UID:
kobvindex_JMB00037732
Umfang:
366 Seiten
,
Illustrationen
ISBN:
3434504915
Inhalt:
Schon früh hatte sich bei Charlotte Berend, die am 25. Mai 1880 in eine Berliner jüdische Familie geboren wurde, das Talent und die Liebe zum Zeichnen gezeigt. Nur gut, daß der Vater keinerlei Einwände erhob und die Tochter um die Jahrhundertwende das Studium der Malerei aufnehmen konnte - keine Selbstverständlichkeit in jener Zeit. So besuchte sie zunächst die Kunstschule Klosterstraße bei Professor Max Schäfer und ließ sich dann an der Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Straße ausbilden. 1901 dann trat sie in die neu gegründete "Malschule für Weiber" in der Berliner Klopstockstraße 48 ein. "Der Herr Lehrer" war kein Geringerer als Lovis Corinth. Zwei Jahre später heirateten die beiden. Charlotte sah diese Begegnung später als eine schicksalhafte. "Ich hatte kein leichtes Leben, komplizierter, als es jemand glauben würde, aber es war schön ..." 1904 wurde Sohn Thomas geboren; er starb 1988 in New York. 1909 erblickte Tochter Wilhelmine das Licht der Welt; sie starb im vergangenen Jahr. Mit ihr ging die letzte, die den Namen Corinth trug und die noch so viel über das Leben und Wirken der Eltern zu berichten wußte. Daß über Alice Berend, die seinerzeit eine erfolgreiche und gerngelesene Schriftstellerin war, weniger zu erfahren ist, liegt nicht zuletzt daran, daß ihr Nachlaß und amtliche Unterlagen bei der großen Überschwemmung in Florenz 1966 vermutlich verlorengegangen sind. Überhaupt stand Alice, glaubt man den Zeitzeugen, im Schatten ihrer hübscheren Schwester Charlotte. Alice war herb und in sich gekehrt, nicht zuletzt auch verbittert über so manche schwesterliche "Missetat". Ihre Romane aber, von denen heute noch (oder wieder) drei im Buchhandel erhältlich sind (Die Bräutigame der Babette Bomberling, Dore Brandt - Ein Berliner Theaterroman, Der Herr Direktor), sprühen meist vor Heiterkeit und Mutterwitz. Die "Berliner Zeitung am Mittag" schrieb: "Der Boden, auf dem sie sich bewegt, ist eng und begrenzt, die Früchte aber, die sie diesem Boden entringt, sind voll und saftig. Was sie schafft, ist Leben, ein Leben, das sich zwar zumeist zwischen den vier Pfählen einer bürgerlichen guten Stube abspielt, das aber an Urwüchsigkeit und Echtheit seinesgleichen sucht." Der Lebensweg dieser beiden Frauen war bewegt und voller Höhen und Tiefen. Ursula El-Akramy ist mit "Die Schwestern Berend" ein ehrliches Buch gelungen, das nicht nur die heile Welt dieser Familie darstellt. Leidenschaft und Talent hat diese beiden Frauen, die wohl unterschiedlicher nicht sein konnten, am Aufstieg Berlins zur europäischen Kulturmetropole teilhaben lassen. Was bleibt, sind ihre "Bilder, die man sehen - Bücher, die man lesen soll", so die Autorin. Es bleibt aber auch die Erinnerung an zwei Frauen, die - jede auf ihre Weise - ihr Schicksal in die Hand nahmen. (Silke Osman)
Sprache:
Deutsch
Bookmarklink