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  • Zentrum f. Militärgeschichte  (4)
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Fachgebiete(RVK)
  • 1
    UID:
    gbv_775163767
    Umfang: 563 S., [10] Bl. , Ill., graph. Darst. , 24 cm
    ISBN: 9783525350799
    Serie: Analysen und Dokumente 38
    Inhalt: Es war ein innerdeutsches Tauschgeschäft Mensch gegen Ware, das parallel zur Existenz von Mauer und Grenzregime praktiziert wurde. Von 1963 bis 1989 kaufte die Bundesregierung über 33.000 politische Häftlinge aus DDR-Gefängnissen frei, im Gegenzug erhielt das SED-Regime Waren im Wert von rund drei Milliarden DM. Als bevollmächtigte Vermittler verhandelten die Berliner Rechtsanwälte Jürgen Stange (West) und Wolfgang Vogel (Ost) unter strikter Geheimhaltung über die Namen und jeweiligen Gegenleistungen. Im Auftrag der SED war das Ministerium für Staatssicherheit an der Durchführung der "Häftlingsaktionen" an zentraler Stelle beteiligt. Jan Philipp Wölbern legt die erste quellenfundierte Gesamtdarstellung zur Geschichte des Häftlingsfreikaufs vor, die in wesentlichen Teilen auf die Aktenüberlieferung beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen zurückgreift. Im Kontext der deutsch-deutschen Beziehungen untersucht die Studie Entstehungsgeschichte, Entwicklung und Folgewirkungen des Häftlingsfreikaufs. Sie zeigt, dass er für beide Seiten eine Gratwanderung darstellte. Für den Westen, da er zwar unschuldig Inhaftierten zur Freiheit verhalf, die Gegenleistungen jedoch das SED-Regime stabilisierten. Noch größer waren die Widersprüche seitens der DDR: Einerseits wurden die Waren beziehungsweise Devisen für Wirtschaft und Schuldendienst verwendet, doch demoralisierte der Freikauf die Mitarbeiter des Repressionsapparates, eröffnete Ausreisewilligen ein Schlupfloch in der Mauer und beschädigte das internationale Ansehen der DDR. Dabei verschoben sich die Gewichte allmählich zu Ungunsten der DDR: Gelang es ihr anfangs noch, durch Betrugsmanöver und die Entlassung von rund 40 Prozent aller Freigekauften in die DDR die negativen Folgen zu begrenzen, führte der Devisenbedarf der 1980er Jahre dazu, dass die Einstellung des Freikaufs weder ratsam noch möglich erschien. Demgegenüber war er für die Betroffenen die einzige Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, wenngleich viele bis heute unter den traumatischen Hafterlebnissen leiden
    Anmerkung: Literaturangaben , Zugl.: Potsdam, Univ., Diss., 2013
    Weitere Ausg.: ISBN 9783647350790
    Sprache: Deutsch
    Fachgebiete: Geschichte , Politologie
    RVK:
    RVK:
    Schlagwort(e): Deutschland ; Deutschland ; Politischer Gefangener ; Freikauf ; Geschichte 1962-1989 ; Hochschulschrift ; Historische Darstellung ; Hochschulschrift ; Historische Darstellung ; Hochschulschrift
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 2
    UID:
    b3kat_BV009758875
    Umfang: 223 S. , Ill., Kt.
    ISBN: 3550068514
    Serie: Ein Madison-Press-Buch
    Originaltitel: The lost squadron
    Sprache: Deutsch
    Schlagwort(e): Grönland ; Flugzeugstaffel ; Notlandung ; USA ; Luftwaffe ; Geschichte 1942 ; Grönland ; B 17 ; Wrack ; Suche ; Geschichte 1985-1993 ; Grönland ; P-38 ; Wrack ; Suche ; Geschichte 1985-1993 ; Erlebnisbericht ; Historische Darstellung ; Historische Darstellung
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 3
    Buch
    Buch
    Wien : Österr. Bundesverl. für Unterricht, Wiss. und Kunst
    UID:
    gbv_1134506511
    Umfang: 43 S.
    ISBN: 3215027437
    Serie: Militärhistorische Schriftenreihe 38
    Sprache: Deutsch
    Fachgebiete: Geschichte
    RVK:
    Schlagwort(e): Historische Darstellung ; Historische Darstellung
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 4
    UID:
    kobvindex_ZMS12034028
    Umfang: 397 Seiten , zahlr. Ill., graph. Darst.
    Ausgabe: 1. Aufl.
    ISBN: 3879437084
    Serie: Militärfahrzeuge 11
    Inhalt: Dieses Werk befaßt sich mit der tschechoslowakischen Heeresmotorisierung und ihrer Auswirkung auf die deutsche Wehrmacht. Die tschechoslowakischen Kampfpanzer etwa waren fortschrittlich, robust, leistungsfähig sowie einfach zu warten und daher in den ersten Kriegsjahren besser verfügbar als ihre Gegenstücke aus deutscher Fertigung. Selbst als sie wegen des Auftretens neuerer gegnerischer Entwicklungen ihren Einsatzwert als Kampfpanzer einbüßten, bildeten ihre Fahrgestelle die Grundlage für eine Reihe von zuverlässigen Selbstfahrlafetten für Panzerabwehrgeschütze und Artilleriegeschütze, sowie in den letzten Kriegsjahren für den mit erfolgreichsten Jagdpanzer des Zweiten Weltkriegs, den "Hetzer". Dieser Jagdpanzer stand bis in die 70er Jahre in der Schweiz und in Schweden im Truppengebrauch. Neben der Geschichte der Panzerfahrzeuge vermittelt das Werk einen umfassenden Einblick in die Motorisierung der tschechoslowakischen Streitkräfte. Es dokumentiert auf über 400 Seiten nahezu lückenlos die Entwicklungen der Jahre 1920 bis 1945. Aus dem Inhalt: Personenkraftwagen, Gepanzerte Radfahrzeuge, Gepanzerte Vollkettenfahrzeuge, Vollketten-Aufklärungspanzer, Gepanzerte Waffenträger. (AUT)
    Sprache: Deutsch
    Schlagwort(e): Historische Darstellung ; Historische Darstellung
    Mehr zum Autor: Spielberger, Walter J.
