov., Epist. Her. 20, 169: Tu petis ex tuto, gravior mihi morte repulsa est (ove morte è secondo termine di paragone e repulsa sostantivo) ed è probabile che il poeta l’avesse nell’orecchio. 102 Anche i termini Bellum, Famem e Paci mi sembrano altrettante personificazioni. (Ormai dicembre risuona ancora una volta dei suoi divertimenti, 94 ormai il popolino, 95 che gronda vino da tutti i pori, 96 si aggira di qua e di là e imperversa il dado e vibra il bossolo 97 e la seducente Cipride. 98 Ormai il buon Dio 99 guarda con la giustizia dei suoi occhi 100 Roma nel suo vacillare (5) e riconduce la Salute, coperta di vesti bianche come la neve, respingendo la Morte; 101 e ormai ha ordinato che sia cacciata lontano di qui la terribile Guerra e che la Fame, che suscita vergogna per il suo volto emaciato, (10) ceda il posto alla Pace 102 alle porte del re di Sicilia). Alla gioia del popolino romano, che, in un’atmosfera particolarmente gioiosa, si concede al vino e al gioco e che si apre di nuovo anche alle lusinghe dell’amore, 408 Giuseppe Germano 103 L’At a inizio verso e strofa ha una posizione retoricamente molto forte e contrappone la gioia del mondo esteriore alla malinconia dei sentimenti del poeta; inoltre, collocato immediatamente dopo Paci, contribuisce a evidenziare lo stato di tormento interno vis‐ suto dal poeta. La costruzione del carme con il contrasto fra realtà esteriore e interna malinconia ha un certo sapore oraziano. 104 Da notare, dal punto di vista retorico, la sineddoche carinæ per navis e l’iperbato che separa meæ da carinæ; a sua volta carinæ è metafora per la vita stessa del poeta. L’es‐ pressione meæ […] tetigere portum […] vela carinæ risente forse dell’influsso di Verg., Georg. 1, 303: Ceu pressæ cum iam portum tetigere carinæ; ma anche di Prop. 3, 24, 15: Ecce coronatæ portum tetigere carinæ, ma nel Rallo l’immagine si arricchisce della pre‐ senza delle vele che in questi modelli manca. Tuttavia, lo stilema vela carinæ allude ad altri modelli, nei quali è presente tal quale: cfr., per es., Ov., Epist. Her. 5, 63; Met. 3, 639; Ibis 493; Luc., 8, 48; 9, 45; Stat., Silv. 5, 3, 238; Val. Fl. 5, 150. La metafora della nave sbattuta dai venti e dalle tempeste, per intendere la propria vita nelle difficoltà e nelle lusinghe del mondo, è stata molto amata dai Padri della Chiesa a partire da Gregorio Magno (cfr. il Prologo dei suoi Dialogi). 105 L’immagine delle tempeste collegate al vento del Nord, Borea, potrebbe alludere a Stat., Theb. 5, 704-705: Sic ubi diversis maria evertere procellis / Hinc Boreas Eurusque, illinc niger imbribus Auster; ma anche a Coripp., Ioh. 1, 359-360: Illic et Boreas tumidus gra‐ viorque procellis / Eurus ab extremo convolvunt æquora fundo. Per lo stilema sævis […] procellis, v., per esempio, Lucr. 3, 805: sævas […] procellas; Sil. It. 12, 334: sævasque pro‐ cellas; 13, 540: sævæque […] procellæ; Rut. Nam., Red. 1, 340 e Ven. Fort., Carm. 2, 14, 2: sæva procella. 106 Nella poesia latina la voce verbale retorsit ritorna abbastanza spesso come clausola, ma il Rallo dev’esser stato influenzato da Ilias Latina 67: Atque iterum ad classes Danaum sua vela retorsit. egli contrappone, nell’ultima strofa, il proprio stato d’animo, tutto intriso da una profonda malinconia (vv. 13-16): At meæ nondum tetigere portum, sæpe quæ saxis Italis retorsit, heu, nimis sævis Boreas procellis, 15 vela carinæ! (Ma 103 ancora non hanno toccato il porto le vele della mia nave, 104 che spesso Borea con tempeste, ahimé, troppo crudeli, 105 ha piegato indietro 106 (15) verso gli italici scogli! ). Il poeta, sia pure calato in una realtà festosa, che aggiunge alla gioia natalizia quella scaturita dalla fine d’una lunga guerra e d’una tremenda pestilenza, pensa con maggiore tristezza alla propria sorte, contrapponendo alla gioia esterna il sentimento interno di esule che, ancora lontano dal suo porto, si sente sviato da un vento nemico e da terribili tempeste contro gli scogli d’una terra straniera. Non a caso i lidi d’Italia, in un immaginario intristito, che tende a considerare l’aspetto peggiore delle cose, sono qui denominati come «scogli», saxis, su cui 409 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 107 Su di lui, v. Coppini 2008 e nel presente volume il contributo di Hélène Casanova-Robin. 108 Cfr. Marullo 1951, 28-29. le carene delle navi possono infrangersi. A ben pensare, però, il Rallo in Italia non aveva poi trovato tanta ostilità, visto che la sua carriera aveva avuto un percorso piuttosto brillante e che le sue condizioni di vita erano state quelle d’un esule piuttosto privilegiato, ammesso com’era stato alle corti di príncipi e car‐ dinali ed eletto, infine, anche alla dignità arcivescovile. Una cosí dolorosa esas‐ perazione del motivo dell’esilio, dunque, in una biografia come quella del Rallo, non convince fino in fondo. Sembra piuttosto che il poeta, che si sente infelice e lacerato nell’atmosfera festosa da lui descritta, voglia attribuire il proprio stato interiore a una causa specifica, individuata nella lontananza forzata dalla patria e nella sua sorte di esule, solo per spiegare razionalmente, con un pretesto con‐ creto, un sentimento molto piú profondo dalle radici ignote, quale a ciascuno di noi è capitato certo piú d’una una volta di provare in simili situazioni, anche senza avere affatto condiviso col poeta la triste sorte dell’esilio. Tale carme, che contrappone una situazione di gioia esteriore all’interna ma‐ linconia d’un poeta esule, sembra in qualche modo ricondurci a un’altra saffica, che il contemporaneo Michele Marullo Tarcaniota, anch’egli greco ed esule in terra italica, 107 aveva dedicato proprio al Rallo (Epigrammata, I 63: Ad Manilium Rhallum) e nel quale il poeta alla gioia del Calendimaggio, tutta esultante dei colori della primavera e delle aspettative della giovinezza, sembrava opporre la sofferenza propria del loro comune destino di esuli: 108 Non vides verno variata flore Tecta, non postes viola revinctos? Stat coronatis viridis iuventus Mixta puellis. Concinunt Maias pueri Kalendas, 5 Concinunt senes bene feriati: Omnis exultat locus, omnis ætas Læta renidet. Ipse, reiectis humero capillis, Candet in palla crocea Cupido, 10 Acer et plena iaculis pharetra, Acer et arcu. 410 Giuseppe Germano 109 Il forte stacco fra la prima e la seconda parte del carme, dominata dal senso del dolore, della fugacità delle cose e dal desiderio di affogare nel vino la lacerazione di un’anima turbata, trova, anche in questo caso, in certa poesia di Orazio un suo naturale e illustre precedente letterario. Et modo huc circumvolitans et illuc, Nectit optatas iuvenum choreas, Artibus notis alimenta primo 15 Dum parat igni; Nunc puellaris medius catervæ Illius flavum caput illiusque Comit et vultus oculisque lætum Addit honorem. 20 Mitte væsanos, bone Rhalle, questus: Iam sat indultum patriæ ruinæ est: Nunc vocat lusus positisque curis Blanda voluptas. Quid dies omnis miseri querendo 25 Perdimus dati breve tempus ævi? Sat mala læti quoque sorte, cœlum hoc Hausimus olim. Profer huc cadum, puer Hylle, trimum, Cedat et mœror procul et dolores: 30 Tota nimirum Genio mihique Fulserit hæc lux! (Non vedi le case addobbate coi policromi fiori di primavera, non vedi le porte adornate con legacci di viole? La verde gioventú s’intrattiene insieme con le fanciulle incoronate. I fanciulli cantano insieme il Calendimaggio, (5) cantano insieme i vecchi che sono ben liberi da occupazioni: ogni luogo esulta, ogni età risplende di gioia. Lo stesso Cupido, coi capelli gettati dietro alle spalle, sfolgora in una tunica color del croco, (10) crudele con la faretra piena di frecce, crudele con l’arco. E volando intorno ora qui ora lí, intreccia le desiderate danze dei giovani, mentre prepara con le sue note arti gli alimenti (15) al primo fuoco d’amore; adesso stando in mezzo alla torma delle fanciulle accarezza il biondo capo dell’una e il viso dell’altra e dona in aggiunta una gioiosa bellezza agli occhi. (20) De‐ poni, o buon Rallo, i tuoi folli lamenti: 109 ormai si è dato abbastanza spazio alla rovina 411 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 110 La tematica della brevità della vita e dell’inutilità della sofferenza era stata topica già nella lirica simposiaca greca di Alceo e Anacreonte, donde era poi passata nella poesia latina. 111 L’espressione risulta un po’ oscura, ma fa riferimento, forse, alla presente fortuna del poeta, che aveva ottenuto in Italia fama e credibilità ed era stato accolto nei circoli delle famiglie piú nobili e degli intellettuali piú raffinati: il cielo può essere, dunque, quello dell’ Italia, sotto il quale il poeta si trova, ma potrebbe anche rappresentare come congiunzione astrale una metafora della fortuna stessa. 112 Qui appare un altro motivo letterario, quello dell’apostrofe al giovane servo, che dalla li‐ rica greca arcaica era passato nella lirica latina, per esempio di Orazio, e aveva avuto una sua fortuna nella lirica umanistica. 113 Il Genio rappresenta nel mondo antico un alter ego su un piano piú sottile e profondo. Al vino viene attribuita la capacità di comporre la lacerazione interiore che si crea fra la parte emozionale del poeta che soffre (il Genio, appunto) e la sua parte razionale pensante (mihi), che considera la sua fortuna senza trovare riscontro nei sentimenti piú profondi. 114 Cfr. Rallo 1520, F1 v ; non edito in Lamers 2013. della patria: ora ci chiama il gioco e, deposte le preoccupazioni, il dolce piacere. Perché, miseri, lamentandoci tutti i giorni (25) mandiamo in malora il breve tempo della vita che ci è stata data? 110 Lieti sia pure in una sorte abbastanza avversa, abbiamo attinto alfine questo cielo. 111 Porta qui, o fanciullo Illo, un orcio di vino invecchiato tre anni, e si allon‐ tanino la tristezza e i dolori: 112 (30) questo giorno senza dubbio possa esser stato tutto pieno di gioia per il mio Genio 113 e per me! ). Ma mentre in questa saffica del Marullo la sofferenza dell’esule era presentata come già risolta nell’incoraggiamento a superarla alla luce di considerazioni razionali, o tenendo conto soltanto della fugacità stessa della vita, o, ancora, con l’aiuto del vino nella gioia del simposio, nella saffica del Rallo, invece, il dolore resta senza conso‐ lazione e l’epigramma si chiude in un’atmosfera d’insoluta disperazione. E non deve ingannarci nel nostro giudizio il Rallo, quando nel carme composto in strofe di tre asclepiadei minori e un gliconeo, dal titolo Ad Musam, che occupa il ventiseiesimo posto nella stampa napoletana, 114 sembra volerci comunicare d’esser intenzionato a cambiare registro poetico, ad abbandonare i lamenti e a non gemere piú per la separazione dal suo amore per dedicarsi al canto d’un amore nuovo: Iam blandos revoca, Musa severior, risus, iam teneris rursus amoribus cum lusu et choreis insere dexteram, nec tam perpetuo fleas! An nescis Nioben Heliadum et mala? 5 Neu te plus nimio prospera sublevent, neve infesta suo pondere deprimant, callem sed medium tere! 412 Giuseppe Germano 115 L’espressione Musa severior è un’eco di Mart. 9, 11, 17: Qui Musas colimus severiores. 116 Lo stilema blandos […] risus riprende forse Claud., In Ruf. 1, 99: blando […] risu. 117 Lo stilema teneris […] amoribus rinvia all’espressione ovidiana tenerorum […] amorum (Ov., Trist. 3, 3, 73; 4, 10, 1) e non è escluso che possa avere un significato poetologico o metaletterario, con un riferimento alla volontà di dedicarsi nuovamente alla poesia d’amore elegiaca. 118 Il poeta allude al famoso mito di Niobe, narrato da Ov., Met. 6, 146-312, e a quello di Fetonte e delle sue sorelle, narrato sempre da Ov., Met. 2, 340-400. 119 Per l’espressione plus nimio, v. Hor., Carm. 1, 18, 15; 1, 33, 1; Epist. 1, 10, 30. L’espressione, cosí cara a Orazio, è mutuata dalla poesia simposiaca greca e in particolare dal poeta arcaico Archiloco. 120 Per il senso dei vv. 6-8, v. Hor., Carm. 2, 3, 1-4: Æquam memento rebus in arduis / Servare mentem, non secus in bonis / Ab insolenti temperatam / Lætitia; 2, 10, 21-24: Rebus an‐ gustis animosus atque / Fortis adpare, sapienter idem / Contrahes vento nimium secundo / Turgida vela. Lo stilema medium callem potrebbe essere un ricordo di Auson., Epigr. 87, 6. Per l’espressione callem […] tere, cfr. Ter. Maur., Præf. 56: Et callem tenuem terit. 121 Per l’espressione stata tempora v. Lucan., 10, 240; Stat., Ach. 1, 673. 122 Per lo stilema alternos […] ortus in relazione con le stelle, v. Stat., Theb. 6, 241: Sidera et alterno deprenditur unus in ortu. Interessante nel presente contesto l’uso d’espressioni mutuate dal linguaggio epico. Quis rerumve modum, quis stata tempora alternosve poli deneget ignibus 10 ortus? Nocte dies furvaque luce nox grata se refovent vice. Nil sub perpetuis usque laboribus durat: continuis tuque doloribus Cæam et lachrymulis desere næniam, 15 nec iam dissidium geme! Docta quin potius, vindice tybia, in ius alterius castra Cupidinis transfer, laurigero crine decentior victrix atque iterum mere! 20 (O Musa troppo austera, 115 riporta ormai le dolci risa, 116 porgi di nuovo ormai la mano ai teneri amori 117 col gioco e con le danze e non piangere cosí continuamente! O forse non conosci Niobe e il terribile destino delle Eliadi? 118 (5) E non ti insuperbisca una sorte prospera piú di quanto è già troppo, 119 né le avversità ti abbattano sotto il loro peso, ma batti la via di mezzo! 120 Chi potrebbe negare la regola delle cose, chi lo stabile avvicendarsi delle stagioni 121 o l’alterno nascere alle stelle 122 del cielo? (10) Il giorno 413 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 123 Per lo stilema furva […] nox, v. Mart. Cap., Nupt. 6, 583, 17: Sic igitur furvæ oculos splendescere noctis. 124 Lo stilema grata vice è d’uso tardo; ricorre infatti tal quale in Lucan. 9, 998; Ambr., Nat. Rer. 97; Auson., Epist. 24, 91; Paul. Nol., Carm. 20, 153; 21, 1. Nell’intera strofa il poeta cerca di dimostrare che la continua variabilità, sia pure all’interno d’un ordine presta‐ bilito, rappresenta lo stato naturale delle cose. Si attesta la natura dialettica della realtà e la compresenza degli opposti in ogni terreno accadimento. 125 Per il senso dei vv. 13-14, v. Ov., Her. 4, 89-90. 126 Per lo stilema Cæam […] næniam, cfr. Hor., Carm. 2, 1, 38: Ceæ retractes munera neniæ. Il canto lamentoso di Ceo è, per antonomasia, quello del poeta Simonide. 127 La separazione è da intendersi come quella da Licinna? Il termine dissidium è proprio del latino piú tardo, a meno che non vogliamo ipotizzare che sia una forma tarda per discidium. Se con dissidium intendessimo discidium, ci troveremmo di fronte a una delle parole-chiave della poesia erotico-elegiaca latina; ma in realtà nel rapporto del poeta con Licinna non era avvenuto propriamente alcun discidium, ma solo un allontana‐ mento. 128 I termini ius e castra sono tipici del linguaggio erotico elegiaco. 129 L’aggettivo lauriger compare nella lingua poetica di Properzio un paio di volte, una volta in Ovidio, cinque volte in Stazio, una volta in Silio Italico e sette volte in Marziale. Il suo uso si adatta, dunque, a varie scelte stilistiche e a varî registri. 130 La Musa, cioè la poesia, sembra nella considerazione del poeta vincere sull’amore: al di là d’ogni sentimento e d’ogni sofferenza, sembra trionfare la poesia con le sue leggi. 131 Il verbo merere, proprio delle metafore guerresche del linguaggio erotico, è in perfetta sintonia coi castra del v. 18. Tutta la strofa potrebbe assumere un forte valore poetolo‐ gico, in quanto il poeta potrebbe voler affermare il passaggio non tanto da un amore a un altro, quanto da un genere poetico all’altro. 132 Cfr. Marullo 1951, 77-78. con la notte e la notte bruna 123 con la luce del giorno si ristorano, alternandosi grade‐ volmente. 124 Niente resiste sempre a un travaglio continuo: 125 e tu abbandona il tuo canto lamentoso, simile a quelli di Simonide, 126 con il suo dolore ininterrotto e le sue lacrimucce, (15) e non gemere piú per la separazione! 127 Anzi, fatta esperta, con il flauto vindice, trasferisci piuttosto il tuo accampamento sotto la legge 128 d’un altro amore e piú bella con il capo coronato d’alloro, 129 vincitrice, 130 di nuovo scendi in campo! ). 131 La natura del metro e l’andamento delle argomentazioni, infatti, mi fanno pen‐ sare che tale carme possa esser stato concepito come una risposta poetica, in una sorta di ‹tenzone› letteraria, al carme indirizzatogli in questo medesimo, culto metro sempre dall’amico Marullo (Epigrammata 3, 47: Ad Manilium Rhallum), 132 nel quale questi aveva invitato il Rallo a considerare la mutevolezza di tutte le cose e a sperare, dunque, nella possibilità che mutasse la loro stessa sorte per consentir loro l’agognato ritorno in patria: 414 Giuseppe Germano 133 Il termine Adria (classicamente Hadria) designa al femminile propriamente la città di Adria; al maschile, invece, significa metonimicamente il Mar Adriatico. Malli, nec tepidi grata Favonii Spirat temperies nec vagus Adria Secura patitur currere navitam Pinu perpetua fide; Non omnis tenui gutture per dies 5 Integrat volucris carmina Daulias, Non semper rosa, non lilia vestiunt Aut flos terram hiacynthinus. Nos, Malli, quoque sat, nos quoque sat diu Insignes patria viximus et domo: 10 Quid mirum, exilio dura per omnia Si rerum patimur vices? Sic Crœsum miseris fata potentia Demersere modis, sic Priamus senex Supplex Iliadum questibus ultimis 15 Raptatum petit Hectora, Sic pastor, neque adhuc gnarus originis, Tot reges Latius subruit incola, Quærendus simili nenia et ipse mox, Annis cuncta trahentibus. 20 Qui scis an melior nos manet exitus? Vivendum est lare quocunque libet deis, Quamvis auspice ego Cæsare nec larem Despero patrium mihi. (O Manilio, con un’affidabilità continua né spira la gradita temperie del tiepido Favonio, né consente l’instabile Adriatico 133 che il navigante corra con sicurezza sulla nave; non tutti i giorni con la sua gola sottile (5) rinnova il suo canto l’uc‐ 415 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 134 Per «dauliade» s’intende ‹della città di Daulide›, nella Focide, oggi Daulia, nota per il fa‐ moso mito di Progne, Filomela e Tereo: qui il poeta fa riferimento in particolare alla ron‐ dine, segnale di primavera, uccello nel quale era stata trasformata Procne, moglie di Tereo, a sua volta trasformato in upupa; sua sorella Filomela, invece, era stata trasformata in usi‐ gnuolo. 135 Nell’omonimo fiore s’era trasformato il giovane spartano Giacinto, amato da Apollo e da lui ucciso involontariamente per disgrazia nel giocare col disco. Il mito è nar‐ rato diffusamente da Ov., Met. 10, 162-219. 136 Creso, re di Lidia, famoso e invidiato per le sue ricchezze, subí la detronizzazione e quasi una morte infamante da parte di Ciro; assurge a simbolo dell’incertezza della sorte umana, che gli era stata preconizzata, secondo il racconto erodoteo, dal saggio ateniese Solone (cfr. Erodoto, Storie, 1, 29-33). 137 Il poeta, con tale perifrasi, fa riferimento con una sineddoche al popolo romano, originariamente composto di pastori ignari della loro discendenza da mitici proge‐ nitori orientali (Saturno, Corito, i profughi di Troia con Enea, etc.): esso che aveva sottomesso tanti regni nel bacino del Mediterraneo, non aveva potuto sottrarsi alla sorte miserevole di tutte le cose, subendo nel tempo quell’annientamento che aveva inflitto ad altri. 138 Con Cesare si sottintende l’imperatore Massimiliano d’Asburgo (1459-1519) che, scosso dalla caduta dell’Impero romano d’Oriente e dall’uccisione di Costantino XI Paleologo a opera dei turchi di Maometto II (1453), chiese al papa Paolo II di uffi‐ cializzare un ordine cavalleresco per difendere la cristianità promettendo una cro‐ ciata contro i turchi per la liberazione dei territorî da loro occupati. cello dauliade, 134 non sempre la rosa, i gigli o il fiore di Giacinto 135 rivestono la terra. Anche noi, o Manilio, abbastanza, anche noi abbastanza a lungo abbiamo vissuto non senza fama e in una patria dimora: (10) che cosa c’è da stupirsi, se in esilio attraverso ogni tipo di difficoltà sopportiamo l’avvicendarsi della sorte? Cosí in maniera miserevole i fati possenti mandarono in rovina Creso, 136 cosí il vecchio Priamo supplice con gli ultimi lamenti degli Iliadi (15) chiese il corpo trascinato di Ettore, cosí il pastore abitante del Lazio, e non ancora consapevole della propria origine, annientò tanti re, lui che deve esser commiserato anche ora con una si‐ mile lamentazione, mentre gli anni trascinano tutte le cose. 137 (20) Come puoi sa‐ pere se ci aspetta una sorte migliore? Bisogna vivere in qualunque dimora piaccia agli dèi, sebbene io, con l’auspicio di Cesare, 138 neppure disperi per me di riavere la patria dimora). Se effettivamente il carme 26 del Rallo, Ad Musam, fosse stato scritto in risposta a questo componimento del Marullo, il riferimento ivi fatto alla volontà di non lamentare piú la separazione dal suo amore, il dissidium del suo v. 16, che do‐ vrebbe propriamente esser interpretato come la separazione da Licinna, pot‐ rebbe acquisire metaforicamente un nuovo senso ed essere inteso come la vo‐ lontà di non deplorare piú la lontananza dalla patria negata nella sua condizione di esule. Tutto il carme presenterebbe, cosí, un senso poetologico e metalette‐ 416 Giuseppe Germano 139 Cfr. Rallo 1520, D4 v ; non edito in Lamers 2013. 140 Cfr. Germano 2017, 148-156. 141 Cfr. Berlin, Staatsibliothek, ms. Hamilton 561, f. 3 v . rario ed esprimerebbe l’intenzione da parte del poeta di abbandonare i toni tristi del proprio canto ispirato dal dolore dell’esilio per passare ad altri argomenti, sottesi all’immagine d’un nuovo amore. Ma, come ho già detto, non dobbiamo lasciarci ingannare da un intento af‐ fermato con ogni probabilità solo per compiacere, in contrappunto, le sollecita‐ zioni consolatorie di un amico, perché la reale posizione del Rallo nei confronti di se stesso e della vita si può, forse, meglio evincere dal carme in distici elegiaci, intitolato anch’esso Ad Musam, che nella silloge napoletana occupa il decimo posto, 139 mentre nel codice berlinese, che rappresenta la piú antica redazione della raccolta poetica del Rallo, 140 è collocato subito dopo il carme di dedica della raccolta poetica al cardinal Galeotto de’ Franciotti della Rovere e funge da in‐ troduzione all’intera silloge poetica del Rallo. 141 Esso, come suggerito dalla logica di quella sua stessa posizione liminare, non solo doveva esser stato composto per ultimo, dopo la confezione della raccolta e, dunque, anche dopo il carme esso stesso intitolato Ad Musam di cui abbiamo già detto sopra, ma doveva anche esprimere le posizioni programmatiche che il Rallo intendeva presentare al pubblico dei suoi lettori per definire i caratteri della propria poetica, nonché l’immagine di se stesso come poeta. Ebbene, qui l’umanista, dopo aver presen‐ tato la propria poesia nel suo carattere scarsamente copioso e poco attento alle ricompense dei potenti (vv. 1-4), introduce una Priamel, che occupa tutto il corpo centrale del carme e che gli serve a confermare il disinteresse per ogni tipo di ricchezza e potere di fronte al desiderio di sopravvivere attraverso la fama ac‐ quisita per mezzo dei versi (vv. 5-11), ma conclude molto significativamente il componimento con un verso (v. 12) in cui afferma che, se quel desiderio di gloria dovesse sembrare troppo pretenzioso, egli sarebbe disposto anche a farne a meno: Pigrior et podagris et læso compede crure, ocia te nimium, nostra Thalia, iuvant, quæ mihi tam raris incumbis laudibus et quæ suggeris, heu, famæ præmia nulla meæ! Non ego nunc fulvi quod des mihi velleris aurum 5 raptaque ab Hesperidum poma dracone petam, non niger Eoa quod colligit Indus in alga molliaque in Tyrium vellera tincta modum: 417 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo 142 Talia, ch’era designata nell’Antichità come la musa della poesia comica, è qui chiamata in causa come patrona d’un genere umile quale era quello epigrammatico, cui il poeta s’ispira nella prima sezione della raccolta berlinese (cfr. Germano 2017, 153-156). Dunque, tale invocazione sembra acquisire un preciso senso metapoetico che esprime la coscienza letteraria dell’autore circa la natura della sua stessa poesia. Se si considera, poi, che l’espressione nostra Thalia trova il proprio ipotesto in Mart. 4, 8, 12; 9, 26, 8; 12, 94, 3, e che la musa Thalia ricorre ancora con una certa insistenza sempre in Mart. 4, 23, 4; 7, 46, 4; 10, 20, 3, si capisce chiaramente come il poeta voglia ricollegarsi allo stile epigrammatico del modello. 143 Per meglio chiarire l’indolenza della propria musa il Rallo si serve d’immagini molto realistiche e tratte dall’esperienza del quotidiano: la gotta o podagra, infatti, era una malattia molto diffusa al suo tempo, cosí come non era difficile assistere allo spettacolo di prigionieri e schiavi impediti nel loro camminare da ceppi ai piedi. Non manca, però, il riallacciarsi alla letteratura: il termine compede, nel medesimo caso ablativo, ricorre spesso nella poesia classica nella medesima posizione metrica. 144 Il poeta attribuisce con un espediente retorico alla musa una caratteristica di cui do‐ vrebbe accusare se stesso, cioè una certa pigrizia compositiva: il Rallo non si può dire, di fatto, un poeta molto prolifico, visto che nell’arco di tutta la sua vita compose, almeno a quanto ne sappiamo, non piú d’una sessantina di carmi. Lo stilema ocia […] iuvant ricorre in Mart. 12, 68, 5: Otia me somnusque iuvant; ma anche in Claud., In Ruf. 1, 140: Otia te, Rufine, iuvant. 145 Il poeta sembra voler affermare che la sua poesia e la fama che gliene deriva non gli ha concesso particolari privilegi presso i potenti. I primi quattro versi dell’epigramma si possono ascrivere alla figura retorica della professione di modestia. 146 Il Rallo si riferisce al famoso vello d’oro, la cui conquista era stata oggetto del mitico viaggio di Giasone, che a capo degli Argonauti si spinse a tale scopo fino alla lontana Colchide. Per lo stilema fulvi […] velleris, sempre in riferimento al mito del vello d’oro, v. Ov., Am. 2, 11, 4: Conspicuam fulvo vellere vexit ovem; Ov., Epist. Her. 6, 14: Rapta tamen forti vellera fulva manu? 147 Il verso riecheggia abbastanza da vicino Prop. 2, 24, 26: Et tibi ab Hesperio mala dracone ferat. 148 L’espressione Eoa […] in alga rappresenta una metonimia per significare l’Oceano in‐ diano e tutta la circonlocuzione è un chiaro riferimento alla pesca delle perle. Il v. 7 ricorda abbastanza da vicino Mart. 10, 17, 5: Quidquid Erythræa niger invenit Indus in alga. hæc leve vulgus amet Sextique libido tyranni! Damnantur facili grandia vota mihi: 10 per te victurum sed sit mihi carmine nomen, vel, tibi si nimium est, hoc quoque, Musa, nega! (O mia Talia, 142 piú indolente dei podagrosi e d’una gamba ferita da un ceppo, 143 l’i‐ nattività piace troppo a te, 144 che rivolgi l’attenzione a me con lodi tanto rare e che, ahimé, non procuri alcuna ricompensa alla mia fama! 145 Ora io non chiederò che tu mi dia l’oro del biondo vello 146 (5) e i pomi sottratti al drago delle Esperidi, 147 non quel che l’Indiano dalla pelle scura raccoglie tra le alghe d’oriente 148 e morbide lane tinte alla 418 Giuseppe Germano 149 I vv. 7-9 sembrano riprendere [Tib.], 3, 3, 17-20: Quidve in Erythræo legitur quæ litore concha / Tinctaque Sidonio murice lana iuvat, / Et quæ præterea populus miratur? Nel corpus Tibullianum, però, è svolto il motivo del rifiuto delle ricchezze in nome dell’amore e non della poesia. Il v. 8, poi, sembra ricordare in particolare Tib. 2, 4, 27: Et niveam Tyrio murice tingit ovem. 150 Nel ‹tiranno Sesto› si deve ovviamente riconoscere Rodrigo Borgia, salito al soglio pontificio col nome d’Alessandro VI nel 1492. 151 Qui il Rallo sembra affermare un carattere preciso della propria poesia, ispirato alla moderazione e al giusto mezzo oraziani, caratteri che si ritrovano anche altrove, qua e là nella produzione dell’esule poeta greco. 152 Il v. 11 sembra risentire dell’influsso di Mart. 10, 26, 7: Sed datur æterno victurum carmine nomen. maniera fenicia: queste cose siano amate pure dal volgo insipiente 149 e dal desiderio sfrenato del tiranno Sesto! 150 Da me, che son condiscendente, sono condannati i desi‐ derî sproporzionati: 151 (10) ma per opera tua il mio nome continui a vivere con la poesia, 152 o, se per te è troppo, negami anche questo, o Musa! ). Qui sembra che l’aspirazione tutta umanistica verso un’eternità procacciata at‐ traverso il culto della poesia sia presentata, al di là d’ogni retorica, come soggetta a un legittimo dubbio, che potrebbe renderla vana e illusoria: con tale battuta finale, infatti, il Rallo sembra svuotare di significato la fiducia precedentemente espressa nelle proprie capacità letterarie. Dunque, il motivo classico e umanis‐ tico della forza eternatrice della poesia risulta qui problematizzato e ricondotto alla misura della coscienza personale del Rallo, che da una parte sentiva il valore delle lettere, ma dall’altra faceva i conti con i proprî limiti e soprattutto con un destino che tendeva a giudicare sfortunato e indegno, come s’egli fosse un esule, un profugo anche dallo stesso Olimpo delle lettere. Mi sembra evidente, dunque, che nella poetica del Rallo la tematica dell’esilio rappresenti una vera e propria categoria dello spirito, che mantiene con l’espe‐ rienza di vita del poeta un legame abbastanza labile e che ha invece un forte valore simbolico. La condizione di esule, infatti, sembra escludere il Rallo non solo dalla sua patria e dalla dignità e dalla ricchezza dei suoi avi, ma, come abbiamo visto, anche dalla gioia dell’amore, dal desiderio di far festa insieme con gli altri e perfino dalla gloria che si può trarre dall’attività letteraria - in‐ somma, da tutto se stesso. L’esilio diventa per il Rallo la dimensione psicologica del suo scontento e della sua infelicità personali proiettati su di un piano piú universale: quell’idea dell’esilio, che nell’immaginario cristiano affonda le radici nell’archetipo dell’esclusione dall’Eden per effetto del peccato originale, quel‐ l’idea che ogni uomo riconosce in sé nel sentirsi ineluttabilmente escluso dalla propria origine, ovvero dalla possibilità di attingere alle profondità del proprio io o del proprio inconscio, quell’idea che ogni uomo percepisce come la sintesi 419 Il tema dell’esilio come archetipo dell’esclusione nella poesia di Manilio Cabacio Rallo d’una condizione connaturata con lo stato umano e vissuta come impossibilità d’attingere alla felicità, non rappresenta nella poetica del Rallo la semplice chiave di lettura d’un destino personale alterato e trasfigurato piú o meno rea‐ listicamente dai filtri letterarî, ma diventa il registro espressivo del pessimismo e della disperazione dell’uomo stesso che attraversa in sordina tutta la produ‐ zione in versi dell’umanista e che le attribuisce quel fascino misterioso che, sia pure a distanza di cinque secoli, la rende ancora degna della nostra attenzione. 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Multos exilium honestavit, multos acrior aliqua fortune vis atque iniuria notos reddidit et illustres. Quis te vetat illis inseri, qui quasi ignem de silice, claram famam collisionibus quesiere? Dolor. In exilium agor. 1 (Raison. Il est souvent arrivé que l’exil signifie la gloire, ou qu’une épreuve plus rude encore infligée par la fortune et l’injustice ait valu le respect et la notoriété à ses victimes. Qu’est-ce qui t’empêche de prendre place dans les rangs de ceux qui ont vu la renommée naître de l’adversité, comme le feu jaillit du choc de deux pierres? Douleur. Je suis banni). 2 Ces propos que Pétrarque attribue à ses locuteurs, dans le dialogue intitulé Remèdes aux deux fortunes (2, 67), définissent assez bien l’espace mental, litté‐ raire, éthique et philosophique, où se situe Marulle, le poète grec qui ne connaît d’existence autre que celle de l’exil et dont la renommée tient précisément, pour une large part, à cette orientation originale conférée à ses écrits par sa posture d’exilé. Certes, l’autre pan de la citation pétrarquienne, évoqué par Dolor (In exilium agor), est amplement illustré aussi dans son œuvre: le poète exprime en effet de façon récurrente son déchirement entre un sort qui lui a été imposé et la revendication d’une constance face au malheur. 3 Agor suggère aussi un mou‐ vement, une fuite en avant que l’on retrouve dans l’implication du soldat Ma‐ rulle, mercenaire à la solde des armées qui lui font parcourir, au delà de l’Italie, les territoires proches du Bosphore. Marulle avait-il lu Pétrarque? C’est très probable. Si l’on ne peut limiter l’inspiration de sa poésie à la seule œuvre de l’humaniste d’Arezzo, au vu de l’ample culture du Tarcaniote, 4 on y retrouve, en 5 Sur le contexte historique et politique et sur la situation des exilés au Moyen Âge et à la Renaissance, on pourra se reporter à la synthèse précieuse de Starn 1982, ainsi qu’à Tucker 2003. 6 Sur la dénomination des «Grecs» ou «Byzantins», parfois même appelés «Romains» au XV e siècle, voir Lamers 2015. 7 Sur la biographie de Marulle, on se reportera à Croce 1938, à Laurens 2008, à Coppini 2013, ainsi qu’à l’introduction de Guillot à Marulle 2011 qui synthétise la plupart des travaux sur le sujet. 8 Coppini 2013; Kidwell 1989. 9 Voir Croce 1938. 10 Depuis le VII e siècle de notre ère la Grèce ne constitue pas un espace politique en tant que tel, mais l’idée d’un royaume perdu, dont il faut reconstruire l’entité politique, court déjà chez Gémiste Pléthon. Voir Lamers 2015, 264. plus de cette tension entre gloria et dolor, cette même recherche de l’honestas, ce désir de résister aux aléas de la fortune et à l’injustice pointés dans ce chapitre des Remèdes aux deux fortunes consacré à l’exil. Certes, le statut d’exilé possède des antécédents fameux en littérature, aussi bien dans l’Antiquité que chez les premiers humanistes, 5 si l’on pense au moins à Dante ou à Pétrarque, qui eux-mêmes citent les exemples historiques de héros antiques ou les modèles littéraires fournis par Cicéron, Ovide, Sénèque ou encore Boèce. Mais la position de Marulle demeure originale: aristocrate grec 6 exilé en Italie en 1453, sans doute l’année-même de sa naissance, lors de la prise de Constantinople par les Turcs, il n’est pas victime d’un châtiment politique personnel mais il subit une situation collective. Il n’a donc pas connu sa terre d’origine 7 et l’évocation lancinante du territoire de ses pères procède majoritairement d’une représentation fantasma‐ tique, nourrie par les souvenirs familiaux mais aussi, amplement, par l’impré‐ gnation culturelle et philosophique de ce lettré d’exception. Néanmoins, il s’a‐ donne, tout au long de son œuvre poétique, écrite exclusivement en latin, à la quête inlassable de cette patria perdue, espace et concept à la fois, qu’il explore dans le large spectre sémantique du terme latin, depuis le «territoire pa‐ ternel» jusqu’à la «patrie céleste». Pour cela, il adopte une persona de «poète-guerrier», comme l’a montré Donatella Coppini, 8 qui lui permet d’user d’un subtil mélange de vigueur patriotique 9 et d’exploration d’une inté‐ riorité en discordance. L’exil, dans les vers de Marulle, loin d’inciter à la seule lamentation, génère en lui une dynamique, un impetus qu’il déploie, concrète‐ ment et moralement, dans la perspective de restituer un jour une forme de liberté à la Grèce. Ce faisant, il développe une réflexion éthique sur la fortuna et, au delà, sur la place de l’homme dans l’univers. Son discours révèle en effet une construction identitaire personnelle en mou‐ vement qui va de pair avec une progression philosophique. L’appartenance à la Grèce de ses ancêtres 10 est constitutive de ce cheminement qui procède d’une 424 Hélène Casanova-Robin 11 Cicéron, Partitiones oratoriæ 16, 56 par ex. Voir Moatti 2010. méditation sur les contours de la patrie justifiant l’engagement dans l’action, de l’apprentissage des vertus du sage à travers les épreuves subies, pour aboutir à l’acquisition d’une persona de vates visant à réconcilier l’héritage hellénique et le statut d’exilé en terre italienne. Le paradigme de l’exilé, décliné des Épigrammes aux Hymnes naturels, s’avère alors fécond, propre à nourrir la réparation des bles‐ sures intimes, et, bien au delà du vécu singulier, investi d’une mission nouvelle, traduite dans un langage nouveau, élaboré en vue de la transmission d’une sa‐ gesse. 1. Ob patriam pugnare: La définition de la patrie et la justification de l’action La patria, terme récurrent dans toute la poésie de Marulle, fait l’objet d’inlassa‐ bles explorations de la part du poète. Elle apparaît définie sous divers aspects, à la fois comme un territoire géographique, culturel, matériel, hérité des ancêtres et comme une entité affective, tutélaire, qui confère ordre et sérénité en tant qu’elle dote de traits civilisateurs. L’humaniste semble retenir la caritas patriæ cicéronienne 11 ainsi que le concept d’humanitas appliqué à la politique, tel que l’a forgé l’Arpinate: la patrie est le lieu le plus cher (carissima), où s’accomplit par excellence l’idéal de la cité, son équilibre repose sur la vertu des citoyens qui la composent, honestas et fides pour former une societas iuris (Fin. 2, 45). Son anéantissement, comme l’expose Marulle, entraîne donc le désordre social, mais aussi une discordance morale profonde, au plan individuel et collectif. Les re‐ présentations poétiques de la patria qui essaiment dans l’œuvre marullienne, sont imprégnées d’une forte charge émotive et affective, toujours liées à une réflexion éthique, au gré d’une rhétorique tendue entre déploration et indigna‐ tion. 1.1. Patria et impetus: la vision pathétique aiguillon de l’action Marulle privilégie toutefois la dimension exhortative: patria assone dans ses vers avec pugnare, le poète révélant combien le concept suscite l’impetus, l’action belliqueuse motivée par le désir de reconquérir la terre perdue et de renouer la filiation avec un passé glorieux. Certes, on retrouve dans ces considérations des traits communs avec l’abondante littérature d’exil des auteurs médiévaux et proto-humanistes, voire humanistes (on pense à Francesco Filelfo), où le statut d’exilé est dit propice au combat, au nom d’une liberté d’action sans cesse re‐ vendiquée. Marulle ajoute à l’implication politique une émouvante orientation 425 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle 12 Sur l’actualité de la réflexion voir Pontano 2012 (De Fortuna). 13 Diogène Laërce, 7, 86; sur ce sujet, on pourra voir Ildefonse 2011. 14 Sauf mention contraire, je traduis. 15 Voir Ildefonse 2011. sentimentale, exploitant pour cela toute la tradition de l’élégie et en particulier le modèle ovidien: la patria bénéficie ainsi de nombreuses personnifications où se concentrent les figures des parents disparus et se disséminent les contours d’une unité sociétale désormais anéantie. Mais, à la différence d’Ovide, par exemple, le poète réélabore les topiques poétiques élégiaques ou lyriques de la perte grâce à une réévaluation de l’antithèse entre civilisé et barbare qui dénonce ici l’ignavia et la desidia et prône l’engagement dans l’action guerrière, même si l’ennemi désigné s’avère être la Fortuna, 12 plus que les Ottomans. L’origine de cet élan est donnée au cœur de l’épigramme 2, 32, lorsque le poète, composant un autoportrait, expose ses souffrances nées de la défaite de sa patrie. On re‐ trouve dans ces vers la matrice stoïcienne d’une psychologie de l’action selon laquelle l’hormè - impulsion vers une action intentionnelle, raisonnée et déli‐ bérée - est liée à l’oikeiôsis, l’impulsion dirigeant vers ce qui est propre, 13 pour le conserver ou le reconstituer (Épigr. 2, 32, 63-66): An gravis hic etiam Fortunæ iniuria sævit, Ne quando misero non sit acerba mihi. Vix bene adhuc fueram matris rude semen in alvo: Cum grave servitium patria victa subit. (Mais la Fortuna, commettant de lourds dommages, n’a-t-elle sévi ici aussi, De sorte qu’à chaque instant elle fut douloureuse pour moi, misérable. À peine n’étais-je encore qu’une semence informe dans le ventre de ma mère, Que ma patrie, vaincue fut soumise à une lourde servitude). 14 Le polyptote gravis / grave, repris dans chacun des deux distiques à la même place dans le vers, unit les deux représentations: la lourdeur de la peine infligée et subie atteint jusqu’à l’enfant dans le ventre maternel. L’association inattendue de la patrie asservie, personnifiée (servitium […] subit), et du «moi» encore embryonnaire dont la protection est implicitement fragilisée, produit une image éminemment pathétique. Elle fournit alors une étiologie de cette force à naître dans le moi du poète, reconstruite a posteriori suivant le schéma phantasia / hormé bien connu des stoïciens 15 et de nature à se développer peu après comme une capacité de résistance aux labeurs et de constance d’âme (constanti corde, v. 79). 426 Hélène Casanova-Robin 16 Cf. Cic. Pro Archia; sur la notion d’humanitas chez Cicéron voir Prost 2006. 17 On reconnaît ici encore des accents stoïciens. 1.2. L’oikeiosis à reconstruire: le rôle de la volonté Aux vv. 109 et suivants du même poème, ce sont les contours culturels de la patria qui sont définis: la Grèce ancestrale, à nouveau personnifiée, est dépeinte comme un protos eurétès de la civilisation, au gré d’une archéologie inédite de la notion de patria (Épigr. 2, 32, 109-114): Prima rudes hominum formavit Græcia mentes Eloquii blandis viribus usa sui. Prima cava circumvallavit mœnia fossa: Prima vagis patriam certaque tecta dedit, Prima artes commenta bonas. Hac vita magistra Edidicit leges, hac data iura pati. (La première, la Grèce façonna les esprits informes des hommes usant de son éloquence à la puissance séduisante. La première, elle ceignit les murailles d’un fossé creux: La première, elle offrit une patrie et des toits stables aux hommes errants, La première elle développa de bonnes techniques. Sous sa conduite, la vie humaine Apprit les lois et fut soumise à des règles établies). Tous les traits de l’humanitas inspirée de la réflexion cicéronienne 16 sont ici mentionnés: l’éducation des esprits par l’éloquence, la protection militaire, la sédentarité et la stabilité de la cité, l’invention des techniques et l’établissement des lois. La patrie est donc figurée comme une construction politique ordonnée, protectrice, une structure tutélaire de la société dont la Grèce constitue l’artisan et le parangon: celle-ci est la source de la civilisation par excellence, le principe du progrès scientifique vers le bien (prima artes commenta bonas […], v. 113) et celui de justice (hac data iura pati, v. 114) et, plus encore, la garantie de l’universel puisque le Grec, ainsi doté, devient citoyen du monde: 17 Crede mihi nulla est terra aliena viro (v. 124). Parallèlement, sont évoqués les fondements de l’identité personnelle: les an‐ cêtres et les valeurs héroïques qui leur sont attachées (v. 132), autant de justifi‐ cation de l’action engagée, la naissance de l’impulsion visant à reconquérir ce qui appartient en propre au «je». 427 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle 18 Cette pièce fut composée parmi les premières, selon Croce 1938, 50. 19 Properce 1, 2, mais surtout Horace, Satires 1, 1, Ovide, Pontiques 4, 16, en plus du modèle épique fourni par Énée, déjà étudié par Bihrer 2008, 13-15. Voir aussi Casanova-Robin 2017. 20 Sur la diffusion de l’Anthologie grecque en Italie au XV e siècle voir Hutton 1935; sur Filelfo voir Calderini 1913; Fiaschi 2015. L’élégie 3, 37, intitulée De exilio suo, 18 s’ouvre ainsi sur une formulation riche d’échos antiques, 19 pour détacher les deux objets de combat, la servitude et le destin (Épigr. 3, 37, 1-2): Quid iuvat hostiles totiens fugisse catenas Atque animam fatis eripuisse suis? (À quoi bon avoir échappé tant de fois aux chaînes des ennemis Et avoir arraché mon âme aux coups du sort qui lui étaient réservés? ). L’action naît ici de cette réaction à la violence reçue: eripuisse exprime cette volonté de ne pas subir le destin, dans une formulation qui rappelle les termes choisis par Lucrèce au chant 2 du De rerum natura pour décrire ce libre mou‐ vement, décisionnel, de tout être vivant, capable de fournir l’impulsion: fatis avolsa voluntas (2, 257). C’est la résistance face à la contrainte (servire […] ne cogerer, Epigr. 3, 37, 8) qui stimule ici l’engagement du soldat-poète, justifié ail‐ leurs (dans l’épigr. III, 48: In Eumelonem, «Contre Eumélos») par le refus de supporter l’insupportable (nefanda / Qui patitur, 3-4). L’adresse à l’oncle Paulo Tarcanioto, en vers lyriques, confirme une telle exhortation à l’héroïsme (Épigr. I, 5, 8-11): Tu cui maior inest vigor, Et mens desidiæ non patiens malæ, Artes, et patrium decus Tutanda, et titulos suscipe Achaicos. (Toi qui possèdes une vigueur plus grande, et dont l’âme ne supporte pas l’inertie néfaste, tu dois défendre les arts et l’honneur de nos pères, et t’emparer des titres achéens). On peut sans doute déceler ici des échos des poètes archaïques Archiloque ou Callinos, et en particulier du Laconien Tyrtée, tous réputés pour exalter la vertu guerrière, dont Marulle connaissait certains fragments au moins par l’Anthologie grecque de Planude, diffusés notamment en Italie par Francesco Filelfo puis les florentins Politien et Pietro Crinito. 20 Han Lamers a montré l’importance du 428 Hélène Casanova-Robin 21 Lamers 2015, 211, montre aussi le lien établi par Marulle entre Byzance et Sparte et plus encore, relève les indices de la revendication d’une hérédité spartiate chez ce poète. thème spartiate dans les Epigrammata et dans les Institutiones principales de Marulle. 21 Plus largement, la posture du poète-guerrier adoptée dans ses écrits peut sans doute relever de ce paradigme approprié à la morale de l’action retenue par le poète. Ces modèles confortent ainsi la persona patriotique de l’auteur des Épigrammes, apportant une caution à son identité grecque, légitimant son projet poétique de raviver un patrimoine littéraire méconnu et ouvrant la voie à des formes métriques moins pratiquées par ses contemporains. 1.3. La figure tutélaire de la Patria Dans les Hymnes naturels, le poète expose à nouveau une étiologie de la patrie qu’il rattache cette fois à l’action de la divine Pallas (Hymnes naturels 1, 2). Le combat trouve ici une légitimation au regard de l’instauration, puis de la con‐ servation de la civilisation grecque, posée comme l’archétype idéal de la patrie: à la déesse guerrière est confiée cette mission principielle qui implique aussi de prévenir l’exil, grâce à la stabilité ainsi garantie. La capacité de Pallas à combattre les méchants est illustrée par le rappel de la bataille fabuleuse menée contre les Titans, parangons de la sauvagerie, et notamment contre Encelade qui osa s’at‐ taquer à l’Olympe. Avec cette figure exemplaire, l’action personnelle du poète s’inscrit alors dans une logique cosmologique, la continuité entre la thématique des Épigrammes d’exil et l’hymne étant assurée par le parallélisme des thèmes et des motifs (Hymnes naturels I, 2: Palladi, 51-60): Prima inquietis gentibus certas domos Stabilemque dederis patriam, Prima arce, prima mœnibus ditaveris, Prima optimis tot artibus. Tu sancta prima iura, tu legem invenis, Commenta vim dignam malis, Tu prima mentes compari nectis iugo, Tu propria tribuis pignora, Tu celsa raptos tollis ad templa ætheris, Tu patriam antiquam doces (La première tu as doté les peuples inquiets de demeures fixes et tu leur as donné une patrie stable, la première, tu les as pourvues de fortifications et de murailles, la première, de tant d’excellents arts. 429 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle 22 Voir sur ce point les différents ouvrages concernant la biographie de Marulle, cités supra, et McGann 2013. 23 Là encore, nombreuses sont les réminiscences antiques, de Virgile et Lucain en parti‐ culier. Il n’est pas possible d’entrer dans les détails dans le cadre de cette étude. Toi, la première, tu as inventé le droit sacré, la loi, Tu as conçu une force à opposer aux maux, Toi la première, tu as lié les âmes d’un lien conjugal, Tu as attribué à chacun des enfants, Tu élèves ceux que tu as ravis aux temples sublimes de l’éther, Tu enseignes l’antique patrie). Certes, le rôle dévolu ici à Pallas rappelle aussi combien l’ordre du monde est dépendant d’une volonté divine. Or la ruine de la Grèce est imputée le plus souvent à la Fortuna, cette puissance capricieuse qui met à l’épreuve les hommes. L’action à conduire ne se limite donc pas seulement, pour le poète, à l’engage‐ ment militaire - on sait quel fut celui de Marulle en tant que mercenaire et quel espoir il nourrissait de reprendre sa patrie perdue aux côtés de Charles VIII, notamment -, 22 mais consiste aussi en un investissement moral et philoso‐ phique, procédant du développement de la force d’âme. Reconquérir la patrie perdue devient alors un apprentissage éthique laborieux que les recueils poé‐ tiques déclinent dans toute sa progression. 2. L’exil comme apprentissage de la vertu: La construction de l’identité d’un poète-proficiens Dans les Épigrammes, à côté de l’incitation à l’action, apparaît de façon récur‐ rente une exhortation à la constance, confortant cette identité de proficiens élaborée par le poète. La reconquête de la patrie procède ainsi de l’acquisition de cette vertu, qu’il faut exercer non seulement à l’encontre de l’ennemi, mais surtout pour résister aux dommages imposés par la Fortuna. 2.1. La Fortuna à l’épreuve de la constance L’élégie 2, 49, intitulée Ad patriam, livre une méditation poignante sur le re‐ tournement de fortune qui affecte la Grèce, jadis glorieuse, aujourd’hui anéantie. La dimension pathétique prédomine dans cette représentation construite à partir d’un entrecroisement de regards: celui du Soleil, auquel se superpose celui du poète, dans une gradation croissante de l’affliction à laquelle seule la mort peut mettre fin. L’hyperbole s’ajoute à l’interrogation oratoire pour exprimer l’in‐ tensité du «tantum nefas» auquel fait écho l’expression «infanda damna». 