Wehler, Hans-Ulrich

Deutsche Gesellschaftsgeschichte; Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914 - 1949

Im vierten Band seiner großen „Deutschen Gesellschaftsgeschichte“ widmet sich Hans-Ulrich Wehler dem deutschen Zeitalter der Extreme: Der Epoche von 1914 bis 1949, die vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten reicht. Dazwischen liegen zwei Weltkriege, die Zerstörung der Weimarer Republik, Hitlers Führerdiktatur und der Holocaust. Am Ende steht die vollständige Niederlage und - als ihr Resultat - eine der tiefsten Zäsuren der deutschen Geschichte. Erneut werden Wirtschaft und Sozialstruktur, politische Herrschaft und Kultur als die dominierenden Dimensionen der deutschen Gesellschaft in ihrer historischen Entwicklung analysiert. Der erste Abschnitt stellt neben der militärischen Entwicklung die sozialökonomischen und ideenpolitischen Konstellationen während des Ersten Weltkriegs dar. Insbesondere geht es um die Spannungen im politischen System und in der deutschen Klassengesellschaft bis hin zur Revolution von 1918.
Der zweite Abschnitt verfolgt die kurze Geschichte der ersten deutschen Republik, der trotz ihrer hohen Anfangsbelastungen die Konsolidierung zu gelingen schien. Doch unter dem zerstörerischen Anprall der Weltwirtschaftskrise 1929, dem Druck der beiden radikalen Flügelparteien, NSDAP und KPD, und der auf eine autoritäre Lösung drängenden Machteliten zerfiel nicht nur das politische Institutionengefüge, sondern auch die Konsensbasis der Republik. Im Mittelpunkt des dritten Abschnitts steht das «Dritte Reich». Im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und im Genozid an den europäischen Juden erreichte die Zerstörungsfähigkeit, die durch Hitlers charismatische Herrschaft in der deutschen Gesellschaft freigesetzt wurde, den Tiefpunkt eines «Zivilisationsbruchs». Allgemein zielt die Deutung der Führerdiktatur darauf, die nationalsozialistischen Jahre nicht als erratischen Block im historischen Prozeß zu verfremden, sie vielmehr im Zuge einer dezidierten Historisierung des Nationalsozialismus weithin in die Kontinuität der neueren deutschen Geschichte einzuordnen.

Hans-Ulrich Wehler ist em. Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld.
Im Herbst erscheint von ihm bei C. H.Beck außerdem: Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Essays. (bsr 1551)