Zusammenfassung
Diagnostik und Therapie von kinderurologischen Patienten und Patientinnen können im klinischen Alltag äußerst herausfordernd sein. Im Vergleich zu erwachsenen Patienten stehen bei der Diagnostik kongenitaler Erkrankungen neben einer Erwartungshaltung der Eltern des Kindes anspruchsvollere Untersuchungen, erhöhter Zeitaufwand und limitierte Optionen im Vordergrund. Die genaue Kenntnis der diagnostischen Möglichkeiten in Verbindung mit der richtigen Indikationsstellung ist hier essenziell. Einfache Prozesse können aufgrund der fehlenden Compliance besonders kleiner Kinder wesentlich zeitaufwendiger sein. Die Sonographie gilt als der Standard in der bildgebenden Kinderurologie. Ein fundiertes Wissen über die embryonale Entwicklung wie auch über physiologische Prozesse im Laufe der Kindheit trägt zur korrekten Diagnosestellung bei. Diese Arbeit befasst sich mit den Möglichkeiten der nuklearmedizinischen Diagnostik, der weiterführenden Diagnostik bei Blasenentleerungsstörungen sowie zuletzt der bildgebenden Diagnostik im kinderurologischen Operationssaal.
Abstract
The diagnostics and treatment of pediatric urology patients in the clinical routine can be extremely challenging. In contrast to adult patients, the main concerns in the diagnostics of congenital diseases are time consuming examinations and limited options in addition to the expectations of the parents. The exact knowledge of the diagnostic possibilities in association with the correct interpretation of the indications is essential. Simple processes can be much more time consuming because of a lack of compliance, especially in very young children. Sonography is considered the standard for imaging in pediatric urology. Profound knowledge of the embryonal development and also physiological processes throughout childhood contribute to making the correct diagnosis. This article deals with the possibilities of nuclear medicine diagnostics, advanced diagnostics in bladder voiding disorders and finally imaging diagnostics in the pediatric urological operating room.
Literatur
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Interessenkonflikt
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P.L. Pfitzinger: A. Finanzielle Interessen: P.L. Pfitzinger gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellter Assistenzarzt der Urologischen Klinik und Poliklinik am LMU-Klinikum München. L. Eismann: A. Finanzielle Interessen: L. Eismann gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellter Arzt der Urologischen Klinik und Poliklinik des LMU-Klinikums München. K. Lellig: A. Finanzielle Interessen: K. Lellig gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Fachärztin der Urologischen Klinik und Poliklinik des LMU-Klinikums München. K. Becker: A. Finanzielle Interessen: K. Becker gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Oberärztin der Kinderchirurgischen Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München. M. Heinrich: A. Finanzielle Interessen: M. Heinrich gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Oberärztin der Kinderchirurgischen Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München. C. Zeller: A. Finanzielle Interessen: C. Zeller gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Fachärztin der Kinderchirurgischen Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München. K. Lisec: A. Finanzielle Interessen: K. Lisec gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Assistenzärztin der Kinderchirurgischen Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München. D.-A. Clevert: A. Finanzielle Interessen: D.-A. Clevert gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellter Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU-Klinikums München, Bereichsleitung Interdisziplinäres Ultraschallzentrum, Modalitätenleiter Sonographie. T. Pfluger: A. Finanzielle Interessen: T. Pfluger gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellter Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des LMU-Klinikums München. C. Stief: A. Finanzielle Interessen: C. Stief gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Direktor Urologische Klinik und Poliklinik der LMU München. B. Kammer: A. Finanzielle Interessen: B. Kammer gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU-Klinikums München, Akademische Direktorin/Oberärztin, Schwerpunktbezeichnung Kinderradiologie/Weiterbildungsbefugnis Kinderradiologie | Bereichsleitung Kinderradiologie. R.J.F. Stredele: A. Finanzielle Interessen: R.J.F. Stredele gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Oberärztin der Urologischen Klinik und Poliklinik des LMU-Klinikums München.
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Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Wissenschaftliche Leitung
M.-O. Grimm, Jena
A. Gross, Hamburg
L.-M. Krabbe, Münster
C.-G. Stief, München
in Zusammenarbeit mit
der Akademie
der Deutschen Urologen
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Ein 5‑jähriges Mädchen stellt sich bei Ihnen mit erneuter Hydronephrose nach erfolgter Pyeloplastik bei kongenitaler Nierenbeckenabgangsenge vor 2 Jahren vor. Welche diagnostische Methode zur Verlaufskontrolle ist am sinnvollsten?
Magnetresonanzurographie
Sonomiktionszystourethrographie
Computertomographie mit Ausscheidungsurographie
99mTc(Technetium)-DMSA(Dimercaptobernsteinsäure)-Szintigraphie
99mTc-MAG3(Mercaptoacetyltriglycin)-Szintigraphie
Welche Aussage bezüglich des Radiopharmakons bei der Nierensequenzszintigraphie trifft zu?
