Bislang sind die Ziele bzw. die Schwerpunkte der Jugendpolitik in der DDR und deren praktische Auswirkungen unzureichend untersucht. Steffi Lehmann setzt in ihrer Studie die ideologischen Ansprüche der SED und die realen Auswirkungen der Jugendpolitik sowie den Umgang der Staatsmacht mit – vermeintlich – oppositionellen Jugendlichen von 1949 bis 1989/90 erstmals in einen Kontext. Sie untersucht, aufgegliedert in vier zeitliche Phasen, einerseits den Anspruch der offiziellen Jugendpolitik mit Blick auf Ziele, sozialistische Erziehungsdoktrin und Funktionen der FDJ, andererseits die tatsächlichen Verhältnisse anhand der Einstellung zur FDJ, des privaten Raums und der Freizeitgestaltung, Konformitätszwang und Anpassung sowie Nonkonformismus. Ihr Ergebnis: Die meisten Jugendlichen verinnerlichten, die von der SED diktierten Phrasen im öffentlichen Raum, etwa in der Schule oder im Betrieb, wiederzugeben; im Privatleben und in der Freizeit jedoch stieß der erzieherische Einfluss an seine Grenzen.