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 5
    UID:
    kobvindex_JMB00035837
    Umfang: 103 Seiten , Illustrationen
    ISBN: 3932693892
    Serie: Schriftenreihe der Städtischen Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz N.F. 38
    Sprache: Deutsch
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 6
    UID:
    kobvindex_JMB00128722
    Umfang: [17] Blatt , Illustrationen
    Serie: Jüdischer Wandkalender
    Inhalt: Lotte Laserstein: Russisches Mädchen mit Puderdose, 1928; Öl auf Leinwand Lene Schneider-Kainer; Fotografie; Privatbesitz Lou Albert-Lasard: Marc Chagall, 1923, Lithografie, 35 x 48,5 cm, Reproduktion: Wolfgang Noack, Privatbesitz Anne Ratkowski: Selbstportrait, 1923, Öl auf Malpappe, 46 x 38 cm, Sammlung Feller, Berlinische Galerie Grete Krakauer: Portrait einer Freundin, 1927, Kreide und Rötel, Besitz Trude Dothan, Jerusalem; Reproduktion: Rafi Meirovitz, Jerusalem Anne Ratkowski im Kostüm für ein Künstlerfest, Berlin 1930; Photo: Nikolaus Braun; Andrew Duncan-Brown, London; Berlinische Galerie Lene Schneider-Kainer: Junge Frau mit roter Baskenmütze; Aquarell, 39 x 33 cm; Reproduktion: Wolfgang Noack; Privatbesitz Lou Albert-Lasard in ihrem Atelier am Boulevard Raspail, Fotografie; Privatbesitz Lotte Laserstein: Traute mit weißen Handschuhen; 1929 entstanden in Berlin; Öl auf Papier, 94 x 65 cm; Berlinische Galerie Grete Krakauer: Selbstportrait, 1950; Kreide und Rötel; Besitz Trude Dothan, Jerusalem; Reproduktion: Rafi Meirovitz, Jerusalem Lou Albert-Lasard: "Lesbos", Blatt 3 aus der gleichnamigen Folge; Lithografie, 41 x 54,8 cm; Reproduktion: Wolfgang Noack; Privatbesitz Lotte Laserstein; Fotografie, ca. 1932; Berlinische Galerie
    Anmerkung: Wandkalender
    Sprache: Deutsch
    Mehr zum Autor: Weissberg, Nea
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 7
    AV-Medium
    AV-Medium
    UID:
    kobvindex_JMB00059959
    Umfang: 90 Minuten
    Inhalt: Verfilmung der Autobiografie von Deutschlands einflussreichstem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Von seiner Kindheit in Polen und der Schulzeit in Berlin, über die Deportation und den täglichen Überlebenskampf im Warschauer Ghetto, wo er die Liebe seines Lebens findet, bis hin zu seiner Wiederkehr nach Deutschland: die jungen Jahre des heute 88-Jährigen. Marcel Reich-Ranicki kommt 1920 als Sohn deutsch-polnischer jüdischer Eltern zur Welt und wächst in Wloclawek in Polen auf. Das Abitur macht er in Berlin, wohin er mit den Eltern umsiedelt. Der aus Polen zugezogene Gymnasiast kennt die deutsche Literatur binnen kurzer Zeit besser als seine Mitschüler. Zum Studium wird er wegen der Rassengesetze nicht mehr zugelassen. Als polnischer Jude wird er 1938 nach Polen deportiert und zwei Jahre später ins Warschauer Ghetto umgesiedelt. Hier lernt er unter unmenschlichen Zuständen die Liebe seines Lebens kennen. Gemeinsam stellen sie sich einem unvorstellbaren Überlebenskampf. Der Hochzeitstag mit Theophila, genannt "Tosia", fällt mit dem Beginn der brutalen Räumung des Ghettos zusammen. Reich-Ranickis Eltern, sein Bruder und Tosias Mutter kommen in den Vernichtungslagern ums Leben. Im Februar 1943 gelingt dem jungen Paar - wie nur sehr wenigen - die Flucht aus dem Ghetto in den Warschauer Untergrund. Ein polnischer Schriftsetzer nimmt sich ihrer an und versteckt die Hilfesuchenden, bis die sowjetische Armee das Land befreit. Reich-Ranicki tritt der Kommunistischen Partei Polens bei und arbeitet von 1948 bis 1949 zugleich für den polnischen Geheimdienst und als Konsul der Republik Polen in London. In den 50er Jahren entschließt sich das Ehepaar Reich-Ranicki zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie gehen in die Bundesrepublik Deutschland. Trotz all dem durch Deutsche erfahrenen Leid hat Marcel Reich-Ranicki die Liebe zur deutschen Sprache und Literatur bewahrt und sein Leben in den Dienst der Literatur gestellt. In Rückblenden erzählt der Regisseur Dror Zahavi die frühe Lebensgeschichte von Marcel Reich-Ranicki zwischen dessen achtem und 38. Lebensjahr. Das exemplarisch jüdische Schicksal handelt von Demütigung und Todesangst, aber auch von Liebe und der durch nichts zu erschütternden Leidenschaft für die Literatur. Das Drehbuch zu "Mein Leben" basiert auf der gleichnamigen, 1999 veröffentlichen Autobiografie von Reich-Ranicki, die bereits 1,2 Millionen Mal verkauft und von der Kritik als eine der "bewegendsten Überlebensgeschichten des Holocaust" bezeichnet wurde. Marcel Reich-Ranicki ist seit Jahrzehnten der erfolgreichste, der wirkungsvollste und deshalb auch umstrittenste Literaturkritiker der Bundesrepublik Deutschland. Durch seine Kritiken in der "F.A.Z.", der "Welt" und sein Engagement bei Tagungen der "Gruppe 47" erlangte er in kurzer Zeit einen solchen Bekanntheitsgrad, dass ihn "Die Zeit" 1960 als ständigen Literaturkritiker einstellte. In den 14 Jahren, in der er für "Die Zeit" als Kritiker schrieb, erarbeitete er sich den Rang der wichtigsten literaturkritischen Instanz in Deutschland und hat seither wie niemand sonst das literarische Leben der Gegenwart mitgeprägt. 1973 krönte er seine Karriere als Kritiker und übernahm bis 1988 die Leitung der "Redaktion für Literatur und literarisches Leben" der "F.A.Z.". Er ist Herausgeber und Redakteur der "Frankfurter Anthologie" der "F.A.Z." und wurde durch seine Literatursendung "Das literarische Quartett" einem noch größeren Publikum bekannt. Über ein Jahrzehnt lang, von 1988 bis 2001, war diese Sendung Pflichttermin für Literaturbegeisterte. In den 50 Jahren, in denen er in der deutschen Literaturlandschaft wirkt, wurde er mit zahlreichen Literaturpreisen, darunter auch mit dem Goethe-Preis und dem Thomas-Mann-Preis geehrt. Beim Deutschen Fernsehpreis 2008 sorgte Reich-Ranicki für Aufsehen, als er sich weigerte, den Ehrenpreis für sein Lebenswerk anzunehmen und eine heftige Debatte über die Qualität des deutschen Fernsehens auslöste.