23 430 Hélène Casanova-Robin L’adresse directe à la patrie personnifiée, cadavre exhibé par l’hypotypose, et par les ruptures rythmiques, au sein même du distique apporte un surcroît de pathos exceptionnel (2, 49): Terrarum ocelle, patria, ocelle gentium, Quascunque curru eburneo Laboriosæ metiens iter rotæ, Lucis creator Sol videt: Quam te cadaver flebile aspicio miser, Vix ipse adhuc credens mihi Oculis videre cœlitum tantum nefas! O miserum et infelix genus, Quo decidit fortuna gentis pristina? Tu ne illa domina gentium, Quam tot tyranni, tot duces, tot oppida, Tot nationes efferæ Ab usque Bactris ultimisque Gadibus Flexo precabantur genu? Iam iam nihil non fragile sub cœlo, nihil Non percaducum gentibus: Sors cuncta versat æque et impotens hera Nullo beata termino, Nec fas piumque sontibus fatis moram Affert et instabili rotæ. Felix tamen, quæ morte sensu perdito Semel deos passa es graves, Infanda casus damna nec sentis tui. O surda Mors precantibus, An tu quoque iræ quos premunt deum fugis, Nequis refugio ultra locus? I, dura, vade, fuge: tamen lacrimæ et dolor Quos tu recusas finient. ( Joyau de la terre, ma patrie, joyau des peuples, Que voit le Soleil, lorsque de son char d’ivoire Il les parcourt toutes, sur ses roues laborieuses, Lui, le créateur de lumière: Quel malheur de te voir, affligeant cadavre, À peine puis-je encore croire 431 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle Que je vois de mes yeux un si grand crime des dieux! Ô malheureuse race, maudite, Où a disparu l’ancienne fortune de ton peuple? N’es-tu plus cette fameuse maîtresse des peuples, Que tant de tyrans, tant de chefs de guerre, tant de bastions, Tant de nations sauvages Depuis la Bactriane jusqu’aux confins de Gadès Imploraient à genoux? Il n’y a rien, non, rien, sous le ciel qui ne soit fragile, rien chez les peuples Qui ne soit périssable: Le sort bouleverse tout, sans iniquité, et, souverain tyrannique, Il ne se réjouit d’aucune limite, Et aucune loi divine juste ne retarde les destins cruels Ni la roue instable. Bienheureuse, pourtant, puisque, ayant perdu ta sensibilité à cause de ta mort, Tu n’as enduré qu’une fois la dureté des dieux, Et tu ne ressens plus les peines indicibles de ton malheur. Ô Mort sourde aux prières, Fuis-tu aussi ceux qu’écrase l’ire des dieux? Et, au-delà, n’y a-t-il aucun refuge? Va, cruelle, va, fuis: néanmoins, les larmes et la douleur Que tu refuses finiront). La métaphore du tyran appliquée au «sort», régissant ici l’invective politique, participe de la déploration sur la cruauté du destin. Le lexique politique sert autant à représenter la Grèce de jadis que la Fortuna. Par les termes de «souve‐ rain tyrannique» (impotens hera) et après avoir dénoncé l’action criminelle des dieux (cœlitum tantum nefas), le poète interpelle la Fortuna, soulignant l’insta‐ bilité du destin dont l’exil constitue une image éloquente. 2.2. La métaphore de l’exil dans la progression philosophique Les Hymnes naturels, dans leur forme de poésie philosophique, prolongent la réflexion sur la constantia et lui confèrent une dimension nouvelle, apportant d’une certaine manière des réponses aux interrogations disséminées dans les pièces des Epigrammata. L’exploration éthique emprunte ici d’autres voies poé‐ tiques et, par la diversité des modèles convoqués, révèle surtout un élargisse‐ ment considérable du propos en même temps qu’une consolidation de l’identité du poète-proficiens. Le nécessaire apprentissage de la constance est ainsi mis en débat dans l’Hymne aux étoiles (2, 3: Stellis), au gré d’une dialectique éloquente entre le 432 Hélène Casanova-Robin mouvement bien établi des astres et le cheminement erratique de l’homme tel que le lui a fixé le destin: demeure-t-il une place pour le progrès individuel? À la fin de l’Hymne, au terme d’un ample exposé sur l’existence humaine et l’ordre des destins, une vignette particulièrement expressive dépeint la situation du poète errant, endurant le sort qui lui incombe (Hymnes naturels II, 3: Stellis, 49- 52): Gaudete, Noctis progenies sacra, Stellæ beatæ: nos procul a domo Quæ fata nascenti dedistis Interea miseri feremus. (Réjouissez-vous, saints enfants de la Nuit, Heureuses étoiles: tandis que nous, loin de notre demeure, Les destins que vous nous avez donnés à notre naissance, Nous les supportons malheureux pendant tout ce temps). La parole poétique est ici recentrée sur la situation de la douloureuse affliction endurée par le «je». Néanmoins, le propos garde sa portée générale, le «moi» du poète a valeur d’illustration. Le destin de l’homme dépend des dieux et de la conjonction astrale que ceux-ci ont déterminée - déterminisme exprimé, au début du poème, par la métaphore d’un «flux tenace» (influxu tenaci) - et l’hymne entier illustre cette conception, posant implicitement la question de la Providence. La puissance pathétique du propos réside dans la distorsion établie entre l’ordre serein, voire joyeux de l’univers et la souffrance humaine, exprimée par une antithèse sémantique et lexicale marquée entre le stable et l’instable, la joie et la douleur, la modération exercée sur l’univers par Jupiter et l’excès de l’action humaine. Or, c’est l’exil qui offre un langage et une trame sémantique à cette réflexion. L’image de la course des étoiles, posée d’emblée, permet au poète d’introduire un réseau d’antithèses pointant la source de la souffrance humaine: certitude / incertitude, course déterminée / errance douloureuse. On y distingue, implicite, le schéma des propres navigations du poète. Les astres bénéficient eux d’une place sûre (affixa, v. 42), de même que l’univers entier (fixum, v. 46), leur course n’est pas hasardeuse mais elle obéit à un mouvement bien établi qui participe du dynamisme du monde et procure cette sécurité (secura, v. 43) à laquelle aspire tant l’exilé. L’ensemble de la nature est stable (stet), l’œuvre confectionnée (opus) est unie par une «solide chaîne» (solida ca‐ tena). Le paradigme de l’exil sert ici une méditation plus ample sur la condition de l’homme et sa place dans l’univers, soulignant la discordance d’une créature qui échappe à la cadence générale, privée du lien nécessaire à sa sécurité d’âme. 433 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle 24 On sait toute l’ambivalence du labor, bien illustrée par les Géorgiques de Virgile, en particulier, et la pluralité de ses acceptions: à la fois ‹peine›, ‹épreuve› et ‹travail poé‐ tique›. Tout au long du poème, sont ainsi déclinés en variation, sur un mode oblique, les différents motifs de l’exil: l’héritage paternel (faustus heres, v. 40), l’épreuve imposée (labor), la violence du destin. Le réseau lexical de la violence est récur‐ rent, il emprunte des comparants concrets qui rappellent la physique lucrétienne: […] sed trahit omnia / Vis sæva fati turbinis in modum […], vv. 21- 22: «mais la force cruelle du destin / entraîne tout comme un tourbillon»; puis au v. 37, rapiente vi, en fin de vers, amplifié par le rejet du génitif déterminatif Astrorum au début du vers suivant. Une dynamique de combat s’instaure ici à travers ce langage descriptif du fonctionnement du monde, révélant la faiblesse native de l’homme. D’autre part, le lien aux ancêtres, réélaboration partielle de la notion de patria, apparaît à plusieurs reprises, à travers la mention d’héritage - génétique ou matériel - associée à la douleur existentielle aux vv. 25-26: Ipsoque patrum semine protinus / Haurimus ævi læta dolenda […], «Aussitôt par la semence même de nos pères / Nous absorbons les joies et les douleurs de l’existence». Le lexique physiologique alors introduit, ipso patrum semine, ap‐ puyé par les allitérations en «p» (patrum protinus), pose le premier élément d’une connexion inéluctable avec les ancêtres et souligne une causalité efficiente dès le commencement de la vie humaine. La métaphore de la boisson ou de l’absorption (haurimus) qui lui est liée, désigne la dépendance de l’homme ici face aux affects, le verbe haurio suggérant l’absorption des substances vitales. La naissance, puis l’alimentation fournissent ainsi deux métaphores expressives pour signifier la domination de la destinée sur l’homme soumis, en raison de ces besoins originels, au labor. Cette notion au sémantisme si riche 24 apparaît ex‐ plicitement citée, dans la onzième strophe. Elle est présentée comme le trait distinctif de l’humain qui témoigne de la difficulté à obtenir l’état de sécurité. En contraste, sont dépeints les astres qui jouissent, eux, de ce qui manque à l’homme (Hymnes naturels II, 3, 41-44): At ipsa cœlo lucida sydera Affixa cursus deproperant suos, Secura privati laboris, Dum stet opus solida catena Naturæ […] (Mais les astres eux-mêmes, brillants dans le ciel Où ils sont fixés, se hâtent dans leur course rapide, Tranquilles, ignorants tout labeur personnel, 434 Hélène Casanova-Robin Tant que tient, grâce à la solide chaîne, l’ouvrage / de Nature […]). L’exil offre ainsi une figure pour situer, dans un espace définitoire, l’ontologie humaine: l’homme est à la fois dépendant du destin, livré à la précarité et à l’errance, entre limites et incertitude. Ce hiatus qu’il ne peut combler suscite sa souffrance, à moins qu’il ne s’engage sur le chemin de la sagesse et ne convertisse le labor imposé en un outil exploratoire de la nature, la science venant apaiser la douleur, selon les leçons des sages de l’Antiquité. Le voyage permet alors d’évaluer les vertus de fortitudo et de constantia, comme l’illustre l’Hymne à la Lune (Hymnes naturels III, 2, 13-16): Sed fati acerba vis ferenda fortiter! Duc Hylle, mannos ocius, Dum mane primus subrubet oriens novo: Amo ego viatorem impigrum. (Mais la puissance cruelle du destin doit être supportée vaillamment! Hyllus, pousse plus vite les petits chevaux, Pendant que les premières lueurs du levant embrasent le matin nouveau: Moi j’aime le voyageur inlassable). L’empreinte de la poésie lucrétienne apparaît ici dans le relief ménagé à l’ex‐ pressivité des allitérations (fati […] ferenda fortiter), dans l’image de la progres‐ sion vers la lumière, ainsi que dans l’accord sémantique et sonore établi entre les termes-clés de la phrase (vis / viatorem). Les pérégrinations mentionnées ensuite, véritables variations sur l’errance de l’exilé, deviennent un parcours au sein des mystères du monde, propre à affiner encore l’identité du poète-profi‐ ciens. 3. L’exil, paradigme d’une poésie philosophique: de l’errance à la connaissance universelle L’élaboration d’une persona de poète-philosophe, entée sur la représentation de l’exil, trouve ainsi son accomplissement dans les Hymnes naturels. Les thèmes, les motifs et les schèmes de figuration relatifs à la perte de la patrie servent désormais de matrice conceptuelle à l’exposé d’un savoir sur la nature, connexe d’une célébration des grandes divinités du cosmos, dont le poète souhaite se faire l’intercesseur. L’héritage de la patria n’est plus constitué des biens maté‐ riels, mais d’une connaissance ancienne que le poète entend ramener à la lu‐ mière, en vertu de la caractérisation d’une Hellade source de toute science sur l’origine. Le poète adopte alors l’identité d’un médiateur, renouant avec la con‐ 435 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle ception du vates virgilien, diffuseur des secrets de l’univers, et, dans le même temps, il est l’artisan de l’acclimatation d’une poésie grecque archaïque dont ses contemporains, en particulier dans le cercle de Marsile Ficin, sont friands. En‐ dosser cette persona comporte une indéniable visée réparatrice: envers la Grèce détruite comme envers l’intériorité disloquée du Grec privé de patrie et contraint d’écrire en latin. Les dieux ici chantés participent de ce mode de résolution de la discordance, sans que s’efface l’empreinte conceptuelle de l’exilé, devenu forma mentis. 3.1. Mercure interpres: Une figure du poète exilé? Mercure, célébré dans l’Hymne II, 8, est investi d’une fonction fondamentale en ce qu’il fournit les éléments d’une unification, restituant une forme de concor‐ dance dans la persona éclatée du poète-philosophe en quête de sa patrie perdue. Mercure y revêt les traits d’une divinité tutélaire du poète, associée à ses errances terrestres et à la diffusion d’un savoir. L’Hymne s’ouvre sur une définition de l’identité poétique de l’auteur qui justifie son usage de la langue latine pour perpétuer une tradition grecque (Hymnes naturels II, 8: Mercurio, 1-4): Ergo restabat mihi - proh, deorum Rex bone! - hoc fatis etiam malignis, Patria ut Græcus sacra non Pelasga Voce referrem, (Il me restait donc - ah! généreux roi des dieux! - grâce aux destins encore perfides, de rapporter, moi le Grec, les faits sacrés de ma patrie d’une voix qui n’est pas pélagienne). Le locuteur se présente ainsi lui-même comme un protos eurétès divulguant pour la première fois à ses contemporains les mystères des destins, antique science que, dit-il, il entend restaurer (II, 8, 5-8): Quique tot sæclis tripodas silentes Primus Orpheo pede rite movi, Exul Etrusci streperem sonanda Vallibus Arni; (Et ces trépieds silencieux durant tant de siècles, c’est moi qui le premier les ravivai, selon le rite, d’un pied orphique, exilé, pour faire résonner leurs chants dans les vallées de l’Arno étrusque). 436 Hélène Casanova-Robin 25 Voir Ficin 1958; Klutstein 1990; Ficin 1471; Tambrun 2007. 26 Sur la figure d’Hermès chez Ficin et Pic de la Mirandole, voir aussi Chastel 1996, 151. Mercure, invoqué dès le titre sous son nom latin, puis doté des attributs que lui donnaient les Romains - protecteur des voyageurs, messager de Jupiter et fon‐ dateur des Lares -, manifeste également bien des éléments empruntés à l’Hermès grec: inventeur de la lyre, initié à la divination et psychopompe. La combinaison subtile des deux dieux correspond au projet annoncé et s’accorde, dans une certaine mesure, à l’engouement suscité par la figure d’Hermès dans le cercle florentin, depuis les années 1460 au moins. 25 Ces diverses caractéristiques trou‐ vent une vive résonance dans la construction identitaire du poète qui convertit ainsi sa posture d’exilé en celle d’un mage chargé d’une fonction universelle, héritier du dieu de l’«interprétation» (interpres, v. 26) et médiateur de la gnose antique, 26 grâce à ses hymnes qui rappellent ceux d’Orphée. Avec la justification de son nomadisme (vagus hospes, v. 41), sur les mêmes eaux adriatiques (Adriæ curris freta, v. 42) et de son engagement dans l’action (commodus […] rebus agendis, vv. 71-72, à la fin du texte) qui acquièrent désormais un sens nouveau, inscrits dans une cadence divine (numeros […] ponit, v. 51) et, sous l’autorité du dieu, le poète use aussi de la figure de Mercure pour illustrer sa quête explora‐ toire du destin humain. L’hymne corrobore alors le glissement du biographique au symbolique et procure l’apaisement (dulce lenimen, v. 70) recherché. 3.2. La compassion du Soleil Le cheminement poético-philosophique trouve un nouvel aboutissement dans l’Hymne au Soleil, à l’ouverture du livre III où l’exhortation au combat a cédé la place à la sécurité que promet la protection de l’astre maître des destins. L’in‐ vocation lyrique excède le seul hommage au Principe ordonnateur du monde, tel qu’on peut le trouver dans la tradition de la poésie hymnique ou astrologique, tout entière subordonnée ici à la question des épreuves imposées à l’homme et à la souveraineté exercée par le Soleil (Hymnes naturels III, 1: Soli, 166-168): Heu, miseros variis tamen exagitare latebris, Bithynamque fidem et Ponti male tuta quærentes Hospitia […] (Hélas, les malheureux, il les chasse pourtant de leurs divers refuges, ceux qui recherchent la loyale Bithynie et l’hospitalité peu sûre du Pont […]). Le poète exilé, haussant le propos à une méditation générale, considère désor‐ mais son destin à l’aune du fonctionnement de l’univers et il le confond avec 437 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle 27 Voir Saffrey 2000. celui de l’ensemble de la condition humaine. La connaissance cosmologique procure la consolation, garantissant l’espoir d’un «sort meilleur» (aderit sors lætior olim, 243) et elle incite à l’endurance face aux coups de la Fortune. Le discours, ainsi chargé d’une fonction parénétique, conserve les traits auto-réfé‐ rentiels déjà présents dans les Épigrammes ou les Nénies, puisque les malheurs des Grecs demeurent au centre du propos (Hymnes naturels III, 1, 248-250): Interea damna atque ætatis mille labores Disce æquis perferre animis nec acerba parentis Fata nec effusi iacturam horresce peculi (Pendant ce temps, les peines de l’existence et les mille labeurs, Apprends à les endurer jusqu’au bout, d’une âme solide et ne tremble pas Devant le douloureux destin de tes pères ni devant la perte de leurs biens). La peinture de la ruine de la Grèce, développée à partir du v. 260, s’inscrit cette fois dans une fatalité universelle à laquelle le Soleil lui-même ne peut contre‐ venir, sinon en exprimant sa compassion (Hymnes naturels III, 1, 257-259): Avertit terris oculos confessaque luctum Signa dedit mœsta tenebrarum nocte volutus, Tantum oculis scelus indignatus cernere rectis. (Il a détourné son regard des terres, avouant son deuil, il donne des signes de tristesse, enveloppé dans une nuit de ténèbres, s’indignant de voir un si grand crime sous ses yeux). Le poète, exposant par l’hypotypose la posture de l’astre humanisé, accomplit la mission que lui a octroyée Mercure: il est ici le médiateur privilégié d’une science à visée réparatrice. Certes, on reconnaît dans la colère et la pitié ainsi mises en scène, une transposition des sentiments exprimés ailleurs sous la forme autobiographique. Rapporté à l’échelle universelle, le personnage du poète exilé devient le paradigme de la destinée humaine: Humanæ exemplum vitæ sortisque futuri, v. 270. Pourtant, la persona du chantre-philosophe ici adoptée permet une réorientation vers une sage consolation. L’association du Soleil à la méditation sur l’exil, grâce à ce recours à la tradition platonicienne et néoplatonicienne, ouvre sur la faculté créatrice, vivifiante et modératrice de l’astre, telle qu’elle est célébrée des Hymnes orphiques à Julien (dans l’Hélios-roi) et à Proclus (Hymne au dieu Hélios  27 ), offerte en explication du deuil et de la perte. 438 Hélène Casanova-Robin 28 Sur le travail de philologue effectué par Marulle sur le De rerum natura voir Palmer 2014. Le poète s’offre ainsi à devenir le garant de la mémoire hellène et l’interces‐ seur auprès du Soleil tout-puissant capable de détourner le malheur de ses pro‐ tecteurs contemporains, grâce au dialogue privilégié que son statut lui permet d’entretenir avec cette divinité (vv. 280-287). 3.3. Nouveau langage, nouveau savoir Cette posture d’interprète de l’antique pensée grecque, constitutive de l’identité du Byzantin, est revendiquée à nouveau dans l’Hymne à l’Éther (Hymnes naturels IV, 1, 13-20), sous une autorité éminente. L’exploration de la nature y est justifiée comme l’aboutissement d’une errance à la fois physique et philosophique: le poète y trace le cheminement qui conduit d’un nomadisme spatial, autour de la Méditerranée, à une navigation raisonnée au sein de toutes les strates de l’uni‐ vers. Parallèlement, se développe l’acquisition d’une sagesse qui procure, grâce au savoir, une distance apaisée. On discerne là quelques indices confirmant ce choix d’une démarche féconde alliant l’herméneutique à l’éthique. L’hymne ré‐ vèle ici explicitement la progression depuis la plainte poétique sur la patrie jus‐ qu’à l’exploration des mystères de la nature, annoncée en strophes alcaïques. Alors, malgré la divergence métrique et celle doctrinale, on reconnaît la dé‐ marche préconisée par Lucrèce dans le De rerum natura, de sorte que les rémi‐ niscences de ce poème si prisé par Marulle que l’on y découvre, viennent au‐ thentifier l’identité poétique adoptée par l’humaniste. En effet, comme son modèle antique, le poète revendique la nouveauté de son langage poétique (Hymnes naturels IV, 1: Ætheri, 10-12): Sed me volentem nomina patriæ Hortantur attentata nulli Antra sequi vacuosque saltus (Mais les noms de ma patrie m’exhortent - et je le veux bien - à rechercher des antres jamais atteints et des bois inhabités). en choisissant des termes qui rappellent les vers de Lucrèce. On pense à la fin du premier chant du De rerum natura (1, 925 et suivants): avia Pieridum peragro loca, nullius ante / trita solo. Iuvat integros accedere fontis / atque haurire, iuvatque novos decerpere flores. Comme son prédécesseur antique, Marulle, en lecteur fervent du De rerum natura, 28 traduit en vers latins une philosophie de la nature théorisée par des Grecs; comme Épicure, pourrait-on ajouter, il combat, non 439 Patrie et identité dans les poèmes d’exil de Marulle l’ignorance, mais la barbarie pour atteindre enfin la citadelle sereine du sage. Certes, Marulle n’est pas épicurien, mais il goûte l’orientation poétique autant que le langage de Lucrèce, inclinant toutefois son propos vers une visée autre: exalter les noms de la patrie. La question de la traduction de textes grecs fon‐ damentaux, relatifs au savoir du monde, a déjà été explicitement posée dans l’Hymne à Mercure: le poète s’y est réclamé de sa grécité originelle (Græcus, v. 3; Delphis meis habenda / gratia, vv. 9-10), bien qu’il ait choisi d’user de la langue latine. Ici, il invoque les «noms de sa terre paternelle», comme des sons stimulant la création et, plus encore, la progression vers le savoir. Restaurer l’antique sci‐ ence des origines, requiert une langue neuve, ce latin recomposé par l’huma‐ niste. L’intérêt porté aux «noms» (nomina) n’est pas anodin car il confirme le choix du modèle de Lucrèce à la fois pour son souci de forger une poésie nouvelle, appropriée à une nouvelle doctrine, qui repose sur la conscience d’une puissance cognitive des sons, et pour la vertu thérapeutique d’un tel langage, voix de pré‐ dilection de la sagesse. L’identité poétique, éthique et philosophique de l’exilé est désormais accomplie. * L’exil a conduit ainsi le poète à une autre forme d’action, non plus guerrière, mais mémorielle et sacrée, tout aussi glorieuse, telle que la vante l’Hymne à l’Éther (decus exuli, vv. 18-19), au point d’être enviée des tyrans (Hymne à Mer‐ cure, vv. 19-20). L’œuvre poétique de Marulle ne vise pas seulement à raviver un patrimoine passé qu’il craint anéanti, au gré d’un langage originalement fa‐ çonné: c’est une action de concorde, poétique et musicale dont la finalité de‐ meure éthique et politique qu’il accomplit ici. L’humaniste la conçoit comme le seul rempart contre l’oubli, certes, mais surtout, il y établit les fondements pé‐ rennes d’une identité personnelle qu’il reconquiert par la puissance du verbe poétique. Marulle réconcilie l’origine et le présent, la tradition grecque et celle latine et répare la fracture sentimentale et culturelle qui déchirait son existence. La poésie le rend à sa patrie, lui ouvre le savoir du monde et lui confère la sérénité du sage, par la citadelle céleste ainsi édifiée à travers les Hymnes naturels. Bibliographie Bihrer, Andreas: Aeneas flieht aus Konstantinopel - Exil, Heimatliebe und Türkenkrieg in Michael Marullus’ Elegie De exilio suo (Epigr. 3, 37), dans: Eckard Lefèvre / Eckard Schäfer (edd.): Michael Marullus: Ein Grieche als Renaissancedichter in Italien, Tü‐ bingen 2008 (Neolatina, vol. 15), 11-31. 440 Hélène Casanova-Robin Calderini, Aristide: Ricerche intorno alla biblioteca e alla cultura greca di Francesco Fi‐ lelfo, Studî italiani di Filologia classica 20, 1913, 204-424. Casanova-Robin, Hélène: Le regard de Marulle: Douleur de l’exil et reconstruction poé‐ tique: un cheminement vers la sagesse? , dans: François Prost (éd.): Le regard de l’exilé, Paris, à paraître. Chastel, André: Marsile Ficin et l’art, Genève 2 1996. 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Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie durch autobiographische Raumstrukturen Zu den Amores des Konrad Celtis Thomas Gärtner (Köln) Die Amores des Conrad Celtis stehen in verschiedener Hinsicht in der Tradition der römischen Elegie. 1 Aus Properz’ Schlußbuch übernimmt Celtis die große Bedeutung des lokalen bzw. des antiquarisch-geographischen Hintergrunds seiner Liebesdichtungen. Von Tibull adaptiert er das Prinzip, jedes Einzelbuch einer neuen Geliebten zu widmen, wobei freilich für Tibull die zweite Geliebte Nemesis die Schlimmere ist, während Celtis bereits mit seiner ersten Geliebten, der Polin Hasilina, das Schlimmste hinter sich hat. Von dem spätantiken Elegiker Maximian schließlich übernimmt Celtis das Prinzip der chronologisch biogra‐ phischen Diversifikation: Maximian schreibt als alter Mann und schachtelt zwi‐ schen zwei Alterslieben (in den äußeren Gedichten 2 und 5) zwei Jugendlieben ein (in den Stücken 3 und 4), rahmt also jugendhaftes Liebeserleben durch Grei‐ senerfahrungen. 2 Celtis wählt dagegen die lineare, chronologische Ordnung; er liebt in den vier Einzelbüchern sukzessive vier Damen aus verschiedenen Him‐ melsrichtungen: zunächst Hasilina in Krakau, dann Elsula in Regensburg, weiter Ursula in Mainz und schließlich Barbara in Lübeck. Entsprechend dem Thema des vorliegenden Sammelbandes soll es hier we‐ niger um die zeitliche Sukzession gehen als vielmehr um die lokale Dimension, also um die räumliche Entfernung von der Heimat und die dichterische Verar‐ beitung des Motivs der Heimatferne. Der römischen Liebeselegie ist dieses Er‐ lebnis, zumindest aus der Perspektive des Ich sagenden Dichters, weitgehend fremd; eine bekannte Ausnahme von dieser Regel bildet Tibulls Elegie 1, 3, wo Tibull gegen sein Naturell einem Feldzug Messalas nach Kerkyra gefolgt ist und 3 Ter stupefactus equus submisit sessile tergum; / Ungula constiterat terque quaterque solo, / (35) Excutiensque leves mea pendula membra per armos / Corripuit volucrem versus ab urbe fugam. / ‚Summe pater, merui tua si modo fulmina,‘ dixi / ‚Non mora sit: lapsum fulminis igne cremes, / Vel face, quod tollat subitus mea corpora torrens, / (40) Ut sim Sarmatico piscibus esca salo, […] / Gloria, fama, decus, virtus genialis abire / Me patria atque alias cogit adire plagas / (45) Illo ego si merui, pater o, tua fulmina caeli, / Iam mea sub Stygias fac meet umbra lacus. / Sed si laeva tuis monuisti pectora flammis, / Auspice te felix hoc mihi restet iter.‘ / ‚Auspice te felix sit iter‘ dum repeto, saeva / (50) Flamma repercussis ignibus ora ferit. / Tunc iacuit longo sine sensu tempore corpus, / Nullus et exangui visus in ore color. / Ultimus ille dies clausisset tempora vati, / Ni Phoebus solitam forte tulisset opem. / (55) ‚Phoebe pater vatum,‘ fuerat dixisse voluntas / ‚Fac releves vatis tristia fata, deus. / Ipse sub Eoas veniens tua numina terras / Clara canam, Aoniis te cele‐ brando lyris.‘ / Audiit. et venit cinctus sacra tempora lauro / (60) Concutiens nitidum terque quaterque caput. / ‚Surge,‘ ait ‚et priscum capiant tua membra vigorem, / Ut patriae fines quattuor ipse canas. […] / Sed patiens varias tolerabis, Celtis, aerumnas, / (70) Orbe de‐ cennalis dum peregrinus eris. […]‘. dort ernstlich erkrankt, so daß er den Tod fürchten muß. Man erkennt bereits an diesem Beispiel, warum das Erlebnis der Heimatferne in der römischen Lie‐ beselegie so relativ selten ist: Solche Feldzüge gehören gerade nicht zum βίος ἐρωτικός, sondern zu dem vom Liebeselegiker gehaßten, ihn von seiner Ge‐ liebten separierenden βίος πολεμικός. Wenn das Celtis-Ich der Amores ständig unterwegs ist, begibt es sich also in eine gemäß den Maßstäben des antiken Elegikers recht ungewöhnliche Situa‐ tion. Zu fragen ist, wie solche Reisen bis in abgelegene Regionen ‚Deutschlands‘ in den Amores motiviert werden. Die wichtigsten Antworten auf diese Frage geben zwei Elegien, die zum äußersten Rahmen der Gedichtsammlung gehören und deutlich miteinander korrespondieren. Im dritten Gedicht des ersten Buches wird Celtis bei der Anreise nach Krakau von einem Gewitter überrascht, von seinem scheuenden Pferd geworfen und anschließend von einem Blitz getroffen, der ihn zuletzt in Ohnmacht versetzt (Am. 1, 3, 33-70). 3 In Todesangst fleht er zuvor den Blitzgott Jupiter an (37-46): Höchster Vater, wenn ich jetzt Deinen Blitz verdient habe, so zögere nicht; verbrenne mich nach meinem Sturz mit dem Feuer des Blitzes […]. Ehre, Ruhm, Zierde und die mir eigene Tugend zwingen mich, von der Heimat fortzugehen und fremde Gefilde aufzusuchen. Wenn ich hierdurch, Vater, Deinen Himmelsblitz verdient habe, so laß sogleich meinen Schatten tief in den See der Styx treten […]. Die ironische Tendenz dieser Bitte um einen tödlichen Blitzschlag tritt deutlich hervor: Celtis hat, wie er meint, ein solches Ende mit seiner ambitionierten Un‐ ternehmung, welche ihn in die Ferne treibt, keinesfalls verdient. 446 Thomas Gärtner 4 Hierzu vgl. Robert 2008, 393 -395. 5 […] ego trepido concepi pectore vota / Neptuno, ut nostris vellet adesse malis: / ‚Eripe me hoc, Neptune, mari! tibi vota quotannis / Persolvam et placido carmina multa dabo‘, / (135) Adiiciens nunquam tua me super aequora ferri / Velle, peregrinas nec penetrare plagas. / ‚Nam nostro tota est Alemania visa labore, / Scripta et limitibus quattuor ipsa suis. / Quod superest vitae, superi, concedite Celti, / (140) Illud ut exiguo sub lare tutus agat.‘ / Audierant; fesso et mox somno visus in alto est, / Talia Mercurius qui mihi verba dedit: / ‚Postquam Teutonicas remeabis, Celtis, ad oras / Velaque Germanis te exposuere plagis, / (145) Pergito imbrigenas festinabundus ad Alpes / […]‘. Worin Celtis’ Ruhmstreben besteht, erfährt man wenig später, als Phoebus höchstpersönlich den Dichter aus seiner Notlage befreit; dem Dichtergott ge‐ genüber äußert sich Celtis klarer als vor Jupiter (Am. 1, 3, 57-58): Ich komme persönlich in das östliche Land (also: nach Polen) und werde Deine strah‐ lende Gottheit besingen, Dich mit aonischer Leier feiernd. Dann fordert Phoebus den zu Boden geworfenen Celtis auf, sich zu erheben und Kraft zu sammeln, um das geplante Unternehmen, die vier Himmelsrichtungen seiner Heimat zu besingen, durchzuführen. Der Dichtergott verschweigt nicht, daß Celtis während der langjährigen Reisezeit, die mit seinem Projekt ver‐ bunden ist, mannigfaches Leid in der Fremde wird erdulden müssen. Es wird also deutlich: Die ambitionierte Unternehmung, durch welche Celtis vor Jupiter mithilfe der Begriffe gloria, fama, decus und virtus rechtfertigt, daß ihn kein Blitz treffen dürfe, besteht in der systematischen Darstellung aller vier Teile ‚Deutschlands‘, welche sich in der Vier-Bücher-Form der Amores andeutet und dem nicht vollendeten Projekt der Germania illustrata praeludiert. 4 Dieses dichterische Unternehmen ist es, welches Celtis seine Lebensberechtigung selbst dem Blitz Jupiters gegenüber sichert und von Phoebus ausdrücklich be‐ stätigt wird. Celtis ist somit als ein Feldstudien betreibender Diener des Phoebus in der Fremde unterwegs. Als Alternative zum Blitzschlag hat Celtis Jupiter vor die Wahl gestellt, ihn im Wasser umkommen zu lassen, so daß er eine Beute für polnische Fische würde (Am. 1, 3, 39-40). Damit wird auf eine werkinterne Parallelpartie zur Elegie 1, 3 verwiesen, nämlich auf den Seesturm, welchem sich Celtis bei einer Schiffahrt über die Ostsee nahe Lübeck in Amores 4, 14 ausgesetzt sieht, wo Celtis wiederum um sein Leben flehen muß (131-145), 5 sich aber diesmal naheliegen‐ derweise an den Meeresgott Neptun wendet. Seiner Bitte fügt er hinzu (135- 140), „daß ich niemals mehr über Dein Meer eilen will noch fremde Gefilde durchdringen. Denn unter meinen Mühen habe ich nunmehr ganz ‚Deutschland‘ erblickt, und dieses 447 Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie 6 Die Junktur lar exiguus (Celt. Am. 4, 14, 140) begegnet in klassischer Dichtung nur in Sen. Phoen. 594-595: […] liceat exiguo lare / Pensare regnum […]. Dort nimmt der eben‐ falls von seiner Heimat ferngehaltene Polynices eine ähnlich fordernde Haltung ein wie hier Celtis. 7 Verg. Aen. 1, 94-96: Talia voce refert: ‚O terque quaterque beati, / Quis ante ora patrum Troiae sub moenibus altis / Contigit oppetere! […]‘. selbst ist in seinen vier Abschnitten beschrieben. Was an Leben noch verbleibt, das gewährt, ihr Götter, dem Celtis, damit er diesen Zeitraum sicher in seinem kleinen Häuschen verbringt“. 6 Unmittelbar danach erscheint dem erschöpft eingeschlafenen Celtis der Göt‐ terbote Merkur, der ihm seinen bevorstehenden Gang zu Kaiser Maximilian nach Wien ans kaiserliche Poetenkolleg voraussagt. Die Parallelität der beiden Szenen liegt auf der Hand: hier wie dort schwebt Celtis durch die Ungunst der Natur in Todesgefahr und betet an die zuständige Gottheit, woraufhin ihm in seiner Ohnmacht bzw. im Schlaf ein anderer Gott erscheint und Verheißungen macht. Vor allem aber fällt an beiden Gebeten das enorm große Selbstvertrauen auf, welches Celtis aus seinem dichterischen Un‐ ternehmen schöpft. Jupiter darf ihn wegen dieses bevorstehenden ruhmvollen Unterfangens nicht mit dem Blitz treffen, und nach dessen Abschluß kann er ge‐ trost Neptun versichern, daß er jetzt, nachdem seine Dichtung fertig ist, nicht mehr zur See fahren will, sondern zu Hause bleiben kann und daher die ihm ver‐ bleibende Lebensspanne verdientermaßen genießen dürfe. Genaugenommen redet Celtis in den beiden Gebeten weniger über seine momentane Gefährdung als vielmehr über den Status seines dichterischen Projektes, das im ersten Fall noch bevorsteht und nicht durch seinen Tod zunichte werden dürfe und das im zweiten Fall abgeschlossen ist, so daß es eigentlich keinen Anlaß mehr zu einem weiteren Konflikt mit dem Meeresgott gebe. Gewaltig groß ist hier der Unterschied etwa zu Vergils Aeneas, der eigentlich Troja verteidigen wollte, aber stattdessen fremdbestimmt durch einen göttlichen Auftrag zu einer Überseeunternehmung gedrängt wurde und im Seesturm dieje‐ nigen glücklich preist, die vor den heimischen Stadtmauern fallen durften. 7 Celtis dagegen kann auf seinen selbstbestimmten Dichtungsauftrag verweisen, der von Phoebus göttlicherseits bestätigt wird und der als Argument sowohl vor dem Blitz Jupiters als auch vor der Naturgewalt des Meeres Bestand hat. Auch ein Vergleich mit Ovid zeigt Celtis’ gewaltiges poetologisches Selbst‐ bewußtsein. Ovid beschließt das erste Buch seiner Tristien, welches der Fiktion nach teilweise an Bord des ihn nach Tomi bringenden Schiffes entstanden ist, ebenfalls im Seesturm und versucht mit den zürnenden Meeresgöttern derart zu einer Einigung zu gelangen, daß er nunmehr mit dem letzten Distichon des 448 Thomas Gärtner 8 Ov. Trist. 1, 11, 43-44: Vincat hiems hominem! sed eodem tempore, quaeso, / Ipse modum statuam carminis, illa sui. 9 His similem inveniam totoque vagabor in orbe, / Qua patet Almanis maxima terra viris. / Interdum, fateor, studiosis altera cura est / Et Pallas Veneris spurcida castra fugit. / (45) Al‐ taque stelligeri conscendit sidera caeli / Et comitem summi se cupit esse Iovis. / Inde celer nitidis delabitur aethere pennis, / Hospita terrenis dum cupit esse iocis. / Nec semper spurca sua membra libidine foedat / (50) Corpora putrifico commaculanda [an potius -ando? ] luto. / Maximus in nostris non semper Iuppiter oris / Sic fuit, in caelum sed redit ipse suum. / Cumque illum coepit terrae stimulare voluptas / Et Veneris blandum vellet inire sinum, / (55) Induerat taurum, volucrem variasque figuras / Deliciasque suas veste retectus habet. / Sic nobis caelo terraque marique vagatis / Candida praebebit saepe puella iocos. 10 Celt. Am. 1, 9, 65: Castra placent Veneris, sed plus mihi Palladis artes. Buches zu schreiben aufhört, die Meeresgötter aber zugleich den Seesturm be‐ enden. 8 Celtis kann dagegen im Seesturm auf sein bereits vollendetes Werk ver‐ weisen; da dadurch keine weitere Notwendigkeit zu Forschungsreisen besteht, sollte Neptun, gemäß der Argumentation des Dichters, seinen Groll einfach be‐ enden und Celtis weiterleben lassen. Weitere Partien bestätigen, daß Celtis’ Aufenthalt in der Fremde auf seinen dichterischen und wissenschaftlichen Unternehmungen beruht und nicht etwa erotisch bedingt ist, wie man in einem Gedichtbuch, das den Titel Amores trägt, annehmen könnte. In Gedicht Am. 1, 9, 41-58 9 stellt Celtis gegenüber Hasilina klar, daß er eine Frau sucht, die seine Dichtungen respektiert und goutiert. Auf der Suche nach einer solchen schweift er durch alle deutschen Lande. In den fol‐ genden mythologischen Gleichnissen bringt er sich mit der Wissenschaftsgöttin Minerva und sogar mit dem Götterkönig Jupiter in Verbindung. Dieser suche ge‐ legentlich sein geschlechtliches Vergnügen mit bestimmten Mädchen und nehme dabei verschiedene Verwandlungsformen an; letztlich bleibe er aber der Götter‐ könig und kehre als solcher immer wieder in den Himmel zurück (57-58): So schweife auch ich durch Himmel, Land und Meer, und dabei wird mir oftmals ein strahlendes Mädchen Vergnügen bereiten. Dieser doch etwas arrogant klingende und gegenüber den Partnerinnen wenig schmeichelhafte Vergleich besagt unverkennbar, daß Celtis in höherer, d. h. wis‐ senschaftlich-dichterischer Mission unterwegs ist und dabei Vergnügungen mit diversen Mädchen nicht verschmäht, die jedoch an seinem höheren Auftrag nichts ändern. Wenig später heißt es im selben Gedicht explizit, daß ihm im Zweifel das Lager der Pallas wichtiger sei als das der Venus. 10 Daß wissenschaftliche Ziele Celtis’ Reisen motivieren, wird auch aus einer anderen Äußerung deutlich, die seiner persona in einer Notlage entfährt. In Amores 2, 12 wird Celtis nicht von einem Gewitter oder einem Seesturm bedroht, 449 Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie 11 Celt. Am. 2, 12, 65-72: ‚O socii‘ (supplex ego tendo ad sidera palmas) / ‚Parcite iam, vitae, parcite, quaeso, meae / Vulnera nec nostris nunc inferte, obsecro, membris; / Obsecro, nec vitam iam spoliate meam. / Philosophus totum Celtis discurro per orbem, / (70) Divitiasque mihi philosophia negat. / Omnia, quae mecum sunt, tollite, quaeso, sodales, / Me sinite et nudo corpore abire, precor. / […]‘. 12 Celt. Am. 4, 2, 41-48: Hic ego dum fessas cupiebam corpore vires / Restaurare, quies mox mihi parva data est. / Barbara Cimbriaca hic hilari me suscipit ore / Et relevat blando corpora colloquio. / (45) Ignibus extinctis grata cum voce favillas / Suscitat et vires carmine blanda dabat, / Cumque moverentur veteres sub pectore flammae, / Me iussit quartum scribere laeta librum. 13 Celt. Am. 4, 3, 15-22: Inde per arcanam deductus philosophiam / Sudabam studio nocte dieque meo. / Inde situm terrae didici cum Tethyos undis / Et triplicis linguae per rudimenta feror. / Verba lyrae sociare fuit mihi summa voluptas / (20) Astrorumque vias Pieridumque choros […] / Hinc subii varias peregrinus Teutonis oras, / Quatuor ad partes quas Alemanus habet. sondern von nach Beute suchenden Räubern, denen der Dichter entgegenhält (69-70): Als ein Philosoph irre ich, Celtis, über den ganzen Erdkreis, und die Philosophie ver‐ weigert mir jeglichen Reichtum. 11 Zahlreiche andere Stellen, an denen Celtis die Besitzlosigkeit des Dichters bzw. des Forschenden beklagt - z. B. wenn es um reiche Geschenke für die Geliebte geht -, verbürgen, daß es sich hier nicht um eine bloße Schutzbehauptung ge‐ genüber den Räubern handelt. Die Philosophie bemüht Celtis auch im Schlußbuch, um seine erschöpfte Konstitution vor seiner letzten Geliebten Barbara zu rechtfertigen, die ihn in Amores 4, 2 geradezu wiederbeleben muß 12 - was für einen Mann im Alter von etwas mehr als vierzig Jahren doch etwas übertrieben wirkt. In Elegie 4, 3 beruft sich Celtis diesbezüglich nicht etwa auf seine enervierenden erotischen An‐ strengungen mit den früheren Damen, vielmehr wurde er „durch die gesamte geheime Philosophie geleitet“ und „schwitzte Tag und Nacht über seinem Stu‐ dium“; „daher besuchte ich als ein durch die Fremde Fahrender die verschie‐ denen Gefilde ‚Deutschlands‘, welche der ‚Alemanne‘ in vier Richtungen hat“. 13 Insofern sich Celtis als einen mittellosen Dichter und Philosophen stilisiert, stellt der βίος χρηματιστικός, d. h. der Beruf des zum Zwecke des Gelderwerbs Fern‐ reisenden, einen Gegenentwurf zum Celtis-Ich dar, wie er schon ein Gegenbild zum Leben der römischen Elegiker bildete. In Gedicht 4, 1 gelingt es Celtis, dieses Gegenbild mittels einer vergleichenden Illustration für seine eigene Lebensform zu vereinnahmen (11-14): 450 Thomas Gärtner 14 Celt. Am. 4, 1, 9-14: Linque focum patrium peregrinaque sidera caeli / (10) Conspice: caelestes si petis ire vias. / Nam veluti variis mercator quaerit in oris / Divitias et opes in sua tecta ferens, / Sic tacitas cupiens naturae noscere causas / Ipse petas varias in tua lucra plagas. 15 In laudem peregrinationis et quod ad cognitionem sapientiae et philosophiae necessaria sit, ad Ianum Plumulum nunquam patrium agrum egressum. 16 Celt. Am. 4, 1, 33-44: Sic primi fuerant peregrini, ut fertur, in orbe, / Scripta quibus Graiis pulchra sophia libris. / (35) Summus Aristoteles Pellaei castra secutus / Naturam varias prendit habere vices, / Platoque Niliacas peregrinus venit in oras / Accipiens animo dog‐ mata sacra suo. / Pythagoras etiam Latias migrabat in urbes / (40) Instituens Graiae no‐ mina clara scholae. / A Scythicis veniens Anacharsis barbarus oris / Palladia didicit quic‐ quid in urbe fuit, / Atque alii multi, quorum modo nomina clara / Graecia cum titulis gaudet habere suis. 17 Celt. Am. 4, 1, 65-74: Ipse quoque ut patriis latuissem Celtis in oris / Nec peregrina foret terra petita mihi, / Non Hasilina foret nostris cantata libellis, / Vistula quam tumidis pul‐ cher alebat aquis, / Elsula nec tantam meruisset carmine famam, / (70) Ursula nec Rheno saepe legenda meo, / Nec modo sidereo mea Cimbrica Barbara vultu / Movisset gelidi membra sopita senis, / Cuique ego nunc tremulae committo vela senectae; / Illa mihi quarti finis amoris erit. Denn wie ein Kaufmann in verschiedenen Ländern nach Reichtum und Geldmitteln sucht, sie in sein eigenes Haus tragend, so strebe Du, die verborgenen Ursachen der Natur zu erkennen und suche Deinerseits verschiedene Landstriche zu Deinem ei‐ genen Gewinn auf. 14 Das Ideal des nach wissenschaftlichem Gewinn strebenden Weltenfahrers wird in diesem Stück einem Ianus Plumulus entgegengehalten, der, dem Titulus des Gedichtes zufolge, niemals die eigene Scholle verlassen hat. 15 Dieses Gedicht ist innerhalb der Amores der zentrale Text, wenn es darum geht, Reisen in fremde Länder als Weisheitserwerb zu rechtfertigen. Als Exempel für solche Reisen werden dort bedeutende Philosophen, nämlich Aristoteles, Plato, Pythagoras und der skythische Weise Anacharsis angeführt. 16 Bezüglich seines eigenen Ichs formuliert Celtis in demselben Gedicht, daß ihn keine seiner vier Geliebten (die im einzelnen namentlich aufgezählt werden) jemals hätte bestimmen können, „daß ich, Celtis, auch meinerseits in den väterlichen Gefilden verborgen bliebe und von mir kein fremdes Land erstrebt worden wäre“. 17 Keine der Geliebten vermöchte also Celtis dazu zu bringen, auf seine idealisierten Forschungsreisen zu verzichten. Diese irreale Ausdrucksweise, die ihrerseits wieder deutlich genug den Vorrang der Wissenschaft vor der Erotik in den Amores zum Aus‐ druck bringt, verbrämt ein wenig die andere Frage, ob die vier von Celtis ge‐ schilderten Liebesaffairen nicht doch, zumindest partiell, den Gang seiner Reisen mitbestimmt haben. Die boshafteste diesbezügliche These, die das Dichter-Ich mit Sicherheit nicht als zutreffend gelten lassen möchte, wird in Amores 2, 18 von der zweiten Ge‐ 451 Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie 18 Iam data sunt culpae maxima signa tuae, / Perfide, dum varias erras, fugitive, per oras / (30) Decipiturque tuis quaeque puella dolis. 19 Saga loquax nuper dixit mihi vera: ‚caveto, / Elsula, ne Celtis decipiare dolis. / Qui tibi blandiloquis seducit pectora verbis, / Sollicitans resonae plectra sonora lyrae. / (35) Huic, ego iam moneo, nimium te credere noli: / Errat enim et toto est semper in orbe vagus. / Dumque utero tenerum fecit tibi crescere pondus, / Ille solet tacita cautus abire fuga‘ / […]. 20 Celt. Am. 1, 3, 11-12: Ipse peregrinas cupiens tum visere terras / Regna malis avibus Celtis Eoa peto. liebten Elsula geäußert, die Celtis im Traum erscheint und dort seine vorzeitige Abreise voraussieht (28-31): 18 Schon gibt es gewaltige Zeichen für Deine Schuld, Du Treuloser, während Du flüchtig durch verschiedene Gefilde irrst und jegliches Mädchen durch Deine Listen getäuscht wird. Noch konkreter ausgemalt wird diese moralische Schuld des mädchenverlas‐ senden Celtis von einer hexenartigen Alten, auf welche sich Elsula beruft (32- 38): 19 Er irrt nämlich und schweift stets auf der ganzen Welt umher. Und während er Dir in Deinem Leib ein zartes Gewicht wachsen ließ, pflegt jener bedachtsam sich in schweigender Flucht zu entziehen. Demnach wäre Celtis also ein Sittenstrolch, der auf der ganzen Welt von ihm geschwängerte Mädchen zurückläßt und deshalb stets auf der Flucht ist: eine Bewertung seiner Heimatferne, die das entgegengesetze Extrem markiert zur Vorstellung einer göttlich legitimierten, wissenschaftlichen Mission. Die Anti‐ these zum gelegentlich ein wenig von seiner göttlichen Würde abbiegenden Jupiter in Gedicht 1, 9 könnte kaum gewaltiger ausfallen. Objektive Belege für die von der Alten formulierten Extremposition finden sich innerhalb der in den Amores geschilderten Liebesgeschichten nicht. Die ganze Figur ist ja auch nur von der Traumerscheinung der Elsula fingiert. So wird gleich mehrfach sicher gestellt, daß kein Leser die von ihr angeführten Motive des Celtis peregrinans für bare Münze nehmen kann. Allerdings beeinflussen erotische Ereig‐ nisse gelegentlich doch den Verlauf der Reisen, wie sich am deutlichsten bei Cel‐ tis’ erster Liebe zu der Polin Hasilina zeigt, die ihn auch die Heimatferne am schmerzhaftesten erleben lässt. Mit ihrer negativen Tendenz wird diese Episode gewissermaßen zum Gegenstück der Elegie an Ianus Plumulus und deren Verherr‐ lichung wissenschaftlicher Forschungsreisen (Am. 4, 1). Der Gang nach Polen erfolgte von Anfang an „unter schlechten Vogelzei‐ chen“, wie schon das in Amores 1, 3 geschilderte Gewitter bekundete. 20 Bereits 452 Thomas Gärtner 21 Celt. Am. 1, 5, 17-20: Quam melius fuerat patriis latuisse sub agris / Et vitem palo con‐ sociasse suo, / Quam tot sollicitos vitae tolerasse dolores / Et semper dominum mentis habere ferum. 22 Celt. Am. 1, 9, 23-24: Saeva meos teneros nimium dum despicis annos / Membraque adhuc Veneris non bene firma iocis / […]. 23 Celt. Am. 1, 12, 7: Dura peregrinum dum dedignaris amantem / […]. 24 Celt. Am. 1, 12, 63: Per tua sub rigidis gentilia numina terris. 25 Celt. Am. 1, 12, 87: Ante vagus rapido miscetur Vistula Moeno. 26 Celt. Am. 1, 12, 97-100: Interea rigidas, iuvenes, fugite, oro, puellas, / Quas fovet Eois Sarmatis ora plagis, / Cantantesque meos post saecula longa dolores / (100) Non pigeat nostris ingemuisse malis. 27 Celt. Am. 1, 12, 59: O, ego te patrias si possem ferre sub oras! 28 Celt. Am. 1, 12, 31-38: Adde genus longo proavorum stemmate clarum, / Moenus ubi gelidis cornua flectit aquis: / Hic, ubi Francorum urbs illustri valle levatur / Deque Ἐρέβου Graeco nomine dicta polis. / (35) Fama est, dum Grai petiissent Gallica rura, / Ad Rheni ripas exonerasse rates; / Inde per Hercynios saltus vallesque patentes / Struxisse his placidis moenia Graia locis. in 1, 5 wünscht sich Celtis, der Sohn eines Weinbauern war, in die heimische Idylle zurück (17-18): Wieviel besser wäre es doch gewesen, in den heimischen Feldern versteckt zu leben und die Weinrebe mit ihrem Pfahl zu vertäuen! 21 Celtis fühlt sich in seiner jugendlichen Unerfahrenheit Hasilina nicht ge‐ wachsen (Am. 1, 9). 22 In Elegie 1, 12 eskaliert die Auseinandersetzung: Hasilina verschmäht demnach Celtis „grausam als einen ausländischen Liebhaber“, 23 wohingegen er selbst in ihr eine „heidnische Gottheit tief in einem eisstarren Land“ 24 sieht und die Unmöglichkeit einer Versöhnung durch das ἀδύνατον einer Vermengung von Weichsel und Main verdeutlicht. 25 Am Ende warnt er alle Liebenden vor polnischen Mädchen. 26 Im Kontrast zu dieser Erfahrung von fremdländischer Ablehnung und Härte entwickelt Celtis gerade im selben Gedicht 1, 12 das Ideal einer eigenen Heimat, in welche er Hasilina gerne mitnehmen würde. 27 Seinen Geburtsort lokalisiert er nicht etwa gemäß der historischen Wirklichkeit nahe Schweinfurt, sondern in Würzburg, dessen lateinischen Namen Herbipolis er gelehrt von dem grie‐ chischen Ἔρεβος ableitet. 28 Wahrscheinlich eignete sich das Winzerdorf Wip‐ feld bei Schweinfurt, wo Celtis geboren wurde, nicht zu einer ähnlichen Osten‐ tation humanistischer Gelehrsamkeit. Am Ende des ersten Buches bringt er die Weichsel mit historischen Kämpfen zwischen Polen und Deutschen in Verbindung und stilisiert seinen eigenen Rückzug von Krakau und Hasilina mit einem ausdrücklich militärischen Ver‐ gleich (Am. 1, 15, 55-58): 453 Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie 29 Vistula, Germanae quondam ceu terminus orae, / Sic mihi iam fesso finis amoris eris. / Et veluti excedit, qui accepit vulnera bello, / Sic cedo primo laesus amore puer. 30 Felix, Sarmaticas si nunquam Celtis in oras / Venissem, o felix terque quaterque forem. / Non ego iam caram quererer mihi abesse puellam, / Nec mea corda ferus discruciaret amor. 31 Celt. Am. 2, 6, 111-114: Hercyniove petam satius sub vertice silvam / Aspera et Abnobiis saxa crepidinibus, / Quam te, quae totiens violasti foedus amoris / Cum tot furtivis in mea damna dolis. 32 Ergo, Germanae, vates adamate, puellae, / Qui modo principibus sordida cura sumus. 