Edgar Ende (1901–1965) gilt als einer der wichtigsten deutschen Vertreter des Surrealismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Vater des Schriftstellers Michael Ende, der ihm in seinem Roman „Der Spiegel im Spiegel“ 1983 ein literarisches Denkmal setzte, schuf seine Werke in fast traumwandlerischer Manier, so wie es die Surrealisten um André Breton zu Beginn der 1920er-Jahre gefordert hatten: Für seine Arbeit zog er sich in eine dunkle Kammer zurück, wo er seine Ideen mit Hilfe einer am Bleistift befestigten Taschenlampe auf kleinen Skizzenblöcken festhielt, um sie später als bildgewaltige Gemälde umzusetzen. Seine so entstandenen Arbeiten entfalten eine rätselhaft apokalyptische Bildsprache, in der Raum und Zeit ihre Bedeutung verloren haben. Ende entwickelte in den gesellschaftlich und politisch turbulenten Jahrzehnten Europas von 1920 bis 1965 gleichsam Sinnbilder von Vertreibung und Flucht, von Ausgesetztsein und Verlassenheit.
Der Katalog ist ein Versuch, das in Vergessenheit geratene Werk Endes, der zu Lebzeiten international Anerkennung fand und zweimal zur Biennale in Venedig eingeladen wurde, neu zu beleben. Ausführliche Textbeiträge, biografische Notizen und großformatige Reproduktionen ergänzen ein ausführliches Werkverzeichnis aller Gemälde, Zeichnungen, Gouachen und Grafiken.