Umfang:
1 Online-Ressource (X, 246 S.).
ISBN:
978-3-663-02175-9
,
978-3-663-00262-8
Anmerkung:
Es bedarf keiner Erörterung, daß die heutigen westlichen Gewerkschaften einen völlig anderen gesellschaftlichen Hintergrund haben als die früheren Gewerkschaften des 19. Jahrhunderts. Diese waren Kinder ihrer Zeit; sie entsprachen den damals herrschenden kapitalistischen Verhältnissen, der Industrialisierung und dem Klassenkampf. Seitdem ist über ein Jahrhundert vergangen. Patriarchalisch geleitete Betriebe haben sich zu Großindustrien entwickelt und über die ganze westliche Welt ausgebreitet, Immigration und Verstädterung haben neue Kulturmuster hervorgerufen, Kommunikationsmittel haben Länder einander näher gebracht, die Arbeiterschaft hat sich emanzipiert. Auch sozialpsychologisch unterscheidet sich die alte Klassengesellschaft von der heutigen Statusgesellschaft 1 grundlegend. Es entstand nach dem Zweiten Weltkrieg das wirtschaftliche und gesellschaftliche Gebilde des Wohlfahrtsstaates, der sowohl den Staat der modernen Wohlstandsgesellschaft (affluent society) einschließt, wie den Staat der sozialen Sicherheit (welfare state). Gemessen am 19. Jahrhundert leben wir heute in einer neuen Gesellschaft. Auch die Gewerkschaftsbewegung konnte sich dem Wandel nicht entziehen. Makrosozial unterlag sie Veränderungen, die man als Institutionalisierung bezeichnet. Sie entwickelte sich aus einer Oppositionsgruppe zu einer sozial integrierten Institution, die der Konfliktsphäre des Streiks Verhandlungen vorzieht. Auch auf mikrosozialer Ebene - im Verhältnis zwischen der Gewerkschaft und ihren Mitgliedern - ergaben sich Veränderungen objektiver wie subjektiver Art. Objektiv übernahm die Gewerkschaft neue Verpflichtungen gegenüber ihren Mitgliedern, die neue Voraussetzungen schufen und zu ihrer Verwirklichung neuer Voraussetzungen bedurften
Sprache:
Deutsch
Schlagwort(e):
Gewerkschaft
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Wohlfahrtsstaat
DOI:
10.1007/978-3-663-02175-9
Mehr zum Autor:
Vall, Mark van de 1923-1993