    Inhalt: Kamera: Gero Steffen Musik: Annette Focks Schnitt: Fritz Busse Darsteller: Henriette Richter-Röhl, Katharina Schüttler, Sven Pippig, Sylvester Groth, Thomas Meinhardt, Tino Mewes, Alexander Khuon (Bruder Alexander Reich), Filip Jarek (Marcel, 8 Jahre), Friederike Becht (Schwester Gerda Reich), Friederike Wagner (Tante Else), Joachim Król (Vater David Reich), Maja Maranow (Mutter Helene Reich), Mathias Schweighöfer (Marcel, 16-38 Jahre), Rolf Kanies (Onkel), Rolf Nagel (Opa Mannhein) Autor: Michael Gutmann Kostüme: Peri de Bragança Maske: Irene Rossi, Sonja Fischer-Zeyen, Susanne Wörle Jiritano Produktion: ARD Degeto, ARTE, Trebitsch Entertainment GmbH, WDR Produzent: Benjamin Benedict, Katharina Trebitsch Redaktion: Andreas Schreitmüller, Barbara Buhl Ton: Bernd Hackmann
    Anmerkung: Fernsehmitschnitt: Arte, 10.4.2009
    Sprache: Deutsch
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 8
    AV-Medium
    AV-Medium
    Hamburg : Karl-Wolf Biermann
    UID:
    kobvindex_JMB00125983
    Umfang: 2 CDs , Beiheft
    Inhalt: 1-1 Entreè 0:43 1-2 Der Tantenmörder – Wedekind 1:59 1-3 Über Großdichter und Kleindichter 1:04 1-4 Apfelböck Oder Die Lilie auf dem Felde – Brecht 1:59 1-5 Würdigung der Partei 0:40 1-6 Ballade vom Mann 1:55 1-7 Der Brecht war keine Hofschranze 1:33 1-8 Drei Jahre nach seinem Tode 1:59 1-9 Introduction 0:47 1-10 An die Nachgeborenen 4:23 1-11 Mein Problem mit dieser Akademie der Künste 2:10 1-12 Orges Wunschliste, Musik: Biermann, Text: Brecht 2:29 1-13 Lob des 11. Plenums der SED 2:24 1-14 Lied im Gefängnis zu singen, Musik: Eisler, Text: Brecht 2:45 1-15 Kleines Lob des Maulkorbs 0:24 1-16 Portrait eines Monopolbürokraten 2:53 1-17 Über Brechts „In den Finsteren Zeiten“ 1:01 1-18 Gedicht des Liedermachers 1:25 1-19 Am Grunde der Moldau, Musik: Eisler, Text: Brecht 1:59 1-20 Brecht mal ganz auf unserer Seite 1:22 1-21 Deutsches Miserere, Musik: Eisler, Text: Brecht 1:58 1-22 Über das A-Dur bei Hanns Eisler und Beim Lesen des Horaz 2:05 1-23 Lied von den bleibenden Werten 1:59 1-24 Introduction 1:16 1-25 Gegen die Objektiven, MusiK: Biermann, Text: Brecht 2:38 1-26 Introduction 0:26 1-27 Marie A., Musik: Eisler, Text: Brecht 2:09 1-28 Introduction 0:18 1-29 Von mir und meiner Dicken 1-30 Brechts Frauen und das Problem mit den Tantiemen 6:58 1-31 Nur wer im Wohlstand lebt, …, Musik: Weill, Text: Brecht 2:11 2-1 Der gute Bruch in Brechts Leben 2:00 2-2 Lob des Kommunismus, Musik: Eisler, Text: Brecht 1:57 2-3 Über das Ende des Kinderglaubens 2:52 2-4 Die Mutter Erde geht schwanger 2-5 Wie die platte Wirklichkeit ein Gedicht einholte 4:33 2-6 Lied für einen Genossen …, Musik: Eisler, Text: Brecht 3:16 2-7 Über des großen Dichters Mangel an Phantasie 2:40 2-8 Brecht, deine Nachgeborenen 4:25 2-9 Hugenottenfriedhof 4:53 2-10 „Der Brecht war schlau!!!! ach soooo schlau!“ 6:41 2-11 Deutschland, meine Trauer, Musik: Eisler, Text: Brecht 1:10 2-12 Über Brechts und Eislers Nationalhymmne 3:15 2-13 Anmut sparet nicht noch Mühe, Musik: Eisler, Text: Brecht 1:20
    Sprache: Deutsch
    Mehr zum Autor: Biermann, Wolf
    Bibliothek Standort Signatur Band/Heft/Jahr Verfügbarkeit
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  • 9
    UID:
    kobvindex_JMB00006006
    Umfang: 165 Seiten
    ISBN: 3050030429
    Serie: Selbstzeugnisse der Neuzeit : Quellen und Darstellungen zur Sozial- und Erfahrungsgeschichte 5
    Inhalt: "Freitag, Nr. 38, 2003 (12.9.2003): Ganz frische Erinnerungen" erbat die achtzehnjährige Tochter Clare im ersten Brief, der ihre Eltern im Exil erreichte. Im November 1941 war Elisabeth Freund mit ihrem Ehemann Rudolf in Havanna eingetroffen. Hinter ihnen lagen die Erfahrungen im nationalsozialistischen Berlin, wo sich die Bewegungsräume für die jüdische Bevölkerung seit den Novemberpogromen von 1938 immer weiter verengt hatten; und hinter Elisabeth Freund lagen sechs Monate Zwangsarbeit, zunächst in einer Köpenicker Großwäscherei, dann in der Metall- und Elektrowarenfabrik Ehrich & Graetz in Berlin-Treptow. Um den zerrissenen Zusammenhang zwischen sich und den drei noch im Januar 1939 nach England verschickten Kindern wiederherzustellen, aber auch um ihre quälenden Erinnerungen zu verarbeiten, entschloss sich die diplomierte Volkswirtin zur Niederschrift ihrer Erlebnisse als Zwangsarbeiterin. - Dieser Entscheidung verdanken wir eine ganz außergewöhnliche Quelle über den so genannten geschlossenen Arbeitseinsatz deutscher Juden.(*) Elisabeth Freund schrieb ihre Erinnerungen in den ersten Wochen ihrer kubanischen Internierung nieder: "Während die meisten anderen Flüchtlinge anfingen, gesünder auszusehen, war ich noch immer in Berlin, jedenfalls in Gedanken, und erlebte alle Schrecknisse dort noch einmal." Noch vor Weihnachten 1941 setzte sie den Schlusspunkt unter ihr fast 200seitiges Manuskript. Es sollte, so war ihr Anspruch, "so objektiv und unpersönlich" sein, "wie es unter den Umständen möglich war". Ein hohes Maß an Objektivität und Aussagekraft erhält dieser Bericht tatsächlich durch seine präzise Beschreibung aller Arbeitsbedingungen: der technischen Ausrüstungen, der Schutzmaßnahmen beziehungsweise ihrer Vernachlässigung, der Entlohnung, der Hierarchie und der Menschenführung und nicht zuletzt der kollegialen Umgangsformen. Noch in ihrer