33 Te furiosa sequar vaga per nemorosa Turogi, / (70) Et sua qua Cattus regna petrosa tenet, / Perque Salam Vidrumque vagum rigidumque Visurgum / Perque Oderae nigras te comi‐ tabor aquas / Perque sinum Arctoum Gothorum a nomine dictum; / Hic tecum celsas laeta subibo rates. / (75) Arcturum patiar, nimbosae et Pleiados iras / Teque, mare incertum tristis Orion agens, / Perferam et Oleniae signum pluviale capellae / Et te, qui Phrixo naufraga vela dabas, / Dum mihi contingat tecum considere transtris / (80) Dacica Germanis proxima regna videns, / Hinc Tylen, quondam fuerat quae terminus orbis, / Insula sed finem nunc glacialis habet. Weichsel, die Du einstmals geradezu die Grenze des deutschen Landes gewesen bist, ebenso wirst Du mir in meiner jetzigen Erschöpfung das Ende meiner Liebe sein. Und wie derjenige sich zurückzieht, der Wunden im Krieg empfangen hat, so weiche ich als ein Knabe, der von seiner ersten Liebe verletzt ist. 29 Celtis scheint also mit seiner militia amoris eine empfindliche Niederlage bei seinem ‚Ostfeldzug‘ erlitten zu haben. Als er dann zu Beginn des zweiten Buches Elsula in Regensburg trifft (Am. 2, 1), hat er begreiflicherweise das Gefühl, wieder seiner Heimat nahezu‐ kommen. In irrealer Ausdrucksweise preist er sich sogar glücklich für den Fall, daß er Polen nie gesehen hätte (51-54). 30 Als es später auch mit Elsula zu Aus‐ einandersetzungen kommt, wünscht er sich gewissermaßen aus der Heimat in die Einöde fort (Am. 2, 6) 31 und eben nicht, wie bei Hasilina, aus der Einöde in die Heimat zurück. Im Gegensatz zu den polnischen Mädchen, vor denen er andere Männer nur warnen kann, hält er die deutschen Mädchen immerhin noch einer bessernden Ansprache für zugänglich (2, 8, 73-74). 32 An dieser Stelle ge‐ winnt man tatsächlich einmal den Eindruck, daß das Empfinden von Heimat‐ ferne bzw. -nähe und der damit zusammenhängende Gang von Krakau nach Regensburg erotisch und nicht poetologisch, philosophisch oder wissenschaft‐ lich erklärt wird. Ein ähnlicher Eindruck ergibt sich auch am Ende von Buch III, wo Ursula in Mainz, als sich das Gerücht von Celtis’ kurz bevorstehenden Aufbruch ver‐ breitet, diesem in den unwirtlichen Norden folgen möchte (Am. 3, 12, 69-82). 33 Dazu kommt es jedoch nicht mehr, da Ursula von der Pest hinweggerafft wird, 454 Thomas Gärtner 34 Celt. Am. 3, 14, 13-16: Ergo mihi gladio mors consciscenda cruento est / Stringendusve meo gutture funis erit, / (15) Vel mea praecipiti demergam corpora Rheno, / Hic ubi verti‐ cibus dira vorago patet. 35 Ibo per extremos Dacos, Suedos, Noribegos, / Qua ferus et Cimber regna gelata colunt. / Hic ego direptos deflebo tristis amores; / Augebit lacrimas humida terra meas. 36 Celt. Am. 3, 1, 31-52: Terque quaterque vagis sonipes mihi constitit arvis, / Terque suis loris frena reducta mihi, / Dum dubito, terram repetamne ad terga relictam, / Ut fovear flammis, Elsula cara, tuis. / (35) Victa fuit tandem furiens ratione libido / Et cepit frenos improba flamma suos. / Et peto Rhenanam collectis viribus urbem; / Lenior hac noster factus in urbe dolor, / Dum statui populos Germanos scribere et urbes, / (40) Quaeque vagas stellas regula contineat, / Quot fontes Rheni, quot et ora binominis Histri, / Qua Lona, Rura, suis Lipia quaque vadis, / Qua Sara Trevericos laetus despumat in agros, / Sellaque cum Mosa nomina iunctus habet, / (45) Qua sua funesto conclusit proelia fato / Karolus, Europae qui timor unus erat, / Maximus Aemilius quot Gallos straverat hostes / Pannoniamque suo frenat utramque iugo, / Italiamque trahet Germanis viribus olim, / (50) Dum reparat La‐ tium candidus imperium. / Hanc mihi materiam statuissem carminis esse, / Ni mea iam rursus corda subisset amor. woraufhin Celtis zunächst an Selbstmord denkt, 34 sich dann aber doch dazu entschließt, seine Trauer im unwirtlichen Norden zu bewältigen (25-28): Ich werde durch die fernen Völker der Daker, Schweden und Norweger ziehen und wo der wilde Kimber sein vereistes Reich bewohnt. Hier werde ich traurig meine von mir gerissene Liebe beweinen, und das feuchte Land wird meine Tränen noch mehren. 35 Die letzte noch ausstehende Reise in den Norden ‚Deutschlands‘ wird also eine Art von Memorialreise für die verschiedene Ursula und zugleich als eine Maß‐ nahme stilisiert, um die eigene Trauer zu bewältigen. Daß jedoch scheinbar und vordergründig erotisch bedingte Ortsverände‐ rungen wie die Flucht von der Polin Hasilina und die Gedächtnisreise für die verstorbene Ursula im Gesamtgefüge der Amores niemals planlos stattfinden und auch die Gesamtdisposition des Werkes - und damit die poetische Präpa‐ ration der Germania illustrata - nicht in Frage stellen, zeigt eine letzte Bege‐ benheit vom Anfang des dritten Buchs (Am. 3, 1). 36 Nachdem Celtis dort Elsula in Regensburg verlassen hat, zögert er einen Moment und will zu dieser zu‐ rückkehren (31-34): Drei- und viermal hielt mein Pferd auf den weiten Feldern inne, und dreimal zog ich den Zaum mit seinen Zügeln zurück, während ich zögernd überlegte, ob ich das hin‐ terrücks verlassene Land wieder aufsuchen soll, um mich an Deinen Flammen, liebe Elsula, zu erwärmen. Doch dazu läßt er es nicht kommen (35-39): 455 Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie 37 Celt. Am. 4, 15, 55: Hos non spurcus amor iussit me scribere versus. Besiegt wurde schließlich die rasende Leidenschaft durch die Vernunft, und die un‐ redliche Flamme empfing ihre Zügel. Und ich sammele meine Kräfte und suche die Stadt am Rhein (gemeint ist: Mainz) auf; in dieser Stadt wurde mein Schmerz besänf‐ tigt, während ich den Entschluß faßte, die Völker und Städte ‚Deutschlands‘ zu be‐ schreiben […]. Die mögliche Rückkehr zu Elsula nach Regensburg wird hier als furiens […] libido bezeichnet, die schließlich bejahte Weiterreise nach Mainz dagegen als ratio. Am Rhein widmet sich Celtis sogleich wieder seinen wissenschaftlichen und dichterischen Studien, bei welchen er sich bald wieder planmäßig von Ur‐ sula stören lassen darf - ganz im Sinne ovidischer Poetologie, wo ja Amor und Corinna den Dichter auch ständig von der Beschäftigung mit anderen Stoffen abhalten. Wenn also Celtis’ Ortswechsel einmal erotisch bedingt sind, so bestimmen sie allenfalls die Reihenfolge oder den detaillierten Ablauf einzelner Stationen, eine Durchbrechung des Gesamtkonzepts, wie ihn eine Rückkehr zu Elsula be‐ deuten würde, kommt nicht in Frage. Der den Amores zugrundeliegende Plan wird dabei keineswegs als eine nur hintergründig wirkende Prädestination des Geschehensablaufs behandelt, vielmehr wird er Celtis im Gewittersturm von Amores 1, 3 durch Phoebus offenbart und ist dem poetischen Ich das ganze Werk über präsent. Mehrfach wird offen ausgesprochen, daß keine der Geliebten dieses Ich jemals von seinen Dichtungs- und Forschungsreisen abhalten könnte. Letztlich verhält sich das Celtis-Ich tatsächlich so wie der seine irdischen Ge‐ liebten in verwandelter Gestalt frequentierende Jupiter im Gleichnis: Es läßt sich vielleicht gelegentlich die Abfolge der einzelnen Etappen durch erotische Er‐ lebnisse diktieren, niemals aber wird die göttliche Sendung des Ichs, die sich in seinem dichterischen Plan manifestiert, in Frage gestellt. Wenn gemäß dem Auftaktgedicht in Celtis’ Geburtsbzw. Zeugungskonstel‐ lation ein günstiger Phoebus und eine ungünstige Venus in Widerstreit gerieten, so steht es außer Zweifel, daß sich letztlich immer Phoebus durchgesetzt hat. Die Schreibmotivation der Amores ist kein spurcus amor, wie es in der Schluße‐ legie 4, 15 heißt. 37 Und so ist auch die Heimatferne in den Amores niemals ero‐ tische Getriebenheit, wie sie vielleicht ein antiker Elegiker in seinem servitium amoris empfände, wenn er denn um seiner Geliebten willen die Heimat verließe, sondern immer dichterisches Kalkül im Sinne von Celtis’ poetischem Ger‐ mania-Projekt. 456 Thomas Gärtner Literaturverzeichnis Celtis, Conrad: Quattuor libri amorum secundum quattuor latera Germaniae […], ed. Felicitas Pindter, Leipzig 1934. Gärtner, Thomas: Der letzte klassische Elegiker? Zur Deutung der erotischen Dichtungen Maximians, Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 7, 2004, 119-161. Gärtner, Thomas: Der strukturelle Aufbau der Amores des Konrad Celtis vor dem Hin‐ tergrund antiker Vorbilder, in: Thomas Baier / Jochen Schultheiß (Hgg.), Würzburger Humanismus, Tübingen 2015 (NeoLatina, Bd. 23), 37-45. Robert, Jörg: Celtis, Konrad, in: Deutscher Humanismus 1480-1520. Verfasserlexikon, Band 1, Berlin 2008, 375-427. 457 Die Neudimensionierung der römischen Liebeselegie 1 Zu Leben und Werk vgl. Mertens 2009; Classen 1997a. 2 Vgl. Haller 1927, 212-213. 3 Der Text der Elegia Hecatosticha Henrici Bebelij Ad Ioannem Brassicanum Constanti‐ ensem. Pro institutione vitae suae peste grassante Tübingae ist bequem zugänglich in Kühlmann 1997, 204-211. 4 Johannes Brassicanus ist der Verfasser eines Lateinbuchs mit dem Titel Tubingensis Paedotribae Institutiones grammaticae elimatissimae, Impressum Tubingae in aedibus Thomae Anshelmi Badensis. Mense Iulio Anno MDXV. Heinrich Bebel in Ingstetten Die Heimat als Exil Thomas Baier (Würzburg) Einführung Heinrich Bebel (1473-1518) 1 ist in manchem ein untypischer Humanist. Anders als etwa sein Zeitgenosse Konrad Celtis, der deutsche Erzhumanist, und viele weitere Vertreter des Frühhumanismus war er nie in Italien. Die Stationen seines Wirkens liegen zwischen Basel und Krakau, der Schwerpunkt seiner Tätigkeit war die Universität Tübingen. 2 Ernsthaft ins Exil musste er nie. Auch lebte er nie fern der Heimat. Insofern gehört er auf den ersten Blick gar nicht in die Reihe der Exilanten, die in diesem Band vorgestellt werden. Wenn er dennoch in diesen Kreis aufgenommen wird, so rechtfertigt sich das alleine dadurch, dass Bebel wegen einer Pestepidemie im Jahr 1501 gezwungen war, seine Alma Mater Tü‐ bingen zu verlassen. Er musste aber nicht weit gehen, sondern zog sich auf die nahegelegene Schwäbische Alb zurück. Das kam ihm deshalb zupass, weil er aus eben dieser Gegend stammte - also eigentlich war die Flucht vor der Pest eine Rückkehr in die Enge seiner volkstümlichen Herkunft. Herausgerissen aus seinem Wirkungskreis, schreibt er eine 100 Verse umfassende Elegie 3 in Form eines Briefs an den Humanisten Johannes Brassicanus 4 in Konstanz. Darin rechtfertigt er seinen Rückzug auf das Land und erläutert, womit er seine Tage zubringe: Er führe nun das Leben der Landleute, allerdings in einer sublimierten, literarisch überhöhten Form. Bebel genießt diese Lebensweise - auf den ersten 5 Erasmus, der ihm nicht besonders nahe stand, nannte Bebel in einem kurzen griechi‐ schen Nachruf den „Vater der hercynischen Musen“, vgl. Graf 1993, 189. 6 Bebel 1931. Das Problem der Sprachmischung in den Facetien ist bei Hess 1971, 259- 271 umfassend behandelt. 7 Bebel 1879. 8 Ellinger 1929, 435-441; Haller 1927, 215-216. 9 Zum Begriff vgl. Reuvekamp 2008, 343. Vgl. Haller 1927, 218: „Alles Volkstümliche und ursprünglich Deutsche scheint Bebel ebenso angezogen zu haben wie das Leben der Natur, für beides hatte er einen wachen und offenen Sinn.“ 10 Zur Dichterkrönung als Institution kaiserlichen Rechts vgl. Mertens 1983, 172. Blick scheint sie ihm überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, erst durch die Entfernung von Universität und Gelehrtenwelt findet er nach eigenem Emp‐ finden zu sich selbst und zum eigentlichen Quell von Dichtung und Kunst. Nicht einmal das gefährliche Herannahen der Seuche macht ihm Angst, und er erwägt ein Ausweichen in den Schwarzwald, in den kleinen Ort Dornstetten. Seit dem 15. Jahrhundert diente diese Stadt der Tübinger Universität immer wieder als Zufluchtsstätte, wenn Seuchen im Anmarsch waren. Auch in den Jahren 1501/ 2 zogen sich einige Kollegen dorthin zurück. Ihnen will sich Bebel nun notge‐ drungen anschließen als cultor Herciniae (97), Bewohner des Schwarzwaldes. 5 Dem Brief liegt eine gewisse Ambivalenz zugrunde: Einerseits ist er geprägt durch eine wohlige Zufriedenheit in der Beschränkung der rustikalen Provinz. Andererseits weiß Bebel, was er einem ausgewiesenen Lateiner und Gelehrten wie Brassanicus schuldig ist, und glaubt, sich für seine volkstümliche Eskapade rechtfertigen zu müssen. Die Distanz zu seinem sonstigen Umfeld erweist sich einerseits als fruchtbar, andererseits verändert sie seinen Zugang zur Dichtung. Der Anlass des Gedichts ist ein historisch verbürgtes Ereignis, seine Durch‐ führung bedient sich geläufiger Topoi. Eigentlich handelt es sich um eines der unbedeutenderen Werke Bebels, der doch vor allem für seine dem Vorbild Pog‐ gios verpflichteten Facetien (1509-1512) 6 und in etwas geringerem Maße für die Proverbia Germanica (1508) 7 bekannt ist und gemeinhin als ein volkstümlicher, um nicht zu sagen volkstümelnder Dichter gilt. 8 Allerdings: Ebendiese letzte Eigenschaft tritt vor allem in seinem späteren Werk hervor. Es soll in diesem Aufsatz die These gewagt werden, dass eben der erzwungene Aufenthalt in rus‐ tikaler Umgebung gleichsam eine Kehre hin zu einem „nationalen Huma‐ nismus“ 9 in Bebels Werk bewirkt hat. Unmittelbar vor dem kurzen ‚Exil‘ im Jahr 1501 war Bebel von Kaiser Maximilian zum Poeta laureatus gekürt worden. Er war damit neben Celtis der einzige in Deutschland, der den Dichterlorbeer trug. 10 Davor hatte er im Jahr 1500 seine Commentaria de Abusione linguae la‐ 460 Thomas Baier 11 Die Schrift trägt den Untertitel vocabularius optimarum dictionum. Diesem speziellen Gegenstand ist der Hauptteil der Schrift gewidmet, der in alphabetischer Reihenfolge lateinische Wörter aufzählt, die von den Zeitgenossen gegen den antiken Sprachge‐ brauch verwendet würden, vgl. Classen 1997b, 49. Zur Entstehungszeit der undatierten, 1506 erstmals gedruckten Schrift vgl. Classen 1997b, 4. 12 Es existiert von ihm eine ganze Liste weiterer Schriften über den „bon usage“ im La‐ teinischen, vgl. Bebel 1879, XV. Eine Übersicht über Bebels Prosawerk findet sich bei Classen 1997b, 1-86. Vgl. ebd., 72: „Versucht man das Bild, das sich aus Bebels Schriften von deren Verfasser ergibt, zusammenfassend zu beschreiben, so tritt als wesentlicher Grundzug sein Interesse an der Sprache und sein Bemühen um deren fehlerfreie An‐ wendung hervor, und Sprache heißt für Bebel die lateinische Sprache, deren korrekten Gebrauch er gerade für seine deutschen Landsleute fordert, damit sie nicht hinter den anderen Völkern, vor allem den Italienern zurückstehen müssen, sondern sich ihnen als ebenbürtig erweisen können.“ 13 Wesselski 1934, 15-16 sieht sowohl in der Vita wie in dem pädagogischen Anliegen Bebels Parallelen zu Poliziano. 14 Vgl. Hor. epist. 2, 1, 164-167. 15 Vgl. Opusc. folio XXVI: Ego enim, - cum licere videat passim et in variis Europae Roma‐ nique imperii nationibus, bonarum artium studiosus maxime in id niti conarique ut latine, venuste et significanter sermones os efferant in medium, soli Germani et nos praesertim Suevi pervicacia quadam lenocinia verborum veraeque latinitatis observationem minime curemus - subveniendum duxi nobilissimis quorundam in Germania ingeniis, qui cum sint alioquin eruditi et multis in rebus excellentes, praeceptorum tamen suorum inscitia adeo barbari, Gotthici et Vandalici in suis scriptis et sermonibus audiuntur et adeo iniuriosi in linguam latinam, ut mehercles vix Cicero vel aliquis suorum aequalium in vitam revocatus latinam diiudicaret (zit. nach Bebel 1897, VIII, Anm. 2). 16 Opusc. folio CXXXIII: Sicut Laurentius Valla apud Italos primus exoticum forensemque et vulgarem sermonem, commercio quondam Gotthorum, Vandalorum, Langobardorum, Hunnorumque et aliorum corruptum et inquinatum, defecavit, atque in pristinum statum restituit; sic nos apud Germanos Latinum, interdum cum vernacula commixtum et pere‐ grinarum vocum mixtura magna ex parte adulteratum, ea qua potuimus diligentia, re‐ purgare et in antiquam faciem instaurare sumus aggressi […] (zit. nach Bebel 1879, XXI, Anm. 3; vgl. auch Hess 1969, 346; Ludwig 2002, 151). tinae apud germanos et proprietate eiusdem  11 veröffentlicht. Darin beklagt er die mangelhaften Lateinkenntnisse seiner Landsleute und moniert, dass man schlechtes Latein mit dem Sprachgebrauch rechtfertige, anstatt etwas dagegen zu unternehmen. 12 Sein Anliegen ist aber rein pädagogisch, ohne ‚nationale‘ Untertöne. Seine Aufgabe sieht er darin, den brillantesten Köpfen seiner Heimat zu helfen, ihre Ausdrucksfähigkeit im Lateinischen zu verbessern. 13 Ähnlich wie Horaz den Römern 14 attestiert er den Germani, und unter ihnen vor allem den Suevi, herausragende Gelehrsamkeit auf vielen Gebieten, aber mangelnde Sorg‐ falt im Ausdruck. 15 Der poeta laureatus, der ‚deutsche Valla‘, 16 wie er sich selbst genannt hat, wird nun durch sein erzwungenes Exil auf seine Ursprünge zurückgeworfen, und er sieht sich aus seiner eigentlichen Heimat, der lateinischen Sprache, verbannt. 461 Heinrich Bebel in Ingstetten 17 Ov. Trist. 5, 12, 57-58. 18 Mit dieser ‚romantischen‘ Vorstellung von dichterischer Inspiration hängt auch Bebels Vorliebe für die kleine Form und das Idyll zusammen. Vgl. Haller 1927, 215: „Bebel war weder der Mann der großen Form noch großer Gedanken, aber im Kleinen konnte er groß sein.“ 19 Kühlmann 1997, 1071. Latein spricht man nämlich auf der schwäbischen Alb nicht. Damit kokettiert er und stilisiert sich als Exildichter in der Nachfolge Ovids. Der tenerorum lusor amorum hatte im Exil nach eigenen Angaben die getische und sarmatische Sprache gelernt; so klagt er in seinen Briefen aus Tomis in bestem Latein, er habe das Latein bereits verlernt. 17 In ähnlicher Manier erklärt Bebel, dass er gezwungen sei, deutsche Lieder zu singen, damit die Mädchen vom Lande ihn überhaupt verstünden. Betrachtet man das Gedicht im Kontext von Bebels Werk, so entsteht der Eindruck, dass die volkstümliche Wendung ein dichterisches Konzept von Au‐ thentizität nach sich zieht, das erst in der Romantik wieder ein Nachleben ent‐ faltet hat. 18 Rückzug auf das Land Die ersten zehn Verse setzen den Adressaten in Kenntnis, dass der Autor sich aus Tübingen zurückgezogen hat und nun auf dem Lande lebt. Tübingen wird als eine Idylle geschildert, am Flüsschen Ammer gelegen, dessen Wasser über den Neckar in den Rhein fließen. Die Universitätsstadt erscheint als ein locus amoenus inmitten von Weinhängen, aber doch, zumindest über die Flussläufe, verbunden mit der Welt. Der Neckar wird in einer Apostrophe angesprochen, also personifiziert. Diese Form der Pathossteigerung ist dem antiken Epos ent‐ lehnt. Sie leitet über zur Schilderung von Bebels gegenwärtigem Aufenthaltsort, dem ländlichen Ingstetten (11-18): Me natale solum […] parvula villa tenet (11- 12). Dieser Eingang mit der pathetischen Antithese zwischen Stadt und Land ist - nicht wörtlich, aber im Gestus - Vergils erster Ekloge nachempfunden. Wie Meliboeus Tityrus anspricht und dessen otium in einer als geistige Landschaft stilisierten Umgebung aus der Erfahrung des Gegenteils preist, so kontrastiert Bebel seinen jetzigen mit dem früheren Aufenthaltsort, indem er sehnsüchtig den Neckar anspricht. Den Ton der Hirtendichtung schlägt Bebel auch im Fort‐ gang des Gedichtes immer wieder an. Doch er wird gleich zu Beginn überlagert durch Anklänge an Ovids Exildichtung, worauf schon Wilhelm Kühlmann 19 hingewiesen hat. Hier sind es vor allem wörtliche Übernahmen, die auf den Referenzrahmen ‚Exil‘ verweisen. Natale solum (11) etwa ist eine sehnsuchtsvoll 462 Thomas Baier 20 Ov. Pont. 1, 3, 35; 2, 9, 78 (natalis humus). 21 Bebel 1504. 22 Die Rede wurde 1504 und 1509 im Kontext der opuscula noch einmal abgedruckt. Sie erweist Bebel als politischen Autor und entschiedenen Parteigänger Maximilians, vgl. Mertens 1983, 148-149. gebrauchte Wendung in Ovids Epistulae ex Ponto. 20 Paradoxerweise ist hier die Heimat selbst das Exil. Nicht die Heimatferne, sondern die Heimatnähe löst ein Gefühl der Entfremdung aus. Der Grund dafür liegt in der Bildungsferne seiner Heimat: colit in qua nemo minervam / Templa deum nec sunt (11-12). Bebel gibt vor, mit seiner Herkunft zu fremdeln. Der unzivilisierte, rohe Charakter, der ihn zunächst abstößt, eignet auch der Landschaft. Das kalte Klima der hügeligen Alb verhindert den Weinbau. Bacchus, der Gott des Weines, aber auch der dichte‐ rischen Inspiration, ist dort nicht heimisch, natalis, jedenfalls ursprünglich nicht. Wenn man ihn dennoch trinkt, so als Importware - mit allen negativen Folgen, die der Einfluss verweichlichender Güter auf die indigene Bevölkerung hat. Die aus der antiken Literatur bekannten topischen Zuschreibungen an Stadt und Land erhalten bei Bebel eine deutlich andere Nuance. Der Humanist nimmt diese Beobachtung zum Anlass für eine kurze Gegenüberstellung von einst und jetzt im Stile des wohlbekannten laudator temporis acti. Er lässt sich vernehmen wie jemand, der nach langer Zeit in seine Heimat zurückkehrt, sich ihr aber im Grunde längst entwachsen fühlt. Die Pest, die ihn aufs Land getrieben hat, sieht er als ein äußeres Symptom inneren, das heißt, moralischen, Verfalls: Ast animus nunc luxuria cum corpore mollis / Frangitur: a priscis degeneramus avis (27-28). Soweit ist das alles konventionell und im Vergleich zu den Seuchen-Panoramen bei Lukrez und Vergil eher abgegriffen. Kontext: Rede vor Maximilian Bebels kurzer Rückverweis auf die alten Tugenden der alemannischen Heimat muss im Kontext mit der unmittelbar zuvor entstandenen „Rede über die Vor‐ züge und die Größe Germaniens“, 21 gehalten in Innsbruck vor Maximilian I. im Jahr 1501, gesehen werden. 22 Die Rede fällt in eine Zeit, in der die Entdeckung der Germania des Tacitus die Herausbildung nationaler Stereotypen nachhaltig befeuerte. Auch Bebel greift diese dankbar auf. Wie in dem vorliegenden Gedicht werden körperliche und moralische Gesundheit als zwei Seiten einer Medaille gesehen: Virtus und magnitudo corporis sind in gegenseitiger Balance, religio gilt als hervorstechendes Merkmal der Germanen (C 4 v = Bild 28). Der Ton ähnelt 463 Heinrich Bebel in Ingstetten 23 Die Bezüge zwischen den beiden Reden sind bislang nicht aufgezeigt worden. Graf 1993, 191 weist darauf hin, dass Johannes Nauklers Weltchronik, entstanden in den Jahren nach 1500, eng an Bebels Innsbrucker Rede von 1501 anschließt. 24 Über die physische Gestalt der Germanen heißt es entsprechend und beinahe wort‐ gleich, quorum corpora procera sunt et candida et pulchra (Bild 10 unten). 25 Pathos wird auch durch eine hochpoetische Wiederholung erzeugt, wie etwa Alpes (Schwäbische Alb) am Ende von Vers 13 und am Beginn von 14. 26 Die These von der Ureinwohnerschaft der Germanen, dass sie sich nicht mit anderen Völkern gemischt hätten (Tac. Germ. 4), teilt Bebel allerdings mit Tacitus. Celtisʼ Ingolstädter Rede von 1492, die vermutlich als erste das Programm eines „deutschen Humanismus“ entwarf. 23 In der Oratio ist das Lob Germaniens letztlich ein Lob der Ländlichkeit. In der Elegia ist es ähnlich: Der klare Neckar, so Bebel, brachte dereinst Proceros: fortes: Belligerosque viros (24) hervor. 24 Natur und Mensch bilden in diesem Panorama eine symbiotische Einheit. Die Landschaft, die Bebel vorschwebt, ist naturbe‐ lassen und wird als belebend im Sinne einer natura naturans gedacht, die Men‐ schen verharren ihrerseits auf einer harmlos-naiven Kulturstufe. Ein stilistisches Merkmal der Verschmelzung von Mensch und Natur ist die Personifizierung der Landschaft. Deshalb kann der Fluss Neckar angesprochen werden, das natale solum „hält“ Bebel „fest“, tenet, die Natur „verweigert“, negat, den Weinbau etc. Die eingesetzten Epitheta entstammen durchweg dem bukolischen Vokabular. 25 Der Einbruch der Kultur wird durch den Genuss des Weines, den Bebel sich nur als maßlos vorstellen kann, angezeigt. Das Getränk wird aus den Nachbar‐ regionen herangeschafft, ist also ein fremder Import und führt sogleich zu ebrietas. Bebel sieht den Wein ambivalent: Er steht für Verfeinerung und Ge‐ fährdung, für Genuss und Überschwang. Der Zusammenhang zwischen Landschaft und Menschenschlag wurde schon in der Antike behauptet; er findet sich etwa in einschlägigen Schriften des Corpus Hippocraticum, zum Beispiel in Περὶ ἀέρων ὑδάτων τόπων. Es gibt aber keinen Hinweis, dass Bebel den Gedanken von dort aufgegriffen haben könnte. Über die Germania des Tacitus geht er deutlich hinaus. 26 Der Traditionsstrang, in den er sich einreiht, dürfte vielmehr das Deutschlandlob vom Mittelalter bis zur Romantik sein. Die Elegie umspielt die einschlägigen Germanentopoi nur sachte. In der im Jahr zuvor entstandenen Oratio de laudibus wird das Motiv breiter ausgereizt. Wir erfahren dort, wie die Weite und Vielfalt des Landes Körperbau und Wesen, robur corporis et animi (A 4 v = Bild 12), seiner Bewohner bedingen. Natürlich fehlen in der Oratio nicht die Hinweise auf militärische Tüchtigkeit und schiere Kraft der Germanen, ihr Widerstand gegen Eindring‐ linge wie Caesar oder Varus wird im Lichte der antiken Zeugnisse thematisiert. 464 Thomas Baier 27 Bebel unterstellt die Existenz einer philosophia Germanorum; diese bestehe in Gesittung und Moral, nicht aber in literarischer Kultur, vgl. Mertens 1983, 168. Im Brief an Gregor Lamparter, der als Motto die Überschrift De laudibus atque philosophia Germanorum veterum trägt, äußert sich Bebel folgendermaßen: In re tamen literaria (tametsi aliquando literis Graecis usos esse nostros non temere opinemur) rudes tamen fuisse et barbaros, nec ulla fuisse instituta, vel leges literis traditas, non possum refragari (zit. nach Bebel 1879, 6). 28 Es ist nicht auszuschließen, dass er zu diesem Aufbau und zu der Art, sein Thema zu behandeln, vielleicht sogar von Walthers Preislied angeregt wurde. Der Minnesänger spricht von „tvgent“ und „tütschü zvht“, von reiner Minne und engelsgleichen Frauen, und zwar auch vor dem Hintergrund der Vielfalt und Ausdehnung des Landes. In jedem Fall hat Bebel die Thematik verbreitert, sowohl in der Oratio als auch in der Elegie. Beibehalten wurde der moralische Unterton. Hinzugefügt wurde der Gedanke der Viel‐ falt und Mannigfaltigkeit der Landschaft. 29 Vgl. Wehrli 1967, 127-128 zur „Entdeckung der Heimat in der humanistischen Landes‐ kunde“. Die im Falle militärischer Aggression begreifliche Abwehr des Feindes und Selbstbehauptung gegenüber dem Fremden ist letztlich in eben dieser vorzivi‐ lisatorischen, man möchte sagen: naiven Naturverbundenheit begründet. 27 So lesen wir in der Oratio (A 4 v = Bild 12): Sed illi quidem ita ingentem spaciis re‐ gionem incolentes. spiritus autem minores corporibus gerentes. et animam quidem contemptricem mortis. indignati omnes autem vehementiores feris etc., „Sie be‐ wohnen ein räumlich ausgedehntes Land, haben aber weniger Geistesals Kör‐ perkraft, und sie verachten in ihrer Seele den Tod. Reizt man sie, gebärden sie sich heftiger als wilde Tiere.“ Der indignatio haftet etwas Instinkthaftes an, die Todesverachtung erinnert an waidwunde Löwen in antiken Gleichnissen, die hinter der Körperkraft zurückstehende Geistesstärke ist ambivalent: Sie steht für Unverdorbenheit ebenso wie für mangelnde kulturelle Bildung. Beide Eigen‐ schaften werden auch in der Elegie noch begegnen. Von der physischen und psychischen Ausstattung der Bewohner leitet Bebel in der Oratio zu einer raumgreifenden Schilderung der unterschiedlichen Sied‐ lungsgebiete und Stämme über. 28 Was auch immer Bebel die Anregung gab: Un‐ bestritten ist jedenfalls, dass er nicht einfach antike Motive reproduziert, son‐ dern eher versucht, Bodenständiges in die Welt der Humanisten zu „übersetzen“. 29 Es geht ihm um eine Beschreibung von Land und Leuten, und zwar aus der Perspektive des gebildeten Humanisten. Der defensiv-polemische 465 Heinrich Bebel in Ingstetten 30 Enthalten in Bebel 1504. Vgl. Reiss 1934, 15-20. 31 Es ist nicht einmal sicher zu bestimmen, ob Bebel etwa Campanos Bild der Germanen als eines naturbedingt kriegerischen Volkes kannte. Dieser hatte nach einem Deutsch‐ landbesuch, den er 1471 mit Kardinal Piccolomini-Todeschini, einem Neffen Eneas, un‐ ternommen hatte, auf derb-drastische Weise erklärt, nie wieder einen Fuß dorthin setzen zu wollen. Krapf 1979, 55 zitiert in Anmerkung 15 zwei beinahe schon obszöne Distichen: Linquo Tridentinas Alpes et Rhetica saxa / Numquam oculis posthac aspicienda meis. / Accipe Campani sterilis Germania terga. / Accipe nudatas Barbara terra nates (zit. aus In reditu e Germania = Epigr. 8, 1). 32 Celtis sieht den Mittelpunkt Europas in Nürnberg bzw. im Fichtelgebirge, vgl. Müller 2001, 303-439. Vgl. Hans Sachs in Richard Wagners Meistersingern (III 1): „Liegt nicht in Deutschlands Mitten / mein liebes Nürenberg! “. Zug, der sich in der späteren Schrift über die Autochthonie der Germanen findet, Germani sunt indigenae, 30 ist hier noch nicht erkennbar. 31 Der Blick auf Land und Leute ist freilich ein großes zeitgenössisches Thema. Im Jahr 1501 erschien die Germania generalis des Konrad Celtis. 32 Auch sie ent‐ faltet ein gewaltiges Panorama der deutschen Landschaft. 1502, also gleichzeitig mit Bebels Elegia, wurde Celtis’ Norimberga erstmals gedruckt. Das seit rund einem Jahrzehnt in Bearbeitung befindliche Werk erschien als Anhang zu den Amores desselben Autors unter dem programmatischen Titel: De origine, situ, moribus et institutis Norimbergae libellus. Celtis reihte sich damit in die Tradition des Städtelobs ein, nahm aber zugleich pointiert Bezug auf die Germania des Tacitus und deren Nachleben in der 1458 erschienenen Germania des Enea Silvio Picolomini. Darin war Germanien bekanntlich als barbarische Einöde porträtiert worden. Celtisʼ Versuch, den italienischen Humanisten entgegenzutreten, brachte es mit sich, dass er in der Norimberga eben nicht nur über Nürnberg schrieb, sondern auch breit auf die Einbettung dieser Stadt ‚in Deutschlands Mitten‘ in die sie umgebende Landschaft einging. Dabei ist auffällig, dass Celtis den Dünkel der italienischen Humanisten nicht mit gleicher Münze zurück‐ zahlte, sondern vielmehr ein aus der Antike hervorgegangenes Deutschland konstruierte, in dem zu Tiberiusʼ Zeiten aus Gallien eingewanderte Druiden als Begründer des Mönchtums hervortreten, die seit alters her griechische Bildung in Germaniens Wäldern hochgehalten hätten. Statt barscher Abgrenzung wählte er also die Strategie der Vereinnahmung des Gegners. Das Instrument der Geschichtsklitterung bespielte er virtuos. Dabei brauchte er nicht einmal selbst allzu kreativ zu sein, denn zumindest die trojanische Abstammung der Germanen ist seit dem Mittelalter, etwa in der Sangspruchdichtung, immer wieder behauptet worden. Sein Germanien ist nicht isoliert, sondern erscheint als Emanation und Kulmination europäischer, streng genommen römischer Ge‐ 466 Thomas Baier 33 Vgl. Korenjak 2015, 28. 34 Vgl. Krapf 1979, 106; Ellinger 1929, 438. schichte. 33 Das Verfahren besteht darin, dass der Gegner nicht angegriffen, son‐ dern vereinnahmt wird. Celtisʼ Zeitgenosse Bebel machte sich diese Strategie nicht zu Eigen. Er betont vielmehr die Andersartigkeit Germaniens. Er weist jeden Versuch, die trojani‐ sche Abstammung der Germanen zu behaupten, zurück. Man spürt Erbitterung, mitunter sogar Trotz gegenüber transmontaner Herablassung. Unverblümt kommt Bebels Ärger in einer gegen den venzianischen Philologen Leonhartus Justinianus Venetus gerichteten Apologia zum Ausdruck, die den Anspruch des römischen Kaisertums der Deutschen verteidigt. 34 Waren die frühen Schriften humanistische Protreptikoi und Plädoyers für gepflegtes Latein, thematisieren die Spätschriften die Sprachgrenze und vor allem den jeweils anderen Verstehenshorizont mit einer Deutlichkeit, die vorher so nicht zu lesen war. Der Einfluss fremder Kultur, der in der Elegia noch am‐ bivalent gesehen wurde, baut sich im Spätwerk zu einem Gegensatz aus. Die Selbstverständlichkeit, mit der italienische Humanisten die Antike als ihren ei‐ genen umschlossenen Raum betrachten, ist dem späten Bebel abhandenge‐ kommen. Allerdings ist ihm seine neue Rolle nach 1501 noch nicht ganz geheuer. Einerseits bleibt er der gebildete Humanist, andererseits entdeckt er nolens vo‐ lens die volkssprachliche Literatur. Die Zeit der Elegie ist gewissermaßen die Wende in seinem literarischen Schaffen. Land und Liebe Wie stellt sich der unfreiwillige Heimkehrer nun zu seiner Heimat? Was tut Bebel hirsutos inter agrestes (35)? Er befasst sich mit Naturkunde und Liebe. In der Elegia versteht er sich in der Rolle des Lehrers und Dichters. In Anlehnung an Hesiod und Vergil wird er zum praeceptor arandi. Die Kultivierung der Land‐ schaft steht dabei für den Zivilisierungsprozess überhaupt. Die Topographie weitet sich zu einem Sittengemälde. Sein ländliches Fachwissen entnimmt er Plinius, der seiner Ansicht nach viel zu wenig von der literarischen Welt ge‐ schätzt wird, satis haud laudatus ab ullo (39). Er liest alles, was rustica corda (42) erfreut, macht sich im Pflügen, Pflanzen und in der Wetterbeobachtung kundig. Man hätte einen Verweis auf die beiden Bauerndichter par excellence erwartet - er erwähnt jedoch Plinius, der, wie er ausdrücklich betont, leider keine carmina (37), sondern Prosa verfasst habe. Dieser eigentlich überflüssige Hinweis ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass wir es hier mit einem poeta doctus zu tun haben: 467 Heinrich Bebel in Ingstetten 35 Vgl. den Beitrag von Thomas Gärtner im vorliegenden Band. 36 Gelida vallis, arva rigare, ferax liquidissimus amnis (60-61). 37 Lukrez wurde von Poggio wiederentdeckt und erschien erstmals 1473 gedruckt. Hier könnte eine Anspielung auf das Finale des 4. Buches vorliegen. Vgl. Baier 2010, 97-114. 38 Der italienbegeisterte Locher äußert sich 1493 nach einer Reise über die Alpen bei seiner Rückkehr abschätzig über seine Heimat: terram mutavi Latiam caelumque disertum, / eloquii sub quo flumina larga fluunt. / ah, careo studii sociis invitus amoenis / et te prae‐ cipue, qui mihi carus eras. / inter Teutonicos cogor versare colonos / atque deas cantu sollicitare novem (zit. nach Schnur 1987, 244). So wie Vergil Theophrast und Varro in ein Lehrgedicht umformte, gebührt ihm dasselbe Verdienst in Bezug auf Plinius. Doch stellt er sich noch in eine zweite Traditionslinie, nämlich diejenige der Liebeselegie. Das verbindende Element zwischen beiden Gattungen ist der Aspekt der Ländlichkeit bzw. der rusticitas. In der Tradition der römischen Liebeselegie und vergleichbar zu den ungefähr gleichzeitig erschienenen Amores des Konrad Celtis 35 besingt er die weiblichen Schönheiten des Landes. Es handelt sich dabei um den Typus der robusta puella (25) bzw. der gloria ruralis turbae (67). Ein binus amor (56), eine Liebe zu zwei Mädchen, hält ihn gefangen. Die erste der beiden bleibt namenlos: Es ist eine Stallmagd, eine, wie er schreibt, fax vetus (58), eine alte Flamme, die ihren Reiz für ihn nicht verloren hat. Sie bewohnt das eisige Schmiechtal am hellklaren, wilden, fischreichen namengebenden Fluss. Dem ländlichen Mädchen ent‐ spricht die ländliche Natur. Diese ist wiederum topisch beschrieben; es setzt sich der bereits zuvor beobachtete Einsatz typischer rural-bukolischer Epitheta fort. 36 Für die Geliebte nimmt der poeta doctus, darin ein Motiv der Liebeselegie aufgreifend, den beschwerlichen Aufstieg durch das finstere Schmiechtal auf sich - selbstverständlich vergleicht er es mit nichts Geringerem als dem Styx -, er erträgt Kälte und Hagel und steht des Nachts unter ihrem Fenster, um einen Blick von ihr zu erhaschen. Man könnte von einer Art ‚Paraklausithyron auf dem Lande‘ sprechen. Die zweite Geliebte ist Ursula. Ihr kommt die Aufgabe zu veterem mitigare igne facem (68). Das klingt nach dem Lukrezischen Rezept 37 des similia similibus solvuntur, wonach eine quälende Liebe durch weitere Affären gleichsam ver‐ wässert werden solle. Bei ihr verbringt Bebel die Nächte in der Spinnstube und singt quae mihi dictat amor / Carmina quae dominae nostrum testentur amorem (74-75). Aber die Carmina sind barbara carmina (74), die er patrio more (72) singt. Das Dichten in der Muttersprache ist für ihn ein praecipuum studium (73), eine ziemliche Anstrengung. 38 Der Misserfolg bei der namenlosen Stallmagd wird bei Ursula einigermaßen kompensiert. Voraussetzung ist aber, dass der poeta doctus lernt, auf Deutsch zu dichten. Nur dann kann die Elegie ihre werbende Wirkung entfalten. Wir er‐ 468 Thomas Baier 39 Hess 1969, 347. 40 Hess 1969, 348. 41 Hess 1969, 348. 42 In dem 1508 verfassten Triumphus Veneris lässt Bebel Venus als Allbezwingerin auf‐ treten mit den Worten (1, 230-232): me spes laetissima cepit / perdere Virtutes cunctas et, quicquid ubique / occursare audet, hostiliter ense necare (zit. nach Bebel 2003, 99). fahren also von der Entstehung deutscher Lieder in einem lateinischen Gedicht. Das alles erfolgt jedoch in einer ganz nach antiken Mustern stilisierten Weise. Man kann, wie Günter Hess bemerkt, nicht ausschließen, dass dabei ein gewisses „nationale[s] Hochgefühl“ 39 des deutschen Humanisten mitschwingt; im Vor‐ dergrund steht es jedoch keinesfalls. Vielmehr, und auch das hat Hess richtig bemerkt, muss man konstatieren: „Ein ganz gutes Gewissen hat der humanisti‐ sche Dichter und Philologe dabei freilich nicht.“ 40 Die eigene Muttersprache er‐ scheint ihm als Medium echter Dichtung ungeeignet. Hess spricht von einem descensus, dem Abstieg in die Volkssprache. 41 Bebel unterlässt es, eine Probe seiner deutschen Dichtungen zu geben, und legt stattdessen größten Wert da‐ rauf, weiterhin ein lateinischer Dichter zu bleiben. Man darf nicht den Fehler begehen zu glauben, hier schreibe ein Romantiker seine Erlebnisse auf. Vielmehr verfertigt der Dichter im Exil eine Stilübung. In einer vorläufigen Schlussformel lässt er Johannes Brassicanus wissen, es habe ihm gefallen, seine Erlebnisse niederzuschreiben, um seine Muse nicht gänzlich einschlafen zu lassen: Hanc vitae seriem tibi conscripsisse iuvabat / Torpeat omnino: ne mea Musa: Vale (93- 94). Spätestens hier wird die Illusion durchbrochen und das Künstliche, um nicht zu sagen Papierne, des Gedichts kommt zum Vorschein. Dichtung in der Volkssprache bleibt für Bebel etwas für den Sonderfall der Entrückung während der Pest. Zu Beginn des Gedichtes hatte er den morali‐ schen Verfall der Landbevölkerung beklagt, der sich beispielsweise in Unzucht niederschlage (25-26). Nunmehr diagnostiziert er in ziemlich unverblümter Eindeutigkeit an sich selbst gewisse Regungen der Natur: Kaum hätten die Mädchen die Gesänge gelernt, die er ihnen beibringe, und sich zu einem paganus chorus (82) vereint, könne auch er selbst sich der Frühlingsgefühle nicht mehr erwehren: nostro cum carmine surgit / Denique pubertas atque laborat iners (83- 84). Der humanistische Lehrer, der aufbrach, die Landbevölkerung zu kulti‐ vieren, hat sich seinem Umfeld angepasst, ist gewissermaßen selbst Natur ge‐ worden. 42 Paganus chorus (82) deutet an, dass es sich um einen Reigen nach antiker Art handelt, mithin den Versuch, die lateinische Lyrik in die Volks‐ sprache zu bringen. Das ist aber kein Programm und hat auch in dieser Form kein Nachleben entfaltet. Hier nimmt sich der Tübinger Poetikprofessor eine Auszeit und gefällt sich darin, eine romantische Erfahrung ‚avant la lettre‘ zu 469 Heinrich Bebel in Ingstetten 43 Hess 1969, 359. 44 Ellinger 1929, 435-436 und 439. 45 Zitiert nach Schiller 1867, 4. Papier zu bringen. Es kommt ein Lob der schwäbischen Provinz heraus, dem selbst die Last provinzieller Behäbigkeit anzumerken ist. Bebel gibt das Bild eines Schwerenöters ab, der, von der Pest aus der Stadt getrieben, das einfache Leben entdeckt haben will, das Bild des Gelehrten, der als Voyeur bei Dunkelheit und Regen das Fenster einer Stallmagd observiert. Dass er dabei außen vor bleibt, ist emblematisch für seine Dichtung. Diese mag gut „gemacht“ sein, der Dichter bleibt seinem Sujet aber fremd. Sein Bild vom Landleben ist verbildet und von „altväterlicher Patina“ 43 überzogen. Der „Freund heimischer Art und Sitte“, wie ihn Ellinger genannt hat, der die „Form der Ekloge […] nicht ohne Geschick zur Trägerin nationaler Empfindungen macht,“ 44 droht zur lächerlichen Figur zu werden. Die Rolle des unbeholfenen oder düpierten Liebhabers wird bereits von Catull und den Elegikern bespielt. Die römischen Lyriker stehen, um ein Wort Schillers zu gebrauchen, als „altkluge Professore ihrer Leidenschaft“ 45 neben sich, sie analysieren sich, wissen über ihren Zustand genau Bescheid und ver‐ mögen ihre Situation zu erfassen. Das ist natürlich auch Bebel nicht unbekannt, und er weiß, was er einer schwäbischen Elegie in antikem Gewand schuldig ist. Daher überlässt er die Bewertung seines Zustandes nicht dem Leser, sondern ahmt die Ich-Spaltung der römischen Elegiker nach und konstatiert brav, seine Entfernung aus der Universitätsstadt und dem Kollegenkreis habe ihn zum Toren, zu einem stultus, werden lassen, der sich mit seinen Tändeleien selbst einem Vergil überlegen fühle. Er weiß um die Lächerlichkeit seiner Lage, aber er kokettiert damit. Koketterie ist jedoch etwas anderes als echte Empfindung und auch etwas anderes als souveräne Selbstironie. Sie ist bei Bebel reine Äs‐ thetik und wohl auch Ausdruck von Selbstgefälligkeit. Das sei an wenigen Versen demonstriert (85-92): Hinc mihi sum visus vati foelicior: armis Diruta qui cecinit moenia celsa phrygum Sufficit en stulto dum sim cantatus amicae. De doctis penitus nec mihi cura subest At nihil est mirum sapientes infatuavit Quondam amor insanus: surripuitque animum Duraque magnorum confregit corda virorum Et gravitate deos dispoliavit amor (Daher komme ich mir fruchtbarer vor als der Dichter, der besang, wie die hohen Mauern Trojas durch Waffengewalt einstürzten. Es reicht mir Toren schon, wenn ich 470 Thomas Baier 46 Hess 1969, 353. 47 Zitiert nach Kühlmann 1997, 212. 48 Vgl. Haller 1927, 217-218: „Wie bei den meisten Humanisten, macht sich auch bei ihm mitunter die Gelehrsamkeit störend fühlbar: sie soll gezeigt werden, je frischer sie er‐ worben ist; und da häufen sich denn die entlegenen mythologischen und geschichtli‐ chen Anspielungen und Umschreibungen, die fremdartigen Ausdrücke und Wen‐ dungen.“ 49 Vgl. Hess 1969, 354. 50 Hess 1969. [d. h. meine Dichtung] nur von meiner Freundin gesungen werde. Die Gelehrten sind mir ganz egal. Kein Wunder, dass dereinst die besinnungslose Liebe die Weisen be‐ törte: sie pflegt den Verstand zu rauben, bricht den harten Sinn großer Männer, und schließlich entkleidet die Liebe selbst Götter ihrer Würde). In diesen Versen ist nahezu alles enthalten, was man über die römische Liebes‐ elegie wissen muss: Sie begehrt gegen hergebrachte Werte auf, sie schlägt tra‐ ditionelle Karrieren in den Wind und verschreibt sich dem nullo consilio vivere wie Properz, der vita iners wie Tibull oder dem otium im Stile Catulls. Im Übrigen ähneln die Wirkungen der Liebe denen des Weins - schließlich hängt beides zusammen -, und so klingt auch noch Horazens scherzhafter Hymnus Carm. 3, 21 an eine Weinamphore an. Die komische Selbstbeschreibung ist mit Bildung überfrachtet. Wie gesagt, die deutschen Dichtungen Bebels sind nicht erhalten. Stattdessen ist umgekehrt die Übersetzung eines damals bekannten Volksliedes in lateini‐ sche Distichen überliefert. Das anmutige Lied hat sieben Verse. Es erzählt, wie ein Mädchen morgens seinen Geliebten verabschiedet, erinnert also an ein Ta‐ gelied. Sprecher ist ein Beobachter, der die Szene heimlich verfolgt. Das Lied beginnt: „Ich stund an einem morgen / heimlich an einem Ort […]“. 46 Bebel hat aus den sieben deutschen Versen 78 lateinische gemacht. Er beginnt: Tempore quo coniunx tithonum mane reliquit / Occulto steteram conditus ipse loco (1-2). 47 Der schlichte Morgen verschwindet hinter einer schweren mythologischen Um‐ schreibung, die Leichtigkeit des Volksliedes ist dahin, 48 von der Tatsache, dass es im lateinischen Versmaß seinen Rhythmus und damit seine Melodie verloren hat, gar nicht zu reden. 49 All das ist beflissen, und zeugt von einem Dichter, der aus der Haut des Schulmeisters nicht heraus kann. Mag er auch noch so sehr das Landleben preisen, ist er doch vor allem poeta doctus. Günter Hess hat an diesem Zwiespalt zwischen Authentizität und Künstlichkeit die „Gattungsprobleme zwischen Volkssprache und Latinität um 1500“ 50 exemplifiziert. Bebel selbst spricht das Problem zumindest an, wenn er etwa im Vorwort der Facetien die prinzipielle 471 Heinrich Bebel in Ingstetten 51 Widmungsbrief an Petrus Jacobi aus Arlon, zitiert nach Bebermeyer 1931, 4. 52 Hess 1971, 315 hat am Werk Bebels „die Übertragung volkssprachlicher Formen in den Traditionsraum der Latinität, die Desintegration von Formen der antiken lateinischen Literatur und Bauelementen der volkssprachlichen Moralsatire, de[n] stilistische[n] Modellcharakter dieser Legierungen und Verbindungen“ aufgezeigt. Daran wird deut‐ lich, dass die unterschiedlichen Sprachen auch unterschiedliche Bildungshorizonte vo‐ raussetzen. Unübersetzbarkeit eines Witzes konstatiert: Was in der einen Sprache amüsant sei, sei es nicht notwendigerweise auch in einer anderen: Ea enim, quae in ver‐ nacula lingua iocose atque facete dicuntur, vix eadem quadrabunt in latino. 51 So ist auch die Selbstdarstellung des Liebhabers in der römischen Elegie nicht ohne Weiteres auf das schwäbische Land zu übertragen. Kunst und Leben Abgesehen von der Übersetzungsproblematik hat Bebel aber, ohne dass er das wollte, ein anderes Thema angeschnitten, nämlich dasjenige von Kunst und Form und damit die Frage, ob Kunst als „echt“ und „tief empfunden“ erfahren wird oder ob sie zwar „gut gemacht“, vielleicht auch „gekonnt“, aber dennoch künstlich erscheint. Das ist eigentlich ein Thema der Romantik. Neben dem Gegensatz zwischen lateinischer Elegie und vulgaris cantio spielt hier auch der Gegensatz von Stadt und Land eine Rolle. Der Flüchtling vor der Pest sieht sich auf einmal mit der Natur konfrontiert und macht sie zum Ge‐ genstand seiner Dichtung. Doch eigentlich fehlen ihm dazu die Worte, da ihm nur das Instrumentarium der römischen Liebeselegie zur Verfügung steht. Denn weder die namenlose agasina noch Ursula sind mit Lesbia, Cynthia oder Corinna zu vergleichen. Die Sprachgrenze wird zum Hindernis, weil der Lateiner Bebel zu sehr auf den Gattungsrahmen und die Stilebene seiner Vorbilder festgelegt ist. Die humanistisch-lateinische Schriftkultur ist der volkssprachlichen Unter‐ schicht nicht gewachsen. Deshalb ist Bebels Landflucht ein literarisches Miss‐ verständnis. 52 Die Romantik hat das Ideal des Dichters hervorgebracht, der mit der Natur eins wird. Bebel versucht stattdessen, die Natur zu beherrschen, indem er sie sich mit Plinius’ Naturkunde in der Hand untertan macht. Er hat ein eher tech‐ nisches Verhältnis dazu. Das gilt auch für sein Dichten, denn wenn er feststellt Pro numerisque placent nunc barbara verba latinis (53), „Statt der lateinischen Rhythmen gefallen mir volkssprachliche Wendungen“, so ist auch das rein ins‐ trumentell aufzufassen: Er muss eben von den lateinunkundigen Mädchen ver‐ standen werden. Bebel als Landschafts- und Liebesdichter trägt Züge einer Ka‐ 472 Thomas Baier 53 Vgl. dazu Lotze 1978, an dessen Deutung sich das Folgende anlehnt. 54 Vgl. Lotze 1978, 40. Eine gewisse Entsprechung zu den unpoetischen Wörtern bei Busch ist der Verweis auf Plinius’ Naturkunde bei Bebel. rikatur. Aus seinem Professorenumfeld herausgerissen, wird er zum Sinnbild eines verhinderten Dichters. Karikatur des romantischen Dichters Ein eindrückliches Beispiel für den ‚verhinderten Dichter‘ hat - si parva licet componere magnis - Wilhelm Busch mit der Figur des Balduin Bählamm ge‐ schaffen. Diese kleine Bildergeschichte liest sich wie ein satirischer Kommentar auf Bebels Gedicht. Wahrscheinlich hat Busch dieses gar nicht gekannt, aber er thematisiert, was Bebels Gedicht unbeabsichtigt vorführt: die Rolle des sich in die Volksdichtung verirrenden Bürgers. 53 Busch hatte ein Faible für sprechende Namen. Von einem, der Balduin Bäh‐ lamm heißt, wird man also von vornherein nicht allzu viel erwarten. Wo liegen nun die Parallelen? Zunächst in der Bedeutung der Landschaft für die Dichtung. Bebel hatte versucht, mit den Formeln der bukolischen Dichtung die Schwäbi‐ sche Alb als poetische Landschaft zu erfassen. Auch Bählamm kennt die inspi‐ rierende Kraft der Natur: In freier Luft, in frischem Grün, Da, wo die bunten Blümlein blühn, In Wiesen, Wäldern, auf der Heide, Entfernt von jedem Wohngebäude, Auf rein botanischem Gebiet, Weilt jeder gern, der voll Gemüt. In den Volksliedton dieser Buschverse mischen sich unpoetische Wörter und Junkturen wie „Wohngebäude“ und „botanisches Gebiet“. 54 Zusammen mit den unreinen Reimen entlarven sie den Verseschmied als Fremdling in der „Poeten‐ dimension“. Dieses technoide Kompositum verwendet Busch selbst für Bäh‐ lamms Dichterdasein. Warum überhaupt dichten? Diese Frage hätten Bählamm und Bebel gleich beantwortet: Der Dichter hat Glück in der Liebe. In einer plumpen Anspielung auf Petrarcas Sonette - die Anspielung liegt in der em‐ blematischen Verwendung des Namens Laura - führt Busch zum Los des Dich‐ ters im Allgemeinen aus: Ein schönes Los! Indessen doch Das allerschönste blüht ihm noch. 473 Heinrich Bebel in Ingstetten 55 Vgl. Lotze 1978, 38. Denn Laura, seine süße Qual, Sein Himmelstraum, sein Ideal, Die glühend ihm entgegenfliegt, Besiegt in seinen Armen liegt, Sie flüstert schmachtend inniglich: „Göttlicher Mensch, ich schätze dich! Und dass du so mein Herz gewannst, Macht bloß, weil du so dichten kannst! ! “ Oh, wie beglückt ist doch ein Mann, Wenn er Gedichte machen kann! Bei Bebel hatten wir ein instrumentelles Verhältnis zur Dichtung festgestellt. Er macht ja keinen Hehl daraus, dass ihm seine Verse dazu dienen, die weibliche Landjugend zu beeindrucken. Und ebenso ist es in Buschs Satire, denn auch sein Held dichtet aus purer Berechnung: Dichtung als Mittel zum Zweck. Also führt Busch seinen Helden folgendermaßen ein: Ein guter Mensch, der Bählamm hieß Und Schreiber war, durchschaute dies. Der Relativsatz mit der Berufsbezeichnung „Schreiber“, aus der Perspektive des Autors gesprochen, fällt das Urteil eigentlich gleich zu Beginn. Ein gelernter Schreiber weiß sich zu behelfen. Bebel standen die einschlä‐ gigen, man könnte sogar sagen: abgegriffenen Epitheta der lateinischen Bukolik zur Verfügung. Auf die schwäbische Landschaft angewandt, verklumpten sie ihm zum Cliché. Bählamm betrachtet das Tun des Dichters noch äußerlicher. Er ‚schlüpft‘ zum Feierabend in das Dichterkleid, das er mit den Bauformen der Lyrik gleichsetzt: Zu Hause hängt er Hut und Rock An den gewohnten Kleiderstock Und schmückt in seinem Kabinett Mit Joppe sich und Samtbarett, Die, wie die Dichtung Vers und Reim, Den Dichter zieren, der daheim. „Vers und Reim“, man könnte ergänzen, Epitheta, Rhythmus, Melodie, sind ihm bloßer Zierrat. Das erweist ihn als Dilettanten. 