Rofo 2020; 192(S 01): S33
DOI: 10.1055/s-0040-1703203
Vortrag (Wissenschaft)
Interventionelle Radiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss einer posttherapeutischen medikamentösen Prophylaxe auf die strahleninduzierte Lebererkrankung

M Fabritius
1   Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum der Universität München, Institut für klinische Radiologie, München
,
M Seidensticker
1   Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum der Universität München, Institut für klinische Radiologie, München
,
R Seidensticker
1   Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum der Universität München, Institut für klinische Radiologie, München
,
M Pech
2   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg
,
M Powerski
3   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg
,
R Damm
2   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg
,
J Ricke
1   Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum der Universität München, Institut für klinische Radiologie, München
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Die Radioembolisation (RE) mit Yttrium-90 (90Y)-Mikrosphären ist eine wirksame Behandlung bei Patienten mit primären oder sekundären Lebermalignomen. Die strahleninduzierte Lebererkrankung (RILD) ist eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation mit einer höheren Prävalenz bei Patienten mit Leberzirrhose oder Patienten welche früheren Chemotherapien ausgesetzt waren. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss einer posttherapeutischen RILD-Prophylaxe bei einer relativ homogenen Kohorte von Patienten mit Lebermetastasen bei Mammakarzinom zu untersuchen.

Material und Methoden Dreiundneunzig Patienten mit Lebermetastasen eines Mammakarzinoms erhielten zwischen 2007 und 2016 eine RE. Die Patienten erhielten 8 Wochen nach der RE eine RILD-Prophylaxe. Ab Januar 2014 wurde die RILD-Prophylaxe von Ursodesoxycholsäure (UDCA) und Prednisolon (Standardprophylaxe [SP]; n = 59) auf Pentoxifyllin (PTX), UDCA und niedrigdosiertes niedermolekulares Heparin (LMWH) (verstärkte Prophylaxe [IP]; n = 34) umgestellt. Primärer Endpunkt war die Toxizität einschließlich der Symptome einer RILD, die sekundären Endpunkte umfassten u.a. das Gesamtüberleben.

Ergebnisse Das Gesamtüberleben (Median, 95% CI) nach RE betrug 8,0 (6,2–9,8) Monate. IP (HR 0,47; p = 0,033;) und eine alkalische Phosphatase vor RE ≥ 2 µmol/s.L (HR 2,01; p = 0,013) waren unabhängige Prädiktoren für ein verlängertes Gesamtüberleben. Subklinische RILD-Ereignisse (Bilirubin ≥ 21 µmol/L [aber <30 µmol/L] oder Aszites) oder Behandlungsabbrüche wurden in der SP-Gruppe häufiger beobachtet, wenn auch ohne statistische Signifikanz (5 vs. 1; p = 0,397). Symptomatische RILD (Bilirubin ≥ 30 µmol/L und Aszites) traten nur in der SP-Gruppe auf (n = 2; p> 0,1).

Schlußfolgerungen Eine intensivierte posttherapeutische RILD-Prophylaxe mit PTX, UDCA und LMWH hat unabhängig positive Auswirkungen auf das Gesamtüberleben bei Patienten mit hepatisch metastasiertem Mammakarzinom und kann die Häufigkeit und den Schweregrad einer RILD verringern.