Das lateinische Werk des französischen Frühhumanisten Martin Le Franc (1408–1461) gehört zu den jüngsten Entdeckungen der neulateinischen Literatur. Während der Autor in De bono mortis in der Tradition des selbstbetrachtenden Trostdialogs durch dialektische Selbstbesinnung eine persönliche Verlusterfahrung zu überwinden sucht, verarbeitet er im Agreste otium mit dem Hundertjährigen Krieg, dem Basler Konzil und der Bedeutung von Fatum und Fortuna für das Leben der Menschen die zeitgenössischen Kernthemen, die auch sein breit rezipiertes französischsprachiges Œuvre auszeichnen.
Der vorliegende Band von Raphael Schwitter bietet jeweils die Editio princeps von Le Francs Dialogen Agreste otium und De bono mortis, eine deutsche Übersetzung sowie einen detaillierten Kommentar. Die ausführliche Einleitung zeichnet Le Francs Leben entlang der Quellen nach und stellt sein vom italienischen Humanismus geprägtes Literaturschaffen in einen breiteren kulturhistorischen Rahmen. Mit der nunmehr vollständigen Erschließung seines Werkes zeigt sich, dass Le Franc eben jene Leerstelle ausfüllt, die die moderne Forschung in der Geschichte des französischen Humanismus zwischen 1420 und 1450 festgestellt hatte.