55 Bebel hatte sich eingeredet, von der Landluft zu einem Liebesdichter zu werden, der selbst den Epiker Vergil in den Schatten stellt. In der rustikalen Unverdorbenheit glaubte er, eine Quelle 474 Thomas Baier 56 Bählamm wird nicht zuletzt durch Zahnschmerzen vom Dichten abgehalten. Bebel be‐ schreibt in einer Elegie an den fliehenden Schlaf aus dem Jahr 1494, wie die Muse vor ihm „schaudernd ihr Haupt verhüllt“, weil er an Diarrhoe leidet, vgl. Ellinger 1929, 440. Beiden steht mitunter allzu Menschliches im Weg. moralischer und dichterischer Kraft zu finden. Immerhin war er dabei so geis‐ tesgegenwärtig, diese Haltung als Torheit zu beschreiben. Balduin Bählamm ist gänzlich frei von solcher Selbsterkenntnis, sieht die Dinge ansonsten aber ge‐ nauso: Ein großer Geist, wie Bählamm seiner, ist nicht so ratlos wie ein kleiner. Er sieht, ihm mangelt bloß im Grunde Der stille Ort, die stille Stunde, Um das, was nötig ist zum Dichten, Gemächlich einsam zu verrichten; Und also gleich spricht der Verstand: Verlaß die Stadt und geh aufs Land! Wo Biederkeit noch nicht veraltet, Wo Ruhe herrscht und Friede waltet. Was Bebel seine agasina war, ist Bählamm die Stallmagd Rike Mistelfink. Bebel hatte für seine Buhlschaft rigidos cum frigore nimbos (65) ertragen, für Bählamm endet das nächtliche Stelldichein mit einem Bad im Tümpel. 56 Es sind also die immer gleichen Motive, die sich über die Jahrhunderte er‐ halten haben und die Wilhelm Busch genüsslich aufspießt. Was an Bebels Ge‐ dicht jedoch am meisten stört, ist die solide Bräsigkeit und Selbstbezüglichkeit des Dichters. Busch hat dazu scheinbar den Kommentar geschrieben: […] Stillbeglückt Hat er sich was zurechtgerückt Und fühlt sich nun in jeder Richtung Befriedigt durch die eigne Dichtung. Bebel ist in seinem Exil auf der Schwäbischen Alb eigentlich ein Heimkehrer; doch die barbara carmina, die ihm seine Umgebung abverlangt, machen ihn - malgré lui - zum Fremdling. Er tröstet sich darüber hinweg, indem er dichtet und das Ergebnis seiner Anstrengung stolz an Johannes Brassicanus schickt. Ob der kurze Aufenthalt eine nachhaltige Wirkung gehabt hat, ist schwer zu sagen. Tatsache ist aber, dass er zeitgleich mit der Kehre in Bebels Leben stattfindet, 475 Heinrich Bebel in Ingstetten 57 Der Umschwung in Bebels Denken kann einerseits durch die Exilerfahrung begründet sein, andererseits durch die Situation des Reichs, vgl. Krapf 1979, 105-106. die aus dem Lehrer der Latinität den „deutschen Humanisten“ machte, als den ihn die Handbücher apostrophieren. 57 Literaturverzeichnis Baier, Thomas: Das Irrationale bei Lucrez, Würzburger Jahrbücher N. F. 34, 2010, 97-114. Bebel, Heinrich: Oratio ad regem Maximilianum de laudibus et amplitudine Germaniae (Innspruck 1501), Pforzheim: Thomas Anshelmus 1504 [VD 16 B 1240]. Bebel, Heinrich: Proverbia germanica, herausgegeben von Willem Suringar, Leiden 1879 (ND 1969). Bebel, Heinrich: Facetien. Drei Bücher, historisch-kritische Ausgabe von Gustav Beber‐ meyer, Leipzig 1931. Bebel, Heinrich: Triumphus Veneris. Ein allegorisches Epos von Heinrich Bebel. 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Navigatio fuit non inamoena, nisi quod circa meridiem solis aestus erat submolestus. Brisaci pransi sumus, sed ita ut nunquam insuavius. Nidor enecabat, tum nidore graviores muscae. Desedimus plus semihoram ad mensam otiosi, donec adornarent scilicet illi suas epulas. Tandem nihil appositum est quod edi posset; sor‐ didae pultes, offae, salsamenta non semel recocta, merae nauseae. […] Sub noctem eiecti sumus in vicum quendam frigidum; cuius nomen nec libuit scire nec, si sciam, velim edere. Illic paene exstinctus sum. In hypocausto non magno cenavimus plus opinor sexaginta, promiscua hominum colluvies, idque ad horam ferme decimam: o qui fetor, qui clamor, praesertim ubi iam incaluerant vino! Et tamen ad illorum clep‐ sydras erat desidendum. Mane multa adhuc nocte e stratis exturbamur clamore nau‐ tarum. Ego et incenatus et insomnis navim ingredior. (Erasmus grüßt seinen Rhenanus. Erfahre, mein Beatus, die ganze Tragikomödie meiner Reise. Ich habe, wie du weißt, Basel noch in empfindlichem und ein wenig mattem Zustand verlassen, denn ich hatte mich noch nicht wieder an das Wetter ge‐ 2 Halkin 1992, 149. 3 Halkin 1992, 73; vgl. ferner die Einleitungen der Herausgeber von Enchiridion und Institutio - Domanski / Marcel in: ASD V‒8, 43‒44; Herding in: ASD IV‒1, 101. wöhnt. Ich hatte mich ja auch so lange Zeit zu Hause vergraben und war zudem ständig mit Arbeiten beschäftigt. Die Schifffahrt war nicht unangenehm, abgesehen davon, dass um die Mittagszeit die Sonnenhitze sehr lästig war. Wir haben in Breisach ge‐ gessen, aber so schlecht wie noch nie! Der Küchendunst hat mich fast umgebracht - und die Fliegen, die noch schlimmer waren als dieser Dunst. Wir haben länger als eine halbe Stunde untätig bei Tisch gesessen, bis die endlich ihre Speisen zubereitet hatten. Dennoch wurde dann nichts serviert, was man hätte essen können. Schmutziger Brei, Fleischklöße, Fischbrühe, die nicht nur einmal wieder aufgewärmt war, es war rein zum Kotzen. […] Am späten Abend verschlug es uns in irgendein ungemütliches Kaff, dessen Namen ich gar nicht wissen wollte - und wenn ich ihn wüßte, würde ich ihn nicht nennen. Da bin ich fast gestorben. Wir haben in einem nicht sonderlich großen beheizten Zimmer gespeist, mit wohl mehr als sechzig Personen, einer bunt zusam‐ mengewürfelten Menge von Menschen - und das bis fast zehn Uhr! Was für ein Ge‐ stank, was für ein Lärm, besonders, nachdem sie sich schon am Weine berauscht hatten! Und dennoch mussten wir nach ihrer Uhr sitzenbleiben. Morgens - eigentlich noch mitten in der Nacht - werden wir vom Geschrei der Schiffer aus unseren Betten gerissen. Ich besteige also ungefrühstückt und unausgeschlafen das Schiff). Die Reise, deren Anfang Erasmus hier schildert, wird immer schlimmer; das Wetter wird nicht besser, das Essen auch nicht, die Schlaflosigkeit und die Fei‐ erlaune der Kanoniker, die den großen Gelehrten auf jeder Station seiner Reise behelligen, ihn zum Trinken und Disputieren auffordern, zermürben ihn. In Köln steckt sich Erasmus auch noch an der Pest an, die er jedoch glimpflich über‐ steht. 2 Löwen war in jener Zeit sein Hauptwohnsitz, aber in Basel war die Fro‐ bensche Offizin, in der Erasmus von Mai bis August 1518 unablässig arbeitete, um die Neuauflagen des Enchiridion militis Christiani und der Institutio principis auf den Weg zu bringen. 3 Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen großen Teil Europas gesehen: Paris, England, Italien, Basel - und er hatte an allen diesen Orten Kontakte zu den bedeutendsten Würdenträgern und Gelehrten seiner Zeit geknüpft. Dabei hatte es zu Beginn seines Lebens noch so ausgesehen, als würde er ein Leben als Mönch führen müssen. Nachdem Erasmus im Alter von etwa vierzehn Jahren beide Eltern verloren hatte, wurde er von seinem Vormund für das Leben im Kloster bestimmt. Bei einem Besuch im Augustinerkloster Steyn bei Gouda traf er auf einen alten Freund aus gemeinsamen Tagen in der Schule der Brüder vom gemeinsamen 480 Felix Mundt 4 Zum Einfluss Gerards auf Erasmus vgl. Charlier 1977, 82-86. 5 Compendium vitae, in: Epistolae, ed. Allen 1, p. 50, l. 81‒94: Ibi reperit Cornelium, quem Daventriae habuerat sodalem in eodem cubiculo. Is nondum acceperat sacrum illum cultum; viderat Italiam, sed redierat parum doctus. Hic suum agens negotium coepit mira loquentia depingere vitae genus sanctissimum, copiam librorum, otium, tranquillitatem, sodalitatem angelicam. Quid non? […] Interea, tametsi adolescens, sensit quam non esset illic vera pietas. Et tamen totum illum gregem excitavit ad studium. Parantem abire ante professionem partim pudor humanus, partim minae, partim necessitas coercuit. - Professus est („Dort traf er jenen Cornelius wieder, mit dem er sich in Deventer ein Zimmer geteilt hatte. Dieser hatte die Gelübde noch nicht abgelegt. Er hatte Italien gesehen, aber war nicht besonders gelehrt zurückgekommen. Er betrieb sein Geschäft und begann mit staunenswerter Eloquenz, diese ach so heilige Art der Lebensführung zu schildern: die Menge an Büchern, die Muße, die Ruhe, die engelsgleiche Gemeinschaft. Why not? […] Unterdessen fühlte Erasmus also, obwohl noch Jugendlicher, dass dort wahre Fröm‐ migkeit keineswegs zu finden war. Und dennoch spornte er diesen ganzen Haufen zum Lernen an. Er war schon bereit, vor der Profess das Weite zu suchen, aber menschliches Schamgefühl, Drohungen und Mittellosigkeit hinderten ihn daran. So legte er also die Profess ab“). 6 Charlier 1977, 72-80. Zur Biographie C.G. van Leijenhorst in: Bietenholz 1985-1987, Bd. 3, 167‒168. 7 Epist. 4-9, 11, 13, 15; Carm. 103. 8 Huizinga 1928, 11. 9 Halkin 1992, 20‒21. Leben in Deventer, Cornelius Gerard. 4 Weil der ihm, so erläutert Erasmus in seiner Autobiographie aus dem Jahr 1524, vom Leben im Kloster in den glüh‐ endsten Farben vorschwärmte, trat er ebenfalls ein: Schließlich, so schreibt Erasmus mit einem vernehmbaren Seufzer über den eigenen Entschluss, pro‐ fessus est. 5 Dennoch schließt er in dem Konvent sehr enge Freundschaften, unter anderem mit seinem etwa gleichaltrigen Mitbruder Servatius Rogerus. 6 Aus der Freundschaft wird Liebe - so jedenfalls kann man die Briefe und auch das Ge‐ dicht lesen, das Erasmus in den Jahren 1487/ 1488 an seinen Freund richtete. 7 Erasmus scheint in seinen Mitbruder ernsthaft verliebt, oder wie Johan Huizinga es in seiner klassischen Biographie ausdrückte: „Für das Verständnis seines Charakters, wie er später erscheint, ist es nicht ohne Bedeutung, dass man sich erinnert: Erasmus ist einmal sentimental gewesen.“ 8 Am 25. April 1492 empfing Erasmus die Priesterweihe in Utrecht durch Bi‐ schof David von Burgund. Vermutlich war dieser es auch, der Erasmus die Mög‐ lichkeit eröffnete, der Enge des Klosterlebens zu entkommen, indem er ihn an seinen Kollegen Hendrik von Bergen, den Bischof von Cambrai, als Sekretär empfahl. 9 Erasmus verließ also mit Genehmigung seiner Vorgesetzten das Kloster, formell immer noch ein Kanoniker, ein Priester, mit der Verpflichtung irgendwann einmal wieder zurückzukehren. Doch Erasmus sollte niemals nach Steyn zurückkehren. Vier knappe Briefe an Servatius Rogerus sind aus den 481 Die Fremde als Heimat 10 Epist. 185 und 189 (1505/ 6, aus England); Epist. 200 und 203 (1506, aus Florenz und Bologna). Servatius war 1504 Prior geworden. Erasmus hielt es 1505/ 6 offenbar bereits für notwendig, dem Prior über seinen Aufenthaltsort zu informieren. Ausführliche Rechtfertigungen wie in dem Brief von 1514 finden sich hier jedoch noch nicht. 11 Epist. 225; 228; 237. 12 Meißinger 1948, 172‒173. 13 Epist. 296, Allen Bd. 1, 564-573. 14 Der Begriff vitae genus kommt - die Varianten vitae ratio und vitae institutio einge‐ schlossen - insgesamt fünfzehnmal vor: Epist. 296, 11; 12; 16; 21; 24; 26; 29; 32; 40; 45; 58; 161; 169; 205; 206. 15 Vgl. Enchiridion militis Christiani p. 300, l. 123‒125 = Epist. 164, 28: Monachatus non est pietas, sed vitae genus pro suo cuique corporis ingeniique habitu vel utile vel inutile. Vgl. Coppens 1972, 822. Jahren 1505 und 1506 erhalten, in denen von der früheren Zuneigung nichts mehr zu spüren ist. 10 Erasmus bereist fortan Europa. Nur die wichtigsten Stati‐ onen seien genannt: Ab 1495 studierte er in Paris Theologie, in die Jahre 1499/ 1500 fällt sein erster Besuch in England, 1506-1509 bereiste er Italien, an‐ schließend kehrte er zurück nach England und scheint so zufrieden und kon‐ zentriert gewesen zu sein, dass aus der Zeit von Sommer 1509 bis Frühjahr 1511 kein einziger Brief erhalten ist. Bald holten ihn jedoch die Geldsorgen wieder ein. Als die Korrespondenz wieder einsetzt, klagt er über die prekären finan‐ ziellen Verhältnisse, in denen er sich befindet. 11 Zwar hat er einen Lehrauftrag für Theologie und Gräzistik an der Universität Cambridge, aber finanzielle Un‐ abhängigkeit hat er noch immer nicht erreicht. Auch eine kleine Pfründe, die ihm der Erzbischof von Canterbury zuweist, kann ihn nicht befriedigen. 12 Er beschließt, nach Basel zu ziehen, wo ihn die Zusammenarbeit mit dem renom‐ mierten Drucker Johannes Froben lockt. II. Ein Brief aus der Heimat Erasmus steht kurz vor einer neuen Etappe seines Lebens, er ist mittlerweile Mitte Vierzig, als ihn im Juli 1514 ein Brief mit der Aufforderung zur Rückkehr in sein altes Kloster in Steyn erreicht, vom Prior persönlich. Dieser ist aber kein anderer als Servatius Rogerus, sein Freund aus Jugendtagen. Erasmus schreibt ihm einen langen Brief, in dem er über sein bisheriges Leben, seine Schriften und seine Überzeugungen ausführlich Rechenschaft ablegt. 13 Durchgehendes Thema ist das vitae genus, die Frage nach der angemessenen Lebensweise oder Lebensform. 14 Das Mönchtum ist für ihn nur eine von vielen. 15 Erasmus betont zunächst, dass er von Jugend an niemals nach einem Leben im Kloster gestrebt habe, sondern unter Zwang seiner Vormünder und aus jugendlicher Unwissen‐ heit gehandelt habe. Von allem anderen abgesehen, vertrage er das holländische 482 Felix Mundt 16 Epist. 296, 58‒59: denique tota vitae ratio, cui si detraxeris caerimonias, non video quid relinquas expetendum; 72‒78: In loco, in cultu, in victu, in caerimoniolis quibusdam Christum et pietatem collocamus. Actum putamus de illo qui vestem albam commutarit in nigram, aut qui cucullum pileo verterit, qui locum subinde mutet. Ausim illud dicere, magnam Christianae pietatis perniciem ex istis quas vocant religionibus exortam esse, tametsi pio fortassis studio primum inductae sunt. Vgl. Encomium Moriae p. 160, l. 1538‒ 1577. 17 Epist. 296, 84-87: „Wieviel eher ist es in Christi Sinne, den gesamten christlichen Erd‐ kreis als ein Haus und gleichsam ein Kloster zu betrachten, und alle Menschen als Mit‐ kanoniker und Mitbrüder anzusehen.“ 18 Epist. 296, 206‒207. 19 Epist. ed. Allen 1, 47-52. 20 Ausführlich interpretiert von Enenkel 2008, 467-512. Epist. 296 wird ebd., 486 nur am Rande erwähnt („nervöses Antwortschreiben“). Klima nicht, und auch das Essen im Kloster würde ihn töten. Er führe das Leben eines Gelehrten, ins Kloster würde er nicht mehr recht passen. Dann äußert er Kritik an den kleinlichen Regeln der einzelnen Ordensgemeinschaften hinsicht‐ lich Kleidung und Alltagsgestaltung, eine Kritik, wie man sie auch aus anderen seiner Schriften kennt. 16 Das monastische Leben sieht Erasmus weder als ein Privileg noch als besonders gottgefällig an. Vielmehr sei die ganze Welt das Zuhause des Christen: Quanto magis est e Christi sententia totum orbem Chris‐ tianum unam domum et velut unum habere monasterium, omnes concanonicos et confratres putare. 17 So hätten es auch bedeutende Männer der klassischen und christlichen Antike gehandhabt: Solon, Pythagoras, Platon, Paulus, Hiero‐ nymus. Darauf fasst er seine bisherigen Reisen zusammen und weist auf die Wertschätzung hin, die er insbesondere in Italien und England genießt. Nach einem Katalog seiner bisherigen Hauptwerke legt Erasmus Rechenschaft über seine Kleidung ab, unter anderem darüber, dass er die Ordenstracht längst ab‐ gelegt hat. Im Land seiner Geburt aber fühlt er sich schon längst nicht mehr zu Hause: Sed in Hollandia quid agam non video. 18 Erasmus’ autobiographisches Self-Fashioning ist an sich recht gut erforscht, und dennoch zeigt ein Blick auf die Forschungslage, dass unser Brief im Schatten der anderen Rechenschaftsberichte aus Erasmus’ Feder steht, namentlich des Compendium vitae von 1524, 19 eines aus demselben Jahr stammenden Briefes über die Probleme des in der Jugend eingeschlagenen Lebensweges und das Tragen der Ordenstracht (Epist. 1436) sowie des Briefes 447 von 1516 (ein pseu‐ donymisiertes Schreiben an die päpstliche Kurie betreffend den Dispens vom Tragen der Ordenskleidung und das Recht auf den Erhalt kirchlicher Benefi‐ zien). 20 Der Brief an Servatius ist jedoch aus mehreren Gründen besonders in‐ teressant: erstens weil er das früheste Dokument unter den autobiographischen Skizzen des Erasmus ist, zweitens weil er nicht aus einer Position der ruhigen 483 Die Fremde als Heimat 21 Erasmus, Epist. 22, 18‒20 ( Juni 1489) an Cornelius Gerard: Qui si Hieronymianas epistolas recte aspicerent, intellegerent utique rusticitatem sanctimoniam non esse, nec disertitu‐ dinem impietatem. Quod autem ad eas lectitandas me invitas, habeo gratissimum. Iam olim tamen eas non modo legi, sed et quotquot sunt propriis ipse descripsi articulis. Vgl. Godin 1988, 694; Bietenholz 1989, 206-208. 22 Coppens 1972, 823; Maguire 1973, 266; Rice 1985, 132‒133; Olin 1987, 45‒46; Jardine 1993, 73‒74; Pabel 2008, 178‒179. Selbstbetrachtung heraus verfasst ist, sondern als Reaktion auf eine heikle Si‐ tuation, die für ihn unangenehm hätte ausgehen können, drittens weil Formu‐ lierungen aus diesem Brief noch im zehn Jahre später entstandenen Compen‐ dium vitae auftauchen und weil hier Selbsteinschätzung und Selbststilisierung des Erasmus noch ungefilterter und spontaner geäußert werden als in den spä‐ teren Schriften. Ich möchte im Folgenden untersuchen, mit welchen argumen‐ tativen Mitteln Erasmus auf die Forderung nach der Rückkehr ins Kloster rea‐ giert und wie er dabei die Reisetätigkeit in der Fremde gegenüber der Sesshaftigkeit, das Leben als Gelehrter gegenüber dem Klosterleben und die Freiheit der Kleidungswahl gegenüber dem Tragen der Ordenstracht privilegiert und als seine eigentliche Bestimmung darstellt. III. Abwehr I: Hieronymus als Vorbild Als der Brief von Servatius Rogerus Erasmus erreicht, ist dieser, wie bereits erwähnt, gerade auf dem Weg von England nach Basel. Konkreter Anlass für diesen Ortswechsel ist der Wunsch, an der in Basel bei Amerbach und Froben entstehenden Hieronymus-Gesamtausgabe mitzuwirken. Erasmus wird dort die Edition der Briefe übernehmen, die ihn seit frühester Jugend faszinierten und die er schon als Jugendlicher abgeschrieben hatte. 21 Bereits seit 1512 arbeitete er in England außerdem an seiner Neuausgabe des Neuen Testaments nebst lateinischer Übersetzung. In diesen Jahren der Arbeit am Neuen Testament und an den Werken des Hieronymus, ziemlich genau im Jahrzehnt zwischen 1514 und 1524, formte sich bei Erasmus der Gedanke, die eigene Person, die eigene Vita an dem großen Philologen unter den lateinischen Kirchenvätern auszu‐ richten. Dies wird bislang vor allem an der Hieronymusvita des Erasmus fest‐ gemacht, die er der großen Basler Ausgabe voranstellte, die sehr persönliche Bemerkungen enthält und dem Kirchenvater ein erasmisches Wesen verleiht, 22 zweitens an den den beiden Porträts aus den Jahren 1517 und 1524, die Quentin 484 Felix Mundt 23 Genannt wird stets vor allem ein Bildnis des Hieronymus als Gelehrten von Jan van Eyck; vgl. Bietenholz 1989, 210‒211; Jardine 1993, 76‒77; Müller 1997, 199. Die Aufschrift auf dem Schnitt des Buches, auf dem Erasmus’ Hände auf dem Holbeinporträt ruhen, ΗΡΑΚΛΕΙΟΙ ΠΟΝΟΙ, wird bald auf die Ausgabe der Hieronymusbriefe, bald auf die Adagia hin gedeutet, vgl. Pabel 2008, 2-4 und 8; Jardine 1993, 42 und 45. Erasmus selbst sah beide Arbeiten als gleichermaßen herkulisch an und nennt sie im Adagium 2001 gleichberechtigt Herculei labores (ASD II‒5, p. 40). 24 Epist. 296, 89‒93: At laudatur Solonis, Pythagorae Platonisque peregrinatio. Vagabantur et Apostoli, praecipue Paulus. Divus Hieronymus etiam monachus nunc Romae est, nunc in Syria, nunc in Antiochia, nunc alibi atque alibi; et canus etiam sacras persequitur literas. 25 Hier. Epist. 53, 1, 2: legimus in ueteribus historiis quosdam lustrasse prouincias, nouos populos adisse, maria transisse, ut eos, quos ex libris nouerant, coram quoque uiderent. Sic Pythagoras Memphiticos uates, sic Plato Aegyptum et <propter> Archytam Tarentinum eam quoque oram Italiae, quae quondam Magna Graecia dicebatur, laboriosissime pera‐ grauit, ut, qui Athenis magister erat et potens cuiusque doctrina Academiae gymnasia personabant, fieret peregrinus atque discipulus, malens aliena uerecunde discere quam sua aliis inpudenter ingerere. 26 Epist. 296, 94. 27 Schild 1970, 42; Pabel 2008, 23. 28 Tomus Quartus Epistolarum Sive Librorum Epistolarium Divi Eusebii Hieronymi Stri‐ donensis, Complectens TA ΕΞΗΓΗΜΑΤΙΚΑ, Nempe, Quae Ad Expositionem Divinae Scripturae Faciunt, Basel: Froben 1516, fol. 2 r . 29 Der Brief wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts auch mehrfach separat gedruckt, s. Pabel 2008, 40; 44; 47. Metsys und Hans Holbein von ihm anfertigten und die Ähnlichkeiten mit dem Bildtyp des Hieronymus als Gelehrten aufweisen. 23 Der Brief an Servatius wurde bislang nicht in diesen Kontext gestellt, doch es wird sich zeigen, dass gerade er ein wichtiges Zeugnis für die Identifikation des Erasmus mit Hieronymus liefert. Die Reihe der Beispiele für bedeutende Reisende aus der heidnischen und der christlichen Antike, die Erasmus als seine Vorbilder anführt, 24 erinnert nämlich stark an den Eingang von Hieronymus’ Brief 53 an Paulinus von Nola. Wie Hieronymus dort nennt Erasmus Pythagoras, Plato und Paulus 25 und schließt mit dem Heiligen selbst. Der erste Satz des fol‐ genden Absatzes, at non sum cum hoc conferendus, fateor, 26 ist entlarvend. In Wirklichkeit vergleicht sich Erasmus natürlich sehr wohl mit Hieronymus, und darauf soll der Leser gestoßen werden. Gerade Hieronymus’ Epist. 53 hat als potenzieller Intertext bzw. Prätext in der Frühen Neuzeit herausragende Kraft, denn dieser Brief dient - analog zur Praxis in der überwiegenden Mehrzahl der Vulgatahandschriften seit dem 9. Jahrhundert - als Vorwort zu den gedruckten Ausgaben der lateinischen Bibel. 27 Auch im vierten Band der Frobenschen Hieronymusausgabe ist Epist. 53 der erste Text. 28 Jeder Leser des 16. Jahrhunderts kennt also diesen Brief als Seite 1 der lateinischen Heiligen Schrift. 29 485 Die Fremde als Heimat 30 Hier. Epist. 53; 58; 85. 31 Zu Paulinus’ Biographie Günther 2000, 426, weitere Literatur verzeichnet Mratschek 2002, 49, Anm. 1. 32 Mratschek 2002, 90. 33 Hier. Epist. 53, 1, 1: uera enim illa necessitudo est, Christi glutino copulata, quam non utilitas rei familiaris, non praesentia corporum tantum, non subdola et palpans adulatio, sed timor domini et diuinarum scripturarum studia conciliant. Ähnliche Formulierungen begegnen in den Hieronymusbriefen häufiger, s. Conring 2001, 71. 34 Hier. Epist. 53, 1, 3: ad Titum Liuium lacteo eloquentiae fonte manantem uisendum de ultimo terrarum orbe uenisse Gaditanum quendam legimus. Vgl. Plin. Epist. 2, 3, 8 mit Mratschek 2002, 228‒229. 35 Dzielska 1986, 15. Epist. 53 ist der erste von drei Briefen, die Hieronymus an Paulinus schrieb, dessen Gegenbriefe leider nicht erhalten sind. 30 Paulinus von Nola hatte sich in einer Zeit an den sieben Jahre älteren, in Bethlehem weilenden Hieronymus gewandt, als er auf der Suche nach geistlicher Anleitung war. Er stammte aus Bordeaux, war äußerst wohlhabend, ein Schüler des Ausonius, war 377 Suffekt‐ konsul gewesen, 380 Statthalter von Campanien, war in den 380er Jahren zum Christentum konvertiert und hatte um 390 gemeinsam mit seiner Frau Therasia beschlossen, sein Leben fortan ganz in den Dienst Christi zu stellen. 393 oder 394 wurde er zum Priester geweiht und war sich unsicher, wo und wie er sein weiteres Leben verbringen sollte. 31 Sollte er etwa ein zurückgezogenes, asketi‐ sches Leben in Italien oder Spanien führen, sollte er das Heilige Land bereisen? Auf alle diese Fragen versucht Hieronymus in seinem Brief eine Antwort zu geben. Er ist der Ältere, der Gelehrtere, aber sein Gegenüber steht in der ge‐ sellschaftlichen Hierarchie höher. Paulinus hatte die höchsten Staatsämter inne und ist als wohlhabender Mann, der im Begriff ist, sein Vermögen zu veräußern, ein wertvoller Kontakt und ein möglicher Patron für Hieronymus’ weitere Vor‐ haben. 32 Hieronymus betont zunächst, dass die Freundschaft, die aus Paulinus’ Schreiben spricht, durch Christi glutinum, den ‚Klebstoff Christi‘, Bestand habe. 33 Dann kommt er sogleich auf die großen Bildungsreisenden der paganen Antike zu sprechen. Offenbar hat Paulinus in Erwägung gezogen, Hieronymus im Heiligen Lande zu besuchen und sich von ihm unterweisen zu lassen. Hie‐ ronymus nennt Pythagoras, der Ägypten bereist haben soll, ebenso wie Platon, der auch in Italien war als einer, der zu Hause in Athen ein angesehener Lehr‐ meister war und doch lieber peregrinus und discipulus sein wollte. Aus Plinius dem Jüngeren bezog er die Anekdote, dass ein Mann aus Gades zu Livius gereist sei, 34 und als positives Beispiel wird sogar Apollonius von Tyana bemüht, jener Holy Man, den pagane Kreise im 4. Jahrhundert eigentlich als heidnische Ge‐ genfigur zu Christus aufgebaut hatten. 35 Dieser, so schreibt Hieronymus, habe 486 Felix Mundt 36 Epist. 53, 1, 4. 37 Vgl. Schild 1970, 46-48. 38 Hier. Epist. 53, 6, 1: Haec a me perstricta sunt breuiter […], ut intellegeres te in scripturis sanctis sine praeuio et monstrante semitam non posse ingredi. Vgl. Chin 2008, 110. 39 Hier. Epist. 53, 10, 1: Oro te, frater carissime, inter haec uiuere, ista meditari, nihil aliud nosse, nihil quaerere, nonne tibi uidetur iam hic in terris regni caelestis habitaculum? 40 Vgl. auch Hier. Epist. 58, 3: Non audeo Dei omnipotentiam angusto fine concludere. 41 Chin 2008, 105. 42 Epist. 296, 144-160. 43 Diese Formel hat in der Geschichte des frühneuzeitlichen Gelehrtenporträts einen Topos begründet. Dazu Ludwig 1998; vgl. Jardine 1993, 27-54; Chomarat 1999, 116. überall etwas gefunden, was er lernen konnte, um, stets wieder aufbrechend, immer noch besser zu werden als zuvor. 36 Doch schon bald verschiebt Hiero‐ nymus den Fokus des Briefes von der Frage der Studienreise hin zum Lob des Schriftstudiums. Der große Mittelteil besteht aus einem Durchgang durch die Bücher der Heiligen Schrift von der Genesis bis zur Offenbarung des Johannes. Aus diesem Grund ist er seit dem 9. Jahrhundert der Vulgata vorangestellt worden, obwohl er von Hieronymus selbst nie für diesen Zweck vorgesehen worden war. 37 Die Verknüpfung beider Themen leistet die Metapher des Pfad‐ finders. 38 Das Studium der Heiligen Schriften gleicht einer Reise durch einen imaginären Raum. In ihm soll man leben, dann ist einem das Himmelreich schon auf Erden sicher. 39 Es ist also letzten Endes egal, wo man sich auf Erden aufhält, solange man im Glauben lebt und die Heiligen Schriften studiert. 40 Catherine Chin fasst die Funktionalisierung des Reisens in Epist. 53 folgendermaßen zu‐ sammen: 41 The list of places to which Jerome advocates traveling does not refer exclusively to different literal places. Hieronymus refers to the single object Christ, who is accessible through spatialized text. All of Jerome’s places are markers of an essential sameness, since all of them figure an iconic Christianity. Erasmus verbindet nach seinem eigenen Dafürhalten die von Hieronymus emp‐ fohlenen äußeren und inneren Reisetätigkeiten in idealer Weise: Das Reisen ermöglicht ihm die Zusammenarbeit mit den größten Gelehrten Europas und damit die Erforschung der christlichen (und paganen) Literatur, die seinen per‐ sönlichen Beitrag zum Wohl der Christenheit darstellt. Wo bei Hieronymus der Katalog der biblischen Schriften erscheint, dort führt Erasmus selbstbewusst den Katalog der eigenen Arbeiten an 42 - getreu dem Motto, das sowohl auf der Por‐ trätmedaille des Quentin Metsys von 1519 als auch auf dem Kupferstich Albrecht Dürers von 1526 dem Erasmusporträt beigegeben ist. ΤΗΝ ΚΡΕΙΤΤΩ ΤΑ ΣΥΓΓΡΑΜΜΑΤΑ ΔΕΙΞΕΙ. 43 487 Die Fremde als Heimat 44 Erasmus, Epist. 296, 17-19: Ieiuniorum semper impatiens fui, idque peculiari quadam corporis ratione. Semel excitatus e somno nunquam potui redormiscere nisi post horas aliquot. 45 Erasmus, Epist. 296, 28-33. 46 Erasmus, Epist. 296, 63-69: Iam annis aliquot nihil bibo nisi vinum, neque quodvis vinum. Non fero quemvis cibum, nec coelum quidem quodlibet. Nam morbus hic facile recurrens maximam postulat vitae moderationem; et novi coelum Hollandicum, novi victus vestri rationem, ut de moribus nihil dicam. Itaque si redissem, nihil aliud fuissem assecutus nisi quod vobis molestiam attulissem et mihi mortem. 47 Vgl. Erasmus, Epist. 296, 169‒170: Et in hoc vitae genere in quo sum, video quae fugiam, sed quid potius sequar, non video. 48 Zu den oben Anm. 22 genannten Arbeiten vgl. noch Bietenholz 1989, 209 und Enenkel 2013, 46‒47. 49 Erasmus, Vita Hieronymi ed. Ferguson p. 145‒146. Für die Darstellung des Reisens als Dienst an der Menschheit und an Christus ist also Hieronymus eine wichtige Inspirationsquelle für Erasmus gewesen. Be‐ trachten wir nun seine Argumente gegen ein sesshaftes Mönchsdasein in Hol‐ land: Erstens sei sein Körper das Fasten nicht gewohnt, außerdem falle ihm das Einschlafen nach den nächtlichen Gebeten schwer. 44 Körper und Geist seien für das Klosterleben nicht geschaffen, das er mit mühevoller Arbeit in Verbindung bringt. 45 Es würde ihn umbringen, denn sein Körper sei schwach. Er vertrage nicht jede Nahrung und nicht jedes Klima - und die Nahrung im Kloster und das Klima in Holland seien schrecklich. 46 Sollten nicht eigentlich die Nahrung und das Klima der Heimat das Beste für einen geschwächten Körper sein? Für den Mönch ist idealerweise die Weltflucht eines der wichtigsten Motive für die Wahl seiner Lebensform. Für Erasmus aber ist im Gegenteil die Flucht vor dem Kloster ein entscheidender Grund für sein Handeln. 47 Wie bringt er dies nun zusammen mit seinem großen Vorbild Hie‐ ronymus, der doch gerade ein Praktizierender und Förderer der monastischen Lebensweise gewesen ist? Einen entscheidenden Hinweis liefert die Hiero‐ nymus-Vita, die der Ausgabe von 1516 vorangeht. Wie bereits erwähnt und von der Forschung ausführlich gewürdigt, 48 hat Erasmus das Leben des Heiligen genau so beschrieben, dass Parallelen zu seiner eigenen Vita ins Auge fallen mussten. Und Hieronymus musste Erasmus natürlich von seiner so oft wieder‐ holten Mönchsschelte ausnehmen. Deshalb schreibt er in der Vita: 49 Pensitatis igitur omnibus ac circumspectis, monachi placuit institutum: quod ne quis in hoc erret, id temporis longe diversum erat ab hoc quod hodie videmus caerimoniis obstrictum; immo quibus maxime libertas erat cordi, hi monachi professionem susci‐ piebant. […] Vestitus erat simplex, nec is tamen praescriptus, sed suo cuique arbitrio sumptus, non qui prodigiosa novitate faceret insignem et digito notandum, sed qui 488 Felix Mundt 50 Vgl. Erasmus, Epist. 1436, 19-22: Deinde ut demus canonicos regulariter viventes esse mona‐ chos, ut demus recte apostatam dici qui vestem mutavit, in me certe non quadrat, qui nunquam fuerim monachus. Etenim spontanea professio monachum facit, non coacta. Et ideo professio ante pubertatis annos suscepta non habet rigorem. Zur Mönchskritik in der Hieronymusvita vgl. auch Godin 1988, 701. 51 Lorenz 1966, 31. simplicitatem Christianam prae se ferret. Votorum nulla vincula, nisi quae sunt cui‐ usque pure Christiani. Denique si quem forte sui instituti paenitentia cepisset, tota demum poena erat inconstantiae nota. […] Nec aliud quicquam erat tunc monachi professio, quam priscae liberaeque vitae meditatio, ac pure Christianae. Haec obiter admonenda duxi ne, qui mos est plerisque, Hieronymum sui instituti faciant auctorem, ad quos ille nihil attinet. (Nachdem er also alles abgewogen und gründlich bedacht hatte, gefiel ihm das Leben eines Mönchs. Aber damit hier keiner etwas falsch versteht: Das Mönchtum war in der damaligen Zeit etwas völlig anderes als das, was wir heute sehen und was sich in Zeremonien und Äußerlichkeiten verfängt. Nein, wem damals die Freiheit am meisten am Herzen lag, gerade der entschied sich, die Mönchslaufbahn einzuschlagen. […] Die Kleidung war einfach, und auch diese nicht vorgeschrieben, sondern jeder kleidete sich nach eigenem Gutdünken, nicht damit ihn eine seltsame Neuheit zu etwas Be‐ sonderem und Sehenswertem machte, sondern um christliche Einfachheit zur Schau zu tragen. Es gab keine Fesseln von Gelübden, außer solchen, die jedem wahren Christen wohlanstehen. Wenn schließlich jemanden sein Entschluss reute, dann be‐ stand die ganze Strafe im Vorwurf der mangelnden Standhaftigkeit. […] Und nichts anderes war damals der Mönchsberuf als das Trachten nach einem ursprünglichen und einfachen, rein christlichen Leben. Ich war der Meinung, dies nebenbei ein‐ flechten zu müssen, damit nicht, wie es so oft vorkommt, Leute Hieronymus zum Archegeten ihrer Lebensweise machen, die mit ihm gar nichts gemeinsam haben). So also hat Erasmus den Mönchen Hieronymus als Rechtfertigungsgrundlage ent‐ zogen und für seine eigene Position vereinnahmt. Auch für ihn beruht der Ent‐ schluss zu einem monastischen Leben auf Freiwilligkeit und ist grundsätzlich re‐ versibel. 50 Diese Argumentation funktioniert natürlich nur deswegen, weil das Mönchtum im 4. Jahrhundert institutionell noch nicht gefestigt und das Verhältnis zwischen koinobitischer und eremitischer Lebensweise, zwischen privater Askese und formellen Kriterien unterliegender militia Christi noch nicht geklärt war. 51 Wir haben also als erstes Argument gegen die Rückkehr das Folgende iden‐ tifiziert: Ein monastisches Leben in der Heimat würde Erasmus daran hindern, sein Lebensideal zu verfolgen, nämlich der Hieronymus seiner eigenen Zeit zu werden. 489 Die Fremde als Heimat 52 Leed 1993, 279. 53 Leed 1993, 278. 54 Erasmus, Epist. 296, 171-199. 55 Oben Anm. 16. 56 Zur Geschichte dieser einflussreichen Metapher einschlägig Benz 1940; Müller 1991; Leclère 2014. IV. Abwehr II: Die silenische Identität „Ein Reisender trägt viele Masken.“ 52 Ortsveränderungen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf Identität und soziale Existenz. 53 Der Reisende erfährt, wie regional unterschiedlich Keidungsnormen sind und wie beliebig die Verknüp‐ fung bestimmter Kleidungsstücke mit öknonomischem und sozialem Status. Dies widerspricht der Pflicht und dem Ideal, die eigene Zugehörigkeit zu einer Ordensgemeinschaft konsequent durch die vorgeschriebene Kleidung zu de‐ monstrieren. Auch dies thematisiert Erasmus in seinem Brief an Servatius Ro‐ gerus. 54 Er habe, so schreibt er, stets die Kanonikertracht getragen, bis er vom Bischof die Erlaubnis erhalten habe, statt der großen Tunika ein leinenes Ska‐ pulier zu tragen, anstelle des Pallium eine schwarze Kappe nach Pariser Art. Auf seiner Italienreise habe er dem dortigen Brauch folgend ein schwarzes Gewand angelegt, sei aber dort wegen eines leinenen weißen Überwurfs mit einem Pest‐ arzt verwechselt und beinahe totgeschlagen worden. Papst Julius II. habe ihm dann erlaubt, sich nach Belieben zu kleiden, solange er als Geistlicher erkennbar sei. In England habe er die vorherige Kleidung wieder angelegt, sei aber auch dafür wieder getadelt worden, weil sie dort nicht üblich sei. Man kann sicherlich sagen, dass das Reisen Erasmus einen Sinn dafür ver‐ mittelt hat, wie unterschiedlich Kleidungsvorschriften in Europa gewesen sind und zu seiner Verachtung für Äußerlichkeiten beigetragen hat. Bereits im Moriae Encomium hatte er die Torheit ausführlich über die peinliche Sorgfalt klagen lassen, mit der die einzelnen Ordensgemeinschaften Äußerlichkeiten an Klei‐ dung, Lebensweise und Zeremonien beobachten, allein zu dem Zweck, sich vor den anderen sichtbar auszuzeichnen. 55 Was den hohen geistlichen und weltli‐ chen Fürsten der Luxus und die Prachtentfaltung sind, das ist für die Mönche die offen zur Schau getragene Armseligkeit oder die semantische Beladenheit ihrer Kleidung, das sind ihre Riten und Lebensvorschriften. Die Diskrepanz zwischen Kleidung und Haltung, äußerem und innerem Wesen hat Erasmus in der Mitte der 1510er Jahre stark beschäftigt, und während seines Englandaufenthaltes fand er in dem Adagium Sileni Alcibiadis die pas‐ sende Metapher für vieles, das er bereits zuvor in seinen satirischen und auto‐ biographischen Schriften verhandelt hatte. 56 Schon in der Aldina von 1508 ist 490 Felix Mundt 57 ASD II‒5, 159 Anm; vgl. auch Moriae Encomium, p. 104, l. 579. 58 Erasmus, Adagium 2201, Sileni Alcibiadis, ASD II‒5, 159‒190. 59 Plat. Symp. 221d-e. 60 Pico verteidigt mit dem Bild der platonischen Silene die stilistisch abschreckende Sprache der scholastischen Philosophie (Garin 1952, 812): Sed vis effingam tibi ideam sermonis nostri? Ea est ipsissima, quae Silenorum nostri Alcibiadis. Erant enim horum simulacra hispido ore, tetro et aspernabili, sed intus plena gemmarum, supellectilis rarae et pretiosae. Ita extrinsecus si aspeceris, feram videas, si introspexeris, numen agnoscas. Vgl. Leclère 2014, 33. 61 Erasmus, Adagium 2201, ASD II‒5, p. 164, l. 67; 94‒97: An non mirificus quidam Silenus fuit Christus? […] Huiusmodi quondam Sileni fuere prophetae, exules, errantes, in solitu‐ dinibus cum feris exigentes vitam, vili holusculo victitantes, ovium et caprarum amicti pellibus. Sed introspexerat hos Silenos qui dixit: ‚Quibus dignus non est mundus‘ [Hebr. 11, 38]. Vgl. Leclère 2014, 62‒64. 62 Erasmus, Adagium 2201, ASD II‒5, p. 166, l. 120‒124; p. 170, l. 216‒222. Vgl. Müller 1991, 4. Eine Anspielung auf die Uneinigkeit unter den Mönchsorden p. 176, l. 337. 63 Müller 1991, 15: „Erasmus’ streng dualistische Argumentation setzt eine Welt voraus, in der das Gesetz der Umkehr der Werte gilt und das wahre Sein der Dinge und Men‐ schen jeweils das Gegenteil des äußeren Scheins ist.“ das Lemma vorhanden, 57 aber für die erweiterte Ausgabe von 1515 hat Erasmus den Silenen einen großen Essay gewidmet. 58 Es handelt sich um kein Sprichwort im eigentlichen Sinne, die Antike kennt die Wendung überhaupt nicht. In Pla‐ tons Symposion vergleicht Alkibiades den Sokrates und seine Reden mit einer Silenstatuette, die, außen hässlich und aus billigem Material gefertigt, wenn man sie öffnet, den Blick auf ein wertvolles, aus edlem Material geformtes Götter‐ bildnis freigibt. 59 Als Redewendung tauchen die Sileni Alcibiadis erstmals im Briefwechsel zwischen Pico della Mirandola und Ermolao Barbaro auf. 60 Für Erasmus sind sie ein Ansatzpunkt für umfassende Gesellschafts- und Fürsten‐ kritik. Ein Silen im ursprünglichen Sinne, das ist Christus selbst gewesen, äu‐ ßerlich Mensch und nach Sklavenart hingerichteter Sohn eines Zimmermanns, desweiteren Philosophen wie Diogenes und Epiktet, aber auch die Propheten, Verbannten und umherrirrenden Eremiten, die in der Einsamkeit ihr Leben zwi‐ schen wilden Tieren fristeten, von minderwertigem Gemüse lebten, eingehüllt in Schaf- und Ziegenfelle. 61 Aber das Bild funktioniert natürlich auch anders‐ herum. Es gibt die praeposteri Sileni. Wer außen als prächtiger Fürst erscheint, ist innen oft verdorben, tyrannisch, ungerecht. 62 Neben der Ortsgebundenheit empfand Erasmus die Ordenstracht als zweite Fessel, die es loszuwerden galt. Auch wenn die Silenmetapher in dem Brief an Servatius nicht explizit genannt wird, so prägt sie doch das erasmische Denken nachhaltig. Sie ist nicht nur Mittel zur Weltdeutung, sondern auch eine argu‐ mentative Allzweckwaffe, um Dinge in ihr Gegenteil zu verkehren. 63 Sie macht aus Schwarz Weiß, aus Gut Schlecht, aus Hell Dunkel, aus der Heimat die Fremde 491 Die Fremde als Heimat 64 So die berühmte Formulierung aus Epyst. metr. 3, 19: Nullaque iam tellus, nullus mihi permanet aer, / Incola ceu nusquem, sic sum peregrinus ubique. Vgl. Aug. Conf. 10, 26: Et nusquam locus, et recedimus et accedimus, et nusquam locus; Stierle 2003, 237 und im vorliegenden Band die Beiträge von Enrico Fenzi und Philippe Guérin. 65 Vgl. die lobende Erwähnung im Ciceronianus ASD I‒2, p. 661, l. 16-18. 66 Margolin 1975, 184. 67 Vgl. Fam. 1, 1, 21: Michi autem sors longe alia; nempe cui usque ad hoc tempus vita pene omnis in peregrinatione transacta est. Ulixeos errores erroribus meis confer: profecto, si nominis et rerum claritas una foret, nec diutius erravit ille nec latius; 15, 4, 10: peregrinus sine fine. 68 Papy 2011, 51. 69 Vgl. Antognini 2008, 55. 70 Zur Datierung der Familiares s. die Übersicht bei Antognini 2008, 358-406. und aus der Rastlosigkeit die Ruhe. Der Irrelevanz des Aufenthaltsortes ent‐ spricht die Irrelevanz der Kleidung. Das Bewusstsein für den Widerspruch zwi‐ schen äußerer Erscheinung und innerem Wesen ist neben der Orientierung an Hieronymus die zweite Säule, die Erasmus’ Selbstbewusstsein im Jahr 1514 prägt und seine Abwehr der Forderung nach Heimkehr bestimmt. V. Petrarca Ich möchte schließlich einen Bogen schlagen zu dem reisenden Briefschreiber, mit dem die humanistische Epistolographie begann, in der Hoffnung, dass Eras‐ mus’ Eigenheit im Vergleich mit jenem ersten peregrinus ubique  64 noch etwas deutlicher wird. Petrarca wurde von Erasmus zwar hochgeschätzt, 65 direkte Einflüsse lassen sich aber kaum feststellen. Dennoch haben sich Vergleiche zwi‐ schen den Werken beider bereits mehrfach als fruchtbar erwiesen. 66 Petrarca war Zeit seines Lebens auf Reisen. Bei aller Klage über das unstete Leben 67 war er dennoch auf die Freiheit bedacht, den Ort seines Aufenthaltes selbst zu bestimmen. Auch für ihn diente das tatsächliche ebenso wie das ima‐ ginierte Reisen - etwa durch das Studium antiker Chorographen - als Aus‐ gangspunkt für Reflexionen über den Sinn von Ortsveränderung sowie den Nutzen des Reisens und des Kennenlernens fremder Orte und die Gefahr für den Verlust des inneren Friedens. Obwohl er zeitweise Ruhe in der Idylle von Vau‐ cluse fand, sind letztlich seine Schriften, vor allem die Briefe, der selbst ‚er‐ schriebene‘ Ort, an dem - bei aller äußeren Unruhe - das rastlose Ich des rei‐ senden Gelehrten zu sich selbst findet. 68 Sie verleihen seinem zerstreuten Leben Einheit. 69 Auffällig viele explizite Reflexionen über äußere Unruhe und das Finden von Ruhe im eigenen Innern und im Prozess des Schreibens finden sich in Briefen und Schriften, die zu Beginn der 1350er Jahre verfasst wurden, als Pe‐ trarca in einem ähnlichen Alter war wie Erasmus. 70 In einem Brief an den Dogen 492 Felix Mundt 71 Petrarca, Fam. 15, 4, 4‒5 (26. 2. 1352) an Andrea Dandolo: Peregrinati sunt Apostoli et disiunctissimas regiones nudis pedibus lustraverunt: ille Ephesum, ille in Syriam, ille missus in Achaiam, illi Romam, ille ad Indias, ille missus ad Egiptum; vagabantur illorum corpora locis asperrimis ac terra et pelago iactabantur, corda erant celo affixa; apostolorum vero nostrorum corpora thalamis aureis requiescunt, animi autem terra marique vagi sunt. Inter hos igitur quibus, queso, illud ‚bene composite mentis argumentum‘ extimabimus adesse? hisne qui loco, an his qui proposito non moventur? 72 Petrarca, Fam. 3, 1, 15 (Thule-Brief, an Tommaso Caloiro, 1337 [immo 1352] Ne ergo nimis magnam operam impendamus in inquisitione loci, quem forsan inventum cupide linqueremus, claudenda iam epystola et tempus curis melioribus impendendum est. […] Orabo Eum, qui me fecit, ut se michi meque simul ostendat […]. 73 Petrarca, Fam. 4, 1, 27 = Aug. Conf. 10, 8, 15 (Ventoux-Brief, 26. 4. 1336 [immo 1353] an Dionigio di Borgo San Sepolcro): Et eunt homines admirari alta montium et ingentes fluctus maris et latissimos lapsus fluminum et occeani ambitum et giros siderum, et re‐ linquunt se ipsos. 74 Petrarca, Secr. (1347‒1353), p. 204-206: Quotiens enim, convalescendi avidus atque huius consilii non ignarus, fugam retentavi! et licet varias simulaverim causas, unus tamen hic semper peregrinationum rusticationumque mearum omnium finis erat libertas; quam se‐ quens, per occidentem et per septentrionem et usque ad Occeani terminos longe lateque circumactus sum. 75 Papy 2011, 55; 61. Andrea Dandolo vom Februar 1352 rechtfertigt Petrarca sich für sein stetiges Herumreisen. Er nennt die Apostel als Vorbilder, die einst reisten, deren Geist aber im Himmel ruhte; deren Körper nun ruhen, deren Schriften und deren Geist aber die Welt durchstreifen. 71 Dann stellt Petrarca sich selbst die Frage, ob es wohl um den Geist derer besser bestellt sei, die an einem Ort, oder derer, die an einem propositum, einem bestimmten Vorhaben oder inneren Ziel, festhalten. Ob eine Reise sich in der Realität vollzieht oder im Geiste, ist für Reflexionen dieser Art unerheblich, wie man an dem Thulebrief sehen kann. 72 An Stelle der Wahrheit über Thule solle der Schöpfer sich selbst und das wahre Ich des Schreibers offenbaren. Dies ist sehr ähnlich der Kernaussage auf dem Höhe‐ punkt des berühmten Mont-Ventoux-Briefes, wo eine auf dem Gipfel zufällig aufgeschlagene Augustinusstelle Petrarca zu sich selbst zurückruft. 73 Im Se‐ cretum bekennt er, dass alles Reisen bisher eine Flucht gewesen sei, deren wahrer Grund nur einer gewesen sei: die Freiheit. 74 Vielleicht handelt es sich um genau die libertas, die auch Erasmus suchte und die er den frühen Vätern der monas‐ tischen Lebensweise wie Hieronymus zuschrieb. Unterschiede in der Konzep‐ tion der Spannung zwischen äußerer Unruhe und Selbstvergewisserung resul‐ tieren dabei auch aus dem Unterschied zwischen den jeweiligen christlichen Leitfiguren - Augustinus für Petrarca, Hieronymus für Erasmus. Für den Pe‐ trarca der Briefe ist das Reisen Stimulus und Training für stetige fromme Int‐ rospektion. 75 Für Erasmus bildet es die Voraussetzung, durch stetiges Lernen 493 Die Fremde als Heimat 76 McMahon 2004, 91 Anm. 1. 77 McMahon 2004, 92. 78 Erasmus, Epist. 296, 97. 79 Erasmus, Epist. 296, 55-59: Quoties autem cogitabam de repetendo vestro contubernio, succurrebat invidia multorum, contemptus omnium, colloquia quam frigida, quam inepta, quam non sapientia Christum, convivia quam laica; denique tota vitae ratio, cui si detra‐ xeris caerimonias, non video quid relinquas expetendum. 80 Müller 2006, 190‒191. 81 Müller 2006, 72‒73. und Austausch mit anderen Gelehrten heimisch zu werden im Raum der antiken Literatur, vor allem der Heiligen Schrift. VI. Schluss James McMahon, im Hauptberuf Psychologe, 76 schreibt: „Erasmus was less a citizen of the world than he was a citizen of abstraction or concept formation.“ 77 Das ist treffend beobachtet, denn bei ihm spielt die Individualität der Orte, an denen er weilte, eine noch geringere Rolle als bei Petrarca. Für ihn bedeutete das Reisen, modern gesprochen, in erster Linie ‚networking‘. Wo auch immer er war, probatus (est) a probatissimis et laudatus a laudatissimis. 78 Für dieses Netz‐ werk illustrer Fürsten und Gelehrter und in ihm lebte und schrieb er. Dagegen schien ihm das gemeinschaftliche Leben im Kloster von Neid und Dummheit geprägt. 79 Natürlich ist Erasmus’ Kritik am Ordenswesen einseitig, doch ist er weder der erste noch der einzige ambitionierte Kopf, dem das Klosterleben das eigene intellektuelle Fortkommen zu behindern schien. Bereits in den Biogra‐ phien humanistischer Mönche der vorangehenden Generation wie Sigismund Meisterlin und Albrecht von Bonstetten wird die Spannung zwischen dem Frei‐ heitsdrang des Gelehrten und der vom Orden geforderten stabilitas loci deut‐ lich. 80 Allerdings hatten auch die im Kloster Verbliebenen mit Identitäts- und Rollenkonflikten zu kämpfen, wurde doch singularitas, Individualität, in einer Gemeinschaft, die den absoluten Vorrang vor den Einzelinteressen ihrer Mit‐ glieder beanspruchte, als hochgradig deviant empfunden. 81 Auf der anderen Seite ist Erasmus’ Position erst in einer Zeit möglich, in der Klöster längst Orte auch weltlicher Heimat geworden waren, es also als reizvoller Weg erschien, nicht aus der Welt, sondern in die Welt zu fliehen, um das eigene, durchaus christliche Ideal des Dienstes an der Gemeinschaft der Gläubigen zu verwirkli‐ chen. Petrarca dagegen stilisiert seine Reisen zu einer endlosen Prüfung und zur Herausforderung, zwischen den Extremen der weltzugewandten curiositas und demütiger Introspektion einen sicheren Standpunkt zu finden. Dies gelingt ihm 494 Felix Mundt 82 Vgl. oben Anm. 23. - vor allem im Ventouxbrief, aber mehr noch im Secretum - mit Hilfe seines bevorzugten Vorbildes unter den christlichen Autoren: Augustinus. Für Erasmus, der sich an Hieronymus orientiert, ist das Reisen notwendiger äußerer Bestandteil eines Lebens, das ganz der intellektuellen Reise durch die Literatur der Antike gewidmet ist. Er ist umtriebig wie Herakles, 82 der seine Großtaten auch nicht an ein und demselben Ort vollbracht hat. Die Identität, die er und alle anderen aufgrund ihres Standes besitzen, ist für ihn, Silen unter Silenen, rein äußerlich. Für sein Inneres wäre das Kloster nicht Heimat, sondern uner‐ trägliche Fremde. 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Pour les citations de la présente étude, nous utilisons l’édition Frotscher (Muret 1971). 2 Sur Jean Nicot (ca. 1530-1604), diplomate (ambassadeur au Portugal) et philologue, ami de Ronsard, v. Beaulieux / Simonin 2001. 3 Cf. Muret 1971, 9 (Ep. I 2: Jean Nicot à Muret, 30 septembre 1579). 4 Cf. ibid., 8: Haud sane luminiosior usquam Gallia nostra futura erat, quo illum animo fuisse intelligo, quam quantum ille sua face ei prælucere potuisset («Vu l’état d’esprit qui habitait cet homme - je m’en rends compte -, notre France ne pouvait nullement espérer briller au delà du périmètre qu’aurait pu éclairer la torche de celui-ci»). Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526- 1585): Entre traumatisme originel et création sublimée Laurence Bernard-Pradelle (Limoges) En 1580, paraît à Paris, chez un petit éditeur, Clopeiau et Coulombel, la corres‐ pondance latine de l’humaniste Marc-Antoine Muret. 