Militärdienst für eigene wie für fremde Herren war für die Juden des griechischrömischen Altertums weder ein Fremdwort noch eine Forderung, der man sich möglichst zu entziehen suchte, vielmehr eine unter vielen Lebenswirklichkeiten, die zusammen den jüdischen Alltag bildeten. Die antike Überlieferung zum regulären Waffendienst von Juden ist allerdings nicht als üppig zu bezeichnen, die Zeugnisse dafür sind eher spärlich und zufällig; sie wird in der Regel nur dann ausführlich, wenn es um die Schilderung und Bewertung gleichsam illegaler militärischer Aktivitäten der Juden etwa in Aufständen gegen die jeweilige Besatzungsmacht oder in Bürgerkriegen geht. In dem grundlegenden Werk von Louis H. Feldman zur jüdisch-nichtjüdischen Beziehungsgeschichte in der alten Welt (1993) begegnet nur ein einziger Hinweis auf jüdische Soldaten (bezogen auf Juden, die im Dienst der Ptolemäer standen). Dies muß erstaunen, denkt man an die jüdischen Militärkolonisten der Seleukiden oder an die effizienten jüdischen Einheiten unter Antipater, dem Vater des Herodes, die das Scheitern Caesars im alexandrinischen Bürgerkrieg erfolgreich verhindern konnten. Ebenso bedienten sich die Römer schon davor (Gabinius 55 v. Chr.) wie auch danach (z. B. Octavian/ Augustus 30 v. Chr.) der Unterstützung durch reguläre jüdische militärische Verbände.
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