Zehntausend deutschsprachige Emigranten gelangten vor und während des Zweiten Weltkrieges nach Australien, die meisten von ihnen waren Juden oder jüdischer Herkunft, viele stammten aus Österreich. Aufgrund ihres Erfolgs können Theater und Kabarett zweifellos als die Orte des australischen Exils betrachtet werden, an denen die Emigranten ihren Hunger nach vertrauter (Unterhaltungs-)Kultur stillten und ihre kollektive Identität verhandelten. Sie taten dies nicht nur während des Zweiten Weltkriegs, sondern auch noch lange danach – das letzte von Emigranten gegründete Theater löste sich erst im Jahr 1988 auf.
Diese lange Dauer erlaubt die Veränderungen der Identitätskonstellationen, die Fahrt ins Blaue, nachzuvollziehen und eröffnet so ein Bild vom Akkulturationsprozess der australischen Emigranten. Dabei wird deutlich, dass das Exil für die Betroffenen in den späten fünfziger Jahre und nicht, wie gemeinhin angenommen, im Jahr 1945 endet: Erst zu diesem Zeitpunkt erfolgt eine Integration der Emigranten in die jüdische bzw. die deutsche/österreichische Minderheit in Australien. Die erste umfassende Untersuchung zum australischen Theater und Kabarett im Exil und Nach-Exil erklärt die Hintergründe dieser Entwicklung und nimmt dabei auf Thesen der Migrations- und Gender-Forschung Bezug. Der umfangreiche Anhang besteht aus Biografien und aus detaillierten Angaben zu den Theateraufführungen.