1 Son ami Jean Nicot, 2 commanditaire officiel de cette publication, rappelle, dans une lettre du 30 sep‐ tembre 1579 (qui s’avère être la seconde du recueil) tout ce que lui doit sa patrie en matière littéraire: 3 Ut ille mihi prorsus ignaviter, ne dicam nefarie, sibi prospexisse videatur, qui patriæ, in qua ambo et nati et educati, quod summo ornamento es erisque, dum Latinæ lo‐ quentur litteræ, id λίαν φθονερῶς damno sibi esse existimarit. (Si bien qu’il [sc. Denis Lambin] me donne l’impression d’avoir pensé à lui de manière vraiment inconséquente, pour ne pas dire criminelle, lui qui a estimé faisant montre de beaucoup de jalousie subir un préjudice dans le fait que tu es pour ta patrie — où vous êtes nés et avez été éduqués tous deux — le plus beau titre de gloire et que tu le seras, tant que s’exprimera la littérature latine). Lorsque Nicot parle de patrie, il se réfère à la France, qu’il a évoquée quelques lignes plus haut. 4 Or, à l’époque où cette lettre est écrite, Muret a quitté son pays natal depuis plus de vingt-cinq ans. Il n’y est retourné qu’une fois, pour un séjour de deux ans entre juillet 1561 et septembre 1563, dans la suite du cardinal de 5 Certes Jean Nicot ne peut pas ne pas évoquer la citoyenneté romaine de Muret, mais il le fait dans un cadre particulier, en la liant à ses prouesses littéraires et sans faire aucune allusion à une rupture par rapport à la France. Cf. ibid., 6: Nam quum iam inde ab adolescentulo, unus e nostris hominibus, Romanam illam amplitudinem ac dignitatem et quovis scribendi et toto ipsius vitæ genere ita sis consectatus, ut fato tuo civitate etiam Romana donatus fuisse videare, quisquam, quæso, erit, qui quum epistolas leget, non exo‐ rationis venustate (Romana ista quidem prorsus) et eximiarum atque præstantium rerum tractatione singularem et voluptatem et fructum capiat? («Car, alors que dès ta jeunesse, seul parmi nos compatriotes, tu t’es hissé à cette grandeur et à cette dignité romaines aussi bien dans n’importe quel genre littéraire que par tout ton mode de vie même, au point qu’il était dans ton destin, semble-t-il, de recevoir également la citoyenneté ro‐ maine, quel est celui qui, je te prie, à la lecture de tes lettres, ne tirera pas un plaisir et des fruits particuliers de la beauté de ta prose (beauté romaine celle-ci qui plus est) et du traitement de sujets remarquables et supérieurs? »). 6 Girot 2012, 29. 7 Ibid. 8 Balsamo / Lastraioli 2010, 2. Ferrare, Hippolyte d’Este, dont il était le secrétaire. Il n’y revint jamais par la suite. En 1571, il reçut la citoyenneté romaine et c’est sans avoir jamais revu sa «patrie» d’origine qu’il mourut à Rome quelques années plus tard, en 1585. Ainsi, en ouverture de la correspondance, rien ne transparaît d’un quelconque exil et au contraire, par l’intermédiaire de Jean Nicot, il est rappelé au lecteur que Muret reste l’un des fleurons de la littérature en France. 5 C’est pourtant dans des circonstances assez dramatiques que cet ami de Ronsard avait dû quitter en catastrophe son pays natal en décembre 1553, à l’âge de 27 ans: sous le coup d’une accusation qui mêl[ait] athéisme et mauvaises mœurs, [lui et Fré‐ miot furent] contraints de fuir la ville pour échapper au bûcher. 6 Selon les Anales de Toulouse, citées par J.-E. Girot, Muret et son ami Frémiot furent condamnez estre bruslez et leurs effigies treinées sur une claye furent bruslez en la place publique Sainct-George, leurs biens confisquez, dont audict Muret furent trouvés et saisiz par auctorité desdictz seigneurs plusieurs livres de divers bons au‐ theurs, lesquelz feirent vendre tant pour supplir aux fraiz de justice que pour payer et satisfaire à ses creanciers. 7 Certes, si l’on se réfère à la définition que donnent Jean Balsamo et Chiara La‐ straioli, en ouverture du recueil Chemins de l’exil: Havres de paix, Muret et Fré‐ miot n’ont pas été à proprement parler frappés d’exil. En effet, selon ces au‐ teurs, 8 L’exil est une notion juridique et politique précise. Stricto sensu, c’est l’action d’obliger quelqu’un à sortir de sa patrie avec défense d’y rentrer; ses conséquences sont sévères 500 Laurence Bernard-Pradelle 9 Ibid., 3. 10 D’après Girot 2012, 30, «Muret pourrait cependant avoir récupéré quelques-uns de ses livres, aujourd’hui à la BNCR. Selon Muret, Jacques Cujas aurait été à l’origine de la conjuration contre lui et Frémiot (v. la préface à l’éd. B 9)». 11 Tucker 2010, 308-309. Un peu plus loin (ibid., 311), l’auteur ajoute: «[…] dans tous ces exemples de l’exil, du voyage et de l’homo viator humanistes-chrétiens ou juifs, ce sont bien les textes (même plus peut-être que les déplacements géographiques) qui consti‐ tuent l’espace privilégié et le véhicule omniprésent de l’exil en question, qui tracent le chemin de la quête existentielle ou intellectuelle, religieuse ou artistique qui en est le propre». 12 Cf. ibid., 308. et souvent dramatiques pour celui qui en est frappé; outre l’expulsion, la rupture des liens politiques, sociaux et familiaux, il implique généralement la perte des biens. En l’occurrence, Muret et son ami Frémiot ne furent pas condamnés juridique‐ ment à l’exil, qui n’est pas une réalité judiciaire et politique française de la Renaissance à la différence de ce qui se passe dans la culture italienne, 9 mais au bûcher, et durent donc s’expatrier pour ne pas subir la sentence de mort. Dans les faits, Muret vivra désormais en exil, loin des siens, spolié d’une partie de ses biens, 10 mais réussissant une brillante carrière de professeur, de secrétaire de cardinaux et d’orateur des papes, d’abord à Venise et à Padoue, puis à Ferrare et, enfin, à Rome. Dans ses lettres publiées, qui couvrent les années 1554-1580, l’accent est mis sur cette réussite, tandis que la condition d’exilé est passée sous silence: comme il ne reste pas trace de lettres écrites par lui qui dateraient de la période dramatique de l’exil, ou, plus tard, qui reviendraient directement ou explicitement sur cet exil, l’auteur donne l’impression d’avoir voulu effacer, voire nier sa condition d’exilé. On ne peut que se demander pourquoi. Comme l’écrit G.H. Tucker, le discours littéraire et philosophique de l’exil reste un discours multiple, voire hété‐ roclite. Il n’est déterminé ni par une seule voix, ni par une seule tonalité, ni par une relation univoque avec un seul archétype textuel (…). 11 Le plus fréquent s’avère être le discours sur le mal de l’exil, dans la lignée des grands exilés antiques tels qu’Ovide ou Cicéron, des voyageurs errants (même mythiques) tels qu’Ulysse, ou des poètes contemporains de notre auteur (Marot ou Du Bellay); 12 il existe un autre discours qui pencherait pour, sinon le bien de l’exil, du moins un certain bénéfice que pourrait en tirer celui qui en est frappé 501 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) 13 Cf. ibid., 313: «Je pense aux écrits déjà cités du milanais errant Ortensio Landi, qui mettent en question (à la façon des traités stoïciens et comme le De exsilio d’Alciono) les idées reçues de l’opinion commune sur le prétendu ‹mal› de l’exil». 14 Lors de son premier exil, en 1619, qui l’exclut dramatiquement de la sphère publique, le poète peut, grâce à une introspection «forcée», faire un retour sur soi véritable et partir à la recherche de son individualité propre, impensable au milieu du monde cour‐ tisan. V., par exemple, Viau 1999, 52 (Élégie XIII) et Saba 2008. 15 V. la lettre de Denis Lambin à Muret, du 20 février 1558, éditée pour la première fois à Lyon, chez Antoine Gryphe, en 1561. Cf. Muret 1971, 365-368. - discours que l’on trouve, par exemple, chez Ortensio Landi, 13 voire plus tard, en France, chez Théophile de Viau. 14 À première vue, il semblerait que Muret ne choisisse ni l’un ni l’autre et préfère faire silence sur son exil. Le sujet pourrait semblé clos dès l’abord: Muret, une fois arrivé en Italie, aurait définitivement tourné la page française. Comme toujours, la réalité s’avère un peu plus com‐ plexe, ce dont témoignent les quelques traces ou échos de cet exil que l’on peut quand même réussir à débusquer. Tout d’abord, si Muret lui-même reste muet sur le sujet, ce n’est pas le cas de ses correspondants. En effet, dès 1561, circulait une lettre de Denis Lambin (qui avait été un temps son ami) où se trouvait évoquée cette situation d’exilé. 15 Par ailleurs, dans la correspondance de 1580, figurait la lettre d’un autre ami, Fran‐ çois Le Duaren, qui évoquait le départ précipité de France et la douleur qui en était résultée pour Muret. Ainsi, même si ces deux témoignages sont minces par rapport à l’ensemble de la production épistolaire, ils n’en existent pas moins et méritent d’être analysés. Bien plus, à leur lumière, il devient plus facile de dé‐ crypter un certain nombre de lettres de Muret lui-même, où il est peut-être ques‐ tion d’exil, là où l’on ne s’y attend pas. Il n’est donc pas sûr qu’il n’y ait aucun discours sur l’exil dans les lettres de l’humaniste. Si, par conséquent, il n’est pas possible d’affirmer que le thème de l’exil est absent de la correspondance de Muret, la question est de savoir comment il est traité et pourquoi il l’est ainsi. En d’autres termes, on s’intéressera à la repré‐ sentation de l’exil qu’un écrivain comme Muret a voulu laisser à la postérité dans son recueil épistolaire. Pour ce faire, il nous faut revenir tout d’abord sur l’impact de la lettre de Denis Lambin, lorsqu’elle fut publiée en 1561; l’effet qu’elle produisit aide à comprendre l’importance de la lettre de François Le Duaren dans la correspondance publiée de 1580; celle-ci permet à son tour de mieux cerner l’enjeu des lettres de Muret qui furent écrites de France, pendant son dernier séjour dans l’Hexagone (entre 1561 et 1563). 502 Laurence Bernard-Pradelle 16 Sur Denis Lambin (1519-1572), v. Girot 2001. 17 La lettre en question se lit dans Girot 2012, 282-283: tout est prêt pour recevoir au mieux l’humaniste (appartement, repas avec le cardinal, livres, etc.). 18 V., du même Pierre Morin à Muret, la lettre suivante, ibid., 283-284: Illustrissimus car‐ dinalis noster, cum antea nescio quid de te audisset, idque, non admodum certis authoribus, parum crederet, proximis reverendissimi cardinalis Turnonii literis commotus est […] («Alors que, par le passé, il avait entendu dire je ne sais quoi sur toi, sans y ajouter trop de crédit, car les auteurs n'étaient pas très sûrs, notre très illustre cardinal a été ébranlé par une lettre toute récente du cardinal de Tournon […]»). Selon J.-E. Girot, «les rumeurs qui alarment le cardinal d’Este ont sans doute trait à la période française de la vie de Muret et non à l’épisode relaté par Lambin dans sa lettre du 12 août de la même année» (ibid., 284). 19 Dans une lettre du 22 février 1558, Hippolyte d’Este dit que les rumeurs n’ont pas eu prise sur lui et regrette que Muret soit engagé ailleurs et ne puisse entrer à son service. Cf. Girot 2012, 285. 20 Cf. ibid., 286. 21 V., pour la lettre, déjà évoquée, de Denis Lambin à Muret, Muret 1971, 365-368: Gaudent, te tuam libertatem ei homini non commisisse, qui, cum te primum cupide et honorifice arcessivisset atque ultro appetivisset, deinde fastidiose propemodum exclusisset; idem postea mutato iterum consilio revocarit («Ils sont contents que tu n’aies pas confié ta liberté à un homme qui, alors qu’il t’avait d’abord réclamé avidement et avec tous les honneurs, t’avait ensuite pour ainsi dire rejeté avec dégoût; ajoutant qu’il te rappellerait par la suite après avoir de nouveau changé d’idée»). L’exil de Marc-Antoine Muret vu par Denis Lambin 16 À la fin de l’année 1557, Muret, qui vivait à Venise depuis 1554, est pour ainsi dire déjà installé à Ferrare auprès du cardinal Hippolyte d’Este, comme l’atteste une lettre de Pierre Morin, datée du 4 janvier 1558. 17 Or, quelques jours plus tard (dans la lettre du 11 janvier 1558 du même Morin), la situation se retourne: le cardinal de Ferrare a été informé de rumeurs concernant Muret par une lettre du cardinal François de Tournon. 18 Du fait de l’hésitation (même brève) de son futur protecteur, 19 ou du contrat qui lie déjà Muret à l’université de Padoue, 20 la prise de fonction de Muret auprès d’Hippolyte d’Este, qui semblait assurée et imminente quelques jours plus tôt, est suspendue et, au lieu de quitter Venise pour Ferrare, l’humaniste prend la route de Padoue, pour y occuper un poste de professeur au Studium de la ville. Quelques jours plus tard, dans une lettre datée du 20 février 1558, son ami Denis Lambin revient sur ces événements, laissant entendre que le cardinal de Ferrare, trop prompt à écouter les rumeurs, n’est pas exempt d’une certaine versatilité, 21 et donne à son ami l’assurance que, grâce au cardinal de Tournon (qui était pourtant l’auteur de la lettre répandant les ru‐ meurs en question), tout sera bientôt résolu pour Muret: la teneur de cette lettre n’en reste pas moins ambiguë quel que soit le dénouement prédit, d’autant plus que son auteur ne s’arrête pas là. En effet, sur sa lancée, il entame un nouveau 503 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) 22 Ibid., 366-368. discours sur le comportement même de Muret livrant, au passage, quelques considérations sur l’exil, intéressantes pour notre propos. Elles méritent d’être reproduites in extenso, malgré leur longueur: 22 Nihilne præterea est, quod scribam? Nihil nisi quod miratus sum et miror etiam nunc, te, cum ego de Gallo quodam nuper ad te scripsissem, hoc est nostrate, ita mihi re‐ scripsisse, vestratem hominem. Amabo te, non tu etiam Gallus es? Quid respondebis Lemovicibus civibus tuis ex Italia te revocantibus ac vendicantibus? Gallus te esse negabis? Romanum aut Venetum aut Patavinum esse dices? Audio. Duarum civitatum esse iure civili posse neminem et statim, ut quis in aliam civitatem receptus sit, illius civitatis, cui se dicarit, civem esse, scio. Sed quando civis Romanus aut Venetus factus es? Quodsi neque Romanus neque Venetus neque alius civitatis civis es, relinquitur, ut aut nullius aut eius civitatis sis, quæ te suscepit, quæ edidit, quæ aluit, quæ instituit, quæ denique talem, qualem nunc admirantur exteræ nationes, perfecit ac perpolivit. Dices te nullo tuo merito ab ingratis Gallis e patriæ finibus eiectum atque expulsum. Non est ita, mi Murete. Non enim, si pœnam legibus iis, contra quas nihil (ut ego quidem arbitror) commiseras, constitutam voluntario exilio declinare, quam inimicis tuis iugulum præbere maluisti; non si certorum hominum tuæ præstantiæ et gloriæ invidentium consiliis occultis et insidiosis cedere, quam vitam tuam præcipiti et tur‐ bulento iudicio committere, tutius esse duxisti, idcirco exul es. Exules sunt facinorosi homines, flagitiosi, scelerati, sicarii, venefici, impuri, impii. Te, quem olim Galli litteris dediti præsentem attentissimis atque avidissimis auribus audierunt, nunc absentem sollicitis animis desiderant et calamitate levatum volunt: quem Veneti per quadrien‐ nium modestissimum, continentissimum, integerrimum, religiosissimum, innocentis‐ simum cognoverunt: quem principes et pontifices secum vivere sibique contuber‐ nalem esse cupiunt: cuius litteris, sermone, congressu delectantur: cuius doctrinam cum singulari eloquentia coniunctam admirantur: quem incredibili amore complec‐ tuntur, quis exulem appellabit? Dices hæc præclare et magnifice dici: te interea tamen patria carere. Atqui aliud est carere, aliud perpetuo carendum esse. Non dico hoc temere. Audivi cum diceret Franç. Turnonius card. sese pro sua erga te benevolentia habere in animo, omni studio elaborare, ut tibi pateat in Galliam reditus: idque ut obtineas et cum rege et cum pontifice maximo Pio IV. diligenter acturum; utriusque autem auctoritate in hac causa usurum, ut tu non solum pœna, verum etiam culpa, si quid forte abs te peccatum est, liberatus, in Gallia nostra reliquam ætatem agere possis. Itaque nisi tibi deesse voles, nisi patriam tuam tibi ultro dextram porrigentem com‐ plectique cupientem aspernabere, magnam te video et eius recuperandæ et vivendi cum tuis facultatem esse habiturum. 504 Laurence Bernard-Pradelle (N’y a-t-il rien d’autre à t’écrire? Rien, si ce n’est que j’ai été étonné et que je suis encore étonné aujourd’hui du fait que, alors que je t’avais écrit l’autre fois au sujet d’un Français, c’est-à-dire de l’un de nos compatriotes, tu m’as répondu en disant: «votre compatriote». De grâce, n’es-tu plus français? Que répondras-tu aux Limou‐ sins, tes concitoyens, qui cherchent à te faire revenir d’Italie et qui te revendiquent comme l’un des leurs? Tu leur diras que tu n’es pas français? Tu diras que tu es romain, vénitien ou padouan? Je t’écoute. En droit civil, personne ne peut avoir la double nationalité, et aussitôt que quelqu’un a été accueilli dans une autre cité, il est le citoyen de la cité à laquelle il s’est dévoué, je le sais bien. Mais quand as-tu reçu la citoyenneté romaine ou vénitienne? Or, si tu n’es citoyen ni de Rome ni de Venise ni d’une autre cité, il reste que, ou bien tu n’appartiens à aucune cité ou bien tu appartiens à celle qui t’a vu naître, qui t’a élevé, qui t’a nourri, qui t’a éduqué, qui, en un mot, a tout fait et tout mis en œuvre pour que tu sois tel que maintenant les peuples étrangers t’ad‐ mirent. Tu vas dire que ce n’est pas de ta faute si tu as été chassé et expulsé hors des frontières de ta patrie par l’ingratitude des Français. Il n’en va pas ainsi, mon cher Muret. En effet, si tu as préféré échapper par un exil volontaire à un châtiment édicté par des lois contre lesquelles tu n’avais rien commis de mal (comme moi, en tous les cas, je le pense) plutôt qu’offrir le cou à tes ennemis; si tu as trouvé plus sûr de céder aux conseils secrets et piégés de certains hommes qui envient ta supériorité et ta gloire plutôt que de confier ta vie à un procès précipité et houleux, ce n’est pas pour cela que tu es exilé. Se retrouvent en exil les criminels, les infâmes, les scélérats, les sicaires, les empoisonneurs, les impies. Mais toi, qu’autrefois, quand tu étais présent, les Fran‐ çais adonnés aux lettres écoutèrent d’une oreille on ne peut plus attentive et passion‐ née, mais regrettent d’un cœur sincère, aujourd’hui que tu es absent, voulant te voir libéré de tes malheurs; toi que les Vénitiens connaissent depuis quatre ans comme un homme très mesuré, très tempérant, très intègre, très pieux, très innocent; que les princes et les pontifes désirent voir vivre auprès d’eux et sous le même toit; dont les lettres, la conversation, la présence font leurs délices; dont la culture alliée à une éloquence exceptionnelle fait leur admiration; qu’ils entourent d’une incroyable af‐ fection, qui te donnera le nom d’exilé? Tu vas me dire que ce sont de bien belles paroles, mais que, en attendant, tu es privé de ta patrie. Or, une chose est d’en être privé, une autre de devoir en être privé pour toujours. Je ne parle pas dans le vide. Voici ce que j’ai entendu: alors que le cardinal François de Tournon disait qu’il avait l’intention, en raison de son affection pour toi, de mettre tout en œuvre pour que s’ouvre à toi le retour en France et que, pour que tu obtiennes cela, il s’empresserait d’en parler avec le roi et avec le pape Pie IV, dans cette cause, il usera de l’autorité de l’un et l’autre pour que, libéré non seulement de la peine mais aussi de la faute, si d’aventure tu as commis un faux-pas, tu puisses passer le reste de ta vie dans notre chère France. C’est pourquoi, si tu ne veux pas manquer à toi-même, si tu ne repousses pas ta patrie qui, 505 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) d’elle-même, te tend la main et souhaite t’embrasser, je vois que tu vas avoir de grandes chances et de la retrouver et de vivre avec les tiens). Dans ce passage, Lambin dit beaucoup de choses, de façon plus ou moins ouverte. En premier lieu, il reproche à Muret de donner le sentiment de ne plus se sentir français, comme s’il était déjà vénitien ou romain. Or, il se fait fort de le rappeler à certaines réalités: tout d’abord, en droit de l’époque, il est impossible d’avoir une double nationalité - ce qui implique d’ailleurs que, par la suite, à partir de 1571, Muret, devenu citoyen romain, ne devra plus être considéré comme fran‐ çais; aussi, dès lors qu’il n’a pas reçu la citoyenneté d’un autre État, même en vivant sur le sol italien, et même s’il peut le regretter, il reste français, en l’oc‐ currence limousin. D’autre part, il n’est pas véritablement exilé, n’appartenant pas à la catégorie des «sicaires» et autres criminels; il a décidé, de lui-même, de fuir son pays pour échapper à un procès (certes dangereux), mais il n’a pas reçu l’ordre d’un quelconque bannissement: là encore, sur un plan juridique, il n’est pas exilé, comme le prouve le fait que l’on mette tout en œuvre en France pour le faire revenir dans son pays, même s’il a commis quelque faux-pas - ce que, à la fin du passage, Lambin semble reconnaître sans trop de difficultés. Il existe donc une différence notable entre être privé provisoirement de sa patrie (de surcroit, de son propre fait), et en être privé pour toujours par la loi - ce qui serait, aux yeux de Lambin, une meilleure définition de l’exil. Omettant totale‐ ment la sentence de mort et la condamnation au bûcher, Lambin fait comme si Muret avait succombé aux conseils de gens malveillants qui souhaitaient le voir partir pour prendre sa place: l’humaniste aurait donc péché par naïveté et devrait entamer des démarches pour revenir dans son pays. Dans le cas contraire, il pourrait passer pour un ingrat, et la lettre laisse entendre que Muret, loin d’être véritablement exilé, en adopte plutôt la posture, de façon presque provocatrice par rapport à la France: ainsi ce n’est pas sa patrie qui le rejette, mais lui qui rejette sa patrie. Sous couvert d’amitié, la violence de fond est perceptible, Lambin accusant Muret d’être vraisemblablement coupable à la fois des faits qui lui sont reprochés et de déloyauté vis-à-vis de son pays natal. Dans sa réponse du 23 février 1558, Muret tente d’atténuer la portée de ces lignes, en reconnaissant qu’il est français, et, par une pirouette maladroite, de retourner la situation en affirmant que Lambin ne l’est pas, l’expression «votre 506 Laurence Bernard-Pradelle 23 Denis Lambin était né à Montreuil-sur-Mer, actuelle commune du Pas-de-Calais. Il vint à Paris dans les années 1530 pour y poursuivre ses études, puis fut admis dans la suite du cardinal François de Tournon, qu’il suivit dans ses pérégrinations italiennes. Il existe bien une lettre de Hubert van Giffen à Muret (du 28 janvier 1570) relatant certaines relations de Lambin avec un groupe d’érudits belges, mais sans que soit attestée la présence de Lambin en Belgique. Cf. Muret 1971, 119-120 (Ep. I 78). 24 Muret 1971, 376-377 (Mutuæ 11). compatriote» (qui lui était reprochée précédemment) faisant référence au fait que Lambin serait belge: 23 ‹Vestratem hominem› eo dixeram, quia tu et ille Belgæ estis. Nam quod ad Galliam attinet, ego et Gallus sum, et me, quamdiu vivam, Gallum profitebor. ( J’avais dit «un de vos compatriotes» pour la bonne raison que toi et lui êtes belges. Car pour ce qui est de la France, moi, et je suis français et je me proclamerai français aussi longtemps que je serai en vie). Pour le reste, il se garde de parler aussi bien d’exil que de l’éventuel retour en France largement évoqué par Lambin. Ce dernier a très bien lu dans son jeu puisque rien, dans sa correspondance de l’époque, ne laisse supposer que Muret met tout en œuvre pour rentrer dans son pays, bien au contraire. Là-dessus, les rumeurs (qui avaient tenté de déterrer un passé trouble) finissent par s’apaiser: Muret enseigne au Studium de Padoue en attendant de prendre son service auprès du cardinal Hippolyte d’Este, de nouveau prêt à se l’attacher comme secrétaire; il travaille à la publication des élégiaques latins chez Paul Manuce, à Venise. Toute l’attitude de l’humaniste tend à dire: je suis français, mais ma vie est en Italie. Les choses se compliquent quelques mois plus tard: dans une lettre du 12 août 1558, le même Denis Lambin fait de nouveau part à son correspondant de bruits pernicieux répandus dans les cercles pontificaux concernant la conduite de Muret vis-à-vis de certains de ses élèves. En effet, à Lambin qui demandait des nouvelles de Muret à l’un des proches du pape, voici ce qui lui a été répondu: 24 Sed Muretus noster, inquam, quid agit? ut valet? Nihilne novi scribit, quod alios de‐ lectet, ipsum laudibus æternis illustret? Ille vero, inquit, Patavio dies aliquot abfuit: quam ob causam, nescio; nisi quod Patavii disseminatus est ab invidis, opinor, homi‐ nibus rumor de eo non bellus. Itaque nobiles aliquot adolescentes Veneti pudentes et boni, qui cum eo vivebant, recepisse se ad suos dicuntur. Muretus autem, cum paucis post diebus illos consecutus esset, hoc consilio, ut se purgaret atque aliquantum tem‐ poris, dum rumor ille defervesceret, Venetiis consedisset, Patavium rediit tristis et 507 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) 25 Ibid., 378-379 (Mutuæ 12). 26 V. la lettre de Paul Manuce [Venise] à Muret dans Girot 2012, 314. demissus: diciturque prioribus ædibus, in quibus laxissime habitabat, relictis, alias angustiores conduxisse. (Mais notre ami Muret, dis-je, que fait-il? Comment va-t-il? N’écrit-il rien de nouveau qui fasse le plaisir des autres, le couvrant lui-même d’éloges éternels? - En fait, me dit-il, il a été absent de Padoue pendant quelques jours: pour quelle raison, je l’ignore; si ce n’est qu’à Padoue des jaloux, je pense, ont fait courir sur lui une rumeur pas très belle. C’est pourquoi quelques nobles vénitiens, jeunes gens moralement irréprocha‐ bles, qui vivaient avec lui, sont retournés chez eux, dit-on. Or Muret, comme il les avait suivis quelques jours plus tard, dans l’idée de se racheter et de se retirer quelque temps à Venise, jusqu’à ce que la rumeur retombe, revint à Padoue triste et déprimé: et l’on dit que, ayant quitté sa première demeure, où il habitait dans le plus grand relâchement, il en a loué une plus modeste). Cette fois-ci, il ne s’agit plus de raviver un passé ancien, mais de dénoncer des agissements actuels: le danger est grand pour Muret de revivre en Italie ce qu’il a vécu en France quelques années plus tôt. Ainsi s’explique sa réponse, dans une lettre du 27 août, au cours de laquelle, après avoir démenti les bruits, il évoque le projet de partir pour la Grèce, afin de fuir les envieux: 25 Equidem valde conturbatus sum, ac parum abest, quin cogitem in aliquas solas terras, ubi nec Pelopidarum nomen nec facta audiam. Eius autem rei mihi sese offert occasio sane luculenta. Sunt enim, qui me honestissimo stipendio in Græciam conentur ab‐ ducere. Quid enim faciam, qui neminem lædens, omnibus omnium invidorum ac ma‐ levolorum dentibus petor? Vitæ me prope ipsius odium capit. ( J’ai été très déstabilisé, il est vrai, et il s’en faut de peu que je ne songe à quelques terres isolées, où je n’entendrai parler ni du nom des Pélopides ni de leurs agissements. Or, à ce propos, une occasion fort alléchante s’offre à moi. En effet, il en est pour essayer de m’emmener avec eux en Grèce, avec un très honnête salaire. Que dois-je faire, en effet, moi sur qui s’acharnent tous les crocs de tous les envieux et de tous les méchants? Je ne suis pas loin d’être saisi par le dégoût de la vie elle-même). Ces nouveaux bruits furent eux aussi, de toute évidence, sans conséquences immédiates. Malgré l’émoi qu’ils suscitèrent chez l’humaniste, ils n’eurent pas d’incidence directe sur son avenir et une lettre de Paul Manuce à Muret, datée du 4 septembre, nous révèle que ce dernier a accepté d’entrer au service du cardinal de Ferrare, qu’il rejoignit au plus tard en février 1559. 26 Tout aurait pu s’arrêter là et l’on n’aurait peut-être jamais eu à évoquer l’exil de Muret au 508 Laurence Bernard-Pradelle 27 À Lyon, chez Antoine Gryphe, en 1561, comme il a été dit plus haut. Sur les circonstances et les enjeux de ces quinze lettres publiées, voir Girot 2012, 140-148. 28 Sur François Le Duaren (Douaren ou Le Douaren), jurisconsulte et professeur de droit à Bourges (1509-1559), v. Capello 2001. 29 Sur l’institution du mos Gallicus par Guillaume Budé et ses successeurs, v. André 2014, 70-71. Sur cet aspect de la question chez Muret, v. Girot 2012, 109-119. travers de son œuvre épistolaire si, quelques années plus tard, Denis Lambin n’avait eu l’idée de publier ces lettres compromettantes pour la réputation de l’humaniste. 27 Ce dernier en fut très meurtri et ne lui pardonna jamais. Sur le moment, il ne réagit pas directement sur le plan éditorial, mais lorsque, quelques années plus tard, il fut question de republier ces lettres, Muret décida de publier à son tour sa propre correspondance en prenant soin d’affirmer dans la lettre-préface que les lettres éditées par Denis Lambin en 1561 n’étaient pas de lui - montrant, par ce «grossier mensonge», pour citer J.-E. Girot, que le traum‐ atisme était encore bien vivace. En tous les cas, ce qu’il reste de la correspondance montre assez comment Muret évitait par tous les moyens d’évoquer sa condition d’exilé, même quand il y était poussé: on est en droit de supposer que jamais il n’en aurait fait part publiquement si Lambin n’avait produit au grand jour une partie de leurs échanges épistolaires sans le consulter. On pourrait s’attendre à ce qu’il ne l’é‐ voque absolument pas dans la correspondance officielle de 1580. Or ce n’est pas le cas. Une fois que les lettres eurent été publiées par son ancien ami, son exil était devenu un fait connu de tous et s’expliquait par ses mauvaises mœurs. Quand il fut question de republier ces lettres de 1561, et donc de raviver cette mauvaise réputation, Muret contre-attaqua avec une grande habileté: il décida de faire allusion à cet exil, en produisant une lettre très ancienne, datant de la période noire, celle du départ précipité hors de France, qui avait été écrite par l’un de ses amis et à laquelle il réussit à donner un sens particulier. L’exil de Muret vu par François Le Duaren François Le Duaren était un ami de Muret, qui l’avait rencontré sans doute à Bourges, où il enseignait lui-même le droit. 28 Les deux hommes partageaient la même conception de cette discipline - à savoir celle d’un enseignement nouveau, more Gallico, introduit en France par Guillaume Budé, qui s’opposait à la vieille manière, more Italico, celle des glossateurs et post-glossateurs d’Italie. 29 Or, jus‐ tement, c’est cette conception du droit qui serait à l’origine de la fuite de Muret, 509 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) 30 Muret 1971, 31-32 (Ep. I 24: François Le Duaren à Muret, 14 janvier 1554). Sous le nom des «Scythes», Le Duaren semble donc faire allusion aux sectateurs du mos Italicus qui séviraient à Toulouse, comme ils auraient sévi, deux décennies plus tôt, à Bourges où enseignait Alciat, qui avait dû quitter la ville en 1533. Le Duaren avait-il connu une expéri ence similaire à celle de Muret, quand il était disciple d’Alciat, juste avant le départ de ce dernier pour Ferrare? Il reste que, malgré toute son amitié pour Muret, cette explication de François Le Duaren cache peut-être une réalité plus complexe: en effet, il semblerait que «Muret, avant sa fuite honteuse, se serait couvert de ridicule en donnant à Toulouse des cours de droit alors qu’il n’en connaissait que les rudi‐ ments» (Girot 2012, 16). La ville n’abritait pas que des détenteurs de la «vieille mé‐ thode», puisque, entre 1547 et 1554, Jacques Cujas (futur ennemi personnel de Le Duaren, mais aussi ancien élève d’Arnaud du Ferrier et très brillant juriste) y enseignait le droit: il se peut que Muret ait fait pâle figure en sa présence. Sur Jacques Cujas, né à Toulouse (1522) et mort à Bourges (1590) où, précisément, il avait succédé à François Le Duaren, v. Buron 2001. présentée, sous la plume de Le Duaren, comme une peregrinatio orchestrée par ceux qu’il nomme les «Scythes»: 30 Verum hoc mihi adspersit molestiæ epistola tua, quod dolorem illum aut gravissimum mœrorem potius non obscure testetur, quem tibi ista peregrinatio attulit. At eo magis vicem tuam doleo, quod ante annos, ut opinor, duos et viginti istorum Scytharum σκυθρωπίαν et barbariem expertus sum: quos ne nunc quidem resipiscere, sed ἀρχαϊσμὸν illum suum adhuc tueri ac mordicus retinere demiror. Sed hanc materiam atque segetem gloriæ integram tibi Deus, opinor, reservat, ut hostibus, qui bello tentati a nobis et lacessiti sunt, profligatis ac de possessione iurisprudentiæ expulsis, splen‐ didum aliquando de iis triumphum agas. (En revanche ta lettre m’a baigné de tristesse en ceci qu’elle montre sans dissimulation cette douleur ou, bien plutôt, ce très poignant désarroi qui t’ont été causés par ton départ vers l’étranger. Et je me mets d’autant mieux à ta place qu’il y a vingt-deux ans, je crois, j’ai fait l’expérience de la noirceur et de la barbarie de ces Scythes: je suis surpris de voir qu’aujourd’hui encore ils ne sont pas revenus à la sagesse mais qu’ils conservent leurs vieilles méthodes et y tiennent mordicus. Mais c’est là matière et terrain de gloire intacts que Dieu te réserve, je crois, pour que tu remportes un jour un splendide triomphe sur des ennemis qui, provoqués et malmenés par nous au combat, auront pris la fuite et été dépossédés de leur mainmise sur l’enseignement du droit). La lettre est une bénédiction pour Muret, puisqu’elle évoque, comme cause de l’exil, son œuvre d’enseignant et évacue toute autre raison beaucoup plus infa‐ mante et dangereuse. La faute, en gros, revient aux détenteurs d’une conception archaïque du droit, qui auraient sévi à Toulouse, à l’époque où Muret avait quitté 510 Laurence Bernard-Pradelle 31 Muret 1971, 32. Paris pour venir y enseigner: la réaction hostile aurait été très rapide, puisque, arrivé à l’automne 1553, Muret dut très vite fuir la ville, en décembre de la même année. En tous les cas, la lecture des événements faite par François Le Duaren permet ainsi à l’humaniste, en faisant appel à une autorité reconnue, de ne pas avoir à se disculper lui-même et de présenter sa venue en Italie comme un «pas‐ sage à l’étranger», peregrinatio, résultant d’une querelle professionnelle. Rien, d’ailleurs, n’indique que ce départ soit sinon définitif et irrémédiable, du moins indépendant de sa volonté comme le sous-entend l’exil: 31 Quanquam profecto malim, si rationes tuæ ita tulerint, huc ad nos mature te recipias, ut de rebus omnibus coram inter nos conferamus. (Toutefois je préférerais évidemment, si jamais tes intérêts le permettent, que tu re‐ viennes chez nous bien vite, pour que nous puissions parler de tout cela entre nous de vive voix). On pourrait penser que, en introduisant la lettre de Le Duaren dans son édition de 1580, Muret se contente de répondre indirectement aux insinuations de Lambin et qu’il donne la version officielle de son exil - mettant définitivement fin, de ce fait, aux rumeurs fâcheuses. Or, l’épistolier va beaucoup plus loin. Et c’est ici que se met en place subtilement un discours sur l’exil qui n’est pas d’emblée décelable. Cette lettre a été écrite le 14 janvier 1554: c’est la plus an‐ cienne qui soit conservée, si l’on excepte les lettres de dédicaces d’ouvrages. Or, dans la correspondance publiée, elle ne trouvera sa place que loin dans le recueil, puisqu’il s’agit de la lettre 24. Avant elle, Muret a placé deux lettres d’intro‐ duction, un groupe de dix-neuf lettres à Paul Manuce, et deux lettres à Paolo Sacrato, datant respectivement de 1571/ 2 et 1577, c’est-à-dire beaucoup plus tardives que la lettre de Le Duaren qui les suit. Or, dans les lettres à Manuce (1558-1560, donc de quatre ans postérieures à l’exil), il est essentiellement ques‐ tion soit d’amitié et de sujets intimes entre les deux hommes soit de considéra‐ tions éditoriales. Ces lettres, contemporaines de celles échangées avec Lambin et rapportées plus haut, laissent une impression complètement différente: quand il est question de choix professionnels, ils concernent toujours l’Italie, et à aucun moment il n’est question de la France, si ce n’est une seule fois, pour louer l’excellence des presses de Manuce, bien meilleures que celles des éditeurs fran‐ 511 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) 32 Cf. Muret 1971, 12 (Ep. I 5: Muret à Paul Manuce, 6 mai 1558): Characteres tui Græci sane luculenti; ac dolerem Gallorum nostrorum vicem, quos a te ceteris omnibus rebus iam‐ pridem victos, typorum quoque Græcorum elegantia superatum iri video, nisi plus te quam plerosque illorum, amarem («Tes caractères grecs sont vraiment lumineux; et je plain‐ drais le sort de nos Français que tu as déjà vaincus depuis longtemps à plates coutures et qui, je le vois, vont être dépassés aussi par l’élégance de la typographie grecque, si je ne t’aimais plus que la plupart d’entre eux»). 33 Cf. ibid., 29 (Ep. I 22: 26 décembre 1571). 34 Cf. ibid., 30 (Ep. I 23: 13 juillet 1577): Factum […] consuetudine quadam multos iam menses a me suscepta, nunquam, nisi cum urget necessitas, exeundi domo et perraro veniendi in ædes cardinalis: non quin et ipse me libenter videat et ego eum, qua debeo, observantia colam: sed tanta me satietas, tantum odium et aulæ et rerum aulicarum cepit, ut nunquam mihi magis solus videar quam in illa turba, nunquam melius comitatus, quam cum me solus in bibliothecam abdidi. Itaque cum cardinale ipso ter, opinor, aut ad summum quater collocutus sum postquam huc venit. Multi fortassis hanc aut asperitatem aut rusticitatem vocabunt. Vocent sane, ut libet. Mihi ægre est, quod non iam pridem ita vivere cœperim («Cela est dû […] à une certaine habitude que j’ai prise depuis déjà bien des mois de ne jamais sortir de chez moi, si ce n’est en cas d’urgence, et de ne venir que très rarement dans la demeure du cardinal: non pas que lui-même ne me voie avec plaisir ni que je ne lui témoigne tout le respect que je lui dois; mais j’ai été pris d’une telle lassitude, d’un tel rejet de la cour et du monde courtisan que jamais je ne me sens plus seul qu’au milieu de cette foule, que jamais je ne me sens mieux entouré que quand je me tiens caché tout seul dans ma bibliothèque. C’est pourquoi je ne me suis entretenu que trois fois, je pense, tout au plus quatre fois avec le cardinal, depuis qu’il est arrivé ici. Beaucoup peut-être diront que c’est soit de l’impolitesse soit de la grossièreté. Ils peuvent bien dire ce qu’ils veulent. Il me pèse de n’avoir pas encore commencé à vivre»). 35 V. Bernard-Pradelle [à paraître]. çais. 32 Quant aux lettres à Sacrato, leur présence s’explique par la nouvelle ci‐ toyenneté romaine de leur auteur, même si celle-ci n’est pas explicitement évo‐ quée: la première fait allusion à son discours en l’honneur de Colonna pour sa victoire à la bataille de Lépante - discours qui valut à l’orateur cette fameuse citoyenneté romaine; 33 la seconde montre quelle est désormais sa marge de ma‐ nœuvre par rapport à ses maîtres, du fait de son nouveau statut. 34 Ainsi, dans la correspondance publiée destinée à la postérité, la lettre de François Le Duaren arrive après toute une série de lettres où l’implantation en Italie est de plus en plus solide et affirmée, au point que l’humaniste peut maintenant se dire italien. Comme on a pu tenter de le montrer ailleurs, la place réservée à cette lettre en change le sens originel: 35 de lettre de déploration adressée à un ami dans les affres d’un exil précipité (dolor et mæror), elle est devenue le témoignage de l’erreur de certaines personnes qui n’ont pas vu à qui ils avaient affaire et qui se sont privés d’un grand esprit en train de s’épanouir sur une autre terre, l’Italie. Celle-ci, en revanche, a eu l’intelligence de reconnaître ses mérites exception‐ nels. 512 Laurence Bernard-Pradelle 36 V. Muret 1971, 43-51 (Ep. I 26-29). 37 Ibid., 45 (Ep. I 26: Muret à Iacopo Canano, 6 octobre 1562). 38 Ibid. Ainsi, grâce au choix d’un terme employé dans la lettre (peregrinatio au lieu de exilium) et à la place de celle-ci dans le recueil, ce que Denis Lambin appe‐ lait «exil» (volontaire ou involontaire) tend à se muer en peregrinatio acade‐ mica, pérégrination du savoir, certes vécue dans la douleur, mais qui peut être pensée comme provisoire. Muret impose au lecteur et à la postérité un change‐ ment de perspective. On pourrait croire le problème réglé et pourtant, dans la version publiée en 1580, l’épistolier peaufine encore son propos. Dans l’ordonnancement de la cor‐ respondance, qui induit le lecteur à penser que Muret a obtenu la citoyenneté romaine après avoir dû quitter la France pour des raisons intellectuelles et non morales, arrive un groupe de lettres adressées à un ami médecin, Jacopo Canano, qui furent écrites de France, et qui offrent une nouvelle approche dans l’inces‐ sante redéfinition de son exil. 36 Des lettres de France aux lettres sur la Pologne: de l’exil inversé à l’exil aboli En juillet 1561, Muret quitte Rome dans la suite du cardinal Hippolyte d’Este, dont il est le secrétaire, pour se rendre en France, d’abord à Paris, puis à Châlis, enfin de nouveau à Paris. Ils ont participé au colloque de Poissy (9 septembre- 14 octobre 1561), mais ne seront de retour en Italie qu’en septembre 1563. Muret passe donc deux années en France, et il semble qu’il n’y ait plus la moindre menace de bûcher. À Paris, il a renoué avec ses vieux amis, Ronsard et Dorat. Or, là encore, dans ce qui nous est parvenu de la correspondance, rien ne laisse supposer que Muret fasse des démarches pour rester dans son pays. Bien au contraire, dans une lettre du 6 octobre 1562, vers la moitié du séjour, voici ce qu’il écrit à Canano: 37 Meam voluntatem si exquiris, equidem negare non possum, quin tanto mihi desiderio sit Italia, quanto fortasse nemini nostrum […]. (Mais si tu me demandes mon avis, je ne peux évidemment pas nier que j’ai une nos‐ talgie de l’Italie comme personne d’entre nous peut-être […]). Un peu plus loin, dans la même lettre: 38 […] sin exspectandum ver, commoditate temporis ad conficienda quæ volumus, desi‐ derium Italiæ leniemus. 513 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) 39 Ibid., 46 (Ep. I 27: 20 septembre 1562). Les lettres à Canano ne sont pas classées dans l’ordre chronologique. ([…] et s’il faut attendre le printemps, nous adoucirons la nostalgie de l’Italie par les avantages du temps qui nous sera laissé pour régler ce que nous voulons). Dans la lettre suivante, il écrit au même Canano: 39 O mi Canane, quid tandem finis huius tam molestæ peregrinationis futurus est? Quando erit, ut ad Eridani, aut, quod malim, ad Tiberis ripam inambulantes concinere possimus illud Euripidis: ‹Suavis est laborum præteritorum memoria›. (Ô mon cher Canano, quand donc mettrons-nous fin à un séjour si pénible? Quand donc viendra le jour où, nous promenant sur les rives de l’Eridan, ou, encore mieux, sur les rives du Tibre, nous pourrons chanter ce vers d’Euripide: «Délicieux est le souvenir des peines passées»). Il poursuit, un peu plus loin: Utinam quidem eveniat! ut nobis tanto maturius in Italiam redire liceat, antequam incidamus in hiemem. (Si seulement cela pouvait arriver! qu’il nous soit permis de rentrer en Italie aussi vite que possible, avant que nous ne nous retrouvions en hiver). Si les lettres suivantes n’évoquent plus l’Italie, la manière de parler des affres de la guerre civile en France laisse entendre qu’il refuse toute idéalisation du pays quitté. Il n’éprouve aucun regret vis-à-vis de l’ancienne patrie, qui dans la réalité chronologique, en 1562, est encore la sienne, mais dans l’ordonnancement de la correspondance ne l’est plus: l’épistolier y décrit la situation avec un regard extérieur, objectif, dépassionné, parfois même drôle, si ce n’est quand il s’agit de la mort du roi de Navarre, Antoine de Bourbon, père du futur roi Henri IV. Ces lettres visent à montrer deux choses: d’une part que leur auteur peut retourner quand il veut en France et s’y déplacer librement (Beauvais, Châlis, Paris, Poissy) - ce qui suggère implicitement qu’il n’appartient effectivement pas à la catégorie des exilés, mais plutôt à celle des étrangers venus d’Italie pour voyager en France: ainsi retrouve-t-on logiquement, cette fois-ci attaché au sé‐ jour en France, le terme peregrinatio, doublé de l’adjectif molestus, comme si se rejouaient, mais à l’inverse, les événements de 1554; d’autre part que, si ces lettres distillent bien un sentiment de nostalgie et de regret par rapport à un pays - qui s’apparente au desiderium patriæ de l’exilé -, cette patrie désirée, loin d’être la France, s’avère être désormais l’Italie. Celle-ci est toujours parée de toutes les vertus, tandis que celle-là est décrite comme un pays en guerre, où 514 Laurence Bernard-Pradelle 40 Au moment où il avait été sur le point de se rendre en Pologne, rien n’avait pu l’en dissuader, pas même le froid. V. Muret 1971, 99 (Ep. I 66: Muret à Paolo Sacrato, 30 avril 1578): Neque verebar illam, quæ in Polonia esse dicitur, inclementiam cæli asperitatemque frigoris. Sciebam illa omnia re multo minora esse quam fama, & alioquin sum ipse quoque natus in parte Galliæ maxime montosa ac frigida («Et je ne craignais pas cette fameuse rigueur du climat dont on parle pour la Pologne, ni la dureté du froid. Je savais que tout cela était bien moindre qu’on le dit, et par ailleurs je suis moi-même né dans une région de France particulièrement montagneuse et froide»). L’hiver polonais ne saurait riva‐ liser avec celui de son pays d’origine, le Limousin, qui par cette possible allusion à Ovide (Tristes 3, 4, 48: me tenet adstricto terra perusta gelu) s’apparente lui-même à une terre d’exil. 41 Cf. Girot 2012, 24 et 38. 42 Ibid., 40. V. également Muret 1971, 125 (Ep. I 81: Muret à Johannes Zamoski, 1 er décembre 1577): Præter spem et opinionem meam accidit, ut, cum inter me et Ioannem Zamoscium, serenissimi regis secretarium, omnibus prope de rebus convenisset, iamque ego me ad iter accingerem, atque istic animo et cogitatione totus essem, subito ostenderit Gregorius pon‐ tifex maximus profectionem meam sibi non placere, meque per viros summa auctoritate præditos monendum curaverit, ne ex urbe discederem; sibi curæ fore, ut ne in urbe deteriori conditione essem, quam quæ mihi in Polonia deferretur («Contre toute attente et toute prévision de ma part il se passa la chose suivante: alors que Iohannes Zamoski, secrétaire du très sérénissime roi, et moi-même nous étions entendus sur presque tout, et que déjà je me préparais pour le voyage et que j’étais chez vous en esprit et en projet, subitement le souverain pontife Grégoire me fit savoir que mon départ n’était pas à son goût, et prit la peine de m’avertir par des hommes jouissant de la plus haute autorité de ne pas quitter la ville; il aurait à cœur que je ne jouisse pas dans la ville d’une condition moins bonne que celle qui m’était proposée en Pologne»). l’on tombe malade et où les hivers sont rigoureux. 40 En d’autres termes, c’est dans les lettres écrites de France qu’il évoque le mieux un sentiment d’exil, qui concerne non pas son pays d’origine mais celui qui l’a adopté. L’épistolier a maintenant retourné l’événement traumatique initial. Toutefois, la représentation de l’Italie comme patrie et de la France comme terre d’exil n’est à son tour qu’un jalon supplémentaire dans le long recueil initiatique qu’est cette correspondance. Si, en juillet 1563, il rentre définitive‐ ment à Rome, où il mourra vingt-deux ans plus tard, Muret n’en cherchera pas moins, de temps en temps, à s’en éloigner. En 1575, il songe à retourner à Venise, auprès d’Alde Manuce, fils de son grand ami décédé quelques années plus tôt, mais pour diverses raisons les négociations échouent. 41 Deux ans plus tard, sa réputation est telle que le roi Etienne Barthory cherche à se l’attacher à des conditions extrêmement avantageuses. L’insistance des autorités de tutelle de la Sapienza, l’intervention du pape ainsi que la substantielle augmentation de son trai‐ tement […] le convaincront de rester à Rome. 42 515 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) 43 Cf. Muret 1971, 124. Dans la lettre à Sacrato déjà citée (Ep. I 66), Muret n’a pas de mots assez élogieux pour les Allemands et les Polonais ni de mots assez durs pour les habitants de l’Italie: les barbares ne sont pas ceux que l’on croit. Cf. Muret 1971, 99-100: Utinam nos eo modo barbari essemus! Utri vero barbariores sunt: nati in media Italia quorum vix centesimum quemque reperias, qui Latine aut Græce loqui sciat, aut litteras amet? An Germani ac Poloni, quorum permulti et earum linguarum utramque perfectissime callent, et ita litteras ac liberales disciplinas amant, ut in eis tempus omne consumant? Olim illi fortassis asperi ac barbari fuerunt; hoc quidem sæculo, vereor, ne ad nos barbaries, ad illos cultus et splendor vitæ et eruditio atque humanitas, mutatis sedibus, commigrarint. Itaque, ut verum tibi fatear, libentissime eo commeassem, si nihil obstitisset («Si seulement nous, nous étions des barbares de ce genre! Mais qui, des uns et des autres, sont les plus barbares? Ceux qui sont nés au beau milieu de l’Italie, dont on ne trouve qu’un sur cent à peine qui sache parler latin ou grec ou qui aime les lettres? Ou les Allemands et les Polonais, dont un très grand nombre possède parfaitement l’une et l’autre langues, et qui aiment à ce point les lettres et les disciplines libérales, qu’ils leur consacrent tout leur temps? Jadis ils furent peut-être rudes et barbares; mais à notre époque, en tous les cas, je crains que, ayant échangé les lieux de séjour, la barbarie ne soit venue habiter chez nous, et que l’art et la beauté de vivre, l’érudition et la courtoisie ne soient allés habiter chez eux. C’est pourquoi, pour te parler franchement, j’aurais déménagé là-bas avec le plus grand plaisir, si rien n’y avait fait obstacle»). Muret écrit au roi que, sans l’intervention du pape, il serait volontiers allé le rejoindre en Pologne, tant il lui importe par-dessus tout de vivre en compagnie de gens de lettres, et non de barbares: 43 Quo equidem venire cupiebam, non tam privati commodi spe, quam mirifico quodam studio incensus videndi ac venerandi cominus eum principem, qui solus hodie con‐ firmat vetus dictum hominis sapientissimi: ‹tum demum beatas civitates fore, cum aut philosophi regnarent, aut reges philosopharentur›. Sed id cum ita cuperem, ut nihil unquam cupierim ardentius, cur efficere non potuerim, regia maiestas tua ex Ioanne Zamoscio secretario suo intelliget. (Or, je désirais vraiment venir, enflammé non tant par l’espoir d’un avantage personnel que par une incroyable envie de voir et de vénérer de près le prince qui, seul, au‐ jourd’hui confirme le vieux mot d’un homme plein de sagesse: «les cités ne seront heureuses que le jour où les philosophes règneront ou bien où les rois philosophe‐ ront». Mais comme je désirais la chose comme jamais je n’ai rien désiré avec plus d’ardeur, pourquoi je n’ai pas pu la réaliser, ta majesté royale le comprendra de son secrétaire, Johannes Zamoski). Comme il avait commencé à le faire avec la lettre de Le Duaren, l’auteur con‐ firme, à la fin de sa correspondance officielle, l’idée de peregrinatio academica: les érudits vont là où les mènent leurs études et où on les réclame. Ils sont donc 516 Laurence Bernard-Pradelle 44 Sur les motivations moins nobles de Muret, v. Girot 2012, 97, n. 152: «Lorsque Muret évoque son possible départ de Rome, il n’est pas toujours sincère: c’est ainsi que, après avoir reçu de flatteuses propositions de Padoue ou de Pologne, il sait en user avec suffisamment d’habileté pour obtenir une confortable augmentation de son traitement (…)». Quelles que soient les raisons qui, à la fin de sa vie, le font partir ou rester, les enjeux avoués ou non semblent fort éloignés désormais de considérations sentimentales liées à l’amour ou au regret d’un quelconque pays ou d’une quelconque cité. 45 Cf. Kammerer 2010, 11-124. Dans le cas de Nachtgall, E. Kammerer identifie le rôle qu’ont joué certains réseaux (imprimerie, cardinaux, milieux universitaires), rôle qui semble pouvoir être transposable à Muret: celui-ci a bénéficié d’un refuge sûr dans une ville qui peut considérer l’arrivée d’un érudit de sa qualité comme une «valeur ajoutée». Reste à découvrir comment et par quel biais il a pu être accueilli à Venise; comment, par ailleurs, il a pu être introduit auprès de Manuce. Plus généralement, sur l’attitude du gouvernement de Venise concernant l’accueil de savants étrangers à une époque proche de celle de Muret, v. Bettoni 2010, 261-288. appelés à changer de pays, sans que résonne aussitôt l’idée d’exil et son cortège de regrets et de nostalgie. 