Die vorliegende Rekonstruktion wahrnehmungs- und handlungsleitender Orientierungen der Sportlehrkräfte in Hinblick auf Schüler*innen leistet einen fokussierten Beitrag in der Bearbeitung der Frage danach, wie Sportunterricht eigentlich praktisch funktioniert. Erkenntnis über die Logik der Praxis respektive des Lehrer*innenhandelns an Schüler*innen im Sportunterricht ist sowohl für schulbezogen-sportdidaktische Fragen als auch in Hinblick auf Lehrer*innenbildung hochrelevant.
Im ersten Teil der Arbeit wird grundlagentheoretisch eine praxeologisch-wissenssoziologische Forschungsperspektive auf unterrichtliches Lehrer*innenhandeln entfaltet, wobei ein besonderes Augenmerk der visuellen Dimension gilt. Auf diese Weise akzentuiert die Arbeit eine Facette praxeologischer Forschung, die auch in anderen Kontexten innerhalb und außerhalb des schulischen Feldes an Bedeutung gewinnt und für die Analyse sozialer Praktiken als relevant eingeschätzt wird: Sehen – als elementarer Weltbezug – präformiert, wie Schüler*innen im Sportunterricht (an-)erkannt werden und welche Interaktionsmöglichkeiten sich ergeben. Auf der Grundlage einer dokumentarischen Rekonstruktion episodisch-narrativer Interviews mit (Sport-) Lehrkräften konnten fünf typische Orientierungsrahmen sowie zwei typübergreifende fachkulturell-kollektive Handlungsmuster abstrahiert werden.