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Eisenmenger (1654-1704) hatte als junger Mann in Amsterdam Schmähreden des Rabbiners David Lide gegen das Christentum gehört und erlebt, dass drei Christen zum mosaischen Glauben konvertierten. Das veranlasste ihn, Stoff zu einem großen polemischen Werk gegen das Judenthum zu sammeln. Nachdem er 19 Jahre lang gesammelt hatte, entschloss er sich in Frankfurt am Main zur Herausgabe seines Werkes. Als der Druck schon fast beendet war, erfuhren Frankfurter Juden im Jahr 1700 von dem Vorhaben und wandten sich aus Angst vor Pogromen an Samson Wertheimer, den kaiserlichen Hoffaktor in Wien, der zusammen mit Samuel Oppenheimer erreichte, dass das Buch von Kaiser Leopold I. beschlagnahmt und die gesamte Auflage (2000 Exemplare) in Frankfurt unter Arrest gestellt wurde. Während der von Eisenmenger und später von seinen Erben geführte Prozess noch Jahrzehnte dauerte, fanden diese einen anderen Förderer. 1711 erfolgte auf Empfehlung von Karl Konrad Achenbach hin ein Nachdruck, den der preußische König Friedrich I. mit dem Impressum Königsberg – der Form nach also außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, de facto aber in Berlin – veranlasste. Nach wiederholten Vorstellungen beim Kaiser (s. Schudt, Jüdische Merkwürdigkeiten. 3. Thl. S. 1 ff.) gelang es endlich im Jahr 1740, die Frankfurter Exemplare wieder frei zu bekommen und unter verändertem Titel („Das bey 40. Jahr von der Judenschaft mit Arrest bestrickt gewesene nunmehro aber durch Autorität eines hohen Reichsvicariats relaxirte J. A. Eisenmenger’s Entdecktes Judenthum ...“) und mit der Jahreszahl 1700 erscheinen zu lassen. Der Titel verrät die Absicht Eisenmengers: Er versuchte den Eindruck zu erwecken, die Juden hüteten Geheimnisse, um ihr wahres Wesen zu verbergen. Er setzt sich vor allem mit Jomtob Lipmann Mühlhausen und dem Buch ‚Judischer Theriak‘ von Salomo Salman Zevi Hirsch auseinander. Eisenmenger beherrschte Hebräisch, Aramäisch und Arabisch und kannte die gesamte damals bekannte rabbinische Literatur. Teilweise lernte er von jüdischen Gelehrten in Amsterdam und Frankfurt. Behauptet und nicht unwahrscheinlich, aber auch nicht nachgewiesen ist, dass er sich dabei als Konvertit ausgab. „Eisenmengers Buch gründet sich auf eine Vielzahl im Mittelalter verwurzelter antijudaistischer Stereotypen, die er mittels Textstellen aus mittelalterlichen Predigten, der Kabbala und anderen jüdischen Texten sowie Zitaten aus Polemiken zu untermauern versuchte. Dabei verfälschte er die Zitate nicht, wie ihm unterstellt wurde, deutet sie aber tendenziös, so dass sich ein Bild entwickelt, das weit entfernt von den wirklichen Einstellungen der Juden ist. Er forderte darin auch die Einschränkung der Rechte von Juden sowie die Zerstörung der Synagogen, um die Juden von ihrer Religion zu entfremden. Er wiederholte die Beschuldigung der Brunnenvergiftung sowie die Ritualmordlegende, wegen der u. a. 200 Jahre zuvor bereits ein Frankfurter Jude, Gompich, verleumdet und angeklagt worden war. Auf ihn stützt sich der Antisemit August Rohling“ (nach Wikipedia). Im Beginn des ersten Theils steht das Verzeichniß der Quellen. Es sind 182 hebräische, 13 deutschhebräische und 8 Bücher von bekehrten Juden daselbst – von ihm aufgezählt. Im Ganzen ist es eineSammlung der Scandalosa. Manches ist missverstanden, manches verdreht, manches durch gehässige Consequenzmacherei erst in das Judenthum hineingetragen. Aber auch wenn das letztere nicht wäre, eine richtige Erkenntnis des Judenthums konnte ein Werk nicht bringen, das sich lediglich die Schilderung der Schattenseiten zur Aufgabe gestellt hatte. „Judenhaß wird es in unserer Zeit nicht mehr erregen, da die Stimmung fehlt, aus welcher es hervorging und welche es voraussetzte. Bedenklicher ist, daß noch immer christliche Gelehrte es wie eine Art Quelle behandeln, aus der man die Erkenntniß jüdischer Dinge schöpfen könnte und sich in Folge dessen des Studiums der wirklichen Quellen überhoben erachten“ (ADB). Aus über 200 Schriften sammelte Eisenmenger alles dem Judentum Nachteilige und stellte kritiklos die jüdischen Schmähungen des Christentums und mancherlei dogmatische und ethische Lehren des talmudischen Judentums zusammen. Die Auswahl ist einseitig, manches tendenziös gedeutet, die Übersetzung der jüdischen Zitate teilweise unrichtig. Darum sollte das ‚Entdeckte Judentum‘ nicht als Quellenwerk benutzt werden. „19 Jahre seines Lebens hat Eisenmenger auf diese Schmähschrift verwandt, um weitere Christen vom Übertritt zum Judentum abzuhalten. In der Folgezeit diente dieses Machwerk, auch in Teilausgaben und Übersetzungen, als Arsenal antijüdischer Polemik, nicht zuletzt für die modernen Antisemiten des 19./20. Jhdts“ (nach Wikipedia).
Language:
German
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