Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
[ Bestand in K10plus ]

Zeitschriften in deutschen Bibliotheken


95-3-315
Zeitschriften in deutschen Bibliotheken : Bestand, Erwerbung, Erschließung, Benutzung / hrsg. von der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz unter der Leitung von Hartmut Walravens. - München [u.a.] : Saur, 1995. - VIII, 371 S., 22 cm. - (Bibliothekspraxis ; 35). - ISBN 3-598-21166-X : DM 128.00
[2963]

Bei diesem Sammelband handelt es sich um einen Vorabdruck der deutschen Originalbeiträge, die später in englischsprachiger Übersetzung in der Zeitschrift Serials librarian erscheinen sollen. Da diese Zeitschrift in deutschen Bibliotheken nur sporadisch vertreten ist,[1] das Thema aber vor allem für deutsche Bibliothekare interessant ist, mag man ausnahmsweise gegen eine derartige Doppelpublikation nichts einwenden.

Die Beiträge - wie üblich unterschiedlicher Qualität und Aktualität - behandeln, ohne daß dies durch eine wünschenswerte Gliederung augenfällig würde, die folgenden Bereiche: Erwerbung mit allgemeinen Beiträgen über Geschäftsgänge (W. Reinhardt, Wuppertal, weitgehend am Fall seiner eigenen Bibliothek orientiert) und Auswahlkriterien (A. Werner, Frankfurt); Zeitschriftensammlungen einzelner Bibliotheken (besonders lang R. Mai über die der Bayerischen Staatsbibliothek; T. Czepurnyi, Hannover, über die Sammlung osteuropäischer Literatur allgemein ohne Beschränkung auf Zeitschriften, an der Technischen Informationsbibliothek; W. R. Tannhof, Hamburg, über die dortige UB) bzw. Bibliotheksregionen (U. Burgemeister, Dresden, über die neuen Bundesländer vor und nach der Wende); Sammelschwerpunkte der DFG (A. Degkwitz, Bonn); Arten der Erwerbung (B. Adlung, Erfurt, über den Schriftentausch in der DDR; Kauf mit einem Beitrag von K. Lampe und A. Bein, Frankfurt, über die Agentur Swets & Zeitlinger). Während all diese und die weiteren Beiträge so gut wie ausschließlich die Situation in den wissenschaftlichen Bibliotheken im Auge haben, handelt K.-P. Böttger (Mühlheim a.d.R.) über Zeitschriften in öffentlichen Bibliotheken. - Obwohl diese Beiträge vielfach auch Benutzungsaspekte behandeln, kommt dieser Punkt insgesamt mit einem Beitrag von G. Herdt (Berlin) über den auswärtigen Leihverkehr etwas kurz weg. Weitere Beiträge behandeln Typen von fortlaufenden Sammelwerken (H. Bohrmann, Dortmund, über Zeitungen) bzw. Angebotsformen (E. Lapp, Jülich, über Zeitschriften in Mikroform; U. Schwersky über CD-ROM, ein Beitrag, der hier nicht am rechten Ort ist, da er nur periphär auf Zeitschriften eingeht und man auf diesem Gebiet den Lesern von Serials librarian gewiß nichts Interessantes bieten kann). Zwei Beiträge behandeln die Inhaltserschließung (I. Illmer, Osnabrück, über die IBZ des Verlages Dietrich; J. Marbach, Hamburg, über die Nutzung internationaler Referatedienste und der Datenbanken).

Daß diese Aufsatzsammlung überhaupt in IFB behandelt wird, liegt an den drei Beiträgen über die deutschen Zeitschriftengesamtkataloge von H. Walravens und G. Franzmeier, beide Berlin, ersterer über die Anfänge der Gesamtkatalogisierung (bis 1945), letzterer über den Neubeginn nach 1945 und reichend bis 1970 in der BRD bzw. bis zur Wende in der DDR (GAZS, GAZS,Nachtr.; GAZ, NAZ, ZKZ; BZV, NZN) sowie über die Zeitschriftendatenbank. Die beiden letzten Beiträge sind besonders faktenreich, da ihr Autor maßgeblich an der Fertigstellung des GAZS und der Schaffung der ZDB beteiligt war. Umso bedauerlicher ist es, daß er sich jeglicher Literaturangaben enthält, wäre es doch wünschenswert, dieses wichtige Kapitel einmal gründlich, sozusagen aus den Akten zu bearbeiten; der Autor wäre dafür besonders kompetent, ist er doch einer der wenigen verbliebenen Zeitzeugen der Ära Rister,[2] dessen Name in dem völlig entpersonalisierten ersten Beitrag nicht vorkommt. Die Gesamtkataloge für Zeitungen mit ihren besonderen Problemen werden in den drei Beiträgen sowie in dem über Zeitungen eher stiefmütterlich, wenn überhaupt behandelt. Gerade auf diesem Gebiet tut sich jedoch seit wenigen Jahren außerordentlich viel, so daß beabsichtigt ist, über die laufenden Projekte retrospektiver Zeitungsbibliographien und -kataloge im Jahre 1996 in einem Beiheft zu IFB zu berichten.

Den Schluß des Bandes bildet eine Auswahlbibliographie zum Thema Zeitschriften in deutschen Bibliotheken seit 1945 mit 152 Titeln, die alphabetisch innerhalb von Dekaden (von 1946/55 bis 1986/94) verzeichnet und durch ein Verfasserregister erschlossen sind. Die Anlage überzeugt den Rezensenten wenig (er hätte eine sachliche Ordnung vorgezogen), und was die Vollständigkeit der Verzeichnung in diesem Bereich betrifft, zu dem "verhältnismäßig wenig Literatur erschienen" (Vorbemerkung) ist, möchte er sich nicht verbürgen; zumindest fehlen zahlreiche Titel zum Bereich Zeitungen in Bibliotheken,[3] insbesondere auch solche der publikationsfreudigen ehemaligen Zeitungskommission des DBI.

So interessant bei aller Verschiedenheit die meisten Artikel sind, so fragt sich der Rezensent, ob dem Leser von Serials librarian dadurch ein abgerundetes Panorama des Zeitschriftenwesens in deutschen Bibliotheken eröffnet wird; er ist da eher skeptisch, denn selbst wenn es natürlich nur ausnahmsweise möglich ist, für alle Themen Bearbeiter und noch dazu kompetente zu gewinnen, so müßte der Herausgeber stärker eingreifen und zumindest einen zusammenfassenden Einleitungsbeitrag beisteuern.

sh


[1]
Lt. Ausweis der ZDB 10 laufende Bestände. (zurück)
[2]
Vgl. Franzmeiers Nachruf auf Herbert Rister in: Mitteilungen / Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. - N.F. 2 (1993),3, s. 227 - 229. (zurück)
[3]
So z.B. auch der gleichnamige, jährlich von W. Ubbens bearbeitete Literaturbericht in der Zeitschrift Bibliothek : Forschung und Praxis. (zurück)

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