bedrängten Situation vergleicht Elisabeth Freund selbstreflektiert und vorurteilslos zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Arbeitskräften, zwischen Vorgesetzten und Kollegen, zwischen Männern und Frauen. Dass sie darüber hinaus ihre eigenen Erfahrungen in zwei so unterschiedlichen Betrieben vergleichen kann, lässt die Arbeitsbedingungen der jüdischen Dienstverpflichteten bei der Elektrofirma Ehrich & Graetz in ihren besonderen, typischen und allgemeinen Aspekten umso deutlicher hervortreten. Es ist kein Zufall, dass die am 16. September 1898 in Breslau geborene Elisabeth Freund ihre Erlebnisse nicht nur aus der unmittelbaren Perspektive der betroffenen, rassisch diskriminierten Arbeiterin zu berichten vermag, sondern gleichzeitig den distanzierten Blick der Fachfrau mobilisiert. Elisabeth Freund war eine Anhängerin der in den zwanziger Jahren populären Bewegung zur Haushaltsrationalisierung und brachte 1930 eines der ersten für Frauen bestimmten Selbsthilfebücher unter dem Titel Hausfrau, hilf dir selbst auf den Markt. In einem bildungsbürgerlichen Haushalt aufgewachsen, heiratete sie nach Abschluss ihres Volkswirtschaftsstudiums 1922 den über 20 Jahre älteren, entfernt verwandten Juristen Rudolf Freund. Beide stammten aus alteingesessenen jüdischen Familien mit vielen Akademikern. Wie so oft im jüdischen Bildungsbürgertum standen sie der jüdischen Religion fern und fühlten sich vor allem dem "Gedankenkreis der deutschen Kultur" verbunden. Obwohl selbst nicht getauft, schickte das Ehepaar die drei Kinder Clare, Ursula und Rudolf Ernst in den protestantischen Religionsunterricht und pflegte Kontakt zur Dahlemer Annen-Gemeinde, die 1934 ein Zentrum der Bekennenden Kirche wurde. Die Situation der Familie verschlechterte sich, als Rudolf Freund im Rahmen der nationalsozialistischen Berufsverbote 1937 und 1938 zunächst die Betätigung als Anwalt und schließlich auch als Wirtschaftsprüfer untersagt wurde. Die Freunds schickten die drei Kinder vorsorglich nach England und betrieben nun nachdrücklich ihre Auswanderung in die USA. Ein leitender Mitarbeiter der Berliner Handelsgesellschaft, bei der Rudolf Freund vormals tätig gewesen war, vermittelte schließlich den entscheidenden Kontakt zur Gestapo, durch den das Ehepaar Freund im Oktober 1941 doch noch die Ausreiseerlaubnis erhielt und mit einem der letzten Auswanderungszüge Deutschland verlassen konnte. Über Portugal gelangten sie nach Kuba, wo sie zunächst interniert wurden. Erst 1944 erhielten die Freunds das Einwanderungsvisum in die USA, zwei Jahre später trafen sie dort mit ihren Kindern zusammen. Während Rudolf Freund im Krieg die Familie als Buchhalter über Wasser hielt, wurde nach seiner Entlassung Elisabeth Freund die Haupternährerin. Nach dem Tod ihres Mannes 1959 widmete sie sich der Blindenpädagogik. Elisabeth Freund starb am 4. November 1982 in Rochester, New York. - Acht Monate bevor Elisabeth Freund in Havanna ihre Schreibmaschine wegräumte, war sie im April 1941 in die in der Kreuzberger Fontanepromenade ansässige "Zentralstelle für Juden" der Berliner Arbeitsverwaltung bestellt worden, die von den Betroffenen nur "Schikanepromenade" genannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die vorletzte Etappe der Verfolgung der Berliner Juden bereits begonnen. In Berlin lebten 1933 über 160.000 von etwa einer halben Million Menschen, die sich im Deutschen Reich zum jüdischen Glauben bekannten. Hinzu kamen diejenigen, die unabhängig von ihrer Glaubensrichtung von den nationalsozialistischen Rassengesetzen als Juden definiert wurden. Deutlich mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung waren Frauen, und über 30 Prozent der Männer und Frauen waren älter als 45 Jahre. Nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus im Mai 1945 lebten in Berlin nur noch sechs- bis achttausend Juden, etwa gleich viele Frauen und Männer. Die gegen Juden gerichtete Arbeits- und Berufspolitik war Teil der unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme einsetzenden Verdrängungs- und Verfolgungspolitik, die alle Lebensbereiche von der Wohnung über die Gesundheit, Fürsorge, Schule, den Konsum und die Kultur bis hin zur Raumplanung der Reichshauptstadt erfasste. Antijüdische Maßnahmen in der Arbeits-, Sozial- und Wohnungspolitik griffen ineinander und verschärften sich gegenseitig, auch wenn sie sich manchmal widersprachen. Sie gehorchten zumindest bis zu den Novemberpogromen von 1938 keinem in sich kohärenten Plan und waren keineswegs immer "von oben" verordnet. Vielmehr entwickelten viele untergeordnete Dienststellen, allzu beflissene Beamte, neidische Nachbarn und missgünstige Kollegen einen grausamen Erfindungsreichtum, wenn es darum ging, jüdische Schulkinder, Patienten oder Unterstützungsempfänger zu demütigen und sich auf Kosten jüdischer Geschäftskonkurrenten, Berufskollegen oder Nachbarn einen billigen Vorteil zu verschaffen. In Berlin begann die antijüdische Arbeitspolitik in den ersten Monaten des "Dritten Reiches". Noch bevor das Berufsbeamtengesetz vom 7. April 1933 mit seinem "Arierparagraphen" auch nur formuliert war, hatten zahlreiche städtische Behörden jüdische Ärzte und Ärztinnen, Richter, Staatsanwälte, Professoren, Lehrerinnen und Lehrer, Fürsorger und Fürsorgerinnen entlassen. Krankenkassen, Versicherungen