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'Übernimm du!' heißt das Kommando, das verstärkt seit den 1960er Jahren zu hören ist. In allen Künsten entstanden offene Kunstwerke, in denen dem Rezipienten eine bloße Versuchsanordnung in die Hand gegeben wird, verbunden mit der Aufforderung, das Kunstwerk selbst hervorzubringen. Diese Art von Aktivität überschreitet das bloße Wahrnehmungs- und Interpretationsangebot 'gewöhnlicher' Kunstwerke, denn sie inkludiert Handlungen des Rezipienten, die das Werk - zwar nicht in seiner Struktur, aber in seiner konkreten Erscheinung - beeinflussen. Sie rüttelt damit an althergebrachten Kategorien wie Werk, Autorschaft und Originalität. In jüngster Zeit hat diese rezipientenorientierte Art der Kunst neuen Auftrieb erfahren und im Verbund mit relationalen und partizipativen Kunstpraxen auch den zeitgenössischen Tanz erreicht. Wird dieser in einem theatralen Rahmen präsentiert, wendet er sich im Unterschied zur Literatur und Bildenden Kunst jedoch weniger an den einzelnen Rezipienten als vielmehr an ein kollektives Publikum. Dabei wird zum einen die Grenze zwischen Zuschauerraum und Bühne neu verhandelt und zum anderen die kollaborative Ausführung des Tanzstücks zwangsläufig zur Aufführung ihrer selbst.
In:
Die Innenseite der Außenseite der Kunst. Ästhetische Strategien in der Alltagskultur, 2010,2010,1, Seiten 4-
Language:
German
URN:
urn:nbn:de:kobv:11-100106392
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