Zusammenfassung
Einleitung: Nadelstichverletzungen sind ein ernstes Gesundheitsrisiko für Mitarbeiter im Gesundheitswesen. In diesem Kontext spielen v.a. das Hepatitis B-Virus, Hepatitis C-Virus sowie das HI-Virus eine maßgebliche Rolle. Aus diesem Grund wurde in Deutschland 2007 mit der geänderten TRBA 250 die Einführung sog. „sicherer Instrumente“ verpflichtend vorgeschrieben. Unklar bleibt dabei bislang, wie bruchsicher im Sinne der Abfallentsorgung diese Instrumente einzustufen sind. Aus ökonomischer und ökologischer Sicht sollte untersucht werden, ob Instrumente mit aktiviertem Sicherheitsmechanismus auch weiterhin im Abwurfbehälter entsorgt werden müssen.
Methoden: Die sicheren Instrumente wurden einem Drei-Punkt-Biegeversuch unterzogen. Hierbei wurden die Kräfte ermittelt, die nötig waren, um die Nadel freizulegen, so dass der Schutz vor Stichverletzungen während der Entsorgung nicht mehr gewährleistet war. Die Instrumente wurden im Hinblick auf Handhabung und Entsorgung bewertet.
Ergebnisse: Bezüglich der Handhabung und Aktivierung des Sicherheitsmechanismus wurden relevante Unterschiede deutlich. Bei einigen Instrumenten ist bei korrekter Anwendung keinerlei Kontakt mit der Nadelspitze möglich, bei anderen Instrumenten kann der Mechanismus erst nach der Anwendung durch den Benutzer aktiviert werden, so dass es unter Umständen zum Kontakt mit der Nadelspitze kommen könnte. Die untersuchten sicheren Instrumente konnten die gesetzte Kraftgrenze nicht erreichen und sollten dementsprechend auch weiterhin im Abwurfbehälter entsorgt werden. Weitere Entwicklungen seitens der Hersteller könnten es ermöglichen, die Instrumente auch zusammen mit Abfällen des Abfallschlüssels AS 180104 zu entsorgen, was eine enorme Platzersparnis gepaart mit einem nicht unerheblichen finanziellen Vorteil mit sich bringen würde.
Diskussion: Die derzeitige Entsorgung der sicheren Instrumente sollte kritisch überdacht werden. Der Mitarbeiterschutz hat hier, wie auch bei der Handhabung, höchste Priorität, wenngleich ökonomische sowie umweltspezifische Belange nicht vernachlässigt werden dürfen. Handlungsabläufe sollten vor dem Hintergrund der neuen Arbeitsinstrumente reflektiert werden um unsinnige Automatismen zu vermeiden.
Abstract
Introduction: Needlestick injuries are a serious occupational hazard. In this context hepatitis B virus, hepatitis C virus and human immunodeficiency virus play a decisive role.
On this account in Germany the modified “Technical Rule 250” regulates the implementation of safety devices. At this point of time it is not clear how break-proof these devices are in terms of waste disposal. For economic and ecological purposes it should be tested if safety devices must be disposed in disposal boxes.
Methods: The safety devices were tested in a three point bending test. The force which was needed to lay open the needle was determinated. The safety devices were evaluated in terms of handling and disposal.
Results: Due to mechanical handling and activation of the anti-needlestick devices exists relevant differences. There are some safety devices where no contact with the needle could occur. On the other hand there are devices which needed to activate after the use so that a needlestick injury could occur. The tested safety devices could not achieve the defined force ranges and should continued to be disposed in disposal boxes. Further developments of the manufacturers might allow to dispose the devices together with waste according to the disposal key AS 180104. This leads to reduced disposal volume as well as not negligible monetary advantages.
Discussion: The current disposal of safety devices should be reconsidered. Occupational safety has a top priority, although economic and environmental issues should not be neglected. Procedures should reflect the given availability of the new devices in order to avoid meaningless automatism.
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Wicker, S., Lechner, P., Rabenau, H.F. et al. Prüfung der Bruchsicherheit sicherer medizinischer Instrumente. Zbl Arbeitsmed 58, 196–202 (2008). https://doi.org/10.1007/BF03346217
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