und andere Einrichtungen folgten diesem Beispiel. Am 1. April 1933 fand die reichsweite "Boykott-Aktion" gegen jüdische Geschäfte, Arzt- und Anwaltspraxen statt. Bei öffentlichen Ausschreibungen wandten Berliner Behörden den "Arierparagraphen" auch auf jüdische Unternehmen und Zulieferfirmen an. Jüdische Firmen wurden in perfider und offiziell gebilligter Weise vom Markt verdrängt oder "arisiert", jüdische Beschäftigte entlassen. Nach dem Novemberpogrom konzentrierte sich die soziale Trennung auf die unmittelbare Lebensumwelt der jüdischen Bevölkerung. Der über privilegierte Wohngegenden verhängte "Judenbann" sollte die Juden in bestimmte Bezirke abdrängen; eingeschränkte Einkaufs- und Sprechzeiten in Behörden sie aus dem öffentlichen Raum verbannen. Auch beim Arbeitseinsatz galt das Separierungsgebot. Am 20. Dezember 1938 ordnete der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung reichsweit den "geschlossenen Arbeitseinsatz" für jüdische Erwerbslose und Unterstützungsempfänger an, deren Zahl auf Grund der Verdrängungspolitik erheblich gestiegen war. Wie der Einsatz geschlossener jüdischer Kolonnen praktisch zu bewerkstelligen sei, wurde bis zuletzt nicht im Einzelnen geregelt. Dies bereitete den anfangs ausschließlich öffentlichen Arbeitgebern einige praktische Schwierigkeiten und öffnete der Willkür Tür und Tor. Im Frühjahr 1940 begannen die Vorbereitungen für den Zwangsarbeitseinsatz aller arbeitsfähigen jüdischen Frauen und Männer in Berlin, unabhängig davon, ob sie Wohlfahrtsunterstützungen bezogen oder nicht. Männer im Alter zwischen 18 und 55 Jahren und Frauen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren mussten sich bei der Jüdischen Gemeinde registrieren lassen, um für den "geschlossenen Arbeitseinsatz" in der Berliner Wirtschaft herangezogen zu werden. Im Sommer 1940 schätzte die Arbeitsverwaltung von den noch 72.000 jüdischen Einwohnern Berlins 25.000 Frauen und 18.000 Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren als arbeitsfähig ein. Ohne die Altersgrenzen sonderlich ernst zu nehmen, rekrutierte die Zentralstelle für Juden bis November 1940 einen großen Teil von ihnen und wies sie der Berliner Stadtverwaltung für Bau- und Abrissarbeiten, verstärkt jedoch auch Industrieunternehmen zu. So beschäftigten die Berliner Siemenswerke bereits im April 1940 500 zwangsverpflichtete jüdische Arbeiterinnen und Arbeiter; ein halbes Jahr später waren
    Inhalt: n es bereits 1.300 und im Herbst 1941 mehr als 3.000. Die zwangsverpflichteten Arbeiter und Arbeiterinnen wurden dort in teils separaten, teils mit "verstellbaren Trennwänden" abgeteilten Werkhallen eingesetzt. Die Firma Ehrich & Graetz richtete vermutlich im Dezember 1940 die erste Judenabteilung ein. Auch Elisabeth Freund berichtet von allerlei organisatorischen Improvisationen und zeitraubenden Schikanen zur Separierung der Juden, die die eingespielten Arbeitsabläufe störten. Im März 1941 nahmen die Deportationspläne, angetrieben durch die für den Umbau der Reichshauptstadt vorgesehenen Räumungsaktionen des Generalbauinspektors, Albert Speer, konkretere Gestalt an. Zugleich wurde die Zwangsarbeitspolitik gegen die Berliner Juden erneut verschärft. Entgegen den bisherigen Maximen sollten sie nicht mehr zur Auswanderung getrieben, sondern bis zu ihrer nunmehr geplanten Deportation als Arbeitskräfte herangezogen werden. Die jüdischen Kultureinrichtungen und Umschulungskurse, in denen sich Frauen und Männer, halbwüchsige Mädchen und Jungen mit einer praktischen beruflichen Ausbildung auf die erhoffte Auswanderung vorbereiteten, wurden geschlossen, das freigesetzte Personal, die Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen zur Zwangsarbeit verpflichtet. Unter ihnen war auch Elisabeth Freund, die gerade noch ihren Fotografie-Lehrgang beenden konnte. Im Juli 1941 waren ungefähr 26.000 bis 28.000 Berliner Juden, darunter 45 Prozent Frauen, im Zwangsarbeitseinsatz beschäftigt. Sie wurden noch vor der Einführung des "Judensterns" mit einer zumeist gelben Armbinde gekennzeichnet, die es erleichtern sollte, ihren geschlossenen Einsatz im Betrieb, ihre Isolierung von den "arischen" Kolleginnen und Kollegen durchzusetzen. Der Arbeitseinsatz und ihre von den meisten Unternehmen durchaus geschätzte Arbeit schützte diese Menschen entgegen ihren Hoffnungen nur vorübergehend vor den Deportationen, die im Oktober 1941 begannen. In manchen Betrieben wie bei Siemens & Halske waren es die jüdischen Arbeiter selbst, die die inzwischen nach Deutschland deportierten polnischen Arbeitskräfte noch als ihre Nachfolger anlernen mussten, bevor sie selbst nach Polen verschleppt wurden. Am 27. Februar 1943 wurden die letzten in den Berliner Betrieben verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen, wenn sie nicht wie einige wenige rechtzeitig untergetaucht waren, in einer von der Gestapo in Zusammenarbeit mit dem Werkschutz der Unternehmen vorbereiteten Aktion bei Schichtbeginn am Arbeitsplatz zusammengetrieben und abtransportiert. Nur noch die in so genannten Mischehen mit nicht-jüdischen Partnern lebenden Männer und Frauen und die Kinder aus solchen Ehen durften "legal" in Berlin bleiben und wurden weiterhin zur Zwangsarbeit herangezogen. - Ihren Erfahrungsbericht überschrieb Elisabeth Freund ganz selbstverständlich