Zerebrale Metastasen bei kolorektalen Karzinomen

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Überlebenszeit nach Auftreten zerebraler Metastasen bei kolorektalen Karzinomen wird aufgrund der bisher vorliegenden Literatur meist als äußerst gering eingeschätzt. Dies führt dazu, dass Patienten, wenn überhaupt, hoch palliativen Therapiekonzepten zugeführt und aus Studienprotokollen im Allgemeinen ausgeschlossen werden. Jedoch gibt es zunehmend Berichte über Krankheitsverläufe, bei denen durch Anwendung moderner multimodaler Therapiekonzepte ein Überleben erreicht werden kann, das dem anderer Metastasierungslokalisationen bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen entspricht.

Patienten und Methoden: In unserer Klinik wurden zwischen November 1996 und Oktober 2000 113 Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom behandelt. Bei 13 Patienten wurden durch CT- und/oder MRT-Untersuchungen zerebrale Metastasen nachgewiesen. Anhand dieser 13 Patienten wird der heterogene Verlauf nach Diagnose der zerebralen Metastasierung kolorektaler Karzinome dargestellt.

Ergebnisse: Die mittlere Überlebenszeit beträgt derzeit 9,0 Monate (Spanne 1–40 Monate), fünf Patienten leben mit Krankheitszeichen. Zwischen Resektion des kolorektalen Karzinoms und Diagnose der zerebralen Metastasen lagen durchschnittlich 26,5 Monate. Lediglich bei einer Patientin erfolgte die Exstirpation einer parietal gelegenen Metastase vor Kenntnis des Primärtumors. Die Gruppe der neurochirurgisch operierten sieben Patienten erreichte bisher eine Überlebenszeit von 10,4 Monaten bei vier noch lebenden Patienten. Zwei Patienten, bei denen eine Ganzhirnbestrahlung durchgeführt wurde, lebten jeweils 3 Monate. Ein Patient weist nach stereotaktischer Bestrahlung die in dieser Untersuchung ermittelte, bislang längste Überlebenszeit von 40 Monaten auf. Bei den drei Patienten, die lediglich supportiven Maßnahmen zugeführt wurden, lag die Überlebenszeit unter 1 Monat.

Schlussfolgerungen: Bei unseren Patienten mit zerebralen Metastasen von kolorektalen Karzinomen zeigte sich ein heterogener klinischer Verlauf. Die Überlebenszeit der Patienten ist durch multimodale Therapiekonzepte quantitativ und qualitativ beeinflussbar. Mehrjährige Langzeitverläufe stellen keine Seltenheit dar. Dies ist in Übereinstimmung mit neueren Literaturangaben.

Abstract

Background: Patients with brain metastases from colorectal cancer are supposed to have the lowest median survival compared to other locations of metastases from this cancer. Patients with brain metastases usually receive highly palliative treatment and are excluded from studies investigating new therapeutic concepts. However, there appears to be a subgroup of patients with brain metastases originating from colorectal cancer who have a median survival comparable to that of other metastatic sites.

Patients and Methods: Between November 1996 and October 2000, 13 out of 113 patients from our clinic with colorectal cancer had brain metastases (11.5%). We describe their heterogeneous clinical course and present a review of the literature.

Results: The median survival time after the diagnosis of brain metastases was 9.0 months for all patients, less than 1 month for three patients who received only supportive care, 40 months for a patient who was treated with radiosurgical resection, 3 months for two patients who received whole brain radiation, and 10.4 months for seven patients who underwent surgical resection. The median interval between the diagnosis of primary cancer and the diagnosis of brain metastases was 26.5 months (2–84). In one case brain metastasis was the initial manifestation of colorectal cancer. Five patients are still alive with a survival time between 6–40 months.

Conclusion: The clinical course of our 13 patients varified significantly. Thus, patients with brain metastases of colorectal cancer may profit from modern multimodal therapeutic concepts. A therapeutic nihilism should be avoided.