ISSN:
0941-3790
Inhalt:
Ziel der Studie: In dieser qualitativen Studie wurde herausgearbeitet, welche Relevanz die bisherigen Qualitätsindikatoren der Nationalen VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz aus der Sicht von Patientengruppen haben. Methodik: Es wurden 6 Gruppendiskussionen durchgeführt. Das Sample setzt sich aus 4 gemischt-geschlechtlichen, einer Männer- und einer Frauengruppe zusammen. Die Teilnehmer der Gruppendiskussionen wurden aus Herzsportgruppen rekrutiert. Zur Auswertung der Daten wurde ein an die Grounded Theory angelehntes Verfahren genutzt. Ergebnisse: Das zentrale Ergebnis der Datenauswertung ist, dass die Qualitätsindikatoren prinzipiell akzeptiert werden, allerdings viele die Alltagswelt der Patienten berührende Aspekte vernachlässigen. Die Gruppendiskussionsmitglieder nehmen eine Disposition des „ja-aber“ gegenüber den Qualitätsindikatoren ein. Dieses Phänomen konnte theoretisch mit dem Konzept der Wissensordnungen gefasst werden. Während sich die Patientengruppen in ihren Ausführungen auf eine Alltagswissensordnung beziehen, rekurrieren die Qualitätsindikatoren auf eine medizinische Wissensordnung. Zwischen den Wissensordnungen treten Konkurrenzen auf. Schlussfolgerungen: Die Wissensordnung der Medizin muss sich gegenüber der Alltagswissensordnung der Patienten öffnen, wenn sie patientenrelevante Aspekte aufgreifen will. Patientenvertreter in Gremien des Gesundheitswesens sollten geschult werden, einen reflexiven Umgang mit unterschiedlichen Wissensordnungen auszubilden, damit sie selbstbewusster das Alltagswissen der Patienten vertreten können. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie sich aus dem Wunsch, auf Augenhöhe mitreden zu können, an die Wissensordnung der Medizin anpassen.
In:
Das Gesundheitswesen, Stuttgart : Thieme, 1992, 78(2016), 6, Seite 373-377, 0941-3790
In:
volume:78
In:
year:2016
In:
number:6
In:
pages:373-377
Sprache:
Deutsch