mit dem Wort "Zwangsarbeit". Unter jüdischen Frauen und Männern in Berlin war Zwangsarbeit 1941 schon längst das übliche "Enttarnwort" für das geworden, was von den Behörden "Dienstverpflichtung" genannt wurde. Fungierte "Zwangsarbeit" als subversiver Begriff, der die beschönigenden Umschreibungen untergrub, so gebrauchte die Minderheit derjenigen, die nach den rassistischen Regeln der Nürnberger Gesetze als "Juden" stigmatisiert wurden, ganz selbstverständlich das herrschaftssprachliche Wort "Arier" zur Kennzeichnung der Mehrheit der Nichtjuden. Von Einschränkungen der beruflichen Freizügigkeit waren nicht nur Juden bedroht, sondern auch "Arier", insbesondere "arische" Frauen. Dennoch bedeutete sie für beide Gruppen Unterschiedliches. "Arische" Frauen konnten Mittel und Wege finden, sich der Dienstverpflichtung zu entziehen. Jüdische Frauen und Männer hatten keinerlei Ausweichmöglichkeiten. Wenn sie von Zwangsarbeit sprachen, empörten sie sich vor allem über ihre Freiheitsberaubung, die die bereits erfahrenen Drangsalierungen noch verschärfte: "Eine Arierin arbeitet hier ja nur, wenn sie will", zitiert Elisabeth Freund eine ältere Kollegin in der Wäscherei. "Wenn sie es nicht aushält, geht sie eben in eine andere Fabrik. Eine Arierin kann kündigen, wenn die Arbeit über ihre Kräfte geht." Eine andere Ebene der Wahrnehmung von Zwangsarbeit als solcher war der Vergleich der eigenen Arbeitsbedingungen mit denen der nichtjüdischen Beschäftigten im selben Betrieb. Elisabeth Freund nutzte jede Gelegenheit, um herauszufinden, welche Arbeitsbedingungen zwar hart und strapaziös waren, aber jüdische und nichtjüdische Arbeiterinnen gleichermaßen betrafen, wann jüdische Arbeiterinnen durch behördliche Anordnungen oder betriebliches Management gezielt schlechter behandelt wurden und wo sich nichtjüdische Arbeiterinnen und Vorgesetzte auf Kosten der Zwangsarbeiterinnen einen eigenen Vorteil verschafften. Der spezifische Erfahrungsraum jüdischer Zwangsarbeit verdichtete sich in den als ungerecht empfundenen Schlechterstellungen und den daraus resultierenden Ohnmachtgefühlen. Dabei waren Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten nicht nur rassistisch, sondern auch geschlechtsspezifisch ausgeformt. Allgemeine Arbeitsschutzbestimmungen wurden sowohl für jüdische Männer wie für jüdische Frauen eingeschränkt und später vollends aufgehoben. Spezielle Schutzregelungen für Frauen wurden zuerst für deutsche jüdische Zwangsarbeiterinnen, dann für "Ostarbeiterinnen" und andere "fremdvölkische" Frauen nach und nach außer Kraft gesetzt. Die Einhaltung der jeweils noch bestehenden Vorschriften wurde kaum überwacht, für KZ-Häftlinge schließlich galten sie überhaupt nicht mehr. Das machte die ungeschützten Arbeitskräfte und insbesondere die Zwangsarbeiterinnen und Fremdarbeiterinnen im Gegensatz zu deutschen nicht-jüdischen Frauen nicht nur attraktiv für deutsche Unternehmen, sie bot auch die Möglichkeit, besonders unangenehme Arbeitsvorgänge oder unbeliebte Arbeitszeiten auf die "jüdische Schicht" abzuschieben. Für die Ökonomin Elisabeth Freund war die nach "Rasse" differenzierende Berechnung der Löhne ein betriebswirtschaftlich besonders markantes und für die meisten ihrer Kolleginnen auch besonders hartes Instrument der Diskriminierung. Deutlich sah sie, dass die meisten der jüdischen Zwangsarbeiterinnen mit dem weit unter dem "arischen" Niveau liegenden Lohn, der noch dazu von besonderen Steuern dezimiert wurde, nicht existieren konnten. Sie wurden durch ihre Dienstverpflichtung vielmehr gezwungen, bisher einträglichere Arbeiten in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden auszuüben beziehungsweise ganz aufzugeben, weil sie die extremen Mehrfachbelastungen auf Dauer nicht durchhalten konnten. Ein großes, mit realen materiellen Nachteilen verbundenes Hindernis war die Zwangsarbeit gerade für Frauen mit Familie, die neben der Fabrikarbeit noch den Alltag organisieren mussten und unter den ohnehin schikanösen Lebensumständen - reduzierte Lebensmittelrationen, beschränkte Einkaufszeiten u. ä. - litten. Wer wie das Ehepaar Freund dabei noch seine Ausreise betrieb, geriet in große zeitliche und ökonomische Engpässe. Zwangsarbeit bedeutete indes für Juden 1939/40 nicht dasselbe wie 1944 und 1945; sie sah in einer Berliner Fabrik anders aus als im Steinbruch von Mauthausen. Die nach den im Oktober 1941 beginnenden und über das Jahr 1942 hin anhaltenden Deportationen der noch in Berlin verbliebenen jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter wurden bei der "Fabrik-Aktion" vom 27. Februar 1943 aus den Fabriken, wo sie sich gezwungenermaßen aufhielten, geschlossen in die Konzentrationslager deportiert. Für sie wurde das Werk zum Sammellager; die Zwangsarbeit, die ihnen ein weiteres Stück Freiheit geraubt hatte, bereitete letztlich ihre Inhaftierung und Vernichtung vor. Anders sah es für die weiblichen und männlichen KZ-Häftlinge aus, die in den Lagern und Außenkommandos arbeiten mussten und die seit Mitte 1944 beispielsweise von Auschwitz nach Deutschland und auch nach Berlin gebracht wurden, um in Fabriken, in Bergwerken und auf Baustellen zu arbeiten. Für diese "Sklavenarbeiter", wie Benjamin Ferencz sie bezeichnete, ging es längst nicht mehr um Freiheit, sondern nur noch um das Überleben