44 Pour finir, il semble que la réflexion de Muret sur l’exil existe bel et bien, malgré sa discrétion, et qu’elle passe par différentes étapes. Il faut avant tout distinguer la réalité vécue, dont il reste peu de traces, et la réalité officielle, présentée pour la postérité. Dans la réalité vécue, il ne fait pas de doute que Muret a souffert, au début, de son départ forcé vers l’Italie, comme en témoigne la lettre de Le Duaren quand on l’examine en fonction de la date où elle a été écrite, à savoir le mois de janvier 1554: il y est question d’un dolor poignant. Mais il semble que, très vite, l’humaniste se soit fait à sa vie italienne: nulle part dans la correspondance même officieuse, nous ne trouvons de considérations sur la perte de la France, ou sur la volonté d’y retourner. Bien au contraire, la correspondance avec Manuce montre que Muret a sans doute bénéficié de ce qu’Elsa Kammerer a appelé la «dynamique de l’accueil», 45 lui permettant une implantation relativement confortable à Venise, puis à Padoue. Ce sont les autres qui semblent lui rappeler son statut, et lui faire grief de son ingratitude par rapport au pays qui l’a nourri et formé, l’obligeant à reconnaître qu’il est français et le restera jusqu’à sa mort. Lorsque, bien plus tard, il publie sa correspondance, avec le recul des années, il impose au lecteur une autre vision de son exil: par la lettre de Le Duaren qui est placée dans un contexte précis, l’exil se présente plutôt comme une peregrinatio academica, certes négative, puisque le départ a été forcé et dû à une rivalité intellectuelle; l’accueil que lui a réservé l’Italie en fait sa nouvelle et véritable patrie; par les lettres écrites de France, il va même jusqu’à inverser les situations, faisant de la France le pays d’exil et de l’Italie la patrie désirée. Mais l’ultime étape réside dans les lettres sur le départ manqué en Pologne, où il dépasse la notion même de patrie pour revenir à l’idée implicite 517 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) (car cette fois le terme n’est pas utilisé) de peregrinatio academica, plus positive que la précédente: il se serait fait une joie de rejoindre la Pologne, et aurait, semble-t-il, quitté l’Italie comme il a quitté jadis la France - sans regret. Mais on ne désobéit pas au pape. Il reste donc à Rome, dont il est citoyen, mais en défendant, sans le dire explicitement, l’idée d’appartenance à une république des lettres qui, évinçant l’idée de patrie, atténue considérablement celle d’exil. Bibliographie André, Marie-Françoise: Nicolas Bérauld, professeur de droit humaniste, dans: Mathieu Ferrand / Nathaël Istasse (édd.): Nouveaux regards sur les «Apollons de collège»: Fi‐ gures du professeur humaniste en France dans la première moitié du XVI e siècle, Ge‐ nève 2014, 63-85. Balsamo, Jean / Lastraioli, Chiara (édd.): Chemins de l’exil: Havres de paix: Migrations d’hommes et d’idées au XVI e siècle, Paris 2010. Balsamo, Jean / Lastraioli, Chiara: Introduction, dans: Balsamo / Lastraioli 2010, 1-12. Beaulieux, Charles / Simonin, Michel: Nicot ( Jean), dans: Georges Grente / Michel Si‐ monin (édd.): Dictionnaire des lettres françaises: Le XVI e siècle, Paris 2 2001, 887-888. Bernard-Pradelle, Laurence: Marc-Antoine Muret en sa correspondance: La persona entre temps linéaire et temps cyclique, dans: Marc-Antoine Muret: Un humaniste français en Italie, Genève [à paraître]. Bettoni, Anna: Arnaud du Ferrier et les Français de Venise à l’époque de la peste de 1576, dans: Chemins de l’exil: Havres de paix: Migrations d’hommes et d’idées au XVI e siècle, Paris 2010, 261-288. Buron, Emmanuel: Cujas ( Jacques), dans: Georges Grente / Michel Simonin (édd.): Dic‐ tionnaire des lettres françaises: Le XVI e siècle, Paris 2 2001, 312-313. Capello, Sergio: Duaren, Douaren ou Le Douaren (François), dans: Georges Grente / Mi‐ chel Simonin (édd.): Dictionnaire des lettres françaises: Le XVI e siècle, Paris 2 2001, 375-376. Girot, Jean-Eudes: Lambin (Denis), dans: Georges Grente / Michel Simonin (édd.): Dic‐ tionnaire des lettres françaises: Le XVI e siècle, Paris 2 2001, 668. Girot, Jean-Eudes: Marc-Antoine Muret: Des Isles fortunées au rivage romain, Genève 2012. Kammerer, Elsa: L’attrait de la ville d’accueil: Le strasbourgeois Ottmar Nachtgall à Augsbourg (1523), dans: Balsamo / Lastraioli 2010, 111-124. Muret, Marc-Antoine: Opera omnia, Accurate edidit Carolus Henricus Frotscher, vol. 2, Leipzig 1834-1841 (réimpression Genève 1971). Saba, Guido: Théophile de Viau: Un poète rebelle, Paris 1999 (réimpression Genève 2008). 518 Laurence Bernard-Pradelle Tucker, George Hugo: De Ferrare à Raguse: Chemins et espaces de l’exil, chemins et espaces de l’identité religieuse juive-chrétienne, dans: Balsamo, Jean / Lastraioli, Chiara (édd.): Chemins de l’exil: Havres de paix: Migrations d’hommes et d’idées au XVI e siècle, Paris 2010, 305-330. Viau, Théophile de: Œuvres complètes, Édition critique par Guido Saba, 2 vol., Paris 1999. 519 Approches de l’exil chez Marc-Antoine Muret (1526-1585) VII. Ungewöhnliche Reisen / Viaggi inconsueti * La materia del presente saggio è stata parzialmente e in diversa forma da noi presentata dapprima nel volume Il viaggio a Napoli tra letteratura e arti (Napoli 2012) e poi in Scritture e atlanti di viaggio: Dal Medioevo al Novecento (Roma 2015). 1 Sull’identificazione, v. Redig de Campos 1952, 54: «mi pare una congettura assai pro‐ babile, confortata com’è dalle testimonianze iconografiche e particolarmente dalla per‐ fetta somiglianza con l’effigie della ben nota medaglia attribuita a Girolamo Santacroce, dove il viso pieno, la forma del naso e l’acconciatura sono identici. All’epoca in cui fu dipinto il Parnaso, cioè intorno al 1511, l’autore dell’Arcadia aveva da poco superato la cinquantina e tale sembra appunto l’età del nostro personaggio. Nella vecchiaia dimagrí assai, a giudicare dal busto del Montorsoli sulla sua tomba in Santa Maria del Parto, a Napoli». 2 I Ritratti dei poeti antichi e moderni furono tratti da medaglie, statue, pitture e in alcuni casi dal vivo: cfr. Vasari 1986, 618-619. Alcuni particolari della descrizione, come gli amori ignudi che fanno e spargono ghirlande di lauro, sono nel bozzetto preparatorio, ma non nell’affresco. Da ciò si deduce che il Vasari abbia utilizzato nell’ecfrasi sia gli appunti presi durante la visita dell’originale, sia il bozzetto. Cfr. Reale 1999, 54. Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  * Pasquale Sabbatino (Napoli) 1. Il poeta arcadico nel Parnaso di Raffaello Nel 1511 Raffaello Sanzio celebra il Sannazaro dell’Arcadia nel grandioso af‐ fresco del Parnaso (Città del Vaticano, Stanza della Segnatura). In alto a destra, nel gruppo dei poeti bucolico-arcadici, il Sannazaro è il quinto (sulla destra), 1 dopo l’Ariosto, il Boccaccio, «una figura ideale emblematica» di donna e il Te‐ baldeo, e la sua immagine corrisponde all’effigie della medaglia commissionata a Girolamo Santacroce circa dieci anni dopo. 2 Il paesaggio del Parnaso di Raffaello - con il verde dell’erba sulla sommità, la distribuzione degli alberi, in tutto sette lauri, la fonte - è stato accostato al pa‐ esaggio sannazariano del monte Partenio (con «un dilettevole piano», «minuta e verdissima erbetta», «dodici o quindici alberi», «alquanto distanti, et in ordine non artificioso disposti», «un chiaro fonte»), entrambi dominati dalla figura, reale o immaginaria, di Apollo (Arcadia, prosa I, 1-6): 3 Si cita da Sannazaro 2004. 4 Reale 1999, 87. 5 Cfr. Naldi 1997, 15. Il Naldi segnala anche il rapporto di Colantonio Caracciolo con Raffaello. 6 Villani 1992, 870. 7 Ibid., 871. Tuttavia il Villani avverte che, rispetto alla data del 1495, il limite estremo fissato per la conclusione della seconda redazione dell’Arcadia, rimane in piedi «qualche dubbio almeno per l’epilogo», né si può escludere «l’eventualità di alcune ulteriori mi‐ nute cure linguistiche». Infatti la princeps del 1504 «oggi esibisce esemplari non sempre in tutto simili, segno evidente, insieme ad altri, di interferenze del curatore, ma anche di qualche oscillazione d’autore ancora viva nell’originale portato alle stampe». Cfr. inoltre Carrara 1905; Corti 1954, 342-51; Velli 1983, 14-19; Villani 1989; Caracciolo Aricò 1991; Riccucci 2001 (utili le Recc. di Signorini 2003 e Pestarino 2003); e Vecce 2013. Giace nella sommità di Partenio, non umile monte de la pastorale Arcadia, un dilet‐ tevole piano, di ampiezza non molto spazioso però che il sito del luogo nol consente, ma di minuta e verdissima erbetta sí ripieno che se le lascive pecorelle con gli avidi morsi non vi pascesseno vi si potrebbe di ogni tempo ritrovare verdura. Ove, se io non mi inganno, son forse dodici o quindici alberi, di tanto strana et excessiva bellezza che chiunque li vedesse giudicarebbe che la maestra Natura vi si fusse con sommo diletto studiata in formarli. Li quali, alquanto distanti e in ordine non artificioso disposti, con la loro rarità la naturale bellezza del luogo oltra misura annobiliscono. […] Ma fra tutti nel mezzo, presso un chiaro fonte, sorge verso il cielo un dritto cipresso, veracissimo imitatore de le alte mete, nel quale […] esso Apollo non si sdegnarebbe essere tran‐ sfigurato. 3 Il brano, che svela la vicinanza tra il paesaggio del poeta napoletano e quello dell’artista, «può spiegare assai bene la collocazione di Sannazaro nel gruppo dei poeti bucolico-arcadici». 4 Nel 1511, allora, la fortuna romana del Sannazaro è già solida, al punto da essere celebrato e inserito nel Parnaso di Raffaello. 5 2. La storia editoriale ricostruita dal Summonte nella dedica a Luigi d’Aragona La prima redazione dell’Arcadia, comprendente prologo, dieci prose e dieci testi poetici (egloghe, canzoni, sestine) e terminata «quasi certamente alla fine del 1484 o poco piú», 6 fu pubblicata senza l’autorizzazione del Sannazaro in edizione scorretta a Venezia nel 1501, ristampata nel 1502 da Bernardino da Vercelli e poi a Napoli nel 1503. La seconda redazione, da collocare «dopo il 1491» e da considerare «sostan‐ zialmente conclusa intorno al 1495», 7 impegnò il Sannazaro lungo tre direzioni: a) la crescita del testo, con l’aggiunta di due prose, di due componimenti poetici 524 Pasquale Sabbatino 8 Cfr. Tateo 2004, 719. 9 Corti 1986, 84. 10 Galasso 2005, 157. e dell’epilogo A la sampogna; b) la trasformazione del «romanzo dell’esilio ar‐ cadico» (prima redazione) in «romanzo del ritorno» (seconda redazione), con la «svolta» «dal mito della natura al mito della città»; 8 c) la radicale revisione linguistica, che comporta la riduzione sia dei latinismi «che erano stati favoriti dal clima umanistico», sia dei dialettismi del volgare regionale (tuttavia alcuni meridionalismi ancora si conservano) e una piú puntuale selezione di lessico letterario toscano in genere e petrarchesco in ispecie per le egloghe. Stampata a Napoli per cura dell’umanista e accademico pontaniano Pietro Summonte nel marzo 1504, durante l’ultimo anno dell’esilio francese del Sannazaro, la seconda redazione documenta «il mutamento di gusto e di poetica», il superamento della koinè quattrocentesca, «un influsso piú vistoso della tradizione petrarchesca», 9 e l’elaborazione in sede di scrittura creativa della grammatica volgare. Sulla soglia del testo, nella dedica a Luigi d’Aragona (1474-1519), il primo‐ genito d’Enrico (figlio naturale del re Ferdinando) nominato cardinale nel 1494 in seguito a un’intesa politica tra Alfonso II e papa Alessandro VI, Pietro Sum‐ monte traccia parallelamente la storia editoriale del prosimetro e la storia della città nei primi anni del Cinquecento. Il racconto storico del Summonte parte dalla «adversa fortuna» che aveva perseguitato il Sannazaro e il «suo re» Federico d’Aragona a séguito della con‐ quista di Capua da parte del re francese Luigi XII nel 1501. Fu allora che Federico d’Aragona si consegnò a Luigi XII e andò esule in Francia, ove gli fu conferita «la contea del Maine con redditi per 30.000 ducati annui». 10 Il Sannazaro lo seguí volontariamente «per non mancare al vero officio di perfetto e onorato cava‐ liero» (Dedica, 2). Da allora gli sconvolgimenti politici non diedero tregua alla città, conquistata infine da Ferdinando il Cattolico nel maggio 1503 e decaduta da capitale di un regno a provincia del regno di Spagna e sede di un viceré. Nel 1504, dunque, Napoli è molto provata su tutti i piani a causa delle «revoluzioni di guerre» (Dedica, 2). Cosí, la città gentile della stagione aragonese si mostra ora ferita e persino «deformata» (Dedica, 5) e il tempo dell’avversa fortuna po‐ litica del Sannazaro e di Federico d’Aragona finisce per coincidere con il tempo dell’avversa fortuna della città. Parallelamente al processo di deformazione della città, nel cui «grembo» (De‐ dica, 5) è stato concepito il prosimetro del Sannazaro, anche l’Arcadia viene de‐ turpata in edizioni non autorizzate che riproducono la prima redazione, da quella del 1501 a quella veneta, presso Bernardino da Vercelli, del giugno 1502, seguita a stretto giro di mesi da una ristampa essa stessa veneta, e pubblicata poi anche a 525 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  11 P. Summonte, Dedica, 2-5. 12 Cfr. Santagata 1979, 296-341; Parenti 1993; Barbiellini Amidei 1999; Fenzi 2002; e Id. 2005. Napoli nel 1503. Ma su quest’ultima il Summonte tace per dare la palma del pri‐ mato all’edizione che si accinge a pubblicare: Con ciò sia cosa che mentre egli in Francia dimora, per non mancare al vero officio di perfetto e onorato cavaliero in seguitare la adversa fortuna del suo re in quelle parti, furono or son tre anni impresse in Italia le sue colte e leggiadrissime ecloghe tutte deformate e guaste, senza che lui di ciò avesse notizia alcuna. Dapoi, vedendo li im‐ pressori veneziani la cosa essere in prezzo, le hanno una altra volta di nuovo stampate. Ne le quali impressioni trovando io errori intolerabili e, quel che piú mi muove, la opera non fornita (peroché essendo ella stata composta son già molti anni e ne la prima adolescenzia del poeta, cosí come li fu cavata da le mani la primera volta andava inemendata e senza il suo fine, il quale lui per questa medesma paura teneva occolto), non ho possuto supportare, come affezionato che meritamente sono del nome suo, che cosí imperfette e corrotte andasseno sí egregie fatiche. E per questo, senza altra sua ordinazione, anzi forse (se io mal non estimo) non senza qualche offesa de l’animo suo quando per aventura il saprà, ho pensato essere cosí utile come necessario darle subito in luce, facendole imprimere da quello originale medesmo quale ho trovato di sua mano correttissimo in potere del Magnifico Marco Antonio Sannazaro, suo fratello; movendomi ancora a questo non poco la auttorità del vostro Cariteo, dal quale non solo sono stato a ciò con ragione indutto, ma con tutte le forze de la amicizia constretto. Il che tanto piú volentieri ho fatto, quanto che mi parea cadere quasi in vicio di impietà defraudare Napoli nostra de la sua lode: peroché essendosi nel grembo di essa e conceputa e portata il debito tempo tal genitura, dovea poi ragionevolmente da quella parturirse. 11 Il lavoro filologico del Summonte, che sollecitato dall’autorità d’un intellettuale con marcata caratterizzazione ideologica aragonese quale il Cariteo, 12 dà alle stampe il manoscritto originale, completo e corretto, ricevuto dal fratello minore del poeta Marco Antonio Sannazaro, intende por fine alle deformazioni dell’Arcadia. Ma a questo punto il percorso parallelo della storia della città e della storia editoriale del prosimetro s’interrompe. E se l’Arcadia può circolare final‐ mente «di tanta incorrezione liberata» e dopo «sí lunga tempesta» giunge «in porto» (Dedica, 6), Napoli rimane guasta e deformata a causa delle guerre, lon‐ tana dalla quiete del porto e per di piú flagellata e ferita dalla tempesta delle vicende politiche. 526 Pasquale Sabbatino 13 In Arcadia VII 9 ss. e VIII 8 ss. viene descritto l’amore nato durante l’infanzia e continuato durante l’adolescenza. Nel racconto dell’incontro in età infantile («sí come la mia stella e i fati volsono, appena avea otto anni forniti che le forze di amore a sentire incominciai, e de la vaghezza di una picciola fanciulla, ma bella e leggiadra piú che altra che vedere mi paresse giamai, e da alto sangue discesa, inamorato, con piú diligenzia che ai puerili anni non si conviene questo mio desiderio, teneva occolto», VII 9) ci sono evidenti rinvii a Vita nova, II, 2 e 7 («Ella era in questa vita già stata tanto, che ne lo suo tempo lo cielo stellato era mosso verso la parte d’oriente de le dodici parti l’una d’un grado, sí che quasi dal principio del suo anno nono apparve a me, ed io la vidi quasi da la fine del mio nono. […] D’allora innanzi dico che Amore segnoreggiò la mia anima […]»). Qui e in seguito per il prosimetro dantesco si cita da Dante Alighieri 1980. 14 I. Sannazaro, Arcadia VII, 16-17. 15 Ibid., VIII, 1-3. Nelle ultime parole si rileva un evidente calco del Virgilio dantesco di Inferno VIII, 106-108 («Ma qui m’attendi, e lo spirito lasso / conforta e ciba di speranza buona, / ch’i’ non ti lascerò nel mondo basso»). Le citazioni dalla Commedia sono stratte da Dante Alighieri 1994. 3. Il nostalgico ricordo di Napoli gentile nell’ultima settimana dell’esilio Il tema dell’abbandono di Napoli e della donna amata, conosciuta durante l’in‐ fanzia alla maniera dantesca, 13 è dominante nelle prime dieci prose e dieci eglo‐ ghe dell’Arcadia: presi per partito di abandonare Napoli e le paterne case, credendo forse di lasciare amore e i pensieri inseme con quelle. 14 Il ritorno alla «dolce patria» e alla «donna» amata è preannunciato con «allegra voce» dal pastore Carino, che svela un atteggiamento simile al Virgilio dantesco: - Rallegrati - mi disse - napolitano pastore, e la turbidezza de l’animo, quanto puoi, da te discaccia, rasserenando omai la malinconica fronte; ché veramente e a la dolce patria e a la donna che piú che quella desideri in brevissimo tempo ritornerai, se ‘l manifesto e lieto segnale che gli dii ti mostrano non mi inganna. […] Adunque con‐ fòrtati e prendi speranza di futura letizia, che certo io spero che ‘l tuo sperare non fia vano. 15 Ma solo nella dodicesima e ultima prosa il viaggio di ritorno attraverso il ventre concavo della terra e l’arrivo a Napoli diventano argomento narrativo. L’intera vicenda dell’Arcadia si svolge nell’ultima settimana dell’esilio, du‐ rato «non molto lungo tempo» (XII, 50), come dichiara genericamente lo stesso Sincero, lasciando sfumato l’inizio del soggiorno in Arcadia. Le coordinate cro‐ nologiche collocano la vicenda in una stagione primaverile («ne la fiorita pri‐ mavera», I, 6), non sappiamo di quale anno, precisamente nella settimana che va dal 20 al 25 aprile. Il breve arco di tempo è circoscrivibile sulla base dei fes‐ 527 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  16 Cfr. Sannazaro 1990, 14. La fonte della festa, descritta in III, 7 ss., è Ov., Fasti 4, 721-784. 17 Sulla funzione del sospiro, che frequentemente introduce un discorso doloroso in Dante, v. Scorrano 2009, 129-130. V. inoltre Scattolin 2006, 633-659. 18 Boezio 1994, 138 («in ogni avversità il genere piú infelice di sfortuna consiste nell’essere stati felici»). 19 Sannazaro, Arcadia VII, 3-4. 20 Cfr. inoltre Strabone, Geographica 5, 4, 7; Plinio il Vecchio, Naturalis historia 3, 62; e G. Villano, Cronica di Partenope, [Napoli 1486-1490], cc. 2 r -4 r . teggiamenti di Pale (III, 7 ss.), divinità dei pastori, fissati per tradizione al 21 aprile e ivi collocati nel secondo giorno della vicenda narrata. 16 Alla richiesta di Carino, «chi» fosse e «donde» venisse e «per qual cagione in Arcadia dimorava» (VII, 1), Sincero si rivolge al «grazioso pastore» (VII, 2) - con calco di Dante, Inferno V, 88 («O animal grazïoso e benigno») -, e le‐ vando «un gran sospiro» 17 racconta «quasi da necessità constretto» la propria origine partenopea e biografia. I ricordi del tempo passato a Napoli, sebbene giungano «poco lieti» nel presente dell’esilio, quando ci si trova «in maggior molestia» (VII, 2), aumentano il dolore di Sincero, proprio come dichiara Fran‐ cesca in Inferno V, 121-126, citando Boezio, Philosophiæ consolatio 2, 4, 2 («in omni adversitate fortunæ infelicissimum est genus infortunii fuisse felicem»): 18 E quella a me: Nessun maggior dolore che ricordarsi del tempo felice ne la miseria; e ciò sa ‘l tuo dottore. Ma s’a conoscer la prima radice del nostro amor tu hai cotanto affetto, dirò come colui che piange e dice. L’immagine cartografica ed edenica di Napoli, celebrata per la sua amena col‐ locazione geografica nel Mezzogiorno d’Italia e nel Mediterraneo, viene assom‐ mata alla leggendaria fondazione a opera dei Calcidesi (da Calcide, porto del‐ l’isola di Eubea) sulle coste della Campania, dove il corpo morto della sirena Partenope, suicidatasi dopo il tentativo d’ammaliare Ulisse, era stato trascinato dalle correnti marine e infine sepolto: Napoli, sí come ciascuno di voi molte volte può avere udito, è ne la piú fruttifera e dilettevole parte di Italia, al lito del mare posta, famosa e nobilissima città, e di arme e di lettere felice forse quanto alcuna altra che al mondo ne sia. La quale da popoli di Calcidia venuti sovra le vetuste ceneri de la sirena Partenope edificata, prese e ancora ritiene il venerando nome de la sepolta giovene. In quella dunque nacqui io […]. 19 La leggendaria origine, narrata con ricchezza di particolari da Fiammetta nella Comedia delle ninfe fiorentine (XXXV, 2-30) del Boccaccio, 20 ritorna piú avanti, 528 Pasquale Sabbatino 21 Sannazaro, Arcadia X egloga, 26-27. 22 Ibid., XI, 2. 23 Cfr. G.G. Pontano, Eclogæ, I; VI, 55-78; VII. 24 Cfr. F. Petrarca, Rerum vulgarium fragmenta, CXXIX, 70; G.G. Pontano, Lyra IV, 3-4. nell’egloga X, ove il pastore Selvaggio mette in versi e canta il vaticinio del ritorno in una Napoli definita «alta cittade» - alta per nobiltà, ma anche per armi e per lettere: Cerca l’alta cittade ove i calcidici sopra ‘l vecchio sepolcro si confusero. 21 A commento dell’egloga X, cantata dai pastori Selvaggio e Fronimo, e ad aper‐ tura della prosa XI, Sincero ammette d’aver provato commozione fino alle la‐ crime per il «sí ben ragionare de l’amenissimo sito» di Napoli e d’aver compiuto nostalgicamente un viaggio immaginario nella sua città di origine: […] mi parea fermamente essere nel bello e lieto piano […]. 22 Pur restando fisicamente in Arcadia, secondo la finzione narrativa, Sincero po‐ teva vedere Napoli con gli occhi della mente (XI, 2-4). Si muove lungo il corso del «placidissimo Sebeto», definito il «napolitano Tevere», disegnandone prima il «discorrere» in varî canali «per la erbosa campagna», poi il raccogliersi dei canali fino a «passare soavemente sotto le volte d’un picciolo ponticello», infine il «congiungersi col mare», ma «senza strepito alcuno». Inoltre il pensiero va a Baia, al Vesuvio e ai «diletti presi in cotali luoghi». E ancora alle acque termali («i soavissimi bagni»), ai «maravigliosi e grandi edi‐ fici», ai «piacevoli laghi» Lucrino, Fusaro e Averno, alle «isolette» d’Ischia, Procida, Capri e Nisida, alla Solfatara («i sulfurei monti»), alla grotta che con‐ giunge Napoli e Pozzuoli, alla «felice costiera di Pausilipo, abitata di ville ame‐ nissime e soavemente percossa da le salate onde», al promontorio collinoso di Posillipo («il fruttifero monte sovraposto a la città»), alla villa del Pontano (ad Antignano, sulla collina del Vomero), 23 ornata d’«odoriferi roseti» 24 e personi‐ ficata in un’avvenente e «celebratissima» ninfa («la bella Antiniana»). All’elenco dei singoli luoghi, tra sequenze paesaggistiche e genericamente architettoniche, segue una visione panoramica (XI, 5) delle «magnifi‐ cenzie» della città «nobile e generosissima», piena di «tesori», abitata da «ricco e onorato populo», circondata e difesa dalla cinta muraria («le belle mura»), con «il mirabilissimo porto, universale albergo di tutto il mondo», centrale nel Mediterraneo sia per i viaggiatori provenienti da ogni parte del vecchio mondo, sia per il trasporto delle merci, con «alte torri», «ricchi templi», «superbi pa‐ lazzi», i «seggi» dei nobili, le strade lungo le quali si riversano «donne bellis‐ 529 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  25 Galasso 1998, 132. 26 Cfr. Sannazaro 1990, 11 e il commento a p. 194. 27 Il dipinto rappresenta la flotta aragonese che, dopo la vittoria del 6 luglio 1465 contro il pretendente al trono Giovanni d’Angiò e la flotta angioina nelle acque dell’isola d’I‐ schia, ritorna trionfalmente nel porto di Napoli. La Tavola Strozzi, secondo lo Spinosa, è «la piú antica e piú completa rappresentazione dell’illustre capitale meridionale come insieme straordinario di paesaggio urbano e naturale, eccezionale documento, al di là delle sue qualità in alcuni tratti decisamente modeste, di un nuovo concetto di perce‐ zione visiva e di traduzione pittorica della città nella sua interezza, raffigurata oggetti‐ vamente e analiticamente come concreta successione di case e castelli, di chiese e con‐ venti, di orti e giardini, di colline e promontorî, in una rete fittissima e intricata di vicoli e slarghi, di cardini e decumani» (Spinosa 1996, 8). 28 Sul nodo della datazione e sulle diverse ipotesi v. De Seta 1991, 11 ss.; Del Treppo 1994; e Sabbatino 2007. 29 Cfr. Kristeller 1984, 405-410. sime» e giovani «leggiadri e riguardevoli». Inoltre la città è adornata frequen‐ temente da «giochi», «feste», tornei («armeggiare»). È la rappresentazione con le parole della Napoli gentile, «dalle proporzioni equilibrate, a misura d’uomo, delicata, affabile e discreta nella sua socievolezza, gentile di nobiltà e di finezza», 25 accostabile - ma non, come ipotizza l’Er‐ spamer, 26 dipendente o influenzata da essa - alla Tavola Strozzi, 27 dipinta prima del 1487 da un fiorentino per Filippo Strozzi, 28 e celebrata già intorno al 1474- 1476 dal toscano Francesco Bandini («da ogni banda che tu ti volgi, tu vedi cose liete et gentili»), nel testo In laudem Neapolitanæ civitatis et Ferdinandi regis brevis epistola ad amicum. 29 Il viaggio mentale di Sincero permette di recuperare, sulla scena dell’Arcadia, le singole tessere della città, che per quanto reali sono continuamente filtrate attraverso una fitta rete di riferimenti letterarî, antichi e moderni, in particolare a Lucrezio, Pietro da Eboli, il Boccaccio, il Villano, il Pontano e il Cariteo, pun‐ tualmente segnalati nel prezioso commento dell’Erspamer. Cosí la città reale, che il Sannazaro ben conosce, è continuamente delineata a colpi di citazioni e riscritture di testi, mentre la geografia urbana viene trasformata in geografia letteraria. Inoltre, sempre nella prosa XI, Napoli, vista con gli occhi della mente e di‐ segnata con la letteratura diviene la città delle lettere, abitata da uomini dediti agli «studî de la eloquenzia» - è il caso del Pontano, che nel 1499 aveva dedicato al Sannazaro il dialogo Actius, sulla retorica -, nonché agli studî «de la divina altezza de la poesia» (XI, 7). Dall’anagrafe della città della letteratura, il Sanna‐ zaro tira fuori innanzitutto il nome del «virtuosissimo» Giovanni Francesco Caracciolo, «non picciola gloria de le volgari muse», autore del canzoniere pe‐ trarchista Argo, stampato soltanto nel 1506 (Napoli, De Caneto), insieme con gli 530 Pasquale Sabbatino 30 Su altre possibili interpretazioni dell’arte di Febo e dell’arte di Pallade v. il commento dell’Erspamer a Sannazaro, Arcadia cit., 183-184, n. 38. 31 Cfr. Fenzi 2009, 71-95. Utili anche i lavori di Riccucci 2000 e 2001. 32 Cfr. D. Alighieri, Purgatorio XXXI, 106 («Noi siam qui ninfe e nel ciel siamo stelle»). Amori. E in altri passi del suo prosimetro il Sannazaro coglie l’occasione per ricordare il Cariteo (II, 8), il barcellonese Benedetto Gareth ben presto trasferitosi a Napoli e autore del canzoniere Endimione apparso nel 1506, Pietro Summonte (XII, 48; XII egloga, 271) e il Pontano (XI, 4). In aggiunta, la città della letteratura è nel contempo anche la città della cultura, promossa dall’accademia Pontaniana, nella quale la poesia gareggia con la scienza, l’arte di Febo con l’arte di Pal‐ lade. 30 Ma quel viaggio immaginario è per l’appunto una memoria della Napoli gen‐ tile, per cui Sincero rievoca un ricordo specificamente letterario e artistico e non fa alcun riferimento alla vita politica e sociale della città, segnata fortemente nella seconda metà del Quattrocento dalle tensioni tra le varie classi sociali, in particolare i grandi feudatarî ostili alla monarchia aragonese e i nobili cittadini legati alla corte ma senza un autonomo potere, e dalla mancata difesa di quest’ul‐ timi da parte dei «cani», ossia gli «apparati di giustizia», contro le aggressioni dei «lupi», cioè di quello «strato composito di malversatori che opera nell’im‐ punità». 31 Su tale storica crisi della Napoli aragonese il Sannazaro a lungo si sofferma, attraverso le modalità e i travestimenti bucolici, nelle egloghe I, II e VI, con punte avanzate di polemica nascosta, anche nell’egloga X, contro la po‐ litica regia della casa aragonese che avrebbe dovuto garantire la giustizia. 4. Il viaggio di ritorno nel ventre della terra Solo nel finale del romanzo (prosa XII) Sincero ritorna a Napoli, alla «dolce patria» e alla «donna» amata (secondo quanto è stato preannunciato in VIII, 1), attraverso un’immaginaria via di grotte sotterranee, con la guida di una ninfa fluviale (XII, 12), 32 vestita con «un drappo sottilissimo e sí rilucente» da sembrare un «cristallo», con una singolare «ravolgetura di capelli» coronati da una ghir‐ landa verde e con «un vasel di marmo bianchissimo» in una mano, quale simbolo iconografico della sorgente. Tutta la pagina del Sannazaro dialoga intensamente con la Commedia, a par‐ tire dalla fecondante memoria del personaggio Matelda e del paesaggio edenico. Inoltre, l’apparizione della ninfa («Ma dal vicino fiume, senza advedermi io come, in un punto mi si offerse avanti una giovene doncella», XII, 12), che funge di guida, rimanda all’apparire di Virgilio a Dante pellegrino in Inferno, I, 62-63 («dinanzi a li occhi mi si fu offerto / chi […]»); l’invito della ninfa a seguire i 531 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  33 Cfr. ibid., XXVII, 34-36 («Quando mi vide star pur fermo e duro, / turbato un poco disse: ‹Or vedi, figlio: / tra Bëatrice e te è questo muro›»): Virgilio esorta Dante a su‐ perare l’ultimo ostacolo, il muro di fuoco, che lo separa da Beatrice. 34 Cfr. Scorrano 2009, 131-132. 35 La favola di Aristeo viene ripresa e sintetizzata da Ov., Fasti 1, 363-380. 36 Virgilio 1985, 274 («[la madre] ordina alla profonda corrente di aprirsi per largo tratto, ove il giovane possa introdurre il suo passo. Ma a lui intorno, avvallandosi a somiglianza di un monte, stette ritta l’onda, lo accolse nel suo vasto seno e lo fece entrare sotto al fiume», Georgica 4, 359-362). suoi passi («Séguita i passi miei», XII, 13), accolto da Sincero («mi pusi a segui‐ tarla», XII, 13), riprende l’atteggiamento di Virgilio che incoraggia Dante a su‐ perare l’ostacolo delle fiere («Ma tu perché ritorni a tanta noia? / perché non sali il dilettoso monte / ch’è principio e cagion di tutta gioia? », Inferno I, 76-78 33 ) e a seguirlo («Allor si mosse, e io li tenni dietro», Inferno I, 136); infine, l’affetto con cui la ninfa prende per mano il poeta («Dubitava io andargli appresso, e già mi era per paura fermato in su la riva; ma ella piacevolmente dandomi animo mi prese per mano, e con somma amorevolezza guidandomi, mi condusse dentro al fiume», XII, 14) rinvia a Inferno III, 19-21 («E poi che la sua mano a la mia puose / con lieto volto, ond’io mi confortai, / mi mise dentro a le segrete cose»), ove Virgilio prende per mano Dante e lo guida lungo l’itinerario infernale. 34 Nell’Arcadia, la discesa della ninfa e di Sincero nel ventre della terra trae spunto dal quarto libro delle Georgiche, ove Virgilio narra la favola del pastore Aristeo (nato in Libia, figlio di Apollo e della ninfa Cirene), 35 intrecciata con quella d’Orfeo ed Euridice. Dopo aver perso l’allevamento di api per moría, Aristeo si reca sgomento alla sacra sorgente del fiume Peneo e piange disperato, imprecando contro la madre Cirene, la quale in quanto ninfa abita in quel fondo del gorgo delle acque. A quel punto, Cirene ordina alla ninfa fluviale Aretusa di condurlo sotterra attraverso le acque che si aprono: […] Simul alta iubet discedere late flumina, qua iuvenis gressus inferret. At illum curvata in montis faciem circumstetit unda accepitque sinu vasto misitque sub amnem. 36 Allo stesso modo Sincero giunge sulla riva del fiume e vede «subitamente le acque da l’un lato e da l’altro restringersi e dargli luogo per mezzo» (XII, 13). Cosí egli viene condotto dalla ninfa «dentro al fiume», ma non si bagna i piedi. Al suo passaggio, pur essendo «circondato da le acque, non altrimente che se andando per una stretta valle», scorge «soprastare duo erti argini o due basse montagnette» (XII, 14). 532 Pasquale Sabbatino 37 Sannazaro, Arcadia XII, 17. 38 Il sannazariano «non senza voluntà del cielo fai ora questo camino» (XII, 22) ricalca Dante, Purgatorio III, 97-99 («Non vi maravigliate, ma credete / che non sanza virtú che da ciel vegna / cerchi di soverchiar questa parete»). Il percorso nel ventre della terra è singolare e la geografia immaginaria. La ninfa e il poeta giungono nella grotta sorgiva e poi in quella dove sono le ninfe sorelle della guida, alcune nell’atto di separare con setacci l’oro dalla sabbia, altre nell’atto di tessere una tela con «meraviglioso artificio», usando un morbidis‐ simo filo («stame») d’oro e «sete di diversi colori» (XII, 16). L’ecfrasi della scena ricamata, che attrae l’attenzione di Sincero, consegna al lettore «i miserabili casi» della compianta Euridice, morta ben due volte. Secondo le fonti del San‐ nazaro (Virgilio, Georgica 4, 453 -506 e Ovidio, Metamorphoses 10, 8-63), Euri‐ dice morí una prima volta a séguito del morso di un serpente al tallone, e una seconda volta quando il marito Orfeo, disceso nel Tartaro, dopo aver commosso Megera (una delle Furie), Radamante (uno dei giudici dei morti) e Plutone, ot‐ tenendo di riportare la moglie nel mondo dei vivi, cedette alla tentazione e al desiderio di guardarla e contravvenne al divieto di voltarsi indietro finché non fosse uscito dalla vallata dell’Averno: tra li molti ricami tenevano allora in mano i miserabili casi de la deplorata Euridice: sí come nel bianco piede punta dal velenoso aspide fu costretta di exalare la bella anima, e come poi per ricoprarla discese a l’inferno, e ricoprata la perdé la seconda volta lo smemorato marito. 37 Lungo la strada sotterranea del ritorno, Sincero legge e interpreta questa se‐ quenza dell’arazzo come un sicuro preannuncio («sinestro senso», XII, 18) d’e‐ venti tristi e dolorosi che lo travolgeranno all’arrivo a Napoli. Le tappe successive del viaggio di ritorno, voluto dal «cielo» (XII, 22), 38 lungo il «ventre» concavo d’una terra che s’immagina «soda» (XII, 20), sono segnate dalle acque. La ninfa e Sincero passano «in un luogo piú ampio e piú spa‐ zioso» (XII, 19), con laghi e sorgenti di fiumi. I corsi d’acqua additati dalla ninfa sono perlopiú presenti nelle mappe della letteratura antica e/ o moderna: si va dal Tanai al Danubio, dal Meandro al Peneo, dal Caistro ad Acheloo ed Eurota. E per venire a fiumi piú vicini alla terra d’origine del napoletano Sincero, la ninfa segnala il Tevere, il quale non è «coronato di salci o di canne», bensí «di ver‐ dissimi lauri, per le continue vittorie de’ suoi figliuoli» (XII, 23), e il Garigliano («Liri») e il Volturno. Questa geografia sotterranea è squisitamente letteraria e richiama ancora una volta le Georgiche, ove Virgilio narra la discesa d’Aristeo sotterra attraverso le acque del fiume: 533 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  39 Virgilio 1985, 274 («Ed ora, la casa mirando della sua genitrice, gli umidi regni, i laghi chiusi nelle spelonche e i boschi scroscianti, avanzava; all’immenso flusso stupefatto delle acque, tutti i fiumi che scorrono sotto la grande terra osservava in diversi luoghi; il Fasi, il Lico e la sorgente di dove profondo su su sgorga l’Enipeo, di dove il padre Tiberino e di dove la corrente dell’Aniene e, strepitando fra i sassi, l’Ipani e il Caico di Misia e, con la coppia di corna dorate sul capo taurino, l’Eridano, di cui non altro fiume attraverso pingui coltivi nel mare purpureo defluisce con piú impetuosa corrente», Georgica 4, 363-373). lamque domum mirans genetricis et umida regna speluncisque lacus clausos lucosque sonantis ibat et ingenti motu stupefactus aquarum omnia sub magna labentia flumina terra spectabat diversa locis, Phasimque Lycumque et caput, unde altus primum se erumpit Enipeus, unde pater Tiberinus, et unde Aniena fluenta saxosusque sonans Hypanis Mysusque Caicus et gemina auratus taurino cornua vultu Eridanus, quo non alius per pinguia culta in mare purpureum violentior effluit amnis. 39 Nell’imitare il passo delle Georgiche, il Sannazaro si mantiene libero rispetto all’elenco virgiliano dei fiumi, fatto seguendo gli occhi d’Aristeo che guardano in diversi luoghi, senza un preciso ordine (Fasi e Lico nella Colchide, Enipeo in Tessaglia, Tiberino e l’affluente Aniene in Italia, Ipani nella Scizia, Caico di Misia nell’Asia Minore, Eridano antico nome del Po), anzi preferisce creare un nuovo elenco, funzionale al viaggio del personaggio Sincero dall’Arcadia a Napoli. In‐ fatti, dapprima vengono elencati i fiumi lontani dalla regione greca dell’Arcadia, a Est, come il Tanai (nome antico del Don che sfocia nel mar d’Azov) e il Danubio (che sfocia nel mar Nero), poi quelli vicini, come Meandro e Caistro (nell’attuale Turchia), Peneo, Acheloo ed Eurota (nella Grecia). Infine Sincero guarda verso Ovest, nella direzione di Napoli, e vede il Tevere, il Garigliano, il Volturno e per finire il partenopeo Sebeto. Nel prosimetro del Sannazaro il «gran vacuo» (XII, 25) della terra presenta una morfologia piuttosto varia, ora restringendosi «in angustissime vie», ora allargandosi in pianure distese, ora con paesaggio montuoso ora con valli, a immagine della terra soprastante. In quell’itinerario sotterraneo, la ninfa può agevolmente segnalare, sulla scorta della mitologia, la presenza di fiumi e figure che nel ventre della terra vivono. È il caso d’Alfeo, fiume del Peloponneso, che «per occolta via», sotto il mare, «ne va a trovare i soavi abbracciamenti de la siciliana Aretusa» (XII, 26), la ninfa che, trasformata in fiume da Diana, scor‐ 534 Pasquale Sabbatino 40 In Arcadia, X, 15, Aretusa è definita «compatriota» del «pastore siracusano» Teocrito, il poeta greco nato a Siracusa e fondatore del genere bucolico («prima che alcuno altro, ebbe ardire di sonarla [la sampogna], senza paura di Pan o d’altro idio»). 41 Cfr. ibid., ecloga I, 43-45: «caggian baleni e tuon quanti ne videro / i fier Giganti in Flegra, e poi sommergasi / la terra e ’l ciel, ch’io già per me il desidero». 42 Cfr. Verg., Æneis 3, 578-582; Luc., Pharsalia 6, 293-295; Stat., Thebais 3, 593-596; Claud., De raptu Proserpinæ 1, 153-159; Petrarca, Tr. Pudicitiæ, 25-27 e 114; Id., Familiares, XII, 3, 1. 43 Per Omero l’officina di Vulcano è a Lemno, per Callimaco a Lipari, per Apollonio Rodio a Plancte, per Virgilio «tra i venti dell’Eolia […] e i fuochi dell’Etna» (cfr. Virgilio 1985, 654-655, n. 43). 44 Cfr. Verg., Æneis 9, 715-716; Petrarca, Tr. Pudicitiæ, 112-113; ma Ov., Metamorphoses 5, 346-358, colloca Tifeo, il gigante con cento braccia e figlio della Terra e del Tartaro, sotto la Sicilia. Cosí D. Alighieri, Paradiso VIII, 67-70. 45 Cfr. Claud., De raptu Proserpinæ 3, 184-185. 46 Cfr. Stat., Silvæ 4, 4, 78-85. rendo sotterra riaffiora nell’isola d’Ortigia, a Siracusa, 40 giusta il racconto d’O‐ vidio (Metamorphoses 5, 487-508, 572-641). Piú avanti, quando s’incomincia «a scoprire un gran foco e a sentire un puzzo di solfo» (XII, 27), sulle tracce ancora d’Ovidio (Metamorphoses 1, 151-162 e passim), ma altresí di Dante (Inferno XIV, 52-60), la ninfa riferisce dei Giganti, i quali nel tentativo d’«assalire il cielo» nella battaglia di Flegra, 41 in Tessaglia, furono colpiti dai fulmini di Giove e rimasero schiacciati dalle «montagne» lanciate contro di loro dagli dèi. Essi «spirano ancora il celeste foco» (XII, 28) dei fulmini di Giove e il loro respiro alimenta il fuoco dei vulcani. La rassegna dei Giganti è fatta a margine della letteratura antica e moderna. Cosí, il «superbo» gigante Encelado, 42 schiacciato sotto la Sicilia, il quale erutta fuoco dall’Etna (chiamato Mongibello nel Medi‐ oevo), dove gli Antichi collocavano la fucina di Vulcano, 43 al cui servizio i Ciclopi come fabbri preparavano le armi («i tuoni») a Giove; il «furioso» Tifeo o Tifone sotto Enaria, detta Ischia, 44 il quale è causa delle calde («estuanti») acque termali di Baia e dei fenomeni vulcanici di Pozzuoli (XII, 30); il gigante Alcioneo, 45 sotto il Vesuvio, il quale emette «spaventevoli muggiti», come avvenne nel 79 d.C. («Tempo ben fu», XII, 31), quando i paesi dell’area vesuviana furono coperti «con tempestose fiamme e con cenere», come provano «i sassi liquefatti e arsi», e con «arse pomici» (XII, 32). Tra quei paesi la ninfa ricorda Pompei, un tempo «ce‐ lebre città» (XII, 32) bagnata dal corso d’acqua del «freddissimo Sarno», d’un colpo abbattuta dal «terremoto» e «inghiottita da la terra, mancandoli […] sotto ai piedi il firmamento ove fundata era», 46 con la conseguente «strana per certa e orrenda maniera di morte» (XII, 33). Il breve racconto del mondo sotterraneo da parte della ninfa coincide con il «veloce andare […] in sí breve spazio di tempo» (XII, 34) di Sincero e della sua 535 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  47 Sannazaro, Arcadia 12, 34. 48 Il Sebeto è visibile soltanto ora, a causa della sua acqua bassa. Infatti nell’ampio spazio delle sorgenti di laghi e fiumi, il Sebeto non appare e Sincero chiede: «O fidata mia scorta, o bellissima ninfa, se fra tanti e sí gran fiumi il mio picciolo Sebeto può aver nome alcuno, io ti prego che tu mel mostri». E la ninfa risponde: «Ben lo vedrai tu […] quando li sarai piú vicino, ché adesso per la sua bassezza non potresti» (ibid., XII, 24). 49 Ibid., XII, 35-36. 50 Ibid., XII, 42. 51 Cfr. Scorrano 2009, 131. guida dall’Arcadia a Pompei, per cui alla descrizione dell’antica città, ingoiata dalla terra e divenuta sotterranea, segue la visita archeologica, ammirando di‐ more, edifici privati e pubblici ancora intatti: E già in queste parole eramo ben presso a la città che lei [sc. la ninfa] dicea, de la quale e le torri e le case e i teatri e i templi si poteano quasi integri discernere. 47 Le coordinate geografiche dell’antica Pompei, bagnata dal Sarno, sono funzionali all’individuazione di un luogo, di cui è forte la memoria letteraria, nei pressi di Napoli. Infatti, proseguendo il viaggio, la ninfa e Sincero finalmente scor‐ gono «le picciole onde di Sebeto» (XII, 35), «lo amato fiumicello» (XII, 36). 48 Siamo al traguardo del percorso sotterraneo e la ninfa congeda Sincero: Cosí a poco a poco cominciammo a vedere le picciole onde di Sebeto. Di che vedendo la ninfa che io mi allegrava, mandò fuore un gran sospiro, e tutta pietosa ver me volgendosi, mi disse: - Omai per te puoi andare. - E cosí detto disparve, né piú si mostrò agli occhi miei. Rimasi io in quella solitudine tutto pauroso e tristo, e vedendomi senza la mia scorta appena arei avuto animo di movere un passo, se non che dinanzi agli occhi mi vedea lo amato fiumicello. 49 E quivi fermatasi, mi mostrò il camino, significandomi in mio arbitrio essere omai lo uscire. 50 Nella filigrana del testo sannazariano si rilevano delle tessere dantesche di Pur‐ gatorio XXVII, 134-142, 51 ove Virgilio, dopo aver toccato il Paradiso terrestre, prende commiato dal pellegrino Dante, il quale ha raggiunto un’assoluta libertà di giudizio e scelta ed è diventato imperatore di se stesso: vedi l’erbette, i fiori e li arbuscelli che qui la terra sol da sé produce. Mentre che vegnan lieti li occhi belli che, lagrimando, a te venir mi fenno, seder ti puoi e puoi andar tra elli. 536 Pasquale Sabbatino 52 Sannazaro, Arcadia XII, 37-38. L’iconografia del dio fluviale si fonda su Stat., Thebais 2, 217-218 (Inaco); 9, 404-421 (Ismeno); e Pontano, Eclogæ, I; V, 96-101. 53 Erspamer 1990, 11, ipotizza che la fonte della descrizione del Sebeto sia un epigramma del De balneis Puteolanis di Pietro da Eboli, stampato a Napoli nel 1475 e circolato anche in traduzione napoletana. 54 Cfr. Sannazaro 1990, 222. Non aspettar mio dir piú né mio cenno; libero, dritto e sano è tuo arbitrio, e fallo fora non fare a suo senno: per ch’io te sovra corono e mitrio. E come allo sparire di Virgilio lo smarrimento s’impossessa di Dante («volsimi […] / per dicere a Virgilio […]. / Ma Virgilio n’avea lasciati scemi / di sé», Purgatorio XXX, 43-50), cosí Sincero si sente «pauroso e tristo» (XII, 36). Sincero s’inoltra attraverso un «occolto canale» (XII, 37) e giunge a «una grotta cavata ne l’aspro tofo», dove incontra la divinità fluviale e il suo coro di ninfe: trovai in terra sedere il venerando idio, col sinestro fianco appoggiato sovra un vaso di pietra che versava acqua; la quale egli in assai gran copia facea maggiore con quella che dal volto, da’ capelli e da’ peli de la umida barba piovendoli continuamente vi aggiungeva. I suoi vestimenti a vedere parevano di un verde limo, in la dextra mano teneva una tenera canna e in testa una corona intessuta di giunchi e di altre erbe provenute da le medesme acque. E dintorno a lui con disusato mormorio le sue ninfe stavano tutte piangendo, e senza ordine o dignità alcuna gittate per terra non alzavano i mesti volti. 52 Delle ninfe, due (la ninfa del Sebeto e la ninfa della Bolla) si avvicinano a Sincero e lo conducono all’uscita, individuata nel punto (detto Bolla) in cui la «picciola acqua in due parti si divide» (XII, 41). 53 Un ramo del corso s’inoltra per la cam‐ pagna, l’altro segue una «occolta via» sotterranea e giunge in città, fornendo acqua per i suoi «commodi e ornamenti». 5. Il finale tragico del romanzo pastorale Inizia ora il percorso di Sincero sulla terra. La prima tappa è costituita dalla fontana della Bolla, che si trova sotto le pendici del monte Somma, dove il Sebeto scorre distesamente (la ninfa del Sebeto «si posa», XII, 43). Sulle pendici del monte Somma, Sincero riconosce i resti della villa in campagna («l’alto tugurio», XII, 47) di Scipione l’Africano. 54 I primi personaggi ch’egli incontra, ai piedi del monte Somma, sono il Cariteo (Barcinio, perché originario di Barcellona) e Pietro 537 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  55 L’Erspamer limita l’allusione «a Boccaccio, fiorentino, al Panormita, palermitano, a Pontano, umbro, a Cariteo, catalano» (ibid., 223), ma il Sannazaro dice espressa‐ mente «in ogni tempo», riferendosi anche alla letteratura antica. 56 Sannazaro, Arcadia XII, 51-52. 57 Cfr. Summonte 1948, 478 («Sub Melisei persona Pontanus intelligitur ut in ecloga illa, cuius titulus est Meliseus»). 58 Cfr. Pontano 1977, 58-73. 