Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2011; 1(1): 24-31
DOI: 10.1055/s-0031-1272351
Fachwissen
Titelthema: Akutes Abdomen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akutes Abdomen – Erstversorgung

Ines Gockel, Martin Schröder, Hauke Lang, Carl C. Schimanski
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Publication Date:
03 February 2011 (online)

Zusammenfassung

Abdominelle Schmerzen können harmlos und selbstlimitierend, aber auch mit einer hohen Letalität assoziiert sein. Bei der Erstversorgung des akuten Abdomens ist bis zum Beweis des Gegenteils von einer schweren und potenziell letalen Erkrankung des Patienten auszugehen. Das diagnostische und therapeutische Vorgehen richtet sich nach der ärztlichen Einschätzung des Zustands des Patienten beim Primärkontakt und der daraus folgenden Einteilung in ein akutes, perakutes oder subakutes Geschehen. Im Falle eines Infektes, einer Hohlorganperforation, einer lokalen oder generalisierten Peritonitis liegt der Schwerpunkt auf der raschen Sanierung des Fokus. Hier kommt der diagnostischen Laparoskopie eine besondere Bedeutung zu. Bei Vorliegen eines Ileus, auf den z. B. abdominelle Voroperationen hinweisen können, gilt das primäre Augenmerk der Beseitigung des mechanischen Hindernisses. Beim polytraumatisierten Patienten ist oftmals die „Damage Control“ der frühen vollständigen Definitivversorgung („Early total Care“) vorzuziehen. Bei begründetem Verdacht auf eine mesenteriale Ischämie ist die unverzügliche Notfalloperation indiziert. Das Vorgehen bei einer gastrointestinalen Blutung erfolgt nach notwendiger Stabilisierung des Patienten zunächst endoskopisch, bei endoskopisch nicht kontrollierbarer Blutung chirurgisch.

Kernaussagen

  • Richten Sie Ihr Vorgehen nach Ihrer Einschätzung beim Primärkontakt mit dem Patienten und der daraus folgenden Einteilung in ein

    • akutes,

    • perakutes oder

    • subakutes Abdomen.

  • Im Falle

    • einer Infektion,

    • einer Hohlorganperforation,

    • einer lokalen oder einer generalisierten Peritonitis

    liegt der Schwerpunkt auf der raschen Sanierung des Fokus. Um ihn zu identifizieren, ist ggf. eine diagnostische Laparoskopie notwendig.

  • Liegt ein Ileus vor, gilt das primäre Augenmerk der Beseitigung des mechanischen Hindernisses. Auf den Bridenileus können abdominelle Voroperationen hinweisen.

  • Beim polytraumatisierten Patienten ist oftmals die „Damage Control“ der frühen vollständigen Definitivversorgung („Early total Care“) vorzuziehen.

  • Bei begründetem Verdacht auf eine mesenteriale Ischämie ist die unverzügliche Notfalloperation indiziert.

  • Bei einer gastrointestinalen Blutung wird der Patient zunächst stabilisiert und die Blutung endoskopisch versorgt. Ist sie endoskopisch nicht kontrollierbar, wird sie chirurgisch behandelt.

Weiteres Material zum Artikel

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PD Dr. med. Ines Gockel
Martin Schröder
Univ.-Prof. Dr. med. Hauke Lang
PD Dr. med. Carl Christoph Schimanski

Email: ines.gockel@unimedizin-mainz.de

Email: schroeder@ach.klinik.uni-mainz.de

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