von einem Tag zum nächsten. Zwangsarbeit konnte unter diesen Umständen beides bedeuten: Untertage oder bei Bauarbeiten ohne Rücksicht auf die Witterung in kürzester Zeit zu Tode geschunden zu werden oder an einem halbwegs sauberen und geheizten Arbeitsplatz bessere Überlebenschancen zu haben und vielleicht die Befreiung zu erleben. Jeder Überlebende hat seinen Zufall "Fast jeder Überlebende hat seinen ˛ZufallĚ", schreibt die Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger, "das Besondere, Spezifische, das ihn oder sie unvermutet am Leben erhalten hat." Dass Elisabeth Freund der Zwangsarbeit und zusammen mit ihrem Ehemann der bereits beschlossenen Deportation entkommen konnte, hing ebenfalls von Zufällen ab, doch diese Zufälle waren gebunden an die Einmischungen, Entscheidungen und Handlungen von anderen Menschen. Es war zufällig, dass Rudolf Freund auf der Straße den Bankier und früheren Geschäftsfreund traf. Aber es war dessen Entscheidung, sich bei der Gestapo für das jüdische Ehepaar einzusetzen. Es war nicht weniger zufällig, dass Elisabeth Freund nach ihrem körperlichen Zusammenbruch von der Großwäscherei in die Elektrowarenfabrik Ehrich & Graetz und dort zuletzt noch von der Schrauben- in die Petroleumabteilung versetzt wurde. Aber es war die Entscheidung des neuen Meisters, trotz gegenteiliger Bestimmungen die ihm gerade erst zugewiesene Zwangsarbeiterin zu entlassen und ihr in seinem Einflussbereich die Hindernisse bei der Ausreise aus dem
    Inhalt: Weg zu räumen. Auf der anderen Seite war es kurz zuvor die Entscheidung des anderen Meisters aus der Schraubenabteilung gewesen, dieser Zwangsarbeiterin die bescheidene Bitte abzuschlagen, wegen ihrer Ausreiseformalitäten nur eine Stunde früher nach Hause gehen zu dürfen. Im Unterschied zu den Funktionshäftlingen in den Konzentrationslagern handelten der Meister in der Petroleumabteilung und der Bankier in Berlin nicht unter unmittelbarer existentieller Bedrohung. Was sie taten, setzte nicht mehr als ein durchschnittliches Maß an Einfühlung und die Bereitschaft voraus, die bedrängte Situation des Gegenübers wahrzunehmen und ihm im Rahmen des eigenen Spielraums entgegenzukommen. Heldentaten erwartete Elisabeth Freund ebenso wenig von ihren "arischen" wie von ihren jüdischen Bekannten, Nachbarn und Kollegen und sah auch sich selbst nicht als Heldin. Sie verschwieg auch nicht, wenn, was nur allzu nachvollziehbar war, Angehörige der existentiell verfolgten Minderheit in ihrer Bedrängnis die Nerven verloren. Doch die Gefühllosigkeit, Gemeinheit und Korruptheit, die unterschwellige und mehr als einmal auch offene Aggressivität, die sie beobachtete und die ihr persönlich von Angehörigen der vergleichsweise unbedrohten Mehrheit entgegengebracht wurden, waren ein Phänomen, das sie nicht nur als persönlichen Affront wahrnahm. Es beunruhigte sie auch intellektuell. Denn sie spürte, dass Unwissenheit oder lückenhafte Bildung, die sie als Argumente besonders dann heranzog, wenn sie das perfide zwischenmenschliche Verhalten einzelner Frauen oder ihre Identifikation mit dem NS-Regime verstehen wollte, dies nicht hinreichend erklärten. Mit der Zwangsarbeit von jüdischen Männern und Frauen brach der Rassismus in den betrieblichen Alltag ein und zwang alle, die mit ihnen als Vorgesetzte oder Kollegen in Berührung kamen, sich dazu zu verhalten. Es entstanden vielfältige Beziehungsgeflechte. Sie beförderten manchen der wenigen "unabkömmlich" gestellten "arischen" Arbeiter, die vom Kriegsdienst verschont blieben, in eine unerwartete Vorrangstellung gegenüber jüdischen oder "fremdvölkischen" Untergebenen. Die neuen rassistischen Machtverhältnisse wurden mancherorts aber auch in das traditionelle Hierarchiegefüge zwischen Meister und Auszubildenden, Vorarbeiter und Arbeiter eingepasst. Ein sicherlich seltenes Beispiel dafür bietet die Geschichte Manfred Oppenheims, der nicht nur das "Dritte Reich" überlebte, sondern seine bei Ehrich & Graetz erworbenen Qualifikationen nach dem Krieg nutzen und eine eigene Elektrowerkstatt in München gründen konnte. Als Frau in der "Judenschicht" Unmittelbar abhängig war Elisabeth Freund als Zwangsarbeiterin von ihren Vorarbeitern und Vorarbeiterinnen, die ihr die Regeln des Betriebsablaufs erklären oder sie ins Messer laufen lassen konnten, die unter Umständen ihren Arbeitsplatz bestimmen oder sie bei Fehlern sachlich oder diffamierend rügen konnten. Drei der vier Vorarbeiterinnen, mit denen sie es in der Wäscherei zu tun bekam, verhielten sich beleidigend und schikanierten die ihnen untergeordneten Frauen. Bei den Männern, die als Meister, Abteilungsleiter und Direktor die höheren Ränge in der Betriebshierarchie einnahmen, war es dort nicht viel besser. Nur der Abteilungsleiter kam ihr zu Hilfe, während der Meister ihrem körperlichen Zusammenbruch spöttisch zusah und der Direktor sich immer neue Schikanen für die "Judenschicht" ausdachte. Vielleicht lag es an der zum Teil äußerst schmutzigen und entsprechend gering geschätzten Arbeit, an den auch für die "arischen" Arbeiterinnen körperlich harten Arbeitsbedingungen, dass in diesem Frauenbetrieb der inhumane Führungsstil der männlichen Betriebsleitung bis hinunter zu den Vorarbeiterinnen das "Betriebsklima" vergiftete und sich sogar noch auf die Haltung der "arischen" Arbeiterinnen