Format:
1 Online-Ressource (322S.).
Edition:
2. Auflage
ISBN:
978-3-322-87531-0
,
978-3-531-12005-8
Note:
Der Begriff der Kultur, dem 19. Jahrhundert so teuer, hat sich jüngst bis zur Unkenntlichkeit erweitert, zerfasert und entwertet. Mit seiner Bedeutung hat er seine Kraft, aber noch nicht seinen Zauber verloren. Denn aus dem Rest kann sich nun jeder die politische Kultur, die Stadtkultur, die Unternehmenskultur, die Freizeitkultur, die Alltagskultur oder was sonst herausschneiden, so daß niemand weiß, woran er mit dem Begriff ist. All das zeigt an, wie tief sich die Kultur verwandelt hat. Sie fand sich durch reale Daseinslagen vor neue Aufgaben gestellt, in der egalitären Massendemokratie durch neue Kräfte bestimmt, durch Bildungsausweitung und Massenmedien in ihrer Gliederung verändert, durch Internationalisierungsvorgänge in ihrer Identität bedroht. Wo man im 19. Jahrhundert glaubte, eine Kultur zu haben und zu sein, herrscht heute der Pluralismus, der sich allenfalls auf einige Spielregeln und Grundrechte einigen kann. Doch die Kultur verschwindet nicht, weil sich Gehalt und Gestalt wandeln. Sie bleibt selbst dann eine Macht, wenn sie sich, wie oft genug, nicht versammelt und artikuliert. Die Kulturintelligenz arbeitet auch dann weiter, wenn ihre Träger, Ideengeber und Netze undurchschaubar und anonym werden. Ideen und Symbole wirken auch dann, wenn sie in der Flut unterzugehen drohen. Selbst der Pluralismus ist nicht bloß ein Zustand, sondern selbst eine mit eigenen Tabus und Geboten umgebene Ideologie, die im Kampf der Ideen durchgesetzt und legitimiert werden mußte
Language:
German
Keywords:
Kultur
;
Gesellschaft
;
Kultur
;
Moderne
;
Religionssoziologie
;
Wissenschaftssoziologie
;
Kulturwandel
;
Kultursoziologie
DOI:
10.1007/978-3-322-87531-0
Author information:
Tenbruck, Friedrich H. 1919-1994