59 Il Pontano cantò Ariadna costantemente, in particolare nei tre libri della raccolta poetica De amore coniugali, una vera tappa innovativa nella storia dell’elegia latina «perché per la prima volta un poeta canta la propria moglie con accenti solitamente destinati ad un’amante» (Monti Sabia 2004, 15). Nella Cappella Pontano (in via dei Tribunali, a Na‐ poli), un gioiello dell’architettura quattrocentesca, si legge l’epigrafe composta dal poeta per la moglie. Sulla Cappella stessa, attribuita a Francesco di Giorgio Martini, v. Filan‐ gieri di Candida 1926; e Pane 1977, 192-202. Summonte, «pastori […] notissimi» (XII, 48) delle selve napoletane, le quali sempre hanno prodotto poeti e sempre hanno accolto poeti provenienti da ogni latitudine: 55 [la selva napoletana] in ogni tempo nobilissimi pastori ha da sé produtti, e dagli altri paesi con amorevoli accoglienze e materno amore a sé tirati. Onde mi si fa leggiero il credere che da vero in alcun tempo le Sirene vi abitasseno, e con la dolcezza del cantare detinesseno quegli che per la lor via si andavano. 56 Dalle selve dell’Arcadia alle selve di Napoli il registro pastorale continua e al momento dell’arrivo di Sincero la città partenopea è ancora la città della poesia bucolica. Infatti, il Cariteo e il Summonte pastori, che si sono ritirati con le greggi «al tepido sole, però che vento facea» (XII, 48), si accingono a suonare la «sampogna» e a cantare «i casi del misero Meliseo» (XII, 51). Quest’ultimo, personaggio prelevato dalle opere del maestro Pontano, di cui è l’alter ego, 57 nella seconda delle Eclogæ: Meliseus a quo uxoris mors deploratur, 58 leva il canto fu‐ nebre per la moglie del poeta, Adriana Sassone (ribattezzata liricamente Ari‐ adna), 59 spirata il 1° marzo 1490, attraverso il dialogo poetico di due pastori, Cicerisco e Faburno. L’intera egloga dodicesima dell’Arcadia, fatta a imitazione della seconda delle Eclogæ del Pontano, è un canto - secondo la finzione poetica - del Cariteo e del Summonte pastori sul dolore di Meliseo. Tuttavia la conclusione dell’egloga viene affidata allo stesso Meliseo (XII egloga, 313-325), che da personaggio pontaniano diviene in tal modo un personaggio sannazariano. Cosí, il dizionario dei personaggi letterarî s’arricchisce d’un’altra figura che ha il dono di una se‐ conda vita, nel Pontano prima, nel Sannazaro poi. Il finale lieto, con il ritorno alla «dolce patria» e alla «donna» amata, prean‐ nunciato in Arcadia, VIII, 1 e ribadito poi nelle parti scritte negli anni sereni del 538 Pasquale Sabbatino 60 Sannazaro 1990, 19. 61 Sannazaro, Arcadia, A la sampogna, 5-6. 62 Cfr. Galasso 2005. 1490-93, - l’egloga XI, 124-126 («Ma tempo ancor verrà che l’alme Muse / sa‐ ranno in pregio; e queste nebbie et ombre / dagli occhi de’ mortai fien tutte excluse»), dove la città futura è prefigurata come città della poesia e della cultura, e la prosa XII con il canto dei pastori Barcinio e Summonte -, viene contraddetto dal finale tragico nel congedo A la sampogna, forse scritto «nel difficile 1495 se non addirittura nel drammatico 1501». 60 In esso, il poeta tornato in patria deve fare i conti, secondo la linea narrativa, con la recente e prematura morte della donna amata. Il dolore è profondo, le lacrime sono eterne e la condizione del poeta è quella d’un vivo sepolto dalle miserie: A te [o rustica e boscareccia sampogna] non si appertiene andar cercando gli alti palagi de’ prencipi, né le superbe piazze de le populose cittadi, per avere i sonanti plausi, gli adombrati favori, o le ventose glorie: vanissime lusinghe, falsi allettamenti, stolte e aperte adulazioni de l’infido volgo. Il tuo umile suono mal si sentirebbe tra quello de le spaventevoli buccine o de le reali trombe. Assai ti fia qui tra questi monti essere da qualunque bocca di pastori gonfiata, insegnando le rispondenti selve di risonare il nome de la tua donna e di piagnere amaramente con teco il duro e inopinato caso de la sua immatura morte, cagione efficacissima de le mie eterne lacrime e de la dolorosa e inconsolabile vita ch’io sostegno; se pur si può dir che viva chi nel profondo de le miserie è sepelito. 61 Parallelamente alla morte della donna amata si registrano sul piano storico le disgrazie degli aragonesi nel biennio 1494-95 (morte di Ferrante I il 25 gennaio 1494; abdicazione d’Alfonso II in favore del figlio Ferrante II, detto Ferrandino, il 25 gennaio 1495; abbandono di Napoli da parte di Ferrandino che, tradito dai baroni, si rifugia a Ischia prima e in Sicilia poi, ed entrata in Napoli di Carlo VIII il 22 febbraio 1495; ritorno di Ferrandino a Napoli il 7 luglio 1495 e riconquista aragonese del regno entro il novembre 1496; successione di Federico d’Aragona a Ferrandino nel 1496) e nel tragico 1501, quando il regno aragonese crolla de‐ finitivamente e il re francese Luigi XII occupa Napoli. 62 In quel finale tragico, sulla città solare cala il freddo, sulla città viva la morte, sulla città chiassosa il silenzio, sulla città della speranza la disperazione. La morte della donna amata e gli avvenimenti politici cambiano radicalmente il quadro individuale e sociale nel quale Sincero si trova a operare al proprio ritorno a Napoli, per cui la letteratura pastorale adatta alle selve e ai pastori dichiara l’esaurirsi delle proprie ragioni: 539 Esilio e ritorno in patria nel Sannazaro dell’Arcadia  63 Sannazaro, Arcadia, A la sampogna, 1-2. 64 Sull’Arcadia come «meditazione assidua del poeta sulla propria vocazione letteraria» v. Tateo 1967; ed Haywood 2006, 383-407. Ecco che qui si compieno le tue fatiche, o rustica e boscareccia sampogna, degna per la tua bassezza di non da piú colto, ma da piú fortunato pastore che io non sono, esser sonata. Tu a la mia bocca e a le mie mani sei non molto tempo stata piacevole exercizio, e ora, poi che cosí i fati vogliono, imporrai a quelle con lungo silenzio forse eterna quiete. 63 Con la scomparsa della donna amata «ogni cosa si perde, ogni speranza è man‐ cata, ogni consolazione è morta» (A la sampogna, 11). Con la perdita della «ma‐ teria», alla sampogna viene meno il «sonare» e al poeta lo «scrivere» (A la sam‐ pogna, 9). Le muse della poesia bucolica oramai sono «extinte», i lauri «secchi», il Parnaso «ruinato», le selve «mutole», la natura sorda con le sue valli e i suoi monti (A la sampogna, 10). Al ritorno in città, dove tutto è mutato sul piano personale e sul piano storico, il Sannazaro sente il bisogno di cambiare il registro poetico pastorale, al quale s’era dedicato sin da giovane con l’iniziale composizione d’egloghe sciolte a imitazione dei senesi Boninsegni e Arzocchi, e di fronte agli «studiosi po‐ poli» delle «cittadi» (A la sampogna, 3) s’interroga sul destino e sulle scelte della letteratura per «appagare» i nuovi destinatarî e i nuovi bisogni. Da questo punto di vista, il viaggio dalla regione arcadica a Napoli finisce con l’essere un viaggio attraverso le ragioni della letteratura, dall’esaurirsi della stagione della poesia pastorale, destinata a circolare tra i pastori nelle selve, al profilarsi d’una nuova stagione della poesia, destinata a circolare tra gli «studiosi popoli» delle città. 64 Bibliografia Barbiellini Amidei, Beatrice: Alla luna. Saggio sulla poesia del Cariteo, Firenze 1999. Boezio, Severino: La consolazione della filosofia, A cura di C. 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In entrambi i casi, la stessa e sensazionale notizia ch’essi avevano scoperto una realtà fino ad allora completamente sconosciuta ebbe un istantaneo successo editoriale, nonostante la scarsa qualità letteraria dei testi originali che la veicolavano in spagnolo e in italiano o, per essere piú precisi e concreti, in un lingua mescidata di spagnolo, italiano e portoghese. Ma in en‐ trambi i casi, i testi originali di quegli autori geniali, ma non per questo neces‐ sariamente colti in senso umanistico, ebbero una seconda vita letteraria tramite la loro traduzione in latino. Piú che limitarsi ad abbellire o internazionalizzare i testi di scopritori e navigatori, le versioni latine sortivano l’effetto - se non voluto, certamente almeno desiderato - di integrare l’esperienza straordinaria della scoperta di un nuovo mondo al repertorio mentale e culturale tradizionale. Voltate in lingua latina, le sconvolgenti notizie delle Grandi scoperte, che co‐ stringevano gli europei a ridisegnare la mappa mentale della loro stessa storia, vedevano attenuarsi la loro scioccante novità nella stretta degli antichi forma‐ lismi occidentali. Soffermiamoci su quanto è successo alla prima lettera del Colombo, del 1493. Il navigatore vi racconta di com’egli fosse sembrato agli indigeni un essere di‐ vino, e di com’essi si radunassero per osservare il miracolo del suo arrivo. Nella versione originale in spagnolo (a cura di Pedro Posa) si legge che Así todos, hombres como mujeres, después de haber el corazón seguro de nos, venían que no quedaban grande ni pequeño, y todos traían algo de comer y de beber, que daban con un amor maravilloso. 1 2 Kolumbus 2000, 24. Nella traduzione latina dell’umanista Leandro di Cosco, compiuta alquanto fret‐ tolosamente e stampata sin dal maggio del 1493 a Roma con l’aggiunta del titolo De insulis nuper inventis, troviamo una lingua e perciò stesso un’atmosfera com‐ pletamente diversa: Quamobrem tam femine quam viri, tam impuberes quam adulti, tam iuvenes quam senes, deposita formidine paulo ante concepta, nos certatim visebant magna iter sti‐ pante caterva aliis cibum, aliis potum afferentibus maximo cum amore ac benivolentia incredibili. 2 È pur vero che la traduzione latina è un po’ piú verbosa e retorica, ma per gli standards dell’epoca è da considerare abbastanza fedele all’originale - con l’ec‐ cezione, però, dell’interpolazione di magna iter stipante caterva. Non si tratta soltanto di un abbellimento di tonalità poetica, bensí di una citazione precisa - anzi, di una duplice citazione tratta da una delle opere letterarie piú importanti dell’antichità romana, un testo che parla di navigazioni e di politica, della soli‐ taria missione di un singolo uomo con una guerra devastante alle spalle e di un’identità nazionale da costruire. È facile indovinare di quale opera si tratti e di quale suo episodio: ci troviamo di fronte all’Eneide di Virgilio, e piú precisa‐ mente all’episodio, narrato nei primi quattro libri dell’epopea, della regina Di‐ done. I due brani cui Leandro di Cosco fa riferimento, sono i seguenti: Regina ad templum, forma pucherrima, Dido incessit magna iuvenum stipante caterva [Aen. 1, 500-501] e Tandem progreditur magna stipante caterva [Aen. 4, 136] In entrambi i casi, la formula usata contraddistingue una scena essenziale del‐ l’episodio in questione: nel primo brano si tratta della primissima apparizione di Didone dinanzi a Enea; nel secondo, abbiamo a che fare con la situazione precedente, la famosa battuta di caccia durante la quale Didone ed Enea trovano riparo in una grotta. Ma perché mai il traduttore si serve di due scene dell’epi‐ sodio di Didone per descrivere l’apparizione di Cristoforo Colombo nel Nuovo mondo? Non è certo il personaggio di Didone a spiegarlo, bensí la situazione in cui viene a trovarsi Enea nei confronti di costei. Vediamolo insieme: Enea parte con la propria flotta alla ricerca di una nuova patria, e si dirige proprio a ovest; benché alla fine la situazione si capovolga, viene aiutato da una regina; egli fonderà poi la nuova patria in una terra già popolata, affrontando perciò gli 546 Robert Wallisch 3 Kolumbus 2000, 43. 4 Kolumbus 2000, 12. inevitabili conflitti del caso. Abbiamo quindi un ‹Enea conquistador› oppure, se cosí preferiamo, un pius Columbus, l’uno dei quali si rispecchia nell’altro mercé un riferimento letterario che funziona e ha senso solo in un testo latino. Come strumento d’integrazione socio-culturale di una realtà nuova ed estra‐ nea, la traduzione latina non si esaurisce però nel gran gesto letterario consis‐ tente nel presentare lo storico viaggio di Cristoforo Colombo come anticipato dal viaggio mitologico d’Enea. Gli effetti collaterali, per cosí dire, della versione latina vanno ben oltre. Per chi esamini le due redazioni, quella originale in spagnolo e quella letteraria in latino, è ovvio che la traduzione abbia comportato anche una serie di cambiamenti nel contenuto e gettato una luce ben diversa, diciamo piú solenne e piú prevenuta, sui fatti narrati. Talora gli eventi vengono raccontati con qualche sfumatura meno personale, o in un modo meno diretto, meno ‹nuovo› che in spagnolo; ma talaltra abbiamo addirittura a che fare con vere e proprie manipolazioni del resoconto originale. Per esempio, nel testo ori‐ ginale il Colombo afferma che en 33 (treinta y tres) días pasé de las islas de Canaria a las Indias. 3 Ora, ‹las Indias› può significare ‹quelle indiane›, cioè «le isole indiane», op‐ pure ‹le Indie›, con riferimento alle varie parti dell’India. Il che fa tuttavia poca differenza, per noi, nella presente nostra prospettiva. A ogni buon conto ricor‐ diamo che nella geografia tolemaica, e nella stessa interpretazione quattrocen‐ tesca datane dal Dal Pozzo Toscanelli, il termine ‹India› non rinvia al subconti‐ nente indiano, ma a un piú generico concetto individuante l’estremo Oriente, Cina inclusa - che nelle mappe orientate a Est viene conseguentemente desi‐ gnata come India superior. Seguendo le idee di Paolo Dal Pozzo Toscanelli, Cris‐ toforo Colombo si aspetta quindi di raggiungere per prima cosa le isole al largo dell’‹India superior›, cioè le isole giapponesi e le Filippine. Sempre secondo il Dal Pozzo Toscanelli, la terraferma a ridosso d’esse doveva essere il ‹Cathay›, cioè la Cina mongola di Marco Polo. Quando dice d’aver raggiunto ‹las Indias› il Colombo non intende dunque parlar d’altro che d’un arcipelago al largo della costa cinese. Nella versione latina, però, la modifica di quel minuto particolare stravolge il significato storico-geografico dell’intero brano: Tricesimo tercio die postquam Gadibus discessi, in mare Indicum perveni. 4 Con la traduzione latina siamo quindi giunti in un luogo assai lontano da quello originale. Che sia quello di Tolomeo, chiuso fra l’Africa, l’India e la Terra aus‐ 547 I nuovi mondi di Colombo e Vespucci tralis, oppure quello del Dal Pozzo Toscanelli, che (credendo a Marco Polo) ipo‐ tizzò un passaggio fra l’India a la Terra australis nella zona che la geografia moderna avrebbe chiamato «Indonesia», il mar Indico, quel mare Indicum di cui parla il traduttore, andava localizzato là dove noi, oggi, scorgiamo l’Oceano In‐ diano. È quindi chiaro che Cristoforo Colombo non affermò mai d’aver raggiunto il subcontinente indiano o il relativo oceano. Tant’è che ancora durante il quarto e ultimo suo viaggio egli cercò, per quanto invano, un passaggio verso quel mare Indicum nella zona di Panama, da lui ritenuta la costa cinese meridionale. Il vecchio equivoco andrà perciò chiarito almeno ora: a porre la navigazione del Colombo nell’Oceano Indiano della mappa mentale dei suoi contemporanei, fu la traduzione latina, che non solo trasformò una sua semplice lettera in uno scritto letterario, ma ne esagerò e manipolò i dati nautici stessi onde risultare piú spettacolare. Anche Amerigo Vespucci, che alcuni anni piú tardi avrebbe chiaramente af‐ fermato che il Sudamerica era un continente diverso non soltanto dall’Europa e dall’Africa, ma anche dall’Asia, continuava a credere, come il suo amico Co‐ lombo, nel fatto che la terraferma dell’America centrale fosse parte della Cina meridionale, conseguentemente vedendo i Caraibi laddove in realtà si trovano le Filippine. Il Mondo nuovo di Vespucci era - sempre sulla mappa mentale dei contemporanei - quella Terra australis ipotizzata da Tolomeo che separava il ‹mare Indicum› dall’Atlantico. In quel modello, che valse fino al ritorno di Magellano, a mancare fu soltanto un particolare tanto minuscolo quanto l’O‐ ceano Pacifico. Fig. 1 : Mappa di Bartolomeo Colombo (Collezione Alberico, Alessandro Zorzi, Firenze, BNCF Banco Rari 234). 548 Robert Wallisch 5 Vespucci 2012, 40. Si paragoni quest’ultima alla famosa mappa del Waldseemüller, e si vedrà che l’America centrale del Colombo - e quella anche del Vespucci - la si immaginava al largo del Giappone. Fig. 2 : Mappa del mondo su due pagine (particolare) di Peter Apian, 1520 (dopo Wald‐ seemüller 1507), Sammlung Woldan, Österreichische Akademie der Wissenschaften. Abbandonando la triste storia di quel grande equivoco, torniamo ora all’aspetto letterario dei nostri testi. Se la lettera di Cristoforo Colombo era ancora un sem‐ plice testo informativo, che solo la traduzione latina trasformò in uno scritto letterario, ben presto sarebbero entrati in scena dei testi sin dall’inizio concepiti come opere letterarie e, seguendo una lunga tradizione, travestiti da lettere. La prima lettera di un navigatore sin dall’origine concepita come un’opera letteraria fu il cosiddetto Mundus novus di Amerigo Vespucci, pubblicato in lingua latina nel 1502. Il suo ultimo paragrafo ci informa che il testo latino rap‐ presenta una traduzione di Giovanni del Giocondo basata su di un originale italiano non pervenutoci: Ex Italica in Latinam linguam Iocundus interpres hanc epistolam vertit. 5 L’irrintracciabilità dell’originale italiano è la causa principale dei dubbî da piú parti espressi sull’autenticità del Mundus novus - dubbî a mio avviso infondati. Bisogna sapere che del Vespucci ci sono pervenuti varî testi in italiano, tutti d’incontestata autenticità e aventi tutti in comune una lunga serie d’iberismi, di tracce insomma dello spagnolo e, in una diversa fase della vita di quell’autore, anche del portoghese, dovute alla prolungata residenza del Vespucci stesso nei rispettivi paesi. Si pensi al caratteristico loro vocabolario, che annovera voci quali ‹abrigo› per ‹riparo› o ‹poblazione› per ‹popolazione›, nonché a trasfor‐ mazioni fonetiche tipiche del portoghese come la rotacizzazione in ‹frotta› della -ldi ‹flotta›. È importante rilevare che l’impronta iberica del toscano del Ves‐ pucci si ritrova nel testo latino dello stesso Mundus novus. Nella mia edizione 549 I nuovi mondi di Colombo e Vespucci 6 Vespucci 2012, 26. 7 Vespucci 2012, 26. del 2002 ho analizzato il fenomeno dettagliatamente; qui, bastino perciò due esempî. Ci troviamo nella giungla brasiliana, nel bel mezzo d’una tribú dalle strane pratiche sessuali. Il Vespucci, affascinato e disgustato allo stesso tempo, cosí ne scrive: Alius mos est apud eos satis enormis et preter omnem humanam credulitatem. Nam mulieres eorum, cum sint libidinose, faciunt intumescere maritorum inguina in tantam crassitudinem, ut deformia videantur et turpia; et hoc quodam earum artificio et mordicatione quorundam animalium venenosorum. Et huius rei causa multi eorum amittunt inguina, que illis ob defectum cure fracescunt, et restant eunuchi. 6 Ora, un verbo ‹fracescere› non esiste né in latino né in italiano. Secondo ogni probabilità il traduttore si è limitato a latinizzarlo, adottandolo dal testo origi‐ nale; in portoghese v’è infatti un verbo ‹enfraquecer›, ricavato dall’agget‐ tivo ‹fraco›, a sua volta derivato dal latino flaccus; e in portoghese ‹fraco› si‐ gnifica ‹debole› e, di conseguenza, ‹enfraquecer› vuol dire ‹indebolirsi›. Secondo esempio: la tribú dei Tupinamba non conosce il tabú dell’incesto; scrivendone, il Vespucci osserva che Et filius coit cum matre et frater cum sorore et primus cum prima et obvius cum sibi obvia. 7 A prima vista tutto sembrerebbe latino; una piú attenta lettura porta tuttavia a chiedersi che senso abbia, esattamente, la poco elegante ripetizione et primus cum prima et obvius cum sibi obvia. Se nel proprio originale italiano il Vespucci avesse pensato un po’ in portoghese o in spagnolo, allora primus potrebbe essere un calco di primo, che nelle due lingue iberiche significa ‹cugino›, e otterremmo una bella sequenza anticlimatica: il figlio con la madre, il fratello con la sorella, il cugino con la cugina e in genere chiunque con la prima che passa. Vorrei ag‐ giungere che un fraintendimento linguistico del genere sembra realmente com‐ prensibile soltanto presupponendo un testo italiano zeppo di spagnolismi e lu‐ sismi i cui veri significati sfuggissero al traduttore, probabilmente egli stesso italiano. Il fenomeno or ora riferito rende assai probabile che l’autore del testo o dei testi su cui si basò la traduzione latina del Mundus novus fosse realmente Ame‐ rigo Vespucci, che dopo tanti anni passati fra spagnoli e portoghesi doveva ben scrivere in un toscano dalla pronunciata cadenza iberica. Quel che successe fu 550 Robert Wallisch probabilmente questo: il Vespucci stesso, oppure un’altra persona che avesse accesso agli originali, forní il materiale in lingua italiana al traduttore nell’in‐ tento di far sí che questi ne traesse un testo insieme letterario e di sicuro interesse da far circolare nell’Europa intera; che il materiale fornito al traduttore latino consistesse nei testi autentici del Vespucci non pare potersi dubitare; se sia esi‐ stito un testo particolare oggi perduto, o se invece il traduttore si sia avvalso di una combinazione di testi del Vespucci pervenutici e non pervenutici, rimane un mistero. Lo scritto del Vespucci piú vicino al Mundus novus è senz’altro la lettera-resoconto sul terzo suo viaggio scoperta dal Bartolozzi e da lui pubblicata a Firenze nel 1789. A essa e a tutti gli altri scritti noti del Vespucci in italiano mancano però taluni motivi del Mundus novus che ritengo essere del tutto cen‐ trali in esso e caratterizzanti: si tratta (1) della chiara formulazione della con‐ vinzione d’aver scoperto un mondo nuovo, cioè un continente e una popolazione con cui gli Antichi non sono mai entrati in contatto; (2) della censura del sapere libresco dell’Antichità e dell’idea di una superiorità dei tempi moderni che mi sembra tradurre una mentalità da esploratore per molti versi contraria a quella dell’umanesimo di stampo petrarchesco; (3) della rappresentazione realistica degli estremi pericoli affrontati; (4) del fascino e insieme dell’orrore suscitati dai costumi esotici, nonché di un certo gusto per l’etnografia erotica; (5) di un’i‐ dealizzazione del selvaggio e della vita naturale che in qualche modo anticipa certe idee dell’Illuminismo. A ben pensare, questi cinque motivi formano la base stessa di un nuovo genere letterario, quello del romanzo d’avventura che, preso l’avvio nel tardo Cinque‐ cento - penso al Carletti e a Fern-o Mendes Pinto -, avrebbe raggiunto la piena maturità nel Sette e nell’Ottocento con grandi romanzi britannici e americani come Robinson Crusoe e Moby Dick. Ma torniamo al Vespucci. La storia della trasformazione letteraria dei suoi scritti non finisce con la prima stampa del Mundus novus nel 1502. Nel 1507, infatti, il grammatico e cosmografo Fracanzio da Montalboddo, già editore del De nuptiis Philologiæ et Mercurii di Marziano Capella, pubblica col titolo Paesi novamente retrovati la celeberrima propria raccolta di racconti e diarî di viaggio dei grandi scopritori dell’epoca; tutti i testi in essa compresi sono stati da lui stesso tradotti in italiano, anche il Mundus novus del Vespucci. L’anno seguente, nel 1508, esce a cura di Arcangelo Madrignano, gran latinista piú tardi divenuto vescovo d’Avellino, una versione latina di quella raccolta col titolo Itinerarium Portugallensium. Tale versione dei testi italiani del Montalboddo non può defi‐ nirsi una traduzione neanche secondo i generosi standards dell’epoca, e rappre‐ senta invece una rielaborazione letteraria il cui obiettivo è l’integrazione della storiografia delle Grandi scoperte al canone dell’umanesimo latino. 551 I nuovi mondi di Colombo e Vespucci Bibliografia Carletti, Francesco: Ragionamenti del mio viaggio intorno al mondo, Torino 1989. Kohler, Alfred: Columbus und seine Zeit, Monaco di Baviera 2006. Kolumbus, Christoph: Kolumbus: Der erste Brief aus der Neuen Welt, Lateinisch / Deutsch. Übs., komm. und hrsg. von Robert Wallisch, Stoccarda 2000. Mendes Pinto, Fern-o: Peregrinaç-o, Transcriç-o de Adolfo Casais Monteiro, Lisbona 1988. Vespucci, Amerigo: Der Mundus novus des Amerigo Vespucci, Text, Übersetzung und Kommentar von Robert Wallisch, Vienna 3 2012 (Edition Woldan, vol. 5). 552 Robert Wallisch 1 Vgl. Glei 2011. 2 Zu dem Begriff und seiner Problematik vgl. jetzt Ansorge 2016. 3 Klockow 1993; die Forschungslage ist dürftig: Neben Klockow ist lediglich noch Höfert 1997 zu nennen. 4 Vgl. Klockow 1993, 11-30. Äußere und innere Entfremdung: Der Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum des Georgius de Hungaria OP Reinhold F. Glei (Bochum) Bei dem hier vorzustellenden Tractatus handelt es sich um ein in vielerei Hin‐ sicht einmaliges Zeugnis. Im Gegensatz zu den zahlreichen christlichen Islam‐ schriften des Mittelalters und insbesondere der Frühen Neuzeit, die nach dem Fall Konstantinopels 1453 entstanden, 1 liegt hier nicht - oder wenigstens nicht primär - die euro- und christozentrische Außensicht einer vorwiegend apolo‐ getischen, mit zunehmender osmanischer Bedrohung oft auch stärker polemi‐ schen Reaktion des ‚Christlichen Abendlandes‘ 2 gegenüber dem Islam vor, son‐ dern die Innensicht eines mit der islamischen Religion und Lebensweise vertrauten Individuums. Leider ist die historische Faktenlage hinsichtlich des Tractatus äußerst dürftig. Autor, Zeit, Ort und Motive der Abfassung sind un‐ bekannt, der Inhalt ist teilweise widersprüchlich. Da ich hier nicht im Detail auf alle diese Fragen eingehen kann, gebe ich zunächst in wichtigen Punkten die Forschungslage wieder, die im Wesentlichen auf den von Reinhard Klockow erzielten Ergebnissen beruht, 3 und wende mich dann einer Kernfrage zu, näm‐ lich der nach der religiösen Identität des Autors. Informationen über den Verfasser gewinnen wir ausschließlich aus dem Text selbst: 4 Danach stammte er aus Siebenbürgen (wonach er auch der Anonymus Septemcastrensis genannt wird), wo er 1422/ 3 geboren wurde. Er ging vermutlich in die Lateinschule des Dominikanerklosters in Mühlbach (Sebeş) und wurde 1438 bei der Eroberung von Mühlbach durch die Türken gefangen genommen, an Sklavenhändler verkauft und in die damalige Residenzstadt Edirne (Hadria‐ 5 Zur Druckgeschichte vgl. Klockow 1987 und ders. 1993, 47-72. 6 Klockow 1993, 30-31. nopel) verschleppt. Nach zwanzig Jahren in Gefangenschaft wurde er im Jahr 1458 von seinem letzten Herrn freigelassen und kam über die Dominikaner‐ konvente in Pera/ Konstantinopel und Chios (wo er spätestens dem Orden beitrat) zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt nach Rom. Wenn er mit dem dort bezeugten Dominikaner Georg von Ungarn identisch ist, lebte er im Kloster Santa Maria sopra Minerva, wo er schließlich 1502 starb und auch be‐ graben wurde. Irgendwann in den ca. vierzig Jahren, die er als Dominikaner‐ mönch in Rom verbrachte, schrieb er seine Erinnerungen an die Zeit bei den Türken nieder. Als Editio princeps des Tractatus wurde von Klockow ein Druck identifiziert, der vermutlich 1481 in Rom bei Georg Herolt (Georgius Theoto‐ nicus) erschien. Zahlreiche Drucke folgten, darunter mindestens zwei weitere Wiegendrucke und spätere Ausgaben in prominentem Umfeld: 1509 und 1511 bei Henricus Stephanus in Paris, 1530 bei Johannes Lufft in Wittenberg (mit einem Vorwort Martin Luthers), 1543 und 1550 bei Johannes Oporinus in Basel (im Rahmen der berühmten Koranausgabe Biblianders). 5 Aus chronologischen Hinweisen im Text ergibt sich, dass der Tractatus frü‐ hestens 1473, spätestens 1481 (auf jeden Fall noch zu Lebzeiten Sultan Mehmets II., 1432-1481) verfasst wurde, am ehesten in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre. Was den Verfasser - wir nennen ihn im Folgenden der Einfachheit halber Georg von Ungarn - etwa zwanzig Jahre nach dem Ende seiner Gefangenschaft bewog, erst jetzt darüber zu schreiben, ist unbekannt. Klockow nimmt an, dass der äußere Anlass die Eroberung von Otranto durch die Türken (11. August 1480) gewesen sei, 6 weil Georg nun befürchtete, dass ganz Italien in Gefangen‐ schaft geraten würde, aber das bleibt Spekulation. Naheliegend ist, dass es einer langen Zeit bedurfte, bis sich der Verfasser dazu entschloss, das Erlebte schrift‐ lich zu verarbeiten, und wir werden sehen, dass dies aufgrund des existentiellen Charakters der Erfahrung auch plausibel ist. Bisher könnte man vermuten, bei dem Tractatus handle es sich um einen mehr oder weniger authentischen autobiographischen ‚Bericht‘ über Sitten und Le‐ bensweise der Türken, und als solcher ist er in der Tat von den Rezipienten in erster Linie gelesen worden: Luther und andere rühmten an ihm, dass man hier ‚objektive‘, nicht polemisch verzerrte Informationen über den Islam finde. Das ist auch durchaus der Fall, vergessen oder besser verdrängt wird jedoch dabei, dass bei Georg diese Informationen in einen theologischen Überbau eingefügt sind, der für den Verfasser anscheinend essentiell wichtig gewesen ist. Was den Tractatus so einzigartig innerhalb der übrigen Islamliteratur macht, ist zweierlei: 554 Reinhold F. Glei 7 Vgl. Petrus Venerabilis, Summa totius haeresis Saracenorum (ed. Glei 1985, 8). 8 Exemplarisch zu Juan de Torquemada OP, der ausschließlich aus früheren, vor allem dominikanischen Quellenautoren schöpft, vgl. Glei 2014. 9 Das kann hier nicht näher expliziert werden; vgl. bereits Haubst 1951, Hagemann 1976, und aus jüngerer Zeit vor allem Euler / Kerger 2010, Stünkel 2013. erstens die überaus positive Darstellung der Türken und ihrer Religion, beson‐ ders im Gegensatz zur Verderbtheit der Christen; und zweitens die ‚Entlarvung‘ all dieser positiven Seiten als listige Verführung des Teufels. Der Grundgedanke war an sich nicht neu: Bereits Petrus Venerabilis, der die erste Islampolemik in lateinischer Sprache verfasste, sah die Gründung der „Hä‐ resie der Sarazenen“ durch den von einem nestorianischen Mönch sowie von Talmudisten beeinflussten heidnischen Araber Machumet als List des Teufels an, der so durch einfache Heilsbotschaften die leichtgläubigen Morgenländer für sich gewinnen konnte. 7 Den gewieften, in scholastischen Disputationen er‐ fahrenen Theologen des Mittelalters - ich nenne nur die Dominikaner Ramon de Peñafort, Ramon Martí und Riccoldo da Montecroce, nicht zu vergessen später Juan de Torquemada, den Berater Pius II. - konnte der Teufel aber na‐ türlich nichts vormachen, und sie durchschauten den synkretistischen Cha‐ rakter des Islams, die kompilatorische Machart des Korans und die heidnische Primitivität der religiösen Praxis. 8 Differenziertere Denker wie Juan de Segovia oder Nikolaus von Kues versuchten wenigstens eine theologische Diskussion mit dem Islam auf Augenhöhe. 9 Der Verfasser unseres Tractatus nun ging noch einen anderen Weg: Anknüpfend an die alte Verführungsthese unterstellte er dem Teufel jetzt eine subtilere Strategie: die Vernichtung des christlichen Glau‐ bens durch das Vorgaukeln einer scheinbar besseren Alternative, der Konver‐ sion zum Islam. Der Analyse von Klockow zufolge arbeitet der Tractatus hierzu mit fünf (im Wesentlichen sind es jedoch nur drei) Schritten: Im ersten Teil (Kap. 1-8 von insgesamt 23 Kapiteln) wird die neue Strategie des Teufels vorgestellt: eine Christenverfolgung nicht mehr hinsichtlich des Körpers, sondern der Seele. Der zweite Teil (Kap. 9-15) stellt die Religion im Einzelnen dar - dies ist der Teil des Tractatus, der am meisten als ‚objektive‘ Informationsquelle wahrgenommen wurde, denn er verrät eine intime Detailkenntnis des Autors, die auf eigener Erfahrung beruhen muss. Der dritte Teil schließlich (Kap. 16-22) ‚entlarvt‘ die im zweiten Teil so positiv dargestellten Eigenschaften der Türken und ihrer Religion, die den Verfasser offensichtlich in ihren Bann gezogen haben, als ge‐ 555 Äußere und innere Entfremdung: Der Tractatus de moribus 10 Klockow 1993, 34-39, untergliedert den dritten Teil (Kap. 16-22) in zwei Unterteile und zählt den Epilog (Kap. 23) als eigenen Teil, so dass er insgesamt auf fünf Teile kommt. 11 Georgius de Hungaria, Tractatus, Prohemium (ed. Klockow 1993, 146, 28-33; Hervor‐ hebung R.G.). Zitiert wird im Folgenden nach dieser Ausgabe (Kapitel, Seite, Zeile). 12 Ich folge im Prinzip der Übersetzung von Klockow, die jedoch an einigen Stellen ver‐ bessert wurde. schicktes Täuschungsmanöver des Teufels. Als eine Art Epilog folgt noch im 23. Kapitel ein Lob der christlichen Religion. 10 Während die Ausführungen im zweiten Teil bei aller gebotenen Vorsicht doch eine unschätzbare historische Quelle darstellen, ist die theologische Konstruk‐ tion natürlich heute obsolet - aber nicht nur deshalb wirkt der ideologische Überbau aufgesetzt: Der Leser gewinnt unweigerlich den Eindruck, der Autor schreibe hier gegen seine eigenen inneren Überzeugungen an, und genau in diese Richtung möchte ich meine interpretatorische These, die religiöse Identität des Verfassers betreffend, entfalten. Zu diesem Zweck betrachten wir im Fol‐ genden einige explizit autobiographische Passagen. Der Verfasser beginnt sein Werk im Bewusstsein, dass nunmehr die Endzeit angebrochen sei: Die Türken seien im Begriff, die letzte Bastion der Christenheit, repräsentiert durch die römische Kirche, zu stürmen, wobei sie aber weniger die Körper als vielmehr die Seelen der Verfolgten bedrohten, die sie in scheinbarem Mitleid verschonten, ihnen aber dann allmählich das Gift des Unglaubens ein‐ flößten. Huius rei veritatem et in meipso expertus didici, qui cum multo mentis gaudio ex‐ pectabam mortem pro fide Christi subire; et tamen, ut inferius declarabo, de igne semiuiuus extractus et vite redditus per successum temporis detentus in manibus eorum veneno erroris eorum quasi infectus de fide Christi non modicum dubitaui et, nisi misericordia dei mihi affuisset et me custodisset, turpiter eam negassem. 11 (Dass dies wirklich so ist, habe auch ich am eigenen Leibe erfahren. Denn ich erwartete mit großer innerer Freude den Tod um des christlichen Glaubens willen [Georg spricht von der Eroberung von Mühlbach in seiner Jugend]; und dennoch: als man mich, wie ich später darstellen werde, halbtot aus dem Feuer gezogen und ins Leben zurückge‐ holt hatte, da ließ ich mich in ihrer Gefangenschaft im Laufe der Zeit vom Gift ihrer Irrlehre gleichsam anstecken und begann am christlichen Glauben nicht wenig zu zweifeln. Und wenn mir nicht Gottes Barmherzigkeit beigestanden und mich be‐ schützt hätte, hätte ich meinen Glauben schimpflich verleugnet). 12 Georg schreibt hier im Irrealis, dass er beinahe (! ) zum Islam konvertiert wäre, aber mit Gottes Hilfe doch standhaft geblieben sei. Dass dahinter ein großes Fragezeichen gesetzt werden muss, wie schon Klockow vermutete, soll im Fol‐ 556 Reinhold F. Glei 13 Cap. 16, 300, 5. Klockow übersetzt einfach mit „eine Zwischenzeit“, merkt aber im Ap‐ parat zur Stelle an: „Der Sinn dieser adverbialen Bestimmung bleibt zweifelhaft (vor allem wegen isto: ‚in dieser Zwischenzeit‘? ). Möglicherweise eine Textstörung.“ Ich halte in isto medio eher für eine Ortsangabe. 14 Cap. 16, 300, 6-17. genden begründet werden. Meines Erachtens lässt sich nämlich aus dem Trac‐ tatus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ableiten, dass tatsächlich eine Konversion stattgefunden hat, und zwar eine ganz außergewöhnliche. Aber das greift hier noch vor. Im 16. Kapitel finden wir weitere wichtige autobiographische Aussagen: Nach mehreren vergeblichen Fluchtversuchen gleich im ersten Jahr seiner Gefangen‐ schaft (Georg war damals, wie er schreibt, etwa sechzehn Jahre alt) folgte eine Zeit von fünf Jahren, über die sich der Verfasser ausschweigt. Nachdem er von einem ‚Scheinhändler‘ an verschiedenen Orten dreimal verkauft worden und mit seiner Hilfe wieder geflohen war, ließ jener ihn schließlich in einer entle‐ genen Gegend, in locis remotissimis, laufen. „Außerdem vergingen in dieser Mitte (d. h. in Zentralanatolien? ) fünf Jahre“, heißt es änigmatisch, preterea quinque anni in isto medio transierunt. 13 Was passierte in dieser Zeit und warum erfahren wir nichts darüber? Danach finden wir Georg bei seinem nächsten und letzten Herrn, bei dem er etwa fünfzehn Jahre bleiben sollte, während derer er zu dessen Vertrautem, ja fast zu einem Sohn wurde. An den Beginn dieser Zeit verlegt Georg nun seine größte Glaubenskrise. Dum igitur omnes modos fugiendi cum maximis periculis et inmensis laboribus pro‐ bassem, post ultimam fugam, que erat octaua in ordine fugarum, quam feci, in domo ultimi domini quasi omni spe libertatis frustratus et a deo derelictus cepi intra me cogitare et fatigatus atque fractus quodammodo in animo hesitare et dicere: ‚Vere, si deo placuisset illa religio, quam hactenus tenuisti, utique te non dereliquisset isto modo, sed auxilio tibi fuisset, ut liberatus ad eam reuerti potuisses. Sed quia omnem uiam liberandi tibi obstruxit, forte magis sibi placet, ut illa derelicta illi secte adhereas et in ea saluus fias.‘ Et extunc neglectis orationibus et psalmis, quos mihi ibi scripseram et frequentaueram, incepi addiscere orationes et cerimonias eorum et frequentare di‐ ligenter, quantum potui et quantum permisit onus seruitutis, et hoc magis nocte et occulte quam de die. 14 (Als ich nun alle Arten zu fliehen unter größten Gefahren und unermesslichen Mühen ausprobiert hatte und mich nach der letzten Flucht, meiner achten insgesamt, im Hause meines letzten Herrn praktisch um jede Hoffnung auf Befreiung gebracht und von Gott verlassen sah, da begann ich zu grübeln und, erschöpft und gebrochen, wie ich war, innerlich irgendwie unsicher zu werden und mir zu sagen: ‚Wahrlich, wenn 557 Äußere und innere Entfremdung: Der Tractatus de moribus 15 Ibd. 302, 36-304, 2. 16 Ibd. 300, 17-302, 20. die Religion, an der du bis jetzt festgehalten hast, Gott wohlgefällig wäre, hätte er dich doch nicht so im Stich gelassen, sondern hätte dir geholfen, freizukommen und zu ihr zurückzukehren. Aber weil er dir jeden Weg der Befreiung verbaut hat, gefällt es ihm wohl besser, wenn du diese Religion aufgibst und dich jener Sekte anschließt und in ihr dein Heil suchst.‘ Und von da an ließ ich die Gebete und Psalmen fahren, die ich mir dort aufgeschrieben und fleißig gebetet hatte, und begann, die Gebete und reli‐ giösen Gebräuche der Türken zu lernen und gewissenhaft zu verrichten, so gut ich konnte und soweit es die Last der Sklaverei zuließ, und zwar mehr bei Nacht und heimlich als tagsüber). Diese Passage zeigt m. E. folgendes: Im Zwiegespräch mit Gott kommt Georg zu dem Schluss, es sei Gottes Wille, dass er die christliche Religion verlassen, illa religione relicta, und sich dem Islam, illi secte, zuwenden und in ihm sein Heil suchen solle. Wenig später heißt es: Credebam enim deo placere, ut legem illam remedium salutis amplecterer, ex quo ab alia me separauit; et ideo, quia illam dimisi, cepi aliam amplecti et in ea salutem querere. 15 (Ich glaubte nämlich, es sei gottgefällig, jene Religion als heilsstiftend anzunehmen, nachdem er [Gott] mich von der anderen getrennt hatte; und weil ich jene verlassen hatte, begann ich die andere anzunehmen und in ihr mein Heil zu suchen). Daraufhin, so erzählt Georg weiter, begann er die Gebete und Riten der Muslime zu erlernen, addiscere, und zu praktizieren, frequentare, soweit es sein Sklaven‐ status zuließ. Dass er dies heimlich tat, wie er sagt, klingt wenig plausibel, da er doch in dieser Hinsicht sicher nichts von seinem Herrn zu befürchten gehabt hätte, im Gegenteil. Doch das Folgende könnte eine Erklärung dafür geben. Er wurde nämlich, wie er berichtet, nicht einfach zu einem ‚normalen‘ Muslim, sondern begann sich mit den Lehren ihrer Mönche, religiosi, genauer zu be‐ schäftigen (ruminare bedeutet allerdings nicht nur ‚sich beschäftigen‘, sondern eher ‚gründlich erlernen‘, ja geradezu ‚litaneiartig wiederholen‘). Cepique interea doctrinas religiosorum, de quibus superius mentionem feci, diligen‐ tius ruminare, que cerimonias et legis ritum ad sensum spiritualem trahunt et quo‐ dammodo religionem Christi approbant et confirmant. 16 (Inzwischen fing ich an, die Lehren der Mönche, die ich oben erwähnt habe, sehr sorgfältig zu erlernen, die die Gebräuche und Riten des Gesetzes auf einen allegori‐ 558 Reinhold F. Glei 17 Zu den Sufi-Orden im Islam vgl. allgemein Trimingham 1971, Öztürk 1988, Frembgen 2000 sowie den jüngsten Sammelband von Chiabotti et al. 2017. 18 Vgl. Schimmel 2003. Vielleicht ist auch das Verb ruminare eine Anspielung auf Rumi. 19 Cap. 14, 282, 34-36. Der Erstdruck (Rom 1481) hat an dieser Stelle videntur, wahr‐ scheinlich ein Druckfehler für videantur (s. unten das Zitat auf S. 562). In der Ausgabe Biblianders (1550, tom. III, p. 32) z.B. ist es verbessert. 20 Vgl. Ambrosio et al. 2006, 154. schen Sinn beziehen und in gewisser Weise die christliche Religion beglaubigen und bestätigen). Mit den erwähnten religiosi meint Georg einen sufischen Mönchsorden, ver‐ mutlich die sog. Mevlevi-Derwische. 17 Diese beriefen sich auf den persischen Sufi-Mystiker Jalāl ad-Dīn ar-Rūmī (1207-1273), dessen Mausoleum in Konya (ca. 200. km südlich von Ankara gelegen) das Zentrum des Ordens bildet. 18 Seine Schüler nannten ihn „Unser Meister“, persisch Mawlawi, woraus türkisch Mev‐ levi wurde. Die Derwische waren Bettelmönche (persisch darwīsh = Bettler), die über vielfältige asketische Fähigkeiten verfügten (Hitze-, Kälte- und Schmerz‐ unempfindlichkeit, extremes Fasten usw.) und denen Wunderkräfte nachgesagt wurden, weshalb sie vielerorts als Volksheilige verehrt wurden. Georg hatte die Derwische, de quibus superius mentionem feci, im 14. Kapitel thematisiert und war dort zu dem Schluss gekommen: Sunt enim tante exemplaritatis in omnibus eorum dictis et factis, in moribus et motibus quoque tantam preferentes religionis ostensionem, ut non homines, sed angeli ui‐ dentur esse. 19 (Sie sind von solcher Vorbildlichkeit in all ihren Worten und Werken und legen auch in ihrem Verhalten und ihren Bewegungen eine solche Frömmigkeit an den Tag, dass sie nicht Menschen, sondern Engel zu sein scheinen). Mit den erwähnten motus spielt Georg auf den bis heute bekannten Tanz der Derwische an, bei dem sie sich durch schnelle Drehungen um die eigene Achse in religiöse Ekstase versetzen. Dieser Tanz wird übrigens sehr anschaulich be‐ schrieben und stellt die früheste literarische Bezeugung der ‚drehenden Derwi‐ sche‘ dar. 20 Mehr noch als auf die spektakulären körperlichen Fähigkeiten der Derwische kommt es Georg allerdings auf deren geistliche Lehre an, die sie nach ihrem Meister Rumi in poetischer Form tradieren: Utuntur enim quibusdam sermonibus a predecessoribus suis sibi traditis, qui eos, dum in raptu uel in extasi erant, in spiritu locuti sunt. Qui suauis sunt facundie et rigmatice prolati et faciliter mente retinentur, et secundum materiam, de qua tractant, uel lon‐ giores uel breuiores existunt. […] Et trahunt omnes cerimonias legis Turcorum et ritus 559 Äußere und innere Entfremdung: Der Tractatus de moribus 21 Cap. 14, 280, 11-18. 22 Vgl. Stein 1997. 23 Vgl. İlker Çınar 2009. 24 Vgl. Reichmuth 2005. ad sensum spiritualem. Quorum ego magnam habui copiam tam in scriptis quam <in> mente et delectabar in eis, eo quod magis Christianam religionem confirmant quam Turcorum. 21 (Sie benutzen auch bestimmte Sprüche, die ihnen von ihren Vorgängern überliefert wurden; diese haben jene, während sie im Zustand der Verzückung oder Ekstase waren, unter Inspiration geäußert. Sie sind angenehm im Stil, werden in Reimen vor‐ getragen und sind leicht zu behalten, und entsprechend dem Thema, das sie behandeln, sind sie länger oder kürzer. [Es folgen Bemerkungen über die Verszahlen.] Und sie beziehen alle Gebräuche und Riten des ‚türkischen Gesetzes‘ [d. h. des Korans] auf einen allegorischen Sinn. Eine große Zahl dieser Sprüche besaß ich ebenso in schrift‐ licher Form wie auch auswendig im Kopf und erfreute mich an ihnen, weil sie eher die christliche als die türkische Religion bestätigen). Zwei dieser Spruchgedichte (mit vierzehn bzw. achtzehn Versen), vermutlich von dem berühmten Sufi-Mystiker Yunus Emre (~1240-1321), überliefert Georg im Anhang, und zwar sowohl in osmanisch-türkischer Sprache (in Transkrip‐ tion) als auch in lateinischer Übersetzung - eine Fundgrube für Turkologen. 22 Im Klartext entnehmen wir der oben zitierten Passage nunmehr folgende Infor‐ mationen: Der Verfasser verfügte über tradiertes Geheimwissen der Derwische, das nur von Lehrer zu Schüler weitergegeben wurde. Es handelt sich um in Trance geäußerte Texte, die anscheinend eine allegorische (und eben nicht wörtliche) Auslegung des Korans und anderer islamischer Traditionsschriften enthielten. 23 Wie Georg im Anschluss selbst sagt, wurden sie von der übrigen Geistlichkeit als heterodox angesehen, weil sie teilweise unverständlich waren und überdies eine eigenwillige Auslegung jenseits des Mainstream und offenbar sogar eine Nähe zu christlichem Gedankengut aufwiesen (manche nehmen einen Ursprung des Sufismus in vorislamischen, gnostischen Kreisen an). 24 Für uns ergibt sich daraus die Schlussfolgerung, dass der Verfasser des Tractatus zeitweise dem Derwisch-Orden der Mawlawiyya sehr nahe gestanden haben muss, vielleicht sogar eingeweihtes Mitglied gewesen ist. Er ist jedenfalls nicht einfach nur zum Islam konvertiert, sondern hat sich einer bestimmten, vielfach als heterodox angesehenen mystischen Richtung des Islam angeschlossen, die in seinen Augen (und auch nach dem Urteil der modernen Islamwissenschaft) dem Christentum nahestand. Das erklärt einerseits die zunächst geübte Heim‐ 560 Reinhold F. Glei 25 Ratio testimonialis, 408, 7-410, 19. lichkeit gegenüber seinem Herrn, von der Georg spricht, andererseits auch die vage bleibenden Aussagen über einen Beinahe-Abfall vom christlichen Glauben. Unsere These lässt sich durch weitere Hinweise am Schluss des Tractatus erhärten. In der sog. Ratio testimonialis, einer der Beglaubigung des Berichts dienenden Sphragis, schreibt Georg Folgendes: Preterea in tantum conuersationis eorum consortio astrictus fui, ut maternam linguam oblitus, eorum barbarice ideomatis loquela ad plenum eruditus necnon litterature eorum tam extranee et peruerse non mediocriter instructus, adeo ut sacerdos eorum unus de maioribus ad beneficium ecclesie sue non modicis redditibus dotatum, quod ipse michi obtulit, me sufficientem et ideoneum estimaret. Porro religiosorum eorum moribus et ritui sic me conformaui, ut sermonum spiritualium, quibus ipsi in collati‐ onibus suis et propositionibus populi utuntur, tantam haberem experientiam et copiam tam in scriptis quam in mente, ut non solum uicini nostri, qui me frequenter audiebant in congregationibus suis, uerum etiam de aliis locis me proponentem audire deside‐ rabant. Ipsorum quoque religiosorum plurimi, quos proponerent populo, a me didicere sermones. 25 (Im Übrigen hatte ich so engen Umgang mit den Türken, dass ich meine Muttersprache vergaß und ihr barbarisches Idiom vollständig erlernte. Selbst in ihren so fremdartigen und sinnverkehrten Schriften brachte ich es zu beachtlicher Kenntnis, und zwar in dem Maße, dass sogar einer ihrer höheren Geistlichen mich für ein nicht unerheblich dotiertes Amt an seiner Moschee, das er mir anbot, für fähig und geeignet ansah. Ferner ließ ich mich in den Gebräuchen und Riten ihrer Mönche so sehr ausbilden, dass ich schließlich von den geistlichen Texten, die sie in ihren Diskussionen und Vorträgen vor dem Volk benutzen, eine so große Kenntnis und Fülle, sowohl in schriftlicher Form als auch auswendig im Kopf, besaß, dass nicht nur unsere Nachbarn, die mich bei ihren Versammlungen häufig hörten, sondern auch Leute von anderen Orten mich vortragen hören wollten. Ja selbst viele ihrer Mönche lernten von mir die Predigten, um sie vor dem Volk vorzutragen). Es ist nicht vorstellbar, dass ein Nicht-Muslim das Amt eines Vorbeters an einer Moschee angeboten bekommt. Georg sprach offenbar nicht nur fließend tür‐ kisch, sondern verfügte auch über ausgedehnte Kenntnisse des Korans und wei‐ terer Schriften (zu denken wäre in erster Linie an Hadithe sowie an Korankom‐ mentare, d. h. er muss auch Arabisch gelernt haben). Statt aber ein Amt im orthodoxen Islam zu übernehmen, schloss sich Georg einem örtlichen Der‐ wisch-Konvent an, lernte ihre Riten, vor allem aber ihre Texte - und zwar nicht nur die oben erwähnten esoterischen, sondern offenbar auch die exoterischen, 561 Äußere und innere Entfremdung: Der Tractatus de moribus 26 Cap. 14, 272, 7-8. 27 Ibd. Cap. 17, 310, 26-30. Man beachte das Fremdwort mit dem türkischen Plural dervi‐ schler. zur Predigt vor dem Volk geeigneten, auswendig. Nach und nach wurde er zu einem nicht nur lokal bekannten, sondern auch Auswärtige anziehenden Pre‐ diger, dem eine große Zuhörerschaft gewiss war. Und schließlich fungierte er sogar auch als Lehrer und Instruktor seiner Ordensbrüder. Wir haben es also mit einer beispiellosen Integrationsgeschichte zu tun: Der fünfzehn- oder sechzehnjährige Lateinschüler der Dominikaner entkommt knapp dem Tod und wird als Kriegsgefangener und Sklave verschleppt. In der Fremde verliert er seine christlich-abendländische Identität inklusive seiner Mutter‐ sprache (die entweder Deutsch oder Ungarisch war), passt sich nicht nur äußer‐ lich seiner Umgebung an, sondern konvertiert zum Islam, wird zum Korange‐ lehrten, dem sogar das Amt eines Vorbeters angeboten wird, schließt sich aber lieber einem sufischen Orden, vermutlich den Mevlevi-Derwischen an, in dem er zum geachteten Prediger und Lehrer aufsteigt. Was am Ende den Bruch dieser Karriere verursacht hat, wissen wir nicht. Formell aus der Sklaverei entlassen, begibt er sich zurück in die christliche Welt, tritt in den Dominikaner-Orden ein und lebt fortan unauffällig in Rom. Seine Konversion und Re-Konversion verar‐ beitend, entwickelt er eine Theorie über die endzeitliche List des Teufels, christ‐ liche Seelen durch Vorspiegelung einer scheinbar besseren Religion zum Abfall vom Glauben zu bewegen - er selbst ist das beste Beispiel dafür. Das erklärt viel‐ leicht auch die charakteristische Mischung aus Bewunderung und ablehnender Schärfe, mit der er rückblickend über die Derwische spricht: Nam tanta est potentia diaboli in eis, ut uideantur potius diaboli incarnati quam ho‐ mines. 26 (Denn so groß ist die Macht des Teufels in ihnen, dass sie eher leibhaftige Teufel als Menschen zu sein scheinen). Das eine Mal scheinen sie also Engel, das andere Mal Teufel zu sein. Weiter unten heißt es: Sed forte minoris nequicie dervischler, qui et simulati religiosi eorum, qui spiritum dyabolicum preferentes cum simulata ostensione uirtutum, dum colere se deum di‐ cunt, spiritum sanctum, qui ueritatis inspirator et doctor est, blasphemant et ad eua‐ cuandum ueri dei cultum cum toto malignitatis spiritu anhelare presumunt? 