In:
Livraisons d'histoire de l'architecture, PERSEE Program, Vol. 6, No. 1 ( 2003), p. 9-27
Kurzfassung:
Als der junge Henry Herbert, zehnter Graf von Pembroke, 1751 seine große Tour unternahm, ließ er Rom und Neapel außer Acht. Seine Interessen führten ihn nach Wien, wo er die spanische Reitschule bewunderte, nach Lyon, wo er bei dem Veterinär Claude Bourgelat Unterricht nahm, nach Paris und Versailles, zu La Guerinière, dessen Lehre in ganz Europa berühmt war. Kaum hatte der Graf von Pembroke den Familienbesitz Wilton House geerbt, einen prächtigen, von Inigo Jones ausgebauten Tudorwohnsitz, entschloss er sich, in dessen Nähe eine Reitschule bauen zu lassen. Zu diesem Zwecke wandte er sich im Juni 1755 an Jean-Baptiste Vallin de La Mothe, einen jungen ehrgeizigen Architekten, Schiller des beriihmten Pädagogen Jean-Francois Blondel, der gerade aus Italien zuriickgekehrt war und dringend Auftrage benötigte. Der unveröffentlichte Entwurf, den der Architekt dem jungen englischen Adeligen vorlegte, ist der einzige uns erhalten gebliebene Entwurf aus eigener Hand, verfasst vor der Abreise des Vallin de La Mothe nach St. Petersburg, wo eine glänzende Karriere auf ihn wartete. Es lassen sich schon aile Eigenschaften eines erfinderischen und eleganten Stiles erkennen, der sorgfältig die Anstandsregeln einhält und sich gleichermafien dem Bedarf des Auftraggebers anpasst. Aber im Gegensatz zu der Aussage der lokalen Überlieferung entschloss sich der Graf fur einen radikäl veränderten Entwurf, welcher jedoch einzelne von Vallin de La Mothe erdachte dekorative Elemente übernahm. Die Geschichte der Reitschule von Wilton House bietet ein bedeutsames Beispiel des Widerstandes der Engländer im 18. Jahrhundert gegenüber der franzosichen architektonischen Manier.
Materialart:
Online-Ressource
ISSN:
1627-4970
DOI:
10.3406/lha.2003.945
Sprache:
Französisch
Verlag:
PERSEE Program
Publikationsdatum:
2003
ZDB Id:
2395031-6
SSG:
9,10
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