Umfang:
296 Seiten
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Illustrationen
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19 cm x 12 cm, 200 g
ISBN:
9783864082962
,
386408296X
Inhalt:
Mit „Flieg, Maikäfer, flieg“ stand Werburg Doerr in den Bestsellerlisten. Darin beschrieb sie ihre Kindheit als Tochter einer Adelsfamilie in Pätzig/Neumark (Piaseczno) im früheren Osten Deutschlands, heute Polen. Ihr neues Buch erzählt die Geschichte vom Ende dieser Kindheit, von der Flucht aus Pätzig und leidvollen Erfahrungen. Ein Buch, das in eine politisch brisante Zeit fällt, in der wieder Hunderttausende auf der Flucht sind – mitten in Europa. „Unser kleines Dorf lag ungefähr fünfzig Kilometer östlich der Oder inmitten von Wäldern und Sumpfgebieten allein in der weiten, von großen landwirtschaftlichen Flächen gekennzeichneten östlichen Landschaft zwischen Pommern und Schlesien in der Neumark. Karger Boden, Hügel, viel Sand, viele Steine, Endmoränen, schilfumwachsene Tümpel, Sümpfe, Obstbaumalleen, Kiefern-, Fichten- und Mischwälder, Kopfsteinpflaster, Birken gesäumte Sandwege, wenige geteerte Straßen, daneben Sommerwege, Straßengräben. Nichts Besonderes. Eines von vielen unbedeutenden Dörfern im Osten.“ Ende Januar 1945 muss die Familie aus der Idylle Pätzigs fliehen – der Beginn einer unglaublichen Reise, die das Leben der gesamten Familie auf den Kopf stellt. Über die zugefrorene Oder geht es im Pferdewagen nördlich an Berlin vorbei durch Brandenburg, Altmark, über die Elbe durch Hannover bis nach Oberbehme in der Nähe von Herford (Nordrhein-Westfalen). Dort kommt die Familie bei Angehörigen unter – und versucht den Neuanfang in einer anderen Welt. Das Schicksal an sich ist nicht neu. Die Art der Erzählung schon: Werburg Doerr schreibt literarisch dicht und eindringlich in einer ernüchtert klaren Sprache über ihr eigenes Schicksal der Flucht und das Gefühl, alles zu verlieren. Ihr geht es dabei um die Stärke, trotz des Verlustes verzeihen und menschenzugewandt bleiben zu können. Ihr eigenes Leben lehrte sie die Überzeugung, nie einen Menschen, der auf der Flucht ist, abzuweisen. Das Buch enthält eine starke Friedensbotschaft. Es ist ein Buch der Versöhnung und der Demut. Und ein Buch, das hinterfragt und relativiert, was wirklich wichtig ist, wenn man alles verliert. Was bleibt? Vom Status, Geld, Macht, großen Plänen, wenn alles auf ein paar Habseligkeiten reduziert auf einen Pferdewagen geworfen wird und das bloße Überleben ein Zufall ist? Worauf kommt es dann an? Auf Zusammenhalt. Auf einen Glauben ans Leben. Werburg Doerr erzählt einmal mehr ein Schicksal der Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg – aber in einer Eindringlichkeit und Ehrlichkeit, die sprachlos macht. Sie zeigt, dass sie eine große, unsentimentale und kluge Erzählerin ist, die ganz im Hier und Jetzt verortet und weit entfernt von Nostalgie und Verklärung ist. „Ich beschreibe Gutes und Ungutes aus meiner Sicht der Zeit. Ich habe versucht, mich in die Menschen hineinzuversetzen, die sich nicht so verhalten haben, wie ich es mir damals gewünscht habe. Ich habe versucht, ihre Beweggründe, ihre Zwänge, ihre vielleicht ererbten Lasten zu verstehen. Das gelingt heute. Damals war es schwieriger“, so Werburg Doerr. Und weiter: „Die altgriechische Bedeutung des Wortes ‚Katastrophe‘ ist ‚Wendung‘. In der Tragödie bezeichnet die Katastrophe den Wendepunkt der Handlung hin zum Unglück oder eben auch zum Glück. In welche Richtung sich das Leben nach einer Katastrophe wendet, ist demnach offen und hängt wesentlich von unseren eigenen Entscheidungen ab.“ Wer die politische Kultur Deutschlands seit 1945 und unsere Befindlichkeiten angesichts neuer globaler Kriege und Vertreibungen verstehen will, muss dieses Buch lesen.
Sprache:
Deutsch
Schlagwort(e):
Piaseczno
;
Vertreibung
;
Deutsche
;
Mädchen
;
Geschichte 1944-1945
;
Nordrhein-Westfalen
;
Vertriebener
;
Soziale Integration
;
Geschichte 1945-1950
;
Piaseczno
;
Vertreibung
;
Kind
;
Geschichte 1944-1950
;
Erlebnisbericht
URL:
http://deposit.dnb.de/cgi-bin/dokserv?id=a538216fa2d3454d9967e7f4d64ee972&prov=M&dok_var=1&dok_ext=htm
Mehr zum Autor:
Doerr, Werburg 1932-
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