27 (Und sind etwa die Derwische, ihre Pseudo-Mönche, von geringerer Arglist? Sie geben dem ‚unheiligen‘ Geist den Vorzug durch ihre heuchlerische Zurschaustellung von 562 Reinhold F. Glei 28 Vgl. ibd. Cap. 16, 302, 20-27. 29 So deutet es auch Höfert 1997, Klockow folgend, an. 30 Der Pilgerbericht des Riccoldo da Montecroce ist ganz anders orientiert und kommt hier als Quelle nicht in Frage; vgl. George-Tvrtković 2012. Tugenden; indem sie sagen, sie verehrten Gott, lästern sie den Heiligen Geist, den Inspirator und Lehrer der Wahrheit, und lechzen mit dem ganzen Geist der Bosheit danach, die Verehrung des wahren Gottes auszurotten). So spricht ein Aussteiger. Vielleicht aus Rücksicht auf seine christlichen Leser und/ oder aus Angst, unverstanden zu bleiben, berichtet der Verfasser, der nicht von ungefähr anonym bleiben will, jedoch nicht die ganze Wahrheit, ver‐ schleiert, wenn auch nur halbherzig, seine Konversion und mögliche Mitglied‐ schaft im Orden der Derwische, manipuliert wahrscheinlich auch die Chrono‐ logie, die blinde Flecken aufweist (man bedenke die leeren fünf Jahre) und die auch in der vorliegenden Form wenig plausibel erscheint. Dass die ‚Phase des Zweifelns‘ lediglich sechs oder sieben Monate gedauert haben soll, wie er sagt, und dass er danach volle 15 Jahre standhaft am katholischen Glauben festge‐ halten habe (Kap. 16, 302, 20-27), 28 ist angesichts seiner oben beschriebenen Karriere im Islam mehr als unglaubwürdig. Tatsächlich dürfte er eher umgekehrt 15 Jahre dem Islam angehangen haben, während derer er zu solchen Höhen aufstieg, und erst danach in die beschriebene Glaubenskrise geraten sein, an deren Ende die Re-Konversion und Rückkehr in die christliche Oikumene stand. 29 Am Schluss muss natürlich die Frage des Philologen stehen, ob der ganze ‚Bericht‘ nicht eine literarische Fiktion ist. Dazu ist, mit aller Vorsicht und im Bewusstsein, dass hier vieles hypothetisch bleiben muss, Folgendes zu sagen: Ein autobiographischer Kern kann sicher nicht geleugnet werden, da die intime Kenntnis islamischer und speziell sufisch-mystischer Glaubenspraxis, die der Verfasser an den Tag legt, nur auf eigener Erfahrung beruhen kann; unseres Wissens gab es im 15. Jahrhundert keine im christlichen Kulturraum bekannten Quellen, aus denen man dieses Wissen hätte schöpfen können. 30 Andererseits ist natürlich davon auszugehen, dass der Bericht über die Zeit unter den Türken schon allein durch seine zeitliche Distanz (mehr als zwanzig Jahre) zu einem großen Teil konstruierte Erinnerung ist. Darüber hinaus aber spricht vieles dafür, dass der Verfasser auch ganz bewusst Teile der Wahrheit verschwiegen bzw. verschleiert und im Nachhinein anders dargestellt hat als sie gewesen ist. Im Interesse der ideologischen Botschaft von der „Arglist der Türken“, nequicia Turcorum, die eigentlich eine Arglist des Teufels ist, verschiebt der Autor die Gewichte zwischen Dichtung und Wahrheit eindeutig auf die Seite ersterer. Die 563 Äußere und innere Entfremdung: Der Tractatus de moribus äußeren und inneren Widersprüchlichkeiten des Textes, die nicht zuletzt auch die äußere und innere Entfremdung des Autors von sich selbst spiegeln, lassen sich so m. E. am besten erklären. Literaturverzeichnis Ambrosio, Alberto Fabio / Feuillebois, Ève / Zarcone, Thierry: Les derviches tourneurs. Doctrine, histoire et pratiques, Paris 2006. Ansorge, Dirk (Hg.): Pluralistische Identität. Beobachtungen zu Herkunft und Zukunft Europas, Darmstadt 2016. Chiabotti, Francesco / Feuillebois-Pierunek, Ève / Mayeur-Jaouen, Catherine / Patrizi, Luca (Hgg.): Ethics and Spirituality in Islam. Sufi adab, Leiden 2017. Euler, Walter Andreas / Kerger, Tom (Hgg.): Cusanus und der Islam, Trier 2010. Frembgen, Jürgen Wasim: Reise zu Gott. Sufis und Derwische im Islam, München 2000. George-Tvrtković, Rita: A Christian Pilgrim in Medieval Iraq. Riccoldo da Montecroce’s Encounter with Islam, Turnhout 2012. Georgius de Hungaria: Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum. Traktat über die Sitten, die Lebensverhältnisse und die Arglist der Türken. Nach der Erstausgabe von 1481 herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Reinhard Kloc‐ kow. 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Diogo Pires (1517-1599), poète et humaniste juif de la Renaissance portugaise en exil à Raguse Rafael Moreira (Lisbonne) Dès le Bas-empire, la ville portugaise d’Évora, Ebora Liberalitas Iulia, un oppidum celtibérien érigé en municipe romain par Jules César vers 65 av. J.-C., a accueilli une colonie juive qui, surtout au Moyen Âge, fut assez nombreuse. Elle com‐ prenait des commerçants et des financiers, ainsi que le menu peuple des métiers traditionnellement exercés par les hébreux: tailleurs, cordonniers, forgerons. Confinés dans un quartier isolé du centre ville, les Juifs formaient une nation vivant sous la protection directe et bienveillante des rois, mais entourée de la méfiance, de l’hostilité et, à partir du XIV e siècle, également de la haine violente du reste de la population. 1 Parmi l’élite de ses argentiers, la famille Pires ou Cohen était des plus im‐ portantes. Au début du XVI e siècle, le premier d’entre eux s’appelait Jacob Cohen alias Henrique Pires (1490 ca.-1556) et était le plus important des marchands de la ville exerçant le commerce d’Outremer, avec l’Afrique et l’Orient. 2 Au con‐ traire d’autres familles juives de l’aristocratie portugaise, telles que les Benve‐ niste ou Mendes de la compagnie ou consorce du Poivre, de laquelle descendait l’ancien premier ministre français Pierre Mendes France, et qui s’était liée à l’une des plus grandes fortunes d’Europe par le mariage de la célèbre Gracia Nasi alias Béatrice de Luna - l’emploi de deux noms, l’un chrétien et l’autre juif, était la norme parmi ces crypto-Juifs -, les Pires ou Cohen ne s’étaient pas établis au Portugal à la suite de l’expulsion des Juifs d’Espagne (quelques trente mille au total) par les rois Catholiques en 1492, mais y vivaient au moins depuis le XIV e siècle comme, entre autres, les Rodrigues et les Veiga d’Évora, ou bien les Ab‐ ravanel qui se voulaient descendants d’Abraham et de David à la fois, ainsi qu’hé‐ ritiers du titre de «rois d’Israel». 3 Qui, ayant ‹redécouvert› la figure de Diogo Pires en 1965, lui a dédié de nombreuses études à la suite des recherches qu’il a menées à Dubrovnik en 1980: cf. Ramalho 2000, 185-195. 4 Cf. André 1997. 5 Cf. Tucker 1992 et Tucker 1997. Le fils aîné Henrique fut appelé Diogo Pires, Didacus Pyrrhus Lusitanus, ou Iacobus Flavius Eborensis, d’après la signature de ses poèmes latins. À l’opposé de ses frères, de sa famille et de toute la communauté des nouveaux chrétiens, Diogo renonça à exercer le commerce ou la finance, s’adonnant, bien juif en cela aussi, à l’étude et à la pratique des belles lettres, ainsi qu’à l’éducation de jeunes gens de bonnes familles. Malgré sa fortune personnelle, la seule profession dont il lui arriva de se vanter fut en effet celle de précepteur d’enfants d’aristocrates. Élevé par ses parents et par son grand-père à Évora, où il put bénéficier d’une ambiance culturelle très favorable et fut assurément heureux, comme il le re‐ connaîtra lui-même des lustres plus tard, il fit ses études universitaires à Sala‐ manca, où il suivit entre autres les cours de rhétorique de Pincianus et ceux de dialectique du dominicain Domingos Soto. De ses années d’étudiant il se sou‐ viendra avec regret dans l’élégie qu’il adressera à Salamanca à l’un de ses neveux pour le conseiller dans son cursus. Aux études littéraires il joignit également, de 1531 à 1533, celle de la médecine - ce qui le rapprocha du grand médecin Jo-o Rodrigues de Castelo Branco, plus connu comme Amatus Lusitanus, son cousin établi à Anvers depuis 1534, dont le destin croisera le sien. Revenu à Évora, son père le força en avril 1535 à abandonner clandestinement le Portugal sous la pression des évènements - on s’attendait entre autres à l’introduction de l’inquisition, et elle le fut en effet dès 1536. Non sine lacrimas scribo, et patriæ fines et dulcis rura reliqui, écrira-t-il plus tard, en glosant les célèbres vers de Virgile sur le berger Mélibé éloigné de sa patrie (Ecl. 1, 3-4a). Comme l’écrivent Américo da Costa Ramalho, 3 Carlos Ascenso André 4 et George H. Tucker, 5 le thème de l’exil sera désormais la constante de sa vie. Au milieu de l’année 1535 il embarqua donc sur un bateau à Lisbonne pour rejoindre (après une longue escale à Londres) Anvers, la «capitale des marranes ibériques», suivi de près par son propre père et par Béatrice de Luna elle-même, «la señora» ou «la reine», comme on l’appelait alors. De même que celle-ci, et comme bien des Juifs portugais baptisés mais restant attachés à la religion de leurs aïeux, Diogo Pires commence alors une vie de pélerinages, tel le «Juif errant» de la mythologie antisémite, à travers l’Europe et la Méditer‐ ranée, suivant les routes principales du commerce et le réseau de la haute finance internationale de l’époque. 568 Rafael Moreira Son père Henrique Pires, que Diogo dit avoir accompagné douze ans du‐ rant «par toutes les routes d’Europe», per omnes Europæ tractus, était une figure de proue de la natie van Portugal, la «nation portugaise», i.e. la communauté juive portugaise d’Anvers, ainsi que du consorce du Poivre alors pourtant dominé par Diogo Mendes, le beau-frère de Béatrice de Luna et, après la mort de celui-ci, par «la señora» elle-même. En 1540 il fut, avec d’autres, accusé par les autorités flamandes d’avoir constitué un monopole, de convertir secrètement au judaisme et surtout d’encourager les nouveaux chrétiens portugais à émigrer à Anvers pour les aider ensuite à passer dans l’empire Ottoman, en particulier à Salonique, dans des conditions très difficiles - ce qui n’est pas sans rappeler ce qui se passe de nos jours, aux mêmes endroits ou presque, en sens inverse. Grâce à l’inter‐ vention de Marie de Hongrie, la régente des Pays-Bas, ainsi que du frère celle-ci, l’empereur Charles Quint, à qui il avait prêté des fortunes, Henrique Pires fut acquitté mais, faisant suite à une invitation du duc Ercole II d’Este, déménagea à Ferrare l’année suivante. * S’il ne s’agit pas d’une illusion créée par lui-même, Diogo Pires se maintint apparemment à l’écart de tout cela. Jeune homme âgé de vingt ans, il se consacre alors exclusivement à l’écriture et à étude: avec Jo-o Micas, futur duc de Naxos, il s’inscrit en 1536 à l’université de Louvain, où il étudie l’hébreu et le grec; puis, à une date incertaine, il déménage à Paris pour y poursuivre ses études; surtout, il renforce ses liens avec le monde intellectuel cosmopolite des maîtres de la littérature et de la philologie néo-latines de l’époque. S’il n’est pas sûr s’il ait connu personnellement Érasme, alors qu’il a été un érasmien convaincu, on sait qu’il dédia une épitaphe à Iohannes Varennius, son professeur de langues classiques, et qu’il établit des rapports d’amitié avec l’in‐ fluent humaniste et imprimeur Roger Rescius, professeur de grec au collège Trilingue, lequel publia ses premiers poèmes latins et grecs dans un recueil da‐ tant de 1537. Il se lia également au cosmographe et mathématicien Gemma Fri‐ sius, ainsi qu’à Juan Luís Vives, lui aussi un juif «converti». Des livres tels que sa Petri Appiani Cosmographia, parue à Anvers de 1539, nous montrent la pro‐ gression dans le chemin de l’érudition qu’il accomplit aux Pays-Bas vers la fin des années 1530. Années dans lesquelles il fréquente aussi ses compatriotes - e.g., le secrétaire de la ‹Feitoria› commerciale portugaise à Anvers, l’écrivain Dami-o de Góis, qui fut son collègue à Louvain; ou bien le médecin Jo-o Rod‐ rigues alias Amatus Lusitanus déjà cité, son ami dès les années passées à Sala‐ manca, à qui il adresse en 1536 une élégie rappelant le temps heureux qu’ils avaient vécu dans leur patrie, où Diogo affirme espérer un jour revenir, patrias 569 Diogo Pires (1517-1599), poète et humaniste juif de la Renaissance portugaise unquam dabiturne revisere sedes […]. Même s’il n’exerca jamais la médecine, ses connaissances en la matière ainsi que des «drogues» de l’Orient, i.e. les épices négociées par ses proches, sans parler de son aisance dans le maniement du grec et du latin, lui permirent de s’entretenir sans difficulté avec ce dernier, comme l’indique le traité In Dioscoridis de materia medica (Venise, 1553) d’Amatus Lu‐ sitanus. * L’abandon d’Anvers et son emmenagement à Ferrara, où elle fut attirée par l’es‐ poir d’avantages financiers non moins que de liberté religieuse, poussa la famille du jeune célibataire - qui ne se maria qu’au milieu de la vie, à Raguse -, et notamment son père Henrique Pires, à changer son commerce traditionnel: abandonnant les épices, elle se mit à traiter les tissus d’Angleterre et des Flandres, les transportant d’Anvers ou de Londres à Ancône, puis à Raguse, alors véritable porte de l’empire Ottoman. Chacun des fils d’Henrique Pires joua un rôle dans ce nouveau commerce: Siméon à Londres, Duarte à Anvers et Manuel à Ancône, tandis que lui-même et son neveu Estêv-o géraient le siège de la compagnie à Ferrare, où depuis quelque temps s’était établie une importante colonie juive portugaise. Si, ayant fui l’inquisition dans des conditions sembla‐ bles à celles dans lesquelles les réfugiés syriens d’aujourd’hui fuyent la guerre, la plupart des membres de cette colonie nous sont inconnus, d’autres, ceux no‐ tamment de quelques grandes familles telles que les Pinto et les Mendes, ainsi que des personnages tels qu’Amatus Lusitanus ou les frères Usque, l’imprimeur Abraham et l’écrivain Samuel, ou encore un marchand comme Joseph Pincus, sont en revanche restés dans l’histoire d’Europe. À peine arrivé en Italie, notre Diogo Pires eut une brève expérience guerrière, d’abord au sein des troupes vénitiennes de la Sainte ligue, puis contre les pirates turcs des côtes adriatiques. Jouant toujours de sa double identité, il fit également, au service de son père, deux voyages d’affaires à Londres, où il put assister au mariage de Philipe II avec Marie Tudor en 1554. En 1545, à un moment où l’en‐ treprise de son père traversait de graves difficultés, il publia à Ferrare son pre‐ mier ouvrage poétique, le Carminum liber. Il fréquenta le cercle de l’humaniste ferrarais Lilio Gregorio Giraldi et contribua à un livre de l’un des jeunes élèves de celui-ci, il devint l’ami du chroniqueur officiel des Este Girolamo Faletti, il fut en correspondance avec Torquato Tasso, il adressa en 1547 une lettre auto‐ biographique à Paul Jove et il corresponda également avec Paul Manuce, un des fils du grand imprimeur Alde à qui il rendit visite; en 1553 il co-édita avec Abra‐ ham Usque la célèbre Bible de Ferrare, dédiée au duc Ercole et à doña Gracia Nasi; en 1552 il voyagea avec un sauf-conduit du cardinal Roberto de’ Nobili à Ancône 570 Rafael Moreira 6 V. sur tout cela Andrade 2005. et à Rome, où il connut et fit l’éloge du cardinal portugais don Miguel da Silva, à qui Castiglione avait dédié Il Cortegiano; il contribua en outre à la diffusion dans les nations portugaises d’Anvers et de Londres de nombre d’éditions pub‐ liées à Ferrare - toute une activité silencieuse mais intense, en somme, qui ne cessa que lorsque l’Église du pape Paul IV commença à poursuivre les nouveaux chrétiens portugais suspects d’apostasie et fit condamner au bûcher, en 1556, Henrique Pires lui-même pour son refus d’abandonner le judaisme. Déjà à Raguse, après être passé par Pesaro et Ancône, Diogo adressa en 1568 une ode à André de Resende, où il pleura la mort de son père et de ses frères qui avait detruit la maison commerciale de sa famille. Toujours à Raguse il achèva son chef-d’œuvre, le recueil Cato minor sive Disticha moralia (Venise, 1592 et 1596), où rassemblant le Cato maior de senectute de Cicéron et les Disticha Catonis (III e siècle après J.-C.) que la tradition attribuait alors à Caton l’Ancien, il réunit ses sentences et poèmes latins conçus dans l’intention d’éduquer le fils du grand-duc de Toscane Francesco de’ Medici, dont la mort le convainc toutefois de dédier le recueil aux maîtres d’école, ludimagistri, de Lisbonne - un nouveau signe de l’idée qu’il nourrit sa vie durant d’y retourner un jour. 6 C’est au début de l’an 1557 qu’il dut arriver à Raguse, en Dalmatie, où l’at‐ tendait Amatus Lusitanus, son ami de toujours. Accueilli les bras ouverts par celui-ci, il s’y marie et y vit jusqu’à sa mort, qui l’atteindra à 82 ans. Hormis quelques courts voyages à Constantinople et Salonique, ainsi qu’en Égypte et en Terre sainte, il s’y adonna au petit commerce ou travailla comme précepteur des fils de l’aristocratie locale; s’étant surtout rapproché des intellectuels ragu‐ sains, il y écrit et publia beaucoup. Il y jouit des privilèges découlant de son grade de dottore et du rang de dominus, et il reçut même, du sénat de la république, un prix en argent pour ses éloges en vers de la ville, les De illustribus familiis Rha‐ cusæ et De illustrissima urbe Rhacusana qui, publiés à Cracovie en 1582, furent l’un comme l’autre réimprimés à plusieurs reprises à Venise. Le poids des circonstances l’amèna toutefois à abandonner définitivement l’Église chrétienne et, avec elle, une partie essentielle de son individualité même: assumant pleinement son identité juive, il adopta alors le nom hébraique d’Isaiah Cohen, devenant par celà même un pur Hebræus, comme son père et ses frères, ou comme son neveu Chaim Cohen, la veuve Zoé et les filles Tamara et Rachel de celui-ci, que son testament désigna le 17 mai 1599 en tant que ses héritiers. Il resta pourtant jusqu’à la fin attaché à son pays d’origine et à sa patrie, le Portugal, à son climat, à ses paysages et à son histoire, qu’il ne cessa de chanter dans des vers plaintifs, pleins de la nostalgie et de l’angoisse que l’exil suscita 571 Diogo Pires (1517-1599), poète et humaniste juif de la Renaissance portugaise 7 Le texte complet de ce poème, annoté et commenté, se lit dans André 1992, 50-57. et nourrit chez lui. L’exil fut également le sujet de son ultime et long poème, le De exsilio suo, écrit en 1595 en s’inspirant entre autres d’Ovide, dont les Tristia fournirent bien des suggestions à sa complainte traitant de ses espoirs déçus et de sa mort prochaine, de sa révolte contre le destin qui le poussa à un exsilium longum et crudelem dans des lieux froids et barbares - tels Tomis, sur la Mer Noire, pour Ovide -, loin de la patrie qui revit dans ses mémoires d’enfance: Ebora, Heu, puero cognita terra mihi! / Salve, terra mei natalis conscia, salve, / Non oculis posthac terra videnda meis! Il y compara ensuite son triste sort à celui d’Ulisse rentré chez lui affirmant toutefois qu’au contraire du Grec, lui n’aurait eu aucun espoir de revoir sa patrie, puisqu’on lui reprochait injustement de perpétuer les cérémonies de ses aïeux; si la faute en incombait aux rois d’Espagne Ferdinandus senex et sa femme Isabelle, que Dieu aurait châtiés par le sort tra‐ gique de leur descendants, ainsi qu’aux chefs de l’inquisition, il se réconforta cependant à l’idée qu’ils n’avaient plus aucun pouvoir sur lui, et que la mort elle-même eût été pour lui une consolation; le poème se clôt sur la vision du petit cimetière en bord de mer, près de Raguse, où il eût souhaité avoir sa sé‐ pulture et son épitaphe: Didacus hic situs est, Ebora procul urbe domoque, / Non licuit patria condere membra solo. 7 Ce serait une erreur de réduire cette émouvante élégie au seul modèle ovidien. Derrière ses vers on entrevoit aisément, en effet, un très grand nombre de lec‐ tures ainsi que de fréquents échanges avec les humanistes notamment portugais, comme le montre - pour ne donner qu’un seul exemple - l’emploi du mot Lusiade forgé par André de Resende en 1531 et retenu, quarante ans plus tard, par Camões pour le titre de son épopée, que Diogo Pires a sans doute connu. Parmi ses auctores on retrouve Homère et Tite-Live, ainsi aue tous les héros romains dont les ossements sont restés loin de leur patrie: Scipion, Iunius Brutus, Mucius Scævola, etc., jusqu’à Cicéron, dont il répète maintes fois la pensée que celui-ci attribue à Anaxagore: «quelle que soit la terre qu’on foule, on trouvera toujours une même distance nous séparant des dieux», quantumque premas humum, tantumdem invenias ad superos viam. À notre avis, la source décisive de ce complexe d’idées et sentiments est plutôt à rechercher dans l’idéologie de la saudade (un mot intraduisible, dont le sens est pour les dictionnaires ‹regret causé par l’absence› ou ‹tendre souvenir›, et pour d’autres ‹nostalgie›), née dans le milieu très cultivé des Juifs portugais en exil à Ferrara au milieu du XVI e siècle. C’est là qu’un Séphardite lisboète exilé en Italie comme Samuel Usque (1492-apr. 1555) publia en 1553, chez son frère Abraham Usque, traducteur de Pétrarque et imprimeur dont la marque fut la 572 Rafael Moreira 8 Après l’analyse historique et littéraire très fine du mot - dont la traduction plus proche est l’hébreu «gaaguim» - par la philologue berlinoise Carolina Wilhelmina Michaelis (cf. Vasconcellos 1914), v. le classique Lourenço 1978. sphère armillaire du Portugal, les trois dialogues bucoliques appelés Consolaç-o às tribulações de Israel / Consolation pour les tribulations d’Israel, inspirés d’his‐ toires bibliques ainsi que du Sannazar. De son côté, Abraham Usque publia l’année suivante la célèbre História de Menina e Moça / Histoire de Jeune fille et Jeune femme (ou, d’après le titre de l’édition posthume d’Évora, le Livro chamado as Saudades / Livre appelé Les saudades du poète de cour Bernardim Ribeiro (1482-1552), un roman pastoral sur les amours de bergers, sentimental et fémi‐ niste, empreint d’un sens de fatalité mélancolique et de tristesse résignée, ainsi que d’un chagrin moral profond né de l’éloignement et du souvenir de ce quelque chose de joyeux qu’on a définitivement perdu ou laissé derrière soi - de sau‐ dades, donc. Sa conception du changement constant du temps est très proche de celle des Dialoghi d’Amore (Rome, 1535) du médecin et philosophe portugais Juda Abravanel alias Léon l’Hébreu (1465-v. 1530), mort peut-être à Venise. 8 Habitant alors Ferrara, Diogo Pires, que l’on a vu collaborer avec Abraham Usque à l’édition de la Bible par celui-ci, ne pouvait pas ne pas partager la nos‐ talgie de la patrie que traduit l’idéologie typiquement juive et portugaise de la saudade - et qu’une loi récente a enfin traduit en droit: attribuant la nationalité portugaise par naturalisation aux Séphardites pouvant prouver qu’ils descen‐ dent de Juifs exilés du Portugal, le décret-loi n° 30A du 29 janvier 2015 (pro‐ mulgué le 24 février suivant) a d’ores et déjà bénéficié à des centaines d’Amé‐ ricains, de Turcs et entre autres d’Australiens. Mais c’est surtout son expérience personnelle qui nourrit chez lui un sentiment très vif de l’exil, et c’est surtout l’amour de sa patrie qui l’enflamme: patriam non patienter amo, écrit-il dans l’élégie adressée au philosophe ragusain Nicolaus Gottius en 1567. Malgré ses racines juives, qu’il ne renia jamais et dont il fut fier, il s’avéra incapable d’oublier son pays d’origine, le Portugal. * Dans sa thèse de doctorat remontant à 1984 Um poeta no exílio: Portugal na obra de Diogo Pires / Un poète en exil: le Portugal dans l’œuvre de Diogo Pires, qui fut aussi le premier livre consacré à Pires, Carlos Ascenso André relève entre autres que «Parler de sa patrie - qui n’a rien dit de lui […] - ne le fatigue jamais: tout lui rappelle la terre où il est né; les allusions sont constantes». Diogo parle en effet sans cesse de son enfance heureuse à Évora, de son séjour d’études à Salamanca, du temps où ses loisirs consistaient à reconnaître, en s’y promenant, Lisbonne et d’autres villes portugaises, dont surtout Évora, le sou‐ 573 Diogo Pires (1517-1599), poète et humaniste juif de la Renaissance portugaise venir de laquelle lui est toujours présent - contrairement à celui de Sulmona pour Ovide - et qu’il aime, affirme-t-il, «plus que ses propres yeux», plus oculis diligit ille suis. Il l’évoque à propos de l’héros lusitanien Viriate, il s’émerveille devant son aqueduc, et il parle de son Évora, Ebora sua, à propos d’un évêque médiéval inconnu. Il tisse l’éloge de l’université de Coimbra et de ses portiques, et il est le premier à en faire autant de l’Algarve, de ses fleuves (le Douro en particulier), de son excellent climat, qu’il oppose à celui de Liège avec son froid insupportable encore à la fin d’avril («où sont les roses et les cerises? où les prunes, qui arrivent si tôt au Portugal? », se demande-t-il), de ses oiseaux et de ses paysages… Son patriotisme est si fort qu’il va jusqu’à le mettre au crédit des rois d’Espagne, en blanchissant la mémoire des rois don Manuel et don Jo-o III, l’introducteur au Portugal de l’inquisition, dont il ne rappèle que des faits et gestes positifs. Non historien, il présente une histoire autre ou, du moins, une vision alter‐ native du Portugal fondée sur ses souvenirs d’enfance ainsi que sur de vagues traditions locales et, parfois, des ouï-dire. Il chante les succès militaires du Por‐ tugal aux Indes, André de Resende et les autres grands intellectuels portugais de la Renaissance, ainsi (peut-être sous l’influence des Lusiades de Camões) que la série entière des dix-huit rois du Portugal, jusqu’à Philippe II d’Espagne dont l’avènement, après le désastre d’Alcácer-Quibir et la disparition du malheureux don Sébastien, auquel il consacre la moitié des vers qu’il réserve aux autres rois, marque la perte de l’indépendance, sinon la mort du pays. Il pleure alors avec des larmes que tout porte à croire sincères la fin de sa patrie, qui coïncide ou presque avec sa propre mort. Nul doute, dès lors, que cet humaniste suit de loin mais avec le plus grand intérêt les évènements de sa patrie, son attachement au Portugal s’avérant plus fort encore que sa condition de Juif, et ses saudades immenses. N’y voir qu’un amour littéraire, né de l’imitation d’Ovide et plus généralement d’auteurs gréco-romains, serait assurément trompeur, sa sincérité semblant indiscutable. * Cela appelle une réflexion sur la nature du sentiment proprement patriotique nourri sa vie durant par un Diogo Pires qui a souffert la dure expérience de l’exil réservé aux persécutés de la Justice royale, menacés de torture et de mort. Il n’y a pour nous guère de doutes qu’il ait toujours maintenu une double identité ou, si l’on préfère, une double face - qui en réalité n’en faisait qu’une: c’est sa con‐ dition de Séphardite portugais, de membre de cette société parallèle, fermée sur soi, à qui on interdisait de cultiver en même temps les deux aspects de son iden‐ tité, qui l’a forcé à prendre le chemin de l’exil, sans pour autant choisir entre le 574 Rafael Moreira 9 Sur le concept freudien de «clivage du moi» v. Laplanche / Pontalis, 1976, 101-104. côté juif et le côté portugais de sa personnalité. Il est donc un bon exemple de ce que Freud appelle le «clivage du moi», «Ichspaltung», i.e. de la coexistence, chez un individu donné, de deux attitudes psychiques radicalement différentes vis-à-vis de la réalité extérieure, l’une d’entre elles prenant en compte cette réalité et l’autre la niant, qui la remplace par un pur produit de son désir. 9 Pressé de choisir entre le reniement de soi d’un côté, la persécution et l’exil de l’autre, il nie le conflit et se réfugie dans un monde de fiction - celui, littéraire, de sa poésie, où la nostalgie ou la saudade de la patrie perdue, d’un Portugal désor‐ mais inéluctablement absent mais nécessairement toujours présent, semble avoir été alimentée aussi bien par des conversations entre proches que par le traite‐ ment de l’exil dans la littérature gréco-romaine. L’élite dominante de l’époque ne lui permettant pas, pour des motifs de religion, sinon de race, de vivre sa patrie réelle, de même qu’à tant d’autres Juifs de la diaspora portugaise, c’est un homme intrinsèquement partagé que celui qui choisit cette patrie rêvée - une patrie idé‐ alisée qui est nettement moins le Portugal où il a vraiment vécu, et où il n’a fina‐ lement résidé qu’une quinzaine d’années, qu’un objet de rêve. Ce que font les beaux poèmes de Diogo Pires, pourrait-on également dire, n’est rien de plus que de donner une voix aux marranes, à ces Séphardites «nou‐ veaux chrétiens» que l’inquisition avait réduits au silence. Comme le dit Walter Benjamin dans ses thèses Sur le concept d’histoire / Über den Begriff der Ge‐ schichte, rédigées à Paris en 1940 - en exil, donc - et publiées aux États Unis par Hannah Arendt en ’42, puis par Adorno en Allemagne en ’50, l’historiographie officielle se met inéluctablement dans la peau des vainqueurs pour profiter toujours au dominant du moment. La tradition des opprimés, des vaincus, fonde plutôt un concept du temps présent comme un temps messianique, où chaque moment est la petite porte par laquelle peut entrer le Messie - le Messie, ou le salut contre le total oubli de ses compatriotes. En 2017, cinq siècles après sa naissance au petit matin du 5 avril 1517, Diogo Pires a néanmoins retrouvé sa patrie dans un Portugal où l’on parle de plus en plus de son œuvre et de lui-même, et où l’on a donné son nom à l’une des rues d’Évora, sa ville natale. Son trop long exil, ainsi que l’oubli qui en frappa le nom, prennent fin. 575 Diogo Pires (1517-1599), poète et humaniste juif de la Renaissance portugaise Bibliographie Almeida, A. António Marques de: Dicionário histórico dos sefarditas portugueses: Mer‐ cadores e gentes de trato, Lisbonne 2009. Andrade, António Manuel Lopes: O Cato minor de Diogo Pires e a poesia didáctica do século XVI, Departamento de Línguas e Cultura, Universidade de Aveiro 2005 [http: / / hdl.handle.net/ 10773/ 4950, 17.04.2018]. André, Carlos Ascenso: Diogo Pires: Antologia poética, Coimbra 1983. André, Carlos Ascenso: Mal de ausência: O canto do exílio na lírica do Humanismo por‐ tuguês, Coimbra 1992. André, Carlos Ascenso: Um judeu no desterro: Diogo Pires e a memória de Portugal, Coimbra 1992. André, Carlos Ascenso: When the roots become the song: Exiled poets and poetry of exile in the Portuguese Renaissance, Journal of the Institute of romance Studies 5, 1997, 81- 97. 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(papa) vide Borgia, Rodrigo Alfonso il Magnanimo (Alfonso I de Aragón, rex Neapolis) 95, 121, 160, 174‒179, 362 Alighieri, Dante 10, 13, 19‒21, 31s., 38s., 43-45, 51-55, 69, 73, 104-106, 124, 220s., 224s., 285, 296, 305, 365, 372, 424, 527s., 531‒533, 535‒537 Amatus Lusitanus (alias Jo-o Rodrigues de Castelo Branco) 568-571 Ammannati (Piccolomini), Giacomo 319, 321-330 Amyot, Jacques 196 Anacharsis Scytha 451 Andreas de Hungaria 29 Antoine de Bourbon 514 Apollonios Rhodios 301 Apollonius Tyaneus 486 Aragazzi, Bartolomeo (da Montepulciano) 259 Archilochus 428 Ardizio, Gasparino 115 Arendt, Hannah 574 Aristoteles 25, 42s., 100s., 341, 355, 369s., 372‒375, 451 Asconius Pedianus 259 Augustinus 24s., 31, 261, 305, 493, 495 Ausonius 249s., 280, 290, 413s., 486 Baldricus Burgulianus 294-296 Barbaro, Ermolao 491 Barbaro, Francesco 254, 371 Barbato, Angelo 11, 195-213 Barbo, Pietro 169, 173, 275, 319, 333 Barthory, Etienne 515 Bartoli, Cosimo 144s., 151s. Baudri von Bourgueil vide Baldricus Burgulianus Bayezid II. (Sultan) 199 Béatrice de Luna vide Gracia Nasi Bebel, Heinrich 13, 459-476 Beccadelli, Antonio (Panormita) 104, 161, 165, 177s., 279, 538 Becchi, Gentile de 317, 321s., 325, 328-331, 334 Bembo, Pietro 200, 243, 355, 362s. Benjamin, Walter 574 Bessarion (cardinalis episcopus) 12, 317s., 322, 328-334, 339, 341, 346s., 349, 351, 355, 361, 364‒366, 373‒381, 385 Blotius, Hugo 354 Boccabella, Ludovico Emilio 11, 183-193 Boccaccio, Giovanni 11, 38, 61‒72, 103-106, 114, 523, 528‒530 Boethius, Anicius Manlius Severinus 261, 291s., 424, 528 Bonstetten, Albrecht von 494 Borgia, Rodrigo 223, 388, 419, 525 Borromeo, Vitaliano 90 Bracciolini, Poggio 12, 82‒84, 86, 89, 97, 99, 101s., 104, 112, 124, 220-222, 247-268, 460 Brassicanus, Johannes 459s., 469, 473 Bravo, Pietro 349 Broccardi, Girolamo 120, 128 Brunelleschi, Filippo 152s. Bruni, Leonardo 89, 97, 99, 101s., 104s., 109, 112s., 124, 153, 208, 221, 250‒254, 256, 260, 264-266, 371 Budé, Guillaume 509 Buonaccorsi, Filippo 12, 275-286, 388 Busch, Wilhelm 473-476 Bussi, Giovanni Andrea 104 Cabassole, Philippe de 29, 32 Caesar, C. Iulius 219s., 250s., 265, 464, 567 Calandrini, Filippo 319 Calderini, Domizio 329, 331-334 Callimachus experiens vide Buonaccorsi, Filippo 580 Index nominum selectus Callinus 428 Campano, Giovanni Antonio 12, 303-334 Canaccio, Bernardo 296 Canano, Jacopo 513s. Capece, Scipione 12, 227-243 Capella, Martianus 414, 551 Carafa, Gian Pietro 571 Cariteo vide Gareth, Benedetto Carletti, Francesco 551 Carolus V. (caesar) 569 Carolus VIII. (caesar) 430 Casale, Filippo da 120 Castelius, Johannes 196 Cato maior 255, 571 Cato minor 263s. Catullus, Valerius 250, 279-281, 301, 327, 388, 400, 403, 470s. Celtis, Konrad 13, 280, 445-456, 459s., 464, 466-468 Cesarini, Guiliano 109 Chalkondyles, Demetrios 355 Chrysoloras, Manuel 89s., 102-106, 109, 111s., 114, 342, 345-348 Cicero, M. Tullius 20, 22, 27, 29, 45, 82-84, 105s., 113, 123, 131, 164, 172, 192, 221, 224s., 251, 255-259, 262‒ 264, 267, 285, 424s., 427, 501, 571s. Cinuzzi, Alessandro 183 Ciriaco d’Ancona 251 Claudianus, Claudius 301, 413, 418, 535 Clemens VII. (papa) vide Medici, Giulio de’ Cohen, Chaim 571 Cohen, Isaiah 571 Cohen, Jacob vide Pires, Henrique Colombo, Cristoforo 13, 545‒549 Colonna, Giovanni 26 Colonna, Prospero 115, 160, 164, 166‒170 Colonna, Stefano 28 Condulmer, Gabriele 82, 95s., 101, 106s., 222, 347, 370, 375 Condulmer, Lucio 276, 280, 285s. Corvini, Giovanni 254 Cosco, Leandro di 546 Cossa, Baldassare 248 581 Index nominum selectus Crinito, Pietro (Pietro Del Riccio Baldi) 428 Crüser, Hermann (Cruserius) 196, 208s. Curtius Rufus, Q. 18 Da Correggio, Azzo 29 Dal Pozzo Toscanelli, Paolo 547s. Dandolo, Andrea 493 David von Burgund (episcopus) 481 De Nobili, Roberto 570 Decembrio, Pier Candido 162 Della Luna, Niccolò 97 Della Rovere, Francesco 193, 319, 328 Della Rovere, Giuliano 375, 490 Diogenes Sinopeus 491 Dionysius Areopagita 367 Dominico de Soto OP 568 Duarenus, Franciscus 502, 509-513, 516s. Dukas, Demetrios 197, 206 Eparchos, Antonios 350 Epictetus 491 Epicurus 224, 253, 263, 275s., 439 Erasmus, Desiderius (Roterodamus) 13, 190, 196s., 205, 223, 225s., 289, 305, 327, 460, 479-495, 569 Este, Hippolyto d’ 500, 503, 513 Este, Leonello d’ 148, 161 Este, Obizzo d’ 29 Eugenius IV (papa) vide Condulmer, Gabriele Euripides 100, 105, 362s., 514 Facio, Bartolomeo 176, 178 Faletti, Girolamo 570 Farnese, Alessandro 228, 242 Federicus III. (caesar) 304 Ferno, Michele 320 Ferrante d’Aragona 160s., 275-277, 278, 539 Ficino, Marsilio 328-330, 370‒376, 380, 436 Filelfo, Francesco 11, 90-97, 99-116, 119-134, 159, 162s., 167, 186, 376, 425, 428 582 Index nominum selectus Fiorentino, Giovanni 11, 74‒77 Florus, L. Annaeus 293 Forteguerri, Scipione 355 Foscari, Francesco 351 Foschi, Domenico 186 Fracastoro, Girolamo 229 Franceschini, Marco 276s., 280, 282s. François II. de Tournon 503 Frémiot, Memmius 500s. Freud, Sigmund 574 Gallina, Giovan Francesco 95 Gareth, Benedetto 526, 530s., 537s. Gazes, Theodoros 340, 354 Georgius de Hungaria 13, 553-564 Gerard, Cornelius 481 Giocondo, Giovanni del 549 Giovanetti, Pietro 120 Giovanna (regina) 29 Giraldus, Lilius Gregorius 570 Goes, Damianus de 569 Goethe, Johann Wolfgang von 267 Gonzaga, Francesco 183-185, 187-189 Gonzaga, Gianfrancesco 184s. Gonzaga, Ludovico 149 Gottius, Nicolaus 573 Gracia Nasi (alias Béatrice de Luna) 567, 570 Guarini, Guarino (da Verona) 89, 104, 109, 175, 254s., 265, 267 Heinrich VIII. Tudor 205 Hendrik van Bergen (episcopus) 481 Heraclitus 25 Hesiodus 467 Hieronymus Pragensis 222, 260-266, 349 Hieronymus, Sophronius Eusebius 13, 24, 249, 253, 261, 484-495 Historia Augusta 250, 253 Holbein, Hans 485 Holtzmann, Wilhelm 196, 208-213 583 Index nominum selectus Horatius, Q. Flaccus 250, 253s., 263, 298, 301, 411, 413s., 428, 461, 471 Hugo de Sancto Victore 21, 285 Hus, Johannes 261 Iovius, Paulus 570 Isidorus Hispalensis 252s. Iuvenalis, Decimus Iunius 121, 167, 173‒174, 178 Johannes III. (Dom Jo-o III) 574 Johannes XXIII. (papa) vide Cossa, Baldassare Juan de Segovia 555 Julius II. (papa) vide Della Rovere, Giuliano Justinianus, Leonhartus Venetus 467 Kallistos, Andronikos 349, 352s. Kontoblakes, Andronikos 354 Kydones, Demetrios 348 Lambin, Denis 499, 502-509, 513 Landino, Cristoforo 280, 328 Lando, Ortensio 502 Lapo da Castiglionchio (il Giovane) 82, 86-88, 109, 114, 204 Laskaris, Janos 199s., 361‒363, 365, 388 Latini, Brunetto 21, 285 Leo Hebraeus (alias Juda ben Isaak Abravanel) 573 Leo X. (papa) vide Medici, Giovanni de’ Leto, Pomponio 276, 279s. Livius, Titus 81, 169, 179, 217, 219, 226, 264, 572 Lothar I. (regnum Francorum) 293 Lotichius, Petrus Secundus 188 Lucanus, M. Annaeus 104s., 403, 409, 413s., 430, 535 Lucretius, T. Carus 187, 228-242, 290, 401, 403, 409, 428, 439s., 463, 468, 530 Ludwig I. der Fromme 292s. Ludwig II. der Deutsche 293 Luther, Martin 236, 554 584 Index nominum selectus Machiavelli, Niccolò 11s., 217‒226 Machumet 555 Malatesta, Sigismondo Pandolfo 148, 161, 275, 368, 378‒380 Manetti, Giannozzo 97 Manutius, Aldus 197, 201, 205 Manutius, Aldus minor 515 Manutius, Paulus 508, 511 Maomet II. 276s., 361, 363, 366s., 374, 378, 416 Maria de Hungaria 569 Maria I. Tudor 570 Marrasio, Giovanni 280 Marsuppini, Carlo 89, 99, 104, 108, 124, 128 Martialis, M. Valerius 169, 255, 279s., 299, 325, 327, 388, 403, 408, 413s., 418s. Marullus, Michael 12, 280, 385, 389, 409‒412, 414‒416, 423-440 Maximianus (poeta) 445 Maximilianus I. (caesar) 460, 463 Medici, Alessandro de’ 206 Medici, Cosimo de’ 11, 81-97, 99-101, 107-111, 113, 119-134, 204, 328, 365, 370‒372 Medici, Francesco de’ 571 Medici, Giovanni de’ 11, 195, 198, 200-204, 206s., 209, 212 Medici, Giuliano di Piero de’ 225, 328-330 Medici, Giulio de’ 206, 386 Medici, Ippolito de’ 206 Medici, Lorenzo de’ 84, 106, 110, 113, 115, 134, 144s., 149, 199, 225, 296, 322, 328-330, 370‒372, 376 Medici, Piero de’ 115 Mehmet II. 554 Meisterlin, Sigismund 494 Melanchthon, Philipp 196, 350 Mendes France, Pierre 567 Mendes Pinto, Fern-o 551 Mendes, Diogo 569 Metsys, Quentin 484, 487 Micas, Jo-o 569 Modoin von Autun 291s. Montefeltro, Federico da 115, 319, 372 Morinus, Petrus 503 585 Index nominum selectus Muretus, Marcus Antonius 13, 499-518 Musurus, Marcus 201s. Niccoli, Niccolò 89, 99, 104s., 108s., 112, 124, 247, 249-254 Nicolaus Cusanus 555 Nicot, Jean 499s. Ochino, Bernardino 238 Odysseus 11, 32, 39s., 42, 46, 51, 186, 224, 279, 492, 528, 572 Oliva, Alessandro 319 Ovidius, P. Naso 11s., 20, 32, 46, 127, 129s., 167, 171s., 185-193, 228s., 235, 279-285, 290-313, 317, 334, 389, 391, 395, 398‒405, 408s., 413s., 416, 418, 426, 448s., 462s., 501, 528, 532s., 535, 572, 574 Pacini, Antonio 82, 84-88 Pandoni, Porcelio de’ 11, 159‒179 Paulinus Nolanus 485s. Paulus (apostolus) 485 Paulus II. (papa) vide Barbo, Pietro Paulus III. (papa) vide Farnese, Alessandro Paulus IV. (papa) vide Carafa, Gian Pietro Peruzzi, Rodolfo 97, 101 Petrarca, Francesco 11, 17-33, 37‒56, 95, 104-106, 143, 219, 223s., 250, 256s., 263, 265, 267, 285, 289, 342, 348, 369, 423, 492-495, 529, 535 Petrus Venerabilis 555 Peutinger, Konrad 196 Philippus II. (caesar) 570, 574 Piccolomini, Enea Silvio 110, 120, 170, 222, 280, 318s., 369, 378, 466 Piccolomini, Francesco Todeschini 170, 303, 308, 317, 319 Pico, Giovanni (conte della Mirandola) 491 Pietro da Eboli 530, 537 Pipinus Gibbus 292s. Pirckheimer, Willibald 196 Pires, Diogo 13s., 567-575 Pires, Henrique 567-571 Pius II. (papa) vide Piccolomini, Enea Silvio 586 Index nominum selectus Platina, Bartolomeo 183, 193, 276, 279s. Platon 22, 209, 221s., 253, 261, 264, 329, 341, 355, 363, 367, 369‒377, 451, 483, 485s., 491 Plethon, Georgios Gemisthos 12, 355, 361, 363‒381 Plinius maior 220, 251, 304, 467s., 472, 528 Plinius minor 247, 267, 486 Plotin 367, 370s., 380 Plutarchus 11, 81-92, 100, 195-213, 362s. Poliziano, Angelo 12, 145, 151, 295-310, 327s., 461 Polo, Marco 547s. Pontano, Giovanni 165, 178, 280, 398‒406, 426, 529‒531, 537s. Proclus 367, 438 Propertius, S. Aurelius 169, 187, 280, 283-285, 387, 400s., 405s., 409, 414, 418, 428, 445, 471 Ptolemaeus, Claudius 547s. Pythagoras 363, 375‒377, 451, 483, 485s. Quintilianus, M. Fabius 254-260, 263, 265s. Rallus, Manilius Cabacius 12, 385‒420 Ramon de Peñafort 55 Ramon Martí 555 Resendius, Andreas 571s., 574 Rhenanus, Beatus 479 Riario, Pietro 183 Ribeiro, Bernardim 573 Ricci, Francesco Maria 228 Riccoldo da Montecroce 555 Rinuccini, Alamanno 204 Rogerus, Servatius 481s., 484s. Rossi, Agostino de 275s. Rucellai, Giovanni di Paolo 151 Rumi ( Jalāl ad-Dīn ar-Rūmī) 559 Rustici, Cencio de’ 259, 265 Sacrato, Paolo 511s. Sallustius, C. Crispus 164, 259 Salutati, Coluccio 197, 263, 347s. Sannazaro, Iacopo 13, 523‒540 587 Index nominum selectus Seneca minor 11, 20, 224s., 249, 251-253, 285, 448 Sercambi, Giovanni 11, 70‒74 Sforza, Francesco 100, 104, 159‒164, 179 Sidonius Apollinaris 290s. Sigeros, Nikolaos 342, 348 Silius Italicus 188s., 409, 414 Silva, Miguel da 571 Simonetta, Cicco 159, 162‒164 Sixtus IV. (papa) vide Della Rovere, Francesco Socrates 20, 102, 222, 261, 264 Soderini, Francesco 97 Spagnoli, Giovanni Battista 190s. Statius, P. Papinius 20, 188s., 285, 301, 408s., 413s., 535, 537 Strozzi, Gianfrancesco 115 Strozzi, Onofrio 93, 97, 100, 115 Strozzi, Palla 90, 97, 99, 100-102, 111s., 114s., 120, 124 Strozzi, Tito Vespasiano 280 Sulpicius Lupercus Servasius 290 Summonte, Pietro 524‒526, 531, 538s. Tacitus, P. Cornelius 265, 318, 463s., 466 Tarcanioto, Paulo 428 Tasso, Torquato 570 Terentius, P. Afer 208, 252, 258, 413 Theodulfus 291 Theophrastus 468 Thurzo, Alexius 205 Tibullus, Albius 186, 188-192, 280, 283-285, 387, 392, 395, 398-400, 408, 419, 445, 471 Torquemada, Juan de 555 Trapezuntius, Georgius 339, 347, 355, 370s. Traversari, Ambrogio 89, 124 Tyrtaeus 428 Ugo di San Vittore vide Hugo de Sancto Victore Ulixes/ Ulisse vide Odysseus Usque, Abraham 572s. Usque, Samuel 572 588 Index nominum selectus Valdés, Juan de 238 Valerius Flaccus 259, 409 Valla, Lorenzo 275, 461 Varennius, Johannes 569 Varro, M. Terentius 468 Varus, P. Quinctilius 464 Vasari, Giogio 144s., 151, 523 Venantius Fortunatus 403, 409 Vergilius, P. Maro 13, 45s., 104s., 164, 169, 228-234, 237, 253, 256, 258, 279, 292s., 300, 349, 389, 398, 403, 409, 430, 434, 448, 462s., 467s., 470, 474, 527, 531‒537, 546s., 568 Verrocchio, Andrea del 82 Vespasiano da Bisticci 151 Vespucci, Amerigo 13, 545, 548‒551 Viau, Théophile de 502 Visconti, Maria 92, 94s., 99, 104, 110s., 120, 179 Vitelleschi, Giovanni 96, 107 Vives, Ioannes Lodovicus 569 Walahfried Strabo 293 Waldseemüller, Martin 549 Wolsey, Thomas 205 Xylander vide Holtzmann, Wilhelm Younge, John 205 Yunus Emre 560 Zabarella, Francesco 264s. Zeno, Carlo 89 589 Index nominum selectus NeoLatina herausgegeben von Thomas Baier, Wolfgang Kofler, Eckard Lefèvre und Stefan Tilg Die NeoLatina wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen und hat sich seither zu einem maßgeblichen Organ auf dem Gebiet der neulateinischen Studien entwickelt. In die Reihe finden einschlägige Monographien, kommentierte Textausgaben sowie Sammelbände zu klar umgrenzten Gebieten Eingang. Von Interesse ist die gesamte lateinische Literatur und Kultur seit der Frührenaissance, z.B. die Rezeption antiker Autoren oder die Stellung des Neulateins im Kontext der aufkommenden Nationalliteraturen. Die Reihe ist für Klassische Philologen, Neuphilologen, Historiker sowie alle auf dem Gebiet der Frühen Neuzeit Forschenden von Bedeutung. Seit 2017 werden alle Bände einem Single Blind Peer-Review-Verfahren mit zwei Gutachtern unterzogen. Bereits erschienen: 1 Ulrike Auhagen / Eckard Lefèvre / Eckart Schäfer (Hrsg.) Horaz und Celtis 2000, 338 Seiten €[D] 54,- ISBN 978-3-8233-5791-9 2 Ulrike Auhagen / Eckart Schäfer (Hrsg.) Lotichius und die römische Elegie 2001, 322 Seiten €[D] 54,- ISBN 978-3-8233-5792-6 3 Eckard Lefèvre / Karin Haß / Rolf Hartkamp (Hrsg.) Balde und Horaz 2002, 393 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-5793-3 4 Thomas Baier (Hrsg.) Pontano und Catull 2002, 321 seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-5794-0 5 Eckart Schäfer (Hrsg.) Johannes Secundus und die römische Liebeslyrik 2004, 370 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6080-3 6 Joachim Camerarius Eclogae / Die Eklogen herausgegeben von Lothar Mundt 2004, XXXVII, 327 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-6081-0 7 Tamara Visser Antike und Christentum in Petrarcas Africa 2004, V, 411 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-6117-6 8 Gérard Freyburger / Eckard Lefèvre (Hrsg.) Balde und die römische Satire/ Balde et la satire romaine 2005, 343 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6141-1 9 Ulrike Auhagen / Stefan Faller / Florian Hurka (Hrsg.) Petrarca und die römische Literatur 2005, 337 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6142-8 10 Eckart Schäfer (Hrsg.) Sannazaro und die Augusteische Dichtung 2005, 278 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-6193-0 11 Eckart Schäfer (Hrsg.) Sarbiewski Der polnische Horaz 2006, 321 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6224-1 12 Reinhold Glei (Hrsg.) Virgilius Cothurnatus - Vergil im Schauspielhaus Drei lateinische Tragödien von Michael Maittaire 2006, 220 Seiten €[D] 49,- ISBN 978-3-8233-6238-8 13 Eckard Lefèvre / Eckart Schäfer (Hrsg.) Daniel Heinsius Klassischer Philologe und Poet 2007, 443 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6339-2 14 Thorsten Fuchs Philipp Melanchthon als neulateinischer Dichter in der Zeit der Reformation 2007, 428 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6340-8 15 Eckart Schäfer / Eckard Lefèvre (Hrsg.) Michael Marullus Ein Grieche als Renaissancedichter in Italien 2008, 288 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6435-1 16 Eckart Schäfer (Hrsg.) Conrad Celtis: Oden / Epoden / Jahrhundertlied Libri Odarum quattuor, cum Epodo et Saeculari Carmine (1513) 2012, 394 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6635-5 17 Eckard Lefèvre / Eckart Schäfer (Hrsg.) Ianus Dousa Neulateinischer Dichter und Klassischer Philologe 2009, 360 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6525-9 18 Eckard Lefèvre / Eckart Schäfer (Hrsg.) Beiträge zu den Sylvae des neulateinischen Barockdichters Jakob Balde 2010, 351 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6614-0 19 Marie-France Guipponi-Gineste / Wolfgang Kofler / Anna Novokhatko / Gilles Polizzi (Hrsg.) Die neulateinische Dichtung in Frankreich zur Zeit der Pléiade / La Poésie néo-latine en France au temps de la Pléiade 2015, 340 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6702-4 20 Wolfgang Kofler / Anna Novokhatko (Hrsg.) Cristoforo Landinos Xandra und die Transformationen römischer Liebesdichtung im Florenz des Quattrocento 2016, 300 Seiten ca. €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6785-7 21 Stefan Tilg / Isabella Walser (Hrsg.) Der neulateinische Roman als Medium seiner Zeit/ The Neo-Latin Novel in its Time 2013, VIII, 262 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6792-5 22 Iris Heckel (Hrsg.) Floris van Schoonhoven Lalage sive Amores Pastorales - Lalage oder Bukolische Liebesgedichte (1613) 2014, 468 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6897-7 23 Thomas Baier / Jochen Schultheiß (Hrsg.) Würzburger Humanismus 2015, X, 295 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6898-4 24 Thomas Baier / Tobias Dänzer / Ferdinand Stürner (Hrsg.) Angelo Poliziano Dichter und Gelehrter 2015, X, 278 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6977-6 25 Patrick Lucky Hadley Athens in Rome, Rome in Germany Nicodemus Frischlin and the Rehabilitation of Aristophanes in the 16th Century 2015, 185 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-6923-3 26 Philipp Weiß Jacob Balde Epithalamion 2015, 195 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-6993-6 27 Thomas Baier (Hrsg.) Camerarius Polyhistor Wissensvermittlung im deutschen Humanismus 2017, 363 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8109-9 28 Tobias Dänzer Poetik und Polemik Angelo Polizianos Dichtung im Kontext der Gelehrtenkultur der Renaissance 2018, 295 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-8163-1 29 Werner Suerbaum Vergils Epos als Drama Die Gattungstransformation der Inclyta Aeneis in der Tragicocomoedia des Johannes Lucienberger, Frankfurt 1576 2018, 514 Seiten €[D] 118,- ISBN 978-3-8233-8225-6 30 Francesco Furlan / Gabriel Siemoneit / Hartmut Wulfram (Hrsg.) Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus von Petrarca bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts L’esilio e la lontananza dalla patria nella letteratura umanistica dal Petrarca all’inizio del Cinquecento 2019, 590 Seiten €[D] 118,- ISBN 978-3-8233-8199-0 Die Emigration aus politischen, wirtschaftlichen oder beruflichen Gründen und Auslandsaufenthalte aufgrund von Studienreisen oder aus Abenteuerlust bilden einen breiten, bis heute von vielen Intellektuellen geteilten Erfahrungsschatz, der zu Anfang der Frühen Neuzeit in vielfältiger und oft paradigmatischer Weise reflektiert wurde. Der vorliegende Band konzentriert sich daher auf Autoren der frühen Renaissance von Petrarca bis um ca. 1530, wobei weniger die historisch-biographische Rekonstruktion individueller Schicksale im Vordergrund stehen soll, sondern die literarische Vorstellungswelt und die verschiedenen Formen, in denen Exil und Heimatferne im Spannungsfeld zwischen ‚Realität‘, selffashioning und antiker Tradition thematisiert wurden. ISBN 978-3-8233-8199-0