Zentralbl Chir 2001; 126(11): 861
DOI: 10.1055/s-2001-19161
Laudatio

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Herrn Prof. Dr. med. Dr. h. c. Friedrich Stelzner zum 80. Geburtstag

Prof. Dr. Dr. h. c. F. Stelzner - on Occasion of his 80th BirthdayA. Encke, E.  H.  Farthmann
  • Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
  • 2Chirurgische Universitätsklinik Freiburg
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Publication Date:
19 December 2001 (online)

Es gibt Menschen, deren 80. Geburtstag Überraschung auslöst. Zu ihnen gehört Friedrich Stelzner. Wer ihm heute begegnet, findet ihn unverändert wie seit vielen Jahren. Dazu mag beitragen, daß seine Präsenz in der deutschen Chirurgie seit seiner Emeritierung gleichbleibend hoch ist. Auf Tagungen und im Schrifttum sind sein Wort und seine Stimme gegenwärtig. Dabei äußert er sich zu klassischen chirurgischen Themen ebenso wie zu aktuellen Fragen der Grundlagenforschung und der wissenschaftlichen Erkenntnis. Diese Dimension geistiger Präsenz hat ihre Wurzeln in einer zutiefst humanistischen Bildung und Grundhaltung.

Der Chirurg Friedrich Stelzner erhielt seine Prägung an der Erlanger Klinik bei Otto Goetze. Aus dieser Zeit ging er als brillanter Operateur und Kliniker hervor. Hier begegnete er auch der vergleichenden Anatomie als Grundlage chirurgischer Forschung, die ihn in seinem weiteren wissenschaftlichen Leben nicht mehr verlassen sollte. Der weitere Weg über die Chirurgischen Lehrstühle in Hamburg, Frankfurt und Bonn ist gekennzeichnet durch eine Vertiefung der ursprünglichen Ansätze. Diese waren durch mehrfache Studienaufenthalte und Vortragsreisen schon während der Erlanger Zeit im Inland und Ausland ergänzt.

Das wissenschaftliche Werk von Friedrich Stelzner bedürfte einer eigenen Darstellung. Hier seien nur die Grundlinien aufgezeigt. Ausgehend von der vergleichenden Anatomie führt der Weg zur funktionellen Morphologie und dem Verständnis des Menschen als einem somatischen und viszeralen Individuum. Dafür fand Stelzner Entsprechungen in der Myoarchitektur des Verdauungstraktes und der Bauchwand. Im Zentrum standen immer wieder die Abschluß-Systeme von der Speiseröhre bis zum Kontinenzorgan. Dessen Verständnis wurde von Stelzner erst recht eigentlich geprägt. Er hat der Coloproktologie einen unbestrittenen Platz in der wissenschaftlichen Chirurgie zugewiesen. Darüber hinaus fanden der Pfortaderhochdruck und die onkologische Chirurgie sein Interesse. Von der Karzinogenese über Wachstumsformen und Metastasierungswege von Tumoren wurden biologische Grundtatsachen und chirurgische Konsequenzen aufgezeigt.

Die aktuelle Faszination der Chirurgen durch das Mesorektum war keine Überraschung, wenn man Stelzners Beschäftigung mit den ontogenetisch determinierten Grenzlamellen des Mastdarms gefolgt war.

Friedrich Stelzner hat zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erfahren. Er hat darüber hinaus die deutsche Chirurgie geprägt, nicht zuletzt als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, deren historische Entwicklung er in einer bemerkenswerten Monographie festgehalten hat. Sein Wort findet Gehör, nicht nur aufgrund seiner brillanten und unverwechselbaren Sprache. Möge sie uns noch oft Wegweisung geben.

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