auswirkte, die sich auf Kosten der "jüdischen Schicht" ein paar Arbeitserleichterungen verschafften. Bei Ehrich & Graetz dagegen hatte Elisabeth Freund fast nur männliche Vorarbeiter, mit denen sie durchweg keine schlechten Erfahrungen machte. Der Personalchef behandelte sie mit einer selbstverständlichen Höflichkeit, die sie nach ihren vorhergehenden Erfahrungen nicht mehr erwartet hatte. Auch die Meister, mit denen sie zusammentraf, verhielten sich ihr gegenüber nicht nur so wie gegenüber allen anderen Arbeitern und Arbeiterinnen, sondern gaben auch des öfteren zu verstehen, dass sie mit den verordneten antijüdischen Diskriminierungen und Schlechterstellungen nicht übereinstimmten, und versuchten hier und da, mildernd einzugreifen. Dass ein solches Verhalten auch in diesem Betrieb nicht selbstverständlich war, zeigt das gegenteilige Beispiel des Meisters in der Schraubenabteilung, der Elisabeth Freund eine Urlaubsstunde verweigerte. Solche Personen waren gefährlich: für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter allemal, aber auch für die "arischen" Kollegen, die ihre Sympathie oder Hilfsbereitschaft allzu offen zeigten. Von den "arischen" Männern, mit denen Elisabeth Freund bei Ehrich & Graetz zusammenarbeitete oder auf die sie sonst im Betriebsablauf traf, erfuhr sie mit einer Ausnahme durchweg ein freundliches, hilfsbereites und gelegentlich solidarisches Verhalten, während die wenigen Begegnungen mit "arischen" Frauen, zwei Vorarbeiterinnen, einer Vorzimmerdame und der Betriebskrankenschwester, eher zwiespältig bis negativ waren. Daraufhin befragt erinnerte sich auch die ehemalige Siemens-Zwangsarbeiterin Gerda B. an die auffällige geschlechtsspezifische Diskrepanz im Verhalten von Vorarbeiterinnen und Vorarbeitern. Obwohl die Arbeit in der kleineren, an die Werkhalle anschließenden Montagehalle relativ sauber war und im Sitzen erledigt werden konnte, schilderte Gerda B. die dort üblichen Beziehungen zwischen Zwangsarbeiterinnen und "arischen" Vorarbeiterinnen als unerträglich und charakterisiert letztere als "aggressiv", "schikanös" und "niederträchtig". Dagegen habe unmittelbar nebenan zwischen den jüdischen Frauen, die an den teilweise nur unter körperlichen Schmerzen zu bedienenden, schweren und veralteten Drehbänken eingesetzt wurden, die üblicherweise Männern vorbehalten waren, und ihren "arischen" Vorarbeitern durchweg bestes Einvernehmen, wechselseitige Solidarität und eine "erotisch aufgeladene" Atmosphäre geherrscht. Fabrikordnung Offenbar wurden die Beziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Männern und Frauen nicht nur von den Arbeitsbedingungen und dem herrschenden Führungsstil geprägt. Jüdische Zwangsarbeiterinnen galten offiziell als "minderwertig" und in diesem Sinne als andere Arbeitskräfte, zu denen sich "arische" Männer und Frauen unterschiedlich in Beziehung setzten. Arbeiterinnen, die sowieso am unteren Ende der Betriebshierarchie rangierten, und Vorarbeiterinnen, die sich nur wenig emporgearbeitet hatten, konnten sich über ihre Geschlechtsgenossinnen nur dann erheben, wenn sie sich die rassistische Stigmatisierung der Zwangsarbeiterinnen, die meist aus höher bewerteten Berufen oder gehobenen sozialen Schichten kamen, als Jüdinnen zu Eigen machten. Arbeiter und mehr noch Vorarbeiter und Meister mussten Zwangsarbeiterinnen hingegen nicht als "minderwertige" Jüdinnen wahrnehmen, sondern konnten sie schlicht als Frauen betrachten, denen sie sich ganz selbstverständlich und von der Betriebshierarchie abgesichert überlegen fühlen konnten. Wurde im Rahmen des rassistisch geprägten Arbeitsregimes die herrschende Fabrikordnung durcheinander gewirbelt - etwa indem die Zwangsarbeiterinnen nun schwere "Männerarbeit" verrichten mussten -, äußerten die Männer öfter ihren Unmut und versuchten gelegentlich, durch "ritterliches" Verhalten die Dinge wieder ins richtige (Geschlechter-) Verhältnis zu setzen. Hinter der Geschichte die Schicksale Die Art der Arbeit, der Führungsstil, die Betriebshierarchie und das Geschlecht strukturierten die Handlungsspielräume der Arbeiterinnen und Arbeiter, der Meister und der Chefs. Aber diese Strukturen beließen den "arischen" Männern und Frauen im Betrieb nicht nur ein Spektrum von Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit den jüdischen Kolleginnen und Kollegen. Eher prägten die Art und Weise, wie diese Spielräume genutzt wurden, das alltägliche soziale Handeln von nichtjüdischen Frauen und Männern gegenüber rassistisch verfolgten Arbeitskollegen auch ihrerseits die Strukturen und das jeweilige Betriebsklima. Die Handlungsspielräume für die jüdischen Arbeiterinnen waren hingegen minimal. Vielmehr waren sie auf ein Minimum an Empathie und Entgegenkommen ihrer "arischen" Vorgesetzten, "Kolleginnen" und "Kollegen" angewiesen, um ihren unvergleichlich härteren Alltag durchstehen zu können. Vor allem aber verdeutlicht der Bericht von Elisabeth Freund, dass sich hinter der Geschichte der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, die mit der Zwangsarbeit jüdischer Deutscher begann und mit dem Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen aus ganz Europa endete, millionenfache Geschichten von individuellen Frauen und Männern verbergen.
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