Das am häufigsten eingesetzte Radiopharmakon ist 2‑Fluor-2-desoxy-D-glucose (FDG).
Es wird zu 98 % glomerulär filtriert und kaum tubulär sezerniert.
Es wird zu 98 % tubulär sezerniert und kaum glomerulär filtriert.
Es wird oral appliziert.
Es benötigt ca. 2 h, um renal anzureichern.
Bei einem 4‑jährigen Mädchen kam es bei bekanntem vesikoureteralen Reflux (VUR) trotz einer antibiotischen Rezidivprophylaxe zu einer Durchbruchsinfektion mit einer ausgeprägten Pyelonephritis. Was möchten Sie mit einer 99mTc(Technetium)-DMSA(Dimercaptobernsteinsäure)-Szintigraphie 6 Monate später ausschließen?
Weiterhin bestehender VUR
Chronische Nierenbeckendilatation
Obstruktive Nierenfunktionsstörung
Nierenparenchymschädigung im Sinne einer Refluxnephropathie
Urethralklappen
Bei einem 6‑jährigen Mädchen mit Enuresis diurna et nocturna vermuten Sie eine Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie als Hauptursache. Welche diagnostische Methode sollte zuerst angewandt werden?
Konventionelle Miktionszystourethrographie
Nicht-invasive Flow-Elektromyographie
Invasive Druck-Fluss-Studie
Magnetresonanztompgraphie des Beckenbodens
99mTc(Technetium)-DMSA(Dimercaptobernsteinsäure)-Szintigraphie
Welche Aussage zum Miktionsverhalten eines Neugeborenen ist richtig?
Das Fassungsvermögen der Harnblase beträgt ca. 20 ml und erhöht sich im 1. Lebensmonat auf ca. 50 ml.
Die Miktion wird bewusst gesteuert.
20 % der Miktionen erfolgen während des Schlafs.
Die Harnblase wird mehr als 60-mal pro Tag entleert.
Die glomeruläre Filtrationsrate und die Blasenkapazität bleiben im 1. Lebensjahr konstant.
Ein Kind mit einer noch nicht diagnostizierten neurogenen Blasenentleerungsstörung hat rezidivierende Pyelonephritiden. Sie vermuten einen simultanen vesikoureteralen Reflux. Welche diagnostische Methode ist am sinnvollsten?
Magnetresonanztompgraphie des Beckenbodens
Alleinige Flow-Elektromyographie
c. 99mTc(Technetium)-DMSA(Dimercaptobernsteinsäure)-Szintigraphie
Videourodynamik
Sonomiktionszystourethrographie
Sie fordern beim dem/der Nuklearmediziner/-in eine indirekte Nuklid-MCU (Miktionszystourethrographie) an. Was ist damit gemeint?
Retrogrades Auffüllen der Harnblase mit einem Radionuklid und anschließender Bildakquisition
Spätaufnahme nach Miktion des Kindes zur indirekten Evaluation eines vesikoureteralen Reflux (VUR)
Simultan zur Szintigraphie durchgeführte Röntgen-MCU
Magnetresonanzurographie zur Beurteilung eines VUR
Sono-MCU nach erfolgter Szintigraphie
Was gehört zur Basisabklärung einer kindlichen Harninkontinenz?
Magnetresonanztomographie des Beckens
Röntgen-MCU (Miktionszystourethrographie)
99mTc(Technetium)-DMSA(Dimercaptobernsteinsäure)-Szintigraphie
Flow-Elektromyographie
Sono-MCU
Wie wird die altersabhängige Blasenkapazität geschätzt?
(Alter + 1) × 30
Alter × Alter − 10
10 × Alter × 2
(3 × Alter) + 1
(Alter × 30) + 1
Wieso sollte man die ersten 6 Lebenswochen vor einer Nierenfunktionsszintigraphie abwarten?
Aufgrund des noch nicht ausgereiften Tubulussystems.
Weil das Kind kein Furosemid bekommen darf.
Weil es nicht auf Kommando miktionieren kann.
Weil ein i.v.-Zugang äußerst schwierig zu legen ist.
Weil das Kind nicht ruhig liegen kann.
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Pfitzinger, P.L., Eismann, L., Lellig, K. et al. Spezielle Diagnostik in der Kinderurologie – Nuklearmedizinische Diagnostik, weiterführende Diagnostik bei Blasenentleerungsstörungen und bildgebende Diagnostik im OP. Urologie 61, 869–878 (2022). https://doi.org/10.1007/s00120-022-01887-4
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00120-022-01887-4