In:
Therapeutische Umschau, Hogrefe Publishing Group, Vol. 79, No. 1 ( 2022-02), p. 61-66
Abstract:
Zusammenfassung. Im Zuge gesetzlicher Neuregelungen wird die Frage nach dem Umgang mit Todeswünschen kontrovers diskutiert. Aus der Perspektive der palliativen Versorgung wird dafür plädiert, das Thema Todeswunsch nicht auf den assistierten Suizid zu begrenzen, sondern in all seinen möglichen Ausprägungen und Facetten zu betrachten. Grundlegend dafür ist eine offene, interessierte und respektvolle Haltung gegenüber den Sichtweisen der Patienten. Entsprechende Zielsetzungen für den Umgang mit Todeswünschen sind in der «S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung» formuliert. Unterstützung bei der Umsetzung dieser Ziele bieten Schulungen zum Thema sowie ein Leitfaden zur Gesprächsführung über möglicherweise vorliegende Todeswünsche. Offene Gespräche zum Thema dienen primär dazu, den Fokus weg vom sofortigen Einleiten von Massnahmen zu nehmen und stattdessen die Perspektive zu weiten, den Prozess zu verlangsamen und den emotionalen Raum zu öffnen. Mit dem so gewonnenen Verständnis über dem Todeswunsch zugrundeliegende Vorstellungen und Sorgen können weitere Schritte geplant werden. Dazu gehören etwa die Schmerzlinderung oder die Behandlung von Depressivität, um das mit Todeswünschen verbundene Leid zu verringern. Auch besteht die Möglichkeit, lebensverlängernde Massnahmen nicht zu ergreifen oder zu beenden. Falls bei Patienten ein ernsthafter und andauernder Wunsch nach assistiertem Suizid vorliegt, gilt es die Existenz eines solchen Wunsches anzuerkennen und angemessen darauf zu reagieren.
Type of Medium:
Online Resource
ISSN:
0040-5930
,
1664-2864
DOI:
10.1024/0040-5930/a001329
Language:
German
Publisher:
Hogrefe Publishing Group
Publication Date:
2022
detail.